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Katzentraeume

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30.05.2002
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Katzentraeume

"Aber natürlich kann man das noch als artgerechte Haltung bezeichnen", sagte Tony und obwohl er wusste, dass man Hühner ohne Beine in einem winzigen Pferch zu halten nicht mehr als artgerechte Haltung bezeichnen konnte, sprach er diesen Satz mit einer Inbrunst und inneren Überzeugung aus, dass der alte, schmierige Hersteller für diese Tiefkühl-Hühnchenburger gar nicht anders konnte als zu sagen:

"Gut, dann sind wir uns also einig. Sie liefern mir jeden Monat diese Hühnchen, ich verarbeite sie zu Burgern und wir beide machen viel Geld mit verkrüppelten Tieren."

Er grinste, wie nur ein alter, schmieriger Hühnchenburgerfabrikant grinsen kann, wenn er an tote Hühnchen denkt und verschwand , nachdem er seine dicke, schwielige Hand von Tony´s gelöst hatte, in seinem Auto, einem uralten Diesel-Mercedes, der laut zu schreien schien als er sich hineinsetzte.

Zumindest kippte er nun merklich nach links, denn der Hühnchenburgerfabrikant war nicht gerade ein Leichtgewicht, man könnte sogar sagen er war richtig fett und der Mercedes würde bei dieser Formulierung wahrscheinlich glucksend zustimmen, aber eigentlich war er nur ein bisschen übergewichtig.
So wie auch die Hühnchen eigentlich artgerecht gehalten wurden.

Tony schlackste zurück in sein Haus, welches nach Hühnerkot und verwesenden Katzen stank.

Verwesende Katzen?
Seitdem Tony diese glorreiche Idee mit der Hühnerfarm gehabt hatte, war sein Gelände zum Eldorado für alle Katzen aus dem Ort und mittlerweile Auch aller Nachbarortschaften geworden.

"Da gibt es einen Ort", kursierte das Gerücht bei ihnen, "an dem gibt es ganz viele Hühnchen, die nur darauf warten, gefressen zu werden."
"Toll", hieß es dann immer von irgendeiner neunmalklugen, alten Katze, "hast du dich schon mal mit einem Durchschnittshuhn angelegt? Das ist, wie eine Maus mit Raketenwerfer fangen zu wollen."

"Ich weiß", kam dann immer von der Katze, die gerade mit einem äußerst faszinierend klingenden Gerücht alle anderen Katzen um sich versammelt hatte, "Aber das beste weißt du noch nicht", an dieser Stelle gehörte es sich, eine künstlerische Pause zu machen, gerade so lange, bis der erste sagen will "Nu erzähl schon", aber eben genau lange genug.

...

"Diese Hühner dort", wieder kleine Pause, "haben", Pause, "keine", Pause und dann wie aus der Pistole geschossen, "Beine mehr".

Ob die Gerüchtekatze die Pausen richtig gesetzt hatte, oder nicht, erfuhr sie spätestens jetzt, denn entweder der ganze Katzenhaufen brach in schallendes Gelächter aus, oder raunende Bewunderung und ein stotterndes "Wo- wo ist das?" kam aus dem Pulk.

Nur sehr selten trat letzteres ein, denn Katzen sind bekanntermaßen sehr schlechte Geschichtenerzähler, aber wenn doch, dann machte sich ein ganzes Rudel Katzen auf den Weg nach Tonys kleiner Hühnchenfarm, wo dieser einen Großteil seiner Zeit damit verbrachte, neugierige Katzen mit seiner Pump-Action ins Katzennirwana zu befördern.

Es wäre eine Lüge gewesen zu behaupten, dass ihm das keinen Spaß bereitete, aber die Sauerei war schon beträchtlich, gerade wenn man berücksichtigt, dass so eine Katze nach dem Kontakt mit einer Kugeln spuckenden Pump-Action, nicht mehr sehr appetitlich aussah.

Schon oft hatte Tony überlegt, wie er dieses Problem auch anders beseitigen könnte, denn fest stand: Diese Mistbiester dürften sich dem Hühnchenpferch nicht nähern, denn dann hätte es eine noch viel größere Sauerei und beträchtliche Geschäftseinbussen bedeutet.

Ein Zaun um das gesamte Grundstück zu ziehen wäre eine Möglichkeit gewesen, die ihn jedoch nicht sonderlich begeistern konnte. Nicht nur, das damit sehr viel Arbeit verbunden war, nein, es bedeutete auch, dass er fortan keine Katzen mehr erschießen könnte und das machte, wie bereits erwähnt, tierisch Spaß, vor allem, weil es auch noch legal war, schließlich befanden sich diese Mistbiester auf seinem Grund und Boden und seiner irgendwie angeborenen Abneigung gegenüber Katzen konnte er so ebenfalls ganz gut Luft verschaffen.

Rummms! Wie eine platzende Melone explodierten ihre kleinen Körper und ergossen eine Flut von felligen Fleischstückchen und Därmen auf seinem Grundstück.

Einmal war der Kopf so eines Mistbiests sogar in seiner Regenrinne gelandet und er hatte verflucht lange gebraucht, um ihn da wieder rauszupulen...
Deswegen und halt wegen dieses schrecklichen Verwesungsgeruchs nahm er sich doch vor, einen Zaun zu ziehen oder zumindest eine kleinkalibrigere Waffe zu kaufen...

 

Hallo Angla,

ich heiße dich herzlich willkommen auf kurzgeschichten.de und sehe, du hast dich bereits mit Inbrunst in die Geschichtenveröffentlichung gestürzt.
Wenn ich richtig gezählt habe, tauchen hier gleich 10 Stück deiner Geschichten auf.
Aus diesem Grunde vorweg ein kleiner Tipp am Rande.
Wenn du gerne möchtest, dass alle deine Geschichten auch gebührend kritisiert werden, ist es manchmal die bessere Lösung erst ein oder zwei Geschichten zu veröffentlichen und danach den Leser mit weiteren Geschichten zu beliefern.
Wenn du gleich alle deine Geschichten auf einmal veröffentlichst, läufst du Gefahr, etwas geduldiger auf die Reaktionen warten zu müssen, die aber sicherlich eintreffen werden.
Das nur zur Einstimmung vorweg.

Ich habe mir diese Geschichte als erste vorgenommen, weil ich eine absolute Katzennärrin bin, hab ich doch selbst das Vergnügen bei dreien dieser Spezies leben zu dürfen.
Dass deine Geschichte nun eigentlich nicht grad eine Betriebsanleitung für den sorgsamen Umgang mit Katzen darstellt, hat mich bei deiner Geschichte nicht gestört, glaube also bitte nicht, dass mich das von dir gewählte Genre negativ voreingestimmt hätte.

So und nun zur eigentlichen Kritik:

Ganz grundsätzlich hat mir deine Geschichte gut gefallen. Du hast einen ansprechenden Schreibstil, was ja einerseits eine reine Geschmackssache ist und meinen Geschmack hast du damit getrofffen, aber auf der anderen Seite auch ein objektives Moment hat, nämlich, ob man ganz grundsätzlich gut formuliert und spannend oder fesselnd schreiben kann.
Letzteres möchte ich dir bescheinigen.
Dein Text ist flüssig und spannend formuliert und ich habe manche deiner speziellen Ausdrucksweisen mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen gelesen, z.B. Gerüchtekatze.

Also schreiben kannst du zweifelsohne!

Aber: deine Geschichte wird in einem affenartigen Tempo beendet, nein eher abgebrochen, als seist du plötzlich auf der Flucht und es ist keine besonders humorige Geschichte.
Du beginnst deine Geschichte mit einem schönen Spannungsbogen und beendest sie grad zu einem Zeitpunkt, in welchem ich mich als Leser auf den fulminanten Höhepunkt zuzubewegen wähne und dann schmeißt du mich brutal raus aus der Geschichte!
Es fehlt also ein vernünftiges Ende der Geschichte.

Humorvoll ist sie deswegen nicht so arg, weil du bereits mit deinem gewählten Thema, nämlich dem Ermorden der Katzen vom Grundsätzlichen her kein witziges Thema gewählt hast. Es mag ein paar Leute geben, die das Ermorden der Katzen ansich schon oberwitzig finden, aber die dürften doch wohl eher nicht in der Überzahl sein.
Wenn du also etwas ansich mehr Abtörnendes als Thema deiner Geschichte wählst, muß es durch die Art der Darstellung oder vielleicht auch nur die Sichtweise zu einer witzigen Aussage umgedreht werden.
Das gelingt dir hier nicht so gut.

Aber schließlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen,um dich mal mit einem althergekommenem Spruch aus der Schatulle der Lebensweisheiten zu langweilen und du wirst hier auf kg sicherlich die Möglichkeit haben, anhand der dir gegebenen Kritiken zu lernen und zu wachsen.
Vom Ansatz her ist bei dir nämlich aus meiner Sicht Talent drin.

Ach und eh ich es vergesse, es sind leider auch einige grammatikalische Fehler in deiner Geschichte drin, die du noch verbessern solltest.

Gruß lakita

 

Hallo angla!
Eine ganz amüsante Geschichte die Du da geschrieben hast.
Aber warum hat sich später nicht auch das Gerücht über den schießwütigen Katzenhasser bei den Katzen herumgesprochen und die Tiere vom Hof ferngehalten, statt sie wie Lemmige in die Falle laufen zu lassen?
Und erst war der Tiefkühlfabrikant fett und dann nur ein bisschen übergewichtig?
Darüber hinaus fehlt mir noch ein richtiges Ende. Das Auslebenlassen seiner "Tötungslust" reicht, wie ich finde, nicht für einen vernünftigen Abschluss deiner Erzählung aus.

 

Hallo angla,

wie auch bei "fuffis letzter Gang" hinterlässt mich diese Geschichte sprachlos.
Ich habe sie gelesen, um nach dieser oben genanten geschichte ein bißchen zu verschnaufen.
Fehlgeschlagen
:)

Obwohl ich bei dieser Strory eher sagen würde, das es sich hier tatsächlich um eine Kurzgeschichte handelt, hätte sie in Seltsam besser gepasst.

Das in den beiden Geschichten, die ich bisher von dir gelesen habe, jedesmal Tiere zu Grunde gehen, macht mich doch stutzig.
:confused:

Im Grunde genommen ist das keine schlechte Geschichte, wenn man die Tatsache übersieht, das sie nicht in Humor gehört ;)

Weiter viel Spaß beim Schreiben,
Rub.

 

Danke angla,
ab heute mag ich kein Mc Chicken mehr...

eine Frage: was ist denn ne Pump Action? kenne nur ne Pump Gun (so aus Rambo Filmen...)

hat mir gefallen diese skurille Geschichte....

Gruß AZAD

 

Hi Angla!
'Düchtig makaber deine Geschichte. Ich würde mich den vorhergehenden Meinungen anschließen und hätte nur noch etwas hinzuzufügen...

Zitat: "Pause und dann wie aus der Pistole geschossen, "Beine mehr".

Erscheint mir nicht wirklich logisch. Also, entweder Pause ODER wie aus der Pistole geschossen. Oder du stellst die Wortwahl noch mal um :-)

Aber sonst ist sie gut gelungen!
Ciao

 

Also, ich fand das Ende auch sehr abrupt. Wie zum Geier geht's weiter?? Außerdem denke ich, daß der/die Autor/in wohl eine kleine Abneigung gegen Katzen hat. Könnte das stimmen? Wie auch immer, der Anfang ist echt gut. Natürlich ist auch mir, wie bereits Marcus aufgefallen, daß die Katzen zwar zu wissen scheinen, daß auf der Farm Hühner ohne Beine existieren, aber von der Existenz eines schießwütigen Katzenkillers haben sie offensichtlich keine Ahnung. Man hätte dieses Detail eventuell geschickt in die Story einbauen können. Nach dem Motto: Da drin gibt es reichlich wehrlose Beute, nur wie kommen wir an dem Verrückten vorbei?

ALso, bis auf das Ende und die Unausgegorenheit mit dem Katzenkiller finde ich die Story ganz brauchbar.

Nachdem ich mich beim Lesen jedoch nicht vor Lachen angepieselt habe, denke ich auch, daß sie in der Humor-Section nicht wirklich Sinn macht!

 

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