Aloha!
Das ist natürlich ein interessantes Thema … Die Problematik des Kommentars ist m.E. aber sicher vielschichtiger, als es auf den ersten Blick scheint.
Da ist erst ein Mal die Struktur und Zusammensetzung dieses Forums, die es so eben nicht ein zweites Mal gibt. Daher gehen die Mitglieder anderer Foren sicher ganz anders an die Sache heran und mit den Geschichten und Schreiberinnen und Schreibern um. Ein Kommentar, eine Kritik beinhaltet auch immer etwas Persönliches, nur eine völlig neutrale, Kritik, die wissenschaftlichen oder marktorientierten Kriterien genügen will, würde die persönliche Überzeugung hintanstellen. Ob dergleichen immer hilfreich bei der Weiterentwicklung der Schreibe ist, lasse ich mal außen vor, denn das berührt ganz sicher einen anderen Themenbereich, für den mir die notwendigen Fachkenntnisse und Informationen fehlen.
Ein weiterer wichtiger Punkt wurde bereits angesprochen: Die Erwartungshaltung. Habe ich bereits mehrere Geschichten einer Autorin oder eines Autoren gelesen, so gehe ich durchaus mit einer bestimmten Erwartungshaltung an die Sache heran. Wird eine Erzählung dann dieser nicht gerecht, stehe ich zwangsläufig vor dem Problem, das auch Kinder kennen: Wie sag ich’s meinen Eltern? … bzw. in diesem Fall der Verfasserin oder dem Verfasser der Geschichte. oder soll ich überhaupt was dazu schreiben?
Punkt Nr. 3, der mir in der Sache einfällt ist, dass man neben der Erwartungshaltung durchaus auch persönliche Erfahrungen über Treffen und Lesungen mit den Schreiberinnen und Schreibern gemacht hat, vielleicht sogar schon einen kleinen bis hin zu tieferen Einblick in die Befindlichkeiten und das künstlerische Seelenleben gemacht hat und aus diesem Grunde schlicht anders formuliert. Deshalb halte ich es nicht für utopisch anzunehmen, dass die Kritik auf eine völlig identische Erzählung, die von einer Person stammt, von der ich gerade mal den Nick kenne anders ausfällt, als der Kommentar in Richtung einer Person, die mir bekannt ist oder die zu einem weitläufigen Bekannten- bis hin zum engeren Freundeskreis zählt. Es muss den Beteiligten nur schlicht klar sein, dass es so ist …
Falsch ist m.E., eine Kritik zu verfassen, die, sei es nun positiv oder negativ, schlicht falsch ist, um jemandem – aus welchen Gründen auch immer - zu schmeicheln um beispielsweise ebenfalls positive Kritiken auf eigene Erzählungen zu erhalten. Es ist schon schlimm genug, dass der Schreiber mit einer falschen Kritik nichts, aber auch gar nichts anfangen kann und im ungünstigsten Falle auch noch in die Irre geleitet wird, muss man obendrein auch noch davon ausgehen, dass es einen wie auch immer gearteten Grund für die Aktion gibt. Ein korrekter und sachlicher Kommentar kann und wird, wenn einem der Verfasser oder die Verfasserin bekannt ist, sicher auch ein wenig persönlicher ausfallen oder mit Hinweisen und Anmerkungen garniert sein, die ein „Neuzugang“ erst ein Mal nicht erhält.
Ich denke, dass es wichtig ist, sich einen Kommentar oder eine Kritik ebenso gut zu überlegen, wie (hoffentlich) die Geschichte, die er behandelt. Wie in jeder andere Form der Kunst – und um nichts anderes handelt es sich bei der Schriftstellerei, auch wenn sie „nur“ ein Hobby ist – ist die Künstlerin oder der Künstler auf Feedback angewiesen und wird dies jeweils auf seine Art aufnehmen und künftig mit verarbeiten. Weder sind wir hier dazu da, uns gegenseitig zu beweihräuchern noch fertig zu machen, sondern aus unseren Erfahrungen und Ansichten zu schöpfen und etwas daraus zu gewinnen. Mich haben viele der Hinweise und Kommentare sehr viel weiter gebracht und die Erzählungen anderer waren sowohl Inspiration, als auch Abschreckung, Unterhaltung … und viele weitere Facetten.
Ich kann nicht erkennen, auch wenn ich hier natürlich nicht für alle Forenbereiche sprechen kann, dass eine Verweichlichung eingesetzt hat. Wenn man dies persönlich so empfindet, sollte man vielleicht auch im Rahmen der entsprechenden Kommentare eine Diskussion vom Stapel lassen, denn dazu ist dieses Forum ja schließlich da. Und es gibt natürlich andere Foren, das ist keine neue Erkenntnis, in denen aus anderen Perspektiven an die Erzählungen herangegangen wird. Ich sehe auch nicht das Problem, sich dort ebenfalls Meinungen einzuholen.
So weit es mich betrifft, bin ich hier – auch wenn ich nicht zu den „Veteranen“ gehöre – ganz sicher nicht dafür bekannt, mit Erzählungen zimperlich umzugehen und es interessiert mich auch überhaupt nicht, ob es sich dabei um einen Mod oder Bekannte handelt. Ich gebe meine Meinung – eine andere kann ich allenfalls zitieren, sobald sie vorliegt - zu einer Erzählung kund zu wissen, denn dazu haben wir uns in diesem Forum versammelt. Was der Verfasser oder die Verfasserin der Geschichte damit anfängt, ist seine bzw. ihre Sache – genau so, wie ich mich mit Kommentaren zu meinen Erzählungen auseinandersetze und dies und jenes sicher aufnehme, manches jedoch auch verwerfe. Wichtig ist mir, dass ich mich mit den Kritiken auseinandersetze und darauf eingehe – insbesondere die Begründung, wenn ich einen Vorschlag nicht umsetze.
Kommunikation ist das Schlüsselwort … wir sind hier, um uns auszutauschen. Es ist fantastisch, dass es solche Foren gibt, also nutzen wir sie auch entsprechend. Und um es noch ein Mal zu sagen, ich denke nicht, dass hier „weichgespült“ wird. Gerade diejenigen, die schon länger hier und in anderen Foren unterwegs sind, wissen ziemlich genau, dass niemandem mit falschen Ansagen geholfen ist.
shade & sweet water
>x<