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Kurzgeschichten frei schreiben?

Ich hab einmal ein Spiel gespielt: Ich bin auf TVTropes.org gegangen, hab mit dem Knopf auf der Hauptseite einen zufälligen Trope aufgerufen und dann das aufgeschrieben, was mir dazu eingefallen ist. Der Trope war "World of Weirdness". Beim Schreiben ist eher "Monster Roommate" draus geworden, aber egal.

Ich hab einen zweiten Zufallstrope für weitere Inspiration aufgerufen. Es war "Bad Liar". Zumindest für eine Szene hat es gereicht, aber der Flash wie beim ersten Versuch blieb aus.

Ich hatte das Problem, dass zwar viele interessante Sachen passieren, aber recht unzusammenhängend. Vor allem hat ein Konflikt gefehlt. Ich hab dann noch einen Zufallstrope aufgerufen, um einen Konflikt draus zu machen, hat aber nicht geholfen. (Es war Multipurpose Tongue. Ach, so bringt er den Müll raus.)

Am Ende habe ich in den Szenen einen Konflikt im Aufeinandertreffen der Familien gesehen und ausgebaut. Ein paar Darlings sind wegen Straffung rausgeflogen, aber nur ganz wenig. 80% des Inhalts sind erhalten geblieben.

Das Ergebnis gibt es hier als "Mein Mitbewohner ist ein Alien" zu lesen.

Also: Ja, kann man machen. Ich werfe nie irgendwas "in die Tonne", es wird höchstens zu Bonusmaterial deklariert oder wird geparkt für eine ev. Fortsetzung oder könnte irgendwann in einer anderen Geschichte recycelt werden. Und wenn nicht, dann ist es zumindest Hintergrundwissen, das hilft, die Hauptgeschichte lebendiger zu machen.

 

Ich werfe nie irgendwas "in die Tonne", es wird höchstens zu Bonusmaterial deklariert oder wird geparkt für eine ev. Fortsetzung oder könnte irgendwann in einer anderen Geschichte recycelt werden.
Mach ich ebenso. Arbeite grade an etwas Längerem und bin froh, die Uralt-Erstversuche nicht sämtlich getonnt zu haben.

@Morphin
Ich schreibe eigentlich immer so. Los geht's ... mal sehen, was passiert.

Kurzgeschichten entwickle ich meist aus einem Anfangsbild oft nur einem Eröffnungsatz heraus, nach der Devise: Zuerst die Figur und dann das Wort.

 

Stories beginnen bei mir oft, wenn ich Musik höre. Ich sehe dann, durch die Musik inspiriert, ein Bild, und durch dieses Bild wandert ein Charakter.

Bei Romanen ist das anders. Da reicht das meiner Meinung nach nicht aus. Längere Sachen plotte ich schon durch, aber in einzelnen Szenen, d.h., ich entwerfe eine Chronologie, weiß wohin mit den einzelnen Charakteren in den Szenen, sehe die Entwicklung. Ich halte mich auch erstmal an die klassische Struktur von 3 Akten, wie die alten Griechen - man kann später immer noch umstellen. Ich sehe das auf die längere Strecke nicht streng, beim Schreiben entwickelt sich eine Dynamik, die man natürlich beachten und deren Impulse man auch nachgehen sollte, wie ich finde. Ich versuche allerdings, die einzelnen Szenen wie Kurzgeschichten zu schreiben, so dass man sie auch selektiv und unabhängig voneinander lesen könnte.

 

Das finde ich spannend. Ich habe oft versucht, Langprosa zu schreiben wie kürzere Texte und bin damit bislang nicht zu wirklich guten Ergebnissen gekommen. Was bei Kurzprosa funktioniert, gilt scheinbar nicht unbedingt für Langformen.
Mein Vorgehen bei kürzeren Sachen: Figuren werden entworfen, deren Beziehungen untereinander, die Erzählposition, die erzählte Zeit, manchmal auch Orte und ein Spannungsbogen und schließlich eine Abfolge der Dinge (für diese Skizzen gebe ich mir meistens einen guten, konzentrierten Tag Zeit).
Bei Roman-Projekten bin ich meistens auch so vorgegangen. Oder ich habe eine Kurzgeschichte einfach immer weiter ausgebaut, bis das Länge hatte. Ich finde das nach wie vor eine große Herausforderung.
Wie auch immer. Interessanter Thread.

Viele Grüße

 

Ich habe dieses Mal so ein Tool für Mindmaps probiert. Drei Charaktere, in drei Farben, ich kann die Chronologie sehen, die Verteilung, wie sich welche Szenen aufbauen, kann Bilder einfügen, Zitate, hab so Blöcke, wo ich die Szene kurz skizziere, und alles frei verschiebbar. Das ist erstmal so ein sicheres Grundgefühl, ich bin da konservativ. Gibt sicher auch Autoren, die freien Fall können UND wirklich guten shit abliefern, Pete Dexter ist so einer, ich jedenfalls kann es nur bedingt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich finde, discovery writing und plotted writing stellen lediglich Idealtypen dar, die in Reinform wohl eher selten vorkommen. Bei mir zumindest ist das jeweilige Ding plus minus geplottet, aber beim Schreiben der einzelnen Szenen wird stets wieder Neues entdeckt - und dies nicht nur in Bezug auf Details. Momentan läuft es bezüglich Roman so, dass ich ein ausführliches Exposé und eine Liste der Kapitel habe. Nur halte ich mich beim Schreiben nicht wirklich daran, das entwickelt eine gewisse Eigendynamik, sodass ich Exposé und Kapitelplan alle paar Wochen anpasse. Das ist ein wechselseitiger Prozess. Ich brauche Struktur und einen Plan, aber wenn ich mich sklavisch an eine solche Struktur halte, laufe ich Gefahr, zu statischen Ergebnissen zu gelangen. Es ist reichlich aufwändig, ständig neue Exposés zu schreiben, aber mir hilft das sehr.

 

Momentan läuft es bezüglich Roman so, dass ich ein ausführliches Exposé und eine Liste der Kapitel habe. Nur halte ich mich beim Schreiben nicht wirklich daran, das entwickelt eine gewisse Eigendynamik, sodass ich Exposé und Kapitelplan alle paar Wochen anpasse. Das ist ein wechselseitiger Prozess. Ich brauche Struktur und einen Plan, aber wenn ich mich sklavisch an eine solche Struktur halte, laufe ich Gefahr, zu statischen Ergebnissen zu gelangen.

Läuft bei mir ebenso. Besonders das Fettmarkierte. ;)

 

Zum Thema „Nix in die Tonne“: Das ist bei mir auch so. Ich habe lauter Anfänge, Konzepte, Sprachdateien auf meiner Festplatte.
Meine aktuelle KG war so ein Konzept. Für eine Ausschreibung entworfen, an der ich nie teilgenommen habe, weil die Zeit doch zu eng wurde.
Manchmal macht es mir richtig Spaß, in diesem Fundus zu wühlen und dann kommen wieder neue Ideen.
KGs plane ich manchmal durch, manchmal lasse ich mich treiben. Bei letzterem ist dann aber die Überarbeitung umso wichtiger.

 

Früher habe ich einfach drauf los geschrieben, mich über neue Einfälle gefreut und war dann enttäuscht, dass andere damit so gar nichts anfangen konnten. Mittlerweile überlege ich mir, wo ich hin will, erstelle einen groben Plan und merke dann, dass ich viel mehr darüber nachdenke, wie ich sagen kann, was ich sagen möchte, statt einfach zu schreiben. Es geht mir also ähnlich wie dem einen oder anderen hier, dass mich eine "Gebrauchsanweisung" blockiert, ich tüftel viel mehr, als dass ich einfach schreibe. Wunderbar drauf los schreiben kann ich, wenn ich meine Gedanken niederschreibe, (so wie jetzt), etwas rein Biografisches schreibe oder irgendetwas frei erfinde, ohne zu wissen, wo es hingehen soll. Auch, wenn ich Kommentare schreibe. Da weiß ich zwar schon, was ich sagen will, aber während des Schreibens kommen oft noch viele andere Gedanken und Perspektiven dazu, die ich vorher gar nicht gesehen habe. Ich arbeite mich praktisch während des Schreibens gedanklich vor.
Beim szenischen Schreiben ist das anders, da denke ich viel mehr über den Aufbau nach. Gerade bei Kurzgeschichten kann ich mich da nicht so wirklich gehen lassen, weil ich immer im Hinterkopf habe, dass ich ja auch irgendwie zum Punkt kommen muss.

Stephen Kings Schreibratgeber habe ich auch gelesen und gedacht, ich versuch's mal. Das war bei meiner Geschichte: Die perfekte Frau der Fall. Kurzes Brainstorming, worum es ungefähr gehen soll, eine vage Idee zu den Figuren und los ging's, ohne abzusetzen. Tja also, Ideen hatte ich da schon, die mir anders vielleicht nicht gekommen wären, auch war ich in der Geschichte drin, hab die Charaktere deutlich vor mir gesehen. Nur leider fehlte den meisten Kommentatoren ein roter Faden, den ich selbst natürlich gesehen habe, aber - trotz Überarbeitung vorm Posten - nicht wirklich vermitteln konnte. Einige Kommentatoren meinten, die Geschichte wäre zu überladen, einzelne Konflikte nur angerissen, aber nicht vertieft worden. Ich denke, das ist - zumindest in meinem Fall - das Problem. Beim freien Schreiben kommen mir zwar immer mehr Ideen, aber am Schluss finde ich mich gar nicht mehr zurecht. Gerade bei Kurzgeschichten finde ich das sehr schwierig.

Beim Romanschreiben versuche ich gerade, beides unter einen Hut zu bringen, Planung und neue Ideen durch freies Schreiben. Zweiteres ist eher der Fall, wenn ich in der Handlung vorankommen will, einerseits weiß, wo es hingehen soll und versuche, mir den Rest zu erschließen, indem ich einfach auf die Tastatur einhacke. Manchmal kommt das eine oder andere Hübsche dabei raus, mit dem ich weiterarbeiten kann. Mir persönlich macht es am meisten Spaß, mit dem Rohtext zu arbeiten. Das ist, als würde ich ein Zimmer einrichten. (Was mir gar nicht viel Spaß macht). Aber auf das Schreiben bezogen, arbeite ich am liebsten mit Atmosphäre, stelle um und gucke, welches Licht welche Stimmung erzeugt. Das Schreiben im Sinne einer vorangetriebenen Handlung ist da eher eine unumgängliche Pflichtübung. Oft kommen mir weitere Ideen erst dann, wenn ich den Rohtext mit Leben fülle.

 

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