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Leben und Tod

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29.08.2001
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Leben und Tod

Leben und Tod

Eines Nachts lief ich durch die Stadt und ich traf den Tod. Er saß an einer Wand und ich hatte ihm eine Mark in die Hand gedrückt. Er sagte mir er heiße Anton Tod und auch ich stellte mich ihm vor. Tod war ein kleiner Mann, schmuddelig angezogen in einem alten Sakko mit einer dreckigen Hose, beides schwarz – natürlich.

Ich war ein wenig verunsichert, schließlich war es das erste Mal, dass ich den Tod persönlich traf, dennoch wollte ich mir es nicht entgehen lassen ihm ein paar Fragen zu stellen (schließlich hatte ich ihm ja auch ne‘ Mark geschenkt). Natürlich fing ich mit der Frage an, die für mich am wichtigsten war : "Sag mal ... meine Zeit ist noch nicht gekommen, oder?" sagte ich nach dem ich einige Male geschluckt hatte. Tod beruhigte mich, er sagte mir, ich stünde nicht auf der Liste. Er erhalte alle Aufträge aber auch immer nur eine Woche im Voraus. Das fand ich gut, ich mußte nicht sterben, wenigstens nicht diese Woche. Dann mußte ich kurz überlegen. Aufträge? Von wem kamen sie? Ich stellte ihm diese Frage. Er war nicht sehr froh darüber und erklärte mir laut seines Arbeitsvertrages, könne er keine Auskünfte darüber an Sterbliche erteilen. Ich verstand das, ein Vertrag ist ein Vertrag ist ein Vertrag – das hatte ich bei Startrek gelernt. Kurze Pause, ich dachte wieder nach. Und was ist mit Go... . er lies mich nicht ausreden. Er ließ mich wissen, ich sollte doch bitte keine solchen Fragen stellen – sein Arbeitsvertrag. Ich schämte mich ein wenig, es mußte wirklich nervig sein immer die gleichen Fragen gestellt zu bekommen, vor allem wenn man sie nicht beantworten durfte. Und Tod hatte diese Fragen sicher schon oft gehört, schließlich war er mindestens so alt wie das Leben. Wie alt eigentlich genau? Ich verzichtete zu fragen, ab einem gewissen Alter mögen die Leute das nicht. Also sagte ich stattdessen :" Hast du Familie, Tod?". Tod räusperte sich (ich wertete das als gutes Zeichen, vielleicht bekam er das nicht soo oft gefragt) und erklärte mir dann, dass er natürlich eine Familie habe, dass das Ganze ja schließlich ein Familienunternehmen sei. Tante Leid, Schwester Schrecken, Bruder Angst und der Jüngste – Bruder Schlaf. Sie alle hätten eine Menge Arbeit zur Zeit. Es höre einfach nicht auf. Da sah ich, dass Tod offensichtlich schlechte Laune hatte, schweres Jahrhundert, ja das mußte ich zugeben.

Mehr so aus Verlegenheit, weil ich nicht genau wußte, was ich sagen sollte, holte ich meine Wodkaflasche aus meiner rechten Jackentasche, trank einen großen Schluck draus, holte dann einen etwas zerbeulten Plastikbecher aus meiner linken Jackentasche und machte dann fragend eine ‚Einschenkgeste‘. Tod nickte. Die durchsichtige Droge füllte den Becher. Wir prosteten und tranken ein paar mal, ich aus der Flasche, er aus dem Becher. Ich setzte mich auf den Boden, da mein Gleichgewichtssinn irgendwie keine Lust mehr hatte mich auf den Beinen zu halten. "Also, Anton," sagte ich (ich nannte ihn jetzt beim Vornamen ... Alkohol macht aus Fremden Brüder, wenigstens für kurze Zeit), "was ist das Problem? Wieso die ganze Arbeit?" Das Problem, sei das Leben erklärte er mir. Leben sei seine Ex-Frau und die sorge dafür, dass es immer mehr von uns Sterblichen gäbe auf diesem Planeten und damit auch mehr Arbeit für ihn und seine Kollegen. Nur so aus Rache, weil sie wisse, dass er nicht einfach so Rente gehen könne. Aber er habe nun die Schnauze voll – ab morgen werde gestreikt – die würden sich schon noch alle wundern , wenn dann plötzlich keiner mehr sterben würde. "Streik?" schrie ich (so ist das eben wenn man betrunken ist), "das geht doch nicht Anton ! Zuerst der Tod, dann die Müllabfuhr und schließlich wird noch das Licht abgestellt oder was ?Dassss .. .iss‘ doch total beschissen! Wo soll das denn hinführen, wenn man sich nicht mal auf den Tod verlassen kann, ich hab‘ ein Recht zu sterben und alle anderen denken genauso, verstanden! Er verstand. Und ich beruhigte mich wieder. Ich hasste Streiks. "Aber Anton, sag‘ mal, kannste dich eigentlich nich‘ wieder mit der Alten vertragen? Ich meine., da muß es doch einen Weg geben?". Er habe schon sehr lange nicht mit ihr gesprochen, sie wolle auch nichts von ihm wissen, er habe ewig oft auf ihren Anrufbeantworter gesprochen und ihr Blumen geschickt und was noch alles, ohne Erfolg. "Wieso habt ihr euch überhaupt getrennt?" fragte ich. Sie sei besessen gewesen von der Idee, ein Kind von ihm zu bekommen, und habe nicht einsehen wollen, dass das keine gute Idee sei. Eines Tages, sei ihm schließlich der Kragen geplatzt und er habe sie angeschrien und ihr gesagt, was das dann bitte für eine widerliche, unfertige, widernatürliche, widersprüchliche, häßliche Kreatur werden solle der Sprößling von Tod und Leben. Das sei das letzte Mal gewesen, dass er mit ihr gesprochen habe. "Das war aber auch wirklich nicht nett!" sagte ich "wann war das überhaupt?". Vor etwa 2000 Jahren, erklärte mir Anton. "Das ist doch scheißlang her. Ruf sie halt heute an verdammt noch mal!" sagte ich "hier du kannst mein Handy benutzen" sagte ich, um dann zu merken, dass der Akku leer war. Tod meinte, es sei ok, er werde eine Telefonzelle suchen und sie dann anrufen. Ich wollte aufstehen und ihm helfen eine Telefon zu finden, doch mein Magen war anderer Meinung, und teilte mir mit besser nicht aufzustehen. "Und dann fahr am besten mit ihr in Urlaub!" rief ich Tod hinterher, der schon fast aus meinem Blickfeld verschwunden war.
Was dann in dieser Nacht geschah, weiß ich nicht. Am nächsten Tag, wachte ich in meinem Bett auf, die Uhr zeigte 14 Uhr und ... etwas. Ich schaltete den Fernseher ein – Nachrichten. Es seien heute weder Menschen gestorben, noch welche geboren worden hieß es, zahlreiche Wissenschaftler seien bereits dabei das Phänomen zu untersuchen und die katholische Kirche prüfe die Möglichkeit eines Wunders. Ich schaltete wieder ab. Fernsehgucken ist anstrengend wenn man einen Kater hat und auch ziemlich uninteressant. Stattdessen dachte ich angestrengt darüber nach, wo zur Hölle die Packung mit den Aspirin war...

[Beitrag editiert von: Batch Bota am 22.12.2001 um 13:13]

 

Hallo Zaza,

dass du die Originalität des von mir gewählten Themas so in den Schmutz ziehst, trifft mich zutiefst.

 

hallo zaza,
natürlich ist "tod" ein top-thema! aber ich meinte die art der verarbeitung! und die ist in diesem falle hier eine völlig andere, humorvollere, als gewöhnlich.
und von dir, zaza, war ebenfalls nichts von einer kritik in deiner meinungsbekundung zu finden!

desweiteren findet man oft hier auch einsätzige kritiken - sind diese besser als meine feststellung, dass ich von der geschichte überrascht war und meine eigene beschäftigung mit dem tod darin wiedergefunden habe?

trotzdem nochmal danke an batch bota! eine sehr originelle geschichte. ich habe mich amüsieren können.

gruss,
nikto

 

Was Du meintest, kann ich aus Deinem Posting nicht rauslesen! Also, sag das doch demnächst bitte!

Ach ja, und ich mache mir halt die Mühe, dem Autor per Mail ne Kritik zu schicken. Aber mit solch fadenscheinigen Rückgaben wie Deiner muss ich mich nicht aufhalten! War nur ein Tipp, da der Autor bestimmt auch nicht rauslesen konnte, was Du meintest. Und schließlich sind Kritiken ja da, um diesem zu helfen.

Es ist auch wunderbar sich an einsätzigen Kritiken zu orientieren. Bravo! Das zeigt Deine Einstellung.

Nun, dann dümple mal weiter da unten rum. Wunder Dich aber nicht, wenn Du irgendwann merkst, dass es stinkt!

By the way, es ist verdammt warm heute!

 

Ähm Zaza, meinst Du nicht, dass Du etwas überreagierst? Nikto ist erst seit knapp zwei Wochen User und weiß sicher noch nicht genau was hier abgeht, sei halt lieber Vorbild, hm?

Ugh

P.S. Hier ist es auch warm, aber ich hab einen Ventilator. :cool:

 

Nein, meine ich nicht. Ich finde Niktos Einstellung inakzeptabel. Und seine Argumentation ist genauso daneben.

Aber gut, dann eben nicht.

 

hallo zaza,
ich finde es schade, hier in diesem ton beschimpft zu werden.
deine erste reaktion auf mein posting war:

"Überrascht? In welcher Welt lebst Du???"

ich denke, dies entspricht nicht den konventionen einer schriftlichen diskussion und hinterlässt bei mir einen unangenehmen eindruck.
ich bitte dich, demnächst höflicher zu reagieren, da ich auch nicht unhöflich bin.

ich danke dir,
nikto

[ 30.07.2002, 12:51: Beitrag editiert von: nikto ]

 

Um eins schonmal klarzustellen: egal wie die Kritik ausfällt, es ist ein höflicher Tonfall gewünscht. Und das gilt auch für Dich, Zaza.

Wie eine Kritik auszusehn hat, hatten wir schon oft genug. Wenn Du näheres darüber wissen willst, dann durchforste mal Diskussion der Autoren, nikto.

Und jetzt hört auf Euch zu streiten oder streitet Euch per PM weiter.

 

Ist ja schon gut. Nikto, entschuldige! Reiche Dir freundschaftlich die Hand. Und das war die kurze Werbeunterbrechung. Zurück zum Text!

Es gewittert!!!!! Jaaaaaaaa!

 

hallo batch bota,
da zaza so lange genug herumgenörgelt hat (ihr sei verziehn), habe ich hier nochmal genauer eine liste von fast nur korrekturfehlern zusammengestellt - der stil gefällt mir nämlich grundlegend sehr gut! du hast den text sehr umgangssprachlich geschrieben, was die geschichte gerade amüsant macht.

Er sagte mir er heiße Anton Tod und auch ich stellte mich ihm vor.
komma: "Er sagte mir, er heiße Anton Tod und auch ich stellte mich ihm vor."

ach, und dann verrate mir, wieso du den namen anton gewählt hast (anfang des alphabets? lautmalerisch passend zu tod? oder warum? das interessierte mich sehr!)

Tod war ein kleiner Mann, schmuddelig angezogen in einem alten Sakko mit einer dreckigen Hose, beides schwarz – natürlich.
vielleicht doch lieber: "schmutzigen Hose"?

ein Vertrag ist ein Vertrag ist ein Vertrag
wieso diese wiederholung? ist das wirklich ein zitat?

ich wertete das als gutes Zeichen, vielleicht bekam er das nicht soo oft gefragt
"wurde er das nicht so oft gefragt"

Das Problem, sei das Leben erklärte er mir.
Komma: "Das Problem sei das Leben, erklärte er mir."

Ich meine ., da muß es doch einen Weg geben?"
punkt zu viel: "Ich meine, da muß es doch einen Weg geben?"

was das dann bitte für eine widerliche, unfertige, widernatürliche, widersprüchliche, häßliche Kreatur werden solle der Sprößling von Tod und Leben.
lieber so (vor der sprößling auch ein bindestrich): "was das denn bitte für eine widerliche, unfertige, widernatürliche, widersprüchliche, häßliche Kreatur werden solle - der Sprößling von Tod und Leben."

und teilte mir mit besser nicht aufzustehen.
infinitiv mit zu: "und teilte mir mit, besser nicht aufzustehen."

zahlreiche Wissenschaftler seien bereits dabei das Phänomen zu untersuchen und
nochmal infinitiv mit zu: "zahlreiche Wissenschaftler seien bereits dabei, das Phänomen zu untersuchen, und"

Fernsehgucken ist anstrengend wenn man einen Kater hat
komma: "Fernsehgucken ist anstrengend, wenn man einen Kater hat"

das zu den fehlern. es kann sein, dass ich welche übersehen habe. aber es lohnt sich auf jeden fall, diese geschichte noch einmal korrektur zu lesen...

eine besonders amüsante stelle sei hier noch herausgestrichen (hier habe ich aufgelacht):

Zuerst der Tod, dann die Müllabfuhr und schließlich wird noch das Licht abgestellt oder was ?Dassss .. .iss‘ doch total beschissen!
ich danke dir für das lesevergnügen.

gruss,
nikto

[ 31.07.2002, 15:48: Beitrag editiert von: nikto ]

 

Eine der besten Geschichten, die ich hier gelesen habe, die Idee war wirklich prima und genauso die Umsetzung. Mußte mir den Protagonisten immer als einen trotteligen Homer simpson vorstellen:)
Verkauf die Idee mal an Matt Groening

 

Ich danke euch allen für die Kritiken. Wer hätte gedacht, dass meine allererste Kurzgeschichte so lange Zeit nach ihrer Vollendung noch Beachtung finden würde.

@Zaza @nikito

Ich werde (all die vielen) Fehler korrigieren. Danke für die Mühe.

Gruss,

Batch

 

Hallo batch botcha!

Eine leichte, lustige Story - coool! :thumbsup:


Korrekturvorschläge:

- "... das hatte ich bei Star Trek gelernt."

- "Ich verzichtete zu fragen; ab einem gewissen Alter mögen die Leute das nicht." Semikolon (statt Komma), das die Stimme in der Schwebe hält.

- "Tod räusperte sich - ich wertete das als gutes Zeichen, vielleicht bekam er das nicht sooft gefragt - und erklärte..." Gedankenstirche sind meines Erachtens hier textfreundlicher.

- "... Wodkaflasche aus meiner rechten Jackentasche, nahm einen großen Schluck daraus..."

- "Tod meinte, es sei okay, er werde..."

Und vergiss nicht, nach den direkten Reden einen Absatz einzuschalten.


Lg, kleiner :silly:

 

fein fein, ne richtig gute geschichte.
das freut.
ich möchte der unterstellten anlehnung an pratchetts gefatter tod wiedersprechen (was evtl schon andere getan haben, hab nich alle posts gelesen), hier habe ich es eher als eine "trotzäußerung" verstanden, denn den wunsch nach urlaub. dein schreibstil gefällt mir sehr gut, die lässige art und der "hinterlistige" humor, zwingen mir beim lesen ein andauerndes grinsen ins gesicht.
allein der satz:"Eines Nachts lief ich durch die Stadt und ich traf den Tod. Er saß an einer Wand und ich hatte ihm eine Mark in die Hand gedrückt." erhebt dich zum streiter für die rettung des trockenen humors!
danke

ps. jegliche rechtschreib- und sonstwasfehler sind mein persönliches eigentum und dürfen von niemandem angesprochen werden!

 

Salut batch und -ich will nicht unhöflich sein, bota,

Nette Kg, ließ sich flüssig lesen und im Großen und Ganzen, joah nett...
-mehr passende Umschreibungen fallen mir dafür leider nicht ein.

Nur etwas hat mich ein wenig gestört, bzw. verwirrt, warum gibt der dem Tod denn eine Mark?
Sieht der wie ein Bettler aus, verhält er sich so, was ist denn jetzt Sache?
Aus dem Text geht das jedenfalls nicht heraus.

Und ich kann's mir nicht verkneifen und muss zum Terry Pratchet Tod noch etwas schreiben. Ich denke in deiner Kg gibt es keine großen Parallelen zwischen Anton Tod und TOD, die Unterschiede fangen bei der Großschreibung an und hören bei den Körpermaßen auf. Deshalb finde ich deine kleine Story überhaupt nicht abgekupfert und erst recht nicht langweilig. ;)

Viele Grüße
A.Merg

 

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