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Jennifer
Jennifer drehte den Zündschlüssel ihres Wagens. Mit einem lauten und durchdringenden Brummen sprang der Kombi an. Sie legte sich den Sicherheitsgurt um und fuhr aus ihrer Garage. Klag-Klag. Dieses Geräusch hörte sie regelmäßig, wenn sie die Einfahrt verließ. Es war der Bordstein, der entwas abgesenkt an der Straße zur Stadt lag. Creedence schallte aus dem Radio und Jennifer fuhr mit ihrem Kombi die Waldstraße Richtung Stadt enlang. Die Sonne stand hoch am Himmel, als sich der Kombi der engen Kurve näherte. Jedesmal, wenn dieser Moment kam, hatte Jennifer Angst, da diese Kurve an einem Berg lag, welcher ein steiles und tödliches Gefälle hatte. Sie machte sich aber heute keine Gedanken darüber. Sie dachte vielmehr daran, wo sie ihre verdammten Zigaretten hingetan haben könnte. In ihrer Handtasche waren sie nicht und lagen auch nicht auf dem Armaturenbrett. Nach einem kurzen Blick auf die Beifahrerseite bemerkte Jennifer, dass sich die Zigaretten unter dem Sitz versteckt hatten. Kurz vor der engen Kurve bückte sie sich zu den Dingern nach unten, grabschte etwas unter dem Sitz herum und ergriff schließlich die Schachtel. Voller Zufriedenheit, sich endlich eine anzünden zu können, erhob sie sich wieder. Eine Stimme im Hinterkopf sagte ihr: ‘Das wird nochmal dein Tod sein.’ Als ihr dieser Gedanke durch den Kopf schoss und sie wieder mal darüber grinsen wollte, sah sie die Leitplanke mit hoher Geschwindigkeit auf sich zukommen. Jennifer durchbrach sie und stürzte den Hang hinab. Der Kombi wickelte sich um einen teilnahmslosen Baum. Jennifer war sofort tod. Ihre rechte Hand lag abgerissen etwa zwei Meter den Hang hinab und hielt die Schachtel Zigaretten fest umschlossen.
Jennifer drehte den Zündschlüssel ihres Wagens. Das saubere und laute Brummen des Motors stimmte sie zufrieden. Der Wagen kam erst frisch aus der Inspektion und eine weitere Reparatur konnte sich die Familie nur schwer leisten. Gelassen fuhr sie im Rückwärtsgang aus ihrer Einfahrt. Klag-Klag. Sie legte den ersten Gang ein und brauste davon. Paul, ihr Mann, würde auch bald Mittagspause haben. Jennifer ging ihren Tagesplan im Kopf nochmals durch. Erst mit Paul einkaufen gehen. Sie brauchte dringend neue Schuhe. Naja, eigentlich brauchte sie keine, aber würde gerne ein neues Paar ihr Eigen nennen. Ihren Mann, Paul, würde sie schon mit kleinen erotischen Andeutungen für den Abend überzeugen können, wie immer. Und schon würde sie ein neues, aber unnötiges Paar Schuhe besitzen. Nach dem Einkauf musste sie Eddie von der Schule abholen. Er würde wie immer sein Pausenbrot nicht gegessen haben. Wozu macht sie dem Jungen eigentlich jeden morgen Frühstück? Trotzdem liebte sie ihren kleinen Sohn über alles. Vielleicht sogar mehr als ihren Mann. Er war der Beste in seine Klasse und der Beste in seiner Klassenstufe zwei, dies machte Jennifer stolz. Sie war auch stolz auf ihr kleines perfektes Leben, auf Ihr Haus in der kleinen Siedlung über der Stadt und auf ihren Mann, der sich immer weiter nach oben arbeitet. Creedence schallte aus dem Radio, als sie die Waldstraße hinunter zur Stadt entlang fuhr. Paul wird jetzt auch gerade losfahren, hoffentlich ist er diesmal pünktlich am Einkaufszentrum, jeden Freitag das Selbe, dachte sie, als sie sich der engen Kurve näherte. Ein stechender Schmerz nistete sich in ihrem Kopf ein. Er wurde stärker und es schien als ob ein Druck, ähnlich einem Schuldgefühl ihren Schädel zersprengen würde. Jennifer machte das Fenster einen Spalt auf. Es wurde nicht besser. Ich habe heute zu lange geschlafen, dachte sie. In der Hoffnung eine Zigarette würde sie etwas entspannen, suchte sie die Packung. Nach ein paar vergeblichen Blicken erspähte sie die Zigaretten unter dem Beifahrersitz, von wo aus sie einen Zentimeter hervor lugten. Sind die scheiß Dinger wieder unter den Sitz gefallen, dachte sie und bückte sich seitwärts, um sie aufzuheben. Das Stechen wurde stärker und Jennifer konnte den Moment des Anzündens kaum erwarten. ‘Die verdammten Dinger sind nochmal dein Tod’ hatte Paul immer gesagt. Jennifer wollte gerade darüber lachen, als sie sah, dass die Leitplanke unaufhaltsam auf sie zu raste. Der Kombi durchbrach sie und rollte in einer artistischen Art den Abhang hinunter. Jennifers Hand wurde durch die Wucht der sich wiederholenden Aufschläge abgerissen und landete zwei Meter unterhalb ihres Wagens, als dieser sich seitlich um einen Baum schlang. Jennifer war nicht nur tod, ihr Körper war in der Mitte zerteilt im Wagen verstreut. Ihre Hand hielt nicht weit vom Wagen entfernt immer noch die Zigarettenschachtel fest.
Jennifer drehte den Zündschlüssel ihres Wagens. Brumm. Klag-Klag. Nachdem sie ihre Einfahrt verlassen hatte, begann ein Schmerz in ihrem Kopf, den sie noch nie in ihrem Leben verspürt hatte. Er machte es ihr unmöglich weiterzufahren. Klag-Klag. Sie brachte den Wagen in ihrer Einfahrt zum Stillstand und drehte den Zündschlüssel. Der Schmerz war unerträglich und es fiel ihr schwer zurück ins Haus zu laufen. Ich brauche ein Aspirin, dachte sie und stolperte durch den Flur in die Küche. Die Hand, mit der sie die Schranktür öffnete, zitterte. Sie holte das Fläschchen mit den Tabletten heraus und nahm 4 Stück auf ein Mal. Das Glas fiel auf den Boden, als Jennifer zusammenbrach. Leblos lag sie auf den kühlen Fliesen. Sie war aber nicht tod, in ihrem Kopf träumte sie einen ungewollten Traum. Sie sah, wie ihre perfekte Welt zerbrach, wie ihr Mann sie verließ und ihren geliebten Sohn wegnahm. Wie sie das Haus verkaufen musste und wie traurig sie am Ende ihres Lebens aussah. Jennifer erwachte, der Schmerz war verschwunden. Diese Vision war so real gewesen, dass sie begann nachzudenken, über das, was sie vorhatte zu tun. Was jede Hausfrau tun würde, wenn sie von ihrem Mann, wegen dessen Karriere vernachlässigt werden würde. Sie hatte schon lange ein Auge auf den Attraktiven Nachbarsjungen geworfen. So ein Mann, der den ganzen Tag zu Hause ist, ist gefährlich. Hausfrauen, die ebenfalls den ganzen Tag zu Hause sind, erweisen sich nach einiger Zeit als abwechslungsreichen Zeitvertreib, für einen jungen Mann.
Jennifer wusste jetzt, dass das, was sie vor hatte, ihre ganze perfekte Welt zerstören würde. Der durchlebte Traum gab ihr das Gefühl des Verlustes. Des Verlustes, dass sie alles, was sie glücklich machte aufs Spiel setzen würde, wenn sie sich morgen mit dem Nachbar treffen wollte, den sie von ihrer Freundin empfohlen bekommen hatte, die nur zwei Häuser weiter wohnte.
Jennifer sah ein, dass sie ihren Mann nie betrügen kann. Heute Abend würde sie mit ihm reden. Würde ihm gestehen, was sie vorgehabt hatte. Sie würde ihm auch sagen, dass sie mehr Liebe braucht und dass sie einen Mann haben will, der ihr die Aufmerksamkeit schenkt, die sie benötigt um glücklich zu sein. Es wird sich alles zum Guten wenden, wenn sie nur mit ihrem Mann reden würde. Sie beschloss einen romantischen Abend mit Paul zu verbringen, wenn Eddie im Bett ist. Es soll so sein wie früher, als sie sich noch alles gesagt haben und immer ehrlich zueinander waren.
Jennifer drehte den Zündschlüssel ihres Wagens. Mit einem lauten und durchdringenden Brummen sprang der Kombi an. Sie legte sich den Sicherheitsgurt um und fuhr aus ihrer Garage. Klag-Klag. Dieses Geräusch hörte sie regelmäßig, wenn sie ihre Einfahrt verließ. Creedence schallte aus dem Radio und Jennifer fuhr mit ihrem Kombi die Waldstraße Richtung Stadt hinunter. Sie war zufrieden, und glücklich fuhr sie auf die enge Kurve zu. Gelassen nahm sie diese und legte sich in ihrem Kopf die Worte für den heutigen Abend zurecht. “I see the bad moon risin’...”, schallte aus dem Radio.
Paul stieg in seinen Wagen, Brumm. Befriedigt trat Paul aufs Gaspedal. Die Nummer, die er mit der neuen Praktikantin auf seinem Schreibtisch abgezogen hatte, machte ihn glücklich. Kurz und gut. Davon würde Jennifer, wie immer, nichts merken, da sie heute Abend sowieso keine Lust haben würde,....wie jeden Abend.
Entspannt fuhr Paul auf die vielbefahrene Kreuzung zum Einkaufszentrum zu.