Was ist neu

Kindheitsalptraum

Seniors
Beitritt
21.08.2005
Beiträge
637
Zuletzt bearbeitet:

Kindheitsalptraum

Kindheitsalptraum

1

Hatten Sie das auch? Einen Alptraum in ihrer Kindheit, den Sie über Jahre hinweg immer mal wieder hatten, oder vielleicht immer noch haben?
Ich hatte jedenfalls einen, und mein bester Freund von damals, Jan, auch. Er hatte seinen seit er noch ganz klein war, erzählte er mir später einmal.
In seinem Traum war er in einem Käfig mit dicken Gitterstäben gefangen. Außerhalb des Käfigs war ein Laufband, auf dem abgetrennte, menschliche Gliedmaßen an ihm vorbeifuhren. Das Schlimme daran war aber nicht der Anblick der Gliedmaßen, erzählte er, sondern allein die Tatsache, dass es Gliedmaßen waren. Menschliche Gliedmaßen.
Wissen Sie, als Kind sieht man die Dinge noch ganz anders. Da kennt man noch keine Horrorfilme in denen für Sekundenbruchteile abgehackte, blutige Hände, Füße, Arme oder Beine zu sehen sind. Das Bild des Horrors im eigenen Kopf sieht noch ganz anders aus. Deswegen war die Tatsache, dass es sich da auf dem Laufband um menschliche Gliedmaßen handelte viel schlimmer als ihr eigentlicher Anblick.
Nun, jedenfalls stand bei dem Laufband ein Mann, den Jan den „Schlachter“ nannte. Er hatte eine große weiße Schürze umgebunden und diverse Werkzeuge in der Hand und in seinem Gürtel. Messer, Beile, Sägen und was weiß ich noch alles. Das alles war zwar schlimm, erzählte mir Jan, aber das Schlimmste war, dass der Schlachter die ganze Zeit über lachte. Er lief um den Käfig herum, wetzte seine Messer und lachte einfach. Diese Lache war das wirklich Schreckliche gewesen. Irgendwie hoch und krank, und man konnte den Wahnsinn direkt fühlen, der aus diesem Lachen sprach und versuchte, einem in den Kopf hineinzukriechen…
So schilderte mir mein Freund damals seinen Kindheitsalptraum. Doch ich will Ihnen heute von meinem erzählen, nicht von seinem.
Gott, er ist mir heute ganz zufällig wieder eingefallen. Ich stand gerade in der Küche und wusch das Geschirr ab. Meine Frau war nebenan und half unserer Tochter bei den Hausaufgaben, wir wechseln uns dabei immer ab, und auf einmal, zack, war er wieder da, dieser Traum. Hatte einfach beschlossen, sich mal wieder sehen zu lassen. Hallo alter Freund, lange nicht gesehen, wie geht’s dir?
Bestimmt zehn Jahre hatte ich nicht mehr an ihn gedacht, und dann einfach so, aus heiterem Himmel, meldete er sich wieder, und böse, verscharrte Erinnerungen kamen hoch.
Aber lassen Sie mich ganz vorne anfangen.

2

Es war ein bewölkter, kalter Tag im Herbst. Die Bäume hatten bereits fast alle Blätter verloren und der Wind fuhr durch die Straßen, wobei er das Laub raschelnd in Wellen und Wirbeln vor sich herjagte. Bei diesem Wetter waren nicht viele Leute draußen, es sah außerdem noch nach Regen aus, doch in einer Garageneinfahrt stand ein Junge, gut eingepackt in eine dicke Jacke, Schal und Mütze, und warf einen Ball gegen die Hauswand. Ab und zu schaute er sich um, so als ob er auf jemanden wartete.
Dieser Junge war ich. Ich mit 11 Jahren – es muss 1975 gewesen sein. Ich hatte mich mit Jan verabredet. Wir wollten Ball spielen oder in den Wald gehen oder irgendetwas anderes machen. Was man eben so macht mit 11 Jahren.
Schließlich kam Jan angelaufen. „He, Charley!“ „Hey Jan!“ Doch er hielt gar nicht erst an, sondern lief gleich weiter. „Komm mit!“, rief er über seine Schulter zurück. Ich fing an zu laufen. „Wir machen heute was Tolles!“, rief er. „Ja? Was denn?“ Doch er antwortete nicht, sondern lief weiter. Der Wind spielte mit den Blättern zu unseren Füßen. Wir liefen den ganzen Forstweg entlang, bogen dann erst rechts in den Karmeliterweg und dann wieder rechts in die Olwenstraße ein. „Jahan, was ist es denn?“, quengelte ich. „Warts nur ab, wir sind bald da.“ Mehr war nicht aus ihm herauszubekommen.
Schließlich bogen wir nach links in die Welfenallee ein. Die Welfenallee führte in ein Gebiet mit nur wenig Häusern. Hier gab es viele Felder und den großen Forst. Mir gefiel das Ganze irgendwie nicht. Diese Gegend war mir noch nie ganz geheuer gewesen, vielleicht kam das durch das Moor, das auch hier anfing. Im Sommer, wenn es heiß war, wehte manchmal so ein fauliger Geruch vom Moor herüber.
„Jan…“, fing ich an, doch in diesem Moment blieb Jan stehen. „Siehst du, wir sind schon da.“, sagte er.
Wir standen vor einem großen, verwilderten Grundstück. Ein uralter, einst weiß gestrichener Zaun begrenzte es. Die Farbe war abgeblättert, nur hier und da war noch ein weißer Splitter zu sehen. Viele Pfosten fehlten oder waren vermodert. Der Garten sah schlimm aus; durch den Herbst war nichts Grünes zu sehen, nur braunes Astwerk, wild und ineinander verschlungen. Das Gestrüpp war so dicht, dass man nur ein paar Meter weit hineinschauen konnte. In einiger Entfernung konnte man ein großes Haus sehen, das sich über dem Urwald erhob. .
„Jan“, begann ich, „das ist doch die Villa der alten Frau Andrichs…“ „Ich weiß“, erwiderte Jan.
Jeder wusste damals, wer Frau Andrichs war, denn sie war die Frau, die sich auf ihrem Dachboden erhängt hatte. Man erzählte sich, dass sie es wegen ihrer Schulden getan hätte. Bei uns an der Schule war Frau Andrichs Geschichte schon zu einer gruseligen Legende geworden.
„Aber Jan, was wollen wir hier? Die alte Frau Andrichs ist doch schon lange tot.“ Er wandte sich mir zu. „Hör zu, Charley. Ich habe heute mit Christian geredet und er hat gesagt, dass er zusammen mit Daniel und Maurice in dem Haus war. Sie waren auf dem Dachboden um die Stelle zu sehen, an der sie sich erhängt hat. Mensch, Das ist ’ne Mutprobe, verstehst du?“ „Aber…“, unterbrach ich ihn. „Warte. Christian sagte, dass sie gestern hier waren. Sie sind auf den Dachboden gestiegen und er hat gesagt, dass das Seil da noch von der Decke hängt, an dem sie sich erhängt hat. Die Polizisten haben sie nur da runtergesäbelt. Verstehst du?“ „Ja, aber warum sollten wir…“ „Mensch, wenn die so was machen, müssen wir das auch machen. Was die können, können wir doch schon lange. Außerdem weißt du, dass Christian eigentlich ein Feigling ist. Wenn wir da reingehen und es ist nicht so wie er sagt, dass da das Seil von der Decke hängt, können wir behaupten, dass wir drin gewesen sind und die nicht. Das wär’ doch was, oder nicht? Und wenn’s da echt hängt, sind wir wenigstens genauso gut wie sie. Was meinst du, wie die uns angucken werden?“ „Ja gut, aber…“ „Kein aber Charley, komm!“ Und er ging auf das Tor in der Mitte des Zauns zu, das durch eine Eisenkette mit einem großen Vorhängeschloss zugeschlossen war. Das Tor war aus Metall und schon stark angerostet. „Wie willst du denn da reinkommen?“, flüsterte ich. Irgendwie verlangte es die Situation, zu flüstern, fand ich. Außerdem sah ich mich hektisch um, ob uns auch niemand beobachtete. Jan trat an das Tor und versuchte, den einen Flügel zu öffnen. Die Kette war nur sehr locker um die Pfosten beider Flügel gelegt und so ging das Tor ein Stück weit auf, schrabte über das Gras am Boden, bis die Kette es festhielt. Die Kette rasselte. „Siehst du, das reicht doch.“, sagte Jan und fing an, sich durch den Spalt zu zwängen. Als er durch war und auf der anderen Seite stand, drehte er sich zu mir um und sagte: „Komm, geht ganz leicht.“ „Ich weiß nicht…“ „Ach komm, sei kein Spielverderber!“ „Na gut…“ ich schaute mich nochmals um und begann, mich ebenfalls durch das Tor zu zwängen. Als ich hindurchgeschlüpft war und auch drüben stand, lächelte Jan mir zu und klopfte mir auf die Schulter. „Siehste.“, sagte er.
Wir drehten uns um, und vor uns türmte sich der Dschungel auf. „Oh mann“, sagte ich. Der Garten bestand aus gewucherten Büschen, Bäumen und verfranstem bäunlichen Gras, das fast so hoch war wie wir selbst. Überall lag Laub. „Wie sollen wir bloß da durch?“ „Hm, es muss einen Weg geben, wenn sogar der dicke Daniel es geschafft hat.“ Wir lachten. „Hier, guck“, sagte ich plötzlich. Ich hatte den Weg aus Steinplatten entdeckt, der von dem Tor zum Haus führte. Durch das Laub und die Pflanzen, die neben und zwischen den Steinplatten, teilweise auch unter ihnen wuchsen, war er fast gar nicht mehr zu sehen. „Siehst du den Pfad hier? Guck, da vorne führt er in das Gestrüpp. Da sieht es nicht ganz so zugewachsen aus.“ „Hast recht Charly. Hast ja doch was im Kopf.“ Er knuffte mich freundschaftlich. „Mehr als du allemal“, entgegnete ich und knuffte ihn zurück. Wir lachten wieder.
Jan war ein Jahr älter und so etwas wie ein großer Bruder für mich. Wir kannten uns schon seit dem Kindergarten.
Jan ging auf dem Weg bis zum Gestrüpp, kniete sich dann auf alle Viere und begann, in die Wand aus Pflanzen zu kriechen. Ich folgte ihm schnell, denn ich wollte ihn nicht verlieren.

3

Ich konnte nicht viel sehen, es war ziemlich dunkel in dem Gang und außerdem musste ich aufpassen, dass mir nicht so viele Äste ins Gesicht schlugen. Hier und da hörte ich in dem Gebüsch etwas Rascheln, wahrscheinlich Vögel oder Kaninchen. „Meinst du, die sind hier echt durchgekrochen?“, fragte ich. „Kann schon sein, abgeknickte Äste sind hier viele und der Boden ist euch ein wenig aufgewühlt.“, entgegnete Jan. „Vielleicht waren’s aber auch Wildschweine aus dem Wald, Vater hat mir mal erzählt, dass er einmal abends eins in unserem Garten gesehen hat.“ „Stimmt, kann sein.“
Plötzlich stoppte Jan und stieß einen leisen Schrei aus. Fast wäre ich mit ihm zusammengeprallt, doch ich stoppte noch rechtzeitig. „Was ist denn los?“, fragte ich aufgeregt. „Guck mal, der große Käfer hier.“ Er versuchte, etwas zur Seite zu rücken und ich zwängte mich an seine Seite, um etwas sehen zu können. Äste griffen nach meinem Nacken und meinem Kopf, und tatsächlich, vor uns krabbelte ein riesiger Käfer, den wir aufgescheucht hatten. Sein Panzer schimmerte metallisch grün und seine beiden langen Fühler huschten hin und her. Fast ebenso schnell, wie er aufgetaucht war, war er wieder verschwunden. Ich ließ mich wieder hinter Jan zurückfallen und wir krabbelten weiter.
„Da vorne ist es zu Ende!“, sagte Jan und krabbelte ein wenig schneller. Dann kroch er aus dem Gebüsch heraus und ich sah, wie Helligkeit zu mir hereinströmte. Ich beeilte mich, den Tunnel zu verlassen. Während unserer Krabbeltour waren mir Dinge in den Kragen und auf meine Sachen gefallen. Ich schüttelte mich und klopfte sie aus. Meine Hose war nass geworden, und auf der Haut an meinen Knien befand sich eine schleimige Schicht, schließlich waren wir auf halb verrotteten Pflanzenresten herumgerutscht. Dann schaute ich nach vorne. Vor uns befand sich eine Art Vorhof der Villa. Mitten auf dem Platz stand ein alter Springbrunnen mit einer Bumerangwerferin. Der Stein war schon sehr porös und auf der Statue und in dem Becken selbst lag Laub. Durch die Steinplatten waren hier nicht allzu viele Pflanzen. Auf dem Kopf der Statue saß eine schwarze Krähe, die keifend davonflog, und ich bemerkte, dass die Statue eine Diskuswerferin sein sollte.
Wir gingen ein paar Schritte und vor uns erhob sich die Hausfront.
Die Villa war sehr groß und sehr alt. Einst war sie in einem angenehmen hellen Gelb gestrichen gewesen, doch das Meiste der Farbe war abgeblättert und lag unten auf der Erde als Streifen und Krümel. An die Wände waren Graffiti gesprüht worden, Wörter wie „Fuck“, „Bitch“ oder „Scheiße“, aber auch Liebeserklärungen wie „Philipp und Ronja – Lovers 4 ever“. Daneben stand „SSDD“ und weiteres buntes Gekrakel. Ein paar Figuren waren auch angesprüht worden, doch beschränkte sich die genauere (und übertriebene) Darstellung eher auf den Genitalbereich der Figuren. Das Haus war schmutzig und alle Fensterscheiben waren eingeworfen worden. Die Villa schien uns aus diesen schwarzen Löchern heraus anzustarren. Wir gingen auf die große hölzerne Eingangstür zu und stiegen ein paar Stufen zu ihr hinauf.
Die Tür war von der Polizei versiegelt worden, doch das Siegel war längst aufgebrochen worden und hing nur noch teilweise an Tür und Rahmen. Jan legte seine Hand auf die angelaufene Klinke und plötzlich regte sich etwas in mir und ich wollte ihn anschreien, es zu lassen, doch das tat ich natürlich nicht und Jan drückte die Klinke herunter.

4

Wider Erwarten ging die Tür auf und bevor ich noch etwas sagen konnte, war Jan hineingeschlüpft. Ich folgte ihm, und wir standen in einer großen Empfangshalle auf einem zerschlissenen, ehemals prunkvollen Teppich. Ein Geruch nach Moder und Hinterlassenschaften von Tieren und wahrscheinlich auch Menschen empfing uns. Vor uns führte eine breite Treppe nach oben auf eine Galerie. Neben uns führten ein paar geschlossene oder halboffene Türen zu den Seiten. Ein paar Einrichtungsgegenstände waren noch da, von der Decke hing ein großer, größtenteils zerbrochener Leuchter, auf einem Holztischchen an der Treppe stand eine Vase mit verrotteten Blumen. Etwas Laub lag auf dem Boden, wahrscheinlich durch die offenen Fenster hereingeweht, und auch Zigarettenstummel und leere Bierflaschen sah ich. Eine merkwürdige Faszination ging von diesem Ort aus. Heute spüre ich dasselbe komische Gefühl wie damals, wenn ich mir Fotos von Tschernobyl oder Prypjat anschaue. Ich hörte einen lauten Knall hinter mir und zuckte zusammen. Fast hätte ich geschrien. Ich drehte mich um und sah, dass die Tür zugefallen war. Erleichtert überlegte ich, ob Jan einen Spruch bringen würde, doch ich glaube, er war auch zusammengezuckt. „Also dann, auf nach oben“, flüsterte er und ging los. Jetzt flüsterte auch er.
Wir betraten die Treppe. Während wir sie langsam hochstiegen, unsere Schritte gedämpft, das Blut in meinen Ohren rauschend, fasste ich nach dem Geländer, das dick mit Staub belegt war. Ein Gefühl der Unwirklichkeit überkam mich. Vor uns gabelte sich die Treppe und führte nun nach rechts und links auf die Galerie. Jan zeigte nach rechts und ich nickte nur. Wir stiegen die Stufen hinauf und konnten nun nach unten in die Empfangshalle blicken. Wir nahmen gleich die nächste Tür und hofften auf eine Treppe, die weiter nach oben führte. Wir folgten einem Gang um die Ecke, und richtig, hier war die Treppe. Sie war viel schmaler und führte in vielen Rechtskurven immer weiter nach oben. An der Wand war eine grünliche Tapete mit verschlungenen Pflanzen. Es war die Art von Mustern, in denen man alles sehen kann, wenn man nur lange genug hinsah. Ich hatte ein ungutes Gefühl und vermied es, die Tapete anzusehen. Wir folgten der Treppe ganz nach oben und standen schließlich vor einer weiteren Tür. Es musste die zum Dachboden sein, denn so weit, wie wir heraufgegangen waren, konnte keine andere Treppe noch weiter rauf führen. Froh darüber, die verwunschene Tapete wieder los- und schon fast am Ziel zu sein, öffnete ich die Tür.
Wir befanden uns auf dem Dachboden. Der Boden bestand aus Brettern, ebenso die Decke. Wir traten ein. Die Decke wurde von mehreren dicken Holzbalken gestützt, die weiter oben auf Querbalken trafen. Ein paar Möbel mit Bezügen fanden sich hier oben. Rechts und links befanden sich Fenster, durch die Licht hereinfiel. Ich fühlte mich wie Rapunzel in ihrem Turm. Auch hier lag Laub auf dem Boden und auf den Möbeln und man hörte den Wind in den Fenstern pfeifen. Ich drehte mich um, denn ich wollte nicht, dass auch diese Tür mit einem lauten Knall zufiel und erstarrte. Hinter mir ertönte ein ohrenbetäubendes Klirren. Mein Herz setzte kurz aus, um gleich darauf eine Ladung Adrenalin durch meinen Körper zu pumpen, ich fuhr herum und sah gerade noch, wie eine Katze hinter ein paar Möbeln Deckung suchte. Auf dem Boden lagen Scherben von einer Vase. Ich redete mir ein, dass alles in Ordnung sei und beruhigte mich wieder. Trotzdem blieb das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun, an einem Ort zu sein, an dem man nicht sein durfte. „Jan“, flüsterte ich, „wollen wir nicht lieber…“ „Jetzt noch?! Kommt nicht in Frage! Wir sind doch schon da!“ Es tat gut, seine Stimme zu hören, zu merken, dass ich nicht selbst zu einem Anachronismus geworden war. Und eigentlich hatte er ja Recht. Wir waren bis hier gekommen, jetzt noch aufzugeben, wäre dumm gewesen. Sogar Christian, Daniel und Maurice hatten es angeblich bis hierher geschafft. Jan ging los und wandte sich nach links. Also wandte ich mich nach rechts. „Guck nach dem Seil“, flüsterte er mir zu. Ich nickte und begann, die Balken über mir abzusuchen. Jan tat auf seiner Seite dasselbe. Wir gingen weiter. Der Boden knarrte. Plötzlich sah ich es. „Jan“, rief ich und erschreckte mich selbst über den brüchigen Klang meiner Stimme. Sofort stand Jan neben mir und sah ebenfalls hoch. Da war es.
Das Seil war ein paar mal um einen Deckenbalken geschlungen worden. Ein paar Meter weiter lag ein umgeworfener Stuhl auf dem Boden.
Was war passiert, nachdem die alte Frau Andrichs den Stuhl weggetreten hatte? fragte ich mich. Hatte sie versucht, zu schreien, als das Seil sich in ihren Hals schnitt? Hatte sie den Mund auf und zugemacht, wie ein Fisch an der Luft? Hatte sie mit den Händen nach dem Seil gegriffen, versucht, es zu lockern? War sie dabei hin und hergebaumelt? Hatte sie es im letzten Moment bereut?
Jan und ich hatten uns hingesetzt und starrten das Seil an. Ich weiß nicht, was er dachte, doch wahrscheinlich genau dasselbe wie ich.
Das Seil war tatsächlich abgeschnitten worden, das Ende war ein bisschen ausgefranst. Ich sah mich um, doch die Schlinge war nirgends zu sehen. Vielleicht hatte man sie ihr erst später abgenommen. „Warum liegt der Stuhl so weit weg?“, fragte Jan plötzlich. „Vielleicht hat ihn ein Polizist weggetreten, weil er im Weg lag“, antwortete ich. „Hm“, machte Jan. Schließlich stand er auf, hob den Stuhl auf, stellte ihn unter das Seil und stieg hinauf. Er streckte seinen Arm aus und fasste das Seil an. Ich fühlte plötzlich, wie ich das auch tun wollte. Es war eine gute Geste. Sie bedeutete den Abschluss der Sache. Sie bedeutete, dass wir den beschwerlichen Weg hierhergekommen waren, um den Ort, an dem sich die alte Frau Andrichs erhängt hatte, zu sehen, dass wir es geschafft hatten, dass wir genauso mutig gewesen waren wie Christian, Daniel und Maurice, und dass wir verstanden. Ich stieg auch auf den Stuhl, streckte langsam die Hand aus und sah schon regelrecht vor mir, wie irgendetwas Gewaltiges geschehen würde. Ein Blitz würde von dem Seil in meine Hand fahren, ein grelles Licht würde aufflammen und es würde mich irgendwie verändern.
Natürlich geschah das nicht, aber als ich die Fasern des Seils berührte, überkam mich trotzdem ein Kribbeln.
Jan sah mich an. „Ok?“, fragte er. „Ja“, antwortete ich. „Lass uns abhauen.“

5

Wir machten uns auf den Rückweg mit dem Gefühl, etwas Wichtiges erledigt zu haben. Wir gingen die Treppe mit der verwunschenen Tapete hinunter und diesmal traute ich mich mehr, hinzusehen, öffneten die Tür zur Galerie… und erstarrten. Unten in der Empfangshalle stand ein Mann. Er war uns abgewandt, doch hinter uns schloss sich die Tür mit einem leisen Klick und der Mann drehte sich um. Es war ein Penner. Er hatte eine Regenhose an, die fleckig und zu kleine war, Schuhe, von denen die Spitze fehlte und lange, dreckige, gelb-schwarze Zehennägel herausschauten, eine billige Jacke mit Löchern und Flicken und eine graue Wollmütze auf dem Kopf. Im Gesicht hatte der Mann einen ungepflegten Bart. „HE, WER SEID IHR DENN? WAS MACHT IHR HIER?“, rief er viel zu laut, weil er wahrscheinlich betrunken war und mein erster Reflex war, mir die Ohren zuzuhalten. „EH… EGAL, SAGT MAL, HABT IHR N BISSCHEN KLEINGELD FÜR N ARMEN MANN ’BEI?“ „Nein“, erwiderte Jan und zog mich die Treppe bis zur Gabelung runter. „ACH KOMMT SCHON! WIRKLICH NICHT? AH, HALT, ICH WEIß WAS! ICH BLAS EUCH! SO ALT SEID IHR DOCH SCHON, ODER?“ Wir gingen langsam die breite Treppe hinunter. Am Fuß der Treppe stand der Penner. „ICH BLAS EUCH BEIDE FÜR 2 MARK, OK?“ Jan zog mich weiter und das war gut, denn ich wäre wahrscheinlich die ganze Zeit über stehen geblieben. „Nein“, wiederholte Jan und schließlich waren wir unten angekommen. Ich hatte in Gedanken schon gesehen, wie der Mann uns unten abfing und wer weiß was tat, aber er kam uns nur langsam hinterher. Jan ließ mich kurz los um die große Eingangstür aufzumachen und da zupfte mir der Mann am Ärmel. Ich drehte mich um und sah direkt in sein Gesicht. „HE JUNGE, ICH BLAS DICH SO GUT, DASS DU DENKST, DU WÄRST IM HIMMEL! NUR EINE MARK!“ Seine Worte hüllten mich in eine Wolke aus Gestank, die aus seinem Mund kam. Alkohol war unverkennbar dabei, doch da war noch etwas anderes, ein Geruch, so als würde er von innen heraus verfaulen. In seinem Mund befanden sich nur noch wenige Zähne und die waren mehr Stummel. Sie saßen schief und alle waren gelb und manche sogar schwarz. Unter seinen Bartstoppeln, bemerkte ich, befanden sich eitrige Pickel.
Dann zog mich Jan wieder und wir traten beide durch die Tür und fingen an zu rennen. Wir rannten so schnell wir konnten zu dem Tunnel im Gebüsch und flogen förmlich hinein. Jan krabbelte los wie ein Verrückter und ich stand ihm in nichts nach. Ich spürte schon, wie mich eine faulige Hand am Knöchel packen und zurückziehen würde und ich glaube, ich schrie Jan an, doch das kann ich mir auch einbilden. Einmal drehte ich mich ganz kurz um, um zu sehen, ob der Mann uns folgte, und ich sah ihn auch: Er stand in der Eingangstür, rief uns irgendetwas hinterher, folgte uns aber nicht.

6

Das war das Schlüsselerlebnis für meinen Kindheitsalptraum: In meinem Traum gehe ich die Treppe mit der verwunschenen Tapete hoch, in der sich Monster und Ungeheuer tummeln, die nach mir greifen, öffne die Tür, und stehe auf dem Dachboden. Jan ist bei mir, doch er ist wie ein Geist und tut weiter nichts, als dazusein. Ich gehe ein Stück vorwärts, ein paar zugedeckte Möbel verstellen mir die Sicht. Ich gehe an ihnen vorbei, obwohl ich gar nicht will, denn ich weiß, was mich dahinter erwartet. Doch es hilft nichts; ich lenke nicht meine Schritte, sie werden gelenkt. Ich gehe also um die Möbel herum und da hängt er am Seil, der Penner von damals, mit langen Haaren und einem Kleid, wie es meine Lehrerin von damals immer trug und an den Füßen sind die Schuhe mit den abgeschnittenen Spitzen und die gelben, schmutzigen Zehen schauen heraus und da ist der ungepflegte Bart und die eitrigen Pickel. Ich werde bis direkt vor den Penner/die Frau gelenkt und dann reißt der Penner/die Frau plötzlich die Augen auf, und sie starren mich an, diese leeren Augen und dann öffnet sich der Mund, ich sehe die gelb-schwarzen Zahnstummel und in einer Wolke aus Gestank, der so schrecklich ist, dass es mir die Augenbrauen verbrennt schreit er/sie/es: „ICH BLAS DICH! SO ALT BIST DU DOCH SCHON, ODER?“ Und ich versuche mich umzudrehen, nur weg von diesem Ding, und schließlich gelingt es mir und quälend langsam renne ich wie unter Wasser auf die Dachbodentür zu, doch die scheint nicht näher zu kommen, sondern immer weiter wegzudriften, und ich höre, wie der Penner/die Frau/das Es das Seil durchschneidet und ich höre die Schritte, wie er/sie/es hinter mir herläuft, und da kommt die Tür doch noch in Reichweite und ich packe die Klinke, drücke sie runter, schiebe und ziehe, doch die Tür geht nicht auf, sie ist verschlossen, und ich fühle den hechelnden, stinkenden Atem in meinem Nacken, spüre wie er mir dort die Härchen versengt, spüre, wie sich eine Hand auf meine Schulter legt, mich herumdreht und ich werde in diesen Mund hineingezogen, dieser Mund, der mich anschreit: „JUNGE, ICH BLAS DICH SO GUT, DASS DU DENKST, DU WÄRST IM HIMMEL! NUR EINE MARK!“
Und dann wache ich auf.
Ich weiß nicht mehr, was wir gemacht haben, als wir aus dem Tunnel raus und durch das Tor hindurch waren. Jan erzählte mir später, wir seien gelaufen wie die Wahnsinnigen, und das kann ich mir gut vorstellen. Meinen Eltern habe ich nie etwas von dieser Sache erzählt und soweit ich weiß, wurden wir in der Schule doch keine Helden. Ich weiß noch, wie ich damals darüber nachgedacht habe, was der Penner mit „blasen“ gemeint haben könnte. Heute weiß ich es natürlich und ich bin bestürzt, wie wenig Achtung dieser Mensch doch vor der Kindheit, beziehungsweise der Jugend hatte. Wahrscheinlich war es nur ein armer Teufel, der selber keine gute gehabt hatte und nun sehen musste, wo er sein Essen und seinen Alkohol herbekam.
Trotz dieses schlimmen Ausgangs der Geschichte habe ich damals doch etwas gewonnen. Ich bin tatsächlich reifer, erwachsener geworden. Durch den Besuch der alten Villa wurde ich mit dem Tod konfrontiert, und ich habe mich mit ihm auseinandergesetzt, ihn besser verstanden.
Mit 15 ist Jan dann weggezogen, in eine andere Stadt, er ist dann Polizist geworden, und ich habe noch Kontakt zu ihm und manchmal treffen wir uns, trinken Bier und erzählen von damals und wie es uns jetzt geht.

Nun, das war mein Kindheitsalptraum. Wie steht es mit Ihnen? Was war, oder ist, Ihr Kindheitsalptraum?

 

Hi Maeuser,

vorab, die Geschichte ist sehr spannend. Horrormäßig allerdings nur gewissermaßen. Man denkt, der Horror fokusiert sich jetzt auf dem Dachboden oder spätestens beim Anblick des Seils, aber es passiert nichts. Dann ist plötzlich der Penner da. Runtergekommen und mit unmoralischen Angeboten im Gepäck. Und spätestens da hat sich die Frage endgültig manifestiert, die mir schon bei der Beschreibung der Tapete hochkam: Ist die Story vom Haus in der Neibolt Street aus "ES" inspiriert? Ich hab nur drauf gewartet, dass als nächstes ein Clownsgesicht beschrieben wird ;) Jedenfalls: Der Horror geht nicht von deiner Geschichte an sich aus, eher von der Assoziation mit "ES". Das ist leider schade um die Geschichte, und erst Recht, wenn die Parallelen nicht beabsichtigt waren.

 

Hallo Maeuser,

dachte bei dem Penner auch nur, irgendwo her kennst du das. Bei der Kritik ist es mir dann auch wieder eingefallen. Du hättest die Geschichte weiter ausbauen können, sie ist sehr gut geschrieben aber es ist eher ne gute Einleitung und die interessanten Sachen bleiben aus. Aber wenn du noch etwas mehr ausbaust und dich traust, die 2 nicht ganz so glimpflich davon kommen zu lassen, wirds ne echt gute Story.

LG
pina colada

 

Hallo ihr beiden, danke fürs Lesen und Kommentieren. ;)

@NicD: Ja genau, das war aus ES! Ich hatte die Szene beim Schreiben im Hinterkopf, wusste aber nicht mehr, aus welchem Buch ich das hatte. Aber ja, du hast recht. ;)
Und das stimmt, so richtig Horror ist die Geschichte nicht, man geht mit anderen Erwartungen ran weil sie jetzt in Horror steht, aber ich wusste nicht, wo sie sonst reingepasst hätte. Vielleicht Alltag?
Es ist noch eine kleine Anspielung auf Stephen King in der Geschichte. Hast du auch die gefunden? ;)

@pina colada:
Hm, ic hwerd mal überlegen, ob ich da noch was Gutes einbauen kann... ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Maeuser,

Das Schlimme daran war aber nicht der Anblick der Gliedmaßen, erzählte er, sondern allein die Tatsache, dass es Gliedmaßen waren. Menschliche Gliedmaßen.

Komischer Satz. Ohne Anblick wüsste er schließlich auch nicht, dass da menschliche Gliedmaßen auf dem Fließband liegen.

Er hatte eine große weiße Schürze umgebunden und diverse Werkzeuge in der Hand. Messer, Beile, Sägen und was weiß ich noch alles.

Klingt, als hielte er die alle gleichzeitig, was ich mir schwierig vorstelle und in meinem Kopf ein eher witziges Bild ergibt.

dieser Lache

diesem Lachen

und böse verscharrte Erinnerungen

und böse, verscharrte Erinnerungen – sonst kommt das „böse“ wie ein Adverb, das sich auf „verscharrt“ bezieht.

Ich hatte mich mit meinem besten Freund, Jan, Sie haben bereits von Ihm gehört, verabredet.

Eben weil wir ihn bereits kennen würde ich es nicht extra noch mal erwähnen. Ich bin ja nicht senil.

„He, Charley!“ „Hey Jan!“

Eine Namenszusammenstellung wie man sie oft auf diesen Seiten antrifft. Die innere Stimme der Wahrheit hat ihren Kampf gegen die kulturelle Gehirnwäsche, nach deren Dogma sich Horrorgeschichten mehr oder weniger ausschließlich in den USA zutragen dürfen, erst zur Hälfte gewonnen.

kam das durch das Moor, das auch hier anfing. Im Sommer, wenn es heiß war, wehte manchmal so ein fauliger Geruch vom Moor herüber.

kam das durch das Moor, das hier anfing. Im Sommer, wenn es heiß war, wehte manchmal ein fauliger Geruch herüber.

war Frau Andrichs Geschichte schon zu so etwas wie einer gruseligen Legende geworden.

„zu so etwas wie“ und „gruselig“ sind überflüssig.

"Hier guck“, sagte ich plötzlich.

"Hier, guck“, sagte ich.

„Hast recht Charly. Hast ja doch was im Kopf.“ Er knuffte mich freundschaftlich. „Mehr als du allemal“, entgegnete ich und knuffte ihn zurück. Wir lachten wieder.

Blöde Szene, wenigstens das Lachen würde ich da rausnehmen, kommt sonst rüber wie Werbung für Kinder-Schokolade, hach, Ulli, zwei Freunde wie wir, durch dick und dünn sag ich nur ...

Jan ging auf dem Weg bis zum Gestrüpp, ging dann auf alle Viere nieder und begann

Wenn er sich auf alle Viere kniet, verhinderst du die Wortwiederholung „ging“

Auf allen Vieren kroch ich hinter Jan her. Ich konnte nicht viel sehen, es war ziemlich dunkel in dem Gang und außerdem musste ich aufpassen, dass mir nicht so viele Äste ins Gesicht schlugen.

Den ersten Satz raus, sein Inhalt ergibt sich aus dem Ende des vorangegangenen Absatzes.

ist es zu ende!“,

ist es zu Ende!“,

Während unserer Krabbeltour waren mir Dinge in den Kragen und auf meine Sachen gefallen. Ich schüttelte mich und klopfte meine Sachen aus.

Vor uns befand sich eine Art Vorhof der Villa.

War es nicht bis hierher ein ganz normales Haus?

Daneben stand „SSDD“

Sucht Spanien den Deutschstar? Sony Samba Dance Deformation? :hmm:

Während wir sie langsam hochstiegen, unsere Schritte gedämpft, das Blut in meinen Ohren rauschend, fasste ich gewohnheitsmäßig nach dem Geländer, das dick mit Staub belegt war und ein Gefühl der Unwirklichkeit überkam mich.

Während wir sie langsam hochstiegen, unsere Schritte gedämpft, das Blut in meinen Ohren rauschend, fasste ich gewohnheitsmäßig nach dem Geländer, das dick mit Staub belegt war. Ein Gefühl der Unwirklichkeit überkam mich.

Es war die Art von Mustern, in denen man alles sehen kann, wenn man nur lange genug hinsah.

Die Beschreibung finde ich gut! Weniger ist mehr!

Froh darüber, die verwunschene Tapete wieder loszusein, öffnete ich die Tür.

Froh darüber, die verwunschene Tapete wieder loszusein und stattdessen jetzt vor einer Kammer zu stehen, in der angeblich noch der Strick einer vor Jahren Erhängten baumelte, öffnete ich die Tür.

durch die Licht hereinfiel und ich fühlte mich wie Rapunzel in ihrem Turm.

durch die Licht hereinfiel. Ich fühlte mich wie Rapunzel in ihrem Turm. – Du neigst dazu, Sätze mit „und“ zu verbinden, die nichts miteinander zu tun haben.

in ohrenbetäubendes Klirren

ein ohrenbetäubendes Klirren

ich fuhr herum, und sah gerade noch, wie eine Katze hinter ein paar Möbeln Deckung suchte.

ich fuhr herum und sah gerade noch, wie eine Katze hinter ein paar Möbeln Deckung suchte.

Es tat gut, seine Stimme zu hören, zu merken, dass ich nicht selbst zu einem Anachronismus geworden war.

Was soll das Wort Anachronismus in diesem Zusammenhang bedeuten?

Das Seil war ein paar mal um einen Deckenbalken geschlungen worden. Dann musste sich die alte Frau Andrichs auf den Stuhl gestellt haben, der ein paar Meter weiter weg lag, sich die Schlinge um den Hals gelegt haben. Dann muss sie den Stuhl weggetreten haben.

Das Seil war ein paar mal um einen Deckenbalken geschlungen worden. Einige Meter entfernt lag ein umgeworfener Stuhl. – Abgesehen von der Merkwürdigkeit, dass die Polizei den Tatort so belassen hat, ist die Funktionsweise der Selbstrichtung per Strick denke ich jedem bekannt aus Funk und Fernsehen (gerade hier in dieser Rubrik). Mit deiner ausführlichen Beschreibung drosselst du das Tempo.

Ich streckte langsam die Hand aus und sah schon regelrecht vor mir, wie irgendetwas Großes geschehen würde.

„Groß“ klingt eher nach der Landung Außerirdischer auf dem Roten Platz.

Schuhe, von denen die Spitze fehlte

kaputte Schuhe, durch die vorne bei den Zehen schmutzig grüne Socken zu sehen waren

da zupfte mir der Mann am Ärmel. Ich drehte mich um und sah direkt in das widerliche Gesicht des Mannes.

da zupfte mir der Mann am Ärmel. Ich drehte mich um und sah direkt in sein Gesicht.

Wie steht es mit Ihnen? Was war, oder ist, Ihr Kindheitsalptraum?

Cheesy ... Kennst du die Simpsons-Folge „Wer erschoss Mr. Burns?“, wo sich Dr. Hibbert am Schluss zum Publikum umdreht und sagt: „Nun, ich sehe mich außerstande, das Rätsel zu lösen. SIE etwa?“

Die Auflösung macht die Geschichte, die mir dahin inhaltlich echt gut gefällt – klar, ein bisschen Neibolt Street hier, ein bisschen Marsten-Haus da, aber wer von uns ohne Sünde ist ... – leider zur Mogelpackung. Wenn Horror draufsteht, möchte ich auch Horror haben. Dieses „Es gibt für alles eine ganz natürliche Erklärung“ ist nur unwesentlich besser als „Es war alles nur ein Traum“. Apropos: Welchen Zweck erfüllt das Erzählen von Jans Traum ganz am Anfang?


Grüße
JC

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Proof, vielen Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast, dich so ausführlich mit der Story auseinanderzusetzen. :)
Es sind echt wertvolle Hinweise und Tipps dabei und teilweise fiel es mir wie Schuppen von den Augen.

„He, Charley!“ „Hey Jan!“

Eine Namenszusammenstellung wie man sie oft auf diesen Seiten antrifft. Die innere Stimme der Wahrheit hat ihren Kampf gegen die kulturelle Gehirnwäsche, nach deren Dogma sich Horrorgeschichten mehr oder weniger ausschließlich in den USA zutragen dürfen, erst zur Hälfte gewonnen.

Äh, wer sagt, dass die Geschichte in Amerika spielt? Jan ist eindeutig deutsch, und warum sollte ein deutscher Junge nicht Charley heißen dürfen? Ich mag den Namen.
Außerdem, warum sollte an ein Haus in Amerika das deutsche Wort "Scheiße" angesprüht sein? Und: Christian, Daniel und Maurice. Auch keine typisch amerikanischen Namen.

„Hast recht Charly. Hast ja doch was im Kopf.“ Er knuffte mich freundschaftlich. „Mehr als du allemal“, entgegnete ich und knuffte ihn zurück. Wir lachten wieder.

Blöde Szene, wenigstens das Lachen würde ich da rausnehmen, kommt sonst rüber wie Werbung für Kinder-Schokolade, hach, Ulli, zwei Freunde wie wir, durch dick und dünn sag ich nur ...

Zugegeben, mit dieser Szene bin ich selbst nicht ganz zufrieden, aber es ist verdammt schwer, freundschaftliche Szenen zu schreiben, die ehrlich und nicht aufgesetzt wirken. Hoffentlich fällt mir da noch was Besseres ein...

Daneben stand „SSDD“

Sucht Spanien den Deutschstar? Sony Samba Dance Deformation?

Nein, das ist ein Gimmick für Stephen King-Fans. SSDD steht für Same Shit Different Day und stammt aus Duddits/Dreamcatcher. ;)

Es tat gut, seine Stimme zu hören, zu merken, dass ich nicht selbst zu einem Anachronismus geworden war.

Was soll das Wort Anachronismus in diesem Zusammenhang bedeuten?

Etwas Unzeitgemäßes. Alle diese Gegenstände, die Charley sieht, kommen ihm wie Anachronismen vor, Überbleibsel einer vergangenen Zeit. Deswegen...

Wie steht es mit Ihnen? Was war, oder ist, Ihr Kindheitsalptraum?

Cheesy ... Kennst du die Simpsons-Folge „Wer erschoss Mr. Burns?“, wo sich Dr. Hibbert am Schluss zum Publikum umdreht und sagt: „Nun, ich sehe mich außerstande, das Rätsel zu lösen. SIE etwa?“

Ich versteh nicht so ganz, wie du das mit der Auflösung meinst. Es gibt doch kein Problem, was willst du denn aufgelöst haben? Das ist einfach eine Erzählung.

Welchen Zweck erfüllt das Erzählen von Jans Traum ganz am Anfang?
Das kannst du als Exposition zum Thema sehen. Charley erzählt das alles ja und ist da ein bisschen abgeschweift... ;)
Dachte, das würde deutlich werden durch:
Doch ich will Ihnen heute von meinem erzählen, nicht von seinem.

Also danke nochmal! Vll kannst du nochmal näher erläutern was du mit der Auflösung meinst.

 

Äh, wer sagt, dass die Geschichte in Amerika spielt?

Ich nicht. Aber der Name "Charley" zeigt, dass du dich noch nicht hundertptozentig traust, losgelöst von deinen amerikanischen Vorbildern zu schreiben und so eine Prise, einen Klang von USA da reinbringen willst. Denn im Ernst:

warum sollte ein deutscher Junge nicht Charley heißen dürfen?

Kennst du einen? Ich nicht. Irgendwer hier?

Ich versteh nicht so ganz, wie du das mit der Auflösung meinst.

Ich wollte auch auf was ganz anderes hinaus: Der C-Movie-Flair, der häufig durch das Stellen rhetorischer Fragen verursacht wird, und wie er in der Simpsons-Folge auf die Schippe genommen wird: Wird Astro-Man es schaffen, die Tykloiden am Bau einer neuen Todesstation zu hindern?

Charley erzählt das alles ja und ist da ein bisschen abgeschweift...

Yepp. :D

 

Nein, das ist ein Gimmick für Stephen King-Fans. SSDD steht für Same Shit Different Day und stammt aus Duddits/Dreamcatcher.

Ha! Ich wusste, dass die andere Andeutung sich da versteckt, konnte aber nichts damit anfangen, weil ich Duddits (noch) nicht gelesen hab.

 

Hallo Maeuser!

Ei, was hätte das ein Spaß werden können: Klischee-Setting, schöne Stimmung, eingängiger Stil ... nur kein Horror! Schäm Dich! :)

Nein, im Ernst: Bis zu der Stelle, an der die Jungs das Seil berühren hat mir die Geschichte echt gut gefallen. Da hast Du eine schöne Atmosphäre geschaffen. Danach hatte ich allerdings damit gerechnet, dass irgend etwas geschieht, was diese Erinnerung in Bezug zur Gegenwart des Erzählers setzt. Warum erinnert sich gerade jetzt daran? Aber dann war diese Erinnerung nur die Grundlage für einen Alptraum, der beschrieben wurde, und Finito ... Das hat bei mir leider nicht gezündet.
Ich weiß auch nicht, was hätte kommen sollen. Charley sitzt zu Tisch, seine Frau setzt ihm einen Teller mit menschlichen Gliedmaßen vor, er schaut sie fragend an, sieht verrottete Zähne, und sie sagt: "Ich blas Dich ..." Zugegeben, das Ende ist noch schlimmer. :D
Na, auf jeden Fall hat mir die Auflösung nicht zugesagt. Abgesehen davon: Gute Unterhaltung!


Anmerkungen, Kleinvieh und Sonstiges:

"Außerhalb des Käfigs lief ein Laufband"
... surrte ein Laufband?

"Das Schlimme daran war aber nicht der Anblick der Gliedmaßen, erzählte er, sondern allein die Tatsache, dass es Gliedmaßen waren."
Hä? :) Ehrlich, selbst mit der Erklärung in den Folgesätzen ergibt das für mich keinen rechten Sinn. Find ich schräg ...

"So schilderte mir mein Freund damals seinen Kindheitsalptraum. Doch ich will Ihnen heute von meinem erzählen, nicht von seinem."
Jans Traum - eigentlich hat der doch gar keinen Bezug zur Geschichte, oder? Da hatte ich eigentlich auch noch mit gerechnet: Dass der Schlachter vielleicht im Haus rumgeistert, oder so. Da er das nicht tut, bin ich versucht zu sagen: Diese Einleitung kannst Du Dir eigentlich sparen.

"Hatte einfach beschlossen, sich mal wieder sehen zu lassen. Hallo alter Freund, lange nicht gesehen, wie geht’s dir?"
Yeah, mit freundlichen Grüßen aus Bangor, Maine! :D Sehr gelungene Anspielung, falls es eine sein soll.

"Dieser Junge bin ich. Ich mit 11 Jahren – es muss 1975 gewesen sein."
Dieser Junge war ich. - Fänd ich runder.

"Ich ließ den Ball, mit dem ich gerade gespielt hatte liegen und fing an zu laufen."

"Die Farbe war fast komplett abgeblättert ..."
"Fast komplett" - frag nicht warum, aber ich finde, das ist so ein Stimmungskiller. Klingt sachlich, nüchtern. Würde ich streichen.

"Die alte Frau Andrichs ist doch schon lange tot."
Reden Kinder so? "Die alte Andrichs ist doch schon lage tot."

„Warte. Christian sagte, dass sie gestern hier waren. Sie sind auf den Dachboden gestiegen und er hat gesagt, dass das Seil da noch von der Decke hängt, an dem sie sich erhängt hat. Die Polizisten haben sie nur da runtergesäbelt. Verstehst du?“
Hier hingegen, finde ich den Dialog sehr gelungen. Ich hör da schön diese kindhafte Überstürztheit raus.

"... ich begann, mich nach erneutem Umschauen ebenfalls durch das Tor zu zwängen."
Wieder: Stimmungskiller. "... kam es nach erneuten Anschlägen zu heftigen Auseinanderstzungen ..." Den Ton kennt man eher aus anderem Zusammenhang. Sag doch einfach: Ich schaute mich noch einmal um, und dann war ich auch schon durch das Tor geschlüpft.

"Wir drehten uns um KOMMA und vor uns türmte sich der Dschungel auf."

"Jan war ein Jahr älter und so etwas wie ein großer Bruder für mich. Wir kannten uns schon seit dem Kindergarten."
Hehe, was der Herr aus Bangor an der Stelle wohl wieder alles an Rückblenden eingeflochten hätte. ;)

"... saß eine schwarze Krähe, die wütend keifend davonflog."

"Daneben stand SSDD"
HA! Wusst ich's doch! :D

"Heute spüre ich dasselbe komische Gefühl wie damals, wenn ich mir Fotos von Tschernobyl oder Prypjat anschaue."
Auch ein schöner Einschub.

"fasste ich gewohnheitsmäßig nach dem Geländer"
Unschönes Wort. Würde ich komplett rauslassen.

"Ich drehte mich um, damit diese Tür nicht auch mit einem lauten Knall zufiel und erstarrte. Hinter mir ertönte ein ohrenbetäubendes Klirren. Mein Herz setzte kurz aus, um gleich darauf eine Ladung Adrenalin durch meinen Körper zu pumpen, ich fuhr herum und sah gerade noch, wie eine Katze hinter ein paar Möbeln Deckung suchte."
OK, Katzenterror - da bin ich für zu haben. Altbewährt, aber bewährt. Nur den ersten Satz würde ich umstellen. "Damit" nimmt irgendwie die Fahrt aus der Sache, außerdem liest's sich so, als würde er verhindern wollen, dass die Tür erstarrt.

"War sie dabei hin und hergebaumelt? Hatte sie es im letzten Moment bereut? Fragen über Fragen."
Lies es Dir mal ohne vor. Ich fänd's besser.

"Schließlich stand er auf, stellte sich unter das Seil und fasste es an."
Oha. Ist es dasselbe Seil, an dem sich die Frau erhängte, und das die Polizei durchtrennte? Das dürfte ein wenig zu hoch hängen für die Jungs, gelle? Da solltest Du die Beiden noch schnell den Stuhl drunterstellen lassen, sonst klingt's unlogisch.

"Er hatte eine Regenhose an, die fleckig und zu kleine war ..."

"... einen ungepflegten Bart, so als ob er sich lange nicht mehr rasiert hatte."
Nenne mir eine andere Vorgehensweise, eine Bart zu erlangen, als sich lange nicht zu rasieren! :) Anhang streichen!
Generell finde ich, dass Dir bei der Beschreibung des Sandlers ein wenig Dein Stil stiften geht. Sonst beschreibst Du immer sehr schön und rund formuliert; nur bei ihm wirkt's auf mich immer ein wenig hakelig.

"He JUNGE, ICH BLAS DICH SO GUT ..."
Wer A sagt, muss auch HE sagen!


So, das war alles, was ich an Pedanterie aufbringen konnte. Also: Die Geschichte hat mir bis auf die Auflösung, dass Charly wirklich nur einen Traum erzählt, gut gefallen. Rund formuliert, schöne Stimmung, Ende mau.

Bis denne,
Fisch

 

Hallo,

ich schließ mich an, bis zur Seil-anfass-Stelle war es gar nicht schlecht.

Aber ich würde kürzen, kürzen, kürzen... mindestens 1/3 kannst du rausstreichen, ohne eine wichtige Stelle auszulassen. King empfielt nach der ersten Fassung Kürzungen um die 20 %, ich setze mir manchmal eine (angemessene) Zeichenbegrenzung und versuche die zu unterschreiten.
Das macht den Text schneller und auch interessanter.

An den Knien war meine Hose nass geworden, schließlich waren wir auf halb verrotteten Pflanzenresten herumgerutscht.
Er krabbelt durch verrottenden Pflanzen (und wahrscheinlich auch Tiere) und seine Knie sind lediglich nass? Der Dreck könnte sich durch die Poren der Hose gequetscht und die Haut seiner Knie durchgeweicht haben - das wäre ein viel stärkeres Bild.
Auf dem Kopf der Statue saß eine schwarze Krähe, die wütend keifend davonflog. Bei näherem Hinsehen bemerkte ich jedoch, dass es eine Diskuswerferin sein sollte.
Unglücklich formuliert, klingt als solle die Krähe eine Diskuswerferin darstellen. Du könntest erst das Haus etc beschreiben und die wegfliegende Krähe einige Sätze später einfügen.
das Siegel war längst aufgebrochen worden und hing nur noch teilweise an der Tür und am Rahmen.
Kürzungsvorschlag "an Tür und Rahmen"

Ich folgte ihm und wir standen in einer großen Empfangshalle
Ich folgte ihm in eine große Empfangshalle, in der ein ehemals prunkvoller Teppich einen beißenden Geruch nach Hinterlassenschaften tierischer und menschlicher Besucher verströmte.
Nur ein Vorschlag, Gerüche sind ein großer Teil unseres Lebens und gerade unserer Erinnerungen, einer Geschichte können sie leben einhauchen.

Alle Einrichtungsgegenstände waren noch da
Unglubwürdig, kleine Jungs würden Souveniere mitnehmen, Penner alles, was sie brauchen können.

an der Treppe stand eine Vase mit verrotteten Blumen
Deine Beschreibungen sind widersprüchlich. Das Haus ist war zugewachen (das dauert ewig), die Farbe ist abgeblättert, alle Scheiben eingeworfen und es waren einige Leute schon da (Graffiti), aber Vasen stehen noch unberührt.

Wir gingen vorwärts und betraten die Treppe. Während wir sie langsam hochstiegen
Der erste Teil ist überflüssig, es dürfte klar sein, dass sie nicht rückwärts gehen.
Vorschlag: Während wir langsam die Treppe erklommen

Ein Gefühl der Unwirklichkeit überkam mich.
Warum? Bitte (im Text) erklären, eine ich-erzählte Geschichte lebt von Gefühlen.

Die Beschreibung des Dachbodens finde ich langatmig, das geht kürzer als "da befand sich dies und dort befand sich jenes"

Schließlich stand er auf, stellte sich unter das Seil und fasste es an.
Damit hat sich die Frage, was die Frau nach Umwerfen des Stuhls gemacht hat erübrigt, wahrscheinlich stand sie dann auf dem Boden. Wenn das (schon abgeschnittene) Seil so lang ist, dass ein kleiner Junge ohne den Stuhl drankommt... :hmm:

Wie gesagt, alles etwas langatmig und das Ende ist enttäuschend. Insgesamt hab ichs aber gern (wenn auch in 3 Etappen) gelesen.

Viele Grüße
Julia

 

Hallo Fischstaebchen, hallo Julia Klee. Vielen Dank fürs lesen und kommentieren.
Sobald ich ein bisschen mehr Zeit habe, werde ich einige eurer Vorschläge übernehmen. Daran, dass die frau dann auf dem Boden gestanden haben müsste hab ich gar nicht gemerkt. Gut aufgepasst!

@Julia:
Klar könnte man da einiges kürzen, aber es ist eine Erzählung, sozusagen ein Monolog, keine Kurzgeschichte, in der jeder Satz perfekt formuliert ist und kein Wort zuviel oder zuwenig dasteht (womit ich nicht deine Anmerkungen verwerfen will, ganz und gar nicht). King sagt übrigens 2. Fassung = 1. Fassung - 10%, und du weißt nicht, wie lang die erste Fassung war ;) Auf Krampf etwas rauszustreichen, um eine bestimmte Wortzahl zu erreichen kann auch fatal sein!

Ich versteh das nicht so ganz; warum findet ihr alle das Ende enttäuschend? Was habt ihr denn erwartet? Der Erzähler erzählt doch nur von einem Traum in seiner Kindheit. Er erzählt, wie er entstanden ist, und was darin passiert - fertig. Was ist daran enttäuschend?
Der Höhepunkt ist der Penner - nicht das Seil. Ist es das?

 

Ich versteh das nicht so ganz; warum findet ihr alle das Ende enttäuschend? Was habt ihr denn erwartet? Der Erzähler erzählt doch nur von einem Traum in seiner Kindheit.

Stell dir vor du gehst ins China-Restaurant und auf der Speisekarte steht nur Pizza. Veröffentliche die Geschichte in "Alltag" oder "Jugend" und das Problem falscher Erwartungen hat sich gelöst.

 

King sagt übrigens 2. Fassung = 1. Fassung - 10%
Tatsächlich. Peinlicherweise hätte ich nur nach links greifen müssen, um nachzuschauen :lol:
Dass ich mich bisher an 20 % orientiert habe hat aber mit Sicherheit nicht geschadet ;)

Auf Krampf etwas rauszustreichen, um eine bestimmte Wortzahl zu erreichen kann auch fatal sein!
Sicher ist es Blödsinn, diese Geschichte auf 10.000 Zeichen zu kürzen, ich sagte ja, ich orientiere mich an einer angemessenen Zahl. Aber die Geschichte wird nicht schlechter, wenn du bspw "an der Tür und am Rahmen" zu "an Tür und Rahmen" kürzt, dafür gewinnt sie an Tempo. Davon gibt es viele Beispiele im Text, wo eine Kürzung der Geschichte nichts nimmt.
So kann man sicher an die 4 bis 5000 Zeichen streichen, womit auch die 20 % wieder passen würden :D

Ich versteh das nicht so ganz; warum findet ihr alle das Ende enttäuschend? Was habt ihr denn erwartet?
Naja, wir sind hier in der Horrorrubrik, deine Geschichte (verfilmt) könnte im Kinderprogramm laufen. Das meine ich nicht böse, aber es fehlt einfach der Horror.

Der Höhepunkt ist der Penner - nicht das Seil. Ist es das?
Ich sehe beim Penner keinen Höhepunkt. So einem Penner kann man auch im Stadtpark oder am Bahnhof begegnen, die Geschichte hat einfach mehr versprochen (gerade im Bezug auf die gewählte Rubrik) als so eine relativ harmlose Begegnung.
Spannender wäre gewesen, wenn er die Jungen vielleicht nicht hätte gehen lassen wollen, wenn er sie angeschrien hätte, das sei sein Haus, wenn er sie verfolgt und festgehalten hätte, was auch immer.

Viele Grüße
Julia

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom