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Jedida
Jedida- Eine Ätiologie
(im Stile der Heiligen Schrift)
Einst herrschte in Assur der mächtige König Sargon. Er war dreiundzwanzig Jahre alt, als er König wurde, und regierte sechsundzwanzig Jahre in Assur. Seine Mutter hieß Joadann und stammte aus Babel. Unter der Herrschaft Sargons´ zogen die Assyrer in viele Kriege.
Insgesamt hatte Sargon fünfzehn Frauen, doch nur Jedida, seine erste Frau, liebte er wirklich. Doch gerade sie war es, die den König betrog.
Immer, wenn sich Sargon mit seinen Beratern zurückzog, um sich über die Lage in seinem Reich berichten zu lassen, holte sie sich einen Mann in das Königshaus und schlief mit ihm. Nach jeder Beratung eilten Diener zum König und berichteten ihm vom Ehebruch der Jedida. Doch er wollte seinen Dienern keinen Glauben schenken und fragte deshalb seine Frau: „Hast du dir einen Mann in das Königshaus geholt und mit ihm unsere Ehe gebrochen?“ Sie aber antwortete: „Nein mein Herr, ich habe mir keinen Mann in das Königshaus geholt und habe so auch nicht unsere Ehe gebrochen.“
Weil sie die Frau des Königs in Verruf gebracht hatten, ließ Sargon jeden Diener, der vom Ehebruch der Jedida berichtete, auf der Stelle töten.
Vier Jahre lang war es so, dass Diener ihm vom Ehebruch der Jedida berichteten, doch er sie, nach Befragung seiner Frau, wegen falscher Beschuldigungen hinrichten ließ. So musste sich der König ständig neue Diener für sein Königshaus suchen.
Eines Tages aber war, weil gerade Frieden herrschte, die Beratung sehr kurz. Sargon ging in seine Gemächer und wollte sich vor dem jährlichen großen Fest am Abend ausruhen. In seinem Bett sah er seine Frau zusammen mit einem Mann. Der König zerriss seine Kleider und schrie laut zum Himmel. Er bat um Vergebung für die zweihundertelf zu Unrecht verurteilten Diener. Auch seine Berater waren, durch seinen Schrei aufgeschreckt, in das Schlafgemach gekommen.
Sargon zog sein Schwert und tötete sofort den Mann, der mit seiner Frau im Bett lag. Auch sie wollte er töten, er rief: „Sie ist vom Dämon der Lust besessen.“
Doch Elas, ein Berater des Königs , hielt ihn zurück. Er wusste seit langem vom Ehebruch der Jedida und hatte einen Plan gefasst für den Fall, dass der König seine Frau beim Ehebruch überraschen würde.
Zu dieser Zeit nämlich war Sanherib, ein berüchtigter Ehebrecher, im Gefängnis von Assur eingesperrt. Dieser hatte auch die Frau des Beraters Elas verführt. Seit dem damaligen Tag wollte Maacha, Elas´ Frau, nicht mehr mit ihrem Mann schlafen. Nun sah dieser die Gelegenheit gekommen, um sich an Sanherib zu rächen. Er sagte nämlich zu Sargon: „Mein Herr, Sanherib ,der berüchtigte Ehebrecher ist im Gefängnis eingesperrt. Ich hörte, er schläft mit den Frauen auf eine Weise, dass sie nie wieder mit einem Mann Verkehr haben wollen, weil niemand sie so glücklich machen kann wie er. Warum holen wir ihn also nicht in das Königshaus und geben ihm den Auftrag, die Frau des Königs vom Dämon der Lust zu befreien. Wenn es ihm nicht gelingt, können wir ihn ja wegen Ehebruchs mit der Frau des Königs hinrichten lassen.“
Der König erwiderte: „Aber wenn Sanherib Erfolg haben sollte, wird Jedida auch mit mir nicht mehr schlafen wollen.“
Elas aber antwortete: „Ist es nicht Jedida, die der König als einzige seiner fünfzehn Frauen wirklich liebt? Was ist dem König also wichtiger ? - Dass seine Frau vom Dämon befreit wird, oder dass sie ihm weitere Nachkommen schenkt, wo er doch bereits neunzehn Nachkommen hat.?“
Diese Worte überzeugten Sargon. Elas aber wusste, dass Jedida´s Gelüste unstillbar waren und war sich sicher, dass selbst Sanherib diese Lust nicht stillen konnte.
Man brachte Sanherib zum König. Dieser sagte: „Siehe, Sanherib, meine Frau Jedida ist vom Dämon der Lust besessen. Oft holt sie sich andere Männer in das Königshaus. Ich hörte, du schläfst mit den Frauen auf eine Weise, dass sie nie wieder mit einem Mann Verkehr haben wollen, da niemand sie so glücklich machen kann wie du. Dein Auftrag sieht nun so aus: Schlafe mit meiner Frau in einer Weise, dass sie vom Dämon befreit wird und sie nie wieder begehrt, mit einem Mann zu schlafen. Dann bist du frei. Sollte es dir nicht gelingen , wirst du und auch meine Frau getötet.“
Sanherib aber hatte auch Jedida bereits verführt. Da er nun hörte, dass sie sich trotzdem noch andere Männer in das Königshaus holte, wusste er, dass ihre Gelüste unstillbar waren.
Er erklärte dem König: „Großer Sargon! Niemand, auch ich nicht, ist in der Lage, Jedida vom Dämon der Lust zu befreien.“
Doch Sargon hörte ihm nicht zu. Er sagte: „Ich gebe dir eine Woche Zeit, um meine Frau vom Dämon zu befreien.“
Sanherib erwiderte: „Also gut, mein Herr. Ich werde es versuchen. Niemand darf aber während dieser sieben Tage im Königshaus sein. Nur ganz mit ihr allein bin ich in der Lage, Jedida vom Dämon zu befreien.“
Der König war damit einverstanden. Sofort schickte er alle Diener aus dem Königshaus fort. Auch er und seine Berater gingen hinaus.
Nun war Sanherib allein mit Jedida im Königshaus.
Er sagte zu ihr: „Jedida! Da du dir seit unserer Begegnung immer noch Männer in das Königshaus holst, müssen deine Gelüste unstillbar sein, denn keine Frau vor dir wollte, nachdem ich mit ihr geschlafen habe, noch einmal mit einem Mann Verkehr haben, weil niemand sie so glücklich machen kann wie ich. Ich weiß also, dass es mir unmöglich ist, deine Begierde zu unterdrücken. Aber wenn du nach sieben Tagen immer noch nach anderen Männern verlangst ,wird der König uns beide töten lassen. Daher will ich, um meines und auch um deines Lebens Willen, trotzdem versuchen, dich vom Dämon der Lust zu befreien.“
Er ließ sich die weichsten Seidentücher aus ganz Assyrien bringen und gebrauchte sie beim Verkehr mit der Frau des Königs.
Doch selbst nach vier Tagen war ihre Lust noch nicht gestillt.
Sanherib sagte: „Es ist, wie ich befürchtet habe – Deine Lust ist wahrhaftig unstillbar. Deshalb müssen wir einen anderen Weg finden, um dem Tod zu entfliehen.“
Er suchte sich fünf wunderschöne Frauen aus Assur und brachte sie in das Königshaus.
Er erklärte Jedida: „Des Königs Wunsch ist es doch, dass du nie wieder begehrst, mit einem Mann zu schlafen. Anstatt also deine Begierde mit Männern auszuleben, musst du versuchen, dies mit den schönsten assyrischen Frauen zu tun.“ Sanherib zeigte den Frauen in den folgenden drei Tagen, wie sie sich miteinander vergnügen konnten.
Nach dem die sieben Tage vergangen waren ,kam Sargon mit seinen Dienern und Beratern in das Königshaus zurück.
Er fragte: „Nun, wie ist es? Ist meine Frau vom Dämon der Lust befreit?“
Sanherib antwortete: „Ja, großer Sargon. Ich habe Jedida vom Dämon befreit.“
Darauf sagte der König: „So bist du nun frei. Geh wohin du willst.“
Doch Elas wollte nicht glauben, dass Sanherib es geschafft hatte Jedidas Lust zu stillen. Er versuchte ihn aufzuhalten.
Er rief: „Sanherib lügt, die Frau des Königs ist nicht vom Dämon befreit! Er darf nicht freigelassen werden!“
Doch Sanherib erwiderte: „War es nicht der Wunsch des Königs, dass Jedida nie wieder begehrt, mit einem Mann zu schlafen?“
Sargon sagte: „Wahrhaftig, dies war mein Wunsch.“
Da sagte Sanherib: „Ihr werdet sehen, dass Jedida nicht mehr nach einem Mann verlangt. Also lasst mich nun gehen.“
Elas ließ ihn daraufhin ziehen. Doch er war weiterhin nicht überzeugt davon, dass Jedidas Lust gestillt war.
Kurz vor dem Ende der nächsten Beratung über die Lage in Assur zog er sich zurück. Er ging zum Schlafgemach des Königs. Als Elas die Tür öffnete, sah er Jedida im Bett zusammen mit einer wunderschönen Frau. Doch kein Mann war im Zimmer. Da es der Wunsch des Königs war, dass Jedida nie mehr begehrt, mit einem Mann zu schlafen, konnte Elas der Frau des Königs nichts vorwerfen und musst einsehen, dass Sanherib den Wunsch des Königs erfüllt hatte.
Bis zum Tode Sargons´ war es nun so, dass sich Jedida während den Beratungen die schönsten Frauen von Assur in das Königshaus bringen ließ.
Aber auch andere Männer, die von ihren Frauen betrogen worden waren, verlangten nach Sanherib. Er sollte mit den Frauen auf eine Weise schlafen, dass sie nie wieder nach einem Mann verlangten.
Mit diesen Frauen tat Sanherib dasselbe wie mit Jedida. Denn auch mit ihnen war er jeweils sieben Tage allein.
Doch er ging nicht so wie in früheren Tagen vor, als er selbst mit den Frauen schlief. Damals war es ja immer so, dass die Frauen nach der Verführung durch Sanherib nie wieder nach einem Mann verlangten , und sie so ihre Begierde nicht ausleben konnten.
Doch weil er alle Frauen liebte, zeigte er ihnen nun, wie sie sich mit anderen Frauen vergnügen konnten.
So wurde der Wunsch der Männer erfüllt: Ihre Frauen begehrten nicht mehr, mit Männern zu schlafen. Doch anders als früher konnten die Frauen nun dennoch ihr Verlangen stillen, mit anderen Frauen.
So verbreitete sich durch Sanherib diese neue Art des Verkehrs zweier Menschen , nämlich jene zwischen zwei Frauen, in ganz Assyrien, und darüber hinaus bis in alle Länder der Erde.