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Kopfkino

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04.10.2006
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Kopfkino

„In Liebe, deine Anni“, steht da. Ich flüstere die Worte noch einmal:
„…deine Anni…“. Meine Anni? Wenn du meine Anni gewesen wärst, würdest du nun neben mir sitzen.
Wie in Trance durchwühle ich deine Schubladen. Um irgendeinen Anhaltspunkt zu finden. Irgendein Zeichen. Eine Antwort auf das große Fragezeichen in meinem Kopf. Nichts. Die wenigen Sachen, die du bei mir gelassen hast, sind nur ein paar Kleider und ein Lippenstift. In der Kommode befinden sich nur wirre, einzelne Blätter. Alles ohne Bedeutung.
Ich lese den Brief noch einmal, doch in meinem Gehirn bleiben nur einzelne Sätze hängen.
„Frag nicht warum, frag auch nicht Wozu.“ „Es geht nun mal nicht anders. Verzeih mir bitte“. Deine Worte. Annis Worte. Meine Trauer wird immer mehr von Wut verdrängt. Das Warum klopft gegen mein Herz und das Fragezeichen wummert gegen meinen Verstand. War der Mistkerl das wert, Anni? Sag mir, ob er es wert war! Meine Fingernägel bohren sich in meine Handfläche. Über meine Lippen rinnen salzige Tränen. Tränen der Wut? Der Trauer? Ich weiß es nicht, Anni.
Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem du Jonas kennen gelernt hast. Jonas, der Mistkerl. Wir waren in der Stadt unterwegs. Es war ein schöner Tag. Die Sonne schien, es war ja Ende Juni. Wir saßen im Schatten der großen Eiche im Park, erinnerst du dich an sie?
Und da sahen wir Jonas. Er spielte mit seinen Freunden Fußball. Ich schlug vor, doch zu ihnen zu gehen, da wir uns beide etwas langweilten. So schlenderten wir betont lässig zu ihnen hinüber. Und dann ging alles ganz schnell. Ihr habt euch in einander verliebt, und 2 Monate später bist du aus unserer WG ausgezogen. Zu Jonas dem Mistkerl. Das war im August. Ich weiß nicht, ab wann du ihn auch Mistkerl genannt hast. Aber ich glaube du hast begriffen, dass er einer ist. Oder Anni? Sonst wärst du doch nicht gesprungen. Mittlerweile weiß die ganze Stadt, was er dir angetan hat. Du bist in allen Zeitungen, das wolltest du doch immer. Einmal berühmt sein und auf den Titelblättern der Zeitungen gedruckt sein. Vielleicht schaust du ja von einer Wolke herab und lächelst, während andere Leute von dir und Jonas lesen. Ich hoffe, dass du lächelst, Anni. Ich hoffe, dass du glücklich bist.

Ich zünde mit eine Zigarette an und schaue aus dem Fenster. Unten im Hof fegt eine Frau das gelbe, matschige Laub zusammen. Es ist November. Es nieselt. Trotz des miesen Wetters verrichtet die Frau weiter ihre Arbeit. Zwischen mir und ihr sind zehn Stockwerke. Mich durchzuckt ein Gedanken, derselbe, der dich durchzuckt hat, Anni. Ich überlege zu springen, Anni. Schau, was du mir angetan hast. Soweit bin ich nun schon. Ich gehe vom Fenster zurück und drücke die Kippe aus. Nein, ich springe nicht Anni. Ich will nicht wie du enden. Ich will nicht, das das Knacken meiner zerschellenden Knochen das letzte Geräusch ist, das ich in meinem Leben von mir gegebe habe.

 
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Hallo Federkind,

ich finde den Ansatz deiner KG nicht uninteressant, weil er das übliche Selbstmordthema mal anders angeht, deine Prot sich gedanklich mit dem Freitod der Freundin beschäftigt bis hin zu der bitteren Überlegung (das Kopfkino, nehme ich mal an), ihn für sich selbst zumindest sekundenlang in Betracht zu ziehen - um sich dann beherzt dagegen zu entscheiden. Das ist gut. Ich habe richtig aufgeatmet!

Leider wirkt gerade dein letzter Satz, der für deine Geschichte so verdammt wichtig ist, etwas ungelenk, den müsstest du unbedingt glätten und besser formulieren.

Ich meine auch, dass du bereits in deinem ersten Satz mit einer falschen Zeit einsteigst.

Ansonsten vermittelt der kurze Text Stimmung und Atmosphäre, auch wenn die Geschichte einer unglücklichen Liebe, die so ein trauriges Ende nimmt, nicht gerade vor Innovation strotzt. Da verschenkst du gute Möglichkeiten, könntest das intensiver und vielleicht mal etwas ungewöhnlicher beschreiben, so hat man das schon viel zu oft gelesen und es reißt einen wirklich nicht mehr vom Hocker.

Aber dein Blickwinkel ist okay, der hebt den Text meiner Meinung nach wohltuend aus der Masse der 08/15-Selbstmordgeschichten heraus.

Du müsstest aber noch einige Fehler bereinigen. Auch stimmen deine Zeiten nicht immer. Was Korrekturen von Texten betrifft, bin ich leider ein ziemlich fauler Hund, vielleicht macht das noch jemand.

Und zu guter Letzt wünsche ich die viel Spaß hier im Forum und begrüße dich herzlich - ich glaube, du bist hier noch nicht allzu lange!

Grüße von Rick

 

Erst einmal danke für deine Kritik :)

Leider wirkt gerade dein letzter Satz, der für deine Geschichte so verdammt wichtig ist, etwas ungelenk, den müsstest du unbedingt glätten und besser formulieren.
hmm...kannst du das etwas genauer definieren?Also wie meinst du das mit dem glätten? Das verstehe ich nämlich nicht so ganz :confused:

Ich meine auch, dass du bereits in deinem ersten Satz mit einer falschen Zeit einsteigst.
Du müsstest aber noch einige Fehler bereinigen
Habe versucht die Zeitlichen sowie die Rechtscheibfehler zu beheben, bin mir aber nicht ganz sicher ob ich nicht einige übersehen habe.

Gruß, das Federkind

 

Hallo Federkind,

Deine bedachte Weise zu schreiben lässt auf Potenzial schließen, denke ich. :thumbsup: Dafür mangelt es etwas an Details. Wer ist Anni, wie kann man sie sich vorstellen? Und warum ist Jonas ein Scheißkerl? Das muss gar nicht lang und breit erklärt werden, aber ohne jede Erklärung kann sich der Leser nicht mit den Charakteren identifizieren.
Interessant fand ich den "Spring-ich-jetzt-auch?"-Ansatz, denn tatsächlich erhöht sich bei den nächsten Angehörigen von Leuten, die den Freitod wählen, die Wahrscheinlichkeit für den eigenen Freitod. :(

Hier noch zum Stil:

Kommafehler

  • Die wenigen Sachen, die
  • War der Mistkerl das wert, Anni?
  • Sag mir, ob er es wert war!
  • Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem du
  • Ich schlug vor, doch zu ihnen zu gehen
  • Mittlerweile weiß die ganze Stadt, was er dir angetan hat
  • Ich hoffe, dass du lächelst
  • Ich hoffe, dass du glücklich bist
  • derselbe, der dich durchzuckt hat
  • Schau, was du mir angetan hast.

sonstige Fehler
  • Es war ein schöner Tag, einer von diesen Tagen an die man schon nach dem Aufwachen vergessen hat => Auch in korrigierter Form macht der Satz nicht viel Sinn, als Übertreibung ist das Vergessen nach dem Aufstehen etwas drastisch.
  • Und da sahen wir Jonas. => Ich empfehle einen Absatz vor dem Satz.
  • du hast begriffen, das er einer ist => du hast begriffen, dass er einer ist
  • während andren Leute von dir => während andere Leute von dir
  • vom Fenster zurück, und drücke => ohne Komma
  • Ich will nicht das das Knacken => Ich will nicht, dass das Knacken

allgemein
  • Direkte Rede sollte möglichst in einer neuen Zeile beginnen, der Übersicht halber.
  • Die alte Regel "Zahlen bis zwölf ausschreiben" existiert zwar schon lange nicht mehr, aber viele finden es besser so.

 

Ja hallo zusammen^^:

Also ich finde deine Geschichte gut. Weil du das Thema gut angehst.
Die Stelle hier ist die Beste:

Deine Worte. Annis Worte.

Allerdings wirds ab hier nicht mehr so interessant:
Ich erinnere mich noch genau an den Tag

Aber dann später sieht man den Sinn, dass der Jonas die Anni ja verlassen hat. Ich finde es trotzdem viel zu viel dazwischen Gelaber. Und dann ging es ganz schnell mit dem Verlieben. Das kann ich gar nicht nachvollziehen. Auf einmal so, wenn der Protagonist und Anni doch zusammen waren...also dann muss ja echt gar nichts mehr gewesen sein...also für mich nicht nachvollziehbar, für andere wahrscheinlich viel eher...

Nach dem Absatz gehts dann wieder. Also wirds wieder gut...

Allerdings finde ich auch, dass man wenigstens einen Ansatzpunkt dafür haben sollte, was Jonas gemacht hat, auch wie lange/intensiv das zwischen denen ging und so. Aber was von Anni zu wissen finde ich nicht so wichtig. Vielleicht ganz versteckt kleine Charaktereigenschaften oder Angewohnheiten, aber nicht jetzt wie sie aussah oder ausschlaggebende Merkmale...

Gut, meine bescheidene Meinung neigt sich dem Ende...

 

Hallo Federkind,

dein kurzer, ich will mal sagen "Abriss" hat mir sehr gefallen. Allerdings stimme ich mit meinen "Vorkritikern" überein, ich finde auch, dass es etwas wenig ist. Ich denke, wenn du dich nochmal ransetzt... Aber ich finde deinen Stil gut. Mach weiter!

Judith

 

Hallo Federkind,

viel kann ich nicht mehr anfügen.

Meine Vorschreiber haben dir viele Tipps gegeben, die mir auch aufgefallen sind.

Die Geschichte hat mir gefallen. Interessanter Ansatz.

Ich freue mich auf weitere Geschichten von dir.

Agimar

 

Hallo zusammen! :)

Ich habe jetzt erst einmal die ganzen Fehler die HienTau gefunden hat verbessert. Danke dafür :thumbsup:

Leider habe ich irgendwie immer das Problem das meine Geschichten zu undeatiert sind :(. Aber wenn ich sie dann bearbeiten will, fällt mir nie ein welche Szenen ich besser beschreiben könnte. Ich habe leider im Moment sehr wenig Zeit, werde mich aber in der nächsten Woche noch einmal damit beschäftigen, und ich hoffe das die Geschichte dann besser ist ;)

@Nachtregen
Eigentlich hatte ich, als ich die Geschichte geschrieben habe, eher den Gedanken im Hinterkopf das Jonas Anni misshandelt hat, und nicht das Jonas sich von Anni getrennt hat. Daher waren sie zum Zeitpunkt von Annis Tot theoretisch gesehen noch zusammen.

Also nochmal Danke für eure netten Kritiken, freu mich da immer ziemlich dolle drüber :D

das Federkind

 

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