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Karls Weg

Seniors
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23.08.2001
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Karls Weg

Karl sah in das Tosen des Meeres hinunter. Benommen fragte er sich, wie er hergekommen war, was er hier oben gewollt hatte? Vergessen, neu anfangen. Aber das war nicht mehr wichtig, er hatte sich anders entschieden. Und während er zuließ, dass ihm die aufgehende Sonne in die Augen schien, ging er langsam den Berg hinunter, wobei er seinen Hut zwischen den Fingern drehte und eine unbestimmte, traurige Melodie vor sich hin summte. Er hatte nie wirklich eine Wahl gehabt, das war ihm nun klar. Seine Augen schweiften umher, als wollte er sich vergewissern, noch immer am gleichen Ort zu sein. Wie eh und je standen die Bäume ein wenig landeinwärts geneigt, wie eh und je wuchsen links und rechts des Weges struppige Heckenrosen und dornige Brombeersträucher, an denen er sich in Kindertagen regelmäßig auf der Suche nach den prallsten, süßesten Früchten die Arme aufgekratzt hatte, und auch die Ziege war immer noch auf der gleichen Weide, wo sie seit Jahren stand. Klein und mickerig, mit zerzaustem Fell, aber robuster, als Karl selbst es je sein könnte.
Er ging zurück, und nichts würde sich ändern.

Als Karl oben auf dem Hügel stand, spürte er den Wind in den Knochen. Er ließ das Fahrrad achtlos ins Gras fallen, breitete die Arme aus, als wolle er fliegen, und balancierte am Abgrund umher. Es war ein Spiel aus alten Kindertagen, eine Art Mutprobe für ihn. Falle ich – falle ich nicht – falle ich…
Er fiel nicht. Und als er merkte, dass er diesen Weg nicht nehmen würde, verließ ihn jegliche Körperspannung. Er sank zu Boden und rollte sich auf dem weichen Untergrund zusammen, wickelte sich in seinen Mantel und weinte hemmungslos und verzweifelt wie ein Kind. Jeglicher Zorn war von ihm abgefallen, stattdessen brachen laute Schluchzer aus ihm hervor, die sich so steigerten, dass ihm das Aufhören fast unmöglich wurde. Er war wieder ein kleiner Junge, der es seiner Mutter nicht recht machen konnte, so wie damals, vor vielen Jahren, als sein Leben immer weiter aus der Spur geriet. Er war nicht so schlau wie Kathrin, konnte nicht so gut singen wie sie und spielte viel wildere Spiele. Dem Vergleich seiner Mutter mit der Schwester konnte er nicht standhalten, was immer er auch versuchte.
Aber er würde weder sie noch diese Welt verlassen, jetzt nicht und in zehn Jahren nicht. Nicht aus eigener Kraft. Vom Weinen erschöpft schlief er ein.
Im Osten wurde es langsam hell.

Vielleicht war das die Lösung. Anders entginge er ihr eh nicht, also warum dann nicht so? Als er oben ankam, ging sein Atem stoßweise. Er sah sich um, als sei ihm noch nicht ganz klar, dass er am Ziel seines Weges war, dort, wohin es ihn schon den ganzen Abend gezogen hatte. Hierhin an die Steilküste, an der er als Kind immer gespielt hatte und die er heute nicht mal mehr zum Sonntagsspaziergang besuchte. Plötzlich sah er den Strandhafer wieder mit den Augen der Kindheit, fühlte seine rauen Blätter zwischen den Fingern und erinnerte sich an das Gefühl, das entstand, wenn man sie zwischen beide Daumen spannte, um auf ihnen zu pfeifen. Er tat es nicht.
An Wochenenden war der Weg fest in Hand der Touristen, der Städter, die heraus fuhren, um die Luft, die Natur, die einzigartigen Felsen zu genießen. Er hasste sie alle, wünschte sie jede Woche aufs Neue ins Land hinter dem Mond. Sie hinterließen ihren Dreck, ohne sich Gedanken zu machen, und die Dörfler mussten sehen, wie sie ihn wieder wegschafften.
Doch anstatt die Städter hinauszuekeln, passten sich immer mehr Alteingesessene an, versuchten, ein Geschäft für sich dabei heraus zu schlagen. Hertha verkaufte in ihrem kleinen Lebensmittelladen nun auch Zeitungen und Comics, Axel bot Rundfahrten mit seinem Kutter an, und sogar im "Verbogenen Anker" gab es Touristenmenüs. Wie er dieses Wort hasste! Als ob die Städter was anderes äßen als sie hier auf dem Dorf. Konnten die nicht wie alle anderen auch Hering mit Stippe und Bratkartoffeln futtern? Wütend trat er in die Pedale, um die letzten Meter zu schaffen.

Der Hügel war steil, und auch ohne Alkohol im Blut wäre es anstrengend gewesen, hinauf zu fahren. Karl schwankte, fuhr Schlangenlinien, schlingerte auf dem losen Kies, rutschte das eine oder andere Mal mit dem Hinterrad weg und wurde immer langsamer, aber er gab nicht auf.
Sie war ihm mit diesem neumodischen Kram gekommen, hatte ihm vorgeworfen, dass er sich nie damit befasst hatte, hatte alles darauf geschoben, dass er nicht mit einem Computer umgehen konnte. Als ob es darauf ankam, wenn man Fischer war! Keine einzige zusätzliche Krabbe hätte ihm dieses Ding eingebracht, nur Ärger und weitere Rechnungen, das sah er ja bei Jens. Aber sie hatte ihm zugesetzt, hatte gesagt, er hätte ja gar nicht Fischer werden müssen, sondern mit diesen Dingern arbeiten sollen. Er hatte sie nur verständnislos angesehen. In die Stadt gehen, er? In einem Büro arbeiten, den ganzen Tag eingesperrt sein, nie die steife Brise um die Nase haben, die er an seinem Arbeitsplatz so liebte? Nein, dann lieber noch jeden Tag ihr Gezeter anhören. Bis ins Grab, jeden Tag.

Nach Hause wollte und konnte er nicht gehen, und so nahm er das Fahrrad, das an einer Mauer lehnte, und quälte sich den Hügel hinauf. Irgendwann würde er das Rad zurück bringen, aber heute Nacht brauchte er es, sonst würde er den Mut nicht haben, die Ausdauer nicht, um dorthin zu gehen, wohin er jetzt wollte.
Das Mondlicht erhellte ihm ein wenig den Weg, wurde aber immer wieder von dunklen Wolken unterbrochen. Karl hörte den Wind pfeifen und die Wellen leise gegen den Strand schlagen, und hier und da sah er einen Kiesel aufblitzen, wenn er vom Wasser ein Stückchen weitergetragen wurde.

Als der Abend schon längst in die Nacht übergegangen war, die meisten von Karls Freunden bereits in ihren Kojen lagen und der Wirt, Bastian, ihn sanft an der Schulter schüttelte, um ihm klar zu machen, dass er jetzt gehen musste, da fühlte Karl sich ihrer lauten Stimme nicht gewachsen. Schwankend stand er auf, hielt sich am Tresen fest, dann an einem der dicken, eichenen Stützbalken, die das alte Gemäuer durchzogen und aufrecht hielten, und schließlich traute er sich, loszulassen und ging, schräg wie ein Schoner im Wind, nach draußen.
Seine lauten, unregelmäßigen Schritte erschütterten den Kai, und hier und da erwachte eine Möwe aus dem Schlaf, zeterte leise und suchte sich einen neuen Platz, an dem sie ungestört weiterschlafen konnte.

Der Weg führte ihn durchs Dorf, an den geschlossenen Läden der anderen Fischer vorbei, hinunter zum Hafen, zum "Verbogenen Anker", der einzigen Kneipe im ganzen Ort. Alt und angeranzt waren die Bänke, an den Wänden hingen zerrissene Netze und der Anker, welcher der Kneipe den Namen gegeben hatte. Der Fischerlegende nach hatte der alte Harry eine Sturmwarnung in den Wind geschlagen und war hinaus gefahren, um Krabben zu fischen. Als der Sturm ihn erreichte, warf er den Anker aus, um nicht versehentlich aufs Ufer geworfen zu werden. Der Anker hielt, aber als er ihn am nächsten Morgen einholte, war er in sich verdreht, als hätte ein Riese ihn in der Faust gehalten und zugedrückt. Seitdem hing er an der Wand der Kneipe.
Hier wollte Karl vergessen, was eben geschehen war, mit seinen Kumpels ein Bierchen trinken, einen Schnaps dazu, später vielleicht einen Grog. Es blieb nie bei einem Bier, einem Schnaps, einem Grog. Karl trank nicht regelmäßig, selten häufiger als zweimal die Woche, manchmal fast einen ganzen Monat nicht. Doch wenn sie ihn wieder für alles verantwortlich machte, wenn sie ausrastete und so tat, als sei ganz alleine er an ihrer Situation Schuld, dann lief etwas in ihm über und er landete im Anker, wo ein Grog zum anderen kam, wo das Bier in Strömen floss und er im Schnaps die Glückseligkeit auszumachen glaubte.

Wütend knallte Karl die Tür zu. Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr das gleiche Lied. Und egal, was er sagte, sie keifte und giftete, ließ ihn nicht zu Atem kommen, gab ihm keine Chance, sich zu wehren, und traf mit jedem ihrer nadelspitzen Worte messerscharf sein Herz. Dabei hatte sie gar keinen Grund, denn immerhin hatte er Arbeit und sorgte für sie.
Natürlich konnte er als Krabbenfischer nicht reich werden, aber zum Leben hatte es doch immer noch gereicht. Seit sie nur noch zu zweit waren, hätte es eigentlich besser werden müssen, es war ja mehr Geld da, aber statt dessen wurde es immer schlimmer mit ihr. Und heute war ihm der Kragen geplatzt, er hatte zurück gebrüllt und nun sogar mit der Tür geknallt.
Ohne sich noch einmal umzudrehen, stellte er den Kragen seiner Jacke auf und ging ziellos in den Abend hinein.

"Du bist wirklich der nutzloseste Sohn, der unter der Sonne weilt!", kreischte die Stimme seiner Mutter durchs Haus. Karl seufzte. Er hatte anscheinend mal wieder etwas nicht ganz zu ihrer Zufriedenheit ausgeführt, vielleicht ihre Lesebrille nicht millimetergenau dort abgelegt, wo sie diese erwartete.
"Als dein Vater noch lebte, warst du noch nicht so achtlos, da wusstest du noch, was sich gehört und was nicht! Aber nein, deine alte Mutter kannst du ja belügen, ihr vormachen, Du würdest nicht trinken, dir nicht die Nächte um die Ohren schlagen, die merkt es ja nicht!" Karl hörte nicht mehr zu. Heute war es dies, dann das. Es schien fast, als bräuchte sie den Streit, um sich lebendig zu fühlen.
"Wäre Kathrin doch noch am Leben und es hätte dich erwischt, dann ginge es mir…" Er wollte nicht hören, wie es ihr dann ginge. Er war nicht Schuld am Tod seiner Schwester, und auch nicht daran, dass sein Vater einen Herzinfarkt bekommen hatte. Manchmal übertrieb sie es in ihrem grenzenlosen Hass. Und deswegen brüllte er ihr jetzt all die Dinge entgegen, die er sonst nur hinunterschluckte.
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5. / 25. November 2003
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Die Wörter waren: Comic - essen - Fahrrad - Ziege - Computer

 

Hallo sylviasmother!

Freut mich, dass Dir die Geschichte gefallen hat!
Nein, sie geht nirgendwo weiter, zum einen deshalb nicht, weil sie in sich abgeschlossen ist, zum anderen nicht, weil sie ja erst gestern entstanden ist, und zum dritten, weil Fortsetzungegeschichten ja nicht mehr erlaubt sind. Aber auch ohne Punkt drei würde ich keine Fortsetzung schreiben, da sie in meinen Augen keine braucht.
Lieben Gruß

chaosqueen

 

Hallo Chaosqueen,
Gott sei Dank hat Karl am Schluss Deiner Geschichte endlich den Mut gefunden, sich gegen seine Mutter durchzusetzen, der er es nie recht machen kann und hat ihr all seinen Frust entgegengebrüllt.
Deine Geschichte hat mir gut gefallen, ich konnte mir die Landschaft gut vorstellen und auch Karl bleibt einem nicht fremd.
Ich hatte allerdings ein paar Probleme mit dem Ablauf.
Im ersten Abschnitt schreibst Du, dass Karl von oben auf das Tosen des Meeres schaut und ihm die aufgehende Sonne in die Augen scheint,und dass er nachher langsam den Berg hinuntergeht.
Im zweiten Abschnitt steht er plötzlich wieder oben auf dem Hügel schläft dann ein und im Osten wird es langsam hell.
Ist dann der zweite Abschnitt sozusagen eine Rückblende?
Im dritten Abschnitt geht er dann wieder hoch (als er oben ankam, ging sein Atem stossweise).
Im vierten Abschnitt fährt er auch dem Fahrrad und erst im fünften erwähnst Du, dass er sich ein Fahrrad klaut.
Im sechsten Abschnitt schreibst Du, dass er von dem Wirt aufgefordert wird, die Kneipe zu verlassen und erst im siebten Abschnitt erfährt der Leser, dass er zum "Verbotenen Anker", der einzigen Kneipe im Ort geht.
Im vorletzten Abschnitt verlässt er seine Mutter nach deren Tiraden und im letzten erfährt man, was sie ihm alles an den Kopf schmeisst.
Ich glaube, ich entdecke gerade so etwas wie Absicht :idee: :D. Es scheint mir, als ob Du die Geschichte rückwärts aufgerollt hast, oder?
Karl wird wie immer von seiner Mutter runtergeputzt, bietet ihr aber diesmal die Stirn. Um alles zu vergessen und mit seinen Kumpels etwas zu trinken geht er in den "Verbotenen Anker" und besäuft sich. Danach klaut er das Fahrrad und radelt den Hügel hinauf, wo er sich für einen kurzen Augenblick mit Selbstmordgedanken trägt (Mutprobe über dem Abgrund - es ist ihm egal, ob er die Klippen hinunter fällt). Dort fällt dann auch seine ganze Anspannung von ihm ab und er weint sich seinen Frust von der Seele. Er schläft ein, und wird wach, als die Sonne im Osten aufgeht.
Juchu, ich hab´s, jetzt machts Sinn. :bounce:
Unter dem Aspekt gefällt mir die Geschichte noch mal so gut, weil es mal was ganz anderes ist.:)

LG
Blanca

 

Hi Blanca!

Ist lustig, zu lesen, wie der Groschen beim Leser langsam fällt - ja, Tatsache, jetzt hast Du's! :D

Freut mich, dass sie Dir gefällt, meine Geschichte und auch, dass Du sie dann doch noch "richtig herum" verstanden hast!

Lieben Gruß

chaosqueen

 

Hi Susanne,

Asche auf mein Haupt! Beim ersten Lesen gings mir wie Blanca zu Beginn. Ich fand das Ganze ziemlich verworren und die "unmotivierten" Zeitensprünge nervten mich. Leider habe ich mein Hirn nicht so angstrengt, wie Blanca und Deine Erzählweise deshalb nicht geschnallt :D.
Erst als Ich Blancas Kritik las wurde mir alles klar und auf einmal fand ich die Geschichte wirklich originell.

Liebe Grüße
Barbara

 

Hej Barbara!

Naja, ich wollte ja durchaus eine ungewöhnliche Erzählperspektive testen. Interessant ist, dass meine Testpersonen sich auch nicht ganz einig waren: zwei haben es recht schnell erkannt, eine kam nur auf eine verschachtelte Erzählstruktur, aber nicht auf "banales Rückwärtserzählen". Du bist also in guter Gesellschaft!
Freut mich, dass Du die Geschichte originell findest, dann war mein Experiment ja nicht ganz falsch. :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Für zwei Wochen von der Wörterbörse in "Alltag" verschoben.

 

(Vor Überarbeitung geschrieben)

Hallo chaosqueen,

Geschichten die in irgendeiner Form rückwärts gehen, sind ja schon aus `Experimente´ bekannt.
Was meinst Du, welchen Gewinn diese Schreibweise für die Geschichte bringt?
Wenn man sie doch `richtig´ lesen muß, warum sollte man die Absätze nicht gleich in Leseform anordnen?
(Beschäftige mich im Moment halt mit Stil- und Experimentfragen).

LG;

Tschüß… Woltochinon

 

Hej Wolto!

Ich wollte zum einen erreichen, dass man die Geschichte _nicht_ umgekehrt lesen muss, um sie zu verstehen, sondern dass das Verstehen sich aus dem Text ergibt, zum anderen soll die Form des Textes natürlich auch darauf hinweisen, dass Karl sich in einem Lebenskreislauf befindet, aus dem er nicht ausbrechen kann, der quasi vorwärts wie rückwärts nicht zum gewünschten Ziel führt.

Was mich interessieren würde: Hast Du die Geschichte nach der Überarbeitung noch mal gelesen?

Lieben Gruß

chaosqueen

 

Hallo chaosqueen,

habe sie nachträglich noch einmal gelesen. Jetzt kam es mir `runder´ vor. Aber ich kannte die Geschichte natürlich auch schon.
Danke für Deine Erläuterung. Es ist eine interessante Idee (falls ich Dich richtig verstanden habe), dass der Leser durch die Form auf den "Lebenskreislauf" hin gewiesen wird.

Liebe Grüße,

tschüß... Woltochinon

 

Hej Wolto!

Freut mich, dass sie jetzt runder erscheint, sonst wäre meine Überarbeitung auch nicht erfolgreich gewesen.

Naja, ich wollte weniger auf den Lebenskreislauf generell hinweisen, als ganz speziell auf Karls aussichtslose Situation. :)

Lieben Gruß

chaosqueen

 

Sorry- das meinte ich.
Ich hätte "den Lebenskreislauf" von Karl "hin gewiesen wird" schreiben müssen.

Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 
Zuletzt bearbeitet:

So, ich habe jetzt auch die neue Version nochmal gelesen, und sie ist vor allem sprachlich deutlich runder.
Es gibt nur eine Stelle, an der ich nach wie vor stolpere, jedenfalls wenn ich mir vorstelle, ich wüsste nicht, dass die Geschichte rückwärts erzählt wird. Das ist am Anfang des dritten Abschnitts. Da kann der Leser noch nicht wissen, dass er sich Richtung Vergangenheit bewegt, denn der zweite Absatz hätte auch eine Rückblende sein können, und der Anfang des dritten Absatzes ist in dieser Hinsicht nicht ganz klar. Ich denke, dass das anders wäre, wenn die ersten beiden Sätze an das Ende des vierten Absatzes wandern würden. Freilich hat der derzeit ein schönes Ende. Jedenfalls würde Absatz 3 dann beginnen mit "Als er oben ankam", was die zeitliche Abfolge sofort klar stellen würde - der Leser könnte sich orientieren und weiter der Geschichte folgen, sich auf Karl konzentrieren und nicht auf Rätselraten ;)

Dann noch eine Kleinigkeit, bei der ich mir allerdings nicht ganz sicher bin: "Hierhin" -> "Hierher" Oder? Hm. Dort-hin, hier-her, hier-hin, dort-her? Äh :D Also der erste Wortteil ist immer eine Ortsangabe, der zweite eine Richtungsangabe, oder? Und "hier" kann man nicht "hin" gehen, weil man schon da ist ... :bla: Ich habe Kopfschmerzen.

Und nochwas: "hier und da erwachte eine Möwe aus dem Schlaf, zeterte leise und suchte sich einen neuen Platz, wo sie ungestört im Stehen weiterschlafen konnte." Nun, dass Vögeln im Stehen schlafen, weiß hoffentlich jeder (man beachte den freudschen Verschreiber in diesem Satz :shy: naja, ich lasse ihn mal stehen, damit ihr euch abkringeln könnt). Ich halte diesen Hinweis hier für nicht erforderlich, denn der Möwe geht es ja nur ums Schlafen, nicht ums Stehen.

"angeranzt" - Das Wort kenne ich nicht, ist das Norddeutsch oder ist mein zuständiges Neuron abgestorben?

Die Legende von Harry bringt zusätzlich Leben in die Story, und zwar genau an der richtigen Stelle, wie ich finde.

Also dann ... :kuss:

 

DEr Absatz bleibt, wie er ist, ein bisschen Denken dürfen meine Leser schon noch. ;)
Mist, warum findest Du immer meinen Lieblingsfehler? Ich geh mal ausmerzen. Dahin, hierher, hinauf, herunter... *Kopfschwirr*
Die Möwe wird ab sofort nur noch schlafen (obwohl ich mir sicher bin, dass so mancher nicht weiß, dass Vögel im Stehen schlafen. Ganz ohne Freud'schen! :D ).
Ja, "angeranzt" kommt von "anranzen" und ist Norddeutsch. Das lernst Du noch. :)

Freut mich, dass die Geschichte inklusive Harry Dir jetzt gut gefällt!

:kuss:

chaosqueen

 

DEr Absatz bleibt, wie er ist, ein bisschen Denken dürfen meine Leser schon noch
hmpf.

hi chaosqueen!

Also...Du ahst mich ganz schön verwirrt. Aber nach dem 2. Mal Lesen, der Hilfe Blnacas und ein paar eigenen verirrten Gedanken gefällt mir die Geschichte jetzt recht gut. :)

Irgendwie würde sie in der richitgen Reihenfolge vermutlich viel ruhiger auf mich wirken als so.
Die Wörter hast Du super eingebaut, hab erst garnciht kapiert, dass sich da eine Geschichte von der Wörterbörse hier rumsiedelt. :D
Nee, insgeamt hat sie mir gut gefallen. Immer besser, wenn ich so drüber nachdenke...

schöne Grüße
Anne

 

Hej Anne!

Freut mich, dass sie Dir gefällt, obwohl sie Dich verwirrte hat - das war aber auch meine Absicht, ich gebe es ja zu. ;)
Und auch das Lob für die gut eingebauten Wörter nehme ich dankend entgegen. :shy:
Lieben Gruß

chaosqueen

 

hi Susanne!

Du hast es ganz schön aufgepolstert.

Eine Anmerkung zur Formulierung:

Anders entginge er ihr eh nicht,
das "eh" find ich nicht wirklich so gelungen. Wie wäre es mit "sowieso"?

Doch anstatt die Städter hinaus zu ekeln
ist das Rechtschreibreform, oder wird das Verb nicht zusammengeschrieben?
Außerdem ein Komma dahinter?

Wütend trat er in die Pedale, um die letzten Meter zu schaffen.

Der Hügel war steil, und auch ohne Alkohol im Blut wäre es anstrengend gewesen, hinauf zu fahren.

ein sehr schöner Übergang für dieses Konzept. Gefällt mir gut!

sonst würde er den Mut nicht haben, die Ausdauer nicht, um dorthin zu gehen,
Auch hier schön formuliert! Lob!

sah er einen Kiesel aufblitzen, wenn er vom Wasser ein Stückchen weitergetragen wurde.
schönes Detail! das macht lebendig...


So, und jetzt zu meinem Gesamturteil:

Mir hat die alte Version ein wenig besser gefallen. Sie war straffer. Dafür hat diese hier ein paar schöne Details.

Wenn Du mich fragst, würde ich zumindest die Anker-Geschichte streichen. Zu viel Erzählung verwirrt sonst vielleicht. Allerdings hast Du damit - Uwe hat Recht - eine schöne Geschichte erzählt. Problem ist nur der Bezug zur Geschichte.... naja, es gibt einer Parallele, die aber sehr schwer zu entdecken ist. Der verbogene Halt, Kurios, unausweichlich und haltgebend. Sein verdrehtes Leben.... nur eben.... ein Hinweis?
( ich trete mir grad selbst auf die Füße.... gerade ich gebe doch sonst auch niemals Hinweise und erwarte Denken von meinen Lesern ) - sieh es also auch nur als Hinweis von mir.... schieb es auf die späte Stunde ;) *rausred*

Was ich aber sehr gut fand, war dass trotz aller neuen Ausführlichkeit der Ablauf noch verständlich bleibt und daß die Auflösung ( wer wer ist und wie alles kam ) weiterhin dem letzten Absatz vorbehalten bleibt.

Schönes Konzept!

@ Wolchi:

Wenn man sie doch `richtig´ lesen muß, warum sollte man die Absätze nicht gleich in Leseform anordnen?

Ich hab ( als Testperson ) die Geschichte schon vor einer Weile gelesen. Und ich mußte sie nicht noch mal lesen, von hinten nach vorn.

Ich finde, eine Erinnerung an ein (stark emotionales) Ereignis kann ich mir ( im Hirn ) durchaus vorstellen.
Also machte diese Struktur für mich sogar Sinn.
Sagen wir mal, wie ein Film, den man Szene für Szene abspielt ( immer weiter nach vorn spulen und eine Szene gucken )

Unter diesem Aspekt machte das Experiment Sinn. Ich finde das allerdings nicht in jeder Situation und für jede Geschichte.

@ Uwe:

Und "hier" kann man nicht "hin" gehen, weil man schon da ist ...

hierhin geht, wenn sich jemand oder etwas auf michzubewegt, oder ich später von meinem Standpunkt aus erzähle, wie ich hierhin gekommen bin.
*kopfschmerztablette reich* ;)

@Maus: Wer Buchstaben so mischt, wie Du... sollte sich über gedrehte Absätze doch nicht wundern ;)

Rechtgeben muß ich Dir allerdings total: als Testleser bin ich absolut nicht auf den Gedanken gekommen es könnte Wörterbörsen-Output sein! Mein Lob auch dazu!

Insgesamt ( um hier nicht Fazit zu sagen, denn unter Deinen Geschichten gebührt das Uwe allein ;) )
Sehr schöne Geschichte mit gelungenem Experiment-Charakter, das für mich in sich Sinn macht!
Die neuen Auspolsterungen machen alles runder, menschlicher, weicher. Schön geworden. Wenn auch eine Nuance länger, als ich für perfekt halte....

Lieben Gruß,

Frauke

 

Hej Frauke!

Danke, danke, danke für die ausführliche Kritik!
Dass Du die Geschichte jetzt einen Tick zu lang findest, hat vermutlich mal wieder mit persönlichem Geschmack zu tun...
Um ehrlich zu sein: Es gibt hier in Kiel einen Schriftsteller, den ich neulich kennengelernt habe und dem ich meine Geshcichte zur Korrektur gegeben habe. Er fand sie zwar insgesamt recht gut, ihm fehlte aber jede Menge Lokalkolorit. Damit musst eich ihm recht geben, und deshalb habe ich hier einen Satz, da ein Wort und eben auch die Geshcichte mit dem Anker eingefügt. Es ging mir ja ain der Geschichte nicht nur um Karls vergeblichen Weg, sondern auch darum, die Küstenatmosphäre einzufangen.

So, und jetzt werde ich ein paar Fehler korrigieren gehen. :)

Lieben Gruß

chaosqueen

 

ja, die Frage der Länge ist Geschmack. Da stimme ich Dir vollkommen zu.
Deshalb wollte ich ( ist es mir in den späteren Stunden der letzten Nacht gelungen? ) ausdrücken, daß es meinem Geschmack nach einen Tick zu lang war. Aber, daß Du (trotzdem) eine runde und ausgewogene Geschichte geschrieben hast.

Also kein Nörgeln, keine Kürzungswünsche.

Eine schöne Geschichte!

F.

 

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