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Jeder bekommt, was er verdient

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16.12.2010
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Jeder bekommt, was er verdient

Sein rotes Blut verfärbte den Schnee. Langsam tropfte es von seiner Nase. Er lag gekrümmt auf dem Boden, sein rechtes Bein in Gips, und sah nach unten. Der Schnee lag kalt auf seiner Haut, doch das war ihm jetzt egal. Er wollte sich jetzt nicht bewegen. Er wollte einfach nur da liegen und nachdenken. Joe war schon immer das Klassenopfer gewesen, doch als er sich das Bein bei einem dummen Skiunfall auf der Klassenfahrt brach und damit die Klassenfahrt abgebrochen werden musste, wurde er von allen gehasst. Nun war er das perfekte Ziel – so wehrlos.

Doch der eigentliche Grund, warum Joe von allen ausgelacht wurde war, dass er sich auch ohne Gips nicht wehren konnte und deswegen lag er auch heute hier auf der Strasse. Marc, der Schulschläger hatte ihn wieder einmal zusammen geschlagen.

Zu Hause angekommen verarztete die Mutter Joes Wunden, während er Fern sah. Sie fragte Joe schon gar nicht mehr, was geschehen war. Joe kam fast täglich mit blauen Flecken nach Hause. Und er weigerte sich immer strickt, wenn die Mutter etwas unternehmen wollte.
„Wenn du etwas sagst, dann verhauen die anderen mich nur noch umso schlimmer!“, hatte er einmal gesagt.

Nach ein paar Wochen konnte Joe den Gips endlich abnehmen. Er hatte sich geschworen, sich nie wieder so rum schubsen zu lassen. Doch wie, das wusste er selbst noch nicht.

Am nächsten Montag, in der Mittagspause, schlug Marc Joe das Tablett aus der Hand und ging, als wäre nichts geschehen weiter. „Aufheben, Arschloch!“ hörte Marc hinter sich. Er drehte sich um. Es war Joe, der das gesagt hatte. Marc ging langsam auf ihn zu. „Wie bitte?“, fragte er langsam und ein bisschen verwundert.
„Aufheben, Arschloch, hab ich gesagt.“, erwiderte Joe.
„Niemand nennt mich Arschloch!“, schrie Marc und rannte auf Joe los, die Faust neben dem Gesicht. Doch im letzten Moment trat Joe zur Seite und stellte Marc ein Bein. Marc fiel hin und stand sofort wieder auf. Wutentbrannt schlug er wieder zu doch Joe duckte sich und schlug Marc auf die Nase. Wieder fiel Marc hin. Er lag auf dem Boden; die Nase blutig. Joe drehte ich um, nahm Marcs Tablett, setzte sich hin und aß. Er wusste selbst nicht, wie er das geschafft hatte, doch er tat so, als hätte er genau gewusst, was er tat.
Keiner in der Mensa wusste genau, was er tun sollte.

Seit dem legte sich niemand mehr mit Joe an, doch ein Außenseiter war er immer noch.

 
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Moi Gibson,

und herzlich willkommen im Forum!

Die Rubrik fängt an, spannend zu werden. Es gibt ja schon Texte, in denen keine explizite "Botschaft" gegen Mobbing enthalten ist - aber schließlich spielt auch noch der Leser eine Rolle, und diese Form kann durchaus Eindruck hinterlassen, vllt stärker, als wenn es deutlich präsentiert würde. Nun hast Du einen Text, in dem Gegengewalt die Lösung bringt. Hmmmm ... der Aufruf lautet "Botschaft gegen Gewalt". :D

Meiner Erfahrung aus der Schulzeit nach sieht es definitiv so aus, daß Gegengewalt tatsächlich das oft einzige Mittel ist, Angriffe zu stoppen. Dein Text redet also nicht an der Realität vorbei, und stärkt das Opfer, Widerstand zu leisten. Ob das so im Sinne der Initiative ist, bleibt abzuwarten - auf jeden Fall bietet er eine gute Diskussionsgrundlage.

Boxen ist ein schöner Sport. :) Und das ist jetzt kein off-topic: Es hat in den letzten Jahren immer mehr Projekte - für Jungen und neuerdings auch für Mädchen - gegeben, in denen durch Boxsport Aggressionen abgebaut, in sinnvolle Bahnen geleitet werden können. Offenbar mit sehr viel Erfolg. Wenn Du Dich in dem Sport so gut auskennst: es sind noch 4 Wochen bis Projektende, ich würde mich freuen, wenn Du darüber eine KG für diese Rubrik schreiben würdest!
edit: 2 Wochen and counting ... fürchte, Du hast vergessen, daß Du hier gepostet hattest. :-(

Zum Text:
Er ist sehr kurz, dafür kommen aber einige Wortwiederholungen vor, das ist unelegant. Guck:

Joe war schon immer das Klassenopfer gewesen, doch als er sich das Bein bei einem dummen Skiunfall auf der Klassenfahrt brach und damit die Klassenfahrt abgebrochen
Wutentbrannt schlug er wieder zu doch Joe duckte sich und schlug Marc auf die Nase. Wieder fiel Marc hin. Er lag auf dem Boden; die Nase blutig. Joe drehte ich um, nahm Marcs Tablett, setzte sich hin und aß. Er wusste selbst nicht, wie er das geschafft hatte, doch er tat so, als hätte er genau gewusst, was er tat.
Keiner in der Mensa wusste genau, was er tun sollte.
Nun war er das perfekte Ziel – so wehrlos.

Doch der eigentliche Grund, warum Joe von allen ausgelacht wurde war, dass er sich auch ohne Gips nicht wehren konnte und deswegen lag er auch heute hier auf der Strasse.

(Abgesehen davon ist der zweite Satz hübsch ironisch und knapp!)
Da kannst Du nochmal drübergehen, das liest sich nicht schön - der Text tritt auf der Stelle.

Es gibt letztlich keinen besonderen Grund, aus dem das Opfer zurückschlägt, statt weiterhin einzustecken. Auch das ist nicht unrealistisch, aber es ist für eine Kurzgeschichte interessanter, wenn der (innere) Konflikt sich zuspitzt, ein Spannungsbogen entsteht, der durch die letzte Szene aufgelöst wird. Das ist hier nicht: er ist Opfer, er will keine Hilfe, weil es die Sache verschlimmern würde, er schlägt zurück ... und aus.

Was ich mir vorstellen könnte (auch nur äußere, keine innere Entwicklung, aber etwas zugespitzter): Er hat einen Gipsarm. Und nimmt den nicht ab, wie hier, sondern erkennt das als Waffe und schlägt damit zu. Nur ein kleiner Dreh, aber hier könnte ich durchaus einen Grund sehen, daß er sich subjektiv plötzlich stärker fühlt als zuvor. Damit wäre auch deutlich, daß Opfersein durchaus mit dem Selbstbild, nicht mit realer körperlicher Stärke zusammenhängt - und vllt nur eine kleine Änderung der Situation benötigt.
Hier kann also noch Fleisch auf die Rippen, im Sinne eines plots, einer Entwicklung der Handlung.

Der erste Satz gefällt mir - kurzer, knapper Einstieg mit einem fast filmischen Bild.

Jetzt ist mein Komm doppelt so lang wie als Dein Text. :) Würde es schön finden, wenn Du noch was dran machen würdest.

Herzlichst,
Katla

 

Hallo Gibson,

wenn man die Geschichte gelesen hat, wirkt der Titel daraufhin ziemlich selbstgerecht. Abgesehen vom Sprachlichen (Wortwiederholungen, wie Katla schon angesprochen hat) finde ich aber, dass die Geschichte die Message gut rüberbringt, allerdings - und das muss ich einschränkend sagen - nur bis er selbst zuschlägt. Hätte es im Sinne der Initiative gemocht, wenn es dabei geblieben wäre, dass Joe ausweicht, also Marc hinstürzen lässt, und ihm dann evtl., dann muss man aber aufpassen dass es nicht kitschig wird, eine Hand hinhält ...

Aber ich glaube, ein Orthopäde hätte schwer was dagegen, wenn ein Gipsarm als Waffe dient. :D Tut das nicht auch höllisch weh?

-- floritiv.

 

Hallo Gibson,

insgesamt muss ich deine Geschichte relativ positiv beurteilen, weil sie eben sehr realistisch wirkt. Ein paar Kleinigkeiten stören mich allerdings schon.

während er Fern sah
müsste meines Erachtens "fernsah" heißen, bin ich mir aber zugegebenermaßen nicht ganz sicher. Falls es das nicht ist, irgend etwas stimmt trotzdem nicht

strickt
Da bin ich mir sicher, dass man bei der von dir verwendeteten Form Nadeln dazu braucht. Richtig heißt es "strikt"

Und das Letzte wäre:
Die von dir beschriebene Art der Gegenwehr kommt für mich ziemlich geplant rüber, das kannst du auch nicht mit deinem vorvorletzten Satz entschärfen, was jetzt nicht unbedingt schlecht ist, aber hier (bei mir) zu Verwirrung führt.

lg
lev

 

Hallo Gibson,

mir gibt die Geschichte leider nicht viel. Joe wird gemobbt, einfach so. Dann rächt er sich bei seinem Peiniger. Einfach so. Und aus war's.
Die Charaktere sind mir zu schwach gezeichnet, die Handlung nicht originell, nicht spannend. Wenn ein gemobbter Mensch sich rächt, kann das schon spannnend sein, aber was löst das aus?

Er wusste selbst nicht, wie er das geschafft hatte, doch er tat so, als hätte er genau gewusst, was er tat.
Keiner in der Mensa wusste genau, was er tun sollte.,

Das ist zu schwach. Vielleicht weiß er nicht, was er tun soll, aber er wird doch etwas denken, oder nicht? Ich meine, du beschreibst doch nichts Alltägliches. Das gehört sicher mit zu den größten Tagen in Joes Leben. Wenn ich das geschafft hätte, würde ich mich wie bares Geld fühlen. Ich würde meinen Blick durch die Menge schweifen lassen, und mich fragen, ob auch die Mädels gesehen hätten, in was für eine furchtlose Kampfmaschine in mich gewandelt hatte. Ich würde mir überlegen, ob ich nicht noch einmal nachtreten sollte. Einfach so. Weil es gut tut. Oder ob mir nicht noch ein geiler Spruch einfällt, a la so ziemlich jeder Actionheld der Geschichte.
Mir fehlt einfach der Mensch dahinter. Geh ab, hauch Joe leben ein, zum Teil ist es gut geschrieben, mach was draus.

mfg,

JuJu

 
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Hi Katla!
Ja, ich habe gemerkt, dass mein Text Gegengewalt ein wenig nterstützt, aber ich wollte den Text auch der Realität nahe bringen.
Ich habe auch schon darüber nachgedacht Joe einen Gipsarm zu geben aber er hätte damit eine entscheidenden Schwachpunkt:
Sobald er mit diesem Gipsarm zuschlägt, tät das höllisch weh und Marc hätte wieder eine große Chance auf einen unfairen Kampf.
Trotzdem Danke für deine Rückmeldung!

Gruß
Gibson

 

Moi Gibson nochmal,

schön, daß Du Dich nochmal zurückmeldest.

Ich habe auch schon darüber nachgedacht Joe einen Gipsarm zu geben aber er hätte damit eine entscheidenden Schwachpunkt:
Sobald er mit diesem Gipsarm zuschlägt, tät das höllisch weh und Marc hätte wieder eine große Chance auf einen unfairen Kampf.
Hmmjein: wenn nicht ganz neu, und der Knochen schon Zeit zum heilen hatte, müßte es funktionieren. Sagen wir, 2 Wochen später. Hatte mal nen eingegipsten Arm :D, zwar nicht als Waffe benutzt, aber nach ner Weile ist das überhaupt nicht mehr empfindlich - im Gegensatz zum Nasenbein/Knorpel, wenn von unten nach oben gedroschen würde.

Schade, daß der Boxertext nix wurde.

Herzlichst,
Katla

 

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