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Kurts Geschichte

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20.02.2005
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Kurts Geschichte

Kurt war kurz. Und ich sein Psychiater. Schon bei seiner ersten Sitzung war klar, hier musste ich nicht lange Bücher wälzen, Watzlawick abstauben oder Freud wiederbeleben. Es mag sehr kleine Menschen geben, aber es ist immer noch eine Sache der Ausstrahlung oder der Persönlichkeit wie sehr es einem auffällt. Und Kurt war, kurz gesagt, eben einfach kurz. Alles an ihm war kurz. Seine Statur, seine Haare, seine Socken, sogar seine Sichtigkeit.

Ich werde nie vergessen wie er das erste Mal auf meinem Sessel saß.
Die Füße baumelten kurz über dem Boden und meist trug er... Shorts!
So bat ich ihn zu erzählen wie alles anfing. Er fasste sich kurz.

Kurt war eine Sturzgeburt. Kurz darauf starb seine Mutter an dem Sturz.
Sein Vater begann zu trinken, meistens Kurze. Es kam wie es kommen musste.
Die Abstände zwischen den Kurzschlüssen seines Vaters wurden immer kürzer und so landete er kurzerhand im Heim. Viel besser erging es ihm dort wohl auch nicht. Unter seinen Mitbewohnern zog er dauernd den Kürzeren.
Später besuchte er dann das Isolde-Kurz-Gymnasium. Aber nur kurzfristig.
Kurts Zeitgedächtnis war wohl ein Kurzzeitgedächtnis, außerdem konnte er keine Brüche kürzen. So kam er dann auf die Hauptschule. Kurzzeitig wollte man ihn auch dort noch einen Kopf kürzer machen, aber wann genau, wusste er nicht mehr.

Mit Beendigung der Schule begann er kurzentschlossen eine Ausbildung in einem Kurzwarenhandel als Kurz...nein, als Großhandelskaufmann! Leider mussten sie dort bald Kurzarbeiten und Kurt kürzer treten.

Zu jener Zeit etwa begannen Kurts Depressionen. In der Folge machte er eine ganze Reihe von Selbstmordversuchen.
Das erste Mal - er saß in der Badewanne mit einem Kurzwellenempfänger, im Radio lief "short people" von Randy Newman, war wohl eine Kurzschlussreaktion...
Das zweite Mal nahm er Schlaftabletten, aber erbrach sich kurz danach.
Bei seinem nächsten Versuch legte er sich auf die Gleise, aber der Zug, auf den er wartete, fuhr in dieser Nacht nur Kurzstrecke.
Kurts vierter Anlauf war von einem Dach. Jedoch zu kurz, er fiel auf den Balkon gleich darunter und brach sich nur ein Bein.
Erhängen wollte er sich auf dem Dachboden, doch die Leiter war...nicht lang genug, vielleicht aber auch das Seil...was immer.
Darauf folgte die Sache mit dem Gewehr. Womöglich dachte er sich in der Kürze liegt die Würze. Aber er kam wohl nicht an den Abzug.
Kurz und gut. Es klappte nicht.

Ich bin heute nicht mehr sicher alle seine Versuche behalten zu haben,
aber woran ich mich gut erinnere, ist, als sein Leben eine entscheidende Wende nahm.

Er gönnte sich einen Urlaub. Ok, es war nur ein Kurzurlaub. Aber Kurts Urlaub
bescherte ihm kurz gesagt - die Frau seines Lebens. Karla Klein!
Kurt erzählte mir, als er mich kürzlich kurz besuchte, so gar nicht kurz und bündig wie sonst, sie wäre etwas kleinlich, mit dem Kleingeld etwas kleinkariert, wie Kleinbürgerliche nun mal so sind... Aber er sagte auch kleinlaut wie kurzsichtig es ist, sich von solchen Kleinigkeiten abhalten zu lassen. Schließlich wäre sie sein Kleinod, sein Leben hätte wieder einen Sinn und mit Karla Klein würde er sich großartig fühlen. Er wünsche sich über kurz oder lang auch etwas Kleines. Und weg war er.

Das Letzte, was ich von ihnen hörte, las ich in einer Tageszeitung:
Hyperaktives Kind schlug Wohnung kurz und klein!

 

Hallo Zimmerpanther,

hat mir nicht gefallen.

Natürlich war diese ständige Erwähnung von "kurz" deine Absicht, aber ich kann damit nicht viel anfangen. Zumal díes eigentlich eine traurige Geschichte ist, wenn man Kurts Schicksal bedenkt - durch das andauerende "kurz" wirkt es aber gar nicht mehr traurig, sondern eher so, als würde sich der Erzähler über Kurts Schicksal lustig machen.

Konkrete Verbesserungvorschläge kann ich dir nicht geben, weil mir einfach die Art nicht gefällt, wie du es geschrieben hast. Ist sicherlich Geschmackssache und du solltest noch auf weiteres Feedback warten.

LG
Bella

 

Hoi Zimmerpanther

Also wenn mein Grinsen während einer Geschichte immer breiter wird, dann gehört diese Geschichte ganz bestimmt in die Rubrik "Humor"!
Ich fands richtig witzig, obwohl Bella grundsätzlich schon recht hat, wenn sie sagt, dass das Schicksal vom kurzen Kurt ja eigentlich nicht wirklich lustig ist.
Entscheident ist, ob man eine realistische oder eine humorige Geschichte erwartet.

...Also...lass es nach "Humor" verschieben. Sonst nehme ich meine positive Kritik zurück ;)

Gruss Rolf

 

Ja, hier kann ich Rolf nur zustimmen. In der Rubrik Humor würde man völlig anders an den Text herangehen. Da ist er sicherlich besser aufgehoben.

 
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Vielen Dank

...nun...ist es mir doch gelungen die Geister einmal zu scheiden! Schön!
Ich wollte keine Anmerkung vorab machen und einfach mal
auf Reaktionen warten. Das ganze ist natürlich eine Spielerei!
Sowohl sprachlich - als auch inhaltlich. Sprachverliebt ist für mich aber was anderes, dafür ist es hier zu offensichtlich eine Spielerei. So überzogen würde ich sicher nicht Kurts Elend als Hauptsache beschreiben. Einen Krimi würde ich auch nicht als zu spannend kritisieren. Ich seh schon... Am Ende war mein Problem auch die Kategorie, denn für Humor hat sie zuviel ernst und die
Sprachspielerei reicht nicht zum laut Lachen, für Alltag ist sie natürlich
nicht alltäglich genug und wenn es auch für mich ein Experiment ist, so
passt sie per Definition auch dort nicht hin. Ich bin, da ich ja gerade mal zwei Wochen bin, mal in Ruhe alle Definitionen der Rubriken durchgegangen und finde sie passt nirgendswo so recht hin und "Sonstige" erregt nun am Wenigsten die Gemüter.
Ob sie nun gefällt oder nicht, an euren Begründungen seh ich mein Ziel
(mir als Anfänger selbst Aufgaben zu stellen) erreicht zu haben und anscheindend kommt sie humorvoller als ich es erwartet hab!!! ...Auch ich entscheide beim Lesen viel danach welche Grunderwartung ich habe und in diesem Fall hilft mir es mir den verwendeten Stil und wie er wohl ankommt besser einzuschätzen. Dennoch, jede Wette in Humor sagt man mir...nett, aber...nicht lustig genug. Ansonsten sind alle Geschichten und Stile natürlich Geschmackssache. Ich persönlich brauch nicht ständig völlig runde "denk-Dir-was-dabei" Geschichten, ernste Dinge auch ernst behandelt und möchte mein Sprach- und Kreativzentrum in jeder Weise überdehnen...flexibel und möglichst unterschiedlich eine Idee umsetzen. Hier klar, die sprachlich überzogene "Kürze". Ich gebe aber auch zu bedenken, der Erzähler ist ein Psychiater...wer sonst könnte sich so durchgeknallt über den armen Kurt lustig machen...und warum auch nicht??? Sich über Minderheiten lustig zu machen ist nun mehr als alltäglich und steckt doch in jedem, ob moralisch korrekt oder nicht, ist mal eine ernstere Geschichte wert.
Mit eurer Erlaubnis, lasst sie mich wenigtens noch ein, zwei Tage hier stehen, bevor ich sie verschieben lasse. Ich glaube anhand dieser KG lern ich mehr über Stil/Zielgruppe/Erwartungshaltung/Betriebsblindheit als an den letzten beiden die die Gemüter weniger geteilt hat.
Herzlichen Dank auch für das Grammatikding...ich war mir auch unsicher und werde nun alle die ich vorab gefragt habe eines Besseren belehren!

Vielen lieben Dank und liebe Grüsse
Micha

 

Hallo Micha,

ich habe mich über deine Geschichte auch amüsiert und las sie gerne. Auch sehe ich das Dilemma mit der Rubrik, aber darüber kann man ja diskutieren.

Ich würde an manche Stellen noch Kommata setzen, bin aber nicht so mutig, das hier in die Hand zu nehmen, da mir die neue Rechtschreibung noch nicht 100% geläufig ist und fast nichts ist peinlicher, als falsch zu verbessern ;).

Viele Grüße
bernadette

 

Hallo Stubentiger!

Ich werde mich jetzt nicht mit Textkram aufhalten, sonst finde ich vielleicht noch etwas an deiner KG, was mir nicht gefällt. :D
Da ich auf solche Wortspielereien steh, habe ich mich hochgradig amüsiert. Ich fand's wirklich lustig.
Kurz und bündig: ich lachte.

Gruß

 

Hallo Zimmerpanther.

Eigentlich hat mir die Spielerei mit dem kurzen Kurt gefallen. Dann fror mir aber doch ab und zu das Schmunzeln auf dem Gesicht ein.

Die Abstände zwischen denen sein Vater ihn schlug wurden immer kürzer und so landete er kurzerhand im Heim.
Hier wirkt die Wortspielerei deplaziert, zu abschätzig. Vorschlag, verpacke es etwas subtiler:
"Die Abstände zwischen Vaters Kurzschlüsse wurden immer kürzer und so landete er kurzerhand im Heim."

Auch hätte ich mit dem versöhnlichen zweitletzten Abschnitt aufgehört.
Das hätte der Wortspielerei ein kurz und bündiges Ende beschehrt.
Die kurz-und-klein-Pointe wirkte auf mich etwas drangepappt.

Alles in allem, "KurtsGeschichte" hat mir gefallen.

Gruss dot

 

Hallo dotslash,
Dein Vorschlag hat mir gefallen und ich habe ihn übernommen.
Das drangepappt scheint Geschmackssache zu sein, für andere hat es das
wohl abgerundet und mir war wichtig das es eben nicht mit Friede, Freude,
Eierkuchen endet, sondern klar ist, dass sich sein Fluch (und der seiner Klara)
weiter durch ihr Leben ziehen wird, was letztlich auch konsequenter zum Vorleben passt. Daher möchte ich es so belassen.

Vielen Dank
Lieben Gruß
Micha

 

Hallo, ich bin neu hier, habe auch noch nicht viel gelesen. Aber deine Geschichte, die fand ich gut. Ich habe gelacht und konnte ihn mir richtig bildlich ins Gedächtnis rufen, das hat Spaß gemacht.

 

Hallo Celina,
Ich bin erst drei Wochen hier und es freut mich, dass sie Dir gefallen hat.
Im Moment probier ich einfach verschiedene Sachen aus und sehe am Feedback was mir liegt, wo meine Zielgruppe ist und vorallem was man besser machen kann.
Das eine Kg nicht jedem gefällt ist klar, aber wenn ist's schön.
Danke und in diesem Sinne viel Spaß hier.
Lieben Gruß
Micha

 

Hello Zimmerpanther,

eine eher traurige Geschichte schmunzelnd verpackt - hat mich aber insgesamt nicht so sehr überzeugt. Das mag daran liegen, dass der Gag mit dem 'kurz' recht schnell aufgebraucht ist und keine ganze Geschichte trägt. Das mit der 'Sichtigkeit' fand ich allerdings auch witzig.
Der Song 'Short people' war übrigens so böse ('...no reasons to live..'), dass er bei vielen Radiostationen verboten wurde.

Viele Grüsse vom gox

 

Hi Gox,
interessante Info. Das wusste ich nicht.
Vielen Dank für Deine Meinung - sie scheidet die Geister,
das gefällt mir am Besten daran.

Lieben Gruß
Micha

 

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