Was ist neu

Körperkult

Beitritt
06.06.2005
Beiträge
984
Zuletzt bearbeitet:

Körperkult

Kommissar Hölderlin war nicht gerade für seine Zimperlichkeit bekannt. Vielmehr wurden seine Methoden von einigen Presseleuten und Vorgesetzten als unangemessen drastisch empfunden.
Schon in seiner Anfangszeit als Streifenpolizist hatte er erste Schlagzeilen gemacht, als er im Rahmen eines Falles von organisiertem Fahrraddiebstahl, einige angekettete Köder mit Pappsatteln präpariert hatte.
Der Erfolg der Aktion hatte nicht auf sich warten lassen und ihm den Aufhänger auf der Titelseite der Morgen-Gazette eingebracht.

Düsseldorf: Polizist kassierte Fahrrad-Mafia bei Proktologen ein

Das lag nun aber schon drei Disziplinarverfahren, eine Scheidung und eine Entziehungskur zurück.
Seine Methoden waren die altbekannten, nur der Erfolg blieb aus, was seiner glühenden Grundstimmung den nötigen Spiritus gab.
Cholerische Ausbrüche waren an der Tagesordnung, was nicht nur seinem Chef ein Dorn im Auge war. Auch die Gazette hielt sich mit Kritik an seiner Arbeit und seinem Privatleben nicht bedeckt.
Mafiajäger verprügelt Frau - Scheidung nach 6 Jahren Ehehölle
Darunter war eine Fotografie von einer bandagierten Sybille Hölderlin, an der Seite ihres behandelnden Arztes, Dr. Flabeung.
Einzig sein treuer Partner Achim Distel hielt noch zu ihm, auch wenn er derjenige war, der die Launen Hölderlins am häufigsten zu spüren bekam.
So auch an jenem Tag, als der sogenannte Vital-Killer ein drittes Mal in Erscheinung trat.

Hölderlin hatte gerade seine zweite Pulle Eckes Edelkirsch geleert, als sein Pieper ging. Widerwillig zog er sein Handy aus der Jackentasche, während das Echo der berstenden Flasche noch im Raum hing.
„Was willst du, Distel?“, schrie er in den Hörer.
„Karl Heinz, das musst du dir ansehen.“
„Was willst du Arschloch von mir? Ich hab dir schon zig Mal gesagt, dass du mich nicht anfunken sollst, wenn ich saufen will!“
„Du säufst doch jeden Tag, Mann. Jetzt mach dich auf den Weg, hier gibt’s was zu tun.“
Nachdem er sich die Adresse notiert hatte und sich zwei Fenetyllin von der klebenden Kommode gefischt hatte, machte er sich schlurfend auf den Weg zu seinem Wagen.
Der Tatort war am anderen Ende der Stadt und die Fitmacher wirkten noch nicht. Für Hölderlin kein Grund zur Sorge.

Der erste Mord der Serie lag inzwischen ein Jahr zurück. Hölderlin, damals frisch aus der Therapie heimgekehrt, bekam den Fall aufgetragen.
Eine stadtbekannte Fitnesstrainerin war in ihrem Studio entdeckt worden. Sie fanden sie kopfüber im Kettler Schwerkrafttrainer. In ihre Augen waren Strohhalme getrieben worden, deren Öffnungen, durch geronnenes Blut verstopft, aus den leeren Höhlen ragten. In ihrem Mund steckte eine Leuchtstoffröhre, die durch ein Kabel, das sich durch ihren verkrusteten Bauchnabel zwängte, die benötigte Stromzufuhr erhielt. Dieser Umstand führte Hölderlin zu der bei seinen Kollegen nicht sonderlich geschätzten Idee, sie Laterne zu nennen.
Die Obduktion ergab später, dass sich der Täter die Mühe gemacht hatte, ihre Innereien durch Halbfett-Margarine zu ersetzen.
„Margarine?“
Der Gerichtsmediziner nickte wichtigtuerisch.
„Was für ein Irrer tut so was?“

Die Lichter der abendlichen Stadt zogen in Streifen an Hölderlin vorbei. Aus den Boxen seines Fiat Punto drang ein Medley der wichtigsten Hits von Blue System. Der asynchrone Rhythmus, den er auf sein Lenkrad hämmerte, deutete es an: Die Wirkung der Fenetyllin ließ sich nicht mehr leugnen. Die Anspannung seiner Gesichtsmuskeln ließ die Kiefergelenke gefährlich knacken. Seine Zähne saßen aufeinander wie geschraubt. Alles in seinem Körper zog sich zusammen, zu einem kompakten Brocken bebender Nervenbahnen.
Sein Kopf aber war glasklar, seine Wahrnehmung geschärft, sodass er für einen kurzen Augenblick sogar das Gefühl hatte, das Geheimnis des Universums entschlüsselt zu haben.
Er erkannte die Gründe für das Scheitern seiner Ehe: „Diese fette Mistsau!“
Er sah den Grund für seine beruflichen Misserfolge: „Idiotenpack, verdammtes!“
Er erblicke seine blutiggebissenen Lippen im Rückspiegel: „Scheiße!“
Ein Tritt in die Bremsen.
Die Erinnerung an das zweite Opfer des Vital-Killers gesellte sich zu den Offenbarungen der vergangenen Sekunden und lag in voller Pracht ausgebreitet vor seinem inneren Auge, als der Wagen zum Stehen kam.

Muskelpakete, zum Bersten gespannt. Rissig, ausgedörrt und doch irgendwie ölig. Kein Gesicht zu erkennen, nur hautüberspannte Fleischkissen. Durch Poren drückt sich Körpersaft, sammelt sich unter dem Toten in einer Pfütze. Ende.
Über einen Infusionszugang wurden Michael Stemme, einem Anwärter auf den Mister-Frankenheim-Titel, neben einem starken Beruhigungsmittel ein illegales Muskelaufbau-Präparat namens Steroidex zugeführt, das schon in sehr viel geringerer Konzentration zum Tode geführt hätte. Sein Herz explodierte im Schlaf.

Hölderlins Anspannung löste sich etwas. Was blieb, war die Klarheit.
Er parkte sein Auto vor der Einfahrt des Body-Paradise, wo schon Distels Fahrzeug und ein Krankenwagen standen. Verstärkung hatte sein Partner anscheinend noch nicht angefordert.
Er schlug die Fahrertür etwas zu heftig zu und verharrte eine Weile hockend vor seinem zitternden Fiat. „Ich muss ...“
Ruckartig richtete er sich auf, verlagerte sein Gewicht auf die Zehenspitzen, breitete die Arme weit aus und spannte jeden seiner Muskel soweit es ging an. Begleitet von einem infernalischen Brüllen presste er den Druck aus seinem Körper.
Er ließ seine Finger knacken und machte sich auf den Weg in das Haus aus Stahl und Glas.

Schon im Treppenhaus kam ihm der so vertraute Geruch entgegen. Es musste sich um frische Leichen handeln, da war er sich sicher. Hatte Distel das Opfer so kurz vor seinem Anruf entdeckt?
Eine Vorahnung ließ ihn seine Dienstwaffe zücken. Alles erwartend rannte er die Stufen hinauf in die fünfte Etage, wo sich die Schönheitsfarm befand.
Ein Tritt öffnete die angelehnte Tür und nahm dem auf dem Boden liegenden Sanitäter noch ein Stückchen seines zermalmten Schädels.
Hölderlin schob den leblosen Körper zur Seite und betrat den Vorraum der Praxis.
„Gottverdammte Scheiße!“
Hätte er es nicht anders gewusst, ein Schlachthaus wäre ihm bei dem Anblick eher in den Sinn gekommen, als das renommierte Institut für inneren und äußeren Glanz. (Wie sie auf dem mit Hirnmasse bespritzten Plakat verlauten ließen.)
Die Farbe des Bluts kam auf dem klinischen Weiß der Einrichtung besonders gut zum Tragen und gab unter der Begleitung von Richard Clayderman eine besonders kranke Version von Schöner Wohnen zum Besten.
Über dem Tresen hing kopfüber ein zweiter Pfleger. Seine freigelegte Wirbelsäule schälte sich aus der gerissenen Naht seiner Jacke und wippte wie ein übergroßes Metronom. So lange konnte der Kampf also noch nicht vorüber sein. Er schickte sich an, seinen Weg über das bluterverschmierte Parkett fortzusetzen, doch ein schmatzendes Geräusch ließ ihn herumfahren.
Hinter einem übergroßen Blumentopf samt der dazugehörigen Zierpalme ragten zwei zuckende Beine hervor, deren abgeschmacktes Schuhwerk er nur allzugut kannte.
„Distel?“ Seine Stimme verursachte einen merkwürdigen Hall. „Distel, du Arschgeige, was geht hier ab?“ Eine Antwort bekam er nicht.
Also schob er sich an der Wand entlang in Richtung seines Kollegen, jederzeit bereit seine Waffe einzusetzen.
Was er zu sehen bekam, hätte bei jedem empfindsameren Menschen eine F43.0, also eine akute Belastungsreaktion, ausgelöst. Der Kommissar blieb, soweit die Aufputschmittel es zuließen, ruhig.
Distels Gesicht bestand nur noch aus einer blutigen Masse. An der Stelle, wo vor ein paar Minuten noch die Nase gesessen hatte, blies eine zerfranste Öffnung im Rhythmus schwacher Atemzüge schleimige Flüssigkeit zu Bläschen auf. Sein zahnloser Mund stand weit offen, erinnerte durch die rötlichen Speichelfäden an den Eingang einer organischen Tropfsteinhöhle.
„Distel, hör mir zu! Das sieht gut aus, du schaffst das!“ Sein Kollege gab ein gurgelndes Geräusch von sich. Bei Laune halten, hatten sie in den Übungen immer zu hören bekommen.
„Was ist? Was willst du mir sagen, Achim?“
Distels Körper begann sich in einem heftigen Krampfanfall zu winden, sein Atem stockte, legte dann aber an Tempo zu, blutiger Schaum quoll aus seinem Mund. Hölderlin hielt den weichen Kopf seines Kollegen, um Schlimmeres zu verhindern. Eine Zunge, die er hätte verschlucken können, war nicht mehr an ihrem Platz. Die Kraft des Sterbenden schüttelte Hölderlin wie ein Presslufthammer seinen Bediener.
Ein kurzer Gedanke durchbrach die Entschlossenheit der Pflichterfüllung: Auch in diesem Moment der Zweisamkeit fühlte er nichts für seinen langjährigen Partner.

Plötzlich fiel ein Schatten auf den zuckenden Körper. Der Kommissar besann sich der Gefahr, in der er schwebte, und riss seinen Revolver wieder aus dem Halfter. Dann hob er langsam den Kopf, um sich der Ursache anzunehmen.
Vor Distels ruhiger werdenden Füßen ragten zwei dürre, ledrig bespannte Beinpaare empor, die in einem schlaff an kantigen Hüftknochen hängenden Slip endeten.
Der Bauch unter den leeren Brusthüllen wirkte wie ein Mondkrater, mündend in Rippen, die nur noch durch Haut von der Außenwelt getrennt zu sein schienen.
Die überlangen Arme hingen wie die Äste einer Trauerweide aus den spitz abstehenden Schultern.
Ihre Hälse, kaum dicker als sein Handgelenk, trugen unproportioniert groß wirkende, eckige Schädel, aus denen stumpfes Haar spross wie Savannengras.
Zwei vernebelte Augenpaare starrten ihn über spitz abstehenden Jochbeinen an.
Die übergroßen, offenstehenden Münder gaben den Blick frei auf gelbe Zähne, die scheinbar lose in ihrem Kieferknochen steckten.
Noch nie zuvor hatte Hölderlin den Aufbau des menschlichen Knochengerüsts so unverfälscht betrachten können.
Auch während sie, von seinen Kugeln durchsiebt, abhoben und wie in Zeitlupe zu Ballade pour Adeline durch den Raum segelten, konnte er seinen faszinierten Blick nicht abwenden.

“Wie ich sehe, hast du dich nicht verändert.“
„Sybille?“
Hölderlin richtete sich erschrocken auf, während er noch eilig Distels Revolver an sich nahm.
Vor ihm stand etwas, das seiner Exfrau nicht mehr im Entferntesten ähnlich sah.
Waren die zwei am Boden liegenden Gestalten schon dürr ... Das, was sich ihm nun offenbarte, übertraf alles, was er sich vorzustellen vermocht hatte.
Ihre langen Beine hatten höchstens den Durchmesser von Schilf, ihr Leib den einer Bifi-Roll.
Die trockene Kopfhaut zierten nur noch vereinzelte Haarbüschel, die im Gegensatz zu dem Flaum, der den ganzen Körper überzog, stumpf und leblos wirkten.
Wie ein übergroßes Phyllum, die Augen zu groß, der zuckende Mund einem Schnabel gleichend, blickte sie ihm entgegen.
„Ich hoffe, du weißt, dass du da gerade zwei minderjährige Mädchen aus gutem Hause abgeknallt hast.“ Die Stimme schien von überall her zu kommen, nur nicht aus ihrem Mund.
„Glaubst du, ich lasse mir von so Drecksschlampen das Gesicht wegfressen?“
Hölderlins Blick fiel auf die blutigen Überreste eines Arztkittels, der im Türrahmen zum Raum der äußeren Schönheit lag.
„Da kann ich dich beruhigen: Essen gehörte nicht zu den Stärken der Beiden.“
„Sybille, was ist das hier für ein kranker Irrsinn, ist das da der Doktor?“ Keine spürbare Reaktion.
„Ich werde dich verhaften müssen, wenn ich dir nicht vorher den Bregen wegblase.“ Es dauerte eine Weile, bis Hölderlin in dem unkontrollierten Zucken um ihre Lippen ein Lachen erkannte.
„Mein Name ist nicht Sybille. Ich bin Anorexia, Königin der Anaboliker!“
Jetzt war es an Hölderlin, zu schmunzeln.
„Weißt du, was ich denke, Schätzchen? Ich denke, dass diese scheiß Diäten dir die paar Gehirnzellen genommen haben, die ich dir nicht schon rausgeprügelt hatte.“ Ihr Kichern endete abrupt.
„Betrachte dein Leben als gelebt, Arschloch.“
Erst jetzt bemerkte er die Meute, die sich während ihres Gesprächs um sie versammelt hatte.
Neben den Lederskeletten fielen ihm die knubbeligen Muskelstränge auf, die auf Höhe seiner Knie krebsähnlich nach seinem Beinen schnappten, nur noch durch die Ketten gehalten, die eine weitere höllische Spezies in ihren runzligen Händen hielt. Ihre Gesichter zu Wachsmasken erstarrt, die Lippen aufgespritzt, in ihre gestraffte Gesichtshaut gepflanzt wie Fremdkörper, blickten sie ihm aus verformten Lidern seelenlos entgegen.
Durch übergroße Brüste gespannte Sporttrikots bauten sich vor ihm auf, nur durch die faltigen Hälse an das erinnernd, was sie eigentlich waren.

Hölderlin schoss wahllos in die Menge.
Blut und Knochensplitter verbanden sich zu rotem Dunst, der das Atmen erschwerte. Die CD war mittlerweile gesprungen und sorgte für das stakkatoartige Wiederholen eines Mollakkordes.
Ein paar erwischte er mit dem Kolben, ein paar andere mit der Palme. Einige brach er einfach durch, doch es wurden immer mehr.
Er merkte, wie die Kraft aus seinen Armen schwand und nutzte die verbliebene, um seinen Kopf zu schützen.
Der Kreis wurde enger. Knirschende Finger griffen nach ihm, zogen ihn an den Haaren. Sie schlugen ihn mit kraftlosen Ärmchen, bohrten ihre spitzen Finger in seine Augen und Nasenlöcher.
Ein dumpfer Schmerz zog sich durch seine Schenkel, doch er konnte sich nicht bücken, um nachzuschauen.
Es war die Enge, die ihn am Absinken hinderte, keine Kraft mehr, keine Beine. Ein letzter Gedanke:
Ihr verdammten Schweine ...

 

Hallo Krilliam,
spontaner Eindruck nach 1x Lesen: Bis Hölderlin in das Haus geht, habe ich mich noch köstlich amüsiert und gedacht, dass die Geschichte doch gar nicht horrormäßig ist, sondern eher humorvoll-ironisch, gespickt mit Anspielungen. Über die Halbfettmargarine und die Laterne habe ich noch gelacht, ich Naivling, und es als eine Hommage an Josef B. gesehen, doch dann ging ja echt die Post ab...So was Morbides habe ich schon lange nicht mehr gelesen, deine Fantasie soll sich mal schön auf dem Papier austoben..., Wahnsinn, wahnsinnig gut! Habe aber nicht verstanden, ob die Anorektiker alle echt sind, ist aber höchstwahrscheinlich eh`eine blöde Frage!
LG,
Jutta

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Jutta,

vielen dank für deine Spontankritik. Hat mich echt gefreut, vorallem weil ich als ich fertig war ziemlich matschig im Hirn - und mir selber nicht mehr so ganz sicher war.

ich Naivling,
Jaha, nicht mit mir ! :D

So was Morbides habe ich schon lange nicht mehr gelesen,
Sowas les ich gerne, danke ;)

deine Fantasie soll sich mal schön auf dem Papier austoben...,
Da kannst du beruhigt sein. Hier bei der Fremdenlegion hat man nicht so viel Spielraum zum toben. [Quatsch]

Habe aber nicht verstanden, ob die Anorektiker alle echt sind,
Edit: Ich überlasse es gerne dem Leser, ob es sich um reale Vorgänge handelt. Die Option Wahnvorstellung ist aber mit dem Genuss von Eckes Edelkirsch durchaus möglich. ;)

Vielen dank, hat mich wirklich gefreut.

Viele Grüße
krilliam

 

Hallo krilliam.
Der Anfang hat mir ganz gut gefallen, doch zum Schluss war des ganzen eindeutig zu viel. Da bin ich irgendwie ausgestiegen. Wohl, weil zuerst alles sehr drastisch, aber real ist, dann aber kippt. Also, mir wärs lieber gewesen, wenn du das Ende so geschreiben hättest, dass es zumindest potentiell möglich gewesen wäre. Das schockt mehr als hunderte perverse Magersüchtige.

wo sich die Schönheitsfarm befand.
Naja, eine Farm hat schwer in einem Hochhaus Platz
LG
Bernhard

 

Guten Abend, krilliam Boldersson!

Die Handlung ist seltsam und fies, der Held ein klassischer Arschlochkommissar, das sind natürlich Pluspunkte.
Die Sprache ist jedoch sehr verzäunigt.
Das wäre ja nun eigentlich auch ein Pluspunkt, aber hier finde ich zu viele Fehler und Stolperstellen. Es wirkt manchmal gestelzt, manchmal geschludert, manchmal so, als hättest Du beim Schreiben nicht gemerkt, wo genug aufhört und zuviel anfängt. Das macht die Handlung für mich schlechter, wirkt bemüht und macht viel Effekt kaputt.

Ich sehe schon kommen, daß ich gleich einen ellenlangen Klugscheißblock hier hinpflanzen werde, um Dir zu verdeutlichen, wie ich Leser das meine. Wah, da ist er schon:

indem er im Rahmen eines Falles organisierten Fahrraddiebstahls, einige angekettete Köder mit Pappsatteln präparierte.
nach -diebstahls gehört kein Komma. Die Zeit bei der Rückblende ist nicht korrekt. im Rahmen eines Falles organisierten Fahrraddiebstahls klingt hingewürgt. Wie wäre es damit:
... hatte er erste Schlagzeilen gemacht, als er im Rahmen eines Falles von organisiertem Fahrraddiebstahl ... präpariert hatte.
Seine Methoden waren die altbekannten
Diese Auseinanderschreibkrankheit haben jetzt ganz viele. Eine Trendkrankheit, Code R 05.76.
brachte ihm die Überschrift auf der Titelseite der Morgen-Gazette ein.
hier wäre wieder Plusquampfkt besser wegen Rückblende.
in diversen Verbänden und einer Menge Iod
in einer Menge Jod?
„Karl Heinz, das musst du dir ansehen.“ Distels stoische Geduld bewirkte keineswegs eine Verbesserung seiner Raserei.
Karl-Heinz. Und: Wessen Raserei? Okeh, man weiß es, aber es steht da so ...
frisch aus der Therapie heimgekehrt, und so weit es ging guter Dinge, bekam den Fall aufgetragen.
... und, so weit es ging, guter Dinge,
Oder einfach das so weit es ging weglassen. Das kommt später nochmal und ist überflüssig, denn nichts geht weiter, als es geht.
Kettler-Schwerkrafttrainer
Sachen wie Kettler oder Fiat müssen nicht Kursiv sein. Überhaupt: Weniger Kursiv ist immer gut.
In ihre Augen wurden Strohhalme getrieben
Plusqmpfkt. Die Dinger stecken noch, aber die Tat liegt weiter zurück.
Dieser Umstand führte Hölderlin zu der bei seinen Kollegen nicht sonderlich geschätzten Idee, sie Laterne zu nennen.
Der Satz ist so ungeschickt verwickelt, das tut mir weh. Ein Umstand führt zu der nicht sonderlich geschätzten Idee, das ist schludrig, Sir!
Vorschlag:
Hölderlins Idee, sie aufgrund dieses Umstands als Laterne zu bezeichnen/Laterne zu nennen, wurde von seinen Kollegen ... /fand nicht den Beifall seiner ... oder sowas.
„Margarine?“ Der Gerichtsmediziner nickte wichtigtuerisch.
Absatz nach der Wörtlichen Rede käme gut.
Aus den Boxen seines Fiat Punto drang ein Medley der wichtigsten Hits von Blue System.
Papa, Papa, das sind ja zwei überflüssige Kursive auf einmal!
sodass er für einen kurzen Augenblick sogar das Gefühl hatte, in dem Bruchteil einer Sekunde das Geheimnis des Universums entschlüsselt zu haben.
Also nein. Nein. Entweder Du machst den Sekundenbruchteil raus oder den kurzen Augenblick. Er wird ja wohl nicht erst einen Minimalzeitraum lang das Universum entschlüsseln und dann nochmal einen darüber nachdenken.
(Und jetzt sag bloß nicht "doch!", sonst Teppichklopfer.)
Er erkannte die Motive für das Scheitern seiner Ehe: „Diese fette Mistsau!“
Er sah den Grund für seine beruflichen Misserfolge: „Idiotenpack, verdammtes!“
Er erblickte seine blutig gebissenen Lippen im Rückspiegel: „Scheiße!“
Ein Tritt in die Bremsen.
meine Lieblinsstelle! Allerdings:
Gründe wäre logischer als Motive. Und warum nicht blutiggebissen? Guck mal, wie viel fieser und blutiger das aussieht.
Mister-Frankenheim-Titel
Mister-Frankenheim-Titel. Wer ist Mister Frankenheim?
neben einem starken Beruhigungsmittel kein Komma ein illegales Muskelaufbau-Präparat namens lieberkeinkursiv
was blieb, war die Klarheit.
das ist vielleicht nicht zwingend, das Komma, aber der Effekt ...
wo schon Distels Fahrzeug und ein Krankenwagen standen
spannte jeden seiner Muskel soweit es ging an
Da ist es wieder!
Begleitet von einem infernalischen Brüllen wich der Druck aus seinem Körper.
Hier stelle ich mir vor, wie der Druck brüllt oder sonstwas brüllt.
„Gottverdammte Scheiße!“
Absatz
ein Schlachthaus wäre ihm bei dem Anblick eher in den Sinn gekommen kein Komma als das renommierte Institut für inneren und äußeren Glanz. (Wie sich der Slogan auf dem mit Hirnmasse bespritzten Plakat ausdrückte.)
Ein Slogan drückt sich nicht aus. Er lautet. Außerdem ist da kein Slogan, nur eine blumige Bezeichnung.
Die Farbe des Bluts kam auf dem klinischen Weiß der Einrichtung besonders gut zum Tragen und gab unter der Begleitung von Richard Clayderman eine besonders kranke Version von Schöner Wohnen zum Besten.
Farbe kommt zum Tragen und gibt zum Besten. Hm! Kaufen wir das?
Er setzte an, seinen Weg über das bluterverschmierte Parkett fortzusetzen,
das kaufen wir mit Sicherheit nicht! Wie wäre es mit "schickte sich an"? Das kommt nie aus der Mode. Oder einfach setzte ... fort.
Hinter einem übergroßen Blumentopf kein Komma samt der dazugehörigen Zierpalme
oder einfach Blumentopf mit Zierpalme.
Also schob er sich an der Wand Wort fehlt in Richtung seines Kollegen, jederzeit bereit, seine Waffe einzusetzen.
eine F43.0, also eine akute Belastungsreaktion, ausgelöst.
Zusatzerklärung tät' ich umkommatieren.
Die Kraft des Sterbenden schüttelte Hölderlin wie ein Presslufthammer seinen Führer.
Das ist klasse und löste in mir folgende Assoziation aus:
"Mein Führer!" - "Ja, mein getrreuer Prrässlofthammerr?" - "Ich glaube immer noch an den Sieg!" - "Das äst därr rrrächte Geist!"
Dafür schäme ich mich jetzt.
Also: Führer gibt es bei Presslufthämmern nicht.
Ein kurzer Gedanke durchbrach die Entschlossenheit der Pflichterfüllung Doppelpunkt wäre netter Auch in diesem Moment
Ihre Hälse, kaum dicker als sein Handgelenk,
Meister, ich verstehe nicht. Wessen Hälse?
Die übergroßen, offenstehenden Münder
Auch während sie, von seinen Kugeln durchsiebt, abhoben
im Gegensatz zu dem Flaum, der den ganzen Körper überzog, stumpf und leblos
Ich bin Anorexia, Königin der Anaboliker!“ Jetzt war es an Hölderlin, zu schmunzeln.
Auf dieses Komma würde ich nicht schwören. Aber ich würde es setzen.
Noch ein klitzekleiner Absatz nach der Wörtlichen Rede evtl?
ihre gestrafften Gesichtshaut
gestraffte
blickten sie ihm aus verformten Lidern seelenlos entgegen
Er merkte, wie die Kraft aus seinen Armen schwand, und

Das hätte ich jetzt alles gar nicht geschrieben, wenn mir die Geschichte nicht eigentlich (... aaargh! das Unwort!) gefallen hätte.
Liebe Grüße!
Makita.

 

Hallo Bernhard,

freut mich ja schonmal, dass dir der Anfang gefallen hat.

Was in dem Studio passiert, ist natürlich etwas drüber, aber das hatte ich irgendwie auch vor. Hat wohl nicht bei allen hingehauen. bis zu dir also so 50/50

Sie sollte eigentlich eigentlich "Anorexia, Königin der Anaboliker" heißen und nur so abgehen, aber ich wollte dem werten Leser Zeit zum reinkommen gönnen

Naja, eine Farm hat schwer in einem Hochhaus Platz
Korrigiere mich, wenn ich da falschliege, aber ich meine gehört zu haben, dass eine Schönheitsfarm zwar so heißt aber eigentllich ein einfaches Wellnesstudio ist, wa sdurchaus in Hochhausetagen zu finden ist. Aber wie gesagt, da bestehe ich nicht drauf, wenns falsch ist.

Danke dir fürs Lesen und deine Kritik.

Hallo Makita

das sind die Klugscheißereien, die ich sehr zu schätzen weiß ;) Seit dem meine Sätze länger sind, als SPO kommen manchmal ganz schöne Monstren dabei raus. Kommata ... naja, da muss ich noch üben. Und das mit dem Kursiven ist mir neu, leuchtet aber ein.

Ich sage dir schonmal vielen Dank für deine Mühen. ich mache mich auf jeden Fall dran, deine Vorschläge umzusetzen.

Das hätte ich jetzt alles gar nicht geschrieben, wenn mir die Geschichte nicht eigentlich (... aaargh! das Unwort!) gefallen hätte.
Das ist (aaargh! Noch ein Unwort) nett von dir. ;)

Vielen dank und genau so viele Grüße
krilliam

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Makita,

ich habe den Großteil deiner Verbesserungsvorschläge umgesetzt. Was ich nicht übernommen habe, habe ich hier aufgeführt:

Dieser Umstand führte Hölderlin zu der bei seinen Kollegen nicht sonderlich geschätzten Idee, sie Laterne zu nennen.
Der Satz ist so ungeschickt verwickelt, das tut mir weh. Ein Umstand führt zu der nicht sonderlich geschätzten Idee, das ist schludrig, Sir!
Den habe ich nicht geändert, sonst zündet meines Erachtens nach der Laternengag nicht richtig.

Mister-Frankenheim-Titel. Wer ist Mister Frankenheim?
Frankenheim ist Düsseldorfs größte Altbierbrauerei und Mister Fankenheim ist ein von dieser FIrma veranstaltetert Bodybuilding-Contest. (den es allerdings nicht wirklich gibt)

spannte jeden seiner Muskel soweit es ging an
Da ist es wieder!
Das habe ich mal gelassen, das andere ist ja jetzt raus.

Die Farbe des Bluts kam auf dem klinischen Weiß der Einrichtung besonders gut zum Tragen und gab unter der Begleitung von Richard Clayderman eine besonders kranke Version von Schöner Wohnen zum Besten.Farbe kommt zum Tragen und gibt zum Besten. Hm! Kaufen wir das?
Natürlich tut sie das nicht, ich würde hier aber aus Gründen der dichterischen Freiheit um Gnade gesuchen. So bin ich nunmal ;)

Er setzte an, seinen Weg über das bluterverschmierte Parkett fortzusetzen,
das kaufen wir mit Sicherheit nicht! Wie wäre es mit "schickte sich an"? Das kommt nie aus der Mode. Oder einfach setzte ... fort.
Ich nehme die
"schickte sich an" Variante, da er sich noch nicht auf den Weg begeben hat, sonder vorher das Schmatzen hört.

Hinter einem übergroßen Blumentopf kein Komma samt der dazugehörigen Zierpalme
oder einfach Blumentopf mit Zierpalme.
Auch hier hab ichs gelassen, sowas gefällt mir.

Das ist klasse und löste in mir folgende Assoziation aus:
"Mein Führer!" - "Ja, mein getrreuer Prrässlofthammerr?" - "Ich glaube immer noch an den Sieg!" - "Das äst därr rrrächte Geist!"
Dafür schäme ich mich jetzt.
Also: Führer gibt es bei Presslufthämmern nicht.
hehehe, die Assoziation kommt natürlich in Frage. Aber was sonst? "Bediener"?
"Bauarbeiter" ???

Ihre Hälse, kaum dicker als sein Handgelenk,
Meister, ich verstehe nicht. Wessen Hälse?
Da der ganze Abschnitt die zwei Dürren beschreibt, finde ich jetzt nicht dass es da unklarheiten gibt, oder etwa doch ???

Ich danke dir nochmal sehr für die Arbeit, die du dir gemacht hat.

Gruß
krilliam

 
Zuletzt bearbeitet:

Sehr geehrter Herr Bolderson,

Ihr Text ist überaus unsubtil und moralisch fragwürdig. Ich habe ihn sehr gerne gelesen! Der Komissar ist so scheisse wie der in Irvine Welchs "Drecksau", aber er zieht einen nicht so runter. Die Morde sind Kunstwerke und das Motiv bleibt mir im Dunkeln.

Lieblingsstellen:

Mafiajäger verprügelt Frau / Scheidung nach 6 Jahren Ehehölle
Da musste ich lachen. So eine feine Schlagzeile.

Aus den Boxen seines [Fiat Punto drang ein Medley der wichtigsten Hits von Blue System.
Super Adjektiv, die eckige Klammer bleibt allerdings fragwürdig.

Er erkannte die Gründe für das Scheitern seiner Ehe: „Diese fette Mistsau!“
Er sah den Grund für seine beruflichen Misserfolge: „Idiotenpack, verdammtes!“
Er erblicke seine blutiggebissenen Lippen im Rückspiegel: „Scheiße!“
Selbsterkenntnis ist so wertvoll.

Und noch ein Fehlerschen:

Schon in seiner Anfangszeit als Streifenpolizist hatte er erste Schlagzeilen gemacht, als er im Rahmen eines Falles von organisiertem Fahrraddiebstahl,spaaaatiumeinige angekettete Köder mit Pappsatteln präpariert hatte.

Und noch was allgemeines: Die story lebt (das wollte ich schon immer mal formulieren) natürlich von den bunten blutrünstigen Details. Manchmal war es allerdinds so viel, dass der Kopf mir zu schwirren begann und ich erstmal gar nichts mehr gesehen hat. Der Gesamteindruck hat sich völlig in Details aufgelöst. Etwa hier:
Vor Distels ruhiger werdenden Füßen ragten zwei dürre, ledrig bespannte Beinpaare empor, die in einem schlaff an kantigen Hüftknochen hängenden Slip endeten.
Der Bauch unter den leeren Brusthüllen wirkte wie ein Mondkrater, mündend in Rippen, die nur noch durch Haut von der Außenwelt getrennt zu sein schienen. Die überlangen Arme hingen wie die Äste einer Trauerweide aus den spitz abstehenden Schultern. Ihre Hälse, kaum dicker als sein Handgelenk, trugen unproportioniert groß wirkende, eckige Schädel, aus denen stumpfes Haar spross wie Savannengras. Zwei vernebelte Augenpaare starrten ihn über spitz abstehenden Jochbeinen an. Die übergroßen, offenstehenden Münder gaben den Blick frei auf gelbe Zähne, die scheinbar lose in ihrem Kieferknochen steckten.
Das ist entweder zu viel oder zu dicht. So vielen Einzelheiten in relativ komplizierten Sätzen ist vorstellungsmäßig schwer beizukommen. Da gab es noch andere, sehr deskriptive Stellen, bei denen ich mir als Leser etwas Entzerrung und syntaktische Vereinfachung gewünscht hätte, doch im Gegensatz zu Makita macht Zitatfunktion mich müde.

lg
feirefiz

PS: Ich vergaß dies

Muskelpakete, zum Bersten gespannt. Rissig, ausgedörrt und doch irgendwie ölig. Kein Gesicht zu erkennen, nur hautüberspannte Fleischkissen. Durch Poren drückt sich Körpersaft, sammelt sich unter dem Toten in einer Pfütze. Ende.
Das hab ich nicht verstanden. Warum ist es kursiv? Nimmt hier jemand anderes als Hölderlin wahr?
PPS: Sehe grad, es ist inneres Auge. Aber da könnte man auch einfach einen Doppelpunkt nach "zum Stehen kommt" machen und sich den Absatz schenken. Mich hats jedenfalls leicht irritiert.

 

Hey Fizz,

fraut mich, dass du dem Teil trotz mangelnder Subtilität und Moral etwas abgewinnen kontest. Immer wenn ich in der Glotze diese Gesichtsgestrafften, abgemagerten "Super-Reichen" Freaks sehe, inspiriert es mich aufs neue. Und seltsamerweise kommen immer Horrorstorys dabei raus. Subtil ist also vielleicht der schlummernde Ekel, den ich für diese Leute empfinde. ;)

Dein Hinweis bezüglich der deskriptiven Stellen ist besonders interessant für mich, da es meine erste Geschichte ist, in der ich so detailieret beschreibe. (So hatte ich es mir jedenfalls vorgenommen) Deine Hinweise als Leserin, sind da sehr hilfreich, weil das auf jeden Fall noch etwas ist, an dem ich arbeiten muss und werde.

Die eckige Klammer ist ein geschludertes Überbleibsel aus der Beseitigungsaktion der Kursiven. ;)

Das hab ich nicht verstanden. Warum ist es kursiv? Nimmt hier jemand anderes als Hölderlin wahr?
Ich hatte es als Aufnahme des Leichenfundes auf ein Diktiergerät vor Augen, fand die Möglichkeit der Anführungszeichen nich so doll. Wenns missverständlich ist, muss ich es vielleicht mal überdenken.

Vielen Dank fürs Lesen und die Anregungen

Viele Grüße
krilliam

 

Ich hatte es als Aufnahme des Leichenfundes auf ein Diktiergerät vor Augen, fand die Möglichkeit der Anführungszeichen nich so doll. Wenns missverständlich ist, muss ich es vielleicht mal überdenken.

Argh, und ich hab mir das Hirn zermartert, was das "stop" da soll. Mir persönlich hätte es geholfen, wenn das Diktiergerät genannt wird. Aber wahrscheinlich liegt hier nur ein extremer Fall von "Brett vorm Kopf" vor, der Dich als Autorin nicht weiter kümmern muss.

Muss ich mich wieder schämen.

fiz

 

Hey Krill,

einige angekettete Köder mit Pappsatteln präpariert hatte.
! Brillanter Einstieg.

Sie fanden sie kopfüber im Kettler Schwerkrafttrainer. In ihre Augen waren Strohhalme getrieben worden, deren Öffnungen, durch geronnenes Blut verstopft, aus den leeren Höhlen ragten. In ihrem Mund steckte eine Leuchtstoffröhre, die durch ein Kabel, das sich durch ihren verkrusteten Bauchnabel zwängte, die benötigte Stromzufuhr erhielt.
Alder!

Erst jetzt bemerkte er die Menge
Meute

Ja, Anfang hui, Ende weniger hui. Hab mich echt saugut amüsiert und schon am Empfehlungstext im Kopf gearbeitet, bis mir das ganze bisschen zu albern und doof wurde. So ab Anorexia, najo, war’s dann nicht mehr meins. Bis dahin: Klasse!
Quinn

 

Hey feirefiz,

mach dir keinen Kopp. Ist schon nicht so eindeutig. Ich schau mal, ob mir ein etwas weniger subtiler Hinweis einfällt, als das "Stop" :)

Hey Quinn,

nach einer Woche Sacken lassen, bin ich von deiner Meinung gar nicht so weit entfernt. Bin am Ende vielleicht schon etwas übers Ziel hinaus geschossen. Auch wenn es eigentlich so geplant war. Naja ...

Mal schauen, was ich da mache

Freut mich jeden Falls, dass du es bis dahin klasse fandest. ;)

Viele Grüße an Euch
krilliam Bolderson

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo krilliam!

Alles Gute für Dein neues Lebensjahr! :)
Ein bisschen zu spät zwar, wie fast immer, aber wer will schon direkt am Geburtstag Geschichten überarbeiten oder Fehler ausbessern? Noch ein paar Tage für den Kater dazu … also ich hoffe, daß es jetzt gerade richtig ist. ;)


Im Großen und Ganzen hat mir Deine Geschichte auch sehr gut gefallen, besonders wenn Hölderlin so richtig böse ist, etwa die präparierten Fahrradsattel oder sein »Das sieht gut aus, du schaffst das!« :lol:
Wie anderen auch wird es mir aber am Schluß ein bisschen zu sehr zu einem Abschlachten. Ich hätte mir da eher was vom Kaliber Fahrradsattel gewünscht. Andererseits wirkt es auf mich auch so, als wäre seine Wahrnehmung etwas getrübt, was ja durch die zuvor eingenommenen Fenetyllin (auch wenn ich nicht genau weiß, was das bewirkt) samt ordentlich Alkohol durchaus möglich sein kann. Auch das Auftauchen seiner Ex-Frau ist eher ein Hinweis, daß ihm da sein Unterbewußtsein einen Streich spielt. Die Frage ist nur: Worauf schießt er dann?
Andererseits sind da aber auch noch das »Institut für inneren und äußeren Glanz« und der »Raum der äußeren Schönheit«, deren Bedeutung ich noch suche – die stehen ja sicher nicht zufällig da, und noch dazu kursiv hervorgehoben …


Ein paar Kleinigkeiten noch:

»Mafiajäger verprügelt Frau / Scheidung nach 6 Jahren Ehehölle «
– Was hältst Du von: Mafiajäger verprügelt Ehefrau – Scheidung nach 6 Jahren Hölle (auf jeden Fall würde ich statt dem Schrägstrich einen Gedankenstrich machen – Schrägstriche kommen meiner Meinung nach in Schlagzeilen kaum vor.)

»Darunter war eine Fotografie von Sybille Hölderlin in diversen Verbänden«
– »in diversen Verbänden« ist eine schräge Formulierung, die ich eher verwenden würde, wenn ich mit den Verbänden Organisationen meine. Viel schöner wäre es, wenn Du sie beschreibst (… Fotografie von Sybille Hölderlin, wie sie – Kopf, Arme und Brust einbandagiert – wegen der beiden Liegegipse ins Bett gefesselt war, oder so).

»Hölderlin hatte gerade seine zweite Pulle Eckes Edelkirsch geleert, als sein Pieper ging. Widerwillig zog er sein Handy aus der Jackentasche,«
– bei dem Pieper mußte ich an einen Pager denken, wie es sie vor den Handys gab; »ging« finde ich auch nicht so toll, deshalb schlage ich vor: als sein Handy piepte. Widerwillig zog er es aus der Jackentasche, …

»breitete die Arme weit aus und spannte jeden seiner Muskel soweit es ging an.«
– MZ: Muskeln

»Ein Tritt öffnete die angelehnte Tür und nahm dem auf dem Boden liegenden Sanitäter noch ein Stückchen seines zermalmten Schädels.«
– tatsächlich »nahm«?

»Die Farbe des Bluts kam auf dem klinischen Weiß der Einrichtung«
– würde dem Blut noch ein e spendieren: des Blutes

»eine besonders kranke Version von Schöner Wohnen zum Besten.«
– »Schöner Wohnen« würde ich entweder in Anführungszeichen oder kursiv schreiben

»Über dem Tresen hing kopfüber ein zweiter Pfleger.«
– würde ich umstellen – »ein zweiter Pfleger hing kopfüber …« – und damit nicht die beiden »über« direkt hintereinander sind, würde ich statt »kopfüber« »mit dem Kopf nach unten« schreiben.

»seinen Weg über das bluterverschmierte Parkett fortzusetzen,«
– blutverschmierte

»doch ein schmatzendes Geräusch ließ ihn herumfahren.«
– »herumfahren« finde ich weder schön noch passend, da er zuvor ja auch nicht ruhig ist, sondern gerade seinen Weg über das Parkett fortsetzt. Vielleicht ließ ihn das Geräusch aufhorchen, zusammenzucken oder doch erstarren? Wenn mich irgendein Geräusch schreckt, bleibe ich eher ruhig, um es besser zu hören, als daß ich mich wild bewege.

»Was er zu sehen bekam, hätte bei jedem empfindsameren Menschen eine F43.0, also eine akute Belastungsreaktion, ausgelöst.«
– unglaubwürdig, daß er die Codes auswendig kennt, für die sogar Psychologen in ihr g’scheites Bücherl schauen. Würde also nur schreiben »hätte bei jedem empfindsameren Menschen eine akute Belastungsstörung ausgelöst«.

»Der Kommissar blieb, soweit die Aufputschmittel es zuließen, ruhig.«
– meistens ist es schöner, so ein einzelnes Wort nicht hinten dranzuhängen, sondern nach vorne zu nehmen: Der Kommissar blieb ruhig, soweit die Aufputschmittel es zuließen.

»Eine Zunge, die er hätte verschlucken können, war nicht mehr an ihrem Platz.«
– Wenn sie nicht mehr an ihrem Platz war, war es also nicht irgendeine Zunge, sondern seine.

»Vor Distels ruhiger werdenden Füßen ragten zwei dürre, ledrig bespannte Beinpaare empor, die in einem schlaff an kantigen Hüftknochen hängenden Slip endeten.«
– Die beiden steckten gemeinsam in einem Slip? ;-)

»mündend in Rippen, die nur noch durch Haut von der Außenwelt getrennt zu sein schienen.«
– statt »von der Außenwelt getrennt« fände ich »geschützt« passender

»„Da kann ich dich beruhigen: Essen gehörte nicht zu den Stärken der Beiden.“«
– klein: beiden

»wenn ich dir nicht vorher den Bregen wegblase.“«
– Was ist denn ein Bregen?

»die auf Höhe seiner Knie krebsähnlich nach seinem Beinen schnappten,«
– nach seinen Beinen

»nur noch durch die Ketten gehalten, die eine weitere höllische Spezies in ihren runzligen Händen hielt.«
– da würde ich ins Passiv wechseln: die von einer weiteren höllischen Spezies in deren runzligen Händen gehalten wurden.


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hi SUsi,

vielen Dank für Glückwunsch und Geburtstagskritik.

Der Kater hat tatsächlich ein paar Tage gedauert, dazu kam noch ein Arbeitsmaraton, der in dieser Stunde nun endlich sein Ende fand.

Freut mich, dass dir die Geschichte im Großen und Ganzen gefallen hat.
Dass es zum Schluss hin etwas aus der Bahn läuft, gebe ich zu und habe mich deshalb auch schon vor einiger Zeit an ein anderes Ende gesetzt, bisher aber noch nichts besseres hinbekommen. Irgendwie gefiel mir die Abschlachtvariante dann doch immer besser (auch weil es ja eigentlich der Plan war) Dass die Einleitung zum eigentlich Geplanten dann letztendlich besser ankommt, konnte ja keiner ahnen, nech.

Die Kursiven Beschriftungen a la "Raum des inneren ... blah", ist noch von der Ausmerzung der Kursiven erspart geblieben, hab ich jetzt aber geändert. Haben aber beide keine metaphorische Bedeutung o.ä.

Deine ANmerkungen gehe ich Morgen mal durch, heute bin ich einfach zu platt.

Danke Dir nochmal für den netten Geburtstagsgruß :)

Viele Grüße
krilliam

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo krilliam!

Irgendwie gefiel mir die Abschlachtvariante dann doch immer besser
Schreib einfach drüber "A tribute to Salem" ... :D
(Dann wird sie nicht nur niemand mehr kritisieren, sondern man wartet sogar drauf!)

Haben aber beide keine metaphorische Bedeutung o.ä.
Ah, deshalb hab ich sie nicht gefunden. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Ich frage mich, weshalb scheinbar immer mehr Menschen eine besondere Vorliebe für ekelhaftesten Trash entwickeln. Mir reicht eine solche Geschichte vollauf. Auch wenn Deine Geschichte von einer bestimmten Warte aus gesehen, oder einem bestimmten Geschmack folgend, gut ist, so sträubt sich doch der größere Teil in mir dagegen.

 

Hey Susi,

Schreib einfach drüber "A tribute to Salem" ...
(Dann wird sie nicht nur niemand mehr kritisieren, sondern man wartet sogar drauf!)
Hehe, da denk ich mal drüber nach. Wäre wahrscheinlich auch ganz gut für die Vermarktung.

Hallo Felix Florian,

ich dachte, ich würde mich so langsam von ekelhaftesten Trash entfernen ...

Liegt wohl an den enorm vielen trashigen Inspirationsquellen, die sich den Menschen so bieten. Oder was weiß ich. Gesellschaftlich mag ich mir da kein Urteil bieten. Ich halte Trash, wenn er stilistisch okay ist und eine interessante Kernaussage hat, zumindest als Konsument für erträglich. Als Verfasser hängt es wohl damit zusammen, dass ich es am besser umsetzen kann, als Gruselgeschichten über Spukhäuser und hakennasige Narbengesichter. Und ich kann es nur immer wieder betonen: Wenn ich diese Botoxleichen etc. in der Glotze sehe, ist es genau dieser Trash, wozu sie mich inspirieren

Freut mich aber, dass du sie für Leute mit anderem Geschmack als du ihn hast
gut findest ;)

Danke dir fürs Lesen und deine Meinung

Gruß
krilliam Bolderson

 

Ich fand diese Geschichte ziemlich hart und etwas zu genau beschrieben *wurg*, wenn du verstehst was ich meine

Was er zu sehen bekam, hätte bei jedem empfindsameren Menschen eine F43.0, also eine akute Belastungsreaktion, ausgelöst. Der Kommissar blieb, soweit die Aufputschmittel es zuließen, ruhig.
Distels Gesicht bestand nur noch aus einer blutigen Masse. An der Stelle, wo vor ein paar Minuten noch die Nase gesessen hatte, blies eine zerfranste Öffnung im Rhythmus schwacher Atemzüge schleimige Flüssigkeit zu Bläschen auf. Sein zahnloser Mund stand weit offen, erinnerte durch die rötlichen Speichelfäden an den Eingang einer organischen Tropfsteinhöhle.
doch sowas gefällt mir. Mach weiter so!
:anstoss:

 

Hey Diemond,

du lässt mich etwas verwirrt zurück. Die Geschichte ist dir etwas zu genau beschrieben ... aha.
Und dann suchst du genau die Stelle raus, die am detaliertesten beschrieben ist und sagst, aber sowas gefällt dir ... mhm

Naja, ich fasse das "Würg" dann einfach mal als Kompliment auf ;)

Danke dir fürs Lesen

Gruß
krilliam Bolderson

 

Hallo Krilliam,
deine kg beginnt mit diesem "altmodischen" klischeebehangenen fiesen Kommissar. Das wirkt ironisch und stößt deshalb nicht bitter auf, vor allem weil man als Leser ziemlich sicher ist, dass da noch ne Wende kommt, die genau das Klischee mal kräftig durch den Kakao zieht. Aber leider kommt diese Wende nicht, sondern ein blutiges Finale. Hier bin ich dann als Leser ausgestiegen. Nicht wortwörtlich, aber mein Interesse hat sich deutlich gelegt. Eben weil die erhoffte Überraschung ausblieb. Ich dachte auch, dass es sich irgendwo um eine subtile Abrechnung mit dem Körperkult etc. handelt, aber auch das war eher nicht der Fall.
Gut geschrieben. Gar nicht so verzaunt, wie es in den vorherigen Kommentaren angesprochen worden ist. Aber dabei bleibt es leider. Als Geschichte gibt dieser Text für mich leider nicht viel her. Wie immer natürlich meine eigene rein subjektive Meinung. Anderen gefällt die kg ja, also sollte meine kleine Kritik nur als Fußnote auftauchen ;)

Noch ne kleine Anmerkung: Was mir aufgefallen ist: du beschreibst deine "Anorexia Queen" mit einem leichten Flaum auf der Haut. Gut recherchiert! ;)

Einen lieben Gruß...
morti

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom