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Lachende Tote

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20.11.2001
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Lachende Tote

Schüsse waren zu hören, kurz darauf eine Bombe. Eine Gruppe von Menschen fiel tot zu Boden. Ich sah in ihre Gesichter und mußte feststellen, daß sie lachten, sich gegenseitig angrinsten und einer sogar, so tot er auch war, noch immer an seiner Zigarette anzog. Ich faßte es nicht. 'Benehmen sich so Menschen, die gerade von einer Bombe getötet wurden?', waren meine ersten Gedanken.

„Wo ist da die Ernsthaftigkeit, so, wie die daliegen?“, fragte ich meine Freundin.
„Ich weiß es auch nicht, ich verstehe das nicht“, antwortete sie kopfschüttelnd.

Fotografen der Presse schossen Fotos von den Toten, dann spielte Musik.
Nach einer Weile bekamen die Toten das Zeichen, wieder aufzustehen und der Zug der Demonstranten setzte sich fort. Hätten mich nicht die Transparente, Fahnen und fallweise wie in einem heiteren Schnellsprechwettbewerb gerufenen Parolen zwischendurch daran erinnert, daß ich doch auf einer Demo gegen den Krieg war, wäre ich den Eindruck, es könne sich um ein Volksfest handeln, nicht wieder los geworden.

 

Hi Häferl!

*hehe* genau so sieht es aus! Manche machen aus jedem Scheiß eine Party. Der eigentliche Grund dient meistens nur als Vorwand um sich profilieren zu können. Traurige Welt!

Ich finde es übrigens als Kg ganz gut gelungen.

 

Hallo Häferl,

eine sehr prägnante Darstellung vom pazifistischen Gegenstück zum Kriegsvoyeurismus. Verkommt die Realität zu Theater und Videospiel?
(Ein wenig mehr `Geschichte´wär´ aber nicht schlecht).

Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 

Hallo Häferl!
Gelungen, aber ein bisschen kurz. Andererseits sehe ich auch nicht, dass sie länger werden müsste.
"Freudin" - Freundin ?! :)

Liebe Grüsse,
Marana

 

Kurz und bündig.
Auch du hast dieses Phänomen beobachtet.
Viel mehr fällt mir dazu aber nicht mehr ein, sorry.
Steffen

 

Liebe Susi,

hmm, zuerst dachte ich, die Menschen seien so schnell gestorben, dass sie nicht wussten, was mit ihnen passiert. Erinnerte mich an die Meldung von der Bombe, wo nur noch der Schatten des Menschen auf dem Boden zu sehen war.

Der zweite Abschnitt hat mich dann verwirrt, weil es auf mich wirkte, als würden sich zwei Leute unterhalten, die den Krieg an sich als Unterhaltung ansehen und ihnen das Aussehen der Leute nicht passt. Oder wie Leute, die anzweifeln, dass überhaupt ein Angriff stattgefunden hatte (was es ja aussagemäßig im Kern auch war).

Der dritte Abschnitt klärt auf. Das stimmt schon, dass man von den Teilnehmern einer Demonstration auch erwarten kann, dass sie sich ernsthaft damit auseinander gesetzt haben, warum sie da eigentlich sind. Bei der breiten Masse würde ich das nicht so streng sehen wollen, aber wenn sich Leute zu einer Aktion melden, könnte man schon erwarten, dass sie wesentlich ernsthafter an die Sache herangehen. Die vermitteln sonst leicht den Eindruck, dass es nur Zufall ist, dass sie heute gerade hier bei der Demonstration mitlaufen, es könnte morgen schon was anderes sein, der Anlass ist egal, Hauptsache, man hat Spaß.

Ich finde die Geschichte auch ein bisschen kurz, aber ich hab keine Ahnung, was man da noch hinzuschreiben sollte, weil Du ja sonst vielleicht den Effekt herausnimmst. Ich weiß nicht, ob der Eindruck, den ich von den ersten beiden Abschnitten fälschlicherweise bekam, so störend ist. Weil der Text so kurz ist, kann man ihn ja gut noch einmal lesen, dann mit der gewonnenen Kenntnis Deiner Absicht. Und dann bleiben eigentlich auch keine Fragen offen.

Viele Grüße,

vio

 

Hi Häferl,

ich bin als Schülerin auch bei manchen Demos mitgetapert (damals gab es die regelmäßig fast jeden Samstag gegen Irgendwas) ohne richtig die Hintergründe zu wissen. Man wusste, es ist gut, NEIN zu sagen, aber es wäre manchmal sicher besser gewesen, noch mehr zu wissen.

Extrem kann das dann so ausarten, dass die Demonstranten gar nicht mehr wissen, gegen oder für was sie mitrennen, Hauptsache Spaß und Unterhaltung. Gut getroffene Szene, wenn ich mir damit auch eine voluminösere Geschichte vorstellen könnte - aber das kostet ja Zeit und Nerven. Du schaffst in einigen deiner Texte solche Blitzlichte; man muss als Leser dann für sich entscheiden, ob man mit der Kürze der Verarbeitung zufrieden ist oder eben nicht ;).

Lieber Gruß
bernadette

 

Huhu Susi.

Ist das ne Story, die nicht beantwortet wird? Meine, vom Autor.
Hat mir trotzdem gefallen, und sogar geschockt. Habe mit allem gerechnet, nicht damit.
Du öffnest Augen.

LG! Salem

 

Hallo Bernadette, Salem und alle anderen!

Danke fürs Lesen und Eure Antworten! Freut mich, daß Euch die Geschichte trotz der Kürze gefällt. :)

Ist das ne Story, die nicht beantwortet wird? Meine, vom Autor.
Eigentlich nicht. Ich hab nur die schlechte Eigenschaft, meine eigenen Sachen immer hinten dran zu stellen und die Sachen für andere (z.B. Kritiken für Dich ;)) vorzuziehen. Dann werden meine eigenen Geschichten nicht fertig und manchmal geht mir was unter...

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hi Häferl,

ich sehe es wie Dafeat.
Eine Party mit schlechter Schauspieleinlage. Vielleicht sind die Menschen schon übersättigt mit grauenhaften Bildern. Vielleicht wollen sie die Ernsthaftigkeit nicht wirklich sehen. Ernst wird es erst dann, wenn es einen selbst betrifft.

Deine kurze Geschichte spricht Bände.

lieben Gruß, coleratio

 

Ich hab nur die schlechte Eigenschaft, meine eigenen Sachen immer hinten dran zu stellen und die Sachen für andere (z.B. Kritiken für Dich ) vorzuziehen.
Okay, alles entschuldigt. Lass dir ruhig Zeit mit den Antworten auf deine eigenen Geschichten ...:D

LG!

 

Danke auch Dir, liebe Coleratio, fürs Lesen und Deine Gedanken! :)

coleratio schrieb:
Vielleicht sind die Menschen schon übersättigt mit grauenhaften Bildern.
Man könnte auch abgestumpft sagen ...

Salem schrieb:
Okay, alles entschuldigt. Lass dir ruhig Zeit mit den Antworten auf deine eigenen Geschichten ...:D
Ich wußte doch, daß Du ein verständnisvoller Mensch bist. :)

Alles Liebe,
Susi :)

 

Hi Häferl,
natürlich hab auch ich im ersten Abschnitt erst einmal "häh?" gedacht. Durch eine Bombe zerrissen zu werden gehört zu meinen größten Ängsten, und da bleiben ja keine Körper übrig, weder lachend noch sonstwie.
Dieses Rätsel, diese Unstimmigkeit am Anfang ist natürlich ein guter Motor, um Menschen zum Weiterlesen zu motivieren, obwohl so ein Blitzlicht schon wegen der Kürze gute Chancen dazu hat. ;) Ja, deine Auflösung ist gut und prägnant geschrieben. Und erinnert mich an eine vor meiner ersten Demo gedachten Frage, wieso ich für den Bus dahin auch noch bezahlen muss, wenn ich schon Zeit und Energie investiere.:shy:
So, ich gehe jetzt weiterschlafen, Elisha

 

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