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Kurze Unterbrechung

teo

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09.05.2005
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Kurze Unterbrechung

Er wurde am 17. September 1957 als letztes Kind einer fünfköpfigen griechischen Familie geboren. Bei der Geburt sagte der Vater:
„Er hat dünne Arme, aber sein Kopf ist groß.“ Dabei nahm er einen Schluck aus der Weinflasche.
Die Mutter, aus einer einfachen Fischerfamilie stammend, stöhnte bei der Geburt leise und versagte ihrem Kind die Brust. Sie starb noch am Nachmittag.
Costas, so sollte er heißen, konnte sein restliches Leben keine Milch mehr vertragen. Sie löste bei ihm Sodbrennen und Kopfschmerzen aus. Auch den heimischen Schafs- und Ziegenkäse verschmähte er seitdem.
Als er mit zwölf mit seinem Vater, den Großeltern und zwei seiner Schwestern in den Sommerurlaub nach Platamos fuhr, erlebte er beim Sandburgenbauen zum ersten Mal in seinem Leben, was es bedeutete eine Erektion zu haben. Neben seiner Sandburg lag eine füllige deutsche Touristin mit knappen Badeanzug. Seine Badehose spannte sich und Costas hielt den Sandkübel über die unerwartete Schwellung. Seit diesem Tag verbrachte er vor dem Abendessen immer eine halbe Stunde im Badezimmer.
Als sein Vater zehn Jahre später, am 13. Januar 1974 bei einem Autounfall in einem einsamen Bergdorf ums Leben kam, konnte er sich mit dem Nachlass endlich ein eigenes Auto kaufen. Es war blau. Er glaubte, dass Frauen auf blaue Autos stehen würden. Costas pflegte und hegte es jeden zweiten Sonntag im Monat. An diesen Tagen durfte ihn keiner stören. Ein Nachbar meinte:
„Der wird noch sein blaues Wunder erleben.“
Zwei Jahre freudloser Versuche und Costas schaffte es endlich, als kleiner Angestellter bei einer Konservenfabrik eine Stelle zu finden. Der Lohn reichte gerade mal aus, um einmal im Jahr für eine Woche an den beliebten Familienstrand nach Platamos zu fahren. Er pflegte auf der ganzen Wegstrecke ganze 80 Kilometer pro Stunde zu fahren. Das Auto sollte, wie er meinte, so lange wie möglich halten.
Im Sommer 1984 passierte am vorletzten Tag seines Urlaubs das, was er schon immer befürchtet hatte. Ein rostiger Milchlaster nahm ihm die Vorfahrt. Mit Mühe befreite er sich aus den Überresten seines Wagens, hatte schon tief Luft geholt, um einen Schwall von Perversitäten von sich zu geben, als er ins Stocken geriet. Eine Frau in einem Blaumann kletterte aus dem Führerhäuschen. Sie sagte:
„Jetzt ist es wohl hin, das blaue Wunder!“
Noch für den gleichen Abend lud er sie in die Taverna Paradiso im Ort, an der Ecke beim Postamt ein. Er bewunderte beim Kerzenlicht ihre kräftigen Arme.
Am 17. Februar 1985 heirateten sie in einer kleinen Kirche bei Litohoro, am Fuße des Olymp. Er bestand darauf, ein blaues Hochzeitsauto zu fahren. Gleich im Anschluss an die Feierlichkeiten bei Onkel Urous fuhren sie in die Flitterwochen. Beide stritten sich täglich.
„Du bist so kleinlich!“, schrie sie.
„Du bist dickköpfig!“, antwortete er.
Nach einer Woche reisten sie ab.
In den nächsten fünf Jahren arbeitete er sich in die dritte Lohnklasse. Seine Kleinlichkeit schätzten alle sehr, vor allem der Betriebsleiter, ein großer bärtiger Mann, der in der Früh schon eine Fahne hatte.
Mit Mühe zeugten sie zwei Kinder. Er war abends oft in der Taverne, so sagte er. Seine Frau nahm es hin. Bald war er nicht nur in der Taverne, sondern er besuchte regelmäßig ein kleines gepflegtes Anwesen nahe dem Bahnhof. Erst in den frühen Morgenstunden kehrte er heim. Seine Tochter schluchzte in ihr Kissen, immer wenn sie den Schlüssel ihres Vaters hörte. Vornehm war die Dame, die er regelmäßig besuchte. Auf dem Frühstückstisch verlangte er nach handgenähten Stoffservietten. Sein Ei sollte in einem reich verzierten chinesischen Porzellaneierbecher seinen Platz finden. Sie ahnte etwas, sagte nichts.
Am 7. August 1995 war er wieder spät abends unterwegs. Ein leichter Rausch ließ ihn stolpern und sein Kopf schlug am Randstein auf. Vor seinem Auge lief der kurze Film seines Lebens ab und riss in der Mitte. „Kurze Unterbrechung“ prangte auf der Lebensleinwand. Es wurde dunkel.
Sie begruben ihn. Alle Arbeitskollegen aus der Konservenfabrik durften sich eine Stunde frei nehmen. Mehr Zeit hatte er ihnen zu seinen Lebzeiten für Beerdigungen nicht frei gegeben.

 

Hallo Teo!

Ich denke, aus deiner Geschichte läst sich noch etwas interessantes und vielleicht auch etwas sehr witziges herausarbeiten. Du solltest dir - nur als Tipp - überlegen WARUM andere deine Geschichte lesen solllten. Wenn du diese Frage überteugt positiv beantworten kannst, stell die KG doch noch mal rein.

Liebe Grüße

Fee

 

Hallo teo,

meiner Meinung nach würde der Geschichte eine stärkere Pointe guttun. Aber das ist Geschmackssache. Geht es in der Geschichte um die Banalität des Daseins?

lg Fritz

 

Hallo Kristina!
Danke für deine kritschen Anmerkungen. Du brauchst dich wegen der Kritik nicht entschuldigen. Ich denke, ein Grund warum man Geschichten in diesem Forum veröffentlicht, ist ja um möglichst viele unterschiedliche Meinungen zu hören. Es würde mir ja auch nichts bringen, wenn alles i.O. wäre.
Die Milch- und Käseunverträglichkeit rührt vom nicht-gestillt-werden her.
Die Erektion ... naja ... man könnte es auch rauslassen. Vielleicht lesens dann manche Männer lieber ... ;) , tschja und die Kinder ließen sich nur mit Mühe zeugen ... die Beziehung der beiden war ja auch eher eine mühsame Geschichte.
Ich merke schon, man müsste bei einigen Dingen mehr erklären. Aber ich habe bewusst auf detailliertere Erklärungen verzichtet, da das ganze Leben des Protagonisten eher dürftig bleiben sollte!

Hallo Anna-Fee
Auch dir danke für deine Anmerkung. Ich werde die Geschichte sicher nochmal überarbeiten und an der ein oder anderen Stelle etwas genauer werden ...
Warum jemand sie lesen soll? Gute Frage! Mir ging es darum ein Einzelschicksal möglichst kurz und banal (DerGuteFritz) darzustellen. Ich habe bewusst darauf verzichtet, große Erklärungen einzufügen.

Hallo Fritz!
Danke für deine Antwort. Mit der Banalität hast du den "Nagel auf den Kopf" getroffen. Nur ist diese Banalität eben nicht jedermanns Sache ...

Gruß,
Theo

 

Hallo teo,

ich schließe mich der Meinung an, dass sich noch etwas aus der Geschichte machen lässt.
Zur Zeit liest sie sich eher wie ein etwas ausgeschmückter Lebenslauf, zumal du exakte Daten mit Tag und Monat angegeben hast.

Handlung ist meiner Meinung nach enthalten, bloß vermisse ich den Spannungsbogen. Die Geschichte plätschert so vor sich hin.

Eine Überarbeitung durch Einbau von spannenden Begebenheit im Leben des Prot würde hier schon weiterhelfen.

Viele Grüße

bambu

 

Hallo Teo,

während ich von Deiner Geschichte "Grün" noch angetan war, bin ich von dieser hier enttäuscht. Der Lebenslauf von Costas aufs strengeste gerafft, so dass es Satz für Satz hingeklatscht wirkt. Das Lesen war ein Herunterarbeiten ohne Erleben von Gefühlen. Du gibst dem Leser keine Chance, Sympathie oder Antipathie für den Hauptdarsteller aufzubauen. Du lässt ihn sein Leben in einem rasenden Tempo leben, obwohl die Schlüsselmomente einen Erklärungsstopp fordern. Du siehst es daran, wenn Du Lesern ihre Fragen zum Verständnis der Geschichte beantworten musst. Wenn viele Leser fragen müssen, ist es ein klares Zeichen, dass die Geschichte unzureichend erklärt.
Was spricht eigentlich dagegen, den Zeilen mehr Wohltat zu geben? Ich meine, seine erste Erektion zu haben war Dir wichtig genug, es zu erwähnen, aber dann hat es nicht mehr gereicht zu schreiben, wie dieses Erleben auf ihn wirkt. Du beschreibst ihn als einen, der nur mit Mühe eine Hilfsarbeitertätigkeit finden konnte. Du hast nicht erklärt, wieso das so ist. Das Kennen Lernen der Frau und die Heirat, das ging viel zu schnell. Dazwischen ist noch viel Erleben, besonders in Verbindung mit der ersten Erektion.
Die detailierten Datumsangaben gehören nicht in Deine Geschichte, sie gehören in ein Protokoll, oder hast Du eine Erklärung dafür, warum der Leser wissen muss, wann genau er wieder abend spät unterwegs war?
Zahlen schreibe bitte weitmöglichst aus.
Ich sehe nicht den Zusammenhang zum Titel!

Fazit: Eine Geschichte, die den Leser voller Fragen zurücklässt, und die als Ersatz nicht einmal mit einem angenehmen Erzählstil aufwartet. Ich glaube nicht, dass Korrekturen möglich sind, wenn dann muss die Geschichte ganz neu geschrieben werde,

Sorry Teo, aber Du hast ja noch "Grün" *smile*!

Bis dann

Barde

 

Hallo Teo,

zu Beginn habe ich deine Geschichte noch sehr gerne gelesen. Ich mag den nüchternen Stil, mit dem du den Leser einführst. Ich hielt den Beginn sozusagen für eine Einleitung - kurz darauf merkte ich, dass du den ganzen Text so hältst. Du straffst das Leben deines Prot. sehr stark, der Leser kann keinerlei Bindung zu ihm aufbauen und das ganze könnte auch in einem Protokoll oder Stammbaum stehen. Die Idee an und für sich fände ich nicht schlecht, allerdings nur dann, wenn du mehr Details einarbeitest. Du könntest da wirklich eine Menge mit einfügen.
Mehr oder weniger ist es im Moment so, dass du das Leben deines Prot. auf die wichtigsten Stationen seines Leben beschränkst.
Was ich vor allem länger darstellen würde: Die Begegnung mit seiner Frau/ worrüber haben sie sich gestritten/ wie hat er sich dabei gefühlt etc.
Die Sache mit dem Auto fand ich persönlich nicht so interessant. Das könntest du in der ursprünglichen Länge belassen - aber zumindest eine der Erzählpassagen würde ich ausbauen.

LG
Bella

 

Hallo bambu, Barde und Bella!

Danke für eure ausführlichen Kommentare! Ich glaub ich werde die Geschichte einfach versuchen zu vergessen ... nein das ist nicht ganz gerecht, schließlich habt ihr euch die Mühe gemacht sie zu lesen. Da muss ich mich fast an eine Überarbeitung ranmachen. Ich geb`zu, dass es alles zu nüchtern und "hingeklatscht" ist.
Tipp: Lest doch einfach noch meine andere Geschichte: "Grün". Ich glaub`die ist mir einfach besser gelungen. Darf man überhaupt Werbung für andere Geschichten machen?
Also ihr drei Lieben! Bitte verzeiht mir diesen lieblosen und leblosen Text eines langweiligen griechischen Zeitgenossen.
Mal sehen, was sich noch machen lässt!

Gruß,
Theo

 

Hallo teo,

du gibst einen Lebenslauf wieder und erzählst keine Geschichte. Informationen wie ein blaues Auto, oder die erste Erektion vermitteln dem Leser nichts Lesenswertes. Was genau möchtest du mit dieser kg erzählen? Konzentriere dich auf ein oder zwei Handlungsstränge und lasse den Rest des Lebens weg, oder reiße ihn nur kurz an; benutze den Lebenslauf als Rahmen. Sorry, dass ich nicht wirklich etwas gutes zu deinem Text schreiben kann, denn ein bisschen Handlung erwarte ich schon. Setz dich noch mal dran, erzähl uns ein bisschen...

Einen lieben Gruß...
morti

 

Hallo morti!

Danke für deine Anmerkungen! Ich glaub`jetzt muss ich mich doch nochmal an die Geschichte ranmachen. Ich werde es möglichst bald den Text ummodeln ....

greeitngs,
Theo

 

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