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Leben, so leicht so schön

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04.03.2009
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Leben, so leicht so schön

Leben, so leicht so schön.​

Kalt, bitter kalt ist es. Nur langsam, begleitet von hohlem Rauschen, beginnt die Eckheizung zu arbeiten. Gelächter aus einer anderen Wohnung füllt meinen Raum. Ich kenne die Stimmen nicht. Ich kenne meine Nachbarn nicht.

Das saftige Grün der Wiesen weckt meine schlafgetrübten Augen, strahlender Sonnenschein durchströmt meine Glieder, als würde er ein Teil von mir. Es ist schön, an schönen Tagen verbringe ich gern die Zeit auf dem Hof meines Onkels. Hinter mir plätschert friedlich der Fluss, vor mir ragen, nicht allzu weit entfernt, majestätisch die Berge. Schon als ich klein war liebte ich es sie stundenlang anzuschauen. „Sanfte, schlafende Riesen weit weg und doch greifbar nah“, sagte mein Vater immer. „Ich verstand nie ganz was er damit sagen wollte, schön fand ich sie trotzdem“.
Gewohnt leichtfüßig sehe ich meinen Neffen zwischen den Kühen spielen, er wird mir immer ähnlicher. Seiner Mutter gefällt das gar nicht: „ Michel lass das, wie oft muss ich dir noch sagen…“ Ein Martinshorn bricht die Idylle und bewahrt Michel vor größerem Ärger.

„Die Sonne? Ich sehe die Sonne nicht, aber das Stück Himmel sieht blau aus, der Rest ist grau, ich sehe es ja nicht“. Eine Straßenbahn dröhnt an meinem Fenster vorbei und nutzt die Gelegenheit auch das letzte Stück Geborgenheit gleich mit in die Stadt zu nehmen. „Vielleicht sollte ich Bilder aufhängen. Darf man hier sonntags bohren? Bestimmt nicht! Vielleicht sollte ich auch in die Stadt. Will ich überhaupt aufstehen? Vielleicht schlaf ich besser noch etwas. Ich schlaf doch immer länger. Dann werden die Beine auch nicht mehr so schwer sein.“

„Keine Sorge“, erwiderte mein Onkel, „wir schaffen das gemeinsam“.
Meine Mutter fand Vater erhängt in der Scheune, sie rief auch den Krankenwagen. Warum er das tat erfuhr sie erst Wochen später, von einem Bankangestellten. Sie sagte immer schon:“ ich mache zwar nur den Haushalt, aber ich trau diesen Leuten nicht“.

„Welcher Tag ist heute? Heiß! Mir ist heiß. Warum hab ich die Heizung nicht ausgemacht. Dann wäre mir nicht heiß. Warum mache ich das immer? Ich werd das Fenster aufmachen. Meine Beine sind so schwer. Wahrscheinlich hab ich wieder zu lange geschlafen, dass ist so wenn man zu lange schläft, dann ist man schwer. Muss ich heut nicht arbeiten?“ Mein Blick wandert zur Tür, „ich weis doch was ich will. Na los! Ich muss aufstehen. Was ist denn los. der Geist ist willig, aber das Fleisch ist. Schwachsinn! Ich hab keine Zeit für sowas, ich hab keine Zeit zu grübeln. Keine Zeit! Was ist das?“

Ich schrie verzweifelt: „Du kannst nicht ewig für uns Sorgen, ich muss die Verantwortung dafür übernehmen, ich muss was tun“

„Nix getan? Zwei Wochen gefehlt, nicht bescheid gesagt? Gefeuert, aber meine [Freizeichen]Mutter. Verdammt!"

„Ich kann dich nicht auch noch verlieren“, schluchzt sie , „ich hab doch nur noch dich“. „Wir werden den Rest auch noch verlieren, wenn ich bleibe.“ Antworte ich zornig. „Wir brauchen das Geld und sowieso, ich komm so oft es geht vorbei. Ach! Du weist das ich gehen muss, warum streiten wir immer. Lass mich in Ruhe, ich brauch einen Moment um meine Gedanken zu ordnen.“

„Mit einem Gewehr würde es bestimmt leichter gehen. Ob es weiter geht. Was denk ich da. Wenn ich es nur nicht jede Nacht träumen würde. Ich will heut nicht schlafen. Ich kann heut nicht schlafen. Warum denn schlafen?“

Meine Mutter trägt trotz des Verlustes Stolz im Gesicht:„es ist so traurig das du gehen musst, wer weis wann du Urlaub bekommst, du kleiner Karrieremacher.“ „Oh entschuldige, du wirst ja jetzt ein Mann“, sie schmunzelte etwas als sie das sagte. „Schau nicht so ernst, für mich bleibst du immer mein kleiner Junge der durch die Wiesen springt. Was hast du“? „Die Berge, sie verdecken die Sonne“, erwiderte ich. „Was sagst du denn da? Du liebst doch die Berge und überhaupt die Sonne steht da drüben, schaust nicht mal richtig hoch. Soll ich dir mit dem Gepäck helfen, du schläfst ja bald ein“. Ich hörte sie gar nicht, murmelte nur unverständlich „Ich brauch die Sonne, mir ist kalt.“

„Vor mir liegen die Berge, sie sind so majestätisch, die schlafenden Riesen. Meine Beine sind heut gar nicht schwer, leichtfüßig spring ich durch saftigen Wiesen. Sie sind leicht, endlich wieder leicht. Und die Berge, sie werden immer schöner, so greifbar nah. Es ist nicht kalt, nicht heiß, es tut nicht weh. In der einen Sekunde ist die Last gefallen und in der gleichen schwebe ich davon. So leicht. So schön."

 

Hallo Zusammen bei dem Text handelt es sich um meine erste Kurzgeschichte, daher würde ich mich sehr über reichlich konstruktiver Kritik freuen. Ich hoffe es ist auch jetzt schon interessant die Geschichte zu lesen. Danke und viel Spaß

 

Salve Watashi,

erst einmal herzlich willkommen auf KG.de.

Deine Geschichte hat was, ohne Frage, sonst hätte ich sie nicht zwei Mal gelesen.

Aber sie hat auch ein Problem: ich musste sie zwei Mal lesen, und kann immer noch vieles nicht einordnen.

Ich finde nicht, dass in einer KG alles dezidiert ausgebreitet und erklärt werden muss. Aber ordnende Elemente müssen doch sein, dass der Leser Andeutungen richtig versteht.

Zum einen kann ich mir keine konkrete Vorstellung von dem Prot machen.
Im ersten kursiven Absatz erinnert sich erst vermutlich MIchel in der Ich-Perspektive, dann, ohne Indiz, schlüpft der Erzähler in die Perspektive seines vermeintlichen Onkels und wahrscheinlichen Vaters.
Dass es hier ein kleines Familiendrama mit Seitensprung gab, bleibt für die weitere Geschichte ohne Belang.

Dass Du die Gedanken Michels - ich gehe davon aus, dass die kursiven textstücke seine Erinnerungen sind - ebenfalls in Anführungszeichen setzt, ohne sie jedoch als Gedanken zu kennzeichnen, irritiert. An manchen Stellen warte ich auf ein Gegenüber, mit dem er spricht, oder ein Indiz, dass er ein verwirrter alter Mann ist, der Selbstgespräche führt.
Das Frieren, die schweren Beine, das in Kindheitserinnerungen schwelgen könnte dazu passen; außerdem die Tatsache, dass ich den letzten Abschnitt als Sterbegedanken deute.

An anderen Stellen, wo sich die Erzählung um den jungen Michel dreht, passt es überhaupt nicht.

Die zwei letzten Erinnerungsabschnitte finde ich schwach formuliert, ein, zwei Sätze mit erzählenden Elementen zusätzlich würden ihnen gut tun. Vor allem der letzte ist für mich unverständlich. Hier vermischt sich Erinnerung mit gegenwärtigem Erleben, aber auf verwirrende, nicht bereichernde Art und Weise.

Außerdem hat die KG zahlreiche Fehler: klein geschriebene Satzanfänge, Fehler bei der eingebetteten wörtlichen Rede, RS-Fehler, Zeichensetzungsfehler ... vieles hätte die RS-Hilfe Deines Textverarbeitungsprogramms Dir eigentlich melden müssen.

Ich weiß ja nicht, ob Du Dich vor KGs an anderen literarischen Gattungen versucht hast. Solltest Du Dich aber ganz neu aufs Feld des kreativen Schreibens begeben haben, rate ich Dir, Dich zunächst an einer konventionelleren Geschichte zu versuchen. Plotentwicklung, Figurenzeichnung, sprachliche Gestaltung und Verdichtung, Spannungsaufbau und dergleichen sind herausfordernd genug, als dass man sich gleich an einer - hm - experimentellen Form versuchen müsste.

Allerdings lese ich aus dieser KG durchaus Potential heraus, und würde mich freuen, mehr von Dir zu lesen.

LG, Pardus

 

Hallo Pardus,

Vielen Dank für deine Hinweise.
Für die Rechtschreibfehler muss ich mich entschuldigen, ich werde mich noch mal ransetzen und diese überarbeiten.
Dies ist das erste Mal das ich überhaupt etwas geschrieben habe und es ist so quasi, bis auf ein paar Recherchen "von der Leber weg" geschrieben.
Der Text handelt von jemandem der eine Depression entwickelt, sich am Ende allein in seinem Zimmer befindet und sich das Leben nimmt. Gedacht habe ich es mir so, dass der Kursivtext eine 2. Zeitlinie / Storylinie ist, welche beschreibt wie es dazu kam des der Prot am Ende in der Stadt, in die er im Kursivtext am ende zieht, in seinem Zimmer ist. Evtl. hätte ich den Kursivtext in der dritten Peron schreiben sollen damit das besser rauskommt, ich hab leider selbst zuvor nicht gemerkt wie verwirrend das auf den Leser wirkt. Du hast recht ich sollte und werde mich lieber zunächst mit den Grundlagen befassen, dies war wohl eher ein erster Test, wie mir das Schreiben liegt und gefällt. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Gibt es vll. einen Bereich der Schreibanfängern die Möglichkeit gibt ein Paar grundlegende Fertigkeiten zu erarbeiten?


LG Watashi

 

Unter "Arbeitsgruppen - Autoren findest Du Threads, die sich mit Spezialfragen befassen.
Das Grundlegende zum Schreiben, Figurengestaltung, Plotentwicklung und dergleichen kann man in Ratgebern zum kreativen Schreiben nachlesen.
Allerdings habe ich persönlich nur sehr wenige gefunden, die mir wirklich geholfen haben. Am besten, Du lässt Dich in einem gut sortierten Buchladen beraten - einem, in dem noch Buchhändler und nicht ungelernte Verkaufsaushilfen arbeiten.

Ansonsten: lesen, lesen, lesen. Überleg Dir, was DIr an einer Geschichte gefällt, was Du anders machen würdest, was Dich ärgert, und warum.

Ach ja: Du schreibst, Dein Prot habe eine Depression entwickelt.
Leider habe ich das Gefühl, dass Du an dieser Stelle nicht wirklich recherchiert hast. Über die Themen, über die Du schreibst, zu recherchieren, ist jedoch ein Muss, wenn Du nicht willst, dass die Leser Deinen KGs Plausibilität auf James-Bond-Niveau zugestehen.

LG, Pardus

 

Danke dann werde ich mich mal ans lesen und lernen machen.

LG Watashi

 

Hallo Watashi,

auch von mir ein Willkommensgruß.

Pardus hat Dir ja schon viel zu Deiner Geschichte gesagt und hilfreiche Tips gegeben. Ich muss Dir ehrlich sagen, dass ich nicht mal so viel aus ihr raus lesen konnte, wie er. Aber der Reihe nach.

Der erste Absatz hat mir sehr gut gefallen. Richtig gut. Aber dann hast Du nachgelassen, leider ...

Es ist schön, an schönen Tagen verbringe ich gern ...

Wortwiederholungen solltest Du vermeiden, wenn sie nicht als "Verstärker" eingesetzt werden sollen, in diesem Fall macht es keinen Sinn.
Mein Vorschlag: Es ist schön draußen. An solchen Tagen ...

Gewohnt leichtfüßig sehe ich meinen Neffen zwischen den Kühen spielen, er wird mir immer ähnlicher. Seiner Mutter gefällt das gar nicht: „Michel lass das, wie oft muss ich dir noch sagen …“ Ein Martinshorn bricht die Idylle und bewahrt Michel vor größerem Ärger.

Dieser Absatz trägt nichts zur Geschichte bei. Er verwirrt. Erst berichtest Du als "kleiner" Ich- Erzähler, wie schön die Berge und so weiter, und dann lässt Du es den Onkel noch einmal wiederholen, ohne Deinem Leser irgendwie mitzuteilen, dass auf einmal der Onkel spricht. Was soll das mit dem ähnlicher? Ist der Onkel der Vater? Falls ja, sag es deutlicher (und lass es den Bub sagen ich werde meinem Onkel immer ähnlicher, falls nein, könntest Du diesen Absatz ganz getrost streichen, ohne dass die Geschichte in irgendeiner Form verliert.

„Die Sonne? Ich sehe die Sonne nicht, aber das Stück Himmel sieht blau aus, der Rest ist grau, ich sehe es ja nicht“.

Was? Den Himmel oder die graue Stadt? Verwirrt mich.
Gedanken sind keine wörtlich Rede, aber das sagte ja Pardus bereits.

„Keine Sorge“, erwiderte mein Onkel, „wir schaffen das gemeinsam“.
Meine Mutter fand Vater erhängt in der Scheune, sie rief auch den Krankenwagen. Warum er das tat erfuhr sie erst Wochen später, von einem Bankangestellten. Sie sagte immer schon:“ ich mache zwar nur den Haushalt, aber ich trau diesen Leuten nicht“.

Hier würde ich mir ein paar Sätze mehr wünschen oder nicht ganz so viel Rätsel. Da komme ich nicht hinterher. Sie sagte immer schon:“ ich mache zwar nur den Haushalt, aber ich trau diesen Leuten nicht“ Welchen? Sagen die in der Bank nun nicht die Wahrheit? Ja, kann sie dem denn glauben, was die Leute reden? Weiß sie nun wirklich um die Ursache?

Dann folgt wieder ein sehr schöner Absatz. Von kalt zu heiß. Trägheit dominiert allerdings als Gefühl, weniger die Depression, auf die Du ja hinaus wolltest.

„Nix getan? Zwei Wochen gefehlt, nicht bescheid gesagt? Gefeuert, aber meine [Freizeichen]Mutter. Verdammt!"

Drei Punkte würden sich an der Freizeichenstelle besser machen oder ich hab die Kunstabsicht nicht verstanden.

Die folgende Abschiedsszene vom Elternhaus ist zu langatmig und passt durch die vielen Mutter-Sohn-Dialoge auch nicht wirklich zum Stil Deiner bisherigen Geschichte.

Das Ende verstehe ich gut. Nur leider kann ich es zu wenig nachvollziehen. Dein Protagonist braucht da im Vorfeld mehr Persönlichkeit.

Alles was ich jetzt geschrieben habe, ist natürlich rein subjektiv. Vielleicht lesen andere Deine Geschichte ja anders. Das ist das spannende hier im Forum.
Ich bin auch noch nicht all zu lang hier Leser. Aber durch lesen und aktiv Kritiken schreiben kann man schon eine Menge lernen. Weil man sich dann damit auseinandersetzt, was gefällt, was gefällt nicht und v.a. WARUM?
Die eigenen Geschichten sind nie fertig. Da gibt es immer mal wieder etwas, wo man befindet es verbessern zu können, wenn man den Kritiken recht gibt und sie selbst für angemessen hält.

Ich wünsche Dir viel Freude am Schreiben, Lesen und Lernen!
Ich finde auch, da steckt mehr in Dir drin, als diese eine Geschichte und selbst die, ist steigerungsfähig :-)

Viel Spaß
Fliege

 

Hallo Fliege

danke für deine zahlreichen Anregung und das du dich so mit der KG ausseinandergesetzt hast. Sobald meine Prüfungen rum sind werde ich mich daran machen die KG zu überarbeiten und versuchen so viel wie möglich beim Schreiben dazu zu lernen.

LG
Watashi

 

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