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Katz und Maus

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12.01.2004
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Katz und Maus

Katz und Maus

Erwachen. Der Boden vibriert, wird erschüttert. Hunger. Ich strecke die Nase in die Luft und rieche etwas. Mehr Hunger. Trieb.

Du riechst so gut ...

Ich nehme den linken Gang. Er ist dunkel, niedrig. Überall liegen noch Überreste von der Bauzeit herum. Der Gang ist neu. Er führt gleich hinter dem harten Material entlang, das ich nicht bearbeiten kann. Oder nur mit sehr viel Geduld. Jetzt habe ich keine Geduld, sondern Hunger.

Ich geh dir hinterher ...

Das Vibrieren ist konstant. Nicht bedrohlich. Die Erschütterungen lassen mich kurz verharren. Ich erkenne sie. Sie sind nicht bedrohlich. Ich laufe weiter. So schnell es geht. Ich habe Hunger! Licht, ich bin nahe des Ausgangs. Der Gang endet dort. Irgendwann werde ich ihn weiterbauen. Nicht jetzt. Der Hunger ist mein einziger Trieb. Jedenfalls jetzt.

Ich finde Dich ...

*

Ich liege bequem auf dem Sessel und beobachte sie mit fast geschlossenen Augen. Zu dem Dröhnen aus dem seltsamen Gerät macht sie Geräusche, springt umher, wirbelt herum. Ich habe die Ohren angelegt, denn es ist sehr laut. Nicht schmerzhaft ... aber laut. Sie ist mit etwas beschäftigt, dass sie aus dem Gerät geholt hat, in dem auch meine Nahrung steht. Dabei wirbelt sie herum und macht Geräusche. Mehrere Dinge sind heruntergefallen. Uninteressant. Ich habe bereits gefressen. Sie ist fröhlich. Das ist gut.

Da!

Ich riech dich nur ich spüre dich ...

Die Muskeln angespannt. Mein Blick ruht auf dem schmalen Spalt zwischen dem Gerät, das sehr heiß wird, und einem Schrank. Ich weiß, dass sie von dort kommt.

Wittere dich meilenweit ...

*

Nagender Hunger. Der Ausgang, endlich. Hier bin ich in Sicherheit. Aufgestellte Dinge bilden schmale Korridore. Ah, der Geruch ...

Du riechst so gut ...

Die Vibrationen und Geräusche sind lauter. Ich habe keine Furcht. Nur Hunger. Ich folge dem Korridor zwischen den herumstehenden Dingen. Hin zum Licht. Ich nehm den Duft auf. Ja, das wird meinen Hunger stillen. Nahrung.

Gleich hab ich dich ...

Das Ende des Korridors. Die Riesin hüpft und wirbelt herum. Vibrationen, Erschütterungen. Das macht sie oft. Es ist mir egal. Ich strecke meine Schnauze ein wenig hinaus aus dem Gang und wittere ... Nahrung. Dieser Geruch überdeckt alles. Der Trieb ist stark. Da! Ich sehe Nahrung. Hunger.

Du riechst so gut ...

*

Ich stehe auf. Es ist so weit.

Gleich hab ich dich ...

Ich bin bereits vom Stuhl herunter. Leise. Geschmeidig. Ich weiß, was sie will. Nahrung. Ein Stück liegt mitten im Raum. Das ist gut. Es ist riskant. Für sie.

Ich finde dich ...

Da! Ich seh sie. Verharre. Keine weitere Bewegung. Sie hat Hunger. Ich kann es wittern. Sie wird alle Vorsicht vergessen. Der Trieb. Ich kenne ihn. Habe lange alleine gelebt, gejagt.

Gleich hab ich dich ...

Sie merkt nichts. Die Geräte aus denen der Lärm und die Vibrationen kommen umnebeln ihre Sinne. Sie stampft und lärmt mit.

*

Hunger. Ich renne los. Es ist eine weite Strecke. Aber es wird sich lohnen. Die Beute schnappen und dann zurück. Ich fixiere die Beute. Es ist Apfel.

Du riechst so gut ...

Ich vergesse alles um mich herum. Nur der Trieb zählt. Das Vibrieren, die Erschütterungen, ausgeschaltet.

Jetzt hab ich dich ...

Ich bin da. Unfassbare Euphorie. Meine Zähne senken sich in die Beute. Saft spritzt. Ich zerre daran. Sicherheit suchen.

*

Sie muss furchtbaren Hunger haben, dass sie so ohne jede Vorsicht ist. Mir ist es egal. Der Trieb.

Jetzt hab ich dich ...

Anspannung. Der richtige Moment. Für sie sind es viele Schritte, für mich nur ein Sprung. Alle Kraft in den Sprung. Ich hab sie fixiert. Los!

*

Hör auf zu schreien und wehr dich nicht ...

Entsetzen! Sie ist auch da. Ich hatte sie vergessen. Was jetzt?

*

Jetzt hab ich dich ...

Im Sprung seh ich, dass sie ihr Bein hebt, um zu Stampfen. Es ist über ihr! Kommt herunter und ... trifft sie mit voller Wucht! Blut spritz ... Apfel auch! Frustration! Ich lande auf dem Boden und pralle vor ihr Bein. Sie verharrt und schaut nach unten.

*

"Cheara? Hab ich dich getreten, Armes?"

 

Hallo xadhoom,

nun, die Geschichte ist... lustig. Zumindest fand ich sie lustig, als ich kapierte, dass es wörtlich um eine Katze und eine Maus geht. Aber ab dem Moment, und das war ziemlich früh (Ohren anlegen, Schnauze herausstecken),
wo ich es kapierte, war für mich die ganze Spannung weg. Die Beschreibung einer Katz- und Mausjagd ist für mich nicht wirklich spannend, die Pointe geht zu früh verloren, weil sie zu früh preisgegeben wird. Das fand ich schade.
Viel besser würde ich die Geschichte finden, wenn erst ganz am Schluss deutlich wird, dass es sich um Tiere handelt und nicht um Menschen. Ich würde es so gestalten, dass der Leser denken soll, dass z. B. ein Opfer von einem Serienkiller zu fliehen versucht (ganz am Anfang habe ich so was ähnliches gedacht), oder so was in der Art.

Kleiner Tippfehler:

Die Vibrationen und Heräusche sind lauter.

Das vibrierende Ding ist der Kühlschrank, oder?

Wie gesagt, wenn du mit der Pointe ganz zum Schluss rausrückst, wäre die Geschichte meiner Meinung nach wesentlich spannender.

Tschüß
Roland

 

Aloha, Roland!

Nein, die Pointe ist eigentlich nicht, dass es wirklich eine Katze und eine Maus ist. :D Und außer den beiden Tieren ist ja noch wer da ... der da so wild herumspringt, wodurch auch die Erschütterungen zustande kommen. Versetz Dich mal in die Lage der Maus und der Katze, beachte die kursiven Einlagen und dezenten Hinweise und dann sollte klar sein, woher die Vibrationen kommen. Ich wart mal ab, ob's doch noch wem so auffällt ...

Den Fehler habe ich korrigiert, vielen Dank für den Hinweis und die ausführliche Besprechung. :)

shade & sweet water
x

 

Hallo xadhoom,
dass es um Katz und Maus geht und offenbar noch ein Mensch da ist, habe ich schnell kapiert. Aber es verwirrt mich, dass im ersten Abschnitt in normaler Schrift die Maus spricht (oder denkt), im zweiten Abschnitt die Katze. In der Katzensicht wird mit "sie" mal die Maus und mal die Frau gemeint. Oder hier:
"Die Erschütterungen lassen mich kurz verharren. Ich erkenne sie. Sie sind nicht bedrohlich. " Was meinst du mit "sie"? Die Erschütterungen? Das ist mir zu verwirrend.
Gruß
tamara

 

Hallo Xadhoom,

Katze und Maus gehen auf die Suche nach Nahrung. Die Maus hat es auf einen Apfel abgesehen, während die Katze natürlich die Maus möchte. Letztendlich haben beide die Rechnung ohne dass, offensichtlich tanzende Mädchen gemacht. Sie tritt auf die Maus, die ihren Apfel nicht bekommt und letztlich entgeht auch der Katze dadurch ihr Mahl.
Tja, was für Dramen sich in der eigenen Wohnung abspielen, von denen man oft gar nichts mitbekommt. :)
Die Geschichte ist durchaus amüsant zu lesen, auch wenn ich die "vermenschlichung" von Tieren nicht sonderlich mag.
Die Cliffhanger fand ich... nun ja, für mich waren die kursiven Einschübe ein wenig zu kurz. Insofern hat es mich nie mit rasender Spannung von einem Absatz zum nächsten getrieben, weil der nächste praktisch schon da war. Na ja, aber was das angeht ist ja die Jury zuständig.

LG
Bella

 

Hallo xadhoom,

die Idee deiner Geschichte finde ich durchaus interessant. Meines Erachtens verschenkst du jedoch recht viel Potential - die Sätze sind zu kurz und zu deutlich, um wirkliche Spannung aufzubauen. Mehr Verschleierung, mehr Rätselhaftigkeit hätte ich angemessen gefunden, allerdings in denselben kurzen Sätzen, um den Leser voranzutreiben und das Erzähltempo zu steigern. So kommt bei mir leider keine wirkliche Spannung auf.

Dass sich die Zitate andauernd wiederholen (auch wenn das in dem Lied ebenfalls so ist) fand ich störend. Meines Erachtens sollte auch hier eine Steigerung stattfinden (im Original passiert das ja auch).

Außerdem hätte ich einen anderen Titel gewählt - nicht aus Pointengründen, sondern vielmehr, weil die Spannung dabei draufgeht. Wenn ich Katz und Maus lese, erwarte ich eine solche Geschichte. Du nimmst mir zuviel vorweg. "Jogd" o.ä. fände ich da besser und wager.

Bella:

Tja, was für Dramen sich in der eigenen Wohnung abspielen, von denen man oft gar nichts mitbekommt.
Denkst du nicht, dass du es mitbekommen würdest, wenn du auf eine Maus trittst? :D Knochen knirschen, Blut spritzt, der Boden wird etwas - nun ja - rutschiger... mir könnte das nicht entgehen ;)

liebe Grüße,
Anea

 

@Anea

Glaub mir, ich würd nie eine Maus in meiner Wohnung dulden. Ich hasse Mäuse. Das sind, natürlich neben Ratten, die einzigen Viecher, vor denen es mich so ekelt. *brr*
Ich meinte eher, der Kampf um das Futter... nicht das Drauftreten auf die Maus. Hab das etwas blöd ausgedrückt. :)

 

Moin xadhoom,

Ja, für Rammstein gibts erstmal nen Minuspunkt. Aus Prinzip. ;)

Die Geschichte fand ich von der Idee her niedlich. Vermenschlichte Tiere mag ich und die beiden Viecher kamen ganz niedlich rüber.
Spannend fand ich lediglich den ersten Abschnitt der Maus. Hier las es sich, als wäre hier ein Mensch in einer Art Endzeitszenario auf Nahrungssuche. Aber als dann der Sessel ins Spiel kam, wurde schnell klar, daß es hier wirklich um Katz und Maus geht. Danach bezog der Text seine Spannung für mich nur noch aus der Frage, ob die Katze die Maus kriegt oder nicht. Die Auflösung kam dann doch etwas überraschend, hat mich aber ehrlich gesagt nicht vom sprichwörtlichen Hocker gehauen.

 

Hallo Xadhoom,

ich fand die Geschichte schon spannend. Etwas verwirrend fand ich auch den Perspektivwechsel. Der zwingt einen nict zum Weitrelesen, sondern zum Noch mal lesen, um zu begreifen, wer gerade "Ich" ist.

Auf alle Fälle eine ungewöhnliche und kreative Umsetzung des Themas.

Lieben Gruß, sim

 

Erklärungen ...

Aloha!

Vorab schon wieder meinen Dank, dass ihr euch so ausführlich mit der kleinen Erzählung auseinandersetzt. Anmerkungen, die ich gerne aufgreife. :)

@tamara: Das Problem ist sprachlicher Natur. Beschreibe ich die Handlungen der Maus und der Katze aus freier Perspektive, haben wir noch mehr verwirrende 'sie' im Text. In der vorliegenden Version entsteht bei Dir der Eindruck, die Maus denkt oder spricht. Dem ist aber nicht so, denn es ist kaum nachweisbar, ob und wie eine Maus sich die Vorgänge erklärt. Was mich dann auch gleich zur Vermenschlichung bringt ...

@bella: Ich habe betont weder Katze noch Maus sprechen lassen, habe sie mit knappen Sätzen schlichten Trieben folgen lassen. Der Katze habe ich dabei noch einen Bonus eingeräumt ... Mögen die Hohen wissen warum, Katzen benehmen sich öfter daneben als Mäuse! ;) Ernsthaft: Ich habe versucht den Ablauf der Triebe und Handlungen kurz und knapp darzustellen, das soll eigentlich nicht als Sprache des Tieres herüberkommen, sondern so, wie es sich dem vielleicht darstellt. Das kann man siche rnoch weiter auswlazen und obendrein drüber streiten/philosophieren, ob und wie das überhaupt der Fall ist, aber eine Betrachtung der Handlung aus der Perspektive einer dritten (oder in diesem Falle vierten) Person hätte die Erzählung nicht nur verkompliziert, sondern völlig unverständlich gemacht. Da sind auf der einen Seite die zwei Hauptcharactere, Katze und Maus, die nicht unwichtige Dritte, die 'Besitzerin' der Katze und zudem zur Untermalung die dröhnende Musik von Rammstein. Das erscheint mir schon komplex genug und aus einigen Ausführungen schließe ich ja auch, dass es noch Unverständlichkeiten gibt. Unter Vermenschlichung von Tieren verstehe ich solche in Fabeln oder ähnlichem. Ich denke - ohne Verhaltensforscher zu sein - verhalten sie sich hier noch recht normal.

@Anea: Ja richtig. Es steht mehr oder weniger schnell fest, wer hier 'umgeht' ... Die Idee dahinter war, den Leser sich fragen zu lassen, was soll das? Unter dem Strich läuft ja alles auf eine am Anfang sicher nicht offensichtliche Lösung hinaus. Da muss ich dann wohl nacharbeiten, um vielleicht mehr Spannung hineinzubringen. Verwöhnte Leser ... :p Über den Titel denke ich nochmals nach, obwohl auch der eigentlich so beabsichtigt war. Zu bellas Entlastung: Die junge Dame trägt Springerstiefel und ist dem Rhythmus verfallen, da merkt man die Maus nicht! :baddevil:

:messer: Tja, gnoebel, erwischt ... Glaubt mir ja jetzt auch kein Mensch mehr, dass ich nicht ein Album von denen habe sondern mir den text irgends im Net zusammengesucht habe. Was soll's ... Das die Lösung vielleicht nicht der Hammer ist OK ... aber sie ist nicht wirklich zu erwarten, oder? Ihr seid soooo gemein ... :( Außerdem bin ich ja sozial und haue keine älterne Herrschaften vom Stuhl! :p

@sim: Wenn es nicht zum weiterlesen sondern erneuten lesen zwingt, ist das nicht wirklich in Ordnung. Für mich ist die Sache eigentlich relativ klar ... aber ich wered das alles nochmal genauer betrachten.


Das ist alles für die Überarbeitung schon mal sehr hilfreich ... Ich denk vielleicht zu verquer. Ja, das wird's sein! :schiel:

shade & sweet water
x

 

Hi xadhoom,

eine nette kleine Tiergeschichte.
Es ist schon irgendwie Spannung drin. Kriegt die Katze die Maus? Das ist eigentlich die einzige Frage die man sich wirklich stellt.
Nur kurz habe ich mal daran gedeacht, das der Mensch vielleicht der Maus das Leben rettet.
Doch das er die Maus platt tritt ... :hmm:
Das war eine Überraschung :D

Viel Glück wünsch ich dir :)
lieben Gruß, coleratio

 

Von Katzen ... und Mäusen

Jaaa ...

vielen Dank coleratio. :)

Ich habe die Erzählung erneut durchgelesen und finde nicht, dass sie unverständlich ist. Experimentell vielleicht, zumindest für meine Art zu schreiben. Es war eine spontane Idee ... und dankbarerweise kann ich das ja hier erproben und werde mit Kommentaren versorgt, ob dergleichen ankommt oder auch nicht.

shade & sweet water
x

 

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