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King Kong und ich
„Aus Versehen mit einem Vorschlaghammer auf meinen Wagen eingeschlagen, durch die zertrümmerte Windschutzscheibe auf die aufgeschlitzten Ledersitze uriniert und dann versucht, die Karre mit viereinhalb Litern Benzin abzufackeln?“ Bruno sah mich skeptisch an. Er schien mir nicht glauben zu wollen.
Dass er überhaupt noch gewillt schien, mir zuzuhören, erstaunte mich. Er hat schon Typen die Seele aus dem Leib geprügelt, nur weil sie Marlboro rauchten, und nicht – wie er dies bevorzugte – Camel. Einmal hat er mit dem fast leblosen Gesicht eines Mannes den Boden von Frankies Bar gewischt, weil der Kerl ihm kein Geld für den verdammten Zigarettenautomat wechseln konnte. Überhaupt hatte ich nicht das Gefühl, dass er die Sorte Kerl ist, die sich hinsetzt, um Probleme durch konstruktive Diskussion aus der Welt zu schaffen. Er war eher einer dieser Barbaren, der aufstand, um selbst Probleme zu verursachen. Aber mich schien er irgendwie zu mögen. Das kotzte mich an.
„Du blödes Stück Wichser!“, fegte er mich an. Beim Fluchen brachte er oft Sachen durcheinander. – „Wie kannst du meine Limosine aus Versehen so zurichten? Willst du mich verscheißern?“
„Limousine sagt man mit U“, korrigierte ich.
„Was?“
„U-sine. Li-mU-si-ne! – Du hast LimOsine gesagt. Mit o. Das war falsch!“
Schwoff, hatte er mir seine riesige Faust in die Magengrube gehämmert. Beeindruckend, weil ansatzlos. Angetan von seiner Schlagtechnik lag ich im Dreck.
„Wow, Bruno, Alter! Du bist ein so cooler Typ, dass es einen regelrecht umhaut!“, keuchte ich, mit dem Bisschen Luft, dass ich mit meinen gequetschten Organen noch einatmen konnte. Doch noch ehe ich richtig angefangen hatte, mich mühsam aufzurappeln, hatten mich seine Greifer an der Brust gepackt, hochgezogen und gegen das hässliche Autowrack geschleudert.
„Scheiße, Mann!“, rief ich „Du zerkratzt noch dein Auto, und dann bin ich wieder schuld!“
King Kongs Kumpel fanden es lustig. Ich fragte mich, ob sie meinen Humor mochten, oder einfach nur verkorkste Sadisten waren. Als Bruno ihnen einen gereizten Blick zuwarf, wurden sie wieder still.
„Okay, du voll verblödetes Blödmann“ - jetzt musste ich lachen - „ich will jetzt von dir wissen, wie du aus Versehen meine Karre so zurichten konntest!“
Da musste ich selber erst mal überlegen.
„Ich dachte, der Wagen gehöre dieser blonden Jeanstussi“, informierte ich nach einer Weile lässig. „Der mit dem knackigen Hintern. – Susi. Ja, genau: Susi heißt das Miststück!“
„Susi?“, fragte er und wirkte verwirrt.
„Ja. Ich hab ihr einen Klaps auf den Allerwertesten gegeben und ihr gesagt, wie ich für sie empfinde. Und was macht sie? – Sie lacht nur blöd und sagt ich soll mich vom Acker machen!“
King Kong gafft, als begreife er nicht ganz.
„Sind wir hier etwa auf dem verdammten Land, Alter? Wir leben hier in einer ansehnlichen Großstadt. Ich gesteh der Schnecke meine Liebe und die Kuh schwafelt was von Acker. Sehe ich aus, wie ein verschissener Landwirt?“
Ich klopfte mir noch den Staub von der Jacke, als ich sein Fauchen hörte.
„Susi ist meine Frau, du Penner!“
„Oops!“
Als ich am nächsten Tag in der Kanzlei auftauchte, fühlte ich mich wie eine Marktattraktion. Ein allgemeines Gegaffe, als sei ich der erste Mensch, den man mal so richtig in die Mangel genommen hatte.
„Was zur Hölle ist dir denn zugestoßen?“, fragte Frank, der Immobilienwichser. Ich verstand ihn absichtlich falsch und erklärte im Vorbeigehen, dass ich wegen des hohen Verkehrsaufkommens so spät dran sei. Dann betrat ich das Büro des Chefs und bekam endlich den Urlaub, den er mir seit zwei Jahren verweigerte.