Was ist neu

Koffer voller Erinnerungen

Challenge-Text
Challenge-Text
Beitritt
23.11.2016
Beiträge
502
Zuletzt bearbeitet:

Koffer voller Erinnerungen

Hagebuttenmarmelade tropft von meinem Brot. Sandra schaut kurz mit dieser hochgezogenen Braue herüber.
„Und das dir“, sagt sie mit Blick auf ihr Smartphone.
„Zweitausend weitere Stellen bauen die ab“, sage ich kopfschüttelnd.
„Kann dir doch jetzt egal sein.“
Als ob mir das egal wäre. Mein ganzes Leben Diesel im Blut und dann das. Elektrifizierung. Ich schalte das Tablet ab.
„Schau nicht so verkniffen. Du hast jetzt viel Zeit!“
„Und eine ordentliche Abfindung!“ Ein Lächeln huscht über meine Lippen. Die haben so blöd geschaut, als mein Anwalt den Aufhebungsvertrag vorgelegt hat.
Sandra schaut auf ihren Teller und dann an sich herunter: „Wann besorgen wir endlich das Laufband?“
Der Keller erscheint vor meinem inneren Auge. Das kann Jahre dauern, den aufzuräumen.
„Wozu? Kannst doch eh nur gehen. Machst dir sonst die Knie kaputt.“ Ich starre auf ihren Bauch, der aussieht wie damals, als sie mit Tim schwanger war.
„Iss doch was von dem Kuchen. Der wird sonst trocken.“
Ich beiße rein und nehme schnell einen Schluck Kaffee. Viel Kaffee. Damit ist es erträglich. Seitdem Sven aus dem Haus ist, ist ihr Kuchen noch schlechter geworden.
„Der ist schon trocken“, murmele ich.
„Liegt am Herd. Der geht nicht mehr richtig.“
„Sehe ich mir mal an.“
„Sagst jetzt schon seit einem Jahr.“
Das Stück muss ich wohl aufessen. Ich hole mir neuen Kaffee.
„Iss du doch auch was“, sage ich.
„Ich will abnehmen!“
„Hm“, murmle ich und stochere in dem Brocken auf meinem Teller herum.
„Könntest mich ruhig unterstützen.“
Ich packe den Kuchen und schlurfe in die Küche. Beim Öffnen der Schranktür fällt mir der Mülleimer entgegen.
„Was ist denn hier los?“
„Wolltest du dir auch ansehen.“
Ich hole meine Lesebrille und untersuche die Tür, die Bohrungen für die Scharniere.
„Rausgebrochen“, sage ich mit dem Kopf im Schrank.
„Dann müssen wir den Schreiner holen.“
„Das mache ich selbst. Hab jetzt ja Zeit.“
„Mach, was du meinst.“
Ich höre, wie sie mit dem Schreiner telefoniert.
„Was soll das?“, frage ich, als sie fertig ist.
Sie sieht mich mit funkelnden Augen an. „Glaubst du wirklich, ich warte jetzt wieder Jahre, bis du das mit deiner Pedanterie repariert hast? Ich will mit der Scheißküche nicht zum Mars fliegen!“
Ich schlage mit Wucht die Schranktür zu. Sie fällt mir auf die kleine Zehe. Vollholz.
„Gut, dass du ein halbes Jahr lang die Kanten so schön im Keller gefräst hast“, sagt Sandra, während sie den Eisbeutel aus dem Gefrierfach holt.
Sie sieht den Fuß an: „Wir müssen endlich den Keller aufräumen.“
„Ich habe mich verletzt und du denkst an den Keller?“
„Du bist nicht verletzt. Du lässt dich hängen.“
„Und du dich gehen.“

Der Keller ist der Vorhof zur Hölle. Halb Werkstatt, halb Schuttabladeplatz.
„Das muss alles raus“, sagt Sandra und schmeißt mir eine Tüte mit alten Lappen entgegen.
„Die brauche ich doch noch zum Beizen.“
„Mit deinem Rücken?“
Ich sehe mich um. Die Maschinen sind in einem jämmerlichen Zustand. Es riecht muffig, nach Holzstaub, Öl und Rost. In meinen Gedanken baue ich unsere Küche. Eiche. Alles selbst gemacht. Jede Nut, jede Kante.
„Das muss alles raus“, sagt Sandra und zerrt meinen Gitarrenkoffer aus der Ecke.
„Nicht meine Les Paul!“, rufe ich und mache einen Ausfallschritt auf Sandra zu.
„Wie willst du da drauf spielen?“ Sie öffnet den Koffer und hält mir die Gitarre vor die Nase. Der Hals ist gebrochen, baumelt an zwei Saiten. Der Sunburst sieht aus, als ob die Sonne in einem Tümpel untergegangen ist.
„Die kann ich doch reparieren!“. Das johlende Publikum vom letzten Auftritt tönt in meinen Ohren.
„Ja, so wie die Küche, die Badlampe, mein Fahrrad …“
„Ich hab doch jetzt Zeit!“
Sandra baut sich vor mir auf. Ihr Bauch streift leicht meinen Pullover. Ihr Atem riecht nach Kaffee.
„Wenn du jetzt nicht endlich aufräumst, kannst du deine viele Zeit allein verbringen!“
„Schatzi“, raune ich.
„Dein Schatzi kannst du dir bald sonst-wo-hin! Hör endlich auf, dich zu bemitleiden und tu was!“
„Du mit deinem Pseudo-Halbtagsjob weißt doch gar nicht, wie es ist, seinen Job, seine Lebensaufgabe zu verlieren!“
„Lebensaufgabe? Was ist mit mir? Um die Jungs habe ich mich gekümmert. Tagaus, tagein. Jetzt sind sie weg. Deine Pedanterie habe ich ertragen. Alles auf den Mikrometer genau.“
„Millimeter“, sage ich.
„Was?“
„Mikrometer ist …“
Sandra packt die Gitarre und wirft sie auf den Berg alter Sachen in der Mitte des Raums: „Das kommt weg!“, schreit sie.
Meine Hände greifen in die Luft, doch ich kann nur zusehen, wie die Gitarre aufschlägt. Die Arme sinken nach unten und ich starre auf den Schutt. Den Abfall unseres Lebens. All die Jahre, in denen immer wieder dieser tiefe Zorn in ihr aufflackerte, den ich nie verstanden habe, und doch hinnahm. Dieses Flackern, das seit die Kinder aus dem Haus sind, immer heller wurde. Diesmal aber nicht. Ich packe den kleinen Lederkoffer, den sie bei allen drei Umzügen mitgeschleppt hat, schmeiße ihn mit voller Kraft auf den Berg und brülle: „Dann kommt der aber auch weg!“
Der Koffer springt auf, ein rosa Schnuller kullert heraus und ein Briefumschlag rutscht zwischen den Müll.
Sandra stürzt bei dem Versuch, den Umschlag aufzufangen und fällt auf den gebrochenen Gitarrenhals. Sie schreit auf, zerrt den Umschlag zwischen den Sachen hervor, drückt ihn an sich und schluchzt. Blut rinnt an ihrem Knie herunter.
Sie sitzt einfach nur da, die Beine an sich gezogen. Ich spüre meine Fingernägel, die sich in die Handflächen bohren. Sie blickt starr auf einen Punkt im Keller, wippt langsam vor und zurück, wie ein kleines Kind, das von seinem Vater angeschrien wurde. Was hat sie mir nur verheimlicht. Dieser Koffer, der Schnuller neben der Gitarre, der Strampler. Alles rosa. Nie zuvor gesehen. Und doch sind sie da, liegen vor mir, schreien mich an, als ob ich taub bin. Ich war wohl blind, habe mich vom Flackern blenden lassen, konnte es nicht sehen, nicht verstehen, wollte es nicht wissen. Ich gehe in die Knie, hebe den Schnuller auf. Sie stiert vor sich hin. Nimmt mich gar nicht wahr. Ihr Unterkiffer zittert und das Zittern greift nach ihren Händen, schüttelt sie fast. Meine Finger entspannen sich, ich atme tief ein und aus und gehe einen Schritt auf sie zu, strecke meine Hand aus, die flattert wie eine Fahne im Wind. Ihr Blick huscht über mein Gesicht, trotzdem sehe ich, wie ihre Gesichtszüge ein wenig weicher werden.
Schließlich setze ich mich zu ihr, nehme sie in den Arm, spüre wie das Zittern nachlässt, atme den Duft ihrer Haare, wie damals, als wir nach unserm ersten großen Streit auf den Triumphbogen gegangen sind, mit Blick über die Champs-Élysées, Hand in Hand. Die Lichter der Autos spiegelten sich in ihren Augen. Sie hatte dieses bezaubernde Lächeln.
Mit flattrigen Händen nehme ich den Koffer, packe den rosa Strampler hinein und flüstere: „Komm, lass uns nach oben gehen.“

Ich durchwühle den Schrank im Flur auf der Suche nach dem Erste-Hilfe-Kasten, während meine Gedanken um die Babysachen in dem Koffer kreisen. Der Koffer, über den sie nie sprechen wollte. Abwesend halte ich eine Schuhcreme in der Hand. Gespürt habe ich es schon immer, dass es da diesen dunklen Punkt gibt, besonders als sie mit Tim schwanger war. Da war ihre ständige Angst, dass etwas schiefgehen könnte. Als Tim dann da war, hat sie ihn die ersten Tage keine Sekunde aus den Augen gelassen, hat nur geschlafen, wenn ich da war. Ich zucke bei der Erinnerung innerlich zusammen, wie sie mir die Leviten gelesen hatte, als ich einmal Tim alleine im Bettchen ließ, um auf die Toilette zu gehen. Die ganze Zeit war ich so damit beschäftigt Fotos zu schießen, dass ich ihre Sorgen gar nicht richtig wahrgenommen hatte. Den Erste-Hilfe-Kasten finde ich im hintersten Eck.
„Was sind das für Babysachen?“, frage ich, während ich ihr Knie verbinde.
Sandra schweigt. Ich sehe sie an, doch sie weicht meinem Blick aus, knetet ihre Hände, versucht dann den rosa Schnuller zu nehmen, den ich vor ihre Nase halte. Ich ziehe ihn weg, gehe einen Schritt zurück. Ihr Gesicht ist weiß, fast wie die Maske einer Toten. Der Sauger klappert in meinen Fingern, die unkontrolliert in der Luft rumfuchteln. Ich schlucke, atme tief ein, dann aus. Setze mich schließlich neben sie. „Diesmal gebe ich nicht auf“, seufze ich, schüttle den Kopf, raffe mich hoch und hole den alten Macallan aus der Vitrine. Aufgehoben für einen besonderen Anlass. Frage mich, welcher das sein soll. Ist nicht alles Besondere schon geschehen, ohne dass wir es bemerkt haben?
Whiskyduft strömt mir in die Nase. Hätte gedacht, der riecht besser. Ich halte Sandra ein Glas hin, das sie zögernd umgreift. Sie nimmt einen winzigen Schluck, ich einen großen.
„Schmeckt furchtbar“, sagt sie.
„Wie wohl alles, was man zu lange aufhebt“, antworte ich mit verzogenem Gesicht.
Ich nehme ihr das Glas ab, schütte das Zeug weg, starre in den Abfluss, gehe zum Weinkühlschrank und sehe den Champagner, den wir vor einem Jahr zum Hochzeitstag trinken wollten. Genau vor einem Jahr, wird mir bewusst. Meine Hände zittern, als ich Sandra das Getränk reiche: „Fröhlichen Hochzeitstag“, flüstere ich während des Anstoßens. Sie atmet tief aus, schluchzt, trinkt das Glas leer.
„Warum hast du nie etwas erzählt?“, frage ich und deute auf den Koffer. Ich setze mich neben sie, stiere die Küchenuhr an, nippe am Champagner, höre das Ticken, drücke sie an mich, spüre ihren Herzschlag.
„Rosa ist zwei Tage nach der Geburt gestorben. Herzfehler“, krächzt Sandra nach einer Ewigkeit.
Ich sehe sie an: „Rosa?“
„Ich war siebzehn. Naiv und dumm. Dachte, er liebt mich. Dann war ich schwanger mit Rosa und einen Tag, nachdem ich es ihm gestanden hatte, war er verschwunden.“
Ich nehme ihre Hand, die sie auf den Bauch gelegt hatte, und halte sie fest.
Schließlich öffnet Sandra den Koffer, ihre Finger fahren über den rosa Strampler. Eine Träne läuft über ihre feuchten Wangen.
„Meine Eltern waren dagegen. Sollte abtreiben. Das konnte ich nicht. Ich konnte einfach nicht.“
Sandra sieht in die Ferne und schweigt.
Ich stehe auf, schenke nach. Sie trinkt einen großen Schluck, nimmt den Schnuller und dreht ihn in der Hand.
„Und deine Mutter?“, frage ich.
„Die wollte auch, dass ich Rosa wegmache. Sie hat mir Vorwürfe gemacht. Du weißt, wie sie ist.“
„Ja, einfach nur eiskalt.“
„Mein Vater war schlimmer. Der brüllte nur rum, dass ihm der Bastard nicht ins Haus kommt.“
„Kann ich mir vorstellen. Aber sonst beruhigt er sich doch immer irgendwann.“
„Damals nicht. Ich weiß noch genau, wie ich abends im Bett lag, zum ersten Mal die kleinen Tritte gespürt habe.“
Ich rücke dichter an Sandra heran und schlucke. Vor meinen Augen sehe ich Tims kleine Fußabdrücke auf Sandras Bauch, wenn er sich gestreckt hatte.
„Am nächsten Morgen habe ich das beim Frühstück erzählt. Mein Vater meinte, dass sie beschlossen haben, Rosa zur Adoption freizugeben. Ich wollte einfach nur weg, zur Oma ziehen.“
„Von der du immer so viel erzählt hast?“
„Genau die. Meine Eltern wollten das aber nicht. Die Nachbarn hätten ja sonst was gemerkt. Also musste alles vertuscht werden. Der Bauch wurde anfangs mit weiten Sachen kaschiert. Später hatte ich die Grippe. Selbst meine Oma durfte es nicht wissen.“
„Und dann?“
„Ich schwieg. Keiner hat es gemerkt. Rosa kam zur Welt und starb in der ersten Nacht.“
Sandra schaut mich an, bläst Luft durch die Nase: „Meine Eltern waren ja so froh darüber.“
„Furchtbar“, flüstere ich und starre auf mein leeres Glas.
„Sie hatte so eine süße, kleine dunkle Locke über der Stirn.“
Sandra holt den kleinen Umschlag hervor und öffnet ihn behutsam. Rutscht ein wenig näher. Ihre Finger ziehen eine kleine Haarsträhne heraus. Ich halte die Luft an und streiche vorsichtig mit dem Zeigefinger darüber.
„Das ist alles, was von ihr geblieben ist.“
Ich fühle die feinen Härchen.
„Wo ist sie begraben?“, frage ich.
„Keine Ahnung.“
Ich schaue sie verwundert an.
„Meine Eltern haben sie anonym bestatten lassen. Du weißt schon, die Nachbarn. Und dann durfte ich nie mehr darüber sprechen.“

Wir stehen vor dem ewigen Licht, in der hinteren Ecke des Gartens. Der Mähroboter zieht seine Kreise. Geranienduft weht herüber. Der Nachbar häckselt.
Sandra legt Blumen vor das Licht.
„Jetzt kannst du sie jederzeit besuchen“, flüstere ich in ihr Ohr.
Ich spüre ihre Finger an meiner Hand.

 

Hallo @Geschichtenwerker,

ich habe die ursprüngliche Version deiner Geschichte nicht gelesen, daher kann ich keinen Vorher-Nachher-Vergleich ziehen. Die anderen Komms habe ich auch nur überflogen ...

Mich hat deine Geschichte, insbesondere der zweite Part mit der Schwangerschaft und die Reaktion ihrer Eltern, berührt. Das ist ja noch gar nicht lange her, dass sich Schwangere in so einer großen Not befanden. Das hast du dicht erzählt.

Obschon du in meinen Augen gute Dialoge schreibst und ich gerne Dialoge lese, sind mir die ersten beiden Seiten zu lang. Das liegt m.E. daran, dass sich weder der Konflikt zuspitzt noch sich die Figuren groß entwickeln bzw. erst Mitte der zweiten Seite. Ab hier

„Wenn du nicht aufräumst, kannst du deine viele Zeit allein verbringen!“

nimmt das Gespräch wieder Fahrt auf. Vorher ist es an einigen Stellen redundant. Sie wirft ihm ständig vor, Dinge nicht repariert zu haben und er verteidigt sich, dass er es in Zukunft mache, da er Zeit habe (ich glaube, du hast das dreimal auf den zwei Seiten). Das könnte man straffen. Ein Dialog sollte die Handlung immer voran bringen, sonst kann man ihn streichen, auch wenn es weh tut.
Gut finde ich die Dialoge, wenn er sich wehrt.

„Zweitausend weitere Stellen bauen die ab“, sage ich kopfschüttelnd.
Gefällt mir weniger gut. Vllt. Ich schüttel den Kopf und dann den Dialog?

„Ich will ein Laufband“, sagt Sandra.
Hört sich nach einem Kind an. Ich will ein Eis ...

„Der ist schon trocken“, murmele ich.
„Liegt am Herd. Der geht nicht mehr richtig.“
„Sehe ich mir mal an.“
„Sagst jetzt schon seit einem Jahr.“
Das Stück muss ich wohl noch aufessen. Ich hole mir neuen Kaffee.
„Iss du doch auch was“, sage ich.
„Ich will abnehmen.“
„Hm“, murmle ich und stochere in den Brocken auf meinem Teller herum.

WW. Ferner finde ich erklärende Begleitsätze nicht so schön.

„Rausgebrochen“, sage ich mit dem Kopf im Schrank.

Weiß nicht, ob es stimmt. Aber irgendwie hört sich das seltsam an.

Ich will mit der Scheißküche nicht zum Mars fliegen.“
Soweit ich mich erinnere fanden das einige nicht so gut. Mir hat es super gefallen.

Insgesamt finde ich deine Dialoge lebensecht und flüssig. Du könntest noch mehr rausholen, wenn du die Dialoge ab und an etwas indirekter gestaltet. Ich weiß, dass ist Gemecker auf hohem Niveau.

Ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen und sie hat mich nachdenklich gestimmt. Gerade der zweite Teil wirkt noch nach. Wirklich gut gemacht.

Lieben Gruß
Aurelia

 

Vielen Dank für die neuen und tollen Kommentare … ich brauch aber noch ein wenig, um sie zu beantworten. Ich habe Euch nicht vergessen!

 

Guten Morgen @Geschichtenwerker, ich habe deine Geschichte jetzt zwei mal gelesen und es tut mir leid, dir mitteilen zu müssen, dass ich keinen Zugang zu ihr finde.
Ich kann mit den Personen nicht mitfühlen ich habe das Gefühl nur so daneben zu sitzen. Ich weiß auch nicht ob es an mir liegt oder an der Art zu schreiben. Mich berührt die Geschichte nicht. Grobe Schnitze im Textfluss etc. habe ich so nicht gesehen. Man kann dem Geschehen gut folgen und man kann es sauber, flüssig lesen ohne zu stolpern oder zu stocken, was das angeht ist es ein Grund solide Arbeit, soweit ich das bewerten kann.
Ich weiß mein Kommentar ist nicht hilfreich, aber ich habe es mir zur Aufgabe gemacht alle Challenge texte zu lesen und zu kommentieren, auch wen man mal so etwas dabei raus kommt.

Liebe Grüße
Shey :-)

 

Hallo @Daeron,

toll, dass Du nochmals vorbeigeschaut hast.

„Was ist das für ein Schnuller?“, frage ich, während ich ihr Knie verbinde.
„Ich war 17. Naiv und dumm. Dachte, er liebt mich. Dann war ich schwanger und einen Tag, nachdem ich es ihm gestanden hatte, war er verschwunden.“
Sie hat jetzt jahrelang geschwiegen und erzählt dann sofort los? Vielleicht könnte man das mit Tränen, rumdrucksen, etc. noch etwas hinauszögern?

An der Stelle muss ich evtl. noch nachbessern. Ich lasse die Geschichte jetzt aber erst einmal bis zum Wochenende ruhen, damit ich wieder mehr Distanz zum Text habe.

Diesen Vergleich finde ich nicht so gelungen:
„Ja, so prüde wie ein in der Arktis eingefrorener Granitblock.“
Er steht für mich eher für Härte, Kälte, etc: Also eher abwertend für frigide. Prüde ist doch noch etwas mehr ins Peinliche, oder?

Das wurde auch von anderen kritisiert und das ist inzwischen geändert.

Den Schluss finde ich jetzt sehr schön. Kein Kitsch, trotzdem schließt er für die Figuren die Geschichte mit dem Baby ab und gibt einen positiven Ausblick in die Zukunft.

Danke, das freut mich und auch das:

Am besten gefällt mir aber immer noch, wie du immer wieder in leisen Zwischentönen die Stimmung zwischen den beiden ausleuchtest. Hier spürt man das Ehepaar, das lange Jahre miteinander gelebt, gelitten, geliebt und sich genervt hat.

Nochmals vielen Dank und Gruß
Geschichtenwerker

Liebes @Tintenfass,

da hast Du Dir ja wirklich viel Mühe gemacht und ich kann die Streichvorschläge nachvollziehen. Ich werde trotzdem noch ein wenig drüber schlafen. Ich möchte erst wieder einen etwas distanzierteren Blick auf den Text gewinnen, bevor ich an den Feinschliff gehe.

Es gibt ja auch noch andere Baustellen. Manche Kommentatoren verstehen z. B. die Genervtheit von Sandra gar nicht.

Respekt Geschichtenwerker. Ich bewundere, wie schnell du den Text bearbeitet hast. Deine Geschichte ist jetzt unheimlich berührend und die kleine Locke bricht mir das Herz.

Das versüßt mir natürlich den Tag. Danke!

Und dazu

btw:
Der Hals ist gebrochen, baumelt an zwei Seiten.
meintest du evtl. Saiten? Ich krieg sonst kein Bild in den Kopf

kann ich nur den Kopf schütteln. Ich frage mich immer, wie so etwas passiert und dann merke ich es noch nicht einmal. Das ist jetzt auch korrigiert.

Vielen Dank nochmals und lieber Gruß

Geschichtenwerker

Hallo @linktofink,

ich bin mir gar nicht sicher, ob wir überhaupt schon das Vergnügen hatten. Jedenfalls vielen Dank, dass Du Dir die Geschichte sogar zweimal vorgenommen hast.

Bei den anfänglichen Kommentaren von Dir habe ich das Gefühl, dass Du die Genervtheit von Sandra, dass der Prota zwar immer alles machen möchte, aber vor Gelähmtheit und Pedanterie nichts auf die Reihe bekommen, nicht wirklich gespürt hast. Damit bist Du nicht alleine, wobei andere Kommentatoren damit keine Probleme hatten. Über den Punkt denke ich noch nach.

„Und eine ordentliche Abfindung!“ Ich grinse. Die haben so blöd geschaut, als mein Anwalt den Aufhebungsvertrag vorgelegt hat.
„Ich will ein Laufband“, sagt Sandra.
Ist das eine neue Info? So liest es sich jedenfalls, und dann finde ich Sandras Reaktion zu reflexartig. Dieses "Oh,

So ist es nicht gemeint, aber natürlich ist Sandra jetzt auch endlich mal dran (kommt später, sie hat ja immer zurückgesteckt).


„Liegt am Herd. Der geht nicht mehr richtig.“
mag persönlich, regional, wie auch immer bedingt sein, aber ich backe den Kuchen im Backofen, nicht im Herd.

Bei uns sagt man Herd (Herd umfasst übrigens beides … Backofen und Herdplatten),

Das Stück muss ich wohl noch aufessen. Ich hole mir neuen Kaffee.
Oha, bloß keinen unnötigen Ärger heraufbeschwören. Oder kommt er aus der Generation, die kein Essen wegschmeißt?

Eigentlich will er ihr einen Gefallen tun.

„Wolltest dir auch ansehen.“
Dem Satz würde ich ein du gönnen.

Erledigt.

Ich will mit der Scheißküche nicht zum Mars fliegen.
Ich verstehe das Bild, doch die Aussage ist mir für die Situation zu heftig. Schließlich fragt er nur, warum sie den Schreiner bestellt wo er doch jetzt Zeit hat, sich zu kümmern.

Hier trifft das Obige zu. Sie ist einfach so genervt von seinem Gerede, dass er alles ansieht und es nicht tut und außerdem so pedantisch ist. Da platzt ihr der Kragen.

Gut, dass du ein halbes Jahr lang die Kanten so schön im Keller gefräst hast
Kann nur eine maßlose Übertreibung sein, denn für das Fräsen (=Profilieren) der Kanten von den Fronten einer Küche brauchst du - selbst mit Handmaschinen - max. ein paar Stunden. Warum widerspricht er nicht?

Weil er weiß, dass er aufgrund seiner Pedanterie viel zu lange gebraucht hat.

Sandra baut sich vor mir auf. Ihr Bauch streift leicht meinen Pullover. Ihr Atem riecht nach Kaffee.
„Wenn du nicht aufräumst, kannst du deine viele Zeit allein verbringen!“
Warum tickt sie jetzt aus, bis hin zur Drohung, ihn zu verlassen? Warum wartet sie nicht, ob er die neu gewonnene Zeit tatsächlich nutzt, die Reparaturen abzuarbeiten?

Tja, weil sie bei so vielen Sachen schon wartet. Deswegen kommt das in dem Dialog auch immer wieder vor, dass er es sich ansehen möchte, aber nicht getan hat. Sie kann es einfach nicht mehr hören.

Allerdings frage ich mich, woher er das sofort weiß? Es könnte auch ein alter Schnuller von Tim sein. Vielleicht lässt du außer dem Schnuller einen rosa Strampler herausschauen? Zumal du später schreibst: "Mit zitternden Händen nehme ich den Koffer, packe die Sachen hinein." Wenn er die Sachen hineinpackt, müssen sie vorher rausgefallen sein.

Naja, weil der Koffer schon vor Tim da war. Das muss ich vielleicht noch klarer machen. Die Idee mit dem rosa Strampler ist auch möglich.

Über Deine anderen Kommentare muss ich noch ein wenig nachdenken, ob und wie ich das ändere. Ich plane den nächsten Feinschliff fürs Wochenende.

Zum Glück sind das Laufband und das Sofa am Ende weg (und der Lottogewinn)! Durch die Eingriffe, die du vorgenommen hast, durch das neue Ende, hat deine Geschichte enorm gewonnen. Es wirkt seriöser, du nimmst die Tragik ernst. Auch schön: die sentimentale Klammer mit dem Triumphbogen. Du hast es geschafft, dass mir deine Figuren verständlich und sogar sympathisch wurden, was sie vorher absolut nicht waren. Chapeau für die Überarbeitung, Geschichtenwerker.

Danke, das freut mich wirklich sehr und motiviert mich!

Nochmals vielen Dank und Gruß
Geschichtenwerker

Hallo @Ambereye,

wir hatten auch noch nicht das Vergnügen.

Diese Koffer-Geschichte gefällt mir sehr gut, weil sie sehr dialoglastig ist. Sie lebt nicht nur von dem Dialog, der Dialog macht sie lebendig.
Ob jetzt die kleinen Ecken und Kanten der Charaktere im zweiten Teil noch da sein sollten, oder nicht, sei jetzt einmal dahin gestellt.
Deine Geschichte drückt auf den Familienknopf im Kopf der Charaktere und den Auslöser dafür finde ich sehr nachvollziehbar. Denn es gibt Leute die unendlich kitschige Situationen erleben und an diese zu den seltsamsten Gegebenheiten denken.

Vielen Dank dafür. Deine Geschichten hatte ich auch schon mal überflogen, aber momentan ist da ja gerade die Sperre drin. Lass Dich nicht abschrecken, hier meinen es eigentlich alle gut, auch wenn sich das oftmals anders anfühlt.

Gruß Geschichtenwerker


Hallo @Aurelia,

auch wir hatten meines Wissens noch nicht das Vergnügen und ich freue mich sehr über Deinen Kommentar.

Erst einmal vielen Dank für das Lob

Mich hat deine Geschichte, insbesondere der zweite Part mit der Schwangerschaft und die Reaktion ihrer Eltern, berührt. Das ist ja noch gar nicht lange her, dass sich Schwangere in so einer großen Not befanden. Das hast du dicht erzählt.

Auch dafür:

Obschon du in meinen Augen gute Dialoge schreibst und ich gerne Dialoge lese, sind mir die ersten beiden Seiten zu lang. Das liegt m.E. daran, dass sich weder der Konflikt zuspitzt noch sich die Figuren groß entwickeln bzw. erst Mitte der zweiten Seite. Ab hier

Auch wenn Dir die Dialoge zu lang sind. Das ist ein Punkt über den ich erst länger nachdenken muss, denn die dienen ja zur Charakterisierung und dass man erspüren kann, auch wie genervt Sandra ist.

Wenn ich das jetzt kürze, habe ich noch mehr Leser, denen dieser Punkt nicht klar wird. Von daher muss ich mir das genau ansehen, wozu ich noch ein wenig Zeit benötige.

„Ich will ein Laufband“, sagt Sandra.
Hört sich nach einem Kind an. Ich will ein Eis ...

Ja, vielleicht tut es das. Sagst Du zu Deinem Mann: "Du, kann ich bitte ein Laufband haben?" oder "Ich möchte gerne ein Laufband."

Du magst die Redebegleiter nicht so. Kann ich verstehen, aber ich mag es ganz gerne, wenn sich noch etwas tut, außer dem Reden. Aber ich nehme Deine Kritik zum Anlass, da auch nochmals genau hinzusehen.

Insgesamt finde ich deine Dialoge lebensecht und flüssig. Du könntest noch mehr rausholen, wenn du die Dialoge ab und an etwas indirekter gestaltet. Ich weiß, dass ist Gemecker auf hohem Niveau.

Vielen Dank und ich hoffe, dass mir das bei der nächsten Überarbeitung gelingt.

Ach dafür vielen Dank:

Ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen und sie hat mich nachdenklich gestimmt. Gerade der zweite Teil wirkt noch nach. Wirklich gut gemacht.

Freue mich sehr darüber, dass die Geschichte - zwar mit Luft nach oben - bei Dir funktioniert.

Nochmals vielen Dank für Deinen Kommentar und Gruß
Geschichtenwerker

Hallo @Shey,

toll, dass Du mir einen Kommentar dagelassen hast, auch wenn das wohl gar nichts für Dich war.

Hast Du einen Ahnung, woran es liegen könnte? Ich weiß nichts über Dich, aber vermute, dass man diese Geschichte nur nachspüren kann, wenn man selbst eine längere Partnerschaft hat(te). Denn da schwingt viel zwischen den Zeilen mit und wenn man das nicht erahnt, weil einem die Erfahrung fehlt, kann ich mir vorstellen, dass einen der Text kalt lässt.

Wie auch immer, freue ich mich trotzdem, dass Du die Geschichte sogar zweimal gelesen hast.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo @Geschichtenwerker,

ich finde deine Geschichte äußerst flüssig und sehr angenehm zu lesen. Irgendwelche Wörter ersetzen, kürzen oder ähnliches würde ich nicht. Finde das passt alles - der Sound ist sehr stimmig.

Ich stell mir die ganze Zeit die Frage, ob das so stattfinden kann. Ich kenne jetzt nich so viele ältere Menschen, bin auch dezent jünger als deine Protagonisten, kann das also nicht wirklich beantworten. So richtig abgenommen habe ich dir die Szenerie aber nicht. Gibt es wirklich Menschen, die so lange Verheiratet sind, aber solch wichtige Dinge nicht über ihren Partner wissen? Ich hoffe nicht. Vielleicht haben sich damals die Menschen aber auch aus anderen Gründen verheiratet, als ich es machen würde.


Sandra schaut kurz mit dieser hochgezogenen Braue herüber.

„Und das dir“, sagt sie mit Blick auf ihr Smartphone.

Sehr guter Einstieg. Furchtbar die Beziehung die deine Protagonisten haben.

„Du bist nicht verletzt. Du lässt dich hängen.“
„Und du dich gehen.“

Reden alte Ehepaare so miteinander?


„Du mit deinem Pseudo-Halbtagsjob weißt doch gar nicht, wie es ist, seinen Job, seine Lebensaufgabe zu verlieren!“
Ach herrje. Wer seinen Lebenssinn in der Arbeit sieht, der sollte natürlich niemals in Rente gehen.

So lange verheiratet und nichts davon gewusst

Wenn die schon immer so miteinander umgegangen sind, wundert mich das gar nicht mehr.

„Wie wohl alles, was man zu lange aufhebt“, antworte ich mit verzogenem Gesicht.

Ist das eine Anspielung darauf, dass sie zu lange Verheiratet sind?


Also ich find deine Geschichte wirklich gut. Weiß aber nicht, was ich daraus jetzt mitnehmen soll. Irgendwie habe ich Mitleid mit dem Ehepaar.


Viele Grüße und vielen Dank,

Jungeselle Sonne

 

Hallo @Geschichtenwerker,

ich habe mir nicht die Mühe gemacht, die anderen Kritiken zu lesen.

Ich habe bei deiner Geschichte fast gar nichts anzumerken, ich finde sie gelungen und rund und ausgewogen.
Die Dialoge sind dir gelungen. Es gibt keinen Satz, wo ich es anders gemacht hätte. Also Verbesserungsvorschläge wirst du hier nicht von mir vorfinden.

Bis auf diesen kleinen Fehler:

ch war so damit beschäftig
Es fehlt ein "t".


Allerdings habe ich drei kleine Anmerkungen, die eventuell von dir aufgegriffen werden könnten:

1.) Ich überlege, ob so eine doch im Grunde genommen innige Beziehung, wie du sie zwischen dem Paar angelegt hast, nicht doch so intensiv und vertraut ist, dass der Mann schon lange diesen wunden Punkt aus der Vergangenheit seiner Frau kennen gelernt hat. Würde sie ihm das nicht schon lange berichtet haben, dass es da ein Kind mal gab?

2.) Reicht es wirklich, die Haare des Kindes zu begraben, damit sie eine Stelle hat, wohin sie ihre Erinerungen schicken kann?
Ist das wirklich für sie eine Art Ersatz für ein Grab? Befriedigt sie das?

3.) Mir fehlen an der Stelle, an welcher sie vom Verlust des Kindes spricht, mehr Emotionen. Wenn sie in Tränen ausbricht, als sie den Kofferinhalt sieht, müsste sie dann nicht ausführlicher über ihre Trauer, ihren Verlust sprechen, den sie erlitten hatte? Was geht in einer Frau vor, die weiß, dass alle gegen sie und das Kind sind, dass alle möchten, dass dieses Kind wieder verschwindet. Ist sie immer noch sprachlos deswegen? Über diese ihr widerfahrene himmelschreiende Ungerechtigkeit? Ich glaube, du könntest an dieser Stelle durchaus intensiver berichten, wie es ihr damals ergangen ist.

Aber diese Geschichte befindet sich bereits auf einem ziemlich ausgereiftem hohen Niveau, meine Anmerkungen sind daher durchaus vernachlässigbar, ohne dass die Geschichte schlechter wird oder bleibt.

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo @schwarze sonne,

vielen Dank, dass Du Dir Zeit für meine Geschichte und einen Kommentar genommen hast.

Auch das

ich finde deine Geschichte äußerst flüssig und sehr angenehm zu lesen. Irgendwelche Wörter ersetzen, kürzen oder ähnliches würde ich nicht. Finde das passt alles - der Sound ist sehr stimmig.

freut mich natürlich.

Ich stell mir die ganze Zeit die Frage, ob das so stattfinden kann. Ich kenne jetzt nich so viele ältere Menschen, bin auch dezent jünger als deine Protagonisten, kann das also nicht wirklich beantworten. So richtig abgenommen habe ich dir die Szenerie aber nicht. Gibt es wirklich Menschen, die so lange Verheiratet sind, aber solch wichtige Dinge nicht über ihren Partner wissen?

Der Punkt zieht sich kontrovers durch die Kommentare, die einen können sich das vorstellen, die anderen nicht. Ich hatte in einer Version (nicht online) noch das Detail, dass die Oma auch noch kurz nach der Geburt gestorben ist, um zu verstärken, dass Sandra niemanden hatte, mit dem sie darüber sprechen konnte, um noch stärker zu motivieren, warum sie das immer für sich behalten hat. Mir war das dann aber zu viel Drama. Ich muss da noch ein weniger drüber brüten, wie ich mit dem Punkt umgehe.

Reden alte Ehepaare so miteinander?

Ich glaube, dass das noch harmlos ist ...

„Wie wohl alles, was man zu lange aufhebt“, antworte ich mit verzogenem Gesicht.
Ist das eine Anspielung darauf, dass sie zu lange Verheiratet sind?

Nein, so war das nicht gemeint, eher dass die Dinge nicht mehr so toll sind, wie man sich erhofft, wenn man sie zu lange aufschiebt.

Also ich find deine Geschichte wirklich gut. Weiß aber nicht, was ich daraus jetzt mitnehmen soll. Irgendwie habe ich Mitleid mit dem Ehepaar.

Du kannst daraus mitnehmen, dass man als Paar auch in schwierigen Zeiten wieder einen Zugang zueinander findet, wenn man sich an die Emotionen erinnert, die dazu geführt haben, dass man zusammenkam.

Vielen Dank für Deinen Kommentar, ich habe mich sehr draüber gefreut.
Gruß

Hallo @lakita,

es freut mich sehr, dass Du mir einen Kommentar dagelassen hast und dann noch dazu so anfängst:

Ich habe bei deiner Geschichte fast gar nichts anzumerken, ich finde sie gelungen und rund und ausgewogen.
Die Dialoge sind dir gelungen. Es gibt keinen Satz, wo ich es anders gemacht hätte. Also Verbesserungsvorschläge wirst du hier nicht von mir vorfinden.

Das freut mich sehr und motiviert mich auch.

Den Tippfehler habe ich natürlich verbessert.

Zu Deinen Fragen

ad 1): Dazu habe ich bei schwarze Sonne folgendes geschrieben:
Der Punkt zieht sich kontrovers durch die Kommentare, die einen können sich das vorstellen, die anderen nicht. Ich hatte in einer Version (nicht online) noch das Detail, dass die Oma auch noch kurz nach der Geburt gestorben ist, um zu verstärken, dass Sandra niemanden hatte, mit dem sie darüber sprechen konnte, um noch stärker zu motivieren, warum sie das immer für sich behalten hat. Mir war das dann aber zu viel Drama. Ich muss da noch ein weniger drüber brüten, wie ich mit dem Punkt umgehe.

Also ich denke schon, dass das sein kann, aber der Grund vielleicht noch nicht klar genug in der Geschichte herauskommt.

ad 2): Naja, das Kind ist früh gestorben. Ich glaube, dass da die Bindung zwar vorhanden ist, aber nicht so ausgeprägt, wie es nach ein paar Wochen oder Monaten der Fall wäre. Aber natürlich arbeitet das in ihr und wahrscheinlich ist die Reaktion der Eltern genauso schmerzlich wie der Verlust. Um das darzustellen, müsste ich die Geschichte weiterspinnen. Mal sehen, ob ich das durch ein paar Andeutungen hinbekomme. Momentan bin ich mit dem Ende ganz zufrieden.

ad 3): Ich hatte sogar überlegt, an der Stelle die Perspektive zu wechseln und aus Ihrer Sicht zu erzählen. Diese Idee habe ich wieder verworfen, weil ich es als zu verwirrend empfand. Außerdem hatte ich ganz bewusst die männliche Perspektive gewählt, weil ich dachte, dass die weiblichen Leser sich sowieso ausmalen, wie sie sich fühlt.

Aber diese Geschichte befindet sich bereits auf einem ziemlich ausgereiftem hohen Niveau, meine Anmerkungen sind daher durchaus vernachlässigbar, ohne dass die Geschichte schlechter wird oder bleibt.

Vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich denke über diese Fragen schon die ganze Zeit nach. Mal sehen, inwieweit ich das in einer Überarbeitung verbessern kann, ohne zu detailliert zu werden.

Ich habe mich wirklich sehr über Deinen Kommentar gefreut.

Lieber Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo @Geschichtenwerker,

ich möchte mich noch zu diesem Punkt in deiner Geschichte äußern:

Ich hatte in einer Version (nicht online) noch das Detail, dass die Oma auch noch kurz nach der Geburt gestorben ist, um zu verstärken, dass Sandra niemanden hatte, mit dem sie darüber sprechen konnte, um noch stärker zu motivieren, warum sie das immer für sich behalten hat. Mir war das dann aber zu viel Drama. Ich muss da noch ein weniger drüber brüten, wie ich mit dem Punkt umgehe.

Ich finde, du hast da schon einen guten Ansatz in der Story drin, nämlich Sandras Aussage, dass der Vater ihr verboten habe, über das Baby zu sprechen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sie sich daran gehalten hat und im Laufe der Zeit sozusagen verstummt ist, was das Thema Baby betrifft. Im Moment wird dieser Punkt in deiner Geschichte etwas geschwächt, da Sandra zur Oma abgehauen ist. Müsste man jetzt überlegen, ob man die Großmutter ganz raushält und das Mädel bei den Eltern lässt. Als Teenager, der sie war, wird wohl eine finanzielle Abhängigkeit bestanden haben, was erklären würde, warum es nicht zu einem endgültigen Bruch gekommen ist.


Gruß, Tintenfass

 

Liebes @Tintenfass,

vielen Dank für das Feedback:

Ich finde, du hast da schon einen guten Ansatz in der Story drin, nämlich Sandras Aussage, dass der Vater ihr verboten habe, über das Baby zu sprechen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sie sich daran gehalten hat und im Laufe der Zeit sozusagen verstummt ist, was das Thema Baby betrifft. Im Moment wird dieser Punkt in deiner Geschichte etwas geschwächt, da Sandra zur Oma abgehauen ist. Müsste man jetzt überlegen, ob man die Großmutter ganz raushält und das Mädel bei den Eltern lässt. Als Teenager, der sie war, wird wohl eine finanzielle Abhängigkeit bestanden haben, was erklären würde, warum es nicht zu einem endgültigen Bruch gekommen ist.

So hatte ich das auch gesehen, dass ein Teenager durch das Sprechverbot quasi verstummt, die Erinnerung wegschließt, womöglich nie gelernt hat, darüber zu sprechen und daher auch in der Beziehung sprachlos blieb in dieser Hinsicht. Das ist ja auch eine traumatische Erfahrung und wenn man sich z. B. Missbrauchsfälle ansieht, sind Opfer oftmals auch erst Jahrzehnte später bereit, darüber zu sprechen.

Die Großmutter ganz rauszuhalten ist eine Möglichkeit, auf der ich jetzt ein wenig rumkaue. Spontan finde ich die Idee gut.

Nochmals vielen Dank und lieben Gruß
Geschichtenwerker

Liebe @Tadita,

auch Dir vielen Dank für das nochmalige Feedback.

ch denke, dass man ein Verschweigen nicht mit einer Lüge gleichsetzen darf. Vielleicht empfindet es der eine oder andere aber genau so.
Warum verschweigt man überhaupt etwas? Oft verschweigt man es nicht nur vor dem Partner, sondern zu allererst vor sich selbst. Man möchte nicht mehr daran denken, sich nicht selbst damit auseinandersetzen. Das kommt vor.

Das sehe ich auch so, weswegen ich momentan auch noch zögere, zu sehr an diesem Punkt etwas zu verändern.

Vielen Dank und lieber Gruß

Geschichtenwerker

 

Hallo @Geschichtenwerker ,

so dann arbeite ich mich in der Challenge vor. Ich habe die anderen Kommentare nicht gelesen, weshalb sich unbefangen etwas doppeln kann.

„Schau nicht so verkniffen. Du hast jetzt viel Zeit!“

Wie schaut man »verkniffen?« :drool:

„Du bist nicht verletzt. Du lässt dich hängen.“
„Und du dich gehen.“

Das finde ich genial. Altes Ehepaar.


„Dein Schatzi kannst du dir bald sonst-wo-hin! Hör endlich auf, dich zu bemitleiden!“

Also davon merke ich bislang nichts. Sie meckert zwar rum, aber er macht auf mich ansonsten keinen bemitleidenswerten Eindruck.

Sandra stürzt bei dem Versuch, ihn aufzufangen und fällt auf einen alten Farbeimer. Blut tropft von ihrem Knie. Sie liegt gekrümmt vor mir, den Schnuller in der Hand, vergräbt den Kopf in den Händen und schluchzt.

Das kommt mir zu melodramatisch rüber. Warum muss sie stürzen und sich krümmen? Ein tränenersticktes »Nein« fände ich hier irgendwie passender.

„Ich war siebzehn. Naiv und dumm. Dachte, er liebt mich. Dann war ich schwanger und einen Tag, nachdem ich es ihm gestanden hatte, war er verschwunden.“

Dieses Geständnis kommt mir jetzt zu plötzlich. All die Jahre geschwiegen und dann fließt es aus ihr raus? Besonders in diesem Stadium der Beziehung, wo sich bereits eine Barriere aufgebaut zu haben scheint. Da hätte ich gedacht, dass sie sich mehr quält, ihm nach all den Jahren das zu gestehen.

„Schmeckt furchtbar“, sagt sie.
„Wie wohl alles, was man zu lange aufhebt“, antworte ich mit verzogenem Gesicht.
Ich nehme ihr das Glas ab, schütte das Zeug weg, kippe den Flascheninhalt hinterher und hole den Champagner, den wir letztes Jahr zum Hochzeitstag trinken wollten.
Der Korken knallt gegen die Küchenlampe, die den Schlag mit einem Abflug auf den Küchenboden quittiert. Ich sehe auf die Scherben, die abgesplitterte Ecke der Fliese.

Das finde ich unnötig. Zum einen ist das mit dem "Schnaps" ungewollt komisch (da dachte ich gleich, hau rein Alte) und das mit dem Champagner nach so einer Geschichte total unpassend. Also wenn mein Partner Champagner anschleppen würde, nachdem ich ihm von meinem toten Kind erzählt habe ... :xxlmad: Ich glaube übrigens, Whiskey wird auch nicht so schnell schlecht.

Abgesehen von diesen Punkten spricht mich die Geschichte aber durchaus an. Das alte Ehepaar, das in einer Endlife-Crisis steckt, sich nur noch anraunzt, mehr neben- als miteinander lebt und dann eine dramatische Geschichte, die sie wieder oder erstmals (?) zusammenführt. Ich frage mich ja schon, warum sie ihm das nie erzählt hat. Ich meine, man ist jung verliebt, hält die Beziehung für sein Schicksal, hat ein übertriebenes Vertrauen im Angebeteten ...
Auch das Ende finde ich schön. Ein nachträgliches Grab im eigenen Garten. Ich glaube so etwas braucht man, einen Ort der nur der geliebten, verstorbenen Person gewidmet ist, dann ist auch gleich, ob sie da wirklich liegt oder nicht.

Okay, das war es von mir. Im Augenblick wäre die Geschichte unter meinen drei Favoriten.


Liebe Grüße
Mae

 

Hallo liebe @Maedy,

toll, dass Du mir einen Kommentar dagelassen hast und das Fazit ziehst:

Im Augenblick wäre die Geschichte unter meinen drei Favoriten.

Das freut mich natürlich sehr.

Du sprichst ein paar Punkte an, auf die ich kurz eingehen möchte.

„Schau nicht so verkniffen. Du hast jetzt viel Zeit!“
Wie schaut man »verkniffen?« :drool:

Genau so wie der Smiley. Natürlich hast Du auf sprachlicher Ebene recht, dass man wohl schreiben müsste: "Mach nicht so ein verkniffenes Gesicht!" Aber ich nachdem Du die erste bist, die darüber stolpert, schiebe ich es auf meiner Überarbeitungsliste eher nach unten.

„Dein Schatzi kannst du dir bald sonst-wo-hin! Hör endlich auf, dich zu bemitleiden!“
Also davon merke ich bislang nichts. Sie meckert zwar rum, aber er macht auf mich ansonsten keinen bemitleidenswerten Eindruck.

Interessanter Punkt. Muss immer jede Aussage in einem Dialog schon aus dem vorher gesagten begründet sein? Vielleicht kommt das zu unmotiviert. Ich denke mal darüber nach.

Sandra stürzt bei dem Versuch, ihn aufzufangen und fällt auf einen alten Farbeimer. Blut tropft von ihrem Knie. Sie liegt gekrümmt vor mir, den Schnuller in der Hand, vergräbt den Kopf in den Händen und schluchzt.
Das kommt mir zu melodramatisch rüber. Warum muss sie stürzen und sich krümmen? Ein tränenersticktes »Nein« fände ich hier irgendwie passender.

Naja, wollte ein wenig Action haben. Ist vielleicht etwas, das ich noch ändere.

„Ich war siebzehn. Naiv und dumm. Dachte, er liebt mich. Dann war ich schwanger und einen Tag, nachdem ich es ihm gestanden hatte, war er verschwunden.“
Dieses Geständnis kommt mir jetzt zu plötzlich. All die Jahre geschwiegen und dann fließt es aus ihr raus? Besonders in diesem Stadium der Beziehung, wo sich bereits eine Barriere aufgebaut zu haben scheint. Da hätte ich gedacht, dass sie sich mehr quält, ihm nach all den Jahren das zu gestehen.

Ist das denn ein Geständnis? Der Punkt ist aber natürlich, dass sie jetzt plötzlich spricht. Aber sie hat ja auch strenggenommen keine Wahl, oder? Vielleicht lasse ich die beiden hier noch ein wenig streiten, aber irgendwie fühlt sich das für mich komisch an. Sie hat das so lange weggeschlossen. Plötzlich liegt in dieser Situation der Schnuller vor ihr, das Knie schmerzt und da brechen alle Dämme. Manchmal hat man so Momente im Leben. Vielleicht finde ich noch einen Weg, diesen Punkt nachvollziehbarer zu gestalten.

Das finde ich unnötig. Zum einen ist das mit dem "Schnaps" ungewollt komisch (da dachte ich gleich, hau rein Alte) und das mit dem Champagner nach so einer Geschichte total unpassend. Also wenn mein Partner Champagner anschleppen würde, nachdem ich ihm von meinem toten Kind erzählt habe ... :xxlmad: Ich glaube übrigens, Whiskey wird auch nicht so schnell schlecht.

Leider verändert auch offener Whisky recht schnell seinen Geschmack. Vielleicht ist das unpassend mit dem Schnaps, aber bei älteren Leuten sieht man so etwas öfters mal. Über den Champagner hat sich bisher noch keiner beschwert. Ich fand das ganz passend, dass es bei ihm Klick gemacht hat und er sich denkt, bevor der auch noch schlecht wird, trinken wir ihn jetzt.

Ich frage mich ja schon, warum sie ihm das nie erzählt hat. Ich meine, man ist jung verliebt, hält die Beziehung für sein Schicksal, hat ein übertriebenes Vertrauen im Angebeteten ...

Da ist die Meinung zweigeteilt. Sie war ja 17 und konnte nie drüber sprechen. Sie hat das Thema einfach weggepackt. So etwas erzählt mal nicht gleich. Ich denke aber trotzdem nach, wie ich an diesem Punkt noch ein wenig nachbessern kann.

Herzlichen Dank für Deinen einfühlsamen Kommentar, der mir wieder neue Nuancen aufgezeigt hat, an denen ich noch weiter werkeln kann.

Lieber Gruß
Geschichtenwerker

 

Liebe Wortkrieger, eine neue Version ist online, die in erster Linie versucht, den letzten Kommentaren gerecht zu werden.

Die Dialoge sind etwas überarbeitet, teilweise umgestellt und es geht nicht mehr so schnell, dass Sandra mit der Sprache herausrückt. Außerdem habe ich die "Lampenszene" gestrichen. Sandra möchte nun auch keinen Schnaps mehr.

Gruß
Geschichtenwerker

 

@Geschichtenwerker


:thumbsup::thumbsup::thumbsup:

Deine Geschichte hat sich eindeutig perfektioniert, denn sie war ja schon vorher gelungen, aber du weißt ja, dass die Wortkrieger überall noch was finden. :D

Also Dialoge kannst du! Respekt! Hab ich sehr gern gelesen, klang authentisch und ich finde, die Geschichte hat jetzt noch mehr Tiefe bekommen.
Ein paar Nebensächlichkeiten habe ich noch:

Seitdem auch noch Sven aus dem Haus ist, ist ihr Kuchen noch schlechter geworden.

auch noch vor Sven würde ich streichen

Das Stück muss ich wohl noch aufessen.

noch würde ich streichen

„Rosa ist zwei Tage nach der Geburt gestorben. Herzfehler“, krächzt Sandra nach einer Ewigkeit.

mich stört, dass sie krächzt, wie wäre es mit stockender Rede, zögerlichen Worten? Heiser ginge auch noch.

Es war ein Sonntag.
Dass es ein Sonntag ist, ist unwichtig, es ist halt ein gemeinsames Frühstück, ich muss nicht wissen, dass es an einem Sonntag stattfindet.


Lieben Gruß
lakita

 

Hallo @lakita,

das ging schnell! Jede Überarbeitung birgt ja das Risiko, dass es schlechter wird. Daher freue ich mich sehr, dass die Geschichte weiter besser wird:

Deine Geschichte hat sich eindeutig perfektioniert, denn sie war ja schon vorher gelungen, aber du weißt ja, dass die Wortkrieger überall noch was finden.

Und schön habe ich wieder etwas zum Nachdenken, was Wortkrieger zu dem macht, was es ist:

Seitdem auch noch Sven aus dem Haus ist, ist ihr Kuchen noch schlechter geworden.
auch noch vor Sven würde ich streichen

Das habe ich eingefügt, damit klar ist, dass Sven nach Tim geboren wurde und Sven jetzt auch ausgezogen ist. Wenn ich das streiche, verliere ich diese Information, aber vielleicht brauche ich die auch nicht. Ich denke darüber nach. Mir ist aber aufgefallen, dass es da einige "nochs" gibt in der Passage. Da muss ich wohl noch einmal ran.

Das Stück muss ich wohl noch aufessen.
noch würde ich streichen

Streichkandidat, kommt gleich raus.

Es war ein Sonntag.
Dass es ein Sonntag ist, ist unwichtig, es ist halt ein gemeinsames Frühstück, ich muss nicht wissen, dass es an einem Sonntag stattfindet.

Kommt auch gleich raus.

Tausenddank für das erneute Feedback. Und Du versüßt mir den Sonntagabend damit, dass die Überarbeitung in die richtige Richtung ging.

Lieber Gruß

Geschichtenwerker

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Geschichtenwerker,

die Geschichte hat mir gut gefallen.

Du zeigst anschaulich und lebensecht die Konflikte eines alten Paares. Die Dialoge wirken echt, die Sprache passt. Vielleicht kann man den Abschnitt etwas kürzen, zur Handlung trägt der erste Abschnitt ja (fast) nichts bei, er stellt "lediglich" Charaktere vor. Erst im Keller beginnt der eigentliche Konflikt.

„Mach(,) was du meinst.“

„Du bist nicht verletzt. Du lässt dich hängen.“
„Und du dich gehen.“

Das klingt ja nach einer schlagfertigen Antwort, ergibt aber keinen Sinn. Wo lässt sich die Frau denn gehen? Und was ist der relevante Unterschied zwischen hängen lassen und gehen lassen? Ich hätte hier mit einem Widerspruch der Frau gerechnet. Das Ende des Abschnitts suggeriert aber, als hätte er dieses Wortgefecht gewonnen.

Der Hals ist gebrochen, baumelt an zwei Saiten. Der Sunburst sieht aus, als ob die Sonne in einem Tümpel untergegangen ist.
„Die kann ich doch reparieren.“

Das ist ja alles aus Sicht des Mannes geschrieben. Die subjektive und fast schon polemische Zustandsbeschreibung der Gitarre deckt sich nicht mit der Aussage, man könne sie reparieren. Ich hätte hier etwa folgende Beschreibung erwartet: Der Hals ist zwar gebrochen, aber ... (eine positive Kleinigkeit finden)

Ich zucke bei der Erinnerung innerlich zusammen, wie sie mir die Leviten gelesen hatte, als ich einmal Tim alleine im Bettchen ließ, um auf die Toilette zu gehen.

Den Satz ist mir zu lang, der Sinn von hinten aufgerollt und daher schwer verständlich. Wenn man die Satzteile rückwärts liest, wird es verständlicher.

Der Sauger klappert in meinen Finger, die unkontrolliert in der Luft rumfuchteln.

Plural Fingern. Ich kann mir einen klappernden Schnuller in herumfuchtelnden Fingern nicht vorstellen. Schnuller klappern normalerweise nicht hörbar und wenn, dann ist es ein sehr leises, unauffälliges Geräusch. Meistens nimmt man den Schnuller aber am Henkel, dann kann nichts Klappern.

Aufgehoben für besondere Anlässe. Frage mich, welcher das sein soll. Ist nicht alles Besondere schon geschehen, ohne dass wir es bemerkt haben?

Die Idee der Überlegung finde ich großartig, aber die Formulierung hinkt. Plural "Anlässe" und Singular "welcher das" passen nicht zusammen.

Genau vor einem Jahr(,) wird mir bewusst.

Komma. Das wirkt auf mich zu gewollt. Von 365 Tagen ist ausgerechnet heute auch noch der Hochzeitstag, und das fällt dem ausgerechnet auch noch in diesem Moment ein ...

Die wollte auch, dass ich Rosa wegmache.

Ich glaube nicht, dass eine Mutter so etwas von sich aus sagen könnte. Das Wort wegmache ist vielleicht ein Zitat, aber dann würde ich es kennzeichnen.

„Ja, manchmal so sensibel wie ein in der Arktis eingefrorener Granitblock.“

Das kaufe ich leider nicht ab, das wirkt wie auswendig gelernt. Wenn schon, dann "wie ein Granitblock, der in der Arktis ..."

Dramatisches Thema, gerne gelesen.

Viele Grüße

Ephraim

 

Hallo @Geschichtenwerker,

mich hat das echt berührt.
Ich finde, du hast das gut aufgebaut, diese Anspannung in der Küche zwischen den beiden, das ist schön gemacht, wie aus vermeintlichen Kleinigkeiten plötzlich etwas viel Größeres wird. Wie anhand bestimmter Sticheleien und Kommentare deutlich wird, wie viel da eigentlich im Argen liegt.

Er, der sein Leben lang körperlich gearbeitet hat, nun nicht weiß, wohin mit sich und dennoch zu Hause nichts hinbekommt. Sie, die vor lauter Frust kein nettes Wort mehr herausbekommt. Das war schon sehr beklemmend, aber auch sehr echt, wie ich finde.

Kurz zwei sprachliche Sachen:
Am Anfang des Textes hat mich das hier gestört:

Sandra schaut kurz mit dieser hochgezogenen Braue herüber.
Ich glaube, ich weiß schon, was du damit sagen willst. Das ist eine typische Geste von ihr. Aber so besonders ist die Geste dann eben nicht, dass es ein "dieser" braucht, finde ich. Das klingt irgendwie seltsam. Ich fände "Sandra schaut kurz mit hochgezogener Braue herüber" stärker und klarer.

„Und Deine Mutter?“, frage ich.
„Die wollte auch, dass ich Rosa wegmache. Sie hat mir Vorwürfe gemacht. Du weißt, wie sie ist.“
„Ja, manchmal so sensibel wie ein in der Arktis eingefrorener Granitblock.“
Ich finde deine Dialoge in dem Text wirklich sehr gut. Aber das hier passt gar nicht. Das fällt total aus der Echtheit des Gesprächs heraus. Ich glaube nicht, dass jemand mit so einem ausgefeilten Vergleich antwortet im Rahmen eines so emotionalen Austauschs. Ich würde das komplett streichen oder ihn irgendwie reagieren lassen. Eine kleine Geste, die viel sagt. Aber dieser Satz hat mich hier voll rausgehauen aus der Dichte der Szene.

Ansonsten hat mir das echt gefallen. Beginnt wie eine Geschichte über eine Ehekrise und endet damit, dass beide wieder zusammenfinden, indem das Ganze mal ordentlich eskaliert und Wunden freilegt, die die beiden vielleicht sogar mit neuer Kraft zusammen bewältigen können. Zeigt mal wieder, wie wichtig es ist, mit seinem Partner zu sprechen, wie sehr das dabei helfen kann, den anderen zu verstehen.

Ein schöner Beitrag zur Challenge, habe ich gerne gelesen.

Liebe Grüße
RinaWu

 

Hey @Geschichtenwerker,

„Kann dir doch jetzt egal sein.“
Als ob mir das egal wäre. Mein ganzes Leben Diesel im Blut und dann das. Elektrifizierung. Ich schalte das Tablet ab.
Ja, ich bin sofort ganz bei deinem Protagonisten und seinem Gefühl "überflüssig" geworden zu sein.

Sandra schaut auf ihren Teller und dann an sich herunter: „Wann besorgen wir endlich das Laufband?“
Aber die Frau weiß gleich Abhilfe. So sind wir :D.

„Wozu? Kannst doch eh nur gehen. Machst dir sonst die Knie kaputt.“ Ich starre auf ihren Bauch, der aussieht wie damals, als sie mit Tim schwanger war.
Okay, ich nehme fünf der zuvor gegebenen Sympathiepunkte zurück.

Ich beiße rein und nehme schnell einen Schluck Kaffee. Viel Kaffee. Damit ist es erträglich. Seitdem auch noch Sven aus dem Haus ist, ist ihr Kuchen noch schlechter geworden.
Und noch drei.

„Sehe ich mir mal an.“
„Sagst jetzt schon seit einem Jahr.“
...
„Wolltest du dir auch ansehen.“
...
„Das mache ich selbst. Hab jetzt ja Zeit.“
...
Ich höre, wie sie mit dem Schreiner telefoniert.
„Was soll das?“, frage ich, als sie fertig ist.
Ich mag das! Das klingt so hübsch nach jahrelangem Alltag. Na ja, für die beiden eher weniger hübsch. Eher frustriert.

Ich will mit der Scheißküche nicht zum Mars fliegen!“
hehe

„Du bist nicht verletzt. Du lässt dich hängen.“
„Und du dich gehen.“
Autsch! Ja, sehr hübsche Szene. Gefällt mir.

Als Tim dann da war, hat sie ihn die ersten Tage keine Sekunde aus den Augen gelassen, hat nur geschlafen, wenn ich da war. Ich zucke bei der Erinnerung innerlich zusammen, wie sie mir die Leviten gelesen hatte, als ich einmal Tim alleine im Bettchen ließ, um auf die Toilette zu gehen. Ich war so damit beschäftigt Fotos zu schießen, dass ich ihre Sorgen gar nicht richtig wahrgenommen hatte.
Ein bisschen wundere ich mich schon, dass die Situation damals nicht schon die Wahrheit ans Tageslicht gebracht hat. Ich mein, dass muss mega stressig und absurd gewesen sein. Aber gut, wenn Frau nicht will, will sie nicht. Und wenn Mann nur an Fotos denkt ( vor Papafreude blind) ist das auch nicht hilfreich.

... raffe mich auf und hole den alten Macallan aus der Vitrine. Aufgehoben für besondere Anlässe. Frage mich, welcher das sein soll.
...
„Schmeckt furchtbar“, sagt sie.
„Wie wohl alles, was man zu lange aufhebt“, antworte ich mit verzogenem Gesicht.
Ich nehme ihr das Glas ab, schütte das Zeug weg, starre in den Abfluss,
Mag ich auch sehr. Kennt irgendwie auch jeder. Und ist eine hübsche Metapher für den Babykoffer.

„Ich war siebzehn. Naiv und dumm. Dachte, er liebt mich. Dann war ich schwanger mit Rosa und einen Tag, nachdem ich es ihm gestanden hatte, war er verschwunden.“
Ich nehme ihre Hand, die sie auf den Bauch gelegt hatte, und halte sie fest.
Schließlich öffnet Sandra den Koffer, ihre Finger fahren über den rosa Strampler. Eine Träne kullert über ihre feuchten Wangen.
Heftige Geschichte. Fragt man sich wirklich, wie sie die so lange bei sich behalten konnte. Warum sie ihm nie davon erzählt hat. Aber gut, sie wird ihre Gründe gehabt haben.

„Ich schwieg. Keiner hat es gemerkt. Rosa kam zur Welt und starb in der ersten Nacht.“
Sandra schaut mich an, bläst Luft durch die Nase: „Meine Eltern waren ja so froh darüber.“
Fragt man sich doch fast, ob sie wirklich wegen eines Herzfehlers gestorben ist. Und ob weite Sachen ausreichen, um den Bauch zu kaschieren? Ich frag mich das immer, wenn irgendwo wieder eine Frau in den Medien auftaucht, die ihre Schwangerschaft verbergen konnte, das Kind zu Hause zur Welt brachte und es dann im Hausmüll entsorgte.

„Meine Eltern haben sie anonym bestatten lassen. Du weißt schon, die Nachbarn. Und dann durfte ich nie mehr darüber sprechen.“
Aber irgendwann war sie doch keine 17 mehr. Irgendwann muss sie doch - Herr je!

„Jetzt kannst du sie jederzeit besuchen“, flüstere ich in ihr Ohr.
Und es gibt doch Dinge, die er dann gleich tut.

Ich habe die Geschichte gern gelesen. Großes Drama, was Du auffährst, ist mir dann auch fast ein bisschen zu kurz abgehandelt, aber das ist v.a. meinen Wünschen geschuldet, weil ich gern tiefer in das Thema getaucht wäre. Aber dein Schwerpunkt liegt halt auf dieser kaputten Ehe, der Krise, bzw. dem Ausweg aus dieser. So sei es denn :).

Vielen Dank für deine Geschichte!
Beste Grüße, Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Geschichtenwerker!

Deine Geschichte ist bereits ausführlich kommentiert worden und du hast sie auch bearbeitet. Sie lebt vom Dialog des (Ehe?)Paares, auf den du die Geschichte - so scheint es mir - mit jeder Bearbeitung mehr und mehr reduzierst. Ich halte das für eine sehr gute Idee. Ping-Pong-Spiel eines gealterten, mehr oder minder jetzt in Zeremoniell erstarrten Ehepaares, wie hier:

„Iss doch was von dem Kuchen. Der wird sonst trocken.“
Ich beiße rein und nehme schnell einen Schluck Kaffee. Viel Kaffee. Damit ist es erträglich. Seitdem auch noch Sven aus dem Haus ist, ist ihr Kuchen noch schlechter geworden.
„Der ist schon trocken“, murmele ich.
„Liegt am Herd. Der geht nicht mehr richtig.“

Im Grunde reden beide aneinander vorbei und doch miteinander und vielleicht ist das ein Merkmal - aus der ehepaarigen Routine keimen Konflikte über Jahrzehnte und entladen sich an diesen belanglosen Alltäglichkeiten. Plötzlich schmeckt der Kuchen zu süß oder zu trocken, plötzlich nervt das blinkende Lämpchen und dass das Kellerlicht nicht geht, ja, das stört nach zwölf Jahren ganz plötzlich ganz massiv. Man findet immer einen Grund für einen Vorwurf. Diese Beliebigkeit ist das, was deinen Dialog auszeichnet. Du bringst das gut 'rüber, vielleicht könnte man das noch weiter schärfen, den Dialog "zufälliger" wirken lassen, die Vorwurfe noch "atomistischer", "unabhängiger".

„Gut, dass du ein halbes Jahr lang die Kanten so schön im Keller gefräst hast“, sagt Sandra, während sie den Eisbeutel aus dem Gefrierfach holt.
Sie sieht den Fuß an: „Wir müssen endlich den Keller aufräumen.“

Die Stelle ist für mich eine sehr starke, denn sie betrachtet einen blutunterlaufenen Fuß in tiefviolett und dunkelrot und selbst da bringt Sandra Vorwurf und Wille hinein.

Der Keller ist der Vorhof zur Hölle. Halb Werkstatt, halb Schuttabladeplatz.

Vielleicht probierst du aus, die Geschichte noch stärker auf den Dialog zu reduzieren. Ironische Übertreibungen wirken auf mich zu effektheischend. "Vorhof zur Hölle", "halb, halb"

Sandra schaut mich an, bläst Luft durch die Nase: „Meine Eltern waren ja so froh darüber.“
„Furchtbar“, flüstere ich und starre auf mein leeres Glas.
„Sie hatte so eine süße, kleine dunkle Locke über der Stirn.“

Ja, das ist natürlich die Wende der hundertachtzig Grad in deiner Story, der Angelpunkt, ab dem der Leser geführt und zum Nachdenken gebracht werden soll. Mit ein paar wenigen Sätzen wirken all die Ehepaar-Konflikte bemerkenswert unwichtig.

Triumphbogen.

Ich erinnere mich an eine erste Version, in der der Eiffelturm und Pariser Großstraßen erwähnt wurden. Beim Lesen wollte ich dir noch eine andere Stadt einschlagen und als einzige fiel mir Stockholm ein, erst Kopenhagen, aber kleine Meerjungfrau...naja...überheftigkitschig par excellence.

*****

Lieber @Geschichtenwerker, mir hat deine Geschichte sehr gut gefallen. Ich kann mir sie aber eher in einem größeren Werk vorstellen und weniger als einzelne Kurzgeschichte. So richtig begründen kann ich das nicht, aber wahrscheinlich fehlt mir - sehr subjektiv - mehr Hintergrund, mehr Bild, mehr Setting, aber - deine Geschichte lebt ja gerade von der Reduktion und von dem erwähnten Ping-Pong der beiden. Deswegen mein Gefühl, sie müsse in einem größeren Zusammenhang eingebaut werden. Aber das nur als Tipp und Idee, mehr nicht :-)

Lg
kiroly

 

Hallo @Ephraim Escher,

wir hatten noch nicht das Vergnügen, weswegen ich mich ganz besonders über Deinen Besuch freue.

Deine aufgefundenen Flusen habe ich hoffentlich alle beseitigt und auch die sprachlichen Anmerkungen habe ich in Änderungen berücksichtigt.

Ich freue mich auch darüber, dass Dir die Geschichte gefallen hat.

Geschichtenwerker schrieb:


„Du bist nicht verletzt. Du lässt dich hängen.“
„Und du dich gehen.“
Das klingt ja nach einer schlagfertigen Antwort, ergibt aber keinen Sinn. Wo lässt sich die Frau denn gehen? Und was ist der relevante Unterschied zwischen hängen lassen und gehen lassen? Ich hätte hier mit einem Widerspruch der Frau gerechnet. Das Ende des Abschnitts suggeriert aber, als hätte er dieses Wortgefecht gewonnen.

Ich finde schon, dass es einen Unterschied gibt, zwischen sich hängen und gehen lassen. Er ist antriebslos, lässt sich hängen, das heißt nicht, dass er sich auch gehen lässt, im Sinne von keinen Wert mehr z. B. auf ein gepflegtes Äußeres legt. Die Gemeinheiten liegen also auf der nächsten Ebene. Sie wirft ihm unterschwellig vor, dass er nichts macht, sondern nur rumhängt, und er wirft ihr unterschwellig vor, dass sie zu dick geworden ist. Gewinner gibt es da keinen.

Das ist ja alles aus Sicht des Mannes geschrieben. Die subjektive und fast schon polemische Zustandsbeschreibung der Gitarre deckt sich nicht mit der Aussage, man könne sie reparieren. Ich hätte hier etwa folgende Beschreibung erwartet: Der Hals ist zwar gebrochen, aber ... (eine positive Kleinigkeit finden)

Naja, man kann das tatsächlich leimen oder einen neuen Hals einbauen. Wenn man handwerklich geschickt ist, bekommt man das schon (irgendwie) hin.

Es ist ja auch mehr ein Bild, dass er an alten Dingen und damit verbundenen Erinnerungen hängt, die er nicht loslassen kann und meint, sogar reparieren zu können.

Insofern möchte ich da keinen positiven Ausblick geben. Ich glaube auch nicht, dass er in der Situation lange über positive Aspekte nachdenkt. Das ist ja mehr ein reflexartiges Handeln.

Geschichtenwerker schrieb:


Ich zucke bei der Erinnerung innerlich zusammen, wie sie mir die Leviten gelesen hatte, als ich einmal Tim alleine im Bettchen ließ, um auf die Toilette zu gehen.
Den Satz ist mir zu lang, der Sinn von hinten aufgerollt und daher schwer verständlich. Wenn man die Satzteile rückwärts liest, wird es verständlicher.

Das verstehe ich, aber besser kann ich es gerade nicht. Da muss ich mal in einer ruhigen Minute drüber nachdenken. Wenn ich den Satz einfach umdrehe fehlt, mir diese Überleitung. Außerdem geht es mir selbst so, dass die emotionale vor der bildlichen Erinnerung kommt.

Geschichtenwerker schrieb:


Der Sauger klappert in meinen Finger, die unkontrolliert in der Luft rumfuchteln.
Plural Fingern. Ich kann mir einen klappernden Schnuller in herumfuchtelnden Fingern nicht vorstellen. Schnuller klappern normalerweise nicht hörbar und wenn, dann ist es ein sehr leises, unauffälliges Geräusch. Meistens nimmt man den Schnuller aber am Henkel, dann kann nichts Klappern.

Naja, also die Sauger, wenn man sie an dem Ring festhält klappern schon, vielleicht nicht laut. Der Satz lautet jetzt "Der Sauger klappert in meinen Fingern, der unkontrolliert in der Luft rumfuchtelnden Hand." Bin mir nicht sicher, ob mir das besser gefällt, ist aber ein klareres Bild.

Geschichtenwerker schrieb:


Genau vor einem Jahr(,) wird mir bewusst.
Komma. Das wirkt auf mich zu gewollt. Von 365 Tagen ist ausgerechnet heute auch noch der Hochzeitstag, und das fällt dem ausgerechnet auch noch in diesem Moment ein ...

Vielleicht ist das zu viel. Andererseits kommt es vor, dass Hochzeitstage vergessen werden. Du bist der einzige, dem das aufgestoßen ist, weswegen ich es mal so lasse.

Die wollte auch, dass ich Rosa wegmache.
Ich glaube nicht, dass eine Mutter so etwas von sich aus sagen könnte. Das Wort wegmache ist vielleicht ein Zitat, aber dann würde ich es kennzeichnen.

Das "wegmachen" ist jetzt kursiv. Für mich war klar, dass das die Worte der Mutter waren. Aber was für den Autor klar ist, ist für den Leser noch lange nicht klar, weswegen Dein Kommentar so hilfreich ist (auch an den anderen Stellen).

„Ja, manchmal so sensibel wie ein in der Arktis eingefrorener Granitblock.“
Das kaufe ich leider nicht ab, das wirkt wie auswendig gelernt. Wenn schon, dann "wie ein Granitblock, der in der Arktis ..."

Kill your darlings. Das ist jetzt raus. Da steckt zu viel Autor in diesem Satz.

Dramatisches Thema, gerne gelesen.

Ich danke Dir für das sehr genaue Lesen und Deine feine Kritik. Damit konnte ich die Geschichte weiter verfeinern.

Gruß
Geschichtenwerker


Liebe @RinaWu,

toll, dass Du bei mir reingesehen hast und dann mich gefühlt mit Lob überschüttest.

"Diese Augenbraue" habe ich mal in dem Text belassen. Ich sehe Deinen Punkt und wahrscheinlich hast Du recht, aber momentan gefällt mir das "mit dieser" noch besser. Das kann sich aber noch ändern. Manchmal braucht man eine gewisse Zeit, bis man das ähnlich sieht.

Der Granitblock ist auch raus. Da hast Du völlig recht, da steckte zu viel Autor in diesem Vergleich und zu wenig von der Figur (haben auch andere bemängelt).

Ansonsten hat mir das echt gefallen. Beginnt wie eine Geschichte über eine Ehekrise und endet damit, dass beide wieder zusammenfinden, indem das Ganze mal ordentlich eskaliert und Wunden freilegt, die die beiden vielleicht sogar mit neuer Kraft zusammen bewältigen können. Zeigt mal wieder, wie wichtig es ist, mit seinem Partner zu sprechen, wie sehr das dabei helfen kann, den anderen zu verstehen.

Ein schöner Beitrag zur Challenge, habe ich gerne gelesen.


Danke für das Feedback. Freut mich wirklich sehr.

Lieber Gruß

Geschichtenwerker


Hey liebe @Fliege,

über Deinen Besuch freue ich mich auch riesig.

Wenn ich das richtig verstehe, wunderst Du Dich zunächst, warum meine Protagonistin nicht früher damit rausgerückt ist, aber gegen Ende habe ich den Eindruck, dass Du das emotional nachvollziehen kannst. Wenn mir das gelungen ist, freue ich mich.

Fragt man sich doch fast, ob sie wirklich wegen eines Herzfehlers gestorben ist. Und ob weite Sachen ausreichen, um den Bauch zu kaschieren? Ich frag mich das immer, wenn irgendwo wieder eine Frau in den Medien auftaucht, die ihre Schwangerschaft verbergen konnte, das Kind

Ich hatte das auch mal überlegt, aber es war mir dann doch zu krass, dass das Kind ermordet wurde. Den Punkt mit dem Kaschieren der Schwangerschaft habe ich ein wenig ausgebaut, die Stelle heißt jetzt:

Der Bauch wurde anfangs mit weiten Sachen kaschiert. Später hatte ich die Grippe.

Damit wird das vielleicht noch glaubhafter, wobei bei jungen Frauen der Bauch ja oftmals nicht so groß wird und man eine (weitere) Gewichtszunahme als Grund angeben kann.

Ich habe die Geschichte gern gelesen. Großes Drama, was Du auffährst, ist mir dann auch fast ein bisschen zu kurz abgehandelt, aber das ist v.a. meinen Wünschen geschuldet, weil ich gern tiefer in das Thema getaucht wäre. Aber dein Schwerpunkt liegt halt auf dieser kaputten Ehe, der Krise, bzw. dem Ausweg aus dieser. So sei es denn :).

Immerhin würdest Du gerne mehr lesen, das ist ja schon mal besser, als wenn es heißt: Kürzen! :-)

Spaß beiseite: Ich weiß natürlich, was Du meinst. Irgendwie möchte ich aber die Geschichte auch nicht totschreiben. Ich hatte mal überlebt, einen Perspektivenwechsel zu Sandra einzubauen und dann in einer langen Rückblende die Schwangerschaftsgeschichte zu erzählen. Aber, ich glaube, das wäre dann zu viel.

Ich brüte mal auf diesem Punkt herum. Vielleicht habe ich eine Idee, wie ich das vertiefen kann, aber ich glaube, dass es keine gute Idee ist, das noch detaillierter im Dialog zu erzählen.

Vielen Dank liebe Fliege für Deinen Kommentar und liebe Grüße

Geschichtenwerker


Hallo @kiroly,

vielen Dank, dass Du vorbeigesehen hast. Ich glaube, wir hatten auch noch nicht das Vergnügen, und dann resümierst Du auch noch:

hat deine Geschichte sehr gut gefallen.

Und ein kleines "Aber" gibt es natürlich auch:

Diese Beliebigkeit ist das, was deinen Dialog auszeichnet. Du bringst das gut 'rüber, vielleicht könnte man das noch weiter schärfen, den Dialog "zufälliger" wirken lassen, die Vorwurfe noch "atomistischer", "unabhängiger".

Ich glaube, was Du meinst. Das ist aber nicht so einfach umzusetzen, denn dann wird das Verständnis noch schwieriger. Es gibt ein paar Kommentatoren, die Schwierigkeiten mit dem Anfang hatten, die verliere ich dann wahrscheinlich vollständig. Aber gut zu wissen, dass ich für Dich noch in die andere Richtung ziehen könnte.

Der Keller ist der Vorhof zur Hölle. Halb Werkstatt, halb Schuttabladeplatz.
Vielleicht probierst du aus, die Geschichte noch stärker auf den Dialog zu reduzieren. Ironische Übertreibungen wirken auf mich zu effektheischend. "Vorhof zur Hölle", "halb, halb"

Da muss ich echt nachdenken. Ich empfinde das als gar nicht zu übertrieben, aber das ist natürlich auch immer etwas sehr subjektives. Die erste Version war tatsächlich noch stärker auf den Dialog reduziert, was aber zu Verständnisschwierigkeiten bei manchen geführt hat. Ich muss darüber nachdenken, wie ich vielleicht wieder mehr reduzieren kann, ohne diese Verständnisschwierigkeiten wiederzubeleben.

Das ist kein einfacher Eingriff.

Triumphbogen.
Ich erinnere mich an eine erste Version, in der der Eiffelturm und Pariser Großstraßen erwähnt wurden. Beim Lesen wollte ich dir noch eine andere Stadt einschlagen und als einzige fiel mir Stockholm ein, erst Kopenhagen, aber kleine Meerjungfrau...naja...überheftigkitschig par excellence.

Ja, das mit dem Kitsch. Der Eiffelturm ist ja Geschichte und ich habe den Einwand verstanden, dass der einfach zu stark besetzt ist. Bei dem Triumphbogen hatte ich nicht unbedingt den Eindruck, da kam auch keine Kritik mehr. Man kann natürlich einfach Paris als "Kitschsymbol" ablehnen, aber das fände ich übertrieben. Ich benutze zwar den Triumphbogen als Symbol, aber habe ihn ja mit den Gefühlen meiner Protagonisten verknüpft. Das ist dann nach meinem Verständnis auch gar kein Kitsch mehr.

Jetzt kommt noch ein interessanter Punkt:

Ich kann mir sie aber eher in einem größeren Werk vorstellen und weniger als einzelne Kurzgeschichte. So richtig begründen kann ich das nicht, aber wahrscheinlich fehlt mir - sehr subjektiv - mehr Hintergrund, mehr Bild, mehr Setting, aber - deine Geschichte lebt ja gerade von der Reduktion und von dem erwähnten Ping-Pong der beiden. Deswegen mein Gefühl, sie müsse in einem größeren Zusammenhang eingebaut werden. Aber das nur als Tipp und Idee, mehr nicht :-)

Das ist mein Grundproblem aller Plots, die mir so einfallen und die ich als Kurzgeschichte verarbeite, dass nämlich oftmals noch viel mehr mitschwingt. Andererseits finde ich persönlich gerade solche Kurzgeschichten reizvoll, bei denen man das Gefühl hat, dass es doch noch mehr geben müsse und dass man gerne noch mehr erfahren würde und es ein wenig schade findet, dass man nicht weiterlesen kann.

Schlecht wäre es natürlich, wenn die Leerstellen zu Verständnisschwierigkeiten führen oder den Leser verärgern, aber bei Deinem Kommentar habe ich nicht das Gefühl, dass es in diese Richtung geht.

Herzlichen Dank für Deinen wertvollen Kommentar und beste Grüße

Geschichtenwerker

 

Ich brüte mal auf diesem Punkt herum. Vielleicht habe ich eine Idee, wie ich das vertiefen kann, aber ich glaube, dass es keine gute Idee ist, das noch detaillierter im Dialog zu erzählen.
Nein, ist sicher keine gute Idee. Da bin ich ganz bei Dir. Und Rückblende, weiß nicht, keine Ahnung, das Ding ist ja rund, nur bin ich auch so wahnsinnig fasziniert von solchen Geschichten, aber mein Problem ;).

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom