Eine Geschichte auf wortkrieger.de ist ab dem Moment des Hochladens mit einem Zeitstempel versehen und damit offiziell publiziert. Jeder, der sie oder Teile davon nimmt und als seine eigene publiziert, kann das nur später tun und kann, falls erwischt, des Diebstahls des geistigen Eigentums beschuldigt und verfolgt werden.
Bis jemand kommt und behauptet, auf <URL einer anderen Website> stünde der Text schon mit einem älteren Zeitstempel. Der Dieb könnte jene Website selber betreiben und die Manipulation des Zeitstempels wär mit einem Datenbankbefehl bzw. mit einer Änderung direkt am HTML-Code der Seite erledigt. Was nun, sprach Zeus, ...? Sicherer wäre es, von der veröffentlichten Geschichte einen Screenshot zu machen, auszudrucken und vom Notar datieren und beglaubigen zu lassen.
Bei den Preisen, die Notare für so einen Kram verlangen, sollte man dann aber schon in sich gehen.
Wie wertvoll sind einem die eigenen Texte?
Könnte man nicht wenigstens warten, bis einem so ein Diebstahl wirklich wider- und man davon erfährt?
Bei so eine Geschichte, die man auf eine Literaturwebsite stellt, um die Meinung anderer einzuholen, stellt sich zwar keineswegs die Frage nach der Schöpfungshöhe, die ist wohl unbestritten, aber nach den Ambitionen: Will man sich verbessern oder will man sich was darauf einbilden und legt Wert darauf, dass man mit dem Text die eigene Person verbindet?
Okay, da steckt sicher Zeit und Nerven drin. Und die Vorstellung, ggf. um die Früchte des Ruhms gebracht zu werden, ist keine, die zum friedlichen Einschlafen taugt, zugegeben. Ein eigener Text hat vor allem den Vorteil, dass man tatsächlich besser wird mit der Zeit und außerdem ist es fast ausgeschlossen, dass dich jemand rannimmt von wegen du hättest seine Geschichte geklaut.
Es gibt auch andere, offensivere Lösungen, die von mehr Selbstbewusstsein und von der Bejahung der Eigenheiten des Internetzeitalters zeugen. Man könnte zum Beispiel klar und deutlich sagen, dass man es grundsätzlich gutheißt, wenn Leute die Geschichte weitertragen möchten, soweit bestimmte Bedingungen eingehalten werden. Siehe den Wikipedia-Artikel über die Freie-Kultur-Bewegung. Unabhängig davon, ob die Bedingungen eingehalten werden, machen solche Kennzeichnungen das Werk weniger attraktiv für Diebe, glaube ich; ist zudem der Denkansatz geeigneter, wenn einem die allgemeine Lebenszufriedenheit wichtiger ist als die Überzeugung »Ich hab nun mal ein Patent auf meine Kunst, basta, oder wollen Sie die Brötchen Ihres Bäckers auch geschenkt?«. Diese Überzeugung erscheint mir gestrig und etwas selbstgerecht: Das Internet hat sowohl Vor- und Nachteile. Wie die Innenpolitik in ihrem Terrorabwehr-Sicherheitswahn die demokratische Gesellschaft kaputt macht, macht die Absicherung künstlerischer Werke gegen Diebstahl den freien Geist des Internets kaputt. Siehe Uploadfilter.
Das sind dabei nur die einen Gedanken, die mir durch den Kopf gehen zu diesem Thema. Die anderen kreisen um den Autor, der von seinem Schaffen wirklich leben will, zumindest teilweise, und das ist sein gutes Recht, verdammt. Das ist die Crux, ich verstehe beide Seiten und bin geneigt, zeitweilig ... nein, nein, ich lass das unausgesprochen. Ja was, da fallen einem doch gleich gewisse Politiker ein, die Leuten jüdischen Glaubens vom Tragen der Kippa abraten, oder Männer, die sagen, Frauen sollten halt keine kurzen Röcke tragen, um nicht Opfer von Vergewaltigung zu werden.
Gut, wer unbedingt eine radikale Meinung von mir hören möchte, hier ist sie: Heizungen reparieren ist weitaus lukrativer. Wer von Literatur verdienen will, sollte Lesungen geben und Eintritt verlangen. Anfängern mit Ambitionen in dieser Richtung sei die Teilnahme an Poetry-Slams wärmstens ans Herz gelegt. Wer seine Geschichten nicht für Geld schreibt, sollte sich am besten gar nicht darum kümmern, ob irgendwelche Online-Piraten ... scheiß drauf, du hast besseres vor: Schreiben lernen und üben.
Damit wir uns recht verstehen: Die Texte, die du hier einstellst und die deine sind, sind automatisch urheberrechtlich geschützt. Du brauchst nichts zu unternehmen. Wenn jemand drittes einen Text von dir nimmt und unter seinem Namen verwertet, und du davon erfährst, findest du hier sicher ein offenes Ohr und eine wilde Horde Mistgabelschwinger
, Quatsch, ich meine natürlich guten Rat. Aber bitte, übertreib nicht deine Ängste. Ich kenn das, habe das jahrelang gemacht, die Monsterisierung von Ängsten, hätte mir eigentlich ihre Monetarisierung gewünscht aber tja, was solls, trage nun mal Verantwortung für meine Rechtschreibfehler auf dem Wunschzettel an das Schicksal.