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Krankenhaus 2.0

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24.08.2009
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Krankenhaus 2.0

Nach einer etwas aus dem Ruder gelaufenen OP versorgte man mich zunächst 4 Tage lang auf einer Intensivstation. Danach verlegte man mich auf die Normalstation, wo ich vor Freude über das Leben folgendes Tagebuch verfassen konnte. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass ich in keiner dieser Nächte mehr als anderthalb Stunden Schlaf hatte.

Montag, 19.00 Uhr:

Es kommt eine frisch Operierte aufs Zimmer. Es wird ihr dann erstmal erklärt, dass sie die Schmerzmedikation eigenverantwortlich vorzunehmen hat. Dafür wird ihr ein Chip auf den Daumen gedrückt und ein Gerät hingestellt, welches alle 20 Minuten eine Tablette freigibt. Dann wird ihr ausführlich erklärt, wie das geht. Also ich war wach und habe es nicht verstanden. Dann wird sie gefragt, ob sie zur Toilette möchte. Sie hatte eine Nieren-OP und ist nun völlig verwirrt., denn eigentlich sollte sie einen Katheter haben.

„Achso“, singt die Schwester, „ja, dann..“.

„Und ist da jetzt ein Katheter?“, fragt die Patientin.

Dieser hängt ganz unübersehbar am Bett, dennoch geht die Schwester sicherheitshalber einmal um die Schlafstätte herum mit den Worten:

„Ach, da muss ich mal schauen, ja, der Katheter ist noch da, dann brauchen wir auch nicht mehr aufstehen, eigentlich machen wir das immer sofort, aber heute ist es ja auch schon spät.“

Ich fange an, mich zu freuen, dass ich nach meiner OP auf der Intensivstation gelandet bin und schau mir jetzt erstmal eine Serie auf meinem Tablet an - irre diese modernen Zeiten -, 12 Stunden bis zur Visite.

Dienstag, 2 Uhr früh:

Die Nacht nimmt kein Ende. Die Zimmerbelegung läuft unter der Genfer Konvention als Folter. Vor dem Fenster 25 KBM Steine zum weiteren Ausbau des Gesundheitstempels sorgen tagsüber zuverlässig für Verdunkelung und Bohrhämmer für Baulärm, so dass keine Falten durch unnötiges Wegnicken entstehen. Auch die Aussicht auf ein Baugerüst inklusive Bitumenbrenner zeugen von der durchdachten Taktik, dem Patienten den Schritt nach Hause zu erleichtern.

Meine Zimmernachbarin, ich erwähnte es sicher schon beiläufig, ist frisch operiert hier zur Abendessenszeit eingetroffen. Umgehend versank sie nach Einnahme einer Portion Schmerzmittel in unruhigen Schlaf. Kurz darauf vertreibt sie zu unser aller Schutz Bären und allerlei anderes Getier mit ihrem immerhin rhythmischen Schnarchen.

Ich bin da gar nicht besser, bei so einer OP wird man ja ballongleich aufgepumpt und in meinem Fall kamen noch ca. 12 Liter Flüssigkeit dazu, um den Kreislauf aufrecht zu erhalten. Das alles will und muss auch wieder raus. Demzufolge stürze ich alle halbe Stunde auf die Toilette und donnere dort eine nach Rosen duftende Granate in die Schüssel, die meine Oma in den Luftschutzkeller getrieben hätte. Das mit der Privatsphäre ist halt so ein Ding, ich höre bei geschlossener Zimmertüre die Gespräche auf dem Flur und dabei hab ein Loch im Trommelfell. Ich gehe also davon aus, dass nicht nur meine Zimmergenossin live dabei und mittendrin ist. So kann man in dieser Nacht in Eberbach einerseits sicher vor wilden Tieren sein, andererseits fragt man sich, ob der Russe kommt. Ob diese Frage aber heute Nacht noch geklärt wird, werde ich später berichten. 4,5 Stunden bis zur Visite.

Dienstag 4.48 Uhr:

Die Nachtschwester hüpft mit dem Worten,

"ich muss mal schnell Ihre Drainage wechseln. Und möchten Sie vielleicht eine Kanne Tee?", fröhlich ins Zimmer.

Ich glaube ihr Arbeitstag geht bald zu Ende und sie möchte nochmal volles Engagement in die Waagschale werfen. Versteht mich bitte nicht falsch, der Job der Schwestern hier ist wirklich wichtig, unterbezahlt und anstrengend aber the fucking hell, es ist 4.48 Uhr in der Früh!!! Da muss man echt Drainagen wechseln, Tee kochen, durch die Gegend hüpfen und fragen, ob ich noch eine Kanne davon brauche? Und wenn, also falls, der unglaubliche Moment eintreten sollte, dass ich vielleicht doch um die Uhrzeit eine Kanne Tee bräuchte, dann hätte ich eine Klingel.

„ICH BRAUCHE AM MEISTEN SCHLAF, DEN BEKOMME ICH AM BESTEN, WENN ICH NACH DEM EINGESCHLAFEN SEIN UM 3.45 UHR IN RUHE GELASSEN WERDE.“

Ich denke, sowas ähnliches habe ich gebrüllt als ich sie, nachdem sie mir eine Ampulle in den Hals geschoben hat (davon bekomme ich 3 am Tag, da ist 4.58 Uhr sicher unabdingbar) an den Haaren zum nahegelegenen Kirchturm schliff und ihr mit der Nagelschere die Eingeweide rausschnitt. Ihre Reste hab ich an die Bären verfüttert, die ängstlich hinter dem Altar zusammengekauert saßen. Vielleicht geht jetzt etwas Schlaf. 2 Stunden bis zur Visite.

Dienstag, 6.15 Uhr:

Die Nacht ist wieder für den Arsch. Inzwischen habe ich ein physikalisches Phänomen erforscht. In den Gängen im Krankenhaus herrscht Unterdruck wegen der Luftabsaugung. Das soll ja gut gegen Keime sein. Ich nehme mal an, das Gebäude hatte seine besten Tage in den 70ern und wurde nun im Zuge der erforderlich gewordenen Erneuerung mit dieser phantastischen Anlage ausgestattet. Jedes Mal, wenn jetzt vorne im Gang jemand die Tür ins Schloss fallen lässt, schnappen alle Türen im Gang gleichzeitig tiefer ins Schloss. Das lässt bei 35 Zimmertüren, die gleichzeitig ins Schloss fallen, die Wände wackeln. Vielleicht bekomme ich bis 7 Uhr noch ein Diplom in Statik, dann kann ich Euch sagen, wie lange das Gebäude das noch mitmachen wird, wenn im Schnitt alle 3 Minuten einmal die Türe zugeht. 45 Minuten bis zur Visite.

Dienstag, 7.20 Uhr:

So, erledigt, der Arzt lässt mich laufen, da sich die Schwestern ihrerseits die gespiegelte, unehrliche Freundlichkeit meinerseits nicht mehr länger bieten lassen möchten. Das stünde so nicht im Arbeitsvertrag. Man hätte als Patient auf jeden Fall, dankbar und demütig zu sein, Freundlichkeit, und die auch noch aufgesetzt, sei unzumutbar. Auch morgens bereits mit Kultur der 60 er Jahre beschallt zu werden wäre so nicht abgemacht und verführe die Damen zu militärischen Attitüden, davon wolle man doch weg. Ich hatte mir erlaubt aus dem Dschungelbuch die Frühpatroullie abzuspielen, als die Tagschwester ins Zimmer kam. Die Frühpatroullie angeführt von Colonell Hati stampft allerdings nicht quietschend durch den Urwald. Dies aber ist ein Detail, welches ich zu übersehen gedenke.

Die Tentakel, die seit 5 Tagen an meinen Armen, der Hüfte und dem Hals hingen, hat man entfernt. Ich hab ein paar Löcher mehr im Körper und ein paar mehr Anekdoten für meine Enkel. Wer aber denkt, er käme einfach so aus dem Gesundheitstempel, der täuscht sich.

Dienstag 11 Uhr:

Es müssen Briefe geschrieben, Dokumentationen verfasst und Historien gepflegt werden. 4 Stunden sind aber natürlich für das Schreiben eines Arztbriefes einfach nicht genug Zeit. Da man 5 Tage meine Körperfunktion händisch von einem sündteuren Gerät mit bunten Kugelschreibern in lustige Listen eingetragen hat, nehme ich an, Arztbriefe werden hier noch mit kleinen Keilen in Tontafeln geritzt, das dauert schon mal seine Zeit. Also packe ich meine Sachen, gehe zu den Pfleger*innen und verkünde meinen Abgang.

„Aber der Brief ist noch nicht fertig“ keucht die Stationsschwester panisch.

"Das ist jetzt gerade gar nicht mein Problem“ gebe ich freundlich, aber bestimmt zurück.

Ratlosigkeit breitet sich aus. Ich lächle.

„Kennen Sie schon diese modernen Kommunikationsmittel, die man im 19. Jahrhundert erfunden hat?“, frage ich.

Schweigen in der Runde.

„Sie könnten den Brief mit der Post schicken“, ergänze ich nach einer Pause.

„Wir haben ein Fax-Gerät“, ruft die Azubine.

„Super“, sage ich, „Das ist doch mal ein lösungsorientierter Ansatz. Dann faxen Sie den Brief, wenn er fertig ist, und ich geh jetzt nach Hause.“

Die Stationsschwester trägt mir die Tasche ans Auto.

Jetzt geh ich ins Bett. Weckt mich nicht vor Freitag, sonst hab ich die nächste Nachtschwester, die mir über den Weg läuft, doch noch auf dem Gewissen.

 

Hallo @Gunivee,

ich finde die Idee eines Tagebuchs im Krankenhaus eine gute Idee. Du hast auf jeden Fall Humor und einige der Formulierungen sind wirklich witzig. Allerdings sind manche der Sätze auch etwas sperrig geraten und teilweise fehlen auch Kommas (ebenfalls meine große Schwäche daher wenig Hilfe von meiner Seite an dieser Stelle).
Ich habe ein paar Stellen (nicht alle) markiert, die du dir ja vielleicht nochmal anschauen könntest. Ich glaube, wenn du nochmal über den Text gehst und die Formulierungen änderst, könnte das insgesamt ein humorvoller Text werden. Was mir dann aber doch noch grundsätzlich aufgefallen ist, ist der Protagonist. Zu Beginn fand ich sein Verhalten ja noch einigermaßen lustig, aber er wird im Laufe des Textes meiner Meinung nach doch sehr unsympathisch. Ich weiß nicht, ob das so gewollt war, aber wenn ja, dann fehlt hier irgendwie die augenzwinkernde Distanz. Gerade der Schluss war für mich, was das Verhalten des Hauptcharakters angeht, zu unsympathisch und zu wenig lustig.


Hier ein paar Anmerkungen:

1,5 Stunden Schlaf
würde ich als anderthalb Stunden Schlaf ausformulieren.

Dafür wird ihr ein Chip auf den Daumen gedrückt und ein Gerät hingestellt, welches alle 20 Minuten eine Tablette freigibt, dann wird ihr ausführlich erklärt, wie das geh.
Würde zwei Sätze daraus machen. (...) welches alle 20 Minuten eine Tablette freigibt. Anschließend wird ihr ausführlich erklärt, wie das geht.

Dann wird sie gefragt, ob sie zur Toilette möchte, sie hatte eine Nieren-OP und ist nun völlig verwirrt, eigentlich sollte sie einen Katheter haben.
Auch diesen Satz würde ich umformulieren und besser in mehrere Sätze unterteilen.
Dann wird sie gefragt, ob sie zur Toilette möchte. Sie hatte eine Nieren-OP und ist nun völlig
verwirrt, denn eigentlich sollte sie einen Katheter haben.

ganz öffentlich
Das klingt komisch. Würde eine andere Formulierung wählen. Zum Beispiel: offen oder schwer zu übersehen

Und die Nacht nimmt kein Ende.
Besser: Die Nacht nimmt kein Ende

Auch die Aussicht auf ein Baugerüst inklusive Bitumenbrenner zeugen von der durchdachten Taktik, dem Patienten den Schritt nach Hause leicht zu machen.
Finde ich schon witzig aber auch ein wenig sperrig. Vielleicht: zu erleichtern

Umgehend versank sie nach Einnahme ein Portion Schmerzmittel in unruhigen Schlaf und sie vertreibt zu unser aller Schutz Bären und allerlei anderes Getier mit ihrem immerhin rhythmischen Schnarchen.
einer Portion Schmerzmittel wenn ich mich nicht täusche? Außerdem fehlen hier ein paar Kommas. Du könntest dir auch hier überlegen, den Satz in zwei Sätze zu unterteilen.

So kann man im dieser Nacht in Eberbach einerseits sicher vor wilden Tieren sein, andererseits fragt man sich, ob der Russe kommt. Ob diese Frage aber heute Nacht noch geklärt wird, werde ich später berichten. 4,5 Stunden bis zur Visite.
in dieser Nacht einerseits vor wilden Tieren sicher sein, andererseits fragt man sich, ob der Russe kommt.
Ich finde die Formulierung mit ob der Russe kommt ja grundsätzlich fraglich, aber das ist vermutlich Geschmackssache.

es ist 4.48 Uhr in der Früh!!!
Ich würde nur ein ! verwenden. Ansonsten wirkt das meiner Meinung nach schnell billig.

Ich denke, sowas ähnliches habe ich gebrüllt als ich sie. nachdem sie mir eine Ampulle in den Hals geschoben hat (davon bekomme ich 3 am Tag, da ist 4.58 Uhr sicher unabdingbar) an den Haaren zum nahegelegenen Kirchturm schliff und ihr mit der Nagelschere die Eingeweide rausschnitt
sowas ähnliches habe ich gebrüllt,


Inzwischen habe ich ein physikalische Phänomen erforscht.
physikalisches

So, erledigt, der Arzt lässt mich laufen, da die sich Schwestern ihrerseits sich die gespiegelte, unehrliche Freundlichkeit meinerseits nicht mehr länger bieten lassen möchten.
Auch dieser Satz hakt ein wenig, wie ich finde.
Vorschlag: So erledigt. Der Arzt lässt mich laufen, da sich die Schwestern ihrerseits die gespiegelte, unehrliche Freundlichkeit meinerseits nicht mehr länger bieten lassen möchten.


Habe hiernach mal mit Verbesserungsvorschlägen aufgehört. Ich denke, dein Text verträgt noch ein wenig Überarbeitung. Grundsätzlich denke ich aber, dass du daraus etwas Witziges machen könntest, falls du an den Formulierungen arbeitest und ggf. auch den Hauptcharakter noch ein wenig aus bzw. umbaust. Sind aber wie gesagt nur meine subjektive Empfindung. Vielleicht gefällt dir der Charakter so ja auch und dann ist das natürlich völlig in Ordnung.

Viele Grüße,
Habentus

 

Hallo Habentus,

vielen Dank für Deine Tipps. Deine Änderungen hab ich schon mal umgesetzt und werde nochmal über den Text gehen.

 

Hallo @Gunivee,

Satire ist eine Überspitzung der Realität. Thema Krankenhaus, Fallpauschalen. Dass sie dich immer schneller nach Hause schicken, weil sie operieren, operieren, operieren müssen, um an ihre Kohle zu kommen. Wenn der Chirurg dich noch auf dem Tisch mit einer Backpfeife weckt, weil er fertig ist und du jetzt jetzt Platz machen sollst für den nächsten, und sie dir im nächsten Schritt das steril abgepackte Besteck gleich nach Hause schicken, mit einem YouTube-Link, "How to ... Gallensteine", das ist Satire. Du hast ja hier eher das, was mein Vorredner ein Tagebuch nennt, mit humorvollen Formulierungen. Insofern passt Humor, und Alltag würde passen, aber nicht Satire.

an den Haaren zum nahegelegenen Kirchturm schliff und ihr mit der Nagelschere die Eingeweide rausschnitt. Ihre Reste hab ich an die Bären verfüttert, die ängstlich hinter dem Altar zusammengekauert saßen.
Das ist eher absurd als satirisch und es liest sich wie etwas, das er wütend in sich hineingrummelt.

Was auf jeden Fall gar nicht passt, ist Horror. Du meinst das umgangssprachliche "Im Krankenhaus musste ich immer um vier Uhr aufstehen, das war der Horror." Das hat aber nichts mit dem Genre zu tun, und darum geht's an dieser Stelle hier im Forum. Da weckst du völlig falsche Erwartungen.

Viele Grüße
JC

 

Hoppela, vo fünf MInuten hat @Proof seinen KOmm eingestellt, da kann - muss natürlich nicht - sich einiges überschneiden - sicherlich nicht mein Eingangszitat von Tucho

»Meine Frau wünscht einen Wiener Schnitzer;
ich habe Zitronenschleim gewählt.«

aus: Kaspar Hauser (K. Tucholsky): »Deutsch
für Amerikaner. Ein Sprachführer«​

Nun, nachdem dem Personal im Gesundheitsunwesen dokumentarische Pflichten auferlegt sind (die etwa eine schreibkundige Hilfs- oder gar Schreibkraft erledigen könnte) ist es nicht verwunderlich, dass nun auch der eine oder die andere Patient/in gewissenhaft selber Buch führt,

liebe Gunivee,

und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!,

aber vom Stuhl gerissen hat mich Dein Tagebuch leider nicht, denn man gewinnt eher den Eindruck, dass nicht das knappbemessene Personal, sondern der Patient unter Druck stünde – was tendentiell sicherlich vorkommen mag, denn als der gute alte Pflegetag im vorigen Jahrtausend noch Bemessungsgrundlage der Rechnungsschreibung war, wurde der eine oder andere Tag über die Zeit der notwendigen Beobachtung hinaus angehängt und man ließ es ruhig angehen und den Genesenen noch den einen oder andern Ruhetag zu gönnen, aber keineswegs zu schenken. Heute bestimmt der Diagnoseschlüssel unddie Kostenrechnung, nicht mehr die Zeit des Krankenhausaufenthaltes den Preis und die eine oder andere Diagnose (Hüftoperationen, Stichwort: Gelenke) wird ihres Preises wegen empfohlen oder auch schon mal ohne Gegenleistung berechnet.

Eine Krankenhausrechnung zu prüfen kann somit nicht das Schlechteste nach einer Behandlung sein. Und so ganz nebenbei: Wenn denn ein Aufenthalt zur Qual wird, kann der/die Gequälte sich durchaus beschweren – insofern ist das Personal das falsche Objekt der Belustigung, obwohl es durchaus Schwester Rabiata und Dr. Eisenbart gibt. Im St. Jupp, der Heilanstalt, in der ich 20 Jahre tätig war, beklagte sich vor wenigen Monaten ein Krankenhausdirektor (!) über miserable Finanzen, dass die Krankenkassen tatsächlich Rechnungen prüften. Und der meinte es bitter ernst und er wurde dann auch gegangen ...

@Habentus hat nun einiges schon aufgelistet- wie etwa die „

anderthalb Stunden Schlaf,

tatsächlich hat sich in der Literatur durchgesetzt, Zahlen auszuschreiben.

Grundsätzlich kann man jede Zahl ausschreiben, was ab 13 langweilt. Ab da sind Zahlen zusammengesetzt und eine Mrd. 777 Mio. 777 Tsd. 777 auszuschreiben erhöht das Fehlerrisiko enorm und frisst nur Platz.

Aber auch unter zwölf gibt’s Ausnahmen wie hier

Krankenhaus 2.0
würd ich auch so sehen und beibehalten (wie auch bei Uhrzeiten oder auch sportliche Ergebnissen u. s. w.)

Die erste Änderung – um nur ein Beispiel zu nehmen – wäre hier

Nach einer etwas aus dem Ruder gelaufenen OP versorgte man mich zunächst 4 Tage lang auf einer Intensivstation.
besser „vier Tage lang“

Kurios genug, wir bleiben erst mal bei Varianten über Zahlen/Zahlworten

Es wird ihr dann erstmal erklärt, dass sie die Schmerzmedikation eigenverantwortlich vorzunehmen hat.
„erst mal“ auseinander, weil es eigentlich ein verkürztes „erst einmal“ ist

„Achso“, singt die Schwester, „ja, dann..“.
Was bedeuten die zwo Punkt vorm auslaufenden Gänsefüßchen? Sollten sie Auslassungspunkte symbolisierten, wären es drei und die wären nicht direkt am vorhergehenden Wort.
Der letzte Punkt jenseits der auslaufenden Anführungszeichen kann, oder genauer: muss weg. Das Abschlusszeichen der wörtl. Rede sreht vor den Gänsefüßchen bereits – entwede mit den Auslassungspunkten (da muss der Literat nur bis drei Zählen können) oder einsam ohne zusätzlichen Punkt
Vor dem Fenster 25 KBM Steine zum weiteren Ausbau des Gesundheitstempels …
cbm, Fachsprache nur noch: m³, wie in der Mathematik

Das mit der Privatsphäre ist halt so ein Ding, ich höre bei geschlossener Zimmertüre die Gespräche auf dem Flur und dabei hab ein Loch im Trommelfell.
Da haben wir ja fast was gemeinsam: Ich empfinde mein taubes Ohr als angenehm – a) nicht alles mithören zu müssen und b) so tun als ob … Du verstehst? Jeder Nachteil kann zum Vorteil genutzt werden

Ich glaubeKOMMA ihr Arbeitstag geht bald zu Ende und sie möchte nochmal volles Engagement in die Waagschale werfen.
Wie vorhin schon bei einer anderen Kombination – „noch mal“ auseinander, weil ein verkürztes „noch einmal“

Der Satz

Ich denke, sowas ähnliches habe ich gebrülltKOMMA als ich sie, nachdem sie mir eine Ampulle in den Hals geschoben hat (davon bekomme ich 3 am Tag, da ist 4.58 Uhr sicher unabdingbar) an den Haaren zum nahegelegenen Kirchturm schliff und ihr mit der Nagelschere die Eingeweide rausschnitt. Ihre Reste hab ich an die Bären verfüttert, die ängstlich hinter dem Altar zusammengekauert saßen.
hat es n sich, wobei Komma und Ziffern sich selbst erklären sollten, aber das mit den „an den Haaren schleifen“ hat nichts mit der zu schleifenden Schere zu tun, ist jenes ein starkes Verb (die Schere wird geschliffen), so jenes ein schwaches ( an den Haaren zum nahegelegenen Kirchturm schleifte)

„Aber der Brief ist noch nicht fertig“KOMMA keucht die Stationsschwester panisch.

Zum Abschluss übrigens: Mein schönster Satz von Dir hier:
Die Zimmerbelegung läuft unter der Genfer Konvention als Folter.

Gern gelesen, operiert und berichtet vom

Friedel,
der noch einen schönes Adventswochenende wünscht!

 

sicherlich nicht mein Eingangszitat von Tucho
Das hatte ich auch erst, schien mir dann aber zu naheliegend.

 

Das hatte ich auch erst, schien mir dann aber zu naheliegend.

Ich zitier auch gerne aus der gehleichen Sammlung "Fräulein, werfen Sie Ihr KInd weg. Ich mach Ihnen ein neues ...",
jetzt so aus'm Gedächtnis zitiert und weil ich so jede junge Mutter angehe ...

Auch Dir, @Proof, ein schönes Wochenende, wie immer Du "schön" definierst.

Friedel

 

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