Hallo Sebastian,
ich bin noch nicht ganz sicher, ob deine Geschichte zu kurz ist. Vielleicht werden wir schlauer, wenn ich meine Gedanken dazu formuliere.
Der Titel müsste mE "Kundenbindung" lauten. Das mag ich aber nur deshalb so empfinden, weil ich eben weiß, dass Treuepunkte oder Kundenkarten nicht als Belohnung für Treue, sondern zur Herstellung derselben verwendet werden.
Was mir darüber hinaus auffällt, ist eine gewissen Unlogik in der beschriebenen Situation.
In einem kleinen Buchgeschäft, wie du es in deinem Kommentar zur Geschichte angibst, würde die Verkäuferin einen Stammkunden mit Namen ansprechen. Er müsste gar nicht erst darauf hinweisen, dass er ein Stammkunde ist. Auch wüsste er dann, ob es ein Bonussystem welcher Art auch immer gäbe, da er sofort bei Einführung von sich aus darauf aufmerksam gemacht worden wäre.
Insofern kann ich mir den Dialog zwar so vorstellen, entnehme ihm aber trotzdem, dass die Angaben in irgendeiner Weise nicht stimmen können. Oder es fehlt der Hinweis, dass die junge Verkäuferin vielleicht erst gerade eingestellt wurde oder sich vielleicht noch in der Ausbildung befindet.
In deinem Kommentar (nicht in der Geschichte) sprichst du von einer netten Verkäuferin. Ihr Verhalten in der Geschichte ist aber eher unbeholfen bis vielleicht sogar ein bisschen pampig. Erst schüttelt sie wortlos den Kopf und dann erklärt sie dem Kunden das Offensichtliche und lässt ihn in der Form stehen, dass sie sich nicht einmal verabschiedet, sondern sich wegdreht und signalisiert: "Keine weiteren dummen Fragen".
Natürlich steht sie unter Stress, du schreibst von einer Schlange. Es gibt also viel zu tun. Und das erklärt auch, warum sie sich von diesem Kunden eher genervt fühlt. aber von "nett" kann bei der beschriebenen Reaktion leider keine Rede sein. Auch die Beratung, die du in deinem Kommentar ansprichst, findet in der Geschichte nicht statt. Gerade die Schlange vermittelt eher den Eindruck, die Kunden müssten sich die Bücher selbst heraussuchen. Die "Beratung" setzt du also in der Erfahrung des Lesers mit "kleinen und gemütlichen" Buchhandlungen vorraus.
Auch der Kunde kommt mit einer aggressiven Haltung in den Laden, die in der Geschichte nicht begründet ist. Er verwendet keinerlei Höflichkeitsfloskeln, sondern schießt gleich los. Schon vor der ersten Reaktion der Verkäuferin setzt er die negative Antwort voraus und wertet gleich. Er drängt die Verkäuferin so sehr in die Defensive, dass sich auch daraus ihre eher unfreundliche Reaktion ableiten lässt. Um auf solche Attacke freundlich reagierren zu können, hätte es schon einiger Kommunikationsseminare bedurft.
Du merkst, während ich an dieser Rezension schreibe, fällt mir einiges auf, das in deiner Geschichte steht, aber auch einiges, das eben leider nicht in ihr steht. Die Gemütlichkeit der Buchhandlung müsste aus der Handlung hervorgehen, nicht nur behauptet werden. Der Service, den sie bietet, müsste im Text stehen, nicht nur im Kommentar darunter.
Vielleicht wäre es dann wertender, aber für Gedankenanreize bestimmt noch nicht zu wertend.
Lieben Gruß, sim