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Kalte Weihnacht

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30.12.2008
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Kalte Weihnacht

Der Abend bricht an und es wird Zeit für die Bescherung.
Doch statt im Kreis meiner Liebsten zu sein, drücke ich mich unbehaglich vor der Tür meines Elternhauses herum. Zum wiederholten Mal hebe ich die Hand, versuche die Klingel zu drücken, zucke zurück und schiebe das Unvermeidliche vor mir her.
Schließlich, damit meine Hände irgendetwas zu tun bekommen, zünde ich mir eine Zigarette an und denke an meine Frau und die Kinder.
Ob sie das silberne Glöckchen schon geläutet hat? Ob Felix und Nina schon ihre Geschenke auspacken? Mit wildem Reißen und Rupfen und strahlenden Augen?
„Scheiße, was mach ich hier?“
Ich werde morgen noch mal herkommen, ganz einfach. Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum ich heute nicht an der Seite meiner Familie sein sollte.
Ich schnippe die Zigarette in die Dunkelheit und krame nach den Autoschlüsseln.
Warum muss ich nur wie die Feuerwehr angerauscht kommen, wenn er um Hilfe schreit? Für mich war schließlich auch nie jemand da.
Verharschter Schnee knirscht unter meinen Schritten. Dann stehe ich vor meinem Auto.
Und wenn es wichtig ist?
„Arschloch!“
Ich wende mich um und sehe zum Haus zurück. Hier glänzt nichts weihnachtlich. Hier riecht es nicht nach Plätzchen oder Punsch. Kein Kinderlachen. Nur eine leere Fassade. Eine Wand, in der die Fenster dunkle Löcher in die Vergangenheit sind.
„Mist“, flüstere ich und, als das nicht reichen will, lauter: „MIST!“
Die Minuten verstreichen. Mit den Schlüsseln in der Hand stehe ich vor dem Auto und kann weder vor noch zurück. Wie ein Stück Treibholz, das zwischen Ebbe und Flut gefangen ist. Stumm betrachte ich das Haus, das mich an ein ausgesetztes Tier erinnert.
Wind kommt auf und Dezemberkälte schlägt mir in den Nacken, als ich hinter mir Schritte höre.
„Biste also doch noch gekommen.“
„Fröhliche Weihnachten“, haspele ich, als ich mich erschrocken zu ihm umdrehe. Aber mein Stiefvater zuckt nur gleichgültig die Schultern.
„Du siehst gut aus“, lüge ich und betrachte den siebzig Jahre alten Mann mit dem Blick eines Kindes. Er hat sich nicht verändert. Seine Gestalt ist ausgemergelt und hager wie der Tod; sein Gesicht gleicht einer Hungerfratze, aus dem die trüben Augen eines Alkoholikers quellen.
Als es zu schneien beginnt, denke ich: Der Schnee steht im gut.
Er schnauzt mich an:„Los jetzt, ich frier mir noch die Eier ab.“ Aber die Zeit, als ich sechzehn war, ist schon lange vorbei.
„Scheiße, alles wie immer, oder? Kannst Du mir mal verraten, warum ich heute hergekommen bin?“
Ich will ihn nicht ansehen. Das Hungergesicht ertrag ich nicht. Als mich jedoch seine Worte erreichen, muss ich ihn doch anschauen.
„Du sollst ein Grab ausheben, darum biste hier.“


Wir gehen ins Haus zurück. Aber erst als er die Tür aufschließt, bemerke ich das Gewehr in seiner Hand.
Achtlos stellt er es in den Hauseingang und lässt mich gleich mit danebenstehen.
Während ich warte, nässt es Kindheitserinnerungen aus den Wänden. Tropfen für Tropfen wird aus den Fugen gepresst und vergessene Gerüche steigen auf.
Meine Mutter - wie viel Zeit sie hatte wegzugehen; sich ein neues Leben aufzubauen.
Am Ende war die Krankheit schneller. Auf Krücken fängt man kein neues Leben an, nicht wahr? Stattdessen bekommt man neue Namen - FAULE HURE!
Das Echo verhallt, vermischt sich mit altersschwachen Schritten auf der Kellertreppe.
Die Wände sind wieder trocken, doch von meiner Stirn tropft der Schweiß.
Wortlos reicht mir Hungergesicht Spitzhacke und Schaufel.


Liegt es an Weihnachten oder an der Kälte?
Was es auch ist, gehorsam wie ein Lamm folge ich meinem Stiefvater auf Feldwegen immer tiefer in die Nacht hinein.
Ich trage die Last von Kindheit und Schaufel, er die Verantwortung und eine Laterne.
Eine Zeitlang folgen wir dem Rücken eines Endmoränenwalls. Dann führt der Weg an Feldern und Streuobstwiesen vorbei. Immer weiter geht es, immer dem fahlen Schein der Laterne nach.
Irgendwann bleibt er stehen.
Schneeflocken tanzen um uns herum, während er die Laterne höher hebt. Ein paar Mal blickt er sich suchend um, bis er entdeckt, was er sucht. Ein gelbes Stück Plastikplane, versteckt hinter dem winterlichen Gerippe eines Apfelbaumes.
„Hier ist es“, sagt er. Seine Schritte knirschen über gefrorenes Gras. Kurz darauf stehe ich neben ihm.
Es ist ein Duschvorhang. Lose flattern die Enden im Wind. Ein Körper beschwert die Mitte.
„Du hast den Hund erschossen?“
Hungergesicht sieht mich an und nickt.
Dann deutet er mit der freien Hand auf eine Stelle, an der ich graben soll.


Mir wird bewusst, dass ich nicht darüber nachgedacht habe, für wen ich ein Grab ausheben soll. Aber so ist das mit mir und Hungergesicht. Sobald ich in seiner Nähe bin, setzt mein Hirn aus. Dann bin ich wieder Kind. Ein hilfloser Junge, der es gewohnt ist zu tun, was einem gesagt wird.
Doch der tote Hund – warum musste er ihm in den Kopf schießen? - holt mich in die Wirklichkeit zurück. Minutenlang sehe ich mir seine Leiche an, die der Schnee langsam zudeckt. Nur bei den verstümmelten Stellen scheut er zurück. Das Blut ist noch zu warm.
Keine Ahnung, wie lange ich auf den Kadaver gestarrt habe, aber Hungergesicht lässt mir die Zeit, die ich brauche. Immerhin das muss ich ihm zugutehalten.
Schließlich wird mir die Notwendigkeit bewusst, dass der Leichnam unter die Erde muss.
Mit der Spitzhacke in der Hand mache ich mich ans Werk.
Erklärungen haben Zeit bis später.


Man macht sich keine Vorstellung davon, wie mühsam es ist, ein Loch in einen gefrorenen Boden zu hacken. Schon bald hängt meine Jacke an einem Zweig, wo sie wie ein knochenloser Sack hin und her schaukelt. Ärmel werden aufgerollt und Handschuhe ausgezogen. Letzteres hätte ich besser nicht getan.
Als ich eine Pause mache, um mein mickriges Loch und die Blasen an meiner Hand zu begutachten, wird mir bewusst, wie irreal die Situation ist.
Acht Jahre ist es her, dass Mutter gestorben ist. Damals auf ihrer Beerdigung habe ich meinen Stiefvater zum letzten Mal gesehen. Seit der Zeit herrscht zwischen uns Funkstille. Keine Anrufe, keine Briefe, nichts. Nur einmal, als Felix zur Welt kam, bestand meine Frau darauf, ihm ein Foto zu schicken. Eine Antwort haben wir nie erhalten.
Und dann das. Eine kurze Nachricht auf dem AB: „Komm heute Abend vorbei. Es wird nicht lange dauern.“
Wäre ich auch gekommen, wenn ich gewusst hätte, dass ich ein Grab für seinen Hund ausheben soll? Ich bin kein gläubiger Mensch, aber dieses Loch zu graben fühlt sich an wie eine Sünde. Und doch, es wäre falsch es nicht zu tun.
Es ist für den Hund nicht für ihn, rede ich mir ein und grabe weiter.


„Das ist tief genug.“
Hungergesicht nimmt mir die Schaufel aus der Hand und dankbar wische ich mir den Schweiß von der Stirn.
Wir gehen zur Leiche, wo sich jeder ein Ende der Plastikplane nimmt. Gemeinsam heben wir sie hoch und tragen den Hund zu seinem Grab. Doch als wir ihn herunterlassen, stöhne ich auf. Das Loch ist zu klein.
Ich greife mir die Schaufel, als Hungergesicht sie mir plötzlich aus der Hand reißt.
„Du hast genug getan, den Rest mache ich.“
Ich trete ein paar Schritte zurück und beobachte, wie er sich am Grab zu schaffen macht. Mehrmals kratzt er mit der Schaufel am Rand des Loches herum, bis sich vereinzelte Erdbrocken lösen. Dann gibt er auf. Schwer atmend hält er sich an seiner Schaufel fest, während er auf seinen Hund hinabstarrt.
„Warum hast Du ihn überhaupt erschossen?“, frage ich ihn. Ich stehe abseits am Baum und ziehe meine Jacke an. Obwohl ich schwitze, fühle ich mich innerlich erfroren.
„Er war alt, er war krank. Es war genug“, meint er keuchend. Dann sieht er mich an.
„Das Gleiche hätte ich auch für Deine Mutter getan, wenn ich die Kraft dazu gehabt hätte.“
Unvermittelt hebt er die Schaufel über seinen Kopf und prügelt auf den Hund ein.
„SCHEISSE! HÖR AUF!“
Aber er hört nicht auf. Immer wieder klatscht das Schaufelblatt auf den toten Körper, bis er in das Loch passt.
Seine Lunge rasselt. Ich höre es, obwohl uns mehrere Meter trennen. Keuchend sinkt er auf die Knie und setzt sich schließlich auf den kalten Boden. Ohne mich anzusehen, hält er mir die Schaufel hin.
„Hier. Deck ihn zu. Sei so nett.“
Ich bleibe stehen, möchte ihn mit meinem Zögern bestrafen. Ich möchte, dass er erkennt, wie erbärmlich er ist.
„Bitte“, flüstert er.
Er sieht mich an und der Hass, den ich seit meinem sechzehnten Lebensjahr verspürt habe, erlischt.
Ich nehme die Schaufel und grabe das Loch wieder zu. Hungergesicht beobachtet und schweigt. Als es vollbracht ist, gehe ich. Kein Abschiedswort, kein Blick zurück. Wir werden uns nicht wieder sehen.
Nach ein paar Schritten höre ich ein letztes Mal seine Stimme.
Leise flüstert sie: „Fröhliche Weihnachten.“
Doch er meint den Hund, nicht mich, und so ist es gut.

 

Eigentlich lasse ich ja eine Geschichte gerne für sich selbst sprechen. Aber in diesem Fall möchte ich, nachdem sie ja jetzt seit ein paar Tagen im Forum zu lesen ist, doch noch etwas dazu sagen.
Erstens, die Geschichte ist keine von den Weihnachtsgeschichten, wie man sie in der Rubrik „Weihnacht“ vielleicht erwartet. Jedenfalls muss man schon sehr genau hinschauen, um so etwas wie einen Geist der Weihnacht entdecken zu können. Und selbst dann dürfte dieser Geist ein recht übellauniger, warziger kleiner Wicht sein. Liebe, Geborgenheit und Wärme sind also weniger vorhanden.

Jedoch beruht die Geschichte auf einer wahren Begebenheit – wenn auch nicht in so drastischer Form. Der wahre Kern beschränkt sich auf einen erschossenen Hund, einen Mann der Hund wie Familie geliebt hat und die Dinge gern selbst in die Hand nahm. Sowie die Bitte an jemanden (der, der mir davon erzählt hat) an Weihnachten für den Hund ein Grab zu schaufeln. Der Hund selbst starb ein paar Tage vorher, lag aber bis Weihnachten in einem Schuppen, da der Boden gefroren war. Erst an Weihnachten taute es soweit auf, das an eine Schaufelei zu denken war.
Als ich die Geschichte gehört hatte, dachte ich mir sofort: Das musst du aufschreiben! So etwas Skurriles & Makaberes hört man schließlich nicht jeden Tag. Als es dann aber soweit war, funktionierte die Geschichte (für mich) jedoch erst, als ich einen richtig schlechten Tag hatte. Mit einer Mischung aus Zorn und Langeweile habe ich mich dann an dieser Geschichte versucht und <bumm> plötzlich kam da Beat.

Soviel jedenfalls von meiner Seite. Falls die Mods jedoch der Meinung sind, die Geschichte wäre in einer anderen Rubrik besser aufgehoben, dann verschiebt sie einfach.
Alles in allem hoffe ich, dass der Eine oder Andere gefallen an der Story findet – so dunkel und finster sie auch sein mag.

Viele Grüße

Mothman

 

Hallo Mothman,

Falls die Mods jedoch der Meinung sind, die Geschichte wäre in einer anderen Rubrik besser aufgehoben, dann verschiebt sie einfach.

Nö, die sind überhaupt nicht der Meinung, dass sie woanders hingehört und ich will das die hier bleibt! Sei denn, Du wünscht es.

Alles in allem hoffe ich, dass der Eine oder Andere gefallen an der Story findet – so dunkel und finster sie auch sein mag.

Also, ich hab die ja gleich gelesen und mochte sie auch. Aber ich wollte sie noch ein wenig behalten, bevor ich sie mit einem Kommentar loslasse ;).

Erstens, die Geschichte ist keine von den Weihnachtsgeschichten, wie man sie in der Rubrik „Weihnacht“ vielleicht erwartet.

Ja, und genau das verschaffte ihr ungemein Pluspunkte :).

Nun aber zum Text:

Weihnachten fühlt sich eben nicht wie Weihnachten an, wenn man da einsam vor sich hinweihnachtet, da spürt man all die Einsamkeit, die einen an diesen Tagen fast zu erdrücken scheint. Das hast Du verdammt gut rüber gebracht. Und das gehört eben auch dazu. Die Menschen, die keine Familie um sich herum haben.

Während ich warte, nässt es Kindheitserinnerungen aus den Wänden.

Schöner Satz!

... versteckt hinter dem winterlichen Gerippe eines Apfelbaumes.

Das Bild auch.

Mir wird bewusst, dass ich nicht darüber nachgedacht habe(Komma?) für wen ich ein Grab ausheben soll.

Man macht sich keine Vorstellung davon(Komma) wie mühsam es ist(Komma) ein Loch in einen gefrorenen Boden zu hacken.

Es ist für den Hund nicht für ihn, rede ich mir ein und grabe weiter.

Sehr schöner Geankeneinschub.

Seine Lunge rasselt. Ich höre es, obwohl uns mehrere Meter trennen. Keuchend sinkt er auf die Knie und setzt sich schließlich auf den kalten Boden. Ohne mich anzusehen, hält er mir die Schaufel hin.
„Hier. Deck ihn zu. Sei so nett.“

Und da wurde Hungergesicht zu einem sehr, sehr einsamen Menschen. Toll gesteigert - die Kaltherzigkeit zu Wut zu Verzweiflung.

Ich bleibe stehen, möchte ihn mit meinem Zögern bestrafen. Ich möchte, dass er mich ansieht und erkennt, dass ich mehr wert bin wie er. Ich möchte, dass er erkennt, wie erbärmlich er ist.

Der Satz gefällt mir gar nicht. Nicht an dieser Stelle und eigentlich - ach nein.

Zwei schöne Charaktere hast Du hier entworfen (ich mag, wie Du das Hungergesicht durchziehst), eine unheimliche Stimmung aufgebaut. Super in Szene gesetzt.

Sehr gern gelesen.
Beste Grüße Fliege

 

Hallo Fliege

Mir fällt gerade ein unglaublicher Stein vom Herzen!
Ehrlich! Vielen Dank! Freut mich sehr, dass Dir die Story gefallen hat. Vor allem, weil mein erster Testleser nach dem Lesen entsetzt war. Da kamen dann so Antworten wie: Das kannste unmöglich so schreiben! Und: Zeig das ja nicht Deinem Kollegen (der, der mir von seinem Erlebnis berichtet hat)!

Also vielen Dank für das Lob und die erbauenden Worte. Den ungemochten Satz werde ich rausnehmen. Gefiel mir auch nie wirklich. Konnte mich bisher aber nicht dazu durchringen ihn zu löschen.
Kommas, diesmal dachte ich wirklich ich hätte alle richtig gemacht, werden natürlich auch eingefügt.

Beste Grüße zurück

Mothman

 

Hallo Mothman,

schön, was von Dir zu lesen, auch wenn mir beim Lesen kalt wurde, sowohl vom Dezemberwetter in Deiner Geschichte als auch von der eisigen Beziehung zwischen Deinen Protagonisten.

Es ist - wie Du erwähnt hast - keine klassische Weihnachtsgeschichte und das ist gut so, denn mir gefallen Kling Glöckchen, Pfefferkuchen und sonstiges Gedöns nicht so gut, obwohl ich mich in dem Genre auch schon versucht habe, aber eher kindergeschichtenmäßig.

Aber zurück zum toten Hund: Weihnachten ist oft genau die Zeit im Jahr, wo Probleme auf den Tisch kommen, wo man auf Teufel komm raus auf Familie macht, zu viel Nähe aber nicht verträgt.
Das hat Dein Ich-Erzähler hinter sich, die Beziehung war vorher schon zerrüttet. Der Tod der Mutter steht zwischen den Männern, vielleicht gibt der Sohn dem Stiefvater auch die Schuld daran.

„Das Gleiche hätte ich auch für Deine Mutter getan, wenn ich die Kraft dazu gehabt hätte.“

Da habe ich geschluckt, ganz ehrlich, das finde ich stark.
Auch wenn ich als Leserin nicht genau weiß, was passiert ist, welche Krankheit die Mutter hatte, wie die Situation damals war, habe ich doch eine Vorstellung von den tiefen Gefühlen der Figuren, von der ausweglosen Situation, von Trauer und Schmerz. Das alles steckt für mich in der einen Aussage des Stiefvaters und erzählt viel über die Beziehung der Protagonisten.

Ich finde, Du musst keine Befürchtungen haben, dass die Geschichte nicht ankommt. Mir hat sie gut gefallen.

Gerne gelesen, liebe Grüße an Dich
Giraffe :)

 

Hallo Giraffe

… auch wenn mir beim Lesen kalt wurde, sowohl vom Dezemberwetter in Deiner Geschichte als auch von der eisigen Beziehung zwischen Deinen Protagonisten.

Schön, dann habe ich ja den richtigen Titel für die Geschichte gewählt. :)
Hab da nämlich ewig gebraucht, bis mir etwas halbwegs Anständiges eingefallen ist.

Da habe ich geschluckt, ganz ehrlich, das finde ich stark.
Danke. War mir nicht sicher, ob der Satz zuviel war bzw. den Bogen überspannt hat.

Auch wenn ich als Leserin nicht genau weiß, was passiert ist, welche Krankheit die Mutter hatte, wie die Situation damals war, habe ich doch eine Vorstellung von den tiefen Gefühlen der Figuren, von der ausweglosen Situation, von Trauer und Schmerz. Das alles steckt für mich in der einen Aussage des Stiefvaters und erzählt viel über die Beziehung der Protagonisten.

Freut mich, dass es funktioniert hat.
Zentrales Element der Geschichte sollte das Grab bleiben und alle Gefühle und Probleme sollten im Wechselspiel dazu stehen. Mehr als Andeutungen hätte die Geschichte glaube ich nicht verkraftet.

Ich finde, Du musst keine Befürchtungen haben, dass die Geschichte nicht ankommt. Mir hat sie gut gefallen.

Vielen lieben Dank! Da fühle ich mich gleich sicherer. Zumal die Rubrik Weihnachten echtes Neuland für mich ist und Weihnachtsgeschichten ich automatisch mit Charles Dickens assoziiere.
Ausgehend von „A Christmas Carol“ war ich der Meinung, dass Weihnachtsgeschichten nicht nur ein Happy-End brauchen, sondern im Menschen auch das Gute zum Vorschein bringen sollen. Und das lässt sich bei meiner Story halt eben nur schwer finden.

Liebe Grüße zurück

Mothman

 

Hallo Mothman,

das war wirklich nich, was ich hier in dieser Rubrik erwartet habe. Dass ich nicht abgebrochen habe, spricht demnach sehr für den Text.
Der Konflikt ist deutlich spürbar, aber mir wurde trotzdem nicht genug Nachvollziehbarkeit mitgeliefert. Klar, die übermächtige Figur des (Stief-)Vaters, der aus Gewohnheit hörige Sohn, das Abnabeln, das verstehe ich, aber insgesamt finde ich da ein bisschen zu wenig auf die Person zugeschnittenes, was dieses Drama plastisch macht. Meine, da muss noch eine Prise aus den alten Tagen rein, die eben diese Hörigkeit realistisch werden lassen. Wirklich nur eine Prise, kein Übererklären, ein Hauch eben.

Gestört hat mich auch der Wechsel zwischen Stiefvater und Hungergesicht. Das wirkt mechanisch und irgendwie nicht stimmig. Jede Anrede drückt ja etwas anderes aus. Ich denke, da müsstest du dich für eines Entscheiden. Aber ich würde denken, dass du hier mit einem Namen noch mehr Nähe schaffen könntest.

Weihnachten, der Abend bricht an und es wird Zeit für die Bescherung.
braucht es das Weihnachten. Gluabe nicht, das ist bereits ind er Überschrift. Ohne, wäre es auch viel wirkungsvoller, wirft es doch ein doppeldeutiges Licht auf die Bescherung.

Am Ende war die Krankheit schneller.
Allgemeinplatz. Werde konkreter. Benenne die Krankheit.

Leise flüstert sie: „Fröhliche Weihnachten“.
Doch er meint den Hund, nicht mich und so ist es gut.
starker Ausstieg!

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Weltenläufer

das war wirklich nich, was ich hier in dieser Rubrik erwartet habe. Dass ich nicht abgebrochen habe, spricht demnach sehr für den Text.

Gelle, da ist man in der Weihnachtsrubrik, erwartet vielleicht Zuckerstangen, Tannenduft und Plätzchenteig und dann wird einem ein toter Hund vor die Füße geschmissen. :baddevil:
Freut mich jedenfalls, dass der Text Dich in den Bann ziehen konnte.

Das „Weihnachten“ aus dem Anfangssatz habe ich gleich nach Deinem Kommentar rausgenommen. Da hattest Du vollkommen Recht.
Ist mir jedenfalls bis dato nicht aufgefallen. Schon seltsam. Aber früher hatte die Geschichte auch einen anderen Titel. Er lautete: Als mein Stiefvater seinen Hund erschoss“.
Das war natürlich ein Arbeitstitel, aber weil da Weihnachten nicht vorkam, wollte ich es unbedingt in den ersten Satz einbringen. Als ich dann später einen „echten“ Titel hatte, blieb dummerweise das „Weihnachten“ im ersten Satz drin.
Ist schon interessant, wie sich Anforderungen an eine Geschichte manchmal ändern können.

Ansonsten habe ich die Story überarbeitet – ich hoffe, sie ist jetzt nicht versalzen und die Nachvollziehbarkeit beschränkt sich auf die gewünschte Prise. Wäre nett, wenn Du das noch mal überprüfen könntest.

Den Einwand vom Wechsel zw. Stiefvater und Hungergesicht kann ich jedoch nicht ganz mitfühlen. Ein paar Stellen habe ich zwar auch in dieser Hinsicht geändert, glaube aber zu wissen, dass bezüglich Deines Eindrucks wenig passiert ist.
An sich möchte ich bei Hungergesicht bleiben, damit wird meiner Meinung nach mehr ausgedrückt, als mit einem Allerweltsnamen wie Klaus oder Franz.

Allgemeinplatz. Werde konkreter. Benenne die Krankheit.
Bin ich geworden. Hoffentlich habe ich die Geschichte jetzt nicht verschlimmbessert.
starker Ausstieg!
Danke. Freut mich, wenn’s geklappt hat.

Vielen Dank für’s Lesen und Kommentieren. Fand Deine Einwände sehr hilfreich.


Schöne Grüße zurück

Mothman

 

Salve Mothman,

so furchtbar dunkel und finster finde ich Deine Weihnachtsgeschichte gar nicht - eher auf eine sehr drastische Weise realistisch. Eigentlich feiern Stiefvater und Stiefsohn ein Weihnachten, das gar nicht so selten vorkommt: zwei, die einander als Fremde nicht mit dem Arsch ansehen würden, werfen sich zusammen, weil mindestens einer sich moralisch verpflichtet fühlt, der andere so einsam und hilfsbedürftig ist, weil es die Sitte oder das Blut verlangen, oder weil man die Konsequenzen fürchtet, würde man es nicht tun.

In diesem Fall folgt der Stiefsohn der alten Hörigkeit, da kann er sich dem sich dei Eier abfrierenden Hungergesicht gegenüber noch so zickig stellen, spätestens als er die Schaufel trägt und der alte die Verantwortung, wird klar, dass die Rollen nie aufgehört haben zu wirken.

Ein bisschen Weihnachtsgeist und Versöhnlichkeit wird doch noch spürbar, als der Alte sagt, er habe die Mutter wohl auch erschossen, wenn er den Mumm besessen hätte. Zum ersten Mal gesteht er Schwäche und Mitgefühl ein, auf eine ruppige Art und Weise, mit der wohl nur der Stiefsohn etwas anfangen kann.
Meine Lesart: das Ende ist versöhnlich. Sie werden sich nicht wiedersehen, der Erzähler kann ohne Groll damit leben, nicht mal einen Weihnachtsgruß zu erhalten.

Sprachlich maße ich mir um diese Uhrzeit nicht an, etwas zu sagen, nur so viel: obwohl ich müde bin, nur in meinen Rubriken nach dem Rechten sehen wollte und mich kaum auf etwas konzentrieren kann, hat diese Geschichte mit ihren Protagonisten in den Bann gezogen, so dass ich sie unbedingt mehrmals lesen musste.

Also wird sie wohl gut sein. ;)
Und nun begebe ich mich von der Pause zurück an die Arbeit, bevor mein Gehirn vollends schlafen geht. :sleep:

LG, Pardus

 

Hallo Pardus

Schön, dass Du der Geschichte etwas vom Weihnachtsgeist und ein kleines Happy-End abringen konntest. Deine Lesart gefällt mir recht gut. Ist genau das, was ich erzählen wollte. Freut mich, wenn das alles funktioniert hat.

Sprachlich maße ich mir um diese Uhrzeit nicht an, etwas zu sagen, nur so viel: obwohl ich müde bin, nur in meinen Rubriken nach dem Rechten sehen wollte und mich kaum auf etwas konzentrieren kann, hat diese Geschichte mit ihren Protagonisten in den Bann gezogen, so dass ich sie unbedingt mehrmals lesen musste.
Also wird sie wohl gut sein.

Na, das ist doch mal ein Lob! Vielen Dank! :D

Freut mich, dass meine Geschichte Dich, trotz Müdigkeit und allem, in den Bann ziehen konnte. Ich wünsch Dir schöne Tage und lass Dich nicht zu sehr stressen.

LG

Mothman

 

Alle Jahre wieder kommt keiner umhin, sich mit den Familiensachen auseinanderzusetzen. Ob er will oder nicht.

Ich finde, der Text passt damit sehr gut in die Rubrik… in all dem Leid tut doch jeder etwas für den anderen und es gibt ein Verzeihen, Vergeben.
Das Ende gefällt mir extrem gut.

Ich finde, das sind genau die richtigen Weihnachtsgeschichten. Alles sehr übel, aber mit kleinem Lichtblick.

Ich dachte mir nach dem ersten Lesen, dass vielleicht noch ein Hauch Weihnachtszeugs in die Geschichte könnte, so nach dem Motto „wir liefen durch die Straßen bis wir zum Feld gelangten und begegneten keinem Menschen. Aus den Gärten leuchteten manchmal die Lichterketten. Kein Auto war zu hören, am 24. nisteten sich die Leute im Wohnzimmer ein..“
Nee, aber irgendwie doch quatsch. Die Eisigkeit des Geschehens will eigentlich keine Kerzen im Hintergrund.

Ich fand die Geschichte super. Solche Weihnachtsgeschichten lese ich auch gerne im 21. Jh.

Beste Grüße, T. Anin

 

Hallo T. Anin

Sorry für meine verspätete Antwort. Urlaub, Weihnachten, Silvester usw. (ganz davon abgesehen, dass ich meinen Arsch nicht hochbekam – ich betone noch mal Urlaub) funkten da einfach dazwischen.
Na jedenfalls habe ich mich sehr über Dein Kommentar gefreut. Besonders weil Du einen kleinen Lichtblick in der Geschichte ausmachen konntest.

Die Eisigkeit des Geschehens will eigentlich keine Kerzen im Hintergrund.

Ich denke auch, dass es einen bildlichen Kontrast zu der eisigen Weihnacht mit der ganzen Grabschaufelei nicht braucht, vor allem, weil wir alle schon so von Film und Fernsehen indoktriniert sind, dass wir zu glauben wissen wie ein richtiges Weihnachtsfest auszusehen hat. So gesehen bringt der Leser den nötigen Kontrast also gleich selber mit. Das dann noch mal zu beschreiben hätte der Geschichte vermutlich den Schwung geraubt.

Ich fand die Geschichte super. Solche Weihnachtsgeschichten lese ich auch gerne im 21. Jh.

Vielen Dank, das liest man natürlich gerne.

Ich wünsch Dir was. Viele Grüße zurück

Mothman

 

Hallo Mothman,

und Gratulation zu der späten Empfehlung, die absolut in Ordnung geht!

Du stellst die unterkühlte Beziehung zwischen den beiden Männern da, ohne etwas zu beschönigen. Da gibt es keine falsche Höflichkeit und (auf den ersten Blick) keine Zuneigung, aber doch Respekt und die Bereitschaft, für einander Verantwortung zu übernehmen. Das gibt der Geschichte einen gewissen spröden Charme.

Handwerklich ist sie, wie ich beim zweiten Lesen feststellte, wirklich gut: Du arbeitest mit Sinneseindrücken, die Dialoge wirken natürlich und es gibt ein Element der Spannung, bis wir erfahren, wen der Stiefvater umgebracht hat:

Es ist ein Duschvorhang. Lose flattern die Enden im Wind. Ein Körper beschwert die Mitte.
„Du hast den Hund erschossen?“
Hungergesicht sieht mich an und nickt.
Dann deutet er mit der freien Hand auf eine Stelle, an der ich graben soll.

Man erwartet hier beinahe (wie du es sicher beabsichtigt hast) dass die Mutter das Opfer war.

Freundliche Grüße,

Berg

 

Klasse gemacht, Mothman.
Die Geschichte hat mich total gefangen genommen, die Kälte, äusserlich wie innerlich war greifbar und die Beziehung deines Prots zu seinem Stiefvater lebendig beschrieben, ganz grosses Kopfkino!

Einzig zu dieser Stelle hab ich noch was anzuführen:

Wir gehen zur Leiche, wo sich jeder ein Ende der Plastikplane nimmt.
Hier wäre "Kadaver" angebrachter, da "Leiche", auch wenn du den Leser anfänglich in Richtung menschliches Mordopfer in die Irre leitest, doch eher einen verstorbenen Menschen bezeichnet.

Gerne gelesen,
Gruss dot

 

Hallo Berg

Vielen Dank für die Gratulation und die bestätigenden Worte. An der Stelle möchte ich mich auch bei Antonia für die Empfehlung bedanken!
Insbesondere, weil die Geschichte ein wenig angestaubt ist, freut mich das späte Lob umso mehr. Und auch wenn ich die Story jetzt nicht unbedingt „Besinnlich“ nennen würde, liegt sie mir doch recht nah am Herzen. Vor allem weil sie mich selber immer wieder gefangen nimmt.

Was Deine Lesart betrifft, so möchte ich die eigentlich nicht weiter kommentieren. Zu mal Du ja auch keine Fragen hast und die Geschichte somit für sich selber sprechen kann.

BesteGrüße zurück
Mothman

Hi Dot

Auch Dir vielen Dank für Deine lobenden Worte. Wie zuvor schon gesagt, hat es mich echt gefreut, dass gerade diese Geschichte noch mal Beachtung gefunden hat.

Was Deinen Vorschlag betrifft, so muss ich noch mal darüber nachdenken, falls ich mal wieder irgendwann Zeit haben sollte …

OFFIZIELLER AUFRUF:
FALLS IRGENDWER ZU VIEL ZEIT HAT, ICH HÄTTE DIESBEZÜGLICH NOCH VIEL PLATZ UNTER DEM WEIHNACHTSBAUM!!!
Bzw.
ICH WÜRDE MIR SOGAR SELBIGEN BAUM KAUFEN, UM DIESBEZÜGLICHEN PLATZ ZU SCHAFFEN, FALLS JEMAND MIR EIN SOLCHES GESCHENK MACHEN WOLLEN WÜRDE!!!!

Aber gut, sei es wie es sei.

Ich bedanke mich noch mal ganz herzlich für Eure Kommentare und die lobenden Worte und wünsche Euch eine frohe Weihnacht, falls man sich bis dato nicht mehr lesen sollte.

wkr

Mothman

 

Hallo Mothman

Die Eiseskälte dieser Tage lockte mich in deine Kalte Weihnacht. Die Bescherung liess mich schmunzeln, obwohl du da ein ernstes gesellschaftliches Syndrom aufgegriffen hattest, das in abgewandelten Formen wahrscheinlich nicht so selten ist. Die Gefühlswelt des Prot. fand ich gut dargestellt, seine zwanghaften Nöte zwischen Verantwortung und Abwehr authentisch.

Auch sprachlich kam es bei mir gut an. Nur an zwei Stellen blockierte kurz mein Lesefluss:

Minutenlang sehe ich mir seine Leiche an, die der Schnee langsam zudeckt. Nur bei den verstümmelten Stellen scheut er zurück. Das Blut ist noch zu warm.

An dieser Stelle scheute ich, stammelnd mich fragend, liege ich hier falsch mit schaut? Oder ist es ein mir unbekanntes Synonym, sich auf schmelzenden Schnee beziehend?

Und dann das. Eine kurze Nachricht auf dem AB: „Komm heute Abend vorbei. Es wird nicht lange dauern.“

Das AB finde ich stilistisch nicht so ganz astrein, bedeutet es doch unter vielen anderem auch Abort. Diese Funktion nimmt mancher Anrufbeantworter vielleicht ein, doch wäre seine Ausformulierung angezeigt.

Ganz gern gelesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon

Erstmal vielen Dank für Deinen Kommentar und Deine Anmerkungen. Und, in Anbetracht des aktuellen Anlasses, wünsche ich Dir vorneweg eine frohe Weihnacht!

An dieser Stelle scheute ich, stammelnd mich fragend, liege ich hier falsch mit schaut? Oder ist es ein mir unbekanntes Synonym, sich auf schmelzenden Schnee beziehend?

Wenn ich Dich richtig verstehe:
Etwas zu "scheuen" bedeutet vor etwas zurückschrecken.
Um ein Beispiel zu nennen:
Man sagt, dass "Pferde scheuen". Und weniger, dass sie vor etwas zurückschrecken.

Was den AB -Anrufbeantworter- betrifft: Einen Abort hätte ich niemals herausgelesen. Ganz im Gegenteil, AB als Synonym für den Anrufbeantworter ist Bestandteil des alltäglichen Sprachgebrauchs.
Zumindest in meinem Umfeld sagt niemand Anrufbeantworter. Man spricht immer nur vom AB. Und ich meine das auch so aus Filmen, Büchern und dem Fernsehen zu kennen.
Also sorry, wenn ich Dir da widersprechen muss.

Ebenfalls schöne Grüße zurück

Mothman

 

Hallo Mothman!


QUOTE]Der Boden knistert unter meinen Schritten.[/QUOTE] Da fehlt mir ein deutlicher Hinweis. Warum knistert es. Was für ein Boden?

„Mist.“
„MIST!“
Das find ich verwirrend.

Mir kommt ein „Du siehst gut aus“ über die Lippen und schmecke jede Silbe dieser Lüge.
fehlt da nicht ein ich nach dem und?

Wir gehen ins Haus zurück. Aber erst als er die Tür aufschließt, bemerke ich das Gewehr in seiner Hand.
Mmhh? Also ein Gewehr fällt doch auf. Wieso hat er es überhaupt jetzt noch in der Hand?

Während ich warte, nässt es Kindheitserinnerungen aus den Wänden. Tropfen für Tropfen wird aus den Fugen gepresst und vergessene Gerüche steigen auf
. Gefällt mir sehr gut!

Ob es an Weihnachten liegt, dass ich mich wieder wie ein kleines Kind fühle? Oder versuche ich mal wieder jemanden zu beschützen?
Du beschreibst die Vorgeschichte sehr indirekt. Das ist wirklich geschickt und macht dem aufmerksamen Leser Spaß.


bis er entdeckt was er sucht
Ich hätte da ein Komma gemacht vor was. Bin aber kein Kommaprofi. Du ja eigentlich schon. Deshalb erklär mir doch mal, weshalb du keins gemacht hast. Ist das richtig oder so oder hast du es einfach vergessen?

Ein gelbes Stück Plastikplane, versteckt hinter dem winterlichen Gerippe eines Apfelbaumes.
Ja, viele Formulierungen sind knapp und treffend. Ich habe bei dieser Geschichte ganz deutliche Bilder im Kopf. Das ist ein gutes Zeichen, denke ich.

Mir wird bewusst, dass ich nicht darüber nachgedacht habe, für wen ich ein Grab ausheben soll.
Das nehme ich ihm nicht ab. Dafür reicht die Erklärung nicht, die im darauffolgenden Satz nachgereicht wird. Wenn man ein Grab ausheben soll und der feine Herr ein gewehr in der HAnd hatte, muss man sich doch zumindest irgendwelche Gedanken machen! Und er macht sich ja auch andere Gedanken, sein Gehirn kann also nicht völlig abgeschaltet sein.


„Er war alt, er war krank. Es war genug“, meint er keuchend. Dann sieht er mich an.
„Das Gleiche hätte ich auch für Deine Mutter getan, wenn ich die Kraft dazu gehabt hätte.“
Unvermittelt hebt er die Schaufel über seinen Kopf und prügelt auf den Hund ein.
„SCHEISSE! HÖR AUF!“
Aber er hört nicht auf. Immer wieder klatscht das Schaufelblatt auf den toten Körper, bis er in das Loch passt.
Es ist insgesamt eine sehr smbolhaltige Geschichte. Das funktioniert auch gut. Hast dir wirklich viel überlegt bei den Formuliereungen, mir gefällt die Geschichte und vor allem gefallen mir deine Formulierungen, die immer wieder Interpretationen Raum geben.


Gruß

Lollek

 

Hallo Lollek

Da fehlt mir ein deutlicher Hinweis. Warum knistert es. Was für ein Boden?
Das nenn ich aufmerksames Lesen! Hast vollkommen Recht. Hab den Ausdruck korrigiert.

Zitat:
„Mist.“
„MIST!“

Das find ich verwirrend.


Autsch, gleich noch ein Volltreffer. Auch da muss ich Dir zustimmen! Auch hier habe ich versucht den Ausdruck zu verbessern.

Zitat:
Mir kommt ein „Du siehst gut aus“ über die Lippen und schmecke jede Silbe dieser Lüge.

fehlt da nicht ein ich nach dem und?


Gute Frage. Ich kann mich noch erinnern, dass ich lange über diesen Satz gebrütet hatte, mit dem Ergebnis, dass er umso richtiger klang, je öfter ich ihn las.
Aber ob das jetzt wirklich richtig ist, kann ich immer noch nicht beantworten.
Hab die Stelle jetzt ebenfalls mal überabeitet.

Zitat:
Wir gehen ins Haus zurück. Aber erst als er die Tür aufschließt, bemerke ich das Gewehr in seiner Hand.

Mmhh? Also ein Gewehr fällt doch auf. Wieso hat er es überhaupt jetzt noch in der Hand?


Da möchte ich jetzt widersprechen. Meinem Empfinden/ Wissen nach kann man in emotional aufgeladenen Situationen sehr wohl Dinge übersehen. In diesem Fall halt ein Gewehr.
Und in der Hand hat er es, weil Hungergesicht gerade seinen Hund erschossen hat. Der Prot blickt ja auf’s Haus und wird überrascht, als ihn jemand von hinten anspricht. Hungergesicht war also auf dem Rückweg.
Ein weiterer Hinweis, dass der Hund noch nicht lange tot sein kann, erhält man in der Szene, wo der Prot .bemerkt, dass der frisch gefallene Schnee vor den „fürchterlichen“ Stellen zurückschreckt, weil das Blut noch warm ist.
Von da her, lasse ich die Szene so wie sie beschrieben ist.

Zitat:
bis er entdeckt was er sucht

Ich hätte da ein Komma gemacht vor was. Bin aber kein Kommaprofi. Du ja eigentlich schon. Deshalb erklär mir doch mal, weshalb du keins gemacht hast. Ist das richtig oder so oder hast du es einfach vergessen?


War das ironisch gemeint, oder nicht?!
Bin jedenfalls KEIN Kommaexperte. Im Gegenteil, Kommasetzung halte ich für meine große Crux!
Und was die Stelle, bwz. das fehlende Komma angeht. Hab jetzt eines reingesetzt. Fühlt sich mit „richtiger“ an, als ohne.

Zitat:
Mir wird bewusst, dass ich nicht darüber nachgedacht habe, für wen ich ein Grab ausheben soll.

Das nehme ich ihm nicht ab. Dafür reicht die Erklärung nicht, die im darauffolgenden Satz nachgereicht wird. Wenn man ein Grab ausheben soll und der feine Herr ein gewehr in der HAnd hatte, muss man sich doch zumindest irgendwelche Gedanken machen! Und er macht sich ja auch andere Gedanken, sein Gehirn kann also nicht völlig abgeschaltet sein.


Gleiche Erklärung, wie oben. (Wo ihm das Gewehr nicht aufgefallen ist)
Der Prot. ist vorrangig mit sich und seiner Vergangenheit beschäftigt. „Nebensächlichkeiten“, wie bspw. die Frage „Wer unter die Erde soll“ beliebn da unbeantwortet.
Kann ich aus eigener Erfahrung (die nichts mit dieser Geschichte zu tun haben!) bestätigen.

Es ist insgesamt eine sehr smbolhaltige Geschichte. Das funktioniert auch gut. Hast dir wirklich viel überlegt bei den Formuliereungen, mir gefällt die Geschichte und vor allem gefallen mir deine Formulierungen, die immer wieder Interpretationen Raum geben.

Freut mich, dass Dir die Geschichte gefallen konnte. Und Danke für Deine Anmerkungen! Waren wirklich sehr hilfreich!

Viele Grüße zurück

Mothman

 

Und in der Hand hat er es, weil Hungergesicht gerade seinen Hund erschossen hat.
Jaaaaa, aber dann müsste doch der Prot. den Schuss gehört haben. der steht doch da die ganze Zeit vor dem Haus rum. So ein Schuss hört man schon, wenn man da so in der Nähe rumsteht .... :teach:

War das ironisch gemeint, oder nicht?!
Bin jedenfalls KEIN Kommaexperte
Nee, war nicht ironisch gemeint. Ich hab irgendwie im Sinn, dass du oftmals bei deinen Kommentaren Kommas verbesserst. Keine Ahnung. Kann sein, dass ich da was verwechselt habe.

 

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