Was ist neu

Klärende Gewitter

Team-Bossy a.D.
Seniors
Beitritt
23.02.2005
Beiträge
5.271
Zuletzt bearbeitet:

Klärende Gewitter

Für Annette

Wenn nachts ein Gewitter durchzog, war es selbstverständlich für mich, von meiner Mutter geweckt zu werden. Meist stand sie schon vorsorglich mit einer flackernden Kerze vor meinem Bett, da der Strom oft ausfiel. Ich musste mit ihr zusammen ins Erdgeschoss flüchten, denn sie hatte Angst, dass ein Blitz einschlagen und das Haus abbrennen könnte. Meine älteren Brüder Markus und Simon wurden auch geweckt, aber die blieben in ihren warmen Betten, was ich ungerecht fand. Markus erklärte mir einmal, dass das Gewitterwandern, wie er es nannte, eine alte Marotte von ihr sei, weil in ihrem früheren Elternhaus der Heuboden oberhalb der Schlafzimmer und somit die Gefahr eines Brandes viel größer gewesen war.

Meine Mutter nahm mich auch als kleines Kind nie an der Hand, wenn wir zusammen die von der Kerze spärlich beleuchtete Treppe in die gute Stube heruntergingen, da sie immer in der anderen eine große rote rechteckige Dose trug, die sie fest in ihre linke Hüfte klemmte. Mein Vater war bei den Kühen im Stall, denn einige brüllten vor Panik, wenn der Donner laut grollte. Nur meine Oma und ihr Bruder Sepp durften weiterschlafen, da ihre Zimmer neben der Küche waren.

In der guten Stube stellte meine Mutter, die immer wieder nervös zum Fenster hinaus schaute, die Blechdose, über die sie noch nie mit mir gesprochen hatte, mitten auf den Tisch. Ich zog fröstelnd eine Zudecke über mich, denn in dem Zimmer war es nur am Sonntag gemütlich warm. Eines Nachts setzte zu der Frage an, die mir schon lange auf der Zunge brannte.
„Was ist in dieser Dose, Mama?“
„Wichtige Papiere, die nicht verbrennen dürfen.“
„Darf ich mal reinsehen?“
„Nein, die bleibt zu. Was da drinnen ist, verstehst du sowieso nicht.“ Dabei schaute sie mich ungewöhnlich streng an und das Kerzenlicht ließ dazu ihren Blick noch geheimnisvoller aussehen.
„Frag’ mich nicht mehr danach.“

Normalerweise versuchte meine Mutter immer, mir Antworten auf meine Fragen zu geben, anders als mein Vater. Wenn ich ihn im Hof oder Stall an seiner blauen Hose zupfte, damit er auf mich aufmerksam wurde, schob er mich meistens beiseite.
„Ich hab’ grade keine Zeit, Nette, ich muss aufs Feld.“
Er hatte noch zwei Kaltblüter im Stall und alle im Dorf lächelten milde oder schüttelten die Köpfe, wenn er mit Leila und Liesl durch die Straßen trabte.
„Wenn er nur einmal soviel Zeit hätte, um mit ihr etwas zu spielen, wie er immer braucht, um die Pferde zu striegeln“, hörte ich heimlich vor kurzer Zeit meine Mutter zu ihrer Freundin sagen. Mein Bruder Simon machte auf unserem Hof eine Lehre als Landwirt und interessierte sich überhaupt nicht für mich. Früher fragte ich ihn manchmal etwas und da er oft gemein antwortete: „ Bist du dumm, wenn du das nicht weißt!“, sprach ich nur noch mit ihm, wenn es sein musste.

Markus ging auf die Fachoberschule und war der Einzige, der mich wirklich verstand. Nur er las mir vor, als ich die Buchstaben noch nicht kannte. Außer meiner Mutter war er derjenige, der mich in den Arm nahm und tröstete, wenn ich traurig war. Er hatte sich selbst das Gitarrespielen beigebracht, nachdem er eine auf dem Sperrmüll fand und sie wieder hergerichtet hatte. Viele Lieder aus dem Radio konnte er nachspielen und er erfand oft eigene Melodien. Unseren Vater hat das immer aufgeregt, deshalb packte er sie immer nur heimlich vor mir aus und zupfte oder drosch die Saiten, wenn Papa es nicht hörte. Sehr oft war ich krank. Markus saß an meinem Bett und kümmerte sich sehr um mich. Oft spielten wir dann Mühle, Dame oder Fang’ den Hut.

„Wir müssen in die Spargeln, zum Mittagessen sind wir wieder da“, erklärte mir meine Mutter, während es in meinen Ohren zog und stach und pochte, als wären die Sieben Zwerge im Bergwerk zugange.
„Mama, bitte bleib bei mir, es tut so weh“, flehte ich sie mit Tränen in den Augen an.
„Ich kann nicht “ sagte meine Mutter mit gesenkter Stimme, so dass ich sie kaum verstehen konnte. Ich war in der vierten Klasse und heute hatten wir auch noch unsere Abschlussfahrt.
Mir ging es so schlecht und sie ging einfach in die Spargeln. Ich wollte ihr etwas Gemeines sagen, aber sie schaute mich so komisch an, dass ich es doch nicht tat.

Alle vom Hof außer Onkel Sepp, der nur noch auf der Eckbank in der Küche saß und Pfeife rauchte, fuhren mit dem Traktor los und Tränen kullerten ohne Ende in das schnell feuchtgewordene Taschentuch. Wieso konnte sie nicht einfach bei mir bleiben? Andere Mütter kümmerten sich um ihre Kinder, wenn sie krank waren. Ich lag immer mit meinem Teddybär alleine im Bett und keiner interessierte sich für mich. Immer nur Kühe, Milch, Pferde, Gras, Frucht und Heu.

Plötzlich hatte ich eine Idee! Stundenlang war ich alleine. Ich konnte diese geheimnisvolle Dose suchen. Sogar die Ohrenschmerzen wurden weniger, als ich in das Elternschlafzimmer tapste. Schnell hatte ich sie gefunden. Hinter den breiten Stapeln Unterhosen, nicht zu sehen, nur zu tasten, fand ich sie. Mein Herz klopfte bis zur obersten Haarspitze. Ich zögerte kurz, dann zog ich sie hervor: Das geschah meiner Mutter recht, wenn sie mich so krank alleine lässt!

Ich trug die rote Blechdose in mein Zimmer und schlüpfte wieder in das warme Bett. Zum ersten Mal sah ich sie bei Tageslicht. Überall hatte sie leichte Dellen. Das Blumenmuster, das in allen möglichen Rottönen gehalten war, wirkte durch die Verformungen fast fremdländisch. Ich öffnete vorsichtig den Deckel. Auf einem Stapel Briefe lag zuoberst ein Foto von Markus, auf dem er verkleidet zu sehen war. Mit schickem, altem Anzug und aufgeklebtem Bart sah er auf einem Sessel sitzend ernst in die Kamera – das war sicher nicht leicht für ihn, so einfach, wie man ihn normalerweise zum Lachen brachte. Wann wurde das Foto denn gemacht? Ich konnte mich gar nicht daran erinnern, dass er einmal so verkleidet war. Ich drehte das Bild um.
Fotohaus Sperling, Roterlental. Die eingedruckte Schnörkelschrift irritierte mich. Meine Mutter kam aus dem Roterlental. Aber Markus war doch die letzten Jahre gar nie mehr dort gewesen und so erwachsen, wie er darauf aussah, musste es doch erst kürzlich aufgenommen worden sein. Ich legte das Foto nachdenklich zur Seite und griff nach dem ersten Briefumschlag. Er war an meine Mutter adressiert und sah sehr zerknittert aus. Ich nahm das Papier aus dem Umschlag und faltete es vorsichtig auf.


12.05.1961

Liebe Annemarie,

ich werde Deinem Wunsch entsprechen und Dir nach diesem Brief nie mehr schreiben. Es tut mir alles so unendlich leid, was geschehen ist. Wieso mußte ich auch unbedingt Hals über Kopf weg, nur, um meinen Traum zu erfüllen? Ich weiß nun, dass der Preis zu hoch war.

Ich liebe Dich bis an mein Ende – in meinen Melodien wird es Dich immer geben.
Erwin

Ich las den Brief dreimal. Meine Mutter hatte einen Freund gehabt, der von ihr weggegangen war. Aber was tat ihm so leid? Für meine Mutter gab es vor Papa schon einen anderen Mann. Das konnte ich mir schier nicht vorstellen. Vielleicht hat sie ihn richtig geliebt, wenn sie bis jetzt noch einen Brief von ihm aufbewahrte?

Das war richtig spannend und ich zog den Nächsten aus der Dose. Es war ein großer Umschlag. Meine Ohrenschmerzen schien es gar nicht mehr zu geben. Ich zog das feste Blatt aus dem Umschlag heraus und in mir drin machte es einen Schlag, den ich nicht beschreiben kann.
Ich las nur noch die Worte Adoptionsurkunde - Markus Eisenwein - Willi Irmler übernimmt die Vaterschaft...
Der Geburtsname von meiner Mutter war Eisenwein. Mein Mund war so trocken, als hätte ich einen Suppenlöffel voll Mehl hineingeschüttet. Markus war nicht mein richtiger Bruder? Was ist denn alles passiert, was ich nicht weiß? Ich ging Stück für Stück die einzelnen Zettel und Briefe durch, die meine Mutter so streng hütete. Ich fand eine gelbliche Anzeige aus einem katholischen Wochenblatt:

Arbeitswillige junge, hübsche Bauerntochter sucht für Ehe Bauern mit Hof, um kräftig mithelfen zu können. Mit Kleinkind.

Ich sah mir das Foto noch einmal an. Das war wahrscheinlich Erwin! Ich glühte vor Aufregung.
Ob Markus davon wusste? Markus, der Einzige, dem ich richtig vertraute, war nicht mein richtiger Bruder und dieser Erwin sein richtiger Vater? Ich merkte, wie mir wieder Tränen in die Augen schossen und die Ohrenschmerzen sich mit einem Schlag zurückmeldeten. Es gab noch einige Briefe von Freundinnen, die mich weniger interessierten. Mit zitternden Händen ordnete ich alles und stellte die Dose an ihren alten Platz zurück. Ich wollte mehr wissen, aber verraten wollte ich mich auch nicht.

Einige Tage später saßen wir alleine beim Kartoffelschälen.
„Mama, ich möchte dich etwas fragen, aber du darfst nicht nachfragen, woher ich das weiß“, begann ich die für mich wichtige Unterhaltung.
„Frag halt“, bekam ich zur Antwort. Ich war froh, dass sie wie gewohnt flink an den Erdäpfeln weiterschälte und mich nicht ansah, was mir gerade recht war, denn ich hatte etwas Angst, dass ich bei den nächsten Worten rot werden würde.
„Jemand aus dem Dorf hat zu mir gesagt, dass Markus gar nicht mein richtiger Bruder ist. Stimmt das?“
Das Schälmesser fiel ihr aus der Hand in die Abfallschalen hinein. Sie sah mich sehr ernst an.
„Das stimmt.“
„Wieso hast du den anderen Mann nicht geheiratet?“
„Wer hat dir das alles erzählt?“, fragte sie aufgebracht und wurde weiß.
Ich biss mir auf die Lippen.
„Ich habe versprochen, es nicht zu sagen. Ich halte mein Wort“, gab ich ihr wichtig zur Antwort, „sonst schimpfst du mit dem, der mir das gesagt hat, doch sicherlich.“
Sie zögerte. Aber nach einiger Zeit der Stille holte sie tief Luft.

„Der Erwin war ein junger Musiker und das zählte für meinen Vater nicht. Er wollte einen Bauern als Schwiegersohn. Ich war eine Schande für die Familie, als klar war, dass ich von ihm auch noch ein Kind bekomme. So musste ich so schnell wie möglich weg. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie das war, damals im Tal, wenn du als junge Frau ein Kind ohne Mann hast. Als Erwin wegen der Musik nach Hamburg ging, wusste er nicht, dass ich schwanger war.“ Sie sah angestrengt auf ihre schrundigen Hände, während die Mundwinkel nervös zuckten.
„Weiß Markus... ?“
„Ja, seit er sechzehn ist.“ Ich war ganz durcheinander. Fragen über Fragen wirbelten durch meinen Kopf, ohne dass ich auch nur eine über die Lippen bringen konnte. Was wäre, wenn Markus zu seinem Vater gehen würde und mich hier alleine ließe? Warum hatte meine Mutter mir nie etwas erzählt? Mir wurde heiß und kalt. Den Kartoffelschäler hielt ich so fest in den Händen, dass er mir weh tat. Ich wollte nur noch weg und rannte aus der Küche in den Hof.

Ich setzte mich zu Karo, unserem Hund, und ließ mir die Hände ablecken, während die Tränen die Wangen herunterliefen. Meine Mutter kam hinterher und kniete sich neben mich.
„Nette, bitte hör mir zu. Wenn du älter gewesen wärst, würdest du es auch wissen. Bitte verzeih mir und glaub mir, dass ich dich nie mehr anlügen werde, egal, was kommt.“ Sie nahm mich ganz fest in ihre Arme und ich vergrub mein Gesicht an ihrem großen Busen. Ich sog den Duft meiner Mutter ein und fühlte mich wieder etwas besser. Sie streichelte meinen Rücken, bis ich nicht mehr weinte.

Markus besuchte seinen Vater zum ersten Mal, als er im Sommer darauf anfing, Musik zu studieren und sowieso nicht mehr zu Hause wohnte. Er brachte unserer Mutter CDs von ihm mit. Da ich fleißig am Englischlernen war, konnte ich lesen, dass sein Vater meiner Mutter das Lied My lost love gewidmet hat, was seither immer wieder von Mama oder mir abgespielt wird.

 

Hallo Bernadette,

ich habe deine Geschichte gestern schon gelesen und heute nochmal nachgedacht, wie sie auf mich wirkt. Sie hat mir nämlich nicht so gut gefallen wie es sonst meistens deine Geschichten tun. Trotzdem ist das jetzt kein Verriss.

Ich glaube, ich finde sie gleichzeitig zu lang und zu kurz. Die Stimmung beim Gewitter und das Ritual, zusammen in die gute Stube zu gehen, hast du sehr anschaulich beschrieben. Das erinnert mich, den Stadtmenschen (Gewitter - ja und?) an Erzählungen aus der Kindeheit meiner Mutter.

Der Plot mit der geheimnisvollen Dose ist auch eine Erzählung wert, nur was du erzählst, ist mir dann zu brav. Zum Titel hätte doch etwas mehr Aufregung gepasst, sowas wie: "Wenn sie mir sowas verschweigen, worauf kann ich dann noch vertrauen?" Angst, Wut, Tränen ...

Stattdessen kommt sehr viel Nebenhandlung, das verlassene Kind mit dem Ohrweh wäre ja fast eine Geschichte für sich, das Gespräch mit der Mutter plätschert eher langweilend dahin. Das könntest du vllt durch Straffen spannender machen.

Dann noch mit Sex“, unkte meine Mutter mit einem Grinsen im Gesicht.
Könnte in einem anderen Kontext nett sein, aber empfinde ich hier als Stilbruch.

Gruß, Elisha

 

Hallo bernadette!

musste ich mich richtig anstrengen
Das ging mir im ersten Absatz schon so. Die Sätze sind so kompliziert aufgebaut, ds sich bei mir kein Bild einstellte bzw. sich das Bild mit dem Schwanken, das du aufbaust, aus den Spannungsschwankungen nicht ergab (vllt. weil Spannungsschwankungen für mich nichts mit Schwanken zu tun haben?).
Wer erzählt hier, habe ich mich nach dem ersten Absatz gefragt. Es sind ja wohl Erlebnisse aus der Kinderzeit, aber ist die Erzählerin noch Kind oder Jugendliche oder Oma im Lehnstuhl, die sich zurückerinnert. Da komme ih schon im ersten Absatz ins Grübeln und lege die Geschichte erst einmal wieder weg. Das ghet mir mit vielen Büchern so. Ich merke immer deutlicher, dass für mich die ersten Seiten bzw. bei Kurzgeschichten die ersten Absätze sehr wichtig sind. Springt der Funke da nicht über, muss ich mich zwingen, weiterzulesen.
Ich werde aber in der nächsten ruhigen Zeit weiterlesen und dann melde ich mich noch mal.
Bis dahin

Jo

 

hallo Bernadette

Du kannst dir ja denken, dass ich den hier gewählten Satzbau beführworte. ich finde auch, es lässt sich recht gut und locker lesen. ich musste mich nicht anstrengen.

flüge mal das Obere Feld
obere klein vielleicht. oder ist es hier ein eigenname?

Er hatte sich selbst das Gitarrespielen beigebracht, nachdem er eine Gitarre auf dem Sperrmüll fand und sie wieder hergerichtet hatte. Alle Lieder aus dem Radio konnte er nachspielen und er erfand oft eigene Melodien.
ich weiß ja, dass du klavier spielst, und wahrscheinlich Ahnung von Musik hast, aber findest du das hier nicht etwas übertrieben? er ist ja ein wares Genie. selbstbeigebracht, gitarre vom müll brauchbar gemacht, radiolieder nachspielen. da muss er sie schon gut hergerichtet haben, dass er dann die Töne aus dem radio abgleichen kann. wenn er das könnte, hätte er der Prot der geschichte sein sollen oder hat eine eigene Kg verdient.

Sie schälte routiniert an den Erdäpfeln weiter.

Du meinst Kartoffeln oder? man merkt, das du weißt, wovon du schreibst. das familiäre Bauerleben hast du gut eingefangen.

kennst du "bauer sucht Frau" auf RTL 2 oder so? daran wurde ich erinnert. aber das ist eher ein Fehler meinerseits.

Der Erwin war ein junger Musiker
hast du daher den einen Sohn so musikalisch talentiert dargestellt?

Erwin Schreibers Sextett – My lost love las ich laut vor.
setz das mal in Anführungsstriche, sonst stolpert man

Insgesammt eine nette Geschichte, die mir gut gefallen hat.

Auch, wenn sie dort aufhört, wo sie anfangen könnte. Elisha sprach das bereits an. Aber ich finde es gut so.

besten Gruß

 

Hi Elisha,

Sie hat mir nämlich nicht so gut gefallen wie es sonst meistens deine Geschichten tun.
Ich war mir auch nicht so ganz sicher, wie sie wohl wirkt.
Ich glaube, ich finde sie gleichzeitig zu lang und zu kurz.
Wahrscheinlich wollte ich zuviel reinpacken.
Zum Titel hätte doch etwas mehr Aufregung gepasst, sowas wie: "Wenn sie mir sowas verschweigen, worauf kann ich dann noch vertrauen?" Angst, Wut, Tränen ...
Stimmt. Da kann noch was rein. Oder die andere Alternative: Was bewegt die Mutter dazu, so zu reagieren.


Könnte in einem anderen Kontext nett sein, aber empfinde ich hier als Stilbruch.
Da hast du recht. Habe ich gestrichen.

Danke für deine Kritik.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hi jobär,

Das ging mir im ersten Absatz schon so. Die Sätze sind so kompliziert aufgebaut, ds sich bei mir kein Bild einstellte bzw. sich das Bild mit dem Schwanken, das du aufbaust, aus den Spannungsschwankungen nicht ergab (vllt. weil Spannungsschwankungen für mich nichts mit Schwanken zu tun haben?).
Ein Kind hört oft im Gespräch, dass der Onkel wieder einmal schwankend ins Bett gegangen ist. Wenn die Mutter von Spannungsschwankungen spricht, hat das Kind keine andere Vorstellung als die vom Onkel und versucht das auf Strommasten zu übertragen. Was ja nicht einfach ist ;).

Wer erzählt hier, habe ich mich nach dem ersten Absatz gefragt. Es sind ja wohl Erlebnisse aus der Kinderzeit, aber ist die Erzählerin noch Kind oder Jugendliche oder Oma im Lehnstuhl, die sich zurückerinnert.
Darauf habe ich gewartet - ob das jemand bemängelt. Das ist noch ein Schwachpunkt, das sehe ich auch so. Gedacht ist, dass es eine erwachsene Frau erzählt, das aber teilweise aus Kindheitssicht. Da werde ich nochmal drüber arbeiten.

Von daher war es wichtig, dass du mir diese Rückmeldung gibst :).

Lieber Gruß
bernadette

 

Hi Aris,

obere klein vielleicht. oder ist es hier ein eigenname?
Gewande haben oft solche Bezeichnungen wie Obere Weide oder Unterer Wald.

ich weiß ja, dass du klavier spielst, und wahrscheinlich Ahnung von Musik hast, aber findest du das hier nicht etwas übertrieben? er ist ja ein wares Genie. selbstbeigebracht, gitarre vom müll brauchbar gemacht, radiolieder nachspielen. da muss er sie schon gut hergerichtet haben, dass er dann die Töne aus dem radio abgleichen kann.
Wie du selbst dann bemerkt hast, hängt das mit dem Talent des Vaters zusammen. Lieder nachspielen heißt ja nicht, dass sie genau gleich sind.

kennst du "bauer sucht Frau" auf RTL 2 oder so? daran wurde ich erinnert. aber das ist eher ein Fehler meinerseits.
Das ist einer meiner Kernpunkte der Geschichte. Die Mutter musste irgendwo anders hin, egal, ob es ihr dort gefällt und wie die Menschen dort mit ihr umgehen.
setz das mal in Anführungsstriche, sonst stolpert man
Das ist immer die Crux, wenn ich in Word was schreibe, natürlich auch kursiv, und dann hier reinkopiere. Dann vergißt man gerne mal den einen oder anderen Satz nachzubearbeiten. Gibt es da noch eine andere Lösung?

Dank' dir für den Kommentar.

Lieber Gruß
bernadette

 

as ist immer die Crux, wenn ich in Word was schreibe, natürlich auch kursiv, und dann hier reinkopiere. Dann vergißt man gerne mal den einen oder anderen Satz nachzubearbeiten. Gibt es da noch eine andere Lösung?

das nervt mich auch immer. aber ich sehe keine andere Möglichkeit. die Mühe werden wir uns wohl auch weiterhin machen müssen.

Ich finde den jungen trotz der Beziehung zum eigendlichen Vater noch zu extrem musikalisch. etwas abschlichten wäre hier doch angebracht. er ist zu sehr ein Genie. aber ist deine Kg!

besten Gruß

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo bernadette,

ich mag Geschichten mit solchen Inhalten. Aus sehr persönlichen Gründen. Du hast einen weitgehend nüchternen, unspektakulären Erzählsstil gewählt, der sich neben der eigentlichen Geschichte Zeit nimmt, auch Eindrücke des ländlichen Lebens zu vermitteln, einer bestimmten familiären Atmosphäre, in der die Prot aufwächst, das empfinde ich stellenweise sehr gelungen.

Mit dem Einstieg hatte ich allerdings Probleme:

da unser Strom bei Gewitter Spannungsschwankungen hatte und dann schnell weg war, wie sie mir einmal erklärte.
Ich wusste gut, wie Onkel Sepp lief, wenn er zuviel Fasswein getrunken hatte; um mir aber die großen Masten der Überlandsleitung mit wackeligen Beinen vorzustellen, musste ich mich richtig anstrengen

Spezielle diesen Textteil empfinde ich für überarbeitungswürdig.

Sinngemäßer Vorschlag aus meiner Sicht:

... da es beim Strom während eines Gewitters immer wieder zu Spannungsschwankungen kam, und er oft sogar ganz ausfiel. (Wie sie mir erklärte würde ich vielleicht weglassen).

Weiter: Ich kannte zwar die schwankenden Beine von Onkel Sepp, wenn er wieder mal zuviel Fasswein getrunken hatte, aber um mir schwankende Strommasten vorzustellen, musste ich mich schon gewaltig anstrengen.

Zitat: Nur die Alten, meine Oma und ihr Bruder Sepp, schliefen fest. Ihre Zimmer waren neben der Küche.

Würde ich einen Satz draus machen: Nur die Alten, meine Oma und ihr Bruder Sepp schliefen fest in ihren Zimmern neben der Küche.

Zitat: Irgendwann aber reichte es (mir) nicht mehr, sie nur von außen zu betrachten.

Zitat: ungewöhnlich streng an und das Kerzenlicht ließ dazu ihren Blick noch geheimnisvoller aussehen.
„Frag’ mich nicht mehr danach. Die geht dich einfach nichts an.“

Die letzte Aussage würde ich streichen.

Zitat: „Wenn er nur einmal soviel Zeit hätte, um mit ihr etwas zu spielen, wie er immer braucht, um die Pferde zu striegeln“, hörte ich (einmal) meine Mutter zu ihrer Freundin sagen.

Zitat: Markus ging auf die Fachoberschule und war der Einzige, der mich (wirklich) verstand.

Zitat: Er hatte sich selbst das Gitarrespielen beigebracht, nachdem er eine Gitarre auf dem Sperrmüll gefunden und sie wieder hergerichtet hatte. Alle Lieder aus dem Radio konnte er nachspielen und er erfand oft eigene Melodien. Unseren Vater hat das immer aufgeregt, deshalb spielte er mir immer nur heimlich vor, wenn Papa es nicht hörte. Sehr oft war ich krank. Markus saß an meinem Bett und spielte mit mir immer wieder Mühle, Dame oder Fang’ den Hut

spielte = Wiederholung!

Zitat: Dieser Gedanke drückte die Ohrenschmerzen leicht zur Seite. Das würde ich irgendwie anders ausdrücken. "Dieser Gedanke dämpfte meine Kopfschmerzen" oder so ähnlich. Zur Seite drücken? Wohin?

Zitat: Auf einem Stapel Briefe lag zuoberst ein Foto von Markus, auf dem er sich verkleidet fotografieren hatte lassen. Vorschlag: Auf dem er verkleidet zu sehen war.

Zitat: Meine Mutter hatte einen Freund (gehabt), der von ihr weggegangen ist (war).

Zitat: „sonst schimpfst du mit dem oder der doch sicherlich.“ Das klingt irgendwie nicht.

Das sind ein paar Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind. Vielleicht hilft es die bei der Optimierung der Geschichte, die mir insgesamt aber gut gefallen hat, ich konnte einige von dir beschriebenen Momente richtig vor mir sehen.

Grüße von Rick

 

Hi Rick,

herzlichen Dank für die guten Verbesserungsvorschläge, die ich fast alle übernommen habe :). Da gab es von meiner Seite aus kein Abwiegeln, sondern nur der Gedanke: Klar, das ist so besser.

Lediglich bei:

Zitat: „Wenn er nur einmal soviel Zeit hätte, um mit ihr etwas zu spielen, wie er immer braucht, um die Pferde zu striegeln“, hörte ich (einmal) meine Mutter zu ihrer Freundin sagen.

ließ ich die alte Form. Ich hatte urspünglich das einmal im zweiten Satz auch drin, dann fand ich die dadurch entstandene Wortwiederholung aber schlechter als das Fehlen des zweiten einmal.

Es freut mich sehr, dass dir die Geschichte gefallen hat.

@ elisha

Ich habe den Konflikt zwischen Mutter und Tochter etwas verschärft, dass das Gespräch nicht mehr so vor sich hinplätschert.

Liebe Grüße an euch
bernadette

 

Hallo bernadette!

ich habe deine Geschichte jetzt auch zu Ende gelesen und weiss nicht recht, was ich sagen soll. Einige Sätze finde ich unrund, aber das sind eher Kleinigkeiten.

Wenn er nur einmal soviel Zeit hätte, um mit ihr etwas zu spielen, wie er immer braucht
Wenn er nur einmal so lange mit ihr spielen würde - klingt mir weniger umständlich. Aber vielleicht reden die Menschen dort so umständlich?
Erst später mit Englischkenntnissen konnte ich ihr sagen,
würde ich sagen Erst nach den ersten Englischstunden (in der Schule)

Ich hatte mich ja schon beim ersten mal gefragt, wie alt die Erzählerin ist, als sie sich an diese Geschichte erinnert. Nach dem letzten Satz ist sie wohl mindestens erwachsen oder tatsächlich selber alt geworden. Das würde mir auch erklären, warum einige Erlebnisse herausgegriffen scheinen. Streiflichter aus dem Leben eines Kindes - vielleicht bei einem Gewitter erinnert - und dann am Schluß die Erkenntnis - die ihr jetzt erst kommt oder die in ihr gewachsen ist? Ich bin mir über deine Geschichte noch nicht im Klaren.

LG

Jo

 

Hallo bernadette
ja, zu gut erinnere ich mich an meine Kindheit - auch wir saßen nachts bei Gewitter in der Stube mit Kerzenlicht. Das hast Du gut eingefangen - überhaupt dieses ländliche Leben ... allerdings ist mir gegen Ende der Story die Nette zu altklug im Gespräch mit ihrer Mutter - sie ist doch erst in der vierten Klasse ... da blickte ich noch nicht durch von wegen Heirat ohne Liebe ... und das mit der Gitarre geht schon okay ... ich hatte auch keinen Unterricht, übte auf einer alten, kaputten Gitarre und konnte bald nach dem Radio spielen - wer will, bekommt das schon hin, auch ohne Genialität.
Die Story ist nicht rund; irgendwo hakt sie, wird langsam, dann wieder schneller und gipfelt in der Erkenntnis, dass es leider gut so ist, wie es ist. Den Satz würde ich entfernen, denn die Aussage ist doch in der Story enthalten.
Liebe Grüße
Detlev

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo bernadette,

Mir gefällt die Intention deiner Geschichte, aber ich halte sie für überarbeitungswürdig, weil sie doch noch sehr unrund auf mich wirkt. Was dazu beiträgt ist, dass die Sprache der Ich-Erzählerin nicht mit ihrer Perspektive übereinstimmt, obwohl aus ihrer Sicht geschrieben wird. Entweder schreibst du narrativ aus heutiger Sicht eines Erwachsenen (was ich für die schlechtere Wahl halte) oder du bemühst dich in der Erzählperspektive die kindliche Wahrnehmung herauszustellen. Die gröbsten Ungereimtheiten habe ich herausgesucht. Gerade der erste Teil ist weniger gelungen im zweiten Teil der Handlung ist es schon besser. Dort sind nur leichtere Perspektivfehler.

Meist stand sie schon mit einer flackernden Kerze vor meinem Bett, da es beim Strom während eines Gewitters immer wieder zu Spannungsschwankungen kam, und er oft sogar ganz ausfiel.
Die Schwankungen sind im Stromnetz. ;)
Abgesehen davon: Dieser Satz gefällt mir so nicht, weil es nicht der kindlichen Wahrnehmung einer ca. 9-10 Jährigen entspricht. Das Kind nimmt wahr: Gewitter, Blitz und Donner, Müdigkeit, Bettwärme, Frösteln, als es aufstehen muss. Meist wird bei einem Gewitter Vorsorge getroffen: Z.B. Stecker der elektischen Geräte werden gezogen.
Vorschlag: ... , da oft der Strom ausfiel. Mutter forderte uns auf, die Stecker aller elektrischen Geräte zu ziehen.
Ich kannte zwar die schwankenden Beine von Onkel Sepp, wenn er wieder mal zuviel Fasswein getrunken hatte, aber um mir schwankende Strommasten vorzustellen, musste ich mich schon gewaltig anstrengen.

Ich finde den Bezug nicht: Klar wenn das Kind hinterfragen würde, warum der Strom ausfällt, oder warum man den Stecker zieht, dann kann man von Stromschwankungen im Netz sprechen, da die Überleitungen, oder Trafohäüschen durch ein Blitzschlag gefährdet sind. Und wenn: ist es wichtig für das Textverständnis? Mich als Leser interessiert eher, warum sich alle versammeln statt zu schlafen.
Der Einstieg
von meiner Mutter geweckt zu werden, ohne zu wissen, warum.
erfordert eine Antwort, die du mir mit den Stromschwankungen nicht gibst.
In der guten Stube stellte meine Mutter die Blechdose mitten auf den Tisch. Auch das war ein Ritual, das ich gut kannte und nie hinterfragte, was es denn mit dieser Dose auf sich hätte. Irgendwann aber reichte es mir nicht mehr, sie nur von außen zu betrachten.

„Was ist in dieser Dose, Mama?“
„Wichtige Papiere, die nicht verbrennen dürfen.“


Hier erfährt der Leser zum ersten Mal, dass Mutters Befürchtung besteht, es könne das Haus abbrennen. In der kindlichen Wahrnehmung ist das nur eine Nebensache. Daher reicht es, wenn du es anreißt. Was aber fehlt, ist, wie das Kind das Ganze wahrgenommen hat. Die Brandgefahr ist ihm offentsichtlich nicht bewusst.
Diese Erzählweise empfinde ich daher auch nicht als kindlich. Sie ist reflektierend aus der Sicht einer heutigen Erwachsenen erzählt.
Meine Mutter nahm mich nie an der Hand, wenn wir zusammen die von der Kerze spärlich beleuchtete Treppe in die gute Stube heruntergingen, da sie immer in der anderen eine große rote rechteckige Dose trug, die sie fest in ihre linke Hüfte klemmte. Meine beiden älteren Brüder Markus und Simon machten sich regelmäßig einen Spaß aus der Tatsache, dass im ganzen Haus kein Strom war und spielten Dunkelfangen. Ohne Rücksicht zu nehmen stoben sie mitten auf der Treppe an uns vorbei.
Vorschlag:
"Obwohl ich unter Blitz und Donner zusammenzuckte, wäre ich gerne in meinem warmen Bett geblieben. Stattdessen musste ich bei meiner Mutter sitzen und mit ihr eine rote ... Dose bewachen.( Hier kannst du jetzt einschieben, wie die Mutter sie immer mit in die Stube nimmt) Meine Brüder durften im Haus ... spielen. Ich fand es ungerecht und langweilig.

Mein Vater war bei den Kühen im Stall. Sie waren immer sehr unruhig, wenn es donnerte und blitzte. Nur die Alten, meine Oma und ihr Bruder Sepp, schliefen fest. Ihre Zimmer waren neben der Küche.

Auch diesen Teil finde ich nicht kindlich.
Die Alten würde ich anders einbauen.

Goldene Dame schrieb:
... wäre gerne in meinem warmen Bett geblieben. Oma und Onkel Sepp durften es schließlich auch.

Den Vater würde ich so einbauen.

Die Kühe im Stall lärmten. Ich hörte sie stampfen. Mein Vater war bei ihnen.
Oft wünschte ich mir, er säße neben mir. Seine stimme war immer ganz weich, wenn er zu den Kühen sprach. Ich sah meine Mutter an und suchte ihren Blick. Lag es am flackernden Kerzenlicht? Ich glaubte, meine Mutter sähe durch mich hindurch. Mir wurde flau im Magen und als ich es nicht mehr aushielt fragte ich: „Was ist in dieser Dose, Mama?“...

Mein Bruder Simon war der Jungbauer. Oft hörte ich ihn meinen Vater anschreien.

Wenn Markus unehelich ist und die Schule besucht und älter ist, wie kann dann Simon der Jungbauer sein? Eben hat er noch mit Markus im Dunkeln gespielt.
die Ungereimtheit erklärt sich:
Mein Bruder Simon war der Jungbauer. Oft hörte ich ihn meinen Vater anschreien.
„Wie sollen wir denn überhaupt über die Runden kommen, wenn du noch so altmodisch mit den Gäulen übers Feld ziehst? Nimm unseren Deutz und pflüge mal das Obere Feld, damit wir in der Zeit einsäen können!“ So ging es jeden Tag hoch her in unserer Küche, wenn die Familie Irmler um den Mittagstisch saß.

Diese ganze Passage ist narrativ erzählt und gehört im Zeitablauf woanders hin.

Ich kann nicht “ flüsterte sie und sah mich bittend an. Ich war in der vierten Klasse und heute hatten wir auch noch unsere Abschlussfahrt.

Unsaubere Erzählperspektive.
Vorschlag:... ,sagte meine Mutter mit gesenkter Stimme, so dass ich sie kaum verstehen konnte. Ich war den Tränen nah. Ich war in der vierten Klasse und heute hatten wir auch noch unsere Abschlussfahrt. Mir ging es verdammt dreckig und sie stach lieber den dreckigen Spargel. Ich wollte sie anschreien, aber sie schaute mich wieder so komisch an, dass mir ganz weh ums Herz wurde.

lag zuoberst ein Foto von Markus, auf dem er verkleidet zu sehen war. Mit schickem, altem Anzug und aufgeklebtem Bart sah er auf einem Sessel sitzend ernst in die Kamera – das war sicher nicht leicht für ihn, so einfach, wie man ihn normalerweise zum Lachen brachte.

Hier ist dir etwas gelungen zu beschreiben, dass ich selbst so erlebt habe, als ich neun war. Ein Bild meiner Mutter im Garten. Ich fragte meinen Vater als ich es sah, wo ich denn dort gewesen wäre. :)

Jetzt nur noch in Kürze, was ich umformulieren würde. Mein Tipp: Show statt tell, wobei du mit den Augen einer 9 -10 Jährigen die Mutter beobachtest und reflektierst.

Sie schälte routiniert an den Erdäpfeln weiter.

Sie sah mich sehr ernst an.
Und hier etwas was ich inhaltlich verändern würde:
Weiß Markus... ?“
„Ja, seit er sechzehn ist. Er möchte Erwin jetzt auch kennen lernen. Deinem Vater erzählen wir das aber nicht.“
Ist das so wichtig? Ändert sich dadurch etwas für dich?“
“Etwas ändern? Du lebst seit Jahren mit einer Lüge und findest es in normal, dass ich nichts davon weiß? Du bist doch immer diejenige, die uns predigt, wie wichtig es ist, ehrlich zu sein! Wie soll ich euch zwei denn noch trauen können? Die einzigen, die hier im Haus nett zu mir sind, lügen mich seit Jahren an!

Die Problematik, denke ich, überfordert eine 9-10 Jährige. Ich glaube nicht, das das Mädchen so reagiert. Oder die Mutter so agiert. Fällt mir schwer. Bedenke: am Anfang der Unterhaltung war für das Mädchen die Entdeckung noch ein Abenteuer, das Spass machte. Welchen Grund hat die Mutter die Tochter zum Komplizen zu machen? Warum will sie, dass der Besuch Markus bei seinem richtigen Vater geheim bleibt? Bislang ist doch das Verhältnis von Markus zum Adoptivvater in Ordnung? Dass die Mutter mit ihrem Schicksal nicht im Reinen ist, kann man auch nicht huntertprozentig der Geschichte entnehmen.

Vorschlag: Zuviel an Problematik: Nimm es raus.
Stattdessen:

„Ja, seit er sechzehn ist." In mir drehte sich alles. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Fragen über Fragen wirbelten in meinem Kopf ohne dass ich sie über die Lippen bringen konnte. Was wäre wenn Markus zu seinem richtigen Vater gehen würde? Dann wäre ich hier ganz allein. Mein Herz pochte mir bis zum Hals und ich spürte wie mir den Tränen in die Augen steigen wollten. Warum hat Mutter das gemacht? Heiß und kalt wurd mir und ich wollte nur noch raus aus der Küche.
Im Hof setzte ich mich zu Karo, unserem Hund, und ließ mir die Hände ablecken, während die Tränen die Wangen herunterliefen. Meine Mutter kam hinterher und kniete sich neben mich.

Nette, bitte hör mir zu. Du weißt doch, dass ich es hier nicht besonders einfach habe und dein Vater und ich nicht aus Liebe geheiratet haben. Vieles hier zehrt an mir und ich hatte einfach nicht die Kraft, es dir jetzt schon zu sagen. Wenn du älter gewesen wärst, würdest du es auch wissen. Bitte verzeih mir und glaub mir, dass ich dich nie mehr anlügen werde, egal, was kommt.“
Streichen
Sie nahm mich ganz fest in ihre Arme und ich vergrub mein Gesicht an ihrem großen Busen. Ich wollte ihr gerne verzeihen, denn im Grunde meines Herzens konnte ich sie gut verstehen.
Streichen (Fetthervorgehoben)
Stattdessen: Ich roch den vertrauten Duft meiner Mutter und fühlte wie ich ruhiger wurde. Sie streichelte meinen Rücken bis ich nicht mehr weinte.

„Komm mit in die Stube, ich möchte dir etwas zeigen“, forderte sie mich auf.
„Weißt du, wieso ich mir diesen CD-Apparat auf Weihnachten gewünscht habe? Nur, um seine Musik hören zu können.“
Sie ging zu ihrem Nähschrank, zog etwas hinter ihren Spulenkisten heraus und drückte mir eine CD-Hülle in die Hand, auf der eine Band zu sehen war. Erwin Schreibers Sextett – My lost love las ich laut vor.
„Woher hast du die?“
„Die lag einfach mal in unserem Briefkasten an mich adressiert, ohne Brief dazu
Streichen
Erst später mit Englischkenntnissen konnte ich ihr sagen, dass ihr die Musik gewidmet war. Was ist ihr dadurch entgangen, dass sie nicht mit Erwin zusammengeblieben ist? Leider ist es gut so, wie es ist.

Diesen Teil würde ich umändern.
Vorschlag
Markus hatte seinen Vater bald darauf kennen gelernt und CDs von ihm mitgebracht. Später als ich Enlisch lernte, las ich, dass sein Vater meiner Mutter ein Lied My lost love gewidmet hat. Ich war unheimlich stolz auf meine Mutter.


Wie gesagt, alles nur Vorschläge. Ich hoffe du kannst was damit anfangen

Lieben Gruß, goldene Dame

 

Hallo Detlev, hallo Goldene Dame,

danke für eure Kritiken. Habt bitte Verständnis: Ich möchte im Moment nicht näher darauf eingehen, da ich das - endlich - schöne Wetter für Aktivitäten draussen nutzen will / muss und keine Zeit habe, mich ausführlich mit euren Kritikpunkten auseinanderzusetzen. Aber dir, Goldene Dame, einen besonderen herzlichen Dank für die Mühe, die du dir gemacht hast. Was ich daraus aufnehme, werde ich dann hier im Näheren noch kommentieren, wenn ich mich an den Text wieder ranmache :).

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Goldene Dame,

ich habe viele deiner Tipps in die Überarbeitung mit eingebracht und erst beim Damitbeschäftigen gemerkt, wieviel Mühe du dir gemacht hast. Ich habe nun versucht, aus der Sicht der 10-jährigen zu schreiben. Einiges ist schlichtweg auch rausgeflogen. Mir gefällt sie jetzt auch besser, sie ist stimmiger geworden.

Vielen Dank nochmal :kuss:

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo bernadette,

mir gefällt die Geschichte jetzt auch auch besser. Ich freue mich, dass ich dir hefen konnte. Das einzige was mich noch ein bischen stört, ist das Bekenntnis der Mutter, nicht aus Liebe geheiratet zu haben und sie vorgibt darunter zu leiden. Denn andererseits gibst du zuwenig über den Vater preis. Ich denke nach wie vor, das hier, für die Geschichte unnötig, die Opferrolle der Mutter stapaziert wird. Aber das ist wirklich reine Ansichtssache. :)

Lieben Gruß
Goldene Dame

 

Eine bewegende Geschichte hast du da geschrieben, Bernadette, manchmal fast ein bißchen zu sentimental, aber das ist sicher eine Frage des Geschmacks. Du beschreibst das Leben auf dem Bauernhof sehr eindringlich: Die Furcht vor Naturgewalten und die Wortkargheit, weil Arbeit und Tiere wichtiger sind als Kinder. Und geheizt wird nur sonntags, wenn die Arbeit ruht und mehrere Leute sich im Haus aufhalten, daß kleine Kinder sich da leicht erkälten, wird in Kauf genommen – gelobt sei, was hart macht, man ist ja auch hart gegen sich und andere.

Auch jetzt noch hat eine alleinstehende Frau mit einem unehelichen Kind es nicht leicht, einen adäquaten Partner zu finden, aber wie das in den 60er Jahren ausgesehen haben mag, kann man sich nur schwer vorstellen. Und auf dem Land war das noch viel schwieriger, wenn auch heutzutage Bauernburschen fast jede Frau nehmen müssen, Hauptsache sie kann bei der Arbeit zupacken, Kinder gebären und kochen.

Deine Protagonistin erscheint sehr glaubwürdig in ihrem Bestreben, die Welt der Erwachsenen zu erkunden und zu begreifen. Sehr schön finde ich die Szene, als sie das Foto des früheren Geliebten ihrer Mutter zunächst für das ihres eigenen Bruders hält – sie kann sich zu diesem Zeitpunkt schlicht nicht vorstellen, was da in Vergangenheit vorgefallen ist. Für Kinder sind die Eltern immer nur im hier und jetzt präsent, erst allmählich wird deren Vergangenheit gelüftet, nach und nach erkennst du: Meine Mutter ist keine Göttin und mein Vater ist nicht der Alleskönner, der einem immer erschienen ist. Bei mir waren die Gespräche, die bei Besuchen von Tanten und Onkeln geführt wurden, und die sich meistens um deren gemeinsamen Vergangenheit drehten, immer eine Fundgrube an neuen Erkenntnissen, die noch tagelang für bohrende Fragen an meine Eltern sorgten. Aber so erfährt man nicht nur die unglaublichsten Dinge, so wächst man auch hinein in die weitverzweigte Familie und kann dann seinerseits den eigenen Kindern als Quelle dienen.

In den Kommentaren habe ich viel Kritisches dazu gelesen, aber ich nehme an, die beziehen sich auf die früheren Versionen der Geschichte - ich habe sie gern gelesen und halte sie für bisher deine beste.

Dion

 

Hi Dion,

In den Kommentaren habe ich viel Kritisches dazu gelesen, aber ich nehme an, die beziehen sich auf die früheren Versionen der Geschichte
die Geschichte hat durch die vielen Tipps von anderen - hauptsächlich von Goldene Dame - sehr gewonnen, weil ich einiges gestrichen habe, was nicht direkt zur Handlung nötig war und mich auf die Sicht des Mädchens konzentriert habe.
ich habe sie gern gelesen und halte sie für bisher deine beste.
Oh, danke für das Lob:). Ich finde zwar andere in sich gelungener, aber das ja die bekannte Geschmackssache.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo bernadette!

Jetzt habe ich deine Geschichte in der neuen Fassung gelesen.

Meist stand sie schon mit einer flackernden Kerze vor meinem Bett, da der Strom oft ausfiel.
Das klingt etwas wirr. Meinst du: Oft war der Strom ausgefallen und sie stand mit einer Kerze vorm Bett - oder: Weil oft der Strom ausfiel, hatte sie vorsorglich eine Kerze in der Hand?
Nur meine Oma und ihr Bruder Sepp durften weiterschlafen
Aber Markus und Simon durften doch auch in ihren Betten bleiben. Haben die dann nicht weitergeschlafen?
Ich setzte zu der Frage an, die mir schon lange auf der Zunge brannte.
Bis hierher beschreibst du immer wiederkehrende Ereignisse. Jetzt plötzlich, mitten im Absatz gehst du auf ein einmaliges Ereignis über. Dieser Übergang erfolgt sehr unvermittelt. Vielleicht ist eine Überleitung Eines Tages oder bei dem letzten Gewitter oder so besser.
„Frag’ mich nicht mehr danach.“
Der beste Satz, um eine unstillbare Neugierde zu wecken. Funktioniert auch bei Ehemännern usw. Ich frage mich, ob die Mutter dies nicht sogar absichtlich sagt, um doch jemanden zu bekommen, der am Geheimnis teilhaben kann.
Mein Bruder Simon machte auf unserem Hof eine Lehre als Landwirt und interessierte sich überhaupt nicht für mich.
Drückt dieser Satzteil wirklich das aus, was du sagen willst? Sah er die Prot als lästiges Anhängsel?
nachdem er sie auf dem Sperrmüll gefunden und wieder hergerichtet hatte
Da du von der Gitarre sprichst, entsteht der logische Eindruck, es gäbe nur eine - aber das fällt im Lesefluss nicht so sehr auf.
Sehr oft war ich krank. Markus saß dann an meinem Bett
Dieser Übergang kommt sehr unvermittelt, zumal Markus jetzt nicht Gitarre, sondern Mühle spielt.
Alle vom Hof außer Onkel Sepp, der nur noch
vielleicht verdeutlichend jeden Tag nur noch
Ich war in der vierten Klasse und heute hatten wir auch noch unsere Abschlussfahrt.
Das verstehe ich nicht. Sie ist lange Zeit alleine zu Hause, heißt es später - kann sie wegen der krankheit nicht mit zur Abschlußfahrt? Irgendwie ist mir unklar, welche Bedeutung diese Fahrt hat - für die Prot und für die Geschichte.
Warum hatte meine Mutter mir nie etwas erzählt?

Die Geschichte hat durch die Überarbeitung sehr gewonnen. Die Bilder sind deutlicher, mir ist jetzt auch klar, in welcher Lebenszeit der Prot die Geschichte spielt.
Das Thema ist ja nu so alt wie die bäuerliche Ökonomie, aber du hast es gut umgesetzt. EIn wenig unklar ist mir noch das Verhältnis Vater - Tochter und ihre Krankheit. Sie ist doch das eheliche Kind und dennoch scheint sie nicht sehr geliebt zu sein - weil sie die jüngste bzw. sogar ein Nachzügler ist? Ist sie chronisch krank und das wird von ihrer Familie nicht so recht akzeptiert?

LG

Jo

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber jobär,

Meinst du: Oft war der Strom ausgefallen und sie stand mit einer Kerze vorm Bett - oder: Weil oft der Strom ausfiel, hatte sie vorsorglich eine Kerze in der Hand?
Genau das vorsorglich habe ich nun eingebaut.

Aber Markus und Simon durften doch auch in ihren Betten bleiben. Haben die dann nicht weitergeschlafen?
Die Mutte weckte sie, damit sie im Notfall, den die Jungs ja - da sie älter sind - als nicht eintretbar einstufen, schneller unten sind und nicht erst noch geweckt werden müssen. Es besteht natürlich der dringende Verdacht, dass die sich umdrehen und gleich weiterschlafen ;), aber die Mutter hat ihre Pflicht getan.
Bis hierher beschreibst du immer wiederkehrende Ereignisse. Jetzt plötzlich, mitten im Absatz gehst du auf ein einmaliges Ereignis über. Dieser Übergang erfolgt sehr unvermittelt. Vielleicht ist eine Überleitung Eines Tages oder bei dem letzten Gewitter oder so besser.
Stimmt. Habe ich geändert.


Drückt dieser Satzteil wirklich das aus, was du sagen willst? Sah er die Prot als lästiges Anhängsel?
Ja, genau, das hast du richtig interpretiert.

Da du von der Gitarre sprichst, entsteht der logische Eindruck, es gäbe nur eine - aber das fällt im Lesefluss nicht so sehr auf.
Ich habe das Gitarrespiel daraus gemacht.

Dieser Übergang kommt sehr unvermittelt, zumal Markus jetzt nicht Gitarre, sondern Mühle spielt.
Wurde geändert.
Das verstehe ich nicht. Sie ist lange Zeit alleine zu Hause, heißt es später - kann sie wegen der krankheit nicht mit zur Abschlußfahrt? Irgendwie ist mir unklar, welche Bedeutung diese Fahrt hat - für die Prot und für die Geschichte.
Die Klassenfahrt sollte eigentlich untermauern, dass die Prot zu den Schmerzen auch noch sehr traurig ist und deshalb besonders die Mama gebrauchen könnte.
EIn wenig unklar ist mir noch das Verhältnis Vater - Tochter und ihre Krankheit. Sie ist doch das eheliche Kind und dennoch scheint sie nicht sehr geliebt zu sein - weil sie die jüngste bzw. sogar ein Nachzügler ist?
Vielleicht muss ich einfügen, dass der Vater generell nichts mit den Kindern am Hut hat - bisher beschränkt sich das nur auf das Mädchen, da hast du recht. Aber darüber muss ich erstmal noch nachdenken.

Vielen herzlichen Dank für deine Zeit und Mühe :). Da es fundierte, logische Kritikpunkte waren, habe ich sie auch alle aufgegriffen und verändert.

Lieber Gruß
bernadette

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom