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Kafkas Vater

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29.10.2007
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Kafkas Vater

- Sag mal, hast du dem Kind gesagt, dass Gott uns alle bestrafen wird?
- Was?,
fragte ich.
- Franz hat so etwas heute gesagt.
- Was hat er gesagt?
- Gott wird ihn bestrafen. Er wird früh sterben. So Sachen.
Ich zögerte nur einen Augenblick, eigentlich schon,
- Er kam also zu dir und sagte: ‚Gott wird mich bestrafen’,
redend.
- So ungefähr,
meinte sie und griff zu den Zigaretten.

- Du rauchst zuviel,
deklarierte ich und legte nun doch das Buch fort, setzte mich auf und tat überrascht, dachte tatsächlich über andere Dinge nach.
- Mag sein,
meinte sie geistesabwesend, zog an der Zigarette, hektisch,
- aber ich versteh das einfach nicht ...
- Was verstehst du nicht?
- Dass mit Gott, verdammt,
kam es.

- Hm,
machte ich also und tat nun überlegend. Es hatte zwar noch niemand bemerkt, doch ich war schon immer ein guter Schauspieler gewesen – und offenbart dies nicht das wahre Talent? Wenn niemand es bemerkt?
- Ja ...
- Und was hat er sonst noch gesagt?
- Nichts ... nur das.
- Und du?
- Was meinst du?
- Was hast du gemacht?
- Was soll ich wohl gemacht haben? Ich war entsetzt ... so etwas habe ich ja noch nie gehört.
- Stimmt.

Schweigen. Sie starrte vor sich hin, die Zigarette vergessend. Ich wusste, dass sie mich verdächtigte. Doch noch konnte sie sich das Motiv nicht denken – es schien alles so sinnlos. Aus welchem Grund sollte ich, der Vater, seinem fünfjährigen Sohn erzählen, der ehemals liebe Gotte würde ihn frühzeitig bestrafen – im glorreichen Jahre 2007, nach dreihundertfünfzig Jahren angestrengter Aufklärung? Angesichts der Tatsache, dass heutzutage alle Kinder in Freiheit, ohne Angst und vollkommen unbelastet aufwachsen konnten?

Und doch musste ich es gewesen sein, jemand anderes kam ja kaum in Frage.
- Meine Mutter meint ...
- Du hast es deiner Mutter erzählt? Wann?
- Vorhin, warum?
- Nun ja, ich bin zuerst einmal der Vater, oder? Und als dieser sollte ich schon zuerst informiert werden.
- Du hast gelesen,
erklärte sie, doch sie log.

Sie misstraute mir. Und hatte also ihre Mutter um Rat gefragt. Hatte vielleicht gemeinsam mit der Mutter zu eruieren versucht, welches Motiv ich haben könnte, warum ich also so etwas tun sollte. Es ergab doch gar keinen Sinn! Jedenfalls auf den ersten Blick ...

- Und?
- Nichts. Sie ist auch entsetzt, wir sind alle entsetzt.
- Ich auch, klar,
meinte ich und stand demonstrativ auf, griff ebenfalls zu den Zigaretten.
- Aha,
machte sie und weigerte sich immer noch, mich anzusehen. Sie ahnte etwas, hatte jedoch keine Ahnung, wie sie diese ungeheuerliche Vermutung aussprechen sollte. Ich kannte sie, wir waren lange genug verheiratet, konnte sie gut einschätzen und irrte mich selten. Und ich wusste auch, was nun zu tun war.

- Du glaubst,
begann ich also und stellte mich vor sie, nicht zu herrisch, aber leicht erdrückend, dominant,
- dass ich es war, oder?
Wie erwartet hob sie den Kopf, tat überrascht. – Die Spiele der Ehe, diese Aufführungen, dachte ich, blickte ihr in die Augen. Ich kann immer lügen, nennen wir es eine Gabe: Ich kann meiner Frau in die Augen sehen und das Blaue vom Himmel lügen. Meine drei Affären, meine Puffbesuche, den großen Plan, den ich in meinem Sohn vollziehe – ich blicke sie an, erkläre, nichts zu wissen. Meine Stimme klingt normal, ich verhalte mich vollkommen unverdächtig.

Weil ich es nicht war in solchen Augenblicken. Weil ich tatsächlich unschuldig bin. Und stimmt das nicht? Ist man nicht in jeder Sekunde ein anderer Mensch? Bin ich mit meiner Frau zusammen, tja, dann bin ich der Liebende. Ist meine Frau aber fort, bin ich eben der Fremdgeher, Puffgänger oder Kinderzerstörer – diese Spannung halte ich aus, diese Widersprüche, da ich weiß, dass der Mensch eben so ist.

- Du glaubst es, ich sehe es dir an,
stocherte ich nach, wusste, dass dies der momentan beste Weg war. Sie schwieg immer noch, suchte nach Worten, fand sie aber nicht, da sie, typisch, zu nervös, ängstlich und letztlich unschuldig war. Meine Frau war eher spießbürgerlich, also angefüllt mit Komplexen, verdrängten Lüsten und lauernden Verboten, hatte dagegen jahrelang angekämpft, doch den Kampf schon längst verloren, es nur nicht bemerkt.

- Nein,
sagte sie daher auch, schwach zwar, aber sie sagte es. Und schaute an mir vorbei, immer noch. Ich verschränkte die Arme, musste nun Druck machen, ein wenig nur, durfte nicht übertreiben: Ein falscher Blick, eine ungeduldige Geste – und alles war verloren, nicht allein meine Ehe, auf die schiss ich, sondern der große Plan, der mein Leben war.
- Hm,
machte ich deshalb,
- ich glaube dir nicht so richtig,
hinzufügend, dann seufzend. – Doch das alles war eher eine Art Zugabe, denn ich wusste ja, dass die Schlacht im Grunde schon längst geschlagen war, ich gewonnen hatte. Aber ich liebte das Spiel mit ihr, liebte es, zu manipulieren – nicht auf boshafte Weise, eher aus Langeweile, aus einem Spieltrieb heraus, den ich oftmals nicht unter Kontrolle habe, obgleich ich eigentlich kein böser Mensch bin.

- Ich kann mir nicht vorstellen, warum du so etwas machen solltest ...,
erklärte sie und ich dachte Dumme Kuh, du verstehst aber auch gar nichts, wortwörtlich. Dabei hätte sie, wäre sie intelligent, durchaus auf den wahren Sachverhalt kommen können: Es war naheliegend, es war kristallklar. Doch sie hatte keine Phantasie, keine Ahnung, kannte nicht die Leidenschaften, die einen Menschen umtreiben können. Sie wollte in Ruhe leben, wollte nichts bewegen, nichts erreichen. Früher hatte mich diese Genügsamkeit oft genug geärgert, heutzutage jedoch war ich daran gewohnt, empfand es sogar als Erleichterung, denn es machte alles viel leichter: Eine intelligente, aufmerksame Frau hätte mich doch schon lange durchschaut und damit gestoppt.
- Und trotzdem glaubst du, ich bin es gewesen ...
- Nein,
schüttelte sie den Kopf, nun vollkommen überzeugt, weshalb ich mich entspannte.

Doch es fehlte noch etwas. Das spürte ich. So ganz war die Krise noch nicht überwunden, es fehlte die emotionale Kompensation, die Bindung. – Ich umarmte sie nicht sofort, küsste sie nicht gleich, nein, ich ließ mir Zeit, ließ ihr das Gefühl, es nicht wegen eines schlechten Gewissens zu tun. Doch irgendwann küssten wir uns dann doch, gerieten planlos ins Bett, schliefen miteinander und alles war erledigt. Vorerst.

Himmel! Als täten das nicht alle Väter! Natürlich, die normalen Väter prügelten ihre Söhne in den Fußballverein, nötigten die Töchter zu lächerlichen Zöpfen, zum Kleidchen, zum Klavierspiel. Also, was ich mit Franz tat, war nicht sonderlich abnorm, war nur ein klein wenig extremer, war gewaltiger, daher notgedrungen gewalttätiger – die Gewalt gehörte zum System, zum großen Plan. Und hatte ich nicht auch geweint, damals, als mein Vater mich zum Fußball trieb?

Ich wartete, beobachtete. Sie agierte ganz herkömmlich, wusch, spülte, so Sachen halt. Indes ich so tat, als beschäftigte ich mich mit irgendwas, mit den Büchern zum Beispiel, einer Bewerbung vielleicht. Und dann gab sie mir einen Kuss und verließ die Wohnung. Ich war allein mit Franz, der sich wie erwartet sehr still verhielt – kein Wunder.

Ich ließ mir Zeit, überlegte die nächsten Züge, trank eine Tasse Kaffee, rauchte eine Zigarette, genüsslich, betont gemächlich, betrat dann sein Zimmer.
- Franz?
- Ja.
Er hockte am Tisch, zusammengekauert. Seine großen Augen betrachteten mich ängstlich, zugleich ergeben. Er vertraute mir, ein wenig. Er vertraute und litt. Ich holte tief Atem, stellte mich neben ihn und blickte aus dem Fenster, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Und so pausierte ich einen Moment, lauschte seinem Atmen, den unterdrückten Luftzügen. Was ich alles mit ihm machen könnte, überlegte ich, was alles möglich wäre, tja, gäbe es diese Frau nicht, gäbe es die ewigen Störungen nicht.

- Franz,
sagte ich langsam,
- Mama kam zu mir.
Erst jetzt drehte ich mich zu ihm hin, blickte ihm in diese Augen, die so waren, wie ich sie mir immer vorgestellt, erträumt hatte – es hatte sich gelohnt, wirklich und wahrhaftig gelohnt! Ich blickte in seine Augen und las dort von Krankheiten, von Neurosen und erahnte auch den frühen Tod.

Schlimm wäre ja ein gesundes oder gar dickes Kind gewesen. Ein so genanntes fröhliches Kind mit roten Bäckchen! Ein Baumbesteiger und Herumkletterer, der dann daheim ein großes Glas Milch möchte! Undenkbar das schallende Gelächter im Haus, die kindliche Freude eines herkömmlichen Kindes! – Stattdessen stachen die dunklen Augen aus dem blassen Gesicht hervor, stattdessen hockte unter dem schmalen Gesicht mit den zartfeinsten Zügen der Kehlkopf, die kränklich eingefallene Brust.

- Ja, Mama war eben bei mir,
wiederholte ich und schritt durch das Zimmer. Natürlich, es war ein Kinderzimmer, dagegen hatte ich nicht angehen können, doch meinem direkten Einfluss war es zu verdanken, dass dieses Kinderzimmer bedrückend, düster und steril wirkte. Als der Mann im Hause hatte ich damals die Möbel ausgesucht, hatte die Lampen verlegen lassen und so intuitiv eine gewisse Stimmung erzeugen können.
- Sie hat mir gesagt, was du ihr erzählt hast.

Er nickte wieder. Sicherlich ängstigte er sich, wahrscheinlich hasste er mich, tief in ihm glomm wohl schon die Verbitterung. Doch er war fünf Jahre alt und ich sein Vater – er musste mir vertrauen, musste mir glauben: Ich war sein Bezugspunkt, ich und niemand sonst. Bald schon, in wenigen Jahren, würde er verstehen, begreifen; doch bis dahin hatte ich noch genügend Zeit, ja, bis zum Hass war noch Zeit, danach würde ich mich opfern. Ja, das Ende meines Plans sah mich als Opfer vor.

Er nickte. Öffnete den Mund, doch ich kam ihm zuvor,
- Deine Mutter,
sagend, eine Kunstpause machend,
- gehört zu den Bösen, das habe ich dir erklärt, oder nicht?
Ich hörte sein Schlucken, sah ihm interessiert beim Öffnen des Mundes zu, welches quälend langsam geschah und für die Hemmungen, für die Angst sprach, was mich naturgemäß mit Stolz erfüllte.
- Aber,
machte er nun und ich hob die Hände, zeigte ihm die Handflächen, er stoppte.
- Habe ich es gesagt?
Er nickte.

Ich hatte ihm vor zwei Jahren zum ersten Mal vom Krieg erzählt, der draußen tobte. Die Welt um ihn herum, hatte ich ihm erklärt, sähe zwar sauber und friedlich aus, doch in Wirklichkeit herrschte ein brutaler, böser und blutiger Krieg.
- Blut?,
hatte er gefragt und ich hatte es ihm erklärt, hatte von den Anderen gesprochen, die ihn hassten:
- Hassen?

Ich hatte mit ihm geweint, damit er verstand, damit er begriff. Danach hatte mein Plan eine neue Stufe erreicht, war nun greifbar geworden, war aus der Theorie in die Praxis überführt worden – die Erziehung hatte eingesetzt, die tagtägliche Schulung, die Schädigung, die Verankerung der unabdingbaren Komplexe.

Es ist unglaublich, wie stark der Wille eines Kindes sein kann, wie heftig die natürlichen Anlagen wüten! Der Hang zur Gesundheit, dieses Streben nach Unschuld, Reinheit, Normalität! Hatte ich früher geglaubt, es wäre leicht, einem Kind Neurosen, Komplexe und psychische Defekte zu verursachen, so belehrte Franz mich vom Gegenteil: Die geistige Gesundheit war einem Kind das kostbarste Gut. Zudem war ein Kind weich, widerstand dem Schmerz, spürte vielleicht den Schmerz, war aber flexibel genug, keine Narben zu behalten: Die leichten Wunden verheilten stets spurlos. Man musste schon brachiale und brutalste Mittel anwenden, musste zu den gröbsten Werkzeugen greifen, um letztlich ein Kind wie Franz als Sohn haben zu können.

- Und warum sprichst du dann mit Mama über diese Sachen? Warum machst du das?
- Ich ...
- Weißt du,
unterbrach ich traurig, schüttelte den Kopf,
- wenn sie dich irgendwann abholen und töten, dann ist das nicht meine Schuld.
Er starrte mich an, in den Augen Tränen.

Ja, wir zwei, Franz und ich, waren durch schlimme und schlimmste Momente gegangen, hatten übelste Dinge tun müssen und hatten eben doch überlebt. Leid schweißt zusammen, gemeinsames Leiden erschafft Bindungen, so stark, so fest. – Er weinte jetzt und auch ich weinte, zeigte ihm meine Tränen, meinen Schmerz, für den er verantwortlich war. Da stand er auf, lief zu mir, fiel mir in die Arme. Ich stieß ihn zurück, heftig, funkelte ihn an,
- Jetzt kommst du!,
sagend.

Keiner kann die Mühen nachvollziehen. Keiner die Schmerzen, die ich aushalten musste, jahrelang, jeden Tag. Ich kenne niemanden, der dies hier auf sich genommen hätte: Ein Kind zerstören zu müssen, ein Leben zu ruinieren. Und als hätte ich all dies freiwillig getan! Dabei musste ja jemand beginnen, musste jemand den Anfang machen in dieser Welt, in der keiner mehr irgendwas macht, geschweige denn, den Anfang. Wir alle sind doch am Ende, das muss uns klar sein! Wir sind erledigt, verbraucht, tot.

Mein Sohn starrte mich an, seine Lippen zitterten, sein Gesicht bleich, die Adern auf der Stirn deutlich hervortretend, die Augen wie Löcher in eine unfassbare Tiefe. In der Küche klackte der Kühlschrank, was uns wieder zur Besinnung brachte,
- Komm her!,
lockte ich und tatsächlich zögerte er, nur kurz, aber immerhin. Dann erst fiel er mir in die Arme.

Eine halbe Stunde später hockte ich am Wohnzimmertisch, rauchend und scheinbar in eine Biographie von Kierkegaard blickend, tatsächlich aber über den Plan sinnierend, natürlich. Dieses Zögern ging mir nicht mehr aus dem Kopf, dieses Zögern ängstigte mich, bewies nämlich den allmählichen Kontrollverlust – oder übertrieb ich? Sah ich Gespenster? Ich wusste es nicht, hatte keine Ahnung, keinerlei Erfahrungen, war allein, konnte ja niemanden fragen, denn immerhin war ich Pionier. Also las ich die Biographie, verfolgte sehr genau die Jugend Kierkegaards, musste vermerken, durchaus entsprechend der Vorgaben gehandelt zu haben, machte mir dennoch Notizen über das, was der Vater dem jungen Sören angetan hatte, was dieser Vater diesem Sohn gesagt hatte.

Sie kam, doch ich schaute nicht auf, überlegte krampfhaft die nächsten Schritte, hatte,
- Hallo,
das unbestimmte,
- Hallo,
Gefühl, die Kontrolle zu verlieren oder verloren zu haben. Wie früher, wenn ein Romanprojekt, enthusiastisch gestartet, zusehends zerbröckelt war, weil ich den Faden verloren hatte. Weil ein Schreiben ja nicht mehr möglich war, jedenfalls für unsere Generation. Was hatte ich damals gelitten! Und nun begann ich abermals zu leiden, begann zu schwitzen, wurde fahrig, nervös, spürte den Kontrollverlust.
- Schön,
sagte da meine Frau und ich riss mich los von der Biographie,
- Was?,
sagend, kreischend eigentlich.
- Egal,
fauchte sie,
- es ist egal.
Dann lief sie hinaus.

Ich blieb sitzen.

Die Frau zu töten, natürlich hatte ich darüber schon nachgedacht. Doch es wäre zu kompliziert, gefährdete den Plan. Und die Frau einzuweihen, nun, dass war sicherlich unmöglich. Sie würde es niemals verstehen, hatte
1. nicht einmal Kafka verstanden, hatte Kafka einmal gar einen armen Idioten genannt. Und damit seinen Charakter gemeint, seinen Hang zum Unbedingten, der Sucht zur Perfektion, der Liebe zur Literatur. Zudem hatte sie
2. mein Schreiben niemals verstanden. Ja, sie hatte stets mit dem Kopf geschüttelt angesichts meiner Qualen, angesichts meiner wütenden Tränen. Und sie hatte nur zu gern meine gescheiterten Projekte in den Papiermüll vor dem Haus geworfen. Und sie hatte
3. kein Gespür für die Nöte unserer Gesellschaft, wollte nicht begreifen, dass wir, jeweils für uns, die schleichende Dekadenz, das Absterben unserer abendländischen Gesellschaft verhindern mussten.

Ich war allein. Allein mit Franz. Und schwitzte – es war der Schweiß des Versagens. Es war auch die Angst angesichts einer Welt, die zunehmend unterging. Mein Versagen war doch nur ein Symbol für das Scheitern unserer Generation insgesamt: Ich war blutleer, war jetzt schon gestorben, war tot geboren worden, in einer Welt ausgesetzt, welche von den Generationen zuvor kahlgefressen worden war – hier stand ich nun, wollte und sollte, konnte aber nicht.

Es nicht mehr ertragend, stand ich auf, lief in der kleinen Wohnung umher. Besah die Fotos, Familienglück, verlogen, ging um einen Kaffee in die Küche und entnahm dem Bücherregal eine Kafka-Biographie, welche neben dem zerfledderten Tagebuch der Anne Frank stand. Dies der einzige Trost. Diese Existenzen, sie gaben ein Leben vor, welches heutzutage unmöglich zu wiederholen war – unmöglich für uns, für unsere Generation, die wir durch Aufklärung, Toleranz, Pädagogik und diesen Mist hindurchgewachsen waren, nun fassungslos den alten Genialitäten gegenüberstanden, hilflos dem weißen Papier ausgesetzt, den Stift bereit, doch unfähig und also ablassend, aufhörend.

Und nun saß ich also, nach all den Schlachten am Schreibtisch, ausgefochten gegen jede Vernunft, jahrelang durchgehalten entgegen besseren Wissens, nun hockte ich also hier, kein Schriftsteller mehr, ein Vater jetzt, der sich in seinem Sohn verwirklichte, der das Beste für seinen Sohn wollte, für sich und seinen Sohn, für alle letztlich. Hockte da, las von Kafkas Vater, den ja alle hassten: Der böse Vater, der den kleinen Franz gequält hatte, der den kleinen Franz zum Beispiel auf den Balkon gesperrt hatte, in der Nacht – und dies nur, weil der kleine Franz um Wasser gebeten hatte. Pervers! Und doch! Was wäre Franz Kafka ohne seinen Vater! Gäbe es die Werke?

Natürlich nicht, dachte ich, sagte:
- Natürlich nicht,
mir bewusst, in diesem Sinn ein wenig überspannt zu sein. Doch was bedeutete das schon: Wahnsinn? Nichts. Es war ein Wort, deutete eine Relativität an, die sich sozusagen stündlich änderte. – Ich stand auf, ging ins Zimmer meines Kindes, schaute auf dieses Kind herab.
- Komm mit,
sage ich dann, immer noch unsicher: Kam das nicht zu früh? Wäre es nicht besser, noch ein wenig zu warten? Vielleicht starb seine Mutter frühzeitig, dann hätte ich freie Bahn. Doch womöglich wäre es dann schon zu spät. Man wusste es nicht – und überhaupt: Weshalb sollte meine Frau früher sterben? Es sprach nichts dafür und also alles dagegen. Immerhin aß sie Salate, ernährte sich also gesund, E-Nummern mied sie, stets beim Einkauf die Liste dabei, die sie aus der Brigitte hatte. Meine Frau, die stinknormale Kuh, würde sicherlich hundert Jahre alt werden!

Und sie würde mich bald verlassen, das spürte ich. Ein Jahr hatte ich vielleicht noch, höchstens. Ich öffnete den Balkon. Es war Februar und kalt, doch er würde ja nicht ewig dort draußen herumstehen müssen – mir ging es nicht um die Qual, mir ging es um den Komplex, um das Leid, welches später Kreativität, Eigenständigkeit und größte Kunst erwirken sollte, und dies auch würde.
- So,
meinte ich ruhig,
- jetzt bleibst du mal hier draußen stehen.
Ich schloss die Tür, mein Atem für kurze Zeit gut sichtbar selbst innerhalb der beheizten Wohnung. Ich blickte ihn an, der mich anblickte – niemals würde ich diesen Blick vergessen, seine Augen, der Glanz, die dunklen Tiefen: Wie dieses berühmte letzte Foto von Kafka.

 

„Was wäre Franz Kafka ohne seinen Vater! Gäbe es die Werke?“

Hallo + herzlich willkommen auf KG.de, Roman!

Nach „Meme“ stellstu nun als zweiten Text auf neun Manuskripseiten DIN A4 TNR 12 pt „Kafkas Vater“ ein. Der Ich-Erzähler glaubt, der Vater eines kleinen Kafkas zu sein.

Jedenfalls entsteht hier zunächst ein Dialog zwischen den Eltern über ihren fünfjährigen Balg. Wie kommt der darauf, dass Gott ihn mit einem frühen Tod strafen könnte? Die Mutter verdächtigt sofort den Vater, es dem Jungen eingeredet zu haben. Doch der leugnet, lügt und rechtfertigt sich … Kurze Szene(n) einer Ehe zur Eltern-Kind-Beziehung.

Und dann läuft – als die Mutter nicht dabei ist – der Terror väterlichen Größenwahns über den kleinen Franz ab! -

Bis gerade hatt’ ich gedacht, dass Mütter die treibende Kräfte für „Wunderkinder“ wären (für Eislaufprinzessinnen z. B.). Nun gut: die wollen dann nicht das Abendland retten, sondern nur aus dem Ruhm des Kindes Profit ziehen.

Da will ich denn nicht zu viel verraten. Mein Fazit: Gelungener Text! Und eine Bestätigung meiner These (die so alt ist wie die menschliche Geschichte, also gar nicht meine sein kann): Eltern sollte man verbieten!

Auffällig die eigentümliche Struktur:

Direkt zu Anfang
»- Was?,
fragte ich.«

und wenige Zeilen später:

»- Er kam also zu dir und sagte: ‚Gott wird mich bestrafen’,
redend.
- So ungefähr,
meinte sie und griff zu den Zigaretten. .«

etc., an die man sich schnell gewöhnt und die m. E. passt. Form und Inhalt stimmen überein.

Einzig zum Konjunktiv hätt’ ich Kleinkrämerseele ein paar Vorschläge vorzutragen:

„Himmel! Als würden das nicht alle Väter tun! Natürlich, die normalen Väter prügelten ihre Söhne in den Fußballverein, nötigten die Töchter zu lächerlichen Zöpfen, zum Kleidchen, zum Klavierspiel.“
Nach der Anrufung des Himmels empfehl ich auch, den Konjunktiv II nicht im Mainstream zu verwenden. Also: „Himmel! Als täten das nicht alle Väter!“, denn danach geht’s doch.

„Doch es wäre zu kompliziert, würde den Plan mehr als gefährden.“ > „Doch es wäre zu kompliziert, gefährdete den Plan.“

„Sie würde es niemals verstehen, hatte …“ > „Sie könnte es niemals verstehen, hatte …“

Nach „Meme“ ein weiterer gelungener Text,

nur weiter so!

Gruß

Friedel

PS: Mit „Meme“ tu ich mich schwer, obwohl – wie bereits erwähnt – ich den Text auch für gelungen halt.

Vielleicht hierzu später.

 

Hallo Friedrichard,

vielen Dank! Die Seite gefaellt mir und ich beteilige mich gern ... und wenn ich mal mehr Zeit habe, auch als fieser Kritiker ...

Tja, der Konjunktiv - ich denke mal ueber deine Anmerkungen nach, bin aber im Grunde der Meinung, dass der Konjunktiv II hier umgangssprachlicher wirkt: dies jedenfalls die beabsichtigte Wirkung.

Aber: der Erzaehler glaubt eben nicht, eine Art Kafka gezeugt zu haben, nein, er moechte sich einen Kafka machen - das ist ein Unterschied.

Meme - schade, dass der Text dir nicht liegt. Aber es sei!

Besten Gruss

 

„Was wäre Franz Kafka ohne seinen Vater! Gäbe es die Werke?“

Hallo Roman,

schön, dass Dir die Seite gefällt und Du Dich gern beteiligst. Auf den potentiell fiesen Kritiker bin ich (vielleicht nicht allein) gespannt.

Mit dem Konjunktiv II halt ich’s grundsätzlich so, dass direkte Rede i. d. R. als „Umgangssprache“ der „denglischen“ Grammatik mit „würde“ folgt, weil sie Konstruktionsprobleme umgehen will (darum ja auch: Umgangssprache). Der mensch an sich gleicht da dem Wolf: wir bevorzugten alle das bequeme Leben, ließ’ man uns. Wenn aber ebenso alle Vermesssungstechniker dächten, sie sattelten um und würden Architekten.

Grundsätzlich sollt’ aber gelten: der Text ist Produkt seines Schöpfers und alles, was drum herum vorgeschlagen wird, ist halt Vorschlag.

Mit dem Bild, sich einen Kafka machen zu wollen oder geschaffen zu haben: da spielen wir uns gottgleich auf, denn ob wir ihn zeugen oder schaffen ist wurst: wir schaffen uns die uns nach kommen nach unserem Bilde.

Mit Meme braucht’s noch ein wenig, vielleicht zwei, drei Tage, weil ich über Tag nicht zu kommen werde. Das liegt nicht daran, dass der Text mir nicht liegt, sondern dass er komplexer erscheint als „Kafkas Vater“.


Gruß

Friedel

 

Hallo Roman,

ich bin ehrlich begeistert. Anfangs fragte ich mich noch, warum so viel Aufhebens über ein Kapitel schwarzer Pädagogik, das selbst mir als Kind, dessen Eltern nicht besonders religiös waren so allgegenwärtig erscheint. Wie oft wurde der liebe Gott zum bedrohlichen Erziehungsgehilfen ähnlich dem Weihnachtsmann. Schon in der Schlafliedzeile "Morgen Früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt" drückt sich das aus.
Doch langsam entblättert sich die fixe Idee des Vaters, eines Mannes, der einen neuen Kafka, einen neuen Kiergegaard erschaffen will und deshalb der Liebe entsagt.
Ob die eigentümliche Gestaltung der wörtlichen Rede dem Text dient, darüber mag man streiten. Ich bin aber bereit, sie als Marotte hinzunehmen. Da du sie bisher in jedem hier eingestellten Text verwendet hast, fehlt ein bisschen das Ziel dieser Gestaltung. Da bin ich aber Purist und oft allein mit meiner Auffassung, dass sich Gestaltung dem Text unterzuordnen hat.
Persönlich kann ich auch den kleinen Bruch im Charakter der Frau nicht ganz einordnen. Diese nervöse, durchschnittliche, Salat essende Frau als Raucherin schien mit nicht ganz passend. Aber als störend habe ich es nicht empfunden. Es ist durchaus ein Bruch im Rahmen des Möglichen, der keiner plausiblen Erklärung bedarf.
Das Thema ist im Grunde gar nicht so originell, die These, aus Leiden erwüchse Kreativität und Genie geistert ungefähr schon so lange durch die Köpfe wie die Überzeugung, Genie und Wahnsinn seien Brüder und Seelenverwandte. Was originell ist, ist die gezielte Manipulation, die These zu nutzen, daran eine Struktur festzumachen, den Wahnsinn eines Vaters, der sich innerhalb dieses Wahnsinns eben nur insofern als Genie fühlt, methodisch die Genialität seines Sohnes fördern zu können.
Einige Details:

Ich kann meiner Frau in die Augen und das Blaue vom Himmel lügen.
entweder "sehen und" oder "und" streichen.
Meine Frau war schon immer eher spießbürgerlich gewesen
Hier kannst du auf den Perfekt (und das Wort "gewesen") verzichten, anderenfalls müsste es später auch "bemerkt gehabt" heißen.
Ich erklärte ihm, dass die Welt um ihn herum zwar ruhig, sauber und friedlich aussah, doch in Wirklichkeit ein brutaler, böser und blutiger Krieg herrschte.
hier beginnst du im Perfekt, der zweite Satz muss also auch ins Perfekt. Damit würdest du mE auch den Ton deiner Geschichte besser treffen. Mein Vorschlag wäre, hier gezielt mit dem Mittel der Wiederholung zu arbeiten, weil es zur lauernden abwartenden Haltung deines Protagonisten passt:
Ich hatte ihm vor zwei Jahren zum ersten Mal vom Krieg erzählt, der draußen tobte. Die Welt um ihn herum, hatte ich ihm erklärt, sähe zwar sauber und friedlich aus, doch in Wirklichkeit herrschte ein brutaler, böser und blutiger Krieg.
Mancher mag in dem Zusammenhang die vielen "hatte" kritisieren, die sich in dieser Passage befinden, ich empfinde sie aber als stimmungsgebend und somit äußerst berechtigt.
Da stand er auf, lief zu mir hin
auf "hin" solltest du aber hier verzichten, da es eigentlich perspektivisch "her" sein müsste. Ist etwas verschroben, eine Icherzählung, in der der Erzähler die Perspektive auf sein Gegenüber legt und doch beteiligt ist. Perspektivisch Franz. Der läuft natürlich zu etwas hin, verträgt sich aber nicht mit " zu mir", das eben her erfordert.
geriet in ein Schwitzen hinein
ich nehme an, mit dieser Formulierung möchtest du das Schwitzen als Zustand beschreiben, in den man geraten kann, deshalb die Aufzählung (ein), als ob es mehrere Schwitzen gäbe, und die Redundanz (in/hinein). Ich hatte an dieser Stelle den Eindruck von Unbeholfenheit, der natürlich zur Angst vor dem Kontrollverlust passt, von der ich aber nicht weiß, ob sie im Ausdruck dem Text wirklich dient. Kannst letztlich ja auch nur du entscheiden, aber mein Stolpern wollte ich anmerken.
entnahm dem Bücherregal eine Kafka-Biographie, welches neben dem zerfledderten Tagebuch der Anne Frank stand
welches

Also, bevor es nach dieser langen Kritik verloren geht. Ich war von der Geschichte begeistert.

Lieben Gruß
sim

 

Sim!

Vielen Dank fuer die intensive Lektuere, das Lob ohnehin. Beides ist nicht selbstverstaendlich und kostet Zeit, Muehe ...
Deine Vorschlaege und Beanstandungen werde ich wie immer sorgsam behandeln, also in den naechsten Tagen eine ueberarbeitete Fassung reinstellen.

Beste Gruesse

 
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Hallo,

nachdem ich gestern von sim erfuhr, er habe die Geschichte empfohlen, nun ja dann habe ich sie auch einfach mal gelesen. Leider kann ich nicht halbsoviel mit ihr anfangen, obwohl mir die schwarze Pädagogik sowohl theoretisch als auch passivpraktisch ein Begriff ist.

Ich sehe zwei Möglichkeiten, warum ich keinen Zugang zur Geschichte finde:

Erstens fehlende Identifikation mit dem Vater, allerdings mit dem Sohn irgendwie (Mitleid). Und die Mutter scheint mir auch nur ein Werkzeug, um das Kopfleben des Vaters darzustellen.
Der Vater ist offenbar als Antiheld gedacht. Nun, vielleicht habe ich ein generelles Problem mit Antiheldgeschichten, möglich ist alles.

Zweitens die eigentümliche Art der Formatierung. Die Striche zur Einleitung mögen durchaus okay sein, nicht so der Umbruch mitten im Satz nach der wörtlichen Rede. Das hat mich abgelenkt. Was ist der Sinn? Ich meine, dass, je mehr Gewicht auf dem Inhaltlichen liegt, und dies unterstelle ich hier mal, umso gewöhnlicher -- unauffälliger, diskreter, normaler -- nach meinem Dafürhalten die Formatierung sein sollte. Also so etwa:
[Vorschlag:]
»Sag mal, hast du dem Kind gesagt, dass Gott uns alle bestrafen wird?«
»Was?«, fragte ich.
»Franz hat so etwas heute gesagt.«
»Was hat er gesagt?«
»Gott wird ihn bestrafen. Er wird früh sterben. So Sachen.«
Ich zögerte nur einen Augenblick, eigentlich schon: »Er kam also zu dir und sagte: ›Gott wird mich bestrafen.‹« redend. :confused:
»So ungefähr«, meinte sie und griff zu den Zigaretten.
[:Vorschlag]

Vielleicht ist ja das die Gründe, warum du trotz einer recht originellen Geschichte erst so wenig Kommentare hast?


-- floritiv.

 

Die Striche zur Einleitung mögen durchaus okay sein, nicht so der Umbruch mitten im Satz nach der wörtlichen Rede.
[...]
Vielleicht ist ja das die Gründe, warum du trotz einer recht originellen Geschichte erst so wenig Kommentare hast?
Was mich betrifft, trifft die Vermutung jedenfalls zu - samt den Strichen. Ich hab sie schon ein paar Mal angeklickt, aber die optische Erscheinung hält mich davon ab, sie zu lesen.

 

Hallo Senior! Hallo Veteran!

Danke fuer die Kritik. Zum Inhalt: Ja, die Frau bleibt leer, dies obliegt einerseits der Tatsache, es mit einer Kurzgeschichte zu tun zu haben (die sich notwendig auf eine Ebene zu konzentrieren hat, moechte sie nicht zerfasern ...), andererseits ist es inhaltlich plausibel zu machen, da ich ja aus der Perspektive des Anti-Helden schreibe, der seine Frau wiederum schon lange eingetuetet und also erledigt hat (die Zigarette, Sim, spricht so gegen die Ansichten des Autors und deutet ein Gefaelle von Phantasie und Realitaet an).

Ja, es ist ein Anti-Held. Und es kann einfach nicht sein, mit Anti-Helden wenig anfangen zu koennen - so denke ich: Der positiv gezeichnete Held entlockt ein Gaehnen, mehr nicht. Identifikation? Auf sieben Seiten? Identifikation als notwendige Bedingung einer Geschichte ist m.E. ein sehr konservativer Gedanke ... da sind wir aber schon weiter, kulturell betrachtet. Die Wohlfuehlprosa im Sinne einer behaglichen Einbeziehung des Lesers entspricht so ueberhaupt nicht meiner Vorstellung von Literatur. (Ich liebe ja nun auch nicht meine Protagonisten - und Schriftstellern, die derartiges von sich behaupten, misstraue ich.)

Wie auch die Gestaltung. Dies ist, wie ich ersehe, der Hauptkritikpunkt, der meine zwei kleinen Geschichtchen trifft. Nun, ich sehe da schon zwei Notwendigkeiten:
1. Inhaltlich: Die Gestaltung deutet die Umbrueche an, die zwischen Innen- und Aussenwelt bestehen. Es existieren demnach unbdingt zwei Ebenen, die so gar nichts miteinander zu tun haben - diese Diskrepanz wird m.E. mit der Absetzung und unbequem zu lesenden Rede wenigstens angedeutet. Eine Einbettung, wie vorgeschlagen, behagt mir nicht, da auf diese Weise ein wichtiges Signal floeten geht: Die Aesthetik hat sich demnach zu fuegen.
2. sprachliche Ebene: Der Protagonist denkt und spricht, klar. Wobei das Sprechen, getaetigt, vom Denken abgekoppelt ist, letztlich in der Welt steht, nicht mehr vom Sprecher zu retten ist, weil gesagt, kristallklar und manifest.

Ist das nicht bei jeder Geschichte so? Bedingt. Meme und die vorliegende Erzaehlung nun leben von dieser Diskrepanz, entstammen einem Motiv und weisen demnach diese als unangenehm empfundene Struktur auf.

Die von floritiv mit einem dampfenden Smiley versehene Stelle:
Ich zögerte nur einen Augenblick, eigentlich schon,
- Er kam also zu dir und sagte: ‚Gott wird mich bestrafen’,
redend.
,
gefaellt mir ziemlich gut, da er zwar zoegert, doch im Zoegern schon reagiert, was auf seine Verfassung hinweist: das Abgekoppelte von seinem oberflaechlichen Leben.

Natuerlich, ich kann die Kritik verstehen. Doch leider kann ich nichts dagegen machen, jedenfalls nicht bei diesen Geschichtchen ... Die haben sich sozusagen aus der Gestaltung entwickelt - in der Tat wird auch die naechste Geschichte eine derartige Gestaltung aufweisen (auf die Gefahr hin, keine Kommentare zu bekommen ...). Was aber nicht bedeutet, dass ich nun jede Geschichte auf diese Weise stricke - auch ich mache mir, man glaubt es scheinbar nicht, Gedanken ueber die sprachliche Gestaltung (wundert mich tatsaechlich, weshalb man mir das nicht glaubt: die Ungewoehnlichkeit der Struktur spricht doch eigentlich fuer eine solche Annahme, jedenfalls eher, als dies eine gewoehnliche Struktur andeutet).

Haeferl: Waere meine Geschichte ein Roman (und zum Glueck ist es keiner, was?), tja, koennte ich deine Scheu und auch deinen Widerwillen verstehen, doch es sind ja nur sieben Seiten ... da kann man mal die gewohnten Wege verlassen, oder? Es sei denn, dich packt schon beim ersten Absatz der Brechreiz oder dir wird ob der ungewohnten Struktur schwindlig ... gibt es ja alles.

So, all dies klingt ein wenig barsch, ist aber nicht so gemeint. Ich bin guter Dinge und freue mich ueber Kommentare - ihr muesst euch einfach hinter so gut wie jedem Satz ein Smiley vorstellen, dampfend, rollend, grinsend ... (auch so eine Marotte von mir, diese Smileyfeindlichkeit, die ich ebenfalls erklaeren koennte, doch ich erspare euch das ...)

Beste Gruesse

 

Es existieren demnach unbdingt zwei Ebenen, die so gar nichts miteinander zu tun haben - diese Diskrepanz wird m.E. mit der Absetzung und unbequem zu lesenden Rede wenigstens angedeutet.
Innen- und Außenwelt hängen manchmal mehr zusammen als einem lieb ist. Das bekommt der Sohn ja allzu gut zu spüren. Und wenn du die Diskrepanz zwischen dem gespielten Außen und dem wahren Innen des Vaters meinst -- sich zu überlegen, wie man das inhaltlich gut darstellt, ist durchaus besser als sich einfallslos auf die Formebene zu flüchten. Jene, bin ich der Meinung, sei ruhig der Gewohnheit des Lesers unterworfen, damit er sich gut auf den Inhalt konzentrieren kann.

Was du über Antihelden sagst, bin ich durchaus mit dir einer Meinung. Wäre ja auch widersinnig, sich mit dem Antihelden zu identifizieren. Doch die Geschichte hat in meinen Augen nun mal nichts, was die fehlende Identifikation mit ihm ausgleichen würde.
Aber vergessen wir mal nicht, dass sim die Geschichte empfohlen hat. Vielleicht habe ja auch nur ich ein Problem damit. ;)

8<---
Zu deiner Haltung generell:
Ansonsten machst du mir trotz deiner Schlussbeteuerung den Eindruck, dass dir unsere Kritik lästig ist, dass du nur Lobhudeleien akzeptierst. Dies würde deinen herablassenden Eifer erklären, wie du die kritisierten Punkte verteidigst. Nichts gegen Verteidigung der eigenen Geschichte, aber um die Kritiker nicht vor den Kopf zu stoßen, hätte ich z.B. nicht gesagt: »Die Gestaltung deutet die Umbrueche an«, sondern »Die Gestaltung soll die Umbrüche andeuten« -- verstehst du den Unterschied?
Sich auf Smileyfeindlichkeit zu berufen, damit machst du es dir zu einfach. Um sie zu vermeiden, muss man ihren Effekt, den sie hätten, eben an Stil und Formulierung delegieren. Das war mir selbst zu aufwendig zu lernen, daher hat meine Smileyabstinenz irgendwann ein Ende gefunden. ;)
-->8

Unabhängig von deiner Antwort ist dies übrigens mein letztes Posting in diesem Thread. Ich nehme sie nur zur Kenntnis und denke mir meinen Teil.


-- floritiv.

 

Salü Roman,

die bisherigen Kommentare habe ich nicht gelesen, vielleicht wiederhole ich bereits geschriebenes.

Die Geschichte ist entsetzlich. Sie schmerzt. Alles in mir empört sich.

Fasse das bitte als Lob auf. Du hast die emotionale Vergewaltigung eines Kindes ungemein plausibel beschrieben. Das Du auf " ... ", also die Standardgrammatik der wörtlichen Rede verzichtest, ist für mich eher ungewöhnlich, aber sie zog mich schnell in den Text und verleiht ihm eine zusätzlich schmerzhafte Rasanz. Denken und Sprechen wie in einem Atemzug.
Gut geschrieben.
Steht in Gesellschaft und stimmt mich nachdenklich in Bezug auf die Bemühungen mancher/vieler Mütter und Väter, ihre Kinder zu 'Champignons' zu dressieren ...

Herzlich,
Gisanne

 

Hallo Roman,

da hast du uns ja ein richtiges Ekelpaket vorgeführt. Im wirklichen Leben gibts natürlich noch viel grausamere, wenn du z. B. an die vielen Kindesmisshandlungen denkst.
Du hast das gut erzählt und den Wahnsinn dieses Typen glaubhaft rübergebracht. Die angesprochenen Irritationen bei deiner Art, Dialoge zu formulieren, haben mich nicht gestört, dazu war der Text zu gut und das hat mich bis zum Ende gezogen.

Zu einer Stelle eine Frage. Da gibt es diesen Satz: „Meine Frau war eher spießbürgerlich, also angefüllt mit Komplexen, verdrängten Lüsten und lauernden Verboten, hatte dagegen jahrelang angekämpft, doch den Kampf schon längst verloren, es nur nicht bemerkt.“

Wogegen hat sie angekämpft? Gegen die verdrängten Lüste? Und wenn sie dann den Kampf verloren hat, heißt das doch, sie gibt sich diesen Lüsten hin. Dann ist sie ja eigentlich nicht mehr spießbürgerlich.

Kafkas Vater steht hier als Synonym für eine den Sohn nicht verstehende Figur, die das eigene Abbild auch durch Züchtigung beherrschen will. Allerdings hat Franzens Papa seine drastischen Erziehungsmethoden nicht mit der Absicht ausgeführt, dass der Sohnemann später mal daraus schriftstellerische Beute macht. Insofern hinkt das Beispiel etwas, jedoch hast du deinen Protagonisten ja deutlich als krankhaften Psychopathen gezeichnet, bei dem die fortgeschrittene geistige Deformation klar erkennbar ist.

Insgesamt ein durchaus (un)angenehmer Text, dessen Stil mir sehr gefallen hat.

Viele Grüße
Hawowi

 

Hallo Hawowi,

meine Frau hatte gekaempft - gegen die Buergerlichkeit, gegen das Verdraengen der Lueste und Leidenschaften. Und hat verloren. Ist also buergerlich. - Hm, ist das missverstaendlich formuliert? Kann es momentan nicht einschaetzen. Muss nochmals lesen und ueberdenken.

Zur Bemerkung ueber Kafkas Vater. Ja, der wusste nichts davon, seine Erziehung fuehrte unabsichtlich zum Kafkaschen Werk, klar. Der Protagonist aber ist - typisch modern -, aufgeklaert, ist gebildet, befindet sich also in einer Situation, in welcher die Naivitaet unmoeglich ist. Die versucht er nun in seinem Sohn zu verwirklichen.

Peter Handke hatte in den 60er Jahren diese Idee der Wiederholung: Ein Schriftsteller muss, will er schreiben, sich bewusst in einen Zustand der Naivitaet versetzen - ansonsten erdruecken die Vorbilder. Dies nennt er Wiederholung, meint also einen Zustand, in welchem man die Kraft aufbringt, den Einfluss zu verdraengen - so entstehe, so Handke, Originalitaet. - Der Protagonist wiederum scheitert in diesem Ansinnen, nutzt jetzt seinen Sohn.

Freut mich, dass dir der Text nichtgefallend gefallen hat. Danke.

Hallo Gisanne!

Ebenfalls danke, natuerlich - ja, die Erzaehlung ist schwer verdaulich, lag auch lange in mir herum, kam dann erst einmal in dieser Form. Das letzte Wort ueber diese Thematik ist aber noch nicht gesprochen - das verfolgt, ohne leider besondere Originalitaet aufzuweisen (doch manchmal kann man sich den Stoff nicht heraussuchen).

Hallo floritiv!

Du antwortest zwar nicht mehr, aber ich schreibe dennoch, erklaere, dass es mir leid tut, sollten einige Bemerkungen herablassend wirken. Ist nicht meine Absicht. Warum auch? Mein Schreiben ist weder besonders gut noch sonderlich herausragend, ich bin mir darueber sehr bewusst, keine Sorge.
Aber nun nichts mehr zu sagen, tja, ist doch wohl auch ein wenig ... nun ... uebertrieben? (um das Woertchen albern zu vermeiden ...) Jedenfalls bindet dich deine Ankuendigung keinesfalls, sage ich mal, die Aufregung nicht ganz begreifend und fluchs das Smiley heraussuchend: :shy:.

Beste Gruesse an alle! Und einen schoenen Tag!
Roman

 

Hallo Roman!

Roman schrieb:
Es sei denn, dich packt schon beim ersten Absatz der Brechreiz oder dir wird ob der ungewohnten Struktur schwindlig ... gibt es ja alles.
Ja, was es nicht alles gibt, gell.
Ich finde, deine Geschichte gehört eher ins Korrekturcenter als in den Empfehlungsthread.

Roman schrieb:
Die Gestaltung deutet die Umbrueche an, die zwischen Innen- und Aussenwelt bestehen. Es existieren demnach unbdingt zwei Ebenen, die so gar nichts miteinander zu tun haben - diese Diskrepanz wird m.E. mit der Absetzung und unbequem zu lesenden Rede wenigstens angedeutet. Eine Einbettung, wie vorgeschlagen, behagt mir nicht, da auf diese Weise ein wichtiges Signal floeten geht: Die Aesthetik hat sich demnach zu fuegen.
Abgesehen davon, daß Innen- und Außenwelt keine Ebenen sind, die »so gar nichts« miteinander zu tun hätten, sondern immer eine auf die andere einwirkt: Wie kommst du darauf, daß es mir um Ästhetik ging?
Was du hier schreibst, sind Zwitter aus reinem Dialog und in den Text eingebetter direkter Rede:

Ich zögerte nur einen Augenblick, eigentlich schon,
- Er kam also zu dir und sagte: ‚Gott wird mich bestrafen’,
redend.
Das ist kein Satz, das ist gar nichts. Was soll ich mit dem »eigentlich schon,« anfangen? Und warum hinten dran »redend«? Ich … redend – was ist das für ein Deutsch?
Ist sich dein Erzähler nicht klar darüber, ob er noch zögert oder schon redet? Sein Hirn zögert noch, aber der Mund plappert schon, oder wie?

Mag sein,
meinte sie geistesabwesend, zog an der Zigarette, hektisch,
- aber ich versteh das einfach nicht ...
- Was verstehst du nicht?
- Dass mit Gott, verdammt,
kam es.
Auch das: kein Satz, kein Dialog.
Wofür das nachgestellte »hektisch«? Damit der Leser sein Bild korrigieren muß, weil er sich vielleicht aufgrund des »geistesabwesend« zuerst einen langsamen, tiefen Zug vorgestellt hat, bis du hinterher sagst, daß er hektisch war, nur weil du es so toll findest, wenn es für den Leser unbequem zu lesen ist? Ich sehe darin keinen Sinn, auch finde ich nicht, daß die Form deine »zwei Ebenen« in irgendeiner Weise unterstützt.
Dann das hinten drangehängte »kam es«: Was ist das für ein Deutsch?
Obendrein heißt es »Das mit Gott«, und es sind auch noch weitere das/dass-Fehler in der Geschichte.

Er nickte. Öffnete den Mund, doch ich kam ihm zuvor,
- Deine Mutter,
sagend, eine Kunstpause machend,
- gehört zu den Bösen, das habe ich dir erklärt, oder nicht?
[…]
Sie starrte vor sich hin, die Zigarette vergessend.
Schrecklich dieses ständige »sagend«, »machend«, »redend«, »vergessend«, »hinzufügend, dann seufzend«, usw., das geht die ganze Geschichte hindurch. Grauslich zu lesen.

Aus welchem Grund sollte ich, der Vater, seinem fünfjährigen Sohn erzählen, der ehemals liebe Gotte würde ihn frühzeitig bestrafen
Es müßte heißen »meinem fünfjährigen Sohn«.

doch es sind ja nur sieben Seiten ... da kann man mal die gewohnten Wege verlassen, oder?
Wenn es sich lohnt, verlasse ich die gewohnten Wege auch für zwanzig oder dreißig Seiten. Aber ich habe eher das Gefühl, du drückst dich um die korrekte Gestaltung und Zeichensetzung bei der direkten Rede, denn auch in »Meme« hast du es nicht anders gemacht:
Meine Frage ja auch,
- Wer?,
hatte ich eben noch gefragt
Findest du das ein lesenswertes Deutsch?

Und hatte also ihre Mutter um Rat gefragt. Hatte vielleicht gemeinsam mit der Mutter zu eruieren versucht, welches Motiv ich haben könnte, warum ich also so etwas tun sollte.
doch unfähig und also ablassend, aufhörend.
Und nun saß ich also, nach all den Schlachten am Schreibtisch, ausgefochten gegen jede Vernunft, jahrelang durchgehalten entgegen besseren Wissens, nun hockte ich also hier,
Sind die vielen Wortwiederholungen (z. B. die fünf »also« in den beiden Zitaten) so lesenswert? Hast du den Text selbst schon einmal gelesen? Zumindest hast du nicht viel dran gearbeitet, und das bestärkt mich in meiner Vermutung, daß die Sache mit der direkten Rede bloß auf Faulheit beruht, und deshalb hab ich auch keine Lust, dir die restlichen Fehler rauszusuchen.

Auch inhaltlich reizt mich die Geschichte nicht zum Weiterlesen. Einerseits ist da die völlig falsche Behauptung, es gäbe 2007 nur mehr glückliche, angstfreie Kinder, andererseits zeigst du einen mißhandelnden Vater, der völlig bewußt wider besseres Wissen handelt. Die gesellschaftliche Aussage also: Es sind nur einige Spinner, die so etwas tun. Und das entspricht absolut nicht der Realität und hat daher meiner Meinung nach in Gesellschaft nichts zu suchen.

Obendrein hätte ich mir bei einer Geschichte, deren Protagonist sich an Kafkas Vater orientiert, mehr Parallelen erwartet, als bloß die Sache mit dem »Balkon« (Orig. »Pawlatsche«). Zum Beispiel paßt schon die Beziehung zur Mutter nicht, was psychologisch gesehen für die Geschichte ein grober Fehler ist, denn es ist ein Unterschied, ob ein Kind von der Mutter geliebt und sogar verteidigt wird und vom Vater »nur« heimlich mißhandelt wird, wie in deiner Geschichte, oder ob er von der Mutter, die dem Vater ebenso gehorcht, heimlich getröstet wird, also die Gewalt als normal und den Trost als etwas Verbotenes erlebt.

So wirkt die Geschichte schnell und ohne großes Bemühen runtergeschrieben – nicht mehr als ein »So stell ich mir das vor, auch wenn ich nicht viel darüber weiß«.

Grüße,
Susi

 

So,

ich ziehe mal eine Bilanz aus dem Bisherigen: Eine Empfehlung, ein Kritiker kommuniziert nicht mehr mit und eine Kritikerin wirft mir Faulheit und Unkenntnis vor. - Diese Geschichte polarisiert wohl.

Was ja einerseits eine schoene Sache ist. Andererseits kann ich die Schaerfe der letzten Kritik nicht mehr recht nachvollziehen. Pawlatsche beispielsweise ist ein oesterr. Begriff und waere innerhalb der vorliegenden Erzaehlung vollkommen unpassend gesetzt. Tatsaechlich kenne ich Kafka recht gut, habe mich jahrelang mit ihm beschaeftigt, doch darum geht es doch gar nicht: Es geht doch darum, was der Protagonist ueber Kafka denkt. Und der nutzt eben nicht den Begriff Pawlatsche, weil kein Mensch diesen Begriff einfach so benutzt. Der Protagonist geht von dem Klischee "Kafka" aus ...

Aber gut, ich merke schon, es hilft nichts. Ich wuenschte mir nur, die Kritiken blieben bei der Sache. Lobhudeleien, wie auch schon vorgeworfen, moechte ich sicherlich nicht, aber eine faire Auseinandersetzung, in der man sich auch verteidigen kann und darf. Ohne dass Kritiker das Gespraech mit mir abbrechen und sich einer Einigung rigoros verweigern. Das ist Kindergarten.

Beste Gruesse
Roman

 

aber eine faire Auseinandersetzung, in der man sich auch verteidigen kann und darf.
Und warum gehst du dann nicht auf die einzelnen Punkte ein? Einzig über die Erwähnung der Pawlatsche mokierst du dich, dabei hab ich gar nicht gesagt, daß du sie verwenden sollst.

 

@ Roman

So,

ich ziehe mal eine Bilanz aus dem Bisherigen: Eine Empfehlung, ein Kritiker kommuniziert nicht mehr mit und eine Kritikerin wirft mir Faulheit und Unkenntnis vor.

Wenn schon Bilanz ziehen, dann doch bitte richtig. Es ist ja nicht so, dass floritiv die Diskussion mal eben so abgebrochen hat - er begründet diesen Schritt. Und häferl wirft dir ja nicht mal eben so Unkenntnis und Faulheit vor - auch sie begründet diese Einschätzung. Und das ist etwas, das ich in deinen Antworten vermisse: Begründungen.
Roman schrieb:
Aber gut, ich merke schon, es hilft nichts. Ich wuenschte mir nur, die Kritiken blieben bei der Sache. Lobhudeleien, wie auch schon vorgeworfen, moechte ich sicherlich nicht, aber eine faire Auseinandersetzung, in der man sich auch verteidigen kann und darf.
Du wünschst dir, die Kritiken blieben bei der Sache? Also, mehr bei der Sache als häferl in ihrem Kommentar kann eine Kritik gar nicht sein. Sie führt dir explizit auf, wo sie Probleme mit der Geschichte hat, wo du ihrer Meinung nach grausliges Deutsch verwendest (übrigens nicht nur ihrer Meinung nach), sie zeigt dir Tippfehler auf und weist dich darauf hin, dass dieses ständige "sagend", "machend", "redend" etc. furchtbar zu lesen ist. Desweiteren zeigt sie dir offensichtliche Rechtschreibfehler auf, Wortwiederholungen, die du evtl. übersehen hast und und und.

Wieviel weiter kann eine Kritik denn noch bei der Sache sein?

Doch statt auf den Kommentar einzugehen und dich mit der darin enthaltenen sachlichen Kritik auseinanderzusetzen, lamentierst du. Schade eigentlich.

Im übrigen kann ich mich häferls Kommentar vollinhaltlich anschließen, deswegen hast du vorher auch keinen Kommentar von meiner Seite bekommen. Bringt ja nix, alles zu wiederholen.

Gruß
George

 

Hm,

ist ein komisches Forum hier, nicht mein Fall. Floritiv kritisiert meinen Kommentierstil, erklaert zugleich, nichts mehr zu sagen, bricht demnach den Dialog im Keim ab - und ihr findet das vollkommen in Ordnung. Entschuldigung, aber ich empfinde das schon als sehr merkwuerdig. Jedenfalls wuerde ich mich nicht so verhalten. Das ist einfach keien Art, ob man das begruendet oder nicht.

Dann wird mir erklaert, es, also der Balkon, bedeute Pawlatsche - und wenig spaeter ist dies nur ein Hinweis gewesen. Nur so, sozusagen. Weshalb? Weil Haeferl es weiss? Schoen.

Dann werden sprachliche Eigenheiten, die ich zuvor zu verteidigen versuchte, als reine Faulheit ausgelegt. Und auch dies wird wenig spaeter von einem weiteren Kritiker bestaetigt, dem es zu dumm war, sein Urteil vorher abzugeben.

Nee. Bin weg.

Gruss
Roman

 

Schade.

Erstens. Ich stehe natürlich zu meiner Empfehlung. Ich finde die Geschichte nach wie vor sehr gelungen.
Zweitens. Auch ich habe die gewöhnungsbedürftige Form der direkten Rede moniert. Mir leuchtet deine Erklärung aber ein. Sicher hätte ich selbst drauf kommen können, vielleicht war mir einfach im Weg, dass ich die gleiche Form eben auch schon bei deiner anderen Geschichte so gesehen hatte.
Drittens. Wenn ich es beim nochmaligen Lesen richtig gesehen habe, hast du durchaus noch Dinge überarbeitet. Das Forum, so komisch es auch ist, kann, wenn es am Text orientiert bleibt, durchaus etwas ändern.
Viertens. Auch mir sind die vielen "redend" etc. aufgefallen. Auch ich würde bei vielen anderen Geschichten dazu etwas schreiben, denn natürlich sind sie kein schönes Deutsch. Hier aber fand ich sie konsequent, denn sie offenbaren eine eigenwillige Betrachtung des Prot auf sich selbst, als beobachtete er sich irgendwo außerkörperlich und wäre gar nicht beteiligt an dem, was er da tut. Für mich waren sie sprachliches Merkmal einer Dissoziation des Icherzählers.
Das muss natürlich nicht bei jedem funktionieren, bei mir hat es funktioniert.
Und ein bisschen habe ich das Gefühl, hier wird weniger die Geschichte kommentiert, als das bisweilen als arrogant empfundene Auftreten des Autors. Dann sind solch stilistischen Augenfälligkeiten natürlich ein gefundenes Fressen.

Euch allen einen lieben Gruß
sim

 

@ sim

Ich finde es auch schade, dass er die Flinte so schnell ins Korn wirft, vor allen Dingen, da er ein solches Verhalten floritiv vorher noch als Kindergartenmentalität angekreidet hat.

Schade auch, weil sich gerade an solchen Geschichten wunderbar über den Sinn/Unsinn von sprachlicher Eigenheiten diskutieren lässt. Du fandest diese Eigenheiten (bleiben wir einfach bei diesem Begriff) dem Text angemessen, ich hingegen habe mich daran gestört. Schlimm finde ich diese unterschiedliche Wahrnehmung nicht - denn wenn jede Geschichte, jeder Stil jedem Leser gefallen würde... Wo würde das hinführen? Dann wäre Literatur ja noch einfältiger als sie heutzutage eh schon ist. Aber das ist ein anderes Thema.

Zurück zum Text. Natürlich schaue ich bei einem solchen Text, bei solchen stilistischen Eigenheiten ganz genau hin. Hält der Autor seine Eigenheiten durch? Spielt er mit Sprache oder war er m.M.n. nur zu faul, den Text in Ruhe zu überarbeiten? Wenn mein Fazit letzteres ist (und das war hier für mich der Fall), dann sage ich ihm das, bzw. würde es ihm sagen, wenn ein anderer Kommentator (hier: häferl) dies nicht schon getan hat. Wie er jedoch auf die wirklich ausführliche Kritik häferls reagiert hat, sagt viel über seine Kritikfähigkeit aus. Dies und nichts anderes habe ich ihm in freundlichen Worten gesagt. Dass er daraufhin mit Flucht reagiert, ist bedauerlich.

Vieles an dem Text hat m.M.n. übrigens nichts mit "funktionieren" oder "nicht funktionieren" zu tun - vieles ist einfach schlechtes Deutsch. Aber das hat häferl ja im Detail aufgelistet. Und ich wäre wirklich dumm, wenn ich dies jetzt alles wiederholen würde.

Gruß
George

 

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