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La Dottrina Del Fascismo

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02.01.2011
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La Dottrina Del Fascismo

Vorübergehend wegen Einsendung nicht verfügbar.

 

@Carlo Zwei

Insofern gebe ich dir mit dem 'Egozentrischen' das den Text dominiert recht; mir fehlt dann aber trotzdem noch was. Was ich sagen will: eine Lösung kann wie bei einem Ingenieur für mich super laufen, keine Probleme. Es kann aber trotzdem noch eine ganz andere Lösung geben, die das übertrumpft.
Ok! Ich hab verstanden, wie du meinst :D

Ich finde es gibt vor allem hier im Forum beim Kommentieren eine schwierige Schieflage. Wir haben hier zum Teil wirklich gute Texte. Grundsätzlich schreiben viele Leute, die es nicht drauf haben, auch keine Texte. Beispiele beweisen leider auch das Gegenteil. Dann gibt es Leute, die schreiben gute Texte. Das ist solide, dass kann man der Familie, den Freunden mal vorlesen. Das kann man auch mal auf nem Poetry Slam (no offence) bringen. Diese Texte werden hier im Forum von den Leuten, die (richtig) was drauf haben entweder ignoriert oder mit hohen Ansprüchen auseinandergepflückt. Ich glaube dadurch kann ein bisschen die Verhältnismäßigkeiten verloren gehen.
Ja, interessante Analyse. Ich denke, da ist etwas dran. Aber mehr dazu kommt in einen anderen Faden, hat ja nichts mit dem Text zu tun :P

Erstmal, um das klarzustellen, ich finde diesen Plot total erzählenswert.
Ok!

Jetzt verstehe ich deinen vorigen Kommentar in Gänze, merci!


@jimmysalaryman

Trope: Im angelsächsischen Sprachraum wird „Trope“ auch als Bezeichnung für eine literarische Konvention und insbesondere für ein (klischeehaftes) Erzählungselement verwendet, also im Sinn eines literarischen Topos bzw. eines (konventionellen) Motivs.
Ah, ok. Merci

Ich denke, man kann an einen solchen Text, also Rollenprosa oder wie immer wir das auch nennen wollen, nicht die gleichen Maßstäbe ansetzen wie an einen konventionell gestalteten. Wir sehen, hören, erfahren nur, was der Erzähler berichtet, und das in seinen eigenen Worten - das ist zwangsläufig selektiv, da gibt es wahrscheinlich nicht den klassischen Spannungsbogen, weil es eben ein rhetorisches Mittel ist, das schon auch eher naturalistisch ist. Außer du benutzt einen SoC (Betreff: Spannungsbogen) wo du beschreibst, was aktuell passiert, hier in dem vorliegenden Text ist es ja so beides ein wenig.
Ja, ich verstehe, wie du das meinst. Interessant auf jeden Fall, hatte so noch nicht über die Sache nachgedacht. Ich denke, es kommt immer darauf an, was texttragend in einer Story ist. Gerade Rollenprosa kann dem Leser ja einiges bieten, was das Zeigen oder Kennenlernen einer Figur angeht, was sehr befriedigend sein kann in einem Text, ohne die krassesten Plottwists aufzeigen zu müssen.

Die Frage ist ja immer, wem erzählt das die Protagonistin? Es sind ja keine echten Gedanken, sondern eine verbalisierte Form, nur wer hört zu? Das ist schon auch ein wenig Gentlemens agreement, das man da nicht genauer nachfragt.
Ja, stimmt schon. Ich hab gerade mal drüber nachgedacht. Bei "prosaischer" Prosa, meinetwegen mit einem Er-Erzähler, ist der Adressat ja schon eindeutig der Leser, dem die Geschichte erzählt werden soll. Letztendlich bleibt bei einem SoC oder Rollenprosa immer ein klein wenig das Problem der Logik, wem es erzählt wird oder wie man in den Kopf einer Person hineinhören kann und ob sich Gedanken in Wirklichkeit überhaupt so anhören. Aber ich muss sagen, persönliche Meinung, wenn es gut gemacht ist, macht mir Rollenprosa lesen einfach so großen Bock, dass ich das gerne ausklammere. Klar könnte man in Tagebuchform o.ä. schreiben, aber das ist doch auch super künstlich, irgendwo. Wenn man das Problem radikal denkt, könnte man auch bei Filmen fragen: Wer sieht das eigentlich alles? Durch welche Augen sehe ich? Oder: Wer ist eigentlich der Erzähler des Romans? Woher weiß er das alles?

Ich finde, hier ist doch schon verdammt viel Plot: verliebtes Mädchen findet düsteres Geheimnis.
Freut mich, dass du es auch so siehst

Bei solchen Texten ist eben auch die Sprache, der Stil ein wenig der Plot.
Jepp, sehe ich auch so
Vielleicht liegt das letztendlich daran, dass durch Aktion in "erzählender" Prosa ja immer auch das Wesen der Figur "gezeigt" wird, und das ist das Interessante für den Leser; in Rollenprosa braucht es diese Aktion gar nicht im Übermaß, da durch die Gedanken die Figur gezeigt wird, und der Leser so auf seine Kosten kommt

Merci für deinen erneuten Kommentar!


Servus @Analog,

Mir gefällt an Luca v.a. die Entwicklung, dass er später eben diese Karriere einschlägt und sehr erfolgreich in jungen Jahren wird. Aber ja, im Vergleich zur Prot bleibt er flacher. Zu flach?

Für meinen Geschmack ja. Er existiert quasi nur als Geist. Es geht mir weniger um die Details, die die Protagonistin uns (Achtung, plattdeutsch!) vertellt, als das, was Luca uns direkt zeigt. Nichtmal während seiner großen Rede als Schulsprecher spricht er. Geschweige denn, im Fernsehen.

Der Typ ist A ein lupenreiner Soziopath und B ein Pappaufsteller.
@petdays hat etwas vorweggegriffen, das ich dir tatsächlich antworten wollte:
PS:
Manche kritisieren, dass Luca ein Pappkamerad wäre.
Find ich nicht.
Und aus der Sicht einer egozentrischen Person wird schnell jeder zum Pappmodell. Das beweist nicht nur die Konsistenz der Erzählperspektive, sondern auch psychologisches Feingefühl (des Autoren).
Das hatte ich mir halt auch gedacht. Es ist natürlich die Frage, welcher Erzähler für eine Geschichte überhaupt gut ist. Für mich ist ein Symptom/Folge von Egozentrik und Narzissmus auch, dass andere Leute halt zu Pappaufstellern mehr oder weniger werden. Natürlich nicht nur, aber dass man sich im Endeffekt mehr für sich selbst interessiert, als für andere Menschen. Da ist halt die Frage, ob es authentisch wäre, wenn man durch den Blick der Prot Luca charakterisieren würde, ... aber ich weiß schon, was du meinst, auch mit dem Onkel. Es steckt für den Leser mehr Substanz hinter der Onkel-Figur als meinetwegen hinter Luca. Wie gesagt, irgendwo war das für mich beim Schreiben schon so ein Ding, dass ich sie die anderen gar nicht so wirklich wahrnehmen lassen wollte. Klingt nach Ausrede haha aber war schon so

Hey, vielen Dank dafür. Du würdest einiges kürzen, was ich prinzipiell gut finde. Ah, da sind so viele Darlings meinerseits dabei :D

Sehr schön. So soll es sein.

Ich habe mir mal sagen lassen, dass Textstellen, die dem Autor besonders am Herzen liegen, aber eigentlich nichts (Neues) zur Handlung oder Personencharakterisierung beitragen, den Text bremsen oder sogar verschlechtern können.

That's possible

Allerdings habe ich noch nie einen Bruch gesehen, der nicht ohne ein wenig Blut auskommt

Bist du bei der Autobahnpolizei? Habe mir schon etliche Male irgendwas gebrochen und da hat es nie geblutet.

Ich meinte nicht den Bruch selber, sondern Schürfungen etc. Aber ja, ich werde es denke ich ändern

Natürlich sehe ich es, wenn mir jemand zuerst etwas Nettes schreibt und dann die Kritik, das mache ich bei Angestellten oder Bekannten genauso, wenn ich etwas ansprechen will. Mich hat das nicht gestört, es ist halt eine sehr nette Art, mir durchaus Kritik mitzuteilen.

Das war nicht auf Carlo Zwei bezogen, sondern auf den Inhalt meiner PN**.

Achsoo, ja, kann man/ich natürlich auch falsch verstehen :D

Keine Geschichte hier im Forum, die ich gelesen habe, ist meisterhaft geschrieben.
Ja schwierig. Das geht auch abseits des Textes jetzt, deswegen will ich nicht groß drauf eingehen. Für mich ist das irgendwo auch die falsche Denkweise. Das demotiviert doch. Ich denke, wir geben hier alle größtenteils unser bestes. Ein bisschen größenwahnsinnig bin ich natürlich schon. Ich finde, und das hat jetzt nichts mit Schwanzgelutsche zu tun, ich sehe hier schon Autoren mit großem Talent. Und ich freue mich irgendwo auch heimlich darauf, dass irgendwann in zehn Jahren eine ganze Reihe von Leuten irgendwo im Lit-Betrieb Bücher veröffentlicht, die alle hier ihr Handwerk gelernt haben, und nicht aus den Hipster-Schmieden Hildesheim etc. kommen. Klar orientiert man sich an Fixsternen, an den ganz Großen. Macht doch jeder. Gleichzeitig, immer dieser Vergleich, da wird man doch depressiv, weil man ja immer kürzer kommt. Wenn ich mir Shortstorys von Mishima durchlese, denke ich mir einerseits geil, andererseits bin ich irgendwo erschlagen und depremiert, weil ich mir denke, so gut wirst du nie. Also, das hab ich oft genug, das Gefühl, will ich sagen. Irgendwo muss man auch nach vorne gehen und die Meister ein wenig außen vor lassen, weil sie - zumindest bei mir - sowieso sehr präsent sind, in meiner Freizeit halt.
Zu Geschichten: Wieder kein Circlejerk, aber ich muss ehrlich sagen, in den Jahren sind mir hier durchaus eine Handvoll Geschichten über den Weg gelaufen, die mich so tief berührt und nachgeschwungen haben, dass sie in dem, was sie sein wollen, für mich nicht hinter "großen" Autoren des jeweiligen "Genres" stehen. Ist meine persönliche Meinung.

Hallo @Sisorus!

Schön, dass du noch mal vorbeigeschaut hast. Danke!

Muss mich entschuldigen, der letzte Kommentar war, wie Du zurecht angemerkt hast, dünn. Zu meiner Verteidigung: ich musste den Zug wechseln :shy:
alles gut

Na, das ist aber kein Ziel von mir :D Soll natürlich auch von der Story her gefallen, im besten Fall. Aber kann man nichts machen. Danke dir für deine ehrlichen Worte und deine Einschätzung!
Das ist keins deiner Ziele!?
Ok ok, für mich können schlechter geschriebene Storys mich genauso zum Nachdenken anregen :D Danke für das Lob

Sorry, falls mein Gemecker das etwas überdeckt und dich mit 'nem miesen Gefühl zurückgelassen haben sollte.
Bitte nicht entschuldigen. Nein, hast du nicht

zigga schrieb:
Kommt jetzt darauf an, was du meinst - meinst du einen "Perspektivbruch", also, dass du das Gefühl hast, da spricht auch der Autor in einigen Szenen und die Figur ist nicht kohärent, oder ist dir die Figur in sich zu zwiegespalten, als dass du ihre Motivationen ihrer Handlungen - bzw. nur ihre Handlungen - verstehst und unter einem Hut bekommst? Ersteres wäre ärgerlich, wenn du es so siehst; bei Zweiterem: Ich finde das gerade nicht so, Menschen sind für mich zwiegespalten, gerade in dem Alter, gerade mit dem Narzissmus. Man hat doch so viele Anteile in sich, die Situationen und Emotionen verschieden bewerten. Ist also die Frage, ob du das an sich unauthentisch findest, dass jemand verschiedene Anteile in sich trägt (bzw. in diesem Fall :) ), oder ob du eben den Autor darin siehst, wie du angedeutet hast. Das ist etwas, das ich nicht möchte für einen Text, das soll schon nur das Mädchen sein. Aber eben verschiedene Facetten von ihr. Ich bin mir nicht sicher, was du genau unterschiedlich am Schulfest und der Hundeszene findest, das hattest du nicht ausgeschrieben. Hmm, ich weiß nicht, ich finde das gerade nicht als unauthentisch, aber nur meine Einschätzung dazu
Erweitern ...
Hier war ich definitiv zu kurz angebunden. Ich meine damit, dass deine Erzählerin in der Schulszene die Karteikarten sieht, den Direktor, ihre Freunde, die Mütter, Töchter, Väter, Söhne, sie erkennt scheinbar die "richtigen" Stellen in der Rede; kurz: ihr Blick fasst sehr viel. In der Hundeszene sieht sie nur, wie der Hund sich schüttelt, wie er zittert. Klar, magst Du sagen, ihr Blick verengt sich natürlich. Das ist eine völlig andere Situation. Ja, stimmt, aber wenn ihr Blick sich verengt, sollte die Dichte der Eindrücke doch dieselbe bleiben oder sogar steigen. Allein die Quellen der Eindrücke sollten weniger werden. So stelle ich mir das jedenfalls vor. Vielleicht will ich auch nur das hier sagen: ich würde der Hundeszene (so klischeehaft ich sie auch finde) mehr Platz in der Wahrnehmung der Erzählerin geben. Gerade ist mir das zu viel: Es passiert das. Ich denke an Pimmel. Jetzt passiert das. Hm, Pimmel. Generell fällt mir gerade beim zweiten Lesen die sehr große Pimmeldichte auf. Ist vllt. aber auch einfach authentisch.
Ah, ich verstehe. Ja, interessant, das hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Irgendwo hast du schon recht, ... aber hmmm ... ich denke, wenn man im Publikum sitzt und der Halbfreund steht vorne, dass man da durchaus die Szenerie beobachtet, sie ist ja irgendwo auch ein wenig besessen von ihm oder von der Idee, die sie von ihm hat ... ich bin mir nicht sicher, ob mich das stört, aber ist ein interessanter Hinweis und ich werde ihn mir für die Überarbeitung mal markieren, merci

Hmmm. Ja schade, wenn das auf dich so wirkt. Natürlich ist der Text bzw. Plot etwas "drüber", es ist ja auch Fiktion. Wenn es für dich nicht glaubhaft ist, ist das natürlich schade. Was ist denn Trope?!
Sorry, so war das nicht gemeint. Für jemanden, der sich verhältnismäßig intensiv dem schriftlichem Ausdruck widmet, bin ich sehr schlecht darin, schriftlich zu kommunizieren. Bist nicht der Erste, der darunter leiden muss. Ich meinte eher, dass die Stimme der Erzählerin deutlich besser ausgearbeitet scheint, als alles drumherum. Vielleicht liegt das in der Natur dieser Art von Erzählung, aber Luca, die Familie, die Freundinnen wirken (im Vergleich) wie Statisten. Weißte was ich meine?
Jepp! Ich hab Analog gerade das dazu geschrieben:

@petdays hat etwas vorweggegriffen, das ich dir tatsächlich antworten wollte:
petdays: Manche kritisieren, dass Luca ein Pappkamerad wäre.
Find ich nicht.
Und aus der Sicht einer egozentrischen Person wird schnell jeder zum Pappmodell. Das beweist nicht nur die Konsistenz der Erzählperspektive, sondern auch psychologisches Feingefühl (des Autoren).
zigga: Das hatte ich mir halt auch gedacht. Es ist natürlich die Frage, welcher Erzähler für eine Geschichte überhaupt gut ist. Für mich ist ein Symptom/Folge von Egozentrik und Narzissmus auch, dass andere Leute halt zu Pappaufstellern mehr oder weniger werden. Natürlich nicht nur, aber dass man sich im Endeffekt mehr für sich selbst interessiert, als für andere Menschen. Da ist halt die Frage, ob es authentisch wäre, wenn man durch den Blick der Prot Luca charakterisieren würde, ... (...) Wie gesagt, irgendwo war das für mich beim Schreiben schon so ein Ding, dass ich sie die anderen gar nicht so wirklich wahrnehmen lassen wollte. Klingt nach Ausrede haha aber war schon so

Aber nochmal ganz klar: das ist 'n guter Text. Da steckt Arbeit drin, das merkt man. Aber ich glaube, dass er Raum nach oben hat.
Ok, vielen Dank!


Hi @petdays!

Danke für die erneute Rückmeldung!

Das ist auch gemeint. Vielleicht mache ich das noch eindeutiger, weil ja auch die Prot in der Situation nicht "drei Nummern kleiner" denkt, sondern: "Das ist ein Kindertop!"
>> "drei Nummern kleiner" finde ich auf jeden Fall viel besser als "Das ist ein Kindertop!"
Ok!

In Deinem Fall hat sich beides perfekt gefügt: Anspruch und schnelle Lesbarkeit. So mag ich es zumindest am Liebsten.
Vielen Dank!

PS:
Manche kritisieren, dass Luca ein Pappkamerad wäre.
Find ich nicht.
Und aus der Sicht einer egozentrischen Person wird schnell jeder zum Pappmodell. Das beweist nicht nur die Konsistenz der Erzählperspektive, sondern auch psychologisches Feingefühl (des Autoren).
Das sehe ich tatsächlich auch so! Mehr dazu weiter oben


Hallo @Friedrichard,

vielen Dank fürs Vorbeischauen! Hat mich gefreut.

„Es liegen die Eier des Kolumbus zu Hunderttausenden herum, nur die Kolumbusse sind eben seltener zu treffen.“ aus: AH (oder: 18): „Mein Kampf“, 11. Kapitel „Volk und Rasse“*
Ich habe tatsächlich Mein Kampf nie über die ersten Kapitel hinaus gelesen. Es ist schon eine seltsame und gruselige Lektüre, wenn man bedenkt, was daraus entstanden ist. Aber irgendwo, wenn etwas verboten ist oder gerade so große Kreise gezogen hat in der Vergangenheit, ziehen sie mich magisch an, aus einer Neugier heraus.

lieber, oder doch eher böser zigga,
:D

Lieber Friedel, ein wenig ein schlechtes Gewissen habe ich ja schon bei deinem Kommentar, wenn ich bedenke, wie viele Hunde in meinen letzten Textes misshandelt oder gekillt wurden. Desto feiner finde ich es, dass du immer am Start bist. Sehr schön!

pflegen und Dein neues Frl.-Wunder, an dessen Sprache man sich nur näherungsweise herantraut, und schon allein, dass ich nun weiß, was ein Hoodie ist, hat sich die Lektüre gelohnt
:D

womit ich bei (wirklich) wenigen Flusen wäre,
Yes! Nicht schmeichelnd gemeint, aber wenn du durch den Text gegangen bist, kann ich mir immer sicher sein, dass die Flusen alle entsorgt worden sind

Ich hab ’ne Box mit allen Liebesbriefen seit der Ersten.
Seit „der ersten“ was auch immer, Zigarette, Leiden-, „Freund-“ und/oder Liebschaft
Sie meint "erste Klasse" - ich dachte, ein Synonym wäre "die Erste"? Kinder sagen ja: Ich gehe in die Fünfte, in die Zweite usw. Eigentlich müsste doch - wenn man nicht Klasse dazu sagen - dann die Zahl groß geschrieben werden, oder?

Räumt seine Mutter seinen Kleiderschrank so schön ein[…] oder er selbst?
Kann sein, dass da im Monolog eine Atempause gemacht werden soll
Stimmt, sollte es wirklich, aber das Komma ist natürlich zu viel, haste Recht

* (nicht das Buch unbedingt lesen, aber mit Witz unter
J’accuse: „Mein Kampf“ lesen! - WELT)
Wie gesagt, in der deutschen Gesellschaft muss man sich für eine künstlerische Neugier natürlich immer dazugehörig distanzieren, aber vielleicht ist es als allgemein interessierter Mensch, gerade vielleicht als deutscher Staatsangehöriger, mehr oder weniger wichtig, dass man sich auch mal mit nationalsozialitischen Propagandamaterial bzw. dem Manifest beschäftigt. Ja, das kann man jetzt in den falschen Hals kriegen. Der Artikel ist ganz witzig, allerdings weiß ich nicht - auch beim diesjährigen Oscar-Nominierten -, ob ich hinter dem Klamauk bei Nazi-Themen, bzw. das sich Lustigmachen über Hitler etc. stehe, weil das für mich auch eine Art der Verharmlosung ist. Natürlich steht in Mein Kampf Bullshit, der ins Lächerliche geht, die Hunderassen-Sache, da muss man schon grinsen. Aber das verschweigt viele andere Aspekte und Argumente, die die Menschen in den 30ern gecatched und verführt haben, und die dann aus dem kollektiven Gedächtnis vllt. verschwinden und die es uns schwerer machen könnten, eine Diktatur in seinen Kinderschuhen zu erkennen, wenn sich eine solche anbahnen sollte. Na ja, geht jetzt weg vom Thema, danke jedenfalls für den Kommentar!

Beste Grüße,
zigga

 

Hey zigga.

Da ist halt die Frage, ob es authentisch wäre, wenn man durch den Blick der Prot Luca charakterisieren würde

Das meine ich gerade nicht. Sondern das aktive Geschehen, insbesondere Dialog von Luca.

Er spricht im Fernsehen und sagt nichts. Er hält eine Rede vor der ganzen Schule und sagt nichts. Und ansonsten sagt und tut er auch: nichts. Die Golfszene und die Hundeszene, das war's.

Dieser m. E. offensichtliche Schnitzer, dieses Vakuum, ist einer der Gründe, weshalb ich deine Geschichte als unfertig und überschwängliches Lob als unangebracht empfinde. Wenn es schlecht läuft, wird La Dottrina Del Fascismo eine von den Geschichten sein, die ich in Beitrag #14 als ausdiskutiert bezeichnet habe. Das ist der Kanon, den ich meine. "Der Stärkere" ist in diesem Fall destruktives Lob.

Aber hey, mit dieser pessimistischen Sichtweise bin ich doch bisher allein geblieben. Vielleicht irre ich mich auch einfach. :p

ich muss ehrlich sagen, in den Jahren sind mir hier durchaus eine Handvoll Geschichten über den Weg gelaufen, die mich so tief berührt und nachgeschwungen haben, dass sie in dem, was sie sein wollen, für mich nicht hinter "großen" Autoren des jeweiligen "Genres" stehen.

Das geht mir ähnlich. Aber nur, weil die sich nicht verstecken müssen, sindse nicht gleich meisterhaft. "Die Großen" fabrizieren ja auch nicht am laufenden Band Meisterwerke. Oftmals ist da nur ein wirklich großes Ding gewesen.

Schöne Restwoche noch,
wünscht Analog

 

@Analog
Ich hab das schon verstanden, was du mit Plastizität Lucas meinst. Na ja, ich hab keinen Bock auf die Diskussion über Kanon oder nicht, die Leute müssen sich halt einfach trauen, ihre Meinung zu äußern, dann geschieht kein Einheitsgesang. Ich muss sagen, zu jeder meiner Storys finden sich Leute, die durchaus tiefergehend kritisieren. Ich bin mit Sicherheit niemand, der Kritik wegbellen wird. Entgegen Erfahrungen in realen Textwerkstätten oder anderen online Gruppen finde ich dieses Forum als das beste und ehrlichste, das ich bislang kennengelernt hab.

Ich denke nicht, dass das nur mit Dialog zu tun hat. Ist natürlich ein Weg, Luca plastischer erscheinen zu lassen. Irgendwo ist es abseits des Handwerks auch immer zu einem Bruchteil Magic, wie und wann Figuren extrem echt wirken und wann flacher. Ist notiert und ich schaue mal, was sich machen lässt. Ich weiß schon, wie du meinst, aber ich bin mir nicht sicher, ob mich das aktuell am Text stört oder wie ich da nachlege - we‘ll see!

Guten Abend,
zigga

 

Vielleicht noch eine Anregung bezüglich Luca: Oft funktionieren Texte doch gerade über die Leerstelle, über das, was nicht offensichtlich ist. Ich denke, in einer konventionellen Geschichte, die linear erzählt, würde das auch fehlen, wäre es ein Manko. Hier muss man sich aber überlegen, was fehlt denn überhaupt und wenn ich das weiß, wie stelle ich das überhaupt dar? Was fehlt denn hier an Luca, um ihn als Person, als Charakter greifbar zu machen und soll das dann auch so sein? Es ist doch innerhalb dieses Textes so, dass die Sicht des Mädchens auf Luca gezeigt wird - wenn sie jetzt Luca wiedergeben würde, was er sagt, was er tut, dann würden wir alle sagen: Erwischt, Pappkamerad, Stichwortgeber. Dann hat die Figur des Mädchens eine herausgestellte Funktion, sie vermittelt dem Leser etwas. Ich denke aber, dass soll sie ja gar nicht erfüllen, hier soll uns die Gedankenwelt dieses Teenagermädchens gezeigt werden, und die hat natürlich auch nur eine bestimmte, selektive Sichtweise auf Luca, die ist überwältigt von seinen Brusthaaren und seinem nicht gewaschenen Schwanz - also von Äußerlichkeiten, und da kann man schon auch eine schöne Analogie zum dritten Reich ziehen, Leni Riefenstahl und Co, wie leicht man doch zu verführen ist, wenn man noch ein wenig naiv ist. Deswegen finde ich das eigentlich sehr gut gelöst, hier, in diesem Text.

 

Na ja, ich hab keinen Bock auf die Diskussion über Kanon oder nicht

:D

Ja, das sagtest du bereits. War keine irgendwie geartete Aufforderung von mir. Schade, dass das so ankam, habe echt nur gesagt, was ich denke. Mal völlig wertfrei: So ziemlich jede Geschichte hier hat nen Kanon, an den wenigsten scheiden sich die Geister. Hat meistens auch seinen Grund.

Mein nächtlicher Nachtrag sollte eigentlich nur den Kanon, den ich mitsang ...

A: Wahrhaftig!
B: Mehr davon!
C: Brillant! Meisterklasse!

... ein wenig abschwächen. Schadensbegrenzung sozusagen.

Stehe da aber immer noch hinter: Gerne gelesen. Mehr davon.
Die neuen Star-Wars-Teile sind auch keine Meisterwerke, begeistern konnten die mich trotzdem.

So, jetzt bin ich aber wirklich raus,
bis dann,
Analog

 
Zuletzt bearbeitet:

Sei gegrüßt, @zigga !

über mangelnde Resonanz kannst Du Dich ja nicht beklagen. Ich habe noch nie erlebt, dass ein Text innerhalb weniger Tage so viele Kommentare erhielt. Das spricht schon mal für die Relevanz.
Aber wird er auch höchsten literarischen Ansprüchen gerecht?
Du wählst die kompromisslose Ego-Perspektive der Erzählerin. Die Herausforderung liegt darin, dass ihre Sicht, dem Charakter entsprechend, ziemlich eindimensional bleibt. Dazu zitiere ich mein eigenes Resümee zu meinem Text "Begegnung":
"So lange ich aus ihrer Sicht erzähle, wäre jede Abmilderung verlogen, da sie einfach nicht in der Lage ist, ihren Orbit zu verlassen."
Und das sehe ich bis heute so.
Aber bei Deiner Geschichte ist die Erzählerin ja gar nicht Protagonist. Schon durch den Titel stellst Du Luca und seine Neigung zu faschistoiden Verhalten ins Zentrum. Die Erzählerin hat ediglich die Funktion, Luca zu charakterisieren und das gelingt vor allem durch ihre naive Sicht, die dieses unkritische, neutrale Erzählen ermöglicht. Die über nimmt hier die Rolle des einfach gestrickten Bürgers, der zwischen der Faszination für das Böse und dem Abscheu hin- und hergerissen ist. Es ist nur eine Frage mathematischer Wahrscheinlichkeit, ob er den gefährlichen Soziopathen in die Klappse bringt oder, als Wähler, an die Macht.
Ich denke an große Weltliteratur; Simplicissimus, Blechtrommel, Forrest Gump etc.
Als einziges Manko empfinde ich, dass die pubertären Befindlichkeiten der Erzählerin manchmal zu sehr in den Vordergrund drängen. Das lenkt von der eigentlichen Intention ab: die Darstellung faschistischer Tendenzen im alltäglichen Privatleben und vor allem die Kunst des Soziopathen, seine Haltung so lange verborgen zu halten, bis sie gesellschaftsfähig wird.
Mir gefällt an dem Text, dass Du interessante Wege probierst, um eine Botschaft zu vermitteln. Diese Geschichte findet nicht nur in einer fiktiven Welt statt, sondern ist stark mit der Realität verknüpft. Immerhin wurde das widerlichste eugenisch-rassistische Pamphlet der Gegenwart von einem SPD Fuzzi geschrieben. Und welches Menschenbild hinter der Agenda 2010 steht, weiß jeder, der mal auf Hartz 4 war.

Sehr guter Text, weiter so!
Kellerkind

Nachtrag:
Nachdem ich mich durch die Kommentare gewurstelt habe, muss ich sagen, dass ich Deinen Text wohl ganz anders gelesen habe als viele andere Leser. Meinen Fokus hat die Überschrift auf Luca gelenkt. Deshalb war mir bei der Erzählerin nur wichtig, dass sie nicht ablenkt. Wenn sie im Mittelpunkt stehen soll, sieht das natürlich anders aus. Aber, ehrlich gesagt, gibt diese Figur nicht viel her für eine interessante Geschichte.

 

Sie meint "erste Klasse" - ich dachte, ein Synonym wäre "die Erste"? Kinder sagen ja: Ich gehe in die Fünfte, in die Zweite usw. Eigentlich müsste doch - wenn man nicht Klasse dazu sagen - dann die Zahl groß geschrieben werden, oder?

Geht auf jeden Fall, wenn man weiß, was gemeint ist.

Der Witz ist ja, dass ich die Zahl mit anderen Geschehnissen in Verbindung, wie "Liebschaft" usw. brachte und die Klassenräume mit den Ziffern versehen sind. Das ist dann analog der Note "Eins", die ja tatsächlich nur als "sehr gut" daherkommt und die Klassenräume bestenfalls an ihren Türen Ziffern anzeigen.
Oder bei Zahlwörtern wie der ursprünglichen "zwei" bis in lutherischer Zeit, "ander", die i. d. R. mit Minuskel beginnen auch wenn sie heute als Pronomen daherkommen.

Bis bald

Friedel

 

Mahlzeit @zigga,

ich war im letzten Jahr viel mit straffällig gewordenen Jugendlichen zusammen, mit ihnen arbeiten und das ganze Drumherum. War gut gemischtes Publikum, viele Mädchen dabei; fast fifty-fifty. In den Pausen saß ich da und habe Papierkram gemacht oder Zeitung gelesen und hatte immer ein Ohr bei den Gesprächen zwischen den Jugendlichen. Und dein Text hat mich fast original an diese Gespräche erinnert. Abgehackt, sprunghaft wechselnd, einen Gedanken nie zu Ende gebracht und den nächsten schon halb angefangen; aber auch: kaum Konzentrationsfähigkeiten, extrem anfällig für Ablenkungen, nichts im Kopf festhalten können. Und vielleicht am Gefährlichsten: Keine Relationen zwischen Gut und Böse, schlecht und gut, Moral und Amoral. Oft ein vollständig fehlender Wertekatalog. Nach einem Gewissen muss man kilometertief graben. Findet man es, ist das Gewissen kaum ausgebildet, von Scham und Unreife umgeben. Wir hatten im Schnitt 15 Jugendliche, andere Stellen gab es keine mehr, aus Personalmangel, Geldmangel, Platzmangel ... die Anfragen waren nicht zu bewältigen, die Zeit zwischen Straftat und Gerichtsverhandlung ewig lang ...

Ein Desaster.

Stil, Sinnhaftigkeit, Inhalt, das wurde oben schon ausgiebig analysiert. Für mich hast du hier eine Punktlandung hingelegt. Du hast "erfasst", was herauskommt, wenn Eltern, Schule, Staat sich nur noch ungenügend oder gar nicht mehr mit Heranwachsenden befassen. Sei es aus Desinteresse oder Mangel jeglicher Art. Zutiefst beunruhigende Wissenslücken, dadurch falsche Kontextbildung, falsche Rückschlüsse, Labilität in Moral und Ethik, Sucht nach Stärke und starken Personen ... eine fatale Entwicklung.

Deine Protagonistin hat durch ihren Job die Möglichkeit erhalten, die vielen Defizite aufzuarbeiten. Die Jugendlichen mit denen ich da gearbeitet habe, zogen am Ende ihrer Bewährungszeit von dannen. Mit wenig Hoffnung. Und es war ihnen klar.

Hat mir sehr gut gefallen.

Morphin

 

Lieber @zigga

auch diesen Text von dir habe ich gerne gelesen, allerdings empfinde ich ihn als schwächer im Vergleich zum 'Grillfest'.

Verzeih, wenn ich die positiven Dinge nicht wiederhole, da schon von anderen Kommentatoren genannt und für meine Fragen zum Text irrelevant.

Ich sehe insgesamt zwei Probleme.

1. Die 'Wolf im Schafspelz' - Nummer erscheint mir zu übertrieben und ich frage mich, ob so ein ambitionierter Luca sich überhaupt mit der Ich-Erzählerin abgeben würde, schließlich scheint er die Karriere von Anfang an zu planen, da wäre diese Beziehung im Nachgang evtl. schädlich.

2.

Ich hab lange nicht an Luca gedacht.

Ab hier empfinde ich den Text als problematisch, weil die Ich-Erzählerin in zeitlicher Hinsicht aus einer anderen Perspektive erzählt (der einer Erwachsenen). Dafür ist der Text aber m.E. hinsichtlich seiner Sprache zu nah am jugendlichen Tonfall der Ich-Erzählerin. Ich erkläre mir das so, dass du damit zeigen willst, dass sie geistig und emotional keine große Entwicklung gemacht hat, aber auch das funktioniert für mich nicht.

LG,

HL

 

@zigga

2. Nachtrag: Den letzten Satz könnte man in sehr unterschiedliche Richtungen interpretieren, was mir erst später aufgefallen ist. Es wäre interessant zu wissen, ob das ein zufälliger Effekt ist oder vom Author beabsichtigt. :) Wohlgemerkt: Ich frage nicht nach der gewünschten Interpretation.

Kellerkind

 
Zuletzt bearbeitet:

Servus @jimmysalaryman,

grazie für deinen erneuten Eindruck.

Ich denke, in einer konventionellen Geschichte, die linear erzählt, würde das auch fehlen, wäre es ein Manko. Hier muss man sich aber überlegen, was fehlt denn überhaupt und wenn ich das weiß, wie stelle ich das überhaupt dar? Was fehlt denn hier an Luca, um ihn als Person, als Charakter greifbar zu machen und soll das dann auch so sein?
Es ist doch innerhalb dieses Textes so, dass die Sicht des Mädchens auf Luca gezeigt wird - wenn sie jetzt Luca wiedergeben würde, was er sagt, was er tut, dann würden wir alle sagen: Erwischt, Pappkamerad, Stichwortgeber. Dann hat die Figur des Mädchens eine herausgestellte Funktion, sie vermittelt dem Leser etwas. Ich denke aber, dass soll sie ja gar nicht erfüllen, hier soll uns die Gedankenwelt dieses Teenagermädchens gezeigt werden, und die hat natürlich auch nur eine bestimmte, selektive Sichtweise auf Luca,
die ist überwältigt von seinen Brusthaaren und seinem nicht gewaschenen Schwanz - also von Äußerlichkeiten, und da kann man schon auch eine schöne Analogie zum dritten Reich ziehen, Leni Riefenstahl und Co, wie leicht man doch zu verführen ist, wenn man noch ein wenig naiv ist. Deswegen finde ich das eigentlich sehr gut gelöst, hier, in diesem Text.

Super, danke dir. Ich sehe das tatsächlich so wie du, dass das irgendwo ein "Perspektivbruch" wäre, wenn man von der Erzählstimme der Protagonistin ein wenig abkehren würde, nur, um Luca als Figur plastischer zu gestalten. Ich verstehe gleichzeitig auch die Lust auf satte, volle Figuren. Es ist wohl das alte Problem der Rollenprosa hier ein wenig, dass viele Figuren, die jetzt keine Doktoranten oder Schriftsteller sind, eigentlich untaugliche Erzähler für eine Shortstory sind - es wäre schon ein Zufall, wenn eine Figur wie meine plötzlich ein großes erzählerisches Talent hätte und sie die Leute in ihrer Umwelt innovativ und literarisch plastisch beschreiben könnte. Hmmm. Ja, interessant jedenfalls, auch das ähnliche Gespräch unter deiner neuen Geschichte.

Servus @Analog!

Auch dir merci für die erneute Rückmeldung.

Na ja, ich hab keinen Bock auf die Diskussion über Kanon oder nicht

:D

Ja, das sagtest du bereits. War keine irgendwie geartete Aufforderung von mir. Schade, dass das so ankam, habe echt nur gesagt, was ich denke. Mal völlig wertfrei: So ziemlich jede Geschichte hier hat nen Kanon, an den wenigsten scheiden sich die Geister. Hat meistens auch seinen Grund.

Mein nächtlicher Nachtrag sollte eigentlich nur den Kanon, den ich mitsang ...

A: Wahrhaftig!
B: Mehr davon!
C: Brillant! Meisterklasse!

... ein wenig abschwächen. Schadensbegrenzung sozusagen.

Alles gut. Ich wollte mich ja wirklich raushalten (! :D), aber das Wort Kanon hat mich wohl ein wenig getriggert. Ne ne, alles bestens, keine Sorge. Ich hab deinen Punkt verstanden und kann ihn schon nachvollziehen.

Stehe da aber immer noch hinter: Gerne gelesen. Mehr davon.
Hey, danke dir, ich mag Rollenprosa schreiben ganz gerne, kommt bestimmt noch was in die Richtung

Hallo @Kellerkind,

vielen Dank fürs Vorbeischauen und Kommentieren.

über mangelnde Resonanz kannst Du Dich ja nicht beklagen. Ich habe noch nie erlebt, dass ein Text innerhalb weniger Tage so viele Kommentare erhielt.
Beschweren möchte ich mich keinesfalls, aber betonen, dass einige Kommentare auf einen kleinen Fight zwischen zwei Mitgliedern unter meinem Faden zuzuschreiben sind :D Aber ich freue mich natürlich über das Interesse.

Aber wird er auch höchsten literarischen Ansprüchen gerecht?
I am curious (nee, bin ich nicht, weil ich den Kommentar schon vor einigen Tagen gelesen habe :P)

Du wählst die kompromisslose Ego-Perspektive der Erzählerin.
richtig.

Die Herausforderung liegt darin, dass ihre Sicht, dem Charakter entsprechend, ziemlich eindimensional bleibt. Dazu zitiere ich mein eigenes Resümee zu meinem Text "Begegnung":
"So lange ich aus ihrer Sicht erzähle, wäre jede Abmilderung verlogen, da sie einfach nicht in der Lage ist, ihren Orbit zu verlassen."
Und das sehe ich bis heute so.
Schön, das sehe ich auch so

Aber bei Deiner Geschichte ist die Erzählerin ja gar nicht Protagonist. Schon durch den Titel stellst Du Luca und seine Neigung zu faschistoiden Verhalten ins Zentrum.
:D Schön, dass dir das auffällt.

Die Erzählerin hat ediglich die Funktion, Luca zu charakterisieren und das gelingt vor allem durch ihre naive Sicht, die dieses unkritische, neutrale Erzählen ermöglicht. Die über nimmt hier die Rolle des einfach gestrickten Bürgers, der zwischen der Faszination für das Böse und dem Abscheu hin- und hergerissen ist. Es ist nur eine Frage mathematischer Wahrscheinlichkeit, ob er den gefährlichen Soziopathen in die Klappse bringt oder, als Wähler, an die Macht.
Freut mich, dass du es so liest!

Als einziges Manko empfinde ich, dass die pubertären Befindlichkeiten der Erzählerin manchmal zu sehr in den Vordergrund drängen. Das lenkt von der eigentlichen Intention ab: die Darstellung faschistischer Tendenzen im alltäglichen Privatleben und vor allem die Kunst des Soziopathen, seine Haltung so lange verborgen zu halten, bis sie gesellschaftsfähig wird.
Ja, das kann man kritisieren. Verstehe ich auch. Aber ich muss sagen, gerade das gefällt mir irgendwo am Text. Ich will mich jetzt nicht neben meinem Text stellen und ihn erklären und sagen, so und so war das ja geplant, das ist affig. Aber (:D) na ja, ich lese dein Zitat so, als ob du es als eine handwerkliche Schwäche im Text sehen würdest. Also, als ob du das Gewichten der Ego-Nummer für zu viel hältst. Hmm, was ich sagen will, ist, dass das jetzt nicht "unbewusst" passiert ist. Jimmys Sicht auf den Text kann ich persönlich eigentlich unterschreiben - ich finde, der Text hat noch mal einen anderen Effekt, gerade, weil die Erzählerin und somit auch der Leser über lange Zeit so fokussiert auf das Mädchen und ihre Egonummer sind, "erschrickt" man vielleicht noch mal mehr, wenn man begreift, was da eigentlich vor sich geht - und es irgendwo auch schon "zu spät" ist für das Mädchen (oder mittlerweile Frau), etwas dagegen "tun zu können". Aber danke für das Feedback, so wie du kann man es natürlich auch lesen, dann wirkt der Text durchaus etwas auf Schlagseite bei Befindlichkeiten

Mir gefällt an dem Text, dass Du interessante Wege probierst, um eine Botschaft zu vermitteln.
Danke!

Diese Geschichte findet nicht nur in einer fiktiven Welt statt, sondern ist stark mit der Realität verknüpft. Immerhin wurde das widerlichste eugenisch-rassistische Pamphlet der Gegenwart von einem SPD Fuzzi geschrieben. Und welches Menschenbild hinter der Agenda 2010 steht, weiß jeder, der mal auf Hartz 4 war.
Super

Sehr guter Text, weiter so!
Vielen Dank für dein Interesse und es freut mich, dass dir der Text gefallen hat!

Nachtrag:
Nachdem ich mich durch die Kommentare gewurstelt habe, muss ich sagen, dass ich Deinen Text wohl ganz anders gelesen habe als viele andere Leser. Meinen Fokus hat die Überschrift auf Luca gelenkt. Deshalb war mir bei der Erzählerin nur wichtig, dass sie nicht ablenkt. Wenn sie im Mittelpunkt stehen soll, sieht das natürlich anders aus. Aber, ehrlich gesagt, gibt diese Figur nicht viel her für eine interessante Geschichte.
Für mich schließt sich deine Sicht überhaupt nicht auf andere Sichten anderer Leser aus. ALso ich möchte wie gesagt meinen Text jetz tnicht erklären müssen, er muss schon aus sich selbst funktionieren, aber fü rmich ist das Zentrum der Geschichte schon Luca. Das mit der Überschrift war schon so gemeint. Jimmys Aussage fand ich treffend, dass das Mädchen die Rolle des naiven Bürgers übernimmt, der so mit sich selbst beschäftigt ist von meinetwegen postmodernen Befindlichkeiten und Bullshitterein, dass er am Ende erschrickt, wenn er auf den faschistoide Tendenzen hereingefallen ist, und nicht mehr zurück kann. Ok, jetzt habe ich meine Sichtweise doch irgendwo erklärt. Ich möchte am Ende nur noch mal hinzufügen, dass das meine persönliche Sicht auf den Text ist, und die Story natürlich für sich funktionieren muss. Ich hab das jetzt nur geschrieben, weil deine Aussage sich so angehört hat, als ob du die Vermutung hättest, dass ich als Autor den Text ganz anders "geplant" hatte, als du ihn gelesen hast; dann wäre ja etwas sehr "schief" an der Story. Dem wollte ich entgegen reden, dass ich das durchaus so sehe, wie du die Story siehst.

Hallo @Friedrichard

Sie meint "erste Klasse" - ich dachte, ein Synonym wäre "die Erste"? Kinder sagen ja: Ich gehe in die Fünfte, in die Zweite usw. Eigentlich müsste doch - wenn man nicht Klasse dazu sagen - dann die Zahl groß geschrieben werden, oder?
Geht auf jeden Fall, wenn man weiß, was gemeint ist.
Ok, danke!


Hallo @Morphin,

es freut mich, so ein Urgestein des Forums unter meiner Story begrüßen zu dürfen! :)

Stil, Sinnhaftigkeit, Inhalt, das wurde oben schon ausgiebig analysiert. Für mich hast du hier eine Punktlandung hingelegt. Du hast "erfasst", was herauskommt, wenn Eltern, Schule, Staat sich nur noch ungenügend oder gar nicht mehr mit Heranwachsenden befassen. Sei es aus Desinteresse oder Mangel jeglicher Art. Zutiefst beunruhigende Wissenslücken, dadurch falsche Kontextbildung, falsche Rückschlüsse, Labilität in Moral und Ethik, Sucht nach Stärke und starken Personen ... eine fatale Entwicklung.
Vielen Dank!

Deine Protagonistin hat durch ihren Job die Möglichkeit erhalten, die vielen Defizite aufzuarbeiten. Die Jugendlichen mit denen ich da gearbeitet habe, zogen am Ende ihrer Bewährungszeit von dannen. Mit wenig Hoffnung. Und es war ihnen klar.

Hat mir sehr gut gefallen.

Vielen Dank, Morphin. Hat mich wirklich sehr gefreut, dass dir die Story als jemand, der an dem Thema nah dran ist, authentisch vorkam.

Alles Beste

Hallo @HerrLehrer,

vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren!

auch diesen Text von dir habe ich gerne gelesen, allerdings empfinde ich ihn als schwächer im Vergleich zum 'Grillfest'.
Ok! Danke für die Einschätzung.

Verzeih, wenn ich die positiven Dinge nicht wiederhole, da schon von anderen Kommentatoren genannt und für meine Fragen zum Text irrelevant.
alles jut

1. Die 'Wolf im Schafspelz' - Nummer erscheint mir zu übertrieben und ich frage mich, ob so ein ambitionierter Luca sich überhaupt mit der Ich-Erzählerin abgeben würde, schließlich scheint er die Karriere von Anfang an zu planen, da wäre diese Beziehung im Nachgang evtl. schädlich.
Ja, hm, das sehe ich sehr anders. Wieso sollte er sie nicht ficken? Also, wenn sie sehr hübsch ist und ihm gefällt? Hm ja, übertrieben ... mir gefällt das in der Art, aber ich weiß, was du meinst. Vielleicht ist das auch ein Problem der Figurenzeichnung, dass du Luca als Figur, da sie durch die Erzählerin evtl. etwas dünn gezeichnet ist, zu wenig greifen kannst, als dass du ihm glauben kannst. Ich muss sagen, allzu unauthentisch kommt mir eine Figur wie Luca nicht vor. Es ist halt eine nihilistischere Weltsicht, die ich hier einnehme. Aber wenn man sich Politprofis wie Edathy oder andere charismatische, gut aussehende Männer mit krassen Karrieren ansieht, und was für Abgründe dann doch hinter diesen Charakteren lauern können, finde ich es zwar irgendwo Genre-fiktiv, aber nicht unplausibel.

2.
zigga schrieb:
Ich hab lange nicht an Luca gedacht.
Ab hier empfinde ich den Text als problematisch, weil die Ich-Erzählerin in zeitlicher Hinsicht aus einer anderen Perspektive erzählt (der einer Erwachsenen). Dafür ist der Text aber m.E. hinsichtlich seiner Sprache zu nah am jugendlichen Tonfall der Ich-Erzählerin. Ich erkläre mir das so, dass du damit zeigen willst, dass sie geistig und emotional keine große Entwicklung gemacht hat, aber auch das funktioniert für mich nicht.
Ja, ich schaue mal, ob ich hier bei der Sprache noch mal drüberarbeite. Ich muss allerdings sagen, allzu unauthentisch kommt mir das jetzt nicht vor. Leute reden nun mal so, auch, wenn sie Ende zwanzig werden und aus so einem Milieu kommen. Ich denke mal drüber nach, was ich tun kann, danke jedenfalls für deine Einschätzung zur Story!

Hallo @Kellerkind

@zigga

2. Nachtrag: Den letzten Satz könnte man in sehr unterschiedliche Richtungen interpretieren, was mir erst später aufgefallen ist. Es wäre interessant zu wissen, ob das ein zufälliger Effekt ist oder vom Author beabsichtigt. :) Wohlgemerkt: Ich frage nicht nach der gewünschten Interpretation.

Kellerkind

Jepp, für mich persönlich ist das kein eindeutiger Satz, sondern ein Satz, der aus der eigenartigen, getriebenen Stimmung der Erzählerin entsteht, in die sicherlich auch ein schlechtes Gewissen mit hineinspielt; will sagen: Ich denke nicht, dass die Erzählerin hier etwas eindeutiges sagt oder sagen will, aber manchmal entstehen ja solche Sätze, man weiß schon, dass da etwas in einem rumort, und dann schreibt man so etwas auf und begreift vielleicht erst viel später, was der Satz eigentlich bedeutet. Ja, man kann sich fragen, ob eine Frau wie die Erzählerin so etwas schreiben könnte, mhm, ach ich weiß nicht, für mich ist das gar nicht unplausibel, wenn ich an Leute denke, die ich kenne, die können durchaus einen krassen Satz mal aus einer Stimmung heraus auf ien Blatt Papier schreiben, ohne dass sie Abi oder sonstwas haben ... so war es gemeint ... wie gesagt: Nur meine Deutung. Text muss aus sich selbst funktionieren :P Noch fragen?

Beste Grüße,
zigga

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @zigga

Normalerweise würde ich einen so angelegten Text wohl ähnlich lesen wie Kellerkind. Titelgebung und die Richtung, in die sich der Text entwickelt - vor allem die Abschnitte ab: Ich hab lang nicht mehr an Luca gedacht - legen es nahe, den Fokus auf Luca zu legen, die Erzählerin eher in ihrer Funktion eben als Erzählerin wahrzunehmen und weniger als Brennpunkt der Geschichte. Interessanterweise bin ich aber dann doch viel stärker an der Erzählerin hängengeblieben, weil ich sie einerseits als sehr stimmig empfunden habe, andererseits auch als ergiebig im Sinne einer spannenden Figur. Dabei sind die Voraussetzungen schlecht. Verpeilte, naive, pubertäre, oberflächliche Erzählstimmen klingen für mich meistens so ähnlich wie Fingernägel, die über eine Wandtafel kratzen.
Aber hier war das anders. Zwar treffen diese Beschreibungen durchaus zu, aber da kommt eben immer auch dieser Kampf um Anerkennung zum Ausdruck, um Selbstbehauptung. (Meine Güte, das Mädchen ertrinkt, habe ich mir ein paar Mal gedacht) Wie sie wiederholt geltend macht, dass sie sich nichts vorschreiben lässt, dass sie niemandem gehört. Wie sie innerhalb von Geschlechtersterotypen sich bewegt, kaum reflektiert, aber doch sensibel für entsprechende Machtverhältnisse. Wie sie auch immer ihre Währung betont, in der sie bezahlt: Niemand ist so süss wie ich. Ich schreib bewusst "Währung", weil ich denke, da ist eine politische Dimension im Text, ganz ohne Verweis auf Luca und den Faschismus. Klar, könnte ich ihr nicht stundenlang folgen, aber da hat sich so eine Art Abgrund aufgetan, wo ich mich gefragt hab, Mensch, was macht die Welt mit unseren Kids? Ich habe/hatte ja es in erster Linie mit den angepassten, leistungswilligen Jugendlichen zu tun, aber selbst da hab ich manchmal so Ansätze gesehen. (Aber was heisst schon: Selbst da? Auch hier kann man sich manchmal fragen, was die Welt mit den Kids macht) Ich bin kein Pessimist, was das angelangt, aber einiges, was sich tut, ist schon bedenkenswert.
Was ich sagen will, ist, dass ich diesen Bezug zum faschistoiden Denken Lucas vor allem aber den Schlussteil, dieses: seht her, wie der Kerl die Leute um die Finger wickeln kann, und gerade Leute wie die Erzählerin, eventuell gar nicht mehr gebraucht hätte. Ich fände es spannend, das alles nur in der Figur der Erzählerin abzubilden.

Und in gewisser Weise ist der Text ja auch so angelegt. Stichwort: Luca als Leerstelle, als Projektionsfläche. Aber er ist eben nicht nur so angelegt, du hast auch Titel und Wendung, die den Blick ganz auf Luca richtet. Ich weiss nicht, ob ich das als echten Mangel im Text wahrnehmen soll, aber wenn ich ehrlich bin, stellt es mich tatsächlich nicht so ganz zufrieden. Konkret würde ich das am letzten Abschnitt festmachen, wo die Erzählerin beinahe aus sich heraustritt und auf einmal über Luca spricht und nicht mehr über sich (und Luca).

Der Nachrichtensprecher meinte, Luca würde die Art, wie Politik bis jetzt betrieben wurde, aufmischen. Jeden Sonntag macht er Livestreams auf Youtube und Instagram, in denen er Fragen beantwortet und Politik erklärt.
Der Nachrichtensprecher meinte, so einen wie Luca hätte er lange nicht gesehen.
Natürlich ist das weiterhin eingebettet in die Perspektive der Erzählerin, auch sprachlich wirkt das weitgehend homogen. Aber ich hab den Teil doch als weniger organisch empfunden als den Rest, die Absicht dahinter stärker gespürt. Also, ich empfinde da eine gewisse Spannung innerhalb des Textes, was den Fokus anbelangt. Bisher gingen einige Kommentare ja in die Richtung: Mehr Luca (und dafür evtl. etwas weniger Erzählerin). Ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage: Weniger Luca (vor allem am Ende) wäre auch eine Möglichkeit.

Das hat wahrscheinlich auch mit der Erzählposition zu tun, die ich hier als problematisch empfunden habe. Die grundsätzlichen Fragen des "Wer erzählt aus welchem Grund?" mal zur Seite geschoben, stellt sich mir nämlich die Frage, weshalb zunächst unmittelbar erzählt wird, und dann auf einmal rückblickend auf die Zeit, die soeben erzählt wurde? Wie verhalten sich die beiden Erzählinstanzen zueinander? Die einfachste Lösung, die du ja verwirfst, wäre es, die beiden Teile zu datieren (Tagebucheintrag). Ich kann gut verstehen, dass du das nicht willst, und es wäre auch nicht passend, denn niemand schreibt so Tagebuch, denke ich mal. Aber der Preis, den du bezahlst, ist eben, dass sich die Frage nach dem Verhältnis der beiden Teile stellt. Das heisst, selbst wenn du einen Leser wie mich hast, der grundsätzlich bereit ist, die Frage nach dem "Wer erzählt mir das?" (Ich habe zum Beispiel nicht die geringste Schwierigkeit mit Ich-Präsens) zurückzustellen, bewirkt diese Struktur, dass die Frage sich eben doch aufdrängt.

Ist ein guter Text geworden, zigga. Sehr spannend, wie du verschiedene Möglichkeiten des Erzählens austestest. Ach ja, mir ist noch ein Text eingefallen, an den mich das hier erinnert: Lucy fliegt von Petra Piuk. Sie hat 2016 an der Floriana Auszüge daraus vorgelesen, die mich, so wie dein Text hier, sehr beeindruckt haben.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo @zigga

na ja, ich lese dein Zitat so, als ob du es als eine handwerkliche Schwäche im Text sehen würdest. Also, als ob du das Gewichten der Ego-Nummer für zu viel hältst.
ich würde das eher unter individuellem Lesergeschmack einordnen. Nach einigen Wiederholungen nervte mich das "Ich bin ja so süß" nur noch. Da wird jeder eine andere Schmerzgrenze haben. :)

Grüße!
Kellerkind

 

@Peeperkorn!

Herzlichsten Dank für deinen Kommentar, Lesen und alles weitere!

Hat mich sehr gefreut, wieder etwas von dir zu hören.

Zum Kommentar:

Normalerweise würde ich einen so angelegten Text wohl ähnlich lesen wie Kellerkind.
Ok! Mir geht es ja ähnlich

Titelgebung und die Richtung, in die sich der Text entwickelt - vor allem die Abschnitte ab: Ich hab lang nicht mehr an Luca gedacht - legen es nahe, den Fokus auf Luca zu legen, die Erzählerin eher in ihrer Funktion eben als Erzählerin wahrzunehmen und weniger als Brennpunkt der Geschichte.
Ok ok

Interessanterweise bin ich aber dann doch viel stärker an der Erzählerin hängengeblieben, weil ich sie einerseits als sehr stimmig empfunden habe, andererseits auch als ergiebig im Sinne einer spannenden Figur.
Schön!

Dabei sind die Voraussetzungen schlecht. Verpeilte, naive, pubertäre, oberflächliche Erzählstimmen klingen für mich meistens so ähnlich wie Fingernägel, die über eine Wandtafel kratzen.
:D Kann ich nachvollziehen. Aber mich persönlich, wenn ich mich als Leser sehe, reizen solche Figuren

Aber hier war das anders. Zwar treffen diese Beschreibungen durchaus zu, aber da kommt eben immer auch dieser Kampf um Anerkennung zum Ausdruck, um Selbstbehauptung. (Meine Güte, das Mädchen ertrinkt, habe ich mir ein paar Mal gedacht)
Schön!

Wie sie wiederholt geltend macht, dass sie sich nichts vorschreiben lässt, dass sie niemandem gehört. Wie sie innerhalb von Geschlechtersterotypen sich bewegt, kaum reflektiert, aber doch sensibel für entsprechende Machtverhältnisse. Wie sie auch immer ihre Währung betont, in der sie bezahlt: Niemand ist so süss wie ich. Ich schreib bewusst "Währung", weil ich denke, da ist eine politische Dimension im Text, ganz ohne Verweis auf Luca und den Faschismus.
Schön, dass du es so gelesen hast. Währung ist ein spannendes Attribut dafür!

Klar, könnte ich ihr nicht stundenlang folgen, aber da hat sich so eine Art Abgrund aufgetan, wo ich mich gefragt hab, Mensch, was macht die Welt mit unseren Kids? Ich habe/hatte ja es in erster Linie mit den angepassten, leistungswilligen Jugendlichen zu tun, aber selbst da hab ich manchmal so Ansätze gesehen. (Aber was heisst schon: Selbst da? Auch hier kann man sich manchmal fragen, was die Welt mit den Kids macht) Ich bin kein Pessimist, was das angelangt, aber einiges, was sich tut, ist schon bedenkenswert.
Interessant!

Was ich sagen will, ist, dass ich diesen Bezug zum faschistoiden Denken Lucas vor allem aber den Schlussteil, dieses: seht her, wie der Kerl die Leute um die Finger wickeln kann, und gerade Leute wie die Erzählerin, eventuell gar nicht mehr gebraucht hätte. Ich fände es spannend, das alles nur in der Figur der Erzählerin abzubilden.
Ja, das ist ein guter Punkt. Und einer, an den ich tatsächlich überhaupt nicht gedacht hatte, an diese Möglichkeit, das alles aus der Figur der Erzählerin heraus zu erzählen. Das wäre glaube ich auch die spannendere Variante dieser Geschichte, die subtiler, die mit weniger Holzhammer auskommt. Hmmm. Ich verstehe jedenfalls, was du meinst, danke für das Feedback! Auf eine komische Art mag ich manchmal dieses "trashige", ich kann es gerade nicht anders beschreiben, es ist ja schon fiktiv und es fühlt sich irgendwo fiktiv an, dass dieser Luca dann diesen Weg geht und das alles aus gerade der Perspektive dieses Mädchens erzählt wird. Ein wenig Holzhammer ist dabei, na klar, ich bin gerade unschlüssig :D Auf eine Art mag ich das Teil und dass es nicht zu subtil daher kommt. Aber ich verstehe, wie du meinst, und nehme das dankend mit, das ist ein wertvoller Hinweis.

Und in gewisser Weise ist der Text ja auch so angelegt. Stichwort: Luca als Leerstelle, als Projektionsfläche. Aber er ist eben nicht nur so angelegt, du hast auch Titel und Wendung, die den Blick ganz auf Luca richtet.
Ich weiss nicht, ob ich das als echten Mangel im Text wahrnehmen soll, aber wenn ich ehrlich bin, stellt es mich tatsächlich nicht so ganz zufrieden. Konkret würde ich das am letzten Abschnitt festmachen, wo die Erzählerin beinahe aus sich heraustritt und auf einmal über Luca spricht und nicht mehr über sich (und Luca).
Aber ich hab den Teil doch als weniger organisch empfunden als den Rest, die Absicht dahinter stärker gespürt.
Ja, das ist, was ich meine! Die spürbare Absicht dahinter. Hmm.

Bisher gingen einige Kommentare ja in die Richtung: Mehr Luca (und dafür evtl. etwas weniger Erzählerin). Ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage: Weniger Luca (vor allem am Ende) wäre auch eine Möglichkeit.
Da hast du Recht. Weniger Luca, das Ende weg oder hart gekürzt, dann wäre der Fokus anders gelegt. Ja. Hmm. Ist eine interessante Möglichkeit, Analog ging auch schon mit seinen Kürzungsvorschlägen in die Richtung

Das hat wahrscheinlich auch mit der Erzählposition zu tun, die ich hier als problematisch empfunden habe. Die grundsätzlichen Fragen des "Wer erzählt aus welchem Grund?" mal zur Seite geschoben, stellt sich mir nämlich die Frage, weshalb zunächst unmittelbar erzählt wird, und dann auf einmal rückblickend auf die Zeit, die soeben erzählt wurde? Wie verhalten sich die beiden Erzählinstanzen zueinander? Die einfachste Lösung, die du ja verwirfst, wäre es, die beiden Teile zu datieren (Tagebucheintrag). Ich kann gut verstehen, dass du das nicht willst, und es wäre auch nicht passend, denn niemand schreibt so Tagebuch, denke ich mal. Aber der Preis, den du bezahlst, ist eben, dass sich die Frage nach dem Verhältnis der beiden Teile stellt. Das heisst, selbst wenn du einen Leser wie mich hast, der grundsätzlich bereit ist, die Frage nach dem "Wer erzählt mir das?" (Ich habe zum Beispiel nicht die geringste Schwierigkeit mit Ich-Präsens) zurückzustellen, bewirkt diese Struktur, dass die Frage sich eben doch aufdrängt.
Ja, stimmt schon, ist ein wertvoller Hinweis. Ich muss aber sagen, ohne dass ich den Text jetzt mit Zähnen verteidigen will, für mich ist der Fokus auch klar auf Luca gelegt. Allerdings leidet - meiner Meinung nach - die Erzählerin an einem kleinen Narzissmus, der wiederum den Fokus zeitweise auf sie zieht. Die Geschichte handelt ja schon von Luca. In dem Augenblick, in dem Luca aus der Geschichte tritt, endet ja auch der "erste Teil", auch wenn er stark egozentrisch fixiert war, und in dem Augenblick, in dem Luca wieder in das Leben von der Erzählerin tritt, geht die Geschichte weiter. Insofern ist mir das nicht ganz unlogisch, aber ich verstehe, dass es "gewollt" oder "konstruiert" oder "herangepappt" wirken kann, da ja das eine Art Collage an Unmittelbarem ist; also das wirft die Frage auf: Wer ordnet hier eigentlich den Text? Das nimmt das Unmittelbare natürlich etwas heraus und macht eine Konstruktion schnell sichtbar. Aber, es ist komisch, ich bin ja immer gerne zu Selbstzerfleischungen meiner Texte bekannt, allerdings empfinde ich hier so, dass ich die berechtigte Kritikpunkte wahrnehme, aber auf eine seltsame Art in den Text verknallt bin. Also ich sehe, dass da eine Konstruktion sichtbar ist, dass Luca vielleicht eine zu blasse Figur ist, aber irgendwie mag ich den Text trotzdem, gerade in seiner Hingerotztheit und seiner Schwächen. :)

Ist ein guter Text geworden, zigga. Sehr spannend, wie du verschiedene Möglichkeiten des Erzählens austestest. Ach ja, mir ist noch ein Text eingefallen, an den mich das hier erinnert: Lucy fliegt von Petra Piuk. Sie hat 2016 an der Floriana Auszüge daraus vorgelesen, die mich, so wie dein Text hier, sehr beeindruckt haben.
Danke! Die gute Frau schaue ich mir mal an.

Peeperkorn, sehr spannend dein Feedback, ich kann auf jeden Fall etwas mitnehmen. Gerade, dass es eine spannende Option wäre, das alles in einer Figur zu verorten. Das wird mit Sicherheit in folgende Storys mit einfließen. Vielen Dank fürs Vorbeischauen.


@Kellerkind

na ja, ich lese dein Zitat so, als ob du es als eine handwerkliche Schwäche im Text sehen würdest. Also, als ob du das Gewichten der Ego-Nummer für zu viel hältst.
ich würde das eher unter individuellem Lesergeschmack einordnen. Nach einigen Wiederholungen nervte mich das "Ich bin ja so süß" nur noch. Da wird jeder eine andere Schmerzgrenze haben. :)
Ok! :D Danke für deine erneute Rückmeldung.


Beste Grüße!
zigga

 

Hey zigga,

ich finde es richtig, richtig gut. Ich habe Dir das Mädel sofort abgekauft. Und ich finde die eine mega spannende und gut dargestellte Figur. Mich hat sie so bisschen an die Franzi aus "Gottes Werk und Teufels Beitrag" erinnert, so eine ganz schlichte Person, ich mein, die beiden kann man eigentlich nicht vergleichen, denn die Franzi hat mehr Herz als deine Prot. und dieses Herz ersetzt in gewisser Art ihren "Intellekt" und das macht sie unglaublich liebenswert. Das Gefühl kam hier bei mir nicht auf. Deine Prot. stellt zwar die richtigen Fragen und wischt dann drüber weg, weil der Luca ja so schön fickt und gut aussieht. Für sie ist der wie Markenklamotte oder Schmuck, Statussymbol halt. Den Dreck, den sie findet, das darf sein Strahlen eben nicht kaputt machen, weil damit auch ihr Strahlen gefährdet wäre und weil sie halt auch nicht der Typ ist, der weiterdenkt. Sie hat halt dieses divusen Gedanken, die sie aber gar nicht zulassen will, bis zum Schluss nicht, auch nicht als Erwachsene und das finde ich mega stark durchgezogen. Ich könnte mich stundenlang mit dieser Figur beschäftigen. Das sie am Ende mit Behinderten arbeitet, hat mich überrascht, ich habe ihr gar keine Erzieher oder Heilpädagogische Ausbildung zugetraut. Nun gut, vielleicht wären andere Jobs auch nur der Klischeekiste entsprungen. Wahrscheinlich sogar. Dieses: ich definiere mich über - ich bin schön und schlank, diese Wiederholungen bis zum Erbrechen, das macht was mit mir beim Lesen und zwar auf eine gute, ambivalente Art. Ich mein, nach allem was und wie sie es sagt, sollte bei mir doch das Gefühl aufkommen, ne Decke um das naive Ding zu legen, kommt aber nicht auf. Irgendwie bin ich ihr nah und gleichzeitig auf Distanz. Ich krieg das gar nicht richtig in Worte gefasst und weniger begründet. Ist keine Kritik, fasziniert mich eher. Ich könnt Dir hier auch ewig den Text zitieren, aber es gibt so viele Lieblingsstellen, das würde fast in einem Volltextzitat enden.
Was ich nicht gebraucht hätte, waren die Kinderklamotten. Ich kann die auch bis jetzt nicht so recht einordnen. Klar, da klebt Blut dran, aber mehr als dieses Bild kommt mir da nicht in den Sinn.
Dieses Faschismus-Ding bei Luca finde ich stark. Trägt die Geschichte auch. Gibt ihr Tiefe. Man will ja immer nur Arschloch schreien und für alle Welt ist er der Held. Gruselig. Historisch. Für mich funktioniert das hervorragend.
Und da hier viel über Erzählperspektive geredet wurde, ich habe das bei "Alle lieben Anna ..." ja auch probiert, dass die Erzählerin über wen anderes erzählt, selbst gar nicht die Protagonistin ist. Ich finde das sehr reizvoll, jetzt auch hier aus der Leserperspektive. Dennoch bin ich mir selbst gar nicht so sicher, ob es eben nicht doch um die Prot. selbst geht. Der gefährliche ist ja nicht Luca, es sind die Leute die ihn anhimmeln und für diese Masse steht deine Prot. ja stellvertretend. Und sie himmelt, obwohl sie mehr weiß, sie himmelt wider besseren Wissens. Das sind die Allerschlimmsten.
Ich finde den Text echt spannend, in vielerlei Hinsicht. Sprachlich absolutes Hut ab, einfach nur - flash.
Zwei Dingelchen:

„Hau ab“, sagt Luca. Geh endlich!
wörtliche Rede bei: Geh endlich!, fehlt

Aber sie zieht ihrem Freund an den Eiern
ihren - oder?

Beste Grüße und Chapeau!
Fliege

 

Yosels @zigga,

nach gefühlten Millenien hab ich mich endlich aus meinem Schlaf herausgezerrt und bin mal wieder auf dieser Seite. Und da hat mich deine Geschichte sofort gepackt. Deswegen bin ich etwas von den vorherigen Diskussionen über die Protagonistin und dergleichen etwas losgelöst. Ich werde also bestimmt schon vorher erwähnte Punkte wiederholen.

Was für mich sehr interessant war, war das Verhältnis und das Bewusstsein, welches die Protagonistin zu Luca hatte, und wie dieses für mich in der Form und Sprache des Textes präsent waren. Die Protagonistin nämlich wiederholt sich immer wieder in ihren Beschreibungen von Luca:


Er hat so schönes, schwarzes Haar [...] Er hat so eine schöne Brust [...] Italiener sind so schöne, stolze Wesen [...] ein Bild von ihm im kurzen Hemd, mit den Haaren so schön gegelt. Sein Lächeln ist so schön.

Schön, schön, schön... In erster Linie definiert sie ihn immer wieder auf dieselbe Weise, und im Umkehrschluss auch sich selbst, eben als süß, schön, das schönste Mädchen etc. In gewisser Weise ist sie durch die gesamte Geschichte hindurch bloß eine reine Reflektion von Luca, WIe schon vorher erwähnt, eben ein Pappaufsteller. Eben deswegen denke ich, dass Luca hier im Mittelpunkt steht und stehen sollte. Es gibt eben dieses "Machtverhältnis", oder eher, Bewusstseinsverhältnis. Er ist so, und ich auch, er ist so, ich aber nicht. Die Prota hängt sich an Luca und braucht ihn in gewissem Sinne, er aber sie nicht. Diese letzte Tatsache wird ihr im Laufe der Geschichte mehr und mehr bewusst.
Dies fängt bei der Redeszene in der Turnhalle an. Erst hier fängt sie ja an, die Phrase "Ich weiß, dass er mich nicht braucht" zu wiederholen. Es entwickelt sich eine Unsicherheit bei ihr, sie muss sich jetzt irgendwie gegen andere beweisen. Wie hier etwa:

Luca gehört mir mehr, als den Müttern, die ihn anstarren, und den Vätern und Jungs, die ihn beklatschen und lachen [...] Ich weiß, dass ich schöner bin als die anderen im Raum. Dass ich schlanker und interessanter bin.

Im letzten Paragraph kippt es sie dann irgendwie. Sie ist erwachsen, wiederholt die vorherigen Phrasen nicht mehr. Im Rückblick, also aus der Sicht des Endes und der Prota als Erwachsene, bekommen ja die ganzen Wiederholungen eine Art perverse Wirkung. Sie fangen an, als Selbstversicherungen der Prota zu wirken, dass Luca doch ein cooler Typ ist. Jetzt beziehen sich diese Selbstversicherungen ja eher auf Lucas neue Lage als SPD Politiker, und teilweise ja auch noch durch sein Aussehen:

Das weiße Hemd mit den hochgekrempelten Ärmeln hat ihm so gut gestanden [...] Er ist immer noch so schlank. Er hat immer noch dieses Lächeln und die schönen, dunklen Augen.
Ich hab einen Ausschnitt der Rede auf Pro7 gesehen. Alle denken, dass er mal Präsident oder sowas wird. Er hat so viel Leidenschaft. Man merkt, wie sehr er für seine Sache brennt [...] Nach seiner Rede gab es Standing Ovations. Die Leute lieben ihn, und ich versteh’ sie. Man hört ihm so gerne zu. Er ist so ein schöner Mensch.

Aber irgendwie bricht das alles dann für sie zusammen, am Ende, wo sie "Ich fühle mich, als ob ich mit jedem Atemzug Lügen verbreiten würde" aufs Blatt schreibt. In gewisser Weise ist das hier eine Art Verdrängungsgeschichte. Da muss ich also Fliege zustimmen. Und auch jimmysalaryman, der es auch gut formuliert hat. Ein Sozialdemokrat mit einem Bewusstsein für Gerechtigkeit, welcher aber, egal ob er sich gebessert hat oder nicht, dennoch dunkle Geheimnisse in seiner Vergangenheit hat.


Ich hoffe, dass mein Text nicht eine bloße Wiederholung von schon aufgesagten Punkten war. Ich fand halt, dass ich die Pflicht hatte, bei so einem guten Text zu kommentieren. Danke für den Text.


Beste Grüße,
Akht

 
Zuletzt bearbeitet:

@Fliege!
Vielen Dank fürs Vorbeischauen und Kommentieren. Bei so vielen netten Worten - da machst du es einem schwer, sich nicht zu freuen!

ich finde es richtig, richtig gut.
schön!

Ich habe Dir das Mädel sofort abgekauft. Und ich finde die eine mega spannende und gut dargestellte Figur.
Auch schön.

Mich hat sie so bisschen an die Franzi aus "Gottes Werk und Teufels Beitrag" erinnert, so eine ganz schlichte Person, ich mein, die beiden kann man eigentlich nicht vergleichen, denn die Franzi hat mehr Herz als deine Prot. und dieses Herz ersetzt in gewisser Art ihren "Intellekt" und das macht sie unglaublich liebenswert. Das Gefühl kam hier bei mir nicht auf. Deine Prot. stellt zwar die richtigen Fragen und wischt dann drüber weg, weil der Luca ja so schön fickt und gut aussieht. Für sie ist der wie Markenklamotte oder Schmuck, Statussymbol halt. Den Dreck, den sie findet, das darf sein Strahlen eben nicht kaputt machen, weil damit auch ihr Strahlen gefährdet wäre und weil sie halt auch nicht der Typ ist, der weiterdenkt. Sie hat halt dieses divusen Gedanken, die sie aber gar nicht zulassen will, bis zum Schluss nicht, auch nicht als Erwachsene und das finde ich mega stark durchgezogen.
Schön, dass du es so gelesen hast! Ich sehe das nämlich auch so. Den Film kenne ich leider nicht oder ich habe ihn nur noch vage in Erinnerung. Aber ja, ich sehe das genau so wie du!

Ich könnte mich stundenlang mit dieser Figur beschäftigen.
Das freut mich besonders. Einige Kommentatoren waren ja genervt von der Egozentrik usw. der Prot :D Was ich verstehen kann. Aber wie auf dich übt so eine Figur auch auf mich eine große Anziehungskraft an, ich könnte ihr auch länger folgen

Das sie am Ende mit Behinderten arbeitet, hat mich überrascht, ich habe ihr gar keine Erzieher oder Heilpädagogische Ausbildung zugetraut. Nun gut, vielleicht wären andere Jobs auch nur der Klischeekiste entsprungen.
Ja, ich finde, manchmal machen Leute ganz unvorhersehbare "Plottwists" in ihrem Leben, und man lernt sie noch mal ganz anders kennen mit der Zeit, aber die Dinge, für die sie sich entscheiden, passen irgendwie, auch wenn man nie daran gedacht hätte; so hatte ich das hier ein wenig gedacht

Dieses: ich definiere mich über - ich bin schön und schlank, diese Wiederholungen bis zum Erbrechen, das macht was mit mir beim Lesen und zwar auf eine gute, ambivalente Art. Ich mein, nach allem was und wie sie es sagt, sollte bei mir doch das Gefühl aufkommen, ne Decke um das naive Ding zu legen, kommt aber nicht auf. Irgendwie bin ich ihr nah und gleichzeitig auf Distanz. Ich krieg das gar nicht richtig in Worte gefasst und weniger begründet. Ist keine Kritik, fasziniert mich eher.
Schön! :D Manchmal denke ich, dass diese Sympathie, die Texte oft (sehr oft) zu den Protagonisten aufbauen wollen, gerade bei Antihelden oder unsympathischen Figuren, wirkt manchmal dann doch künstlich und gewollt, ich kann's nicht anders beschreiben. Es gibt ein paar Filme und Romane, wo ich in Gedanken zum Autor sagen, hättest du die Figuren doch einfach mal gelassen, ohne so einen Sympathie-Effekt sind sie viel reizvoller

Ich könnt Dir hier auch ewig den Text zitieren, aber es gibt so viele Lieblingsstellen, das würde fast in einem Volltextzitat enden.
Ich falle ja fast vom Stuhl von so vielen netten Worten, Fliege

Was ich nicht gebraucht hätte, waren die Kinderklamotten. Ich kann die auch bis jetzt nicht so recht einordnen. Klar, da klebt Blut dran, aber mehr als dieses Bild kommt mir da nicht in den Sinn.
Ok! Ja, ich bin gerade am Überlegen, wie ich den Text noch mal überarbeite. Das kam ein paar mal vor, dass die Stelle nicht gemocht wurde bzw. als drüber empfunden wurde. Ich überlege!

Dieses Faschismus-Ding bei Luca finde ich stark. Trägt die Geschichte auch. Gibt ihr Tiefe. Man will ja immer nur Arschloch schreien und für alle Welt ist er der Held. Gruselig. Historisch. Für mich funktioniert das hervorragend.
Toll! Ich bin ja immer wieder überrascht, mit welchem Vertrauensvorschuss - entschuldige - Frauen auf Männer mit einem sehr guten Aussehen zugehen; auch in der Politik, finde ich. (Wahrscheinlich ist es bei umgekehrter Geschlechterrolle nicht anders)

Und da hier viel über Erzählperspektive geredet wurde, ich habe das bei "Alle lieben Anna ..." ja auch probiert, dass die Erzählerin über wen anderes erzählt, selbst gar nicht die Protagonistin ist. Ich finde das sehr reizvoll, jetzt auch hier aus der Leserperspektive.
Ich erinnere mich und auch daran, dass ich das damals in meinem Kommentar sehr positiv angemerkt habe

Dennoch bin ich mir selbst gar nicht so sicher, ob es eben nicht doch um die Prot. selbst geht.
Könnte ich auch über deinen Text sagen! :D (in a good way)

Der gefährliche ist ja nicht Luca, es sind die Leute die ihn anhimmeln und für diese Masse steht deine Prot. ja stellvertretend. Und sie himmelt, obwohl sie mehr weiß, sie himmelt wider besseren Wissens. Das sind die Allerschlimmsten.
Yes

Ich finde den Text echt spannend, in vielerlei Hinsicht. Sprachlich absolutes Hut ab, einfach nur - flash.
Hey danke!

„Hau ab“, sagt Luca. Geh endlich!
wörtliche Rede bei: Geh endlich!, fehlt
Das Geh endlich! soll auch die Prot "denken" bzw. es gehört zum Gedankenstrom der Prot
Vielleicht haue ich einen Absatz rein


Aber sie zieht ihrem Freund an den Eiern
ihren - oder?
ausgebessert!

Beste Grüße und Chapeau!
Beste Grüße zurück und ich bedanke mich!


Grüßdi @Akht !

nach gefühlten Millenien hab ich mich endlich aus meinem Schlaf herausgezerrt und bin mal wieder auf dieser Seite. Und da hat mich deine Geschichte sofort gepackt. Deswegen bin ich etwas von den vorherigen Diskussionen über die Protagonistin und dergleichen etwas losgelöst. Ich werde also bestimmt schon vorher erwähnte Punkte wiederholen.
Ich fühle mich geehrt. Mich interessiert im Grunde die Meinung von einzelnen, unterschiedlichen (oder auch gleichen) Leuten hier im Forum - wenn du etwas schon Gesagtes wiederholst, zeigt mir das einfach, dass es noch jemanden gibt, der so und so denkt. Also alles bestens

Was für mich sehr interessant war, war das Verhältnis und das Bewusstsein, welches die Protagonistin zu Luca hatte, und wie dieses für mich in der Form und Sprache des Textes präsent waren. Die Protagonistin nämlich wiederholt sich immer wieder in ihren Beschreibungen von Luca:
Er hat so schönes, schwarzes Haar [...] Er hat so eine schöne Brust [...] Italiener sind so schöne, stolze Wesen [...] ein Bild von ihm im kurzen Hemd, mit den Haaren so schön gegelt. Sein Lächeln ist so schön.
Schön, schön, schön... In erster Linie definiert sie ihn immer wieder auf dieselbe Weise, und im Umkehrschluss auch sich selbst, eben als süß, schön, das schönste Mädchen etc.

In gewisser Weise ist sie durch die gesamte Geschichte hindurch bloß eine reine Reflektion von Luca, WIe schon vorher erwähnt, eben ein Pappaufsteller. Eben deswegen denke ich, dass Luca hier im Mittelpunkt steht und stehen sollte. Es gibt eben dieses "Machtverhältnis", oder eher, Bewusstseinsverhältnis. Er ist so, und ich auch, er ist so, ich aber nicht. Die Prota hängt sich an Luca und braucht ihn in gewissem Sinne, er aber sie nicht.
Stark, freut mich wirklich, wie du das gelesen hast und dass du dir so viele Gedanken gemacht hast. Ich sehe das absolut genau so, deswegen freut es mich umso mehr, dass die Prämisse bei dir so durchgekommen ist, ist ja keine Selbstverständlichkeit. Ich kann das nur unterschreiben, was du sagst

Dies fängt bei der Redeszene in der Turnhalle an. Erst hier fängt sie ja an, die Phrase "Ich weiß, dass er mich nicht braucht" zu wiederholen. Es entwickelt sich eine Unsicherheit bei ihr, sie muss sich jetzt irgendwie gegen andere beweisen.
Wie hier etwa:

zigga schrieb:
Luca gehört mir mehr, als den Müttern, die ihn anstarren, und den Vätern und Jungs, die ihn beklatschen und lachen [...] Ich weiß, dass ich schöner bin als die anderen im Raum. Dass ich schlanker und interessanter bin.
Krass! Ganz ehrlich: Das ist mir gar nicht aufgefallen. Dass sie das da anfängt, zu sagen. Aber es macht absolut Sinn. (keine Ironie)

Im letzten Paragraph kippt es sie dann irgendwie. Sie ist erwachsen, wiederholt die vorherigen Phrasen nicht mehr.
Schön! Auf mich wirkt sie auch erwachsener, aber das ist immer schwierig, den eigenen Text zu beurteilen, meiner Meinung nach. Wurde auch ein wenig bemängelt von Vorkommentatoren, dass sie am Ende nicht viel anders klingen würde als im Resttext; schön, dass du es so siehst

Im Rückblick, also aus der Sicht des Endes und der Prota als Erwachsene, bekommen ja die ganzen Wiederholungen eine Art perverse Wirkung. Sie fangen an, als Selbstversicherungen der Prota zu wirken, dass Luca doch ein cooler Typ ist.
Geil! Echt stark, wie du das liest. Ich hatte es genau so gedacht.

Aber irgendwie bricht das alles dann für sie zusammen, am Ende, wo sie "Ich fühle mich, als ob ich mit jedem Atemzug Lügen verbreiten würde" aufs Blatt schreibt.
Genau so hatte ich es mir gedacht. Chapeau

In gewisser Weise ist das hier eine Art Verdrängungsgeschichte.
Sehe ich genau so, es hat mich beim Schreiben auch ein wenig etwas gekostet, den Mittelteil, nachdem er den Hund gequält hat, zu schreiben, ich musste es einige Male umschmeißen, weil es schon ein wenig schwierig war für mich, den richtigen Ton zu finden, dass man der Prot abnimmt, dass sie einfach so weitermacht, ohne etwas zu erzählen, und ihn gleichzeitig noch anhimmeln kann. Verdrängung war da das Schlagwort für mich beim Schreiben, ich sehe es genau so. Ich denke, die Strahlkraft mancher Personen ist so mächtig, dass Leute ganz automatisch dunkle Ecken ausblenden, die sie eigentlich wissen sollten

Da muss ich also Fliege zustimmen. Und auch jimmysalaryman, der es auch gut formuliert hat. Ein Sozialdemokrat mit einem Bewusstsein für Gerechtigkeit, welcher aber, egal ob er sich gebessert hat oder nicht, dennoch dunkle Geheimnisse in seiner Vergangenheit hat.
Super

Ich hoffe, dass mein Text nicht eine bloße Wiederholung von schon aufgesagten Punkten war.
Absolut nicht redundant. Wie gesagt, sehr interessant und es freut mich, dass du den Text so gelesen hast, denn ich habe mir gewünscht, dass man ihn so lesen könnte und ich lese ihn wirklich eigentlich fast genau so wie du.

Danke für den Text.
gerne


Danke ihr beiden!


Grüße,
zigga

 

[...] deswegen freut es mich umso mehr, dass die Prämisse bei dir so durchgekommen ist, ist ja keine Selbstverständlichkeit.

Natürlich. Deswegen ist ja die Harmonie zwischen Inhalt und Form, also was die Geschichte sagt und wie sie es sagt, wichtig. Eben weil man ja auch einem Leser intuitiv den Text und seinen Sinn sowie seine Thematik vermitteln will, ohne dass dieser jetzt ein gewaltiges 400+ IQ Gehirn sein muss, um all das zu verstehen. Die Geschichte würde zum Beispiel nicht funktionieren, wenn die Protagonistin extremst aggressiv wäre.

Das ist mir gar nicht aufgefallen. Dass sie das da anfängt, zu sagen.

Immer interessant, zu sehen, wie der Text eine eigene Objektivität unabhängig vom Autoren entwickelt. Erinnert mich an ein Zitat. "Die Geschichte hat den Faden von Gott und Teufel verloren, und geht jetzt auf ihren eigenen Beinen."

Auf mich wirkt sie auch erwachsener [...]

Ich lese mir gerade den Text mehrfach durch, und beim "Erwachsensein" der Prota muss ich wohl etwas anfügen. Sie ist nicht wirklich erwachsen, eher nur etwas. Sie versucht sich ja immer noch, irgendwie an Luca zu hängen,zu meinen, dass er solch ein begabter Junge wäre. Sie behält ja auch noch etwas von ihrer alten Sprache. Vielleicht könnte man das ein halbgare Erwachsensein nennen?

Was ich vielleicht noch Neues dranhängen könnte, wäre eine Kritik, welche schon oft wiederholt wurde. Die Szene mit der blutigen Unterwäsche scheint nicht notwendig zu sein. Sie ist zwar keine Katastrophe, aber beim wiederholten Lesen verstand ich auch nicht wirklich, wieso sie unbedingt da war. Die Hundeszene war schon gut genug, um zu demonstrieren, dass Luca eine fragwürdige Weise hat, mit nahe stehenden und unmittelbaren Problemen umzugehen. Generell auch, dass er auch eine problematische und "dunkle" Persönlichkeit hat. Dunkel hier im Sinne von "verborgen".


Freundliche Grüße,

Akht

 

Hallo @Akht

Auf mich wirkt sie auch erwachsener [...]
Ich lese mir gerade den Text mehrfach durch, und beim "Erwachsensein" der Prota muss ich wohl etwas anfügen. Sie ist nicht wirklich erwachsen, eher nur etwas.
Ok! Sehe ich genau so

Was ich vielleicht noch Neues dranhängen könnte, wäre eine Kritik, welche schon oft wiederholt wurde. Die Szene mit der blutigen Unterwäsche scheint nicht notwendig zu sein. Sie ist zwar keine Katastrophe, aber beim wiederholten Lesen verstand ich auch nicht wirklich, wieso sie unbedingt da war. Die Hundeszene war schon gut genug, um zu demonstrieren, dass Luca eine fragwürdige Weise hat, mit nahe stehenden und unmittelbaren Problemen umzugehen. Generell auch, dass er auch eine problematische und "dunkle" Persönlichkeit hat. Dunkel hier im Sinne von "verborgen".
Ok, vielen Dank für die erneute Einschätzung. Ich werde mal etwas Gras über die Sache wachsen lassen und dann mal schauen, ob ich die Szene kürze, haben ja schon andere übereinstimmend angemerkt!

Beste Grüße

 

Hi @zigga,

ich werde hier weniger auf konkrete Textstellen eingehen, da die Geschichte ja schon kommentiert und eingesendet ist. Nichtsdestotrotz möchte ich dir meinen subjektiven Leseeindruck schildern, weil ich finde, dass die Geschichte das verdient hat. Mir sind insgesamt drei Punkte wichtig.

1. Ich habe dir die Rolle absolut abgekauft. Das liest sich für mich authentisch und glaubwürdig. Während des Lesens hatte ich die Jugendlich mit den pinken Nike-Schuhen vor mir. Das ist ein großer Pluspunkt am Text.

2. Die subtilen Andeutungen sprechen für die Qualität des Textes, in meinen Augen. Ganz behutsam strickst du Hinweise in den Text. Eine Andeutung möchte ich besonders hervor streichen: Luca ist mit dem fetten, schwarzen Audi seines Vaters unterwegs und erlaubt es ihr trotzdem mit der Kippe einzusteigen. Das spricht Bände für mich.

3. Eine Sache hat mich stutzen lassen: Luca ist schon neunzehn. Müsste er nicht achtzehn sein? Oder musste er eine Schulklasse wiederholen, aber das würde nicht zu seinem erfolgreichen Charakter passen.


Insgesamt ist die Geschichte top, bin beeindruckt. Ich drücke dir die Daumen!


Beste Grüße
MRG

 

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