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Küss mich heute, mein Engel

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08.11.2004
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Küss mich heute, mein Engel

I.

Das Stück ist phänomenal schlecht. Eine billige Inszenierung eines zugebenermaßen interessanten Kinderbuches. Der namhafte Theaterkritiker Alfons W. Weiß zückt seinen goldgefassten Kugelschreiber und macht sich im Halbdunkel des Saals ein paar Notizen auf seinem Block. "Dramaturgie ohne innere Strukur, zufällige Figurenkonstellation, Szenen unzureichend komponiert", er blickt auf um weitere kritisierbare Unzulänglichkeiten zu entdecken (es muss schon so gegen Ende des dritten Aktes sein) als sein Auge auf einen Engel fällt. Fünf (nicht mehr, denn als Kritiker sitzt er in einer der vorderen Reihen) Meter von ihm tanzt, deklamiert, lügt, schreitet, kurz: schauspielert ein Wesen von solcher Anmut, dass Alfons die Kinnlade herunterklappt und der Stift aus der Hand fällt. Für den Rest der Aufführung sieht er nur sie, begeleitet mit seinen Blicken ihren Auf- und Abtritt, verflucht die Szenen ohne sie und versucht anhand des Programmheftes ihren Namen herauszufinden.

Stück vorbei, hinter die Bühne. Er auch, besonders er, hat ja jetzt eine Aufgabe, muss herausfinden, wer sie und wieso sie und wieso nie entdeckt. Ja, schnell die anderen abschütteln, scharren sich sofort um ihn wie Schweine um den Trog, seine Meinung hören wollen, bevor diese in der Zeitung -woistsiedenn?woistsiedenn?- oh, nein, da kommt der Regisseur, jetzt nicht, so tun als ob nicht gesehen, der wird beleidigt sein, was soll's. Da nicht, da nicht, wo sonst, vielleicht, oh Entschuldigung, ich wusste nicht, oh - da ist sie!

"Sie haben toll gespielt!"
"Oh, ja? Danke." Ein scheues Lächeln.
"Ich bin Alfons Weiß, ich schreibe für die WNZ."
"Wie schön."
"Ähh ... sie sind aber noch nicht so lange beim Ensemble, oder?"
"Nein, ich komm gerade erst von der Akademie. Das war mein erster Auftritt hier."
"Ach so, sehr interessant. Die Tochter des Diebeskönigs hab ich auch nie besser dargestellt gesehen."
"So?"
"Ja."
"Mmmh-mmh."
Peinliche Pause.
"Ich hab übrigens die Magd gespielt."
"Uhh, das tut mir jetzt leid, ich ... ähh ... war auch ein bisschen abgelenkt."
"Macht ja nichts."
"Ich habe mich gefragt, ob sie vielleicht Lust hätten jetzt etwas trinken zu gehen? Oder feiern sie jetzt mit den anderen?"
Sie blickt zu ihren Mitspielern.
"Nein, ich denk ein Kaffee wär ok."


Sie hat schulterlange, dunkelblonde Haare und hellblaue Augen. Wenn sie lacht kriegt sie Grübchen in den Wangen, die Alf sofort abküssen muss. Sie ist zwei Handflächen kleiner als er, vor ihm stehend können sich beide im Spiegel die Haare kämmen. Aber ihre Handfläche ist fast so groß wie seine. Das haben sie festgestellt als sie mit dem Zug über Weihnachten zu ihren Eltern fuhr und sie von beiden Seiten die Hände an das Fenster legten. Wenn sie sich lieben, klammert sie sich an ihn, wie ein Äffchen an die Mutter. Abends mag sie eine Tasse ostfriesischen Tee und morgens Toast mit Nutella, er bringt ihr beides ans Bett. Nachts wacht sie manchmal auf, wenn Alf schon schläft und Alf wacht auf, wenn sie wieder eingeschlafen ist. Dann streicheln sie sich über die Wangen, über Rücken und Schläfe, unwissend dass der andere das bei ihnen auch tat oder tun wird.

Ihr Name?
"Annabel", sagt sie und steicht sich abwesend eine Haarsträhne aus dem Gesicht.


"Hier wären wir also", sagt Alf und stellt ihre schweren Koffer hin, "dies ist das Sommerhaus der Familie Weiß." Annabel geht staunend durch das große Empfangszimmer. Sie spürt den dicken Teppich unter ihren Füssen und betrachtet die Gemälde an den Wänden.
"Ist das deine Familie?", fragt sie.
"Ja, der rechts oben ist mein Großvater Max. Und der daneben ist mein Urgroßvater. In seiner Freizeit war er ein Thespis-Jünger wie du, meine Liebe." Mit diesen Worten will er sie umarmen, aber sie möchte sich erstmal umgucken, ist im Bann des Gebäudes, windet sich heraus und geht weiter.
"Und kommen deine Verwandten auch mal hierher?"
"Nein. Die wenigen, die ich kenne mögen den Landsitz nicht. Meine Tante sagte immer 'Willkommen im Hause Usher' hierzu."
Für Anna, die aus einfachen Verhältnissen stammt und die sich jede Unterrichtsstunde in der Schauspielschule selber verdienen musste, ist das der pure Luxus.
"Wozu um alles in der Welt braucht ihr so viel Zimmer?"
Alf zuckt mit den Schultern, woraufhin sie sagt:
"Oh, ich liebe so verzauberte, alte Gebäude" sich im Kreis dreht und zur Decke lächelt. Alf lächelt auch, er ist froh, dass es ihr gefällt. Er hatte schon Angst das einschüchternde Gemäuer würde sie deprimieren.
"Was ist hinter dieser Tür?", fragt sein kleiner Schatz und streckt den Zeigefinger aus.
"Probier es aus, überall wo auf ist, kannst du auch hinein", antwortet er und kommt sich auf einmal vor wie ein Museumswärter. Sie geht rein und gleich wieder raus.
"Heißt das, es gibt Räume, in die ich nicht hinein darf?"
Er kommt die Treppe wieder herunter, küsst sie auf ihre roten Lippen und sagt: "Im ersten Stock, die letzte Tür zur Linken ist ein Raum, den du nicht betreten darfst. Frag mich bitte nicht wieso. Ich wär dir sehr dankbar. Kannst du das für mich machen?"
Sie schaut ihm in die Augen und meint: "Ja, klar. Mon cheri, kein Problem, wenn du es nicht willst."

Im Sommer davor. Sie liegen neben einander auf dem Bauch, ihre Hand auf seinem Po.
"Sag doch mal, mein Geliebter" -ironischer Seitenblick- "wieviele Beziehung hattest du schon?" Oh-ou, da bahnt sich ein unangenehmes Gespräch an, Gefühle und so, da hat der Alf eher keine Lust drauf. Er duckt sich innerlich weg und beginnt sie abzuküssen.
"Oh, neinneinnein, das wird jetzt nicht weggeküsst, rede mit mir."
Da führt jetzt wohl keinWeg dran vorbei. Entgeistert dreht sich Alf auf den Rücken.
"Nicht so viele, ich bin nicht so der Beziehungsmensch."
Sie beugt sich über ihn.
"Wie viele?"
"Na", er dreht den Kopf weg von ihr, "da gab es die Hanna, die Malina, und die Beate."
"Und sonst niemanden?"
"Niemand wichtiges."
"Und was heißt unwichtig?"
"Unwichtig heißt unwichtig."
"Du mochtest sie nicht."
"Zum Beispiel"
Und nach diesen Worten lässt sich Alf nicht mehr vom Liebkosen abhalten, aber Anna ist nur halb dabei. Sie denkt darüber nach, was er gesagt hat und ist ein bisschen enttäuscht, dass er sie nicht nach ihren Exfreunden gefragt hat.

Das alte Haus, in dem Alf mit seinen Eltern als Kind jeden Sommer verbracht hat, wird Anna zum Schlüssel für ihren Freund, der wenig über seine Vergangenheit und fast nichts über seine Gefühle preisgibt. Sie durchwühlt Schränke und Regale. Schaut auf die ersten Seiten der Bücher aus der großzügig ausgestatten Bibilothek (Dabei findet sie eine "Für meinen Lieblingsenkel"-Widmung in einem Horatio Alger Roman -das Buch sieht aus als sei es nie angefasst worden, Alf muss es gehasst haben- und muss lächeln als sie ein Fanny Hill Buch entdeckt in das jemand im Zwiespalt zwischen dem selbstverliebten Seinen-Eigenen-Namen-gerne-Lesen und schlichter Scham über den Ihalt des Werkes nur ein "Eigentum von Weiß" eingetragen hat). Sie sucht und sie findet - zum Bespiel alte Gedichte.
"Du hast mal gedichtet?", fragt sie Alf, der am anderen Ende des Zimmers eine Zeitung liest.
"Die sind nicht von mir."
"Erzähl mir nichts, das ist doch deine Handschrift. Aber die sind alle mit "Wolf" unterschrieben?"
"Ich heiße Wolfgang mit zweitem Vornamen."
"Wusst ich gar nicht. Wolf. Soll ich dir was zum Essen machen, Wolf?"
"Nenn mich bitte nicht so, ich mag den Spitznamen nicht."
"Schade, ich finde er klingt schön."

"Eines Tages wachte ich sehr früh am morgen auf und konnte nicht mehr einschlafen. Ich beschloß aufzustehen. Vorsichtig ohne Annabel zu wecken, schlüpfte ich aus dem Bett. Ich machte mir Kaffe, ging raus, es war schönes Wetter und ich legte mich mit der Tasse in der Hand in die Sonnenliege. Ich dachte an nichts bestimmtes, als sie plötzlich auf der Treppe stand und zwar mit nichts anderem als meinem Hemd bekleidet. Ich liebte ja ihre Unbefangenheit oder dass sie sich machmal meine Sachen anzog, einfach weil sie näher am Bett lagen. Aber jetzt merkte ich die Röte in meinem Gesicht aufsteigen und stürzte auf sie zu. "Mensch, Liebes, du kannst doch nicht eifach so hier raus kommen, die Leute aus dem Dorf können dich doch sehen, die warten doch nur drauf" ich sagte das oder etwas ähnlich dummes, aber sie lächelte nur verschlafen und meinte: "Dann lass sie doch, haben sie wenigstens was zum Gucken."
Für so etwas liebte ich sie."



II.

Es hat aus heiterem Himmel angefangen zu regnen. Alf trifft das auf seinem Spaziergang unvorbereitet, er rennt die letzten Meter, doch als er am Anwesen ankommt, ist er nichtsdestotrotz vollkommen durchnässt. Beim Öffnen der Tür merkt er, dass etwas nicht stimmt. Er spürt es einfach.
"Schatz?" Keine Antowort. Ein eisiges Gefühl legt sich um sein Inneres.
"Liebes?" Wieder keine Antwort. Er geht die Treppe hoch.
"Annabel?" Erst Stille, dann schrill und mühsam beherrscht:
"Ich bin hier." Die Stimme kam aus dem ersten Stock, die letzte Tür zur Linken.
"Sie muss die Tür aufgebrochen haben ... " denkt sich Alf, doch als er die Klinge umgreift, merkt er, dass sie verschlossen ist.
"Schatz? Bist du da drin?" Schweigen, dann totengrau ein:
"Ja." von innen.
Er geht in die Bibliothek, holt den Schlüssel aus dem Versteck, geht zurück und schließt auf.
Drinnen sieht er seine Geliebte inmitten von dem, was dieser Raum verbarg. Sie zittert vor Wut. Durch das offene Fenster regnet es rein.
"Du bist an den Sträuchern hochgeklettert? Du hättest dir das Genick brechen können ..." Dabei will er sie umarmen, doch sie weicht zurück.
"Fass mich bloß nicht an!"
Das Zimmer ist bis an die Decke vollgestellt mit Fotos, Bildern, Briefen, aber auch mit kleinen Dingen, wie Kinokarten.
"Du hattest nur drei Frauen vor mir, was?"
"Annabel, versteh doch ... "
Sie fährt ihm ins Wort: "Was soll ich verstehen? Deinen kleinen Tempel hier? Du Freak! Bist du hier manchmal hergekommen, wenn du genug von mir hattest, wenn du ein bisschen Ablenkung wolltest? Hast du dann an ihrer Haarlocke geschnuppert und ihre Fotos abgeleckt?"
"Anna, du hast kein Recht ... "
"Ich hab kein Recht? Du betrügst mich mit deiner Vergangenheit, wie krank ist das denn?"
"Du weißt, dass das nicht wahr ist."
"Sie heißt Bidi, nicht wahr?" Blick auf die Briefe.
Alf atmet tief aus: "Ja."
"Und desshalb darf ich dich auch nicht Wolf nennen, weil SIE dich so genannt hat?"
"Ja."
"Und, sie war besser als ich, oder? Du vergleichst uns doch ständig, nicht wahr?"
"Annabel, du tust uns beiden nur weh ... "
"Alf Weiß, entscheide dich! Ich oder sie?"
Sie blickt ihn fest an. Ihre Miene verzieht sich nicht, als eine Träne ihre Wange entlang läuft.
Sie streift sich abwesend eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

 

Hallo Monty!

Einerseits gefällt mir deine Geschichte, weil sie so lebendig und im positiven Sinn atemlos daherkommt: die spontane Begeisterung des Prot für Anna, die liebevollen Details, mit denen du ihre Vertrautheit demonstrierst. Die vielen Dialoge tragen noch dazu bei, den Text sehr unterhaltsam zu machen.

Aber ich habe Probleme mit den Zeitsprüngen, z.B. kann ich die Passage

"Eines Tages wachte ich sehr früh am morgen auf und konnte nicht mehr einschlafen. Ich beschloß aufzustehen. Vorsichtig ohne Annabel zu wecken, schlüpfte ich aus dem Bett. Ich machte mir Kaffe, ging raus, es war schönes Wetter und ich legte mich mit der Tasse in der Hand in die Sonnenliege. Ich dachte an nichts bestimmtes, als sie plötzlich auf der Treppe stand und zwar mit nichts anderem als meinem Hemd bekleidet. Ich liebte ja ihre Unbefangenheit oder dass sie sich machmal meine Sachen anzog, einfach weil sie näher am Bett lagen. Aber jetzt merkte ich die Röte in meinem Gesicht aufsteigen und stürzte auf sie zu. "Mensch, Liebes, du kannst doch nicht eifach so hier raus kommen, die Leute aus dem Dorf können dich doch sehen, die warten doch nur drauf" ich sagte das oder etwas ähnlich dummes, aber sie lächelte nur verschlafen und meinte: "Dann lass sie doch, haben sie wenigstens was zum Gucken."
Für so etwas liebte ich sie."

nicht richtig einordnen. Deine Aufösung des Rätsels um die "Blaubartkammer" ist witzig, aber ich hätte mir vorher im Text einen klitzekleinen Hinweis gewünscht, dass Alf vielleicht tatsächlich manchmal Vergleiche zieht - denn wäre die Vergangenheit abgeschlossen, würde er den Namen Wolf ertragen. So kommt das reichlich unvermittelt und hört für meinen Geschmack auch zu offen und abrupt auf.

Im folgenden noch eine (unvollständige!) Liste von Textanmerkungen:

Fünf (nicht mehr, denn als Kritiker sitz er in einer der vorderen Reihen) Meter von ihm tanzt, deklamiert, lügt, schreitet, kurz: schauspielert ein Wesen von solcher Anmut, dass Alfons die Kinnlade runterklappt und der Stift aus der Hand fällt.
... sitzt... herunterklappt
windet sich hinaus
"heraus" gefällt mir besser.
Meine Tante sagte immer "Willkommen im Hause Usher" hierzu."
'Willkommen im Hause Usher'
Für Anna, die aus einfachen Verhältnissen stammte und die sich jede Unterrichtsstunde in der Schauspielschule selber verdienen musste, war das der pure Luxus.
Wieso "stammte"? Tut sie doch immer noch. Und "ist das der pure Luxus", da du auch sonst im Präsens bleibst.
Ihre Mine verzieht sich nicht, als eine Träne ihre Wange entlang läuft.
Miene

Grüße!
Chica

 

Ein südländisch-sonniges "Hallo Chica" und ein wölfisch-heulendes "Hey Angua"!


Danke für eure Kommentare! Die Fehler werde ich verbessern. Beim Blaubart musste ich ein bisschen in den Büchern kramen -ich selber hatte als Archetyp "Die Schöne und der Monty" im Kopf- aber: es passt, gut geschaltet!

Der Wolf zieht keine Vergleiche, es ist nicht so dass Bidi das Hintergrundbild ist, vor dem sich sein Leben abspielt. Er konnte das Bidi-"Trauma" nicht verarbeiten, aber er konnte es auch nicht einbauen. Also schließ er seine geliebte Exfreundin in einen hermetisch abgeschlossen Raum. Nichts kommt heraus und nichts sollte hereinkommen. Nur Innerhalb dieses Raumes gibt er Bidi Platz zum sein. Wolf (oder Alf) scheint nicht über das emotionale Verarbeitungs-Instrumentarium zu verfügen, um mit der Trennung gesund umzugehen.

Eigentlich schreib ich keine Fortsetzungsgeschichten, aber die beiden Charaktere erwiesen sich als fruchtbarer als ich bei "Regieanweisung" geahnt habe. Mal schauen, wie ihre Geschichte weiterläuft. Der Monty halt keinerlei Verbindung zu den beiden, ist vielleicht entfernter Verwandter von Wolf, oder alter Klassenkamerad (das übliche Geknutsche im Kino, so achte? neunte? Klasse) von Bidi. Allerhöchstens.


Liebe Grüße,
Monty

 

Hallo Monty!

Zum Hintergrund deiner Geschichte gehört, glaube ich, Folgendes: Annabel hat Probleme damit, dass Alfons angesehen, reich und mächtig ist, während sie aus armen Verhältnissen kommt und auch als Schauspielerin nur eine Nebenrolle, nur die Magd, nicht die Königstochter spielen darf.
Dann der (vermeintliche?) Aufstieg vom Mädchen aus armen Verhältnissen, von der Schauspielerin, die nur eine Nebenrolle spielt, zur Lebensgefährtin eines Schlossherrn und gefürchteten Kritikers, vor dem der Dramaturg, nach dessen Vorgaben sie gehorsam spielen musste, wohl aus gutem Grund zittert.

Und dann der Argwohn: Hat sie es nun wirklich geschafft? Ist sie, die nicht die Tochter des Diebeskönigs, sondern nur die Magd spielen durfte, jetzt wirklich Gefährtin des Schlossherrrn und gefürchteten Kritikers, der die Macht hat, ein Stück in Grund und Boden zu verdammen? Oder steht da noch eine andere, die früher Herrin im Schloss war, zwischen ihr und ihm, so dass sie auch hier nur eine Nebenrolle, nicht die Hauptrolle spielt? Schon als er sie ins Schloss führt, scheint er ihren Argwohn instinktiv zu spüren und hat ein ungutes Gefühl, denn er kommt sich "auf einmal wie ein Museumswächter vor", das heißt, wie jemand, der wertvolle Schätze, bewunderte, angebetete Kunstwerke hüten muss, die jedoch aus einer abgelaufenen Zeit stammen, also zur Vergangenheit gehören sollten, aber im Museum "konserviert" werden, weil sie Menschen so teuer sind. Das lässt den Leser vorherahnen, dass die Vergangenheit wohl doch noch nicht richtig abgeschlossen ist, dass er sich mit seinen Gefühlen immer noch nicht von der früheren Hausherrin gelöst hat, so dass "die Neue" guten Grund zu ihrerm Argwohn und ihrer Eifersucht hat.

Deine gut erzählte Geschichte habe ich mit großem Interesse gelesen.

Grüße gerthans

 

Hi Gerthans!

Danke! :D :D Freut mich zu hören. War auch sehr interessant deinen Kommentar zu lesen. Du hast das Wechselspiel zwischen den beiden sich überlagernden Polen Beruf und Beziehung exakt und trotzdem bildhaft (beinahe narrativ) erfasst. Hinter beiden liegt ein gewisses Machtgefälle.


Sonnige Grüße nach Köln schickt der
Monty

 

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