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Johannes und der Apfel

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21.12.2005
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Johannes und der Apfel

„So“, flüsterte Merten, „du weißt, was du tun musst.“
Er sah auf einen kleinen, blonden Burschen, der neben ihm im Gebüsch hockte. Johannes drehte nervös eine rote Kappe in seinen klammen Fingern.
„Muss ich wirklich…?“, entgegnete er zaghaft, „Was ist, wenn sie mich erwischen?“
„Wenn du erwischt wirst, dann…“
„…Dann werden sie dich in ihren Keller einsperren“, wurde Merten von Christoph unterbrochen.
„Wir alle haben das gemacht“, sagte Merten eindringlich, „Wenn du bei uns dabei sein willst, dann musst du jetzt gehen.“
Johannes seufzte leicht und setzte sich die Kappe auf den blonden Schopf. Zaghaft ließ er seinen Blick über die alte Mauer schweifen, die drohend in den blauen Himmel ragte. Merten streifte ein paar Äste zur Seite und wies auf ein kleines Loch, gerade groß genug für einen achtjährigen Burschen. Johannes lugte vorsichtig hindurch, aber Blätter versperrten ihm die Sicht. Er hatte keine Wahl, er musste sich durch das Gemäuer zwängen. Hinter sich hörte er das aufgeregte Flüstern seiner Kameraden.
Seine Schultern waren durch… sein Bauch… und schließlich verschwanden auch seine Füße auf der anderen Seite.
„Sehr gut“, hörte er Merten, „die Bäume stehen um die Ecke, hinter dem Haus, nicht vergessen!“
Johannes lächelte matt, wie sollte er das vergessen? Er wischte sich die Erde an der Hose ab und schob einen Zweig zur Seite. Vor seinen Augen erstreckte sich eine riesengroße Wiese. Überall waren bunte Blumen, gelbe, rote, violette, weiße… Johannes hatte noch nie so einen schönen Garten gesehen. Aber er durfte nicht durch die Wiese laufen.
Links von ihm war ein Holzhaus, in dem die Nonnen ihre Werkzeuge aufhoben. Dahinter konnte er schon die Baumkronen erkennen, da musste er hin.
Er kroch, verdeckt von den Büschen, links die Mauer entlang, bis er mit dem Haus auf einer Höhe war. Jetzt musste er das Stück zwischen Mauer und Haus ungesehen überqueren.
Johannes holte tief Luft, sprang auf, lief so schnell er konnte zur Hausecke und ließ sich dann sofort auf die Knie fallen. Er presste sich an die Wand und lauschte keuchend auf verräterische Geräusche. Aber außer dem leisen Summen von Hummeln und Bienen konnte er nichts hören.
„Die Hausmauer entlang, bis zur nächsten Ecke. Aber pass auf die Fenster auf!“, flüsterte er angespannt.
Schließlich streckte er seinen Kopf, bis zur Nasenspitze, um die Ecke. Was für ein großer Garten! Die Bäume waren weiter weg, als er gedacht hatte. Johannes sah sich noch einmal vorsichtig um und als er niemanden entdecken konnte, preschte er, so schnell er konnte, zum ersten Baumstamm.
Das war ein Apfelbaum, er konnte die Früchte hoch oben erkennen. Aber auf der Wiese lag kein einziger. Er lief zum nächsten… aber auch hier war kein Apfel herunter gefallen. Er sah hinauf, direkt über ihm baumelte einer. Johannes sprang, so hoch er konnte, aber er war zu klein. Er nahm die Kappe und versuchte ihn mit der Kappe zu fangen, aber der Apfel war einfach zu hoch oben. Es hatte keinen Sinn, er musste hinauf klettern.
Er griff sich den niedrigsten Ast und stemmte seine Füße gegen den Stamm. In dem Moment hörte er hinter sich eine Frauenstimme. Johannes rutschte vor lauter Schreck ab und fiel auf den Rücken.
„Mein Kleiner“, hörte er wieder die Stimme, „Hast du dir eh nicht weg getan?“
Ein besorgtes Gesicht lächelte auf ihn herab.
Johannes wirbelte herum und sprang auf.
„Bitte… bitte“, stammelte er, „nicht in den Keller. Ich wollte doch nur…“
Bei dem Gedanken an den finsteren Keller erstarb seine Stimme und Tränen stiegen ihm in die Augen.
„Aber, mein Kleiner“, lächelte die Frau, „das ist doch kein Grund zu weinen. Ich tu dir doch nichts.“
Johannes sah vorsichtig auf. Das Gesicht der Frau war von einem schwarzen Tuch umrahmt, das alle Haare versteckte. Sie war noch jung, bestimmt nicht älter, als seine Schwester.
„Hallo, junger Mann“, lächelte die Frau wieder, „Ich bin Schwester Marianne, und wie heißt du?“
„Johannes“, piepste es unter dem roten Käppchen hervor.
Die Frau trat einen Schritt zurück und setzte sich dann in das weiche Gras.
„Willst du mir nicht sagen, was du hier so ganz alleine machst, Johannes?“
„Ich will … naja, ich wollte … nur einen Apfel… wissen Sie … Weil meine Freunde, die haben gesagt, sie spielen nur mit mir, das heißt, ich darf nur in ihre Bande, wenn ich einen Apfel von hier hole!“, platzte es aus ihm heraus.
„Du sollst einen Apfel von hier holen?“, fragte die Nonne noch mal.
„Ja“, entgegnete Johannes leise, „Bitte nicht in den Keller…“
„Weißt du, dass die Äpfel den Nonnen gehören?“
„Ja“, hauchte der kleine Bursche mit gesenktem Kopf, „Aber ich will doch unbedingt in die Bande.“
„Ich verstehe“, lächelte Schwester Marianne, „Ich mach dir einen Vorschlag: Ich schenk dir einen Apfel.“
„Wirklich?“ Johannes strahlte über das ganze Gesicht.
„Ja“, versicherte Schwester Marianne freundlich, „Du musst nur hier warten. Ich hol dir einen.“
„Warum nicht gleich den?“, Johannes deutete aufgeregt in die Höhe.
„Ach, die sind noch nicht reif. Die schmecken noch ganz sauer“, mit diesen Worten verschwand sie in der Hütte.
„Schwester Marianne?“, flüsterte Johannes leise, als seine Hände einen großen, roten Apfel umklammerten, „Bitte sagen Sie nichts meinen Freunden, weil…“
„Natürlich nicht“, sagte die junge Frau ernst, „das ist unser Geheimnis.“
„Schwester Marianne?“
„Ja?“
„Darf ich durch die Wiese laufen, mit den vielen bunten Blumen?“
„Aber ja, mein kleiner Johannes“, lächelte Schwester Marianne und tippte ihm auf den Kappenschirm.
„Danke schön“, flüsterte der Bursche und zischte ab, quer durch die große Wiese.

Seine Kameraden sahen erstaunt auf die rote Beute, die Johannes stolz in den blauen Himmel hob.
„War es schwer?“, fragte Merten.
„Nein“, entgegnete Johannes, „ein Engel hat mir geholfen“, und biss in den saftigen Apfel.

 

Ein modernes (?) Märchen.
Schön geschrieben. Die Sprache stimmt auch.
Der Inhalt dürfte vielen Lesern gefallen.
Aber für mich ist er zu glatt. Keine Ecken und keine Kanten.

Gruß Charly

 

Hallo mignon

„Ich verstehe“, lächelte Schwester Marianne,
„Ja“, versicherte Schwester Marianne freundlich,
„Schwester Marianne?“, flüsterte Johannes leise,
„Natürlich nicht“, sagte die junge Frau ernst,
„Aber ja, mein kleiner Johannes“, lächelte Schwester Marianne
„Danke schön“, flüsterte der Bursche
Du verwendest viel zu viele Sprechverben und dann noch mit Adjektiven gekoppel. Klingt hölzern und behindert nur den Textfluss. Wenn nur zwei Leute reden kannst du Sprechverben komplett weglassen. Verwende doch Nachsätze (hast du ja an einigen wenigen Stellen schon getan), das wirkt eleganter.

Deine Geschichte an sich ist ziemlich langweilig. Du schreibst zu viel blabla ohne mal wirklich auf den Punkt zu kommen. Mit der Umgangssprache solltes du etwas vorsichtig sein, als Stilmittel ist sie zwar durchaus verwendbar, aber eben nur in Maßen, sonst klingt es platt. Ich denke die vielen Wortwiederholungen müssen auch nicht sein.

Zwischen Absätze gehört eine Leerzeile.

Lieben Gruß
Phoenix

 

Hi!

Dank euch schön, dass ihr euch durch meinen Text durch gebissen habt :)

@Charly
Wow, so eine liebe Kritik hätt ich gar nicht erwartet!
Der Inhalt ist "glatt", jetzt wo du's sagst, fällt es mir auch auf. Ich hab mich wohl zu sehr in den kleinen Burschen hinein versetzt und bin dann in seine kindliche Welt abgeglitten. Da sind Dinge aufregend und neu, die für uns Erwachsene nur langweilig sind...
Danke schön!

@Phoenix
Ja, das mit den Sprechverben ist so eine G'schicht... Ich hab bewusst versucht, möglichst wenig das Verb "sagen" zu verwenden. Und es dann wohl mit den anderen übertrieben.
Gehört zwischen Absätzen immer eine Leerzeile? Hab nämlich die meisten Geschichten ohne gefunden. Und in Büchern kommt das prinzipiell nur zwischen Kapiteln vor... :confused:
Danke schön!

liebe Grüße
Mignon

 

Wie, keiner hat den Willkommensgruß ausgesprochen?
Das muss ich jetzt nachholen:

Hi mignon!

Erst mal herzlich willkommen auf kg.de! :anstoss:

Als Einstand für jemanden, der sich noch nicht so schrecklich viel mit Schreiben beschäftigt hat, ist das, na ja, nicht so schlecht. Über die unoriginelle Thematik sehen wir mal hinweg, ist ja nur 'ne Übung. ;)

Die entscheidenden Einwände hat Phoenix26 ja schon gebracht. Der Text ließe sich bestimmt an mehreren Stellen straffen und mehr Tempo in die Handlung bringen, indem du statt der immer ausformulierten hin und wieder Stakkato-Sätze verwendest und Einzelheiten, die sich der Leser denken kann, aussparst. Hin und wieder kann man noch etwas bildhafter formulieren. Und vor allem: Nicht zu viele Adjektive!

Beispiele:

Zaghaft ließ er seinen Blick über die alte Mauer schweifen, die drohend in den blauen Himmel ragte.

Vier Adjektive in einem Satz, das ist zuviel. Das blauen könntest du mindestens weglassen.

Johannes lächelte matt, wie sollte er das vergessen? Er wischte sich die Erde an der Hose ab und schob einen Zweig zur Seite. Vor seinen Augen erstreckte sich eine riesengroße Wiese.

Vorschlag: "Johannes lächelte matt. Wie sollte er das vergessen? Er wischte die Hände an der Hose ab und bog einen Zweig beiseite. Vor seinen Augen tat sich eine riesengroße Wiese auf."

Johannes hatte noch nie so einen schönen Garten gesehen.

Den Vornamen brauchst du nicht zu erwähnen, das hast du schon am Anfang des Absatzes. Außerdem solltest du den Satzbau variieren, um das Gehirn des Lesers bei Laune zu halten: "Noch nie hatte er einen so schönen Garten gesehen."

Links von ihm war ein Holzhaus, in dem die Nonnen ihre Werkzeuge aufhoben. Dahinter konnte er schon die Baumkronen erkennen, da musste er hin.

Ein Beispiel für die Kunst des Weglassens und Stakkato-Technik: Links von ihm war das Holzhaus, in dem die Nonnen ihre Werkzeuge aufhoben. Und dahinter die Baumkronen.

Er sah hinauf, direkt über ihm baumelte einer.

Dass er hinauf sieht, ist klar, sonst würde er den Apfel nicht sehen: "Aber direkt über seinem Kopf baumelte einer."

Es gibt noch einen wichtigen Kritikpunkt: Die Erzählperspektive. Wenn du die Geschichte aus der Innenperspektive des Jungen erzählst, warum schreibst du dann:

Seine Schultern waren durch… sein Bauch… und schließlich verschwanden auch seine Füße auf der anderen Seite.

Wenn etwas verschwindet, dann verbirgt es sich. Das heißt, so kann es nur jemand gesehen haben, der Johannes von außen zusieht.
Der Fehler taucht im Text ein paar Mal auf. Überprüf das mal. ;)

Ciao, Megabjörnie

 

Megabjörnie schrieb:
Wie, keiner hat den Willkommensgruß ausgesprochen?
Das muss ich jetzt nachholen:
:Pfeif: Phoenix hat ihre gute Manieren vergessen. Noch ein nachträgliches Herzlich Willkommen auf Kg.de.
Gehört zwischen Absätzen immer eine Leerzeile?
Ja! Schon wegen der Lesbarkeit. Stell dir mal vor du wärst Lektor und müsstest solche Texte lesen. Da verliert man schnell den Überblick, vorallem wenn sie länger sind. :teach:

 

Zitat
Wie, keiner hat den Willkommensgruß ausgesprochen?
Zitatende


(Hab leider Probleme die angebotenen Hilfsmittel in Anspruch zu nehmen.)

Tut mir aufrichtig Leid. Hab's total übersehen.

Herzlich willkommen auf KG, mignon!
Hast du schon in einem anderen Forum geschrieben? Oder woher kommt mir dein Name so bekannt vor ... ?

Gruß Charly

 

Hi!

Danke für eure lieben Willkommensgrüße und Tipps. Es ist schon toll, was da alles an Fehlern heraus kommt. Fühl mich ein bissal "Wissensnackt" :hmm:

@CharlyM
Bin noch bei der Sds angemeldet, aber erst ca. 2 Monate. Vielleicht kennst du daher meinen Namen. Sonst bin ich noch im Rahmen meiner Ausbildung in manchen Foren, aber die haben nichts mit Schreiben zu tun. Ich hoff es rennen nicht all zu viele mit meinem Namen rum *grrr*

Ich wünsch euch was! :D
lg
Mignon

 

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