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Irriducibili

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01.05.2008
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Irriducibili

Irriducibili

Die Meute tobt. Die Spannung, die in der Luft liegt ist so intensiv, dass man sie auf der Haut spüren kann. Langsam ziehen sie den Weg zum Stadion hinauf. Über einen staubigen Pfad, vorbei an den kleinen Gemüseläden, die an diesem Sonntagnachmittag nicht geöffnet haben; dann erst erreichen sie die gepflasterte Straße. Am Horizont erscheint ihr Ziel. Das „Stadio Olimpico“. Es ist heiß. Der beißende Geruch von Schweiß steigt Beppe in die Nase, doch es stört ihn nicht. Wie lang hat er darauf gewartet. Wie lang hat er darauf gewartet wieder so von Leben erfüllt zu sein. Die Menge brüllt: „Lazio, Lazio, Lazio“, und ein Gefühl der Stärke breitet sich in ihm aus. Ein Gefühl von Kraft und von Gemeinschaft, wie er es nur hier spüren kann. Am Spieltag in der Gruppe der „Irriducibili“.
Das Lazio Logo, dass Paolo in die Luft hält wird geziert von einem Hakenkreuz.
Die Menge trägt ein weißes Banner vor sich her auf dem in großen schwarzen Lettern steht: „AS: AUSCHWITZ LAVOSTRA PATRIA I FORNI LE VOSTRE CASE“ „AS: Auschwitz ist eure Heimat, die Öfen euer Zuhause“. Ein beinahe schon historisches Spruchband. So traditionsreich wie der blanke Hass, der ihnen entgegenschlägt je näher sie dem Stadion kommen. Ihrem Stadion. Die Gegner sind bereits da. Sie recken ihre roten Schals voller Stolz in die Luft. Langsam nähern sich die Männer der Irriducibili dem Eingangstor. Die Polizei zwingt die restlichen Fans eine Gasse zu bilden, sodass der berüchtigste und gefürchtetste Fanclub ganz Italiens ungehindert in seine Kurve kommt. Doch niemand will schnell voran. Beppe start in die rot-gelbe Menge.
Die geringste Provokation einer der beiden Seiten könnte zu dem führen, worauf er sich seit Erwerb seiner Derby-Karte vorbereitet hat. Seine Halsschlagadern pulsieren. Jeder Muskel ist bis die letzte Faser angespannt. „fascio“ „Faschist“,der Ruf verhallt auf dem großen Stadionvorplatz. Es herscht Totenstille. Dann passiert es: „gustafavi!“ „Schwanzlutscher!“. Der Schrei unterbricht die Stille schlagartig. Lazio und AS Fans schreien sich an; die Polizei versucht alles unter Kontrolle zu halten. Eine Flasche schlägt nur wenige Meter neben Beppe auf dem Fußboden auf. Das braune Glas zersplittert unter lautem Klirren auf dem Asphalt. Dann löst sich Barone aus der Gruppe.
Wie ein ausgehungerter Pitbull stürmt er auf die AS Fangruppe zu. Die Polizeikette kann den beinahe zwei Meter großen Mann nicht aufhalten. Sein „Di Canio“ Trikot weht im Wind während seine Knöchel mit den Schneidezähnen eines AS Roma Anhängers kollidieren.

Der Knoten ist geplatzt. Das SS Lazio Gefolge rennt in die Menge. Es kommt zur Ausschreitung.
Alles was ihn belastete, alles was ihn zermürbte, die ganze Anspannung; alles ist verflogen. Adrenalin breitet sich in Beppes Körper aus. Völlig befreit fängt er an zu Kämpfen. Im Augenwinkel sieht er eine rote Mütze .Blitzschnell fährt er herum und reflexartig schlägt er zu. Blut bespritzt sein hellblaues Trikot; sein Handgelenk knackt, doch er spürt nichts. Mit jedem Tropfen Blut, der den grauen Asphalt befleckt schüttet sein Gehirn mehr Serotonin aus. Sein Sichtfeld ist verschwommen; sein Kopf glüht. Ein unbeschreibliches Gefühl der Freude breitet sich in ihm aus und erfüllt ihn bis in die Fingerspitzen mit Leben. Rage. Eine weiter Flasche zerschellt neben Beppes Füßen. Angetrieben vom Hass fliegt seine Faust durch die Luft und findet ihr Ziel im Gesicht eines weiteren AS Rom Fans. Seine Nase bricht unter lautem Knacken. Nichts kann ihn aufhalten, kein Gegner der Welt möge er auch noch so stark sein. Dann kommt der Höhepunkt. Ein Orgasmus der Gefühle.
Sirenen im Hintergrund. Die Sonne steht immer noch so hoch, dass man das blau-weiße Blinken kaum sehen kann. Der schwarze Knüppel fährt durch die Luft und trifft Gianni am Hinterkopf. In Beppes Kopf wird von der einen Sekunde auf die andere ein Schalter umgelegt. Er rennt. Rennt Richtung Stadtmitte. Er dreht sich nicht um. Wenn die Polizei hinzukommt heißt es jeder für sich. Die Sirenen werden leiser, Beppes Atem lauter. Nach zehn Minuten gönnt er sich die erste Verschnaufpause. Man kann die Fratelli d'Italia hören. Sie klingt elektronisch , konserviert, als wäre sie eingesperrt und könnte ihre volle Schönheit nicht entfalten. Beppe realisiert erst nach ein paar Sekunden, dass sein Handy klingelt.

„Barone“ steht in kleinen schwarzen Lettern auf dem Bildschirm. Er drückt auf den grünen Hörer. „Ja?“, meldet er sich. „Beppe!“, hört er Barones raue Stimme aus dem Hörer; er klingt ein wenig außer Atem, „ Haben sie dich nicht erwischt?“. „Nein.“, antwortet er. „ Hahaha diese Hurensöhne!“, sein Lachen klingt nicht wie ein fröhliches Lachen; tatsächlich klingt es nicht einmal wie das eines Siegers. „ Du Beppe die haben Carlo und Gianni einkassiert und von Emilio hab ich auch noch nichts gehört.“ Beppe antwortet nicht. In seinem Kopf fängt die Welt grade wieder an ein erkennbares Bild zu formen. Er setzt sich auf eine Bank. „ Beppe wir haben das Spiel zwar nicht sehen können, aber die AS Wichser wollen heute Abend ne Revanche. Warum sollten wir uns also die dritte Halbzeit entgehen lassen wenn wir schon die Erste und Zweite verpasst haben ?“wieder lacht er. „ Ja“, Beppe schweigt kurz, in seinem Kopf dreht sich immer noch alles um die Erlebnisse, die keine fünfzehn Minuten zurückliegen., „Wann?, Wo?“, fragt er dann. „Heute Abend um acht, den Ort schreib ich dir nachher, ich muss das noch klären.!“ „ Gut“ antwortet Beppe, „ bis später.“
Er drückt auf rot. Das Loch, in das er fällt ist so tief wie die Gefühle davor hoch waren. Seine Knöchel schmerzen und jetzt erst fällt ihm auf, dass seine Lippe blutet. Er läuft die Straße hinunter Richtung Innenstadt; läuft zurück in sein tristes Leben. Ein Leben ohne Arbeit, dass keine Höhepunkte kennt außer die Irriducibili. Er geht zwar nach hause, aber mit den Gedanken ist er schon wieder beim Abend. Er zieht sein verschwitztes Trikot aus und biegt dann in seine Straße.

 

Hey,

Das hier ist der zweite Text, den ich hier veröffentliche. Ich würde mich freuen, wenn ich wieder viele Verbesserungsvorschläge erhalten würde. Hierzu muss ich allerdings sagen, dass es mir lieber wäre mehr darüber zu erfahren, wie ich mich vom Stil her verbessern kann und nicht, wo ich beim "dass" ein s vergessen habe oder ähnliches, auch wenn ich natürlich versuche mich an Rechtschreibung und Zeichensetzung zu halten.

Vielen Dank schon mal im Vorraus

 

Hi freezyw,

ich lasse mal die Hinweise zu den Kommafehlern, sondern komme zum Inhalt. Was Schreib- und Lesefluss betrifft, ist mir nichts aufgefallen, was du am Satzbau verändern könntest. Allerdings finde ich die Geschichte zu kurz oder in der Gewichtung nicht optimal. Die Kampfszene müsste, bevor Beppe flieht, wenigstens auch zu einer Kampfszene werden. Ein paar Steine mehr müssten fliegen, ein paar mehr Fäuste und Füße in fremde Gesichter treffen. Den Hass zwischen beiden Gruppen hast du behauptet, spürbar wird er für mich so nicht.
Die Irriducibili musste ich erst googlen, um zu wissen, dass es sich um eine faschistoide Fangruppe von Lazio Rom handelt. Das von dir verwendete Spruchband könnte zwar darauf hinweisen, hängt aber so sehr um luftleeren Raum, dass man sich als Leser nur fragt, was dieser Spruch da zu suchen hat. Ideal wäre, wenn all diese Informationen, die ich als Leser brauche, über die Handlung aus der Geschichte zu verstehen wären.
Ich begreife anhand des Textes, dass es dabei nicht um Fußball geht, der ist nur der Anlass, ich begreife, dass es für die Beteiligten ein Kick ist, sich zu prügeln, leider begreife ich nicht, worin dieser Kick genau liegt. Die physische Komponente schon, aber nicht die psychische. Soweit zu meinen Anmerkungen.

Lieben Gruß
sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Okay vielen Dank für deine Verbesserungsvorschläge ich hab die Geschichte noch einmal ein bischen überarbeitet. Wäre schön, wenn ich auch noch von anderen Mitgliedern Kritiken bekommen könnte.

 

Wäre schön, wenn ich auch noch von anderen Mitgliedern Kritiken bekommen könnte
Wäre schön, wenn du dich selbst im Forum einbringen würdest, anstatt um Kritiken zu betteln. Stell dir vor, auch andere freuen sich über Kritiken. Geben und nehmen ;)

Deine Geschichte finde ich noch etwas unausgegoren. In Ordnung, es geht um den faschistoiden Fanclub, der anscheinend aus Mitgliedern besteht, die keine anderen Inhalte kennen, weil deren Leben "so trist" ist. Zumindest deutest du das anhand eines Stellvertreters dieses Club an. Dieses Andeuten ist aber in meinen Augen zu schwach ausgebildet. Von dieser Stimmung müsste in die Geschichte eigentlich getragen werden. In dieser Gesatlt finde ich es schlicht zu plakativ, zu oberflächig. Die Antriebsfeder müsste mehr gespannt werden.

Da du ja zur Interpunktion und Co eher nichts hören möchtest, erspare ich mir eine Auflistung (die recht lang werden würde). Dennoch kann ich mir nicht verkneifen, zu sagen, dass ich deine Form ganz schön schlampig finde.
Wenigstens deinen kruden Umgang mit Leerzeichen solltest du noch mal übrarbeiten. Da braucht es nämlich keine Expertise in Rechtschreibung oder Zeichensetzung.

grüßlicht
weltenläufer

 

Hallo freezyw,

da ich die erste Version kenne, kann ich sagen, die zweite ist schon viel besser, deine Veränderungen haben der Geschichte gut getan. Manchmal bleibst du noch sehr im Allgemeinen, etwa, wenn du schreibst:

Es kommt zur Ausschreitung.
Alles was ihn belastete, alles was ihn zermürbte, die ganze Anspannung; alles ist verflogen.
Wenn du hier zeigst, worin die Belastungen und Anspannungen bestehen, wird es bildhafter. "Es kommt zu Ausschreitungen" ist eher Nachrichtenjargon, nicht prosaisch. Schildere doch die Ausschreitungen so, wie du es später schon recht gut machst.

Lieben Gruß
sim

 

Hallo freezwy!

Da sind also italienische Hooligans und die prügeln sich. Tja, das war's auch schon.
Die "Moral": "läuft zurück in sein tristes Leben. Ein Leben ohne Arbeit, dass keine Höhepunkte kennt außer die Irriducibili." versteckst du ganz am Ende, aber ich frage mich, was du eigentlich erzählen willst? Dass alle Arbeitslose Hooligans werden? Dass die Hooligangruppen nur aus Arbeitslosen bestehen? Beide Punkte treffen nicht. Das Thema ist komplexer, aber du gehst auf das Hooligan-Sein (die Hintergründe) im Text leider gar nicht ein, da stimmt die Gewichtung nicht, finde ich.

Zwei andere Punkte:

Rechtschreibung: Mich als Leser nervt es ziemlich, wenn der Schreiber sich nicht an die Rechtschreibung, bzw. Zeichensetzung hält, also Leerzeichen einbaut, wo keine hingehören, sie an anderer Stelle weglässt, mehrere Zeichen an einer Stelle setzt z.B.: .!, Kommas weglässt oder sie an falsche Stellen setzt u.s.w. Ich bleibe an jedem Fehler hängen, flüssiges Lesen ist so nicht möglich. (Und du könntest die meisten Fehler sicher problemlos bei ordentlichem Korrekturlesen finden, bzw. wenn du dir mal die Regeln anschauen würdest [die findest du u.a. hier im Korrekturcenter])

"Wäre schön, wenn ich auch noch von anderen Mitgliedern Kritiken bekommen könnte." => Jeder, der hier einen Text postet, möchte Kommentare. (Dazu ist das Forum schließlich da.) Wenn du es dauernd dazuschreibst, wirkt das sehr aufdringlich.

Grüße
Chris

 
Zuletzt bearbeitet:

Also zunächstmal danke für die Kommentare.
Zu den Anschuldigungen ich würde mich nicht im Forum beteiligen, kann ich nur sagen, dass ich 1. bereits zwei Kommentare zu anderen Geschichten geschrieben
habe (Ja klingt nicht viel sind aber 20% meiner Gesamtbeiträge) und, dass ich mir
mit meinen 10 Beiträgen einfach nicht anmaße über die Geschichten anderer zu urteilen. Meine Meinungen sind deswegen sehr subjektiv.
Zudem war meinen Beisatz:"wäre schön wenn ich ein paar Kommentare bekommen könnte" nicht unhöflich und aufdringlich sondern ganz im Gegenteil eher nett gemeint.
Ich wollte den Leser nur nicht so mit der Geschichte alleine da stehen lassen sondern,
da ich neu im Forum bin, ein wenig zwischenmenschliche Kommunikation aufbauen. So etwas wie einen Punkt, an dem man anknüpfen kann.
Dazu, dass der Text keine Aussage hat, kann ich nur sagen, dass wie ich finde
eine Kurzgeschichte, vor allem, wenn sie aus dem Bereich Geselschaft ist, durchaus auch einfach eine Szene darstellen kann ohne, dass dieser eine ganz offensichtliche Aussage zu Grunde liegt. Die Geschichte hat das Ziel, einen Zustand möglichst bildhaft zu vermitteln und daran arbeite ich.
Ich will mich aber auch gar nicht zu viel verteidigen, ich nehm die Kritik gerne hin und werde,wenn ich Zeit habe vielleicht noch eine - dann noch weiter veränderte - Version veröffentlichen.

 

Hallo freezyw!

"Dazu, dass der Text keine Aussage hat, kann ich nur sagen, dass wie ich finde eine Kurzgeschichte, vor allem, wenn sie aus dem Bereich Geselschaft ist, durchaus auch einfach eine Szene darstellen kann ohne," => Ich finde, es ist zu wenig, wenn du in einem Text nur sagst, dass sich welche prügeln. Warum sollte einen Leser nur die bildliche Darstellung einer Prügelei interessieren? Der Leser möchte wissen, warum sich Leute prügeln, wie es zu der Prügelei kommt, er möchte die Handlungsweise der Protagonisten nachvollziehen können.

Ein Bild ist nunmal keine Geschichte, eine Geschichte erfordert mehr.

Und bitte, kümmere dich um Rechtschreibung und Zeichensetzung, denn auch das gehört zum guten Schreiben (und selbst dazu, ein "Bild zu malen").

Grüße
Chris

 

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