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Sie sitzt im Bad und sucht ihren Blick in den Wassertropfen, die in gleichen Abständen taktlos ins Waschbecken fallen. Viel zu lange sitzt sie so schon da. Vielleicht sind es drei Stunden, oder vier - oder ein ganzer tag? Was ist schon ein Tag.
Mit jedem Tropfen aus dem Wasserhahn zerspringt eine Chance neben ihr. Doch sie nimmt nicht daran teil.
Eigentlich wollte sie den Hahn zudrehen, aber dann ist es zu ruhig. Stille ist groß und mächtig und kalt. Vor allem kalt. Es geht weiter, es war nicht die letzte Gelegenheit das Wasser auszudrehen, den Raum zu verlassen und anfangen zu leben.
Es ist nie zu spät anzufangen aber irgendwann ist es zu spät aufzuhören.
Sind das ihre Augen die sich nicht mehr trauen zu sehen? Die sich verlieren in einem viel zu großem Waschbecken, in einem viel zu großem Raum - in einer viel zu kleinen Welt. ? Sind das ihre leeren kalten Augen, die sich nicht erkennen, die den Blick eines Menschen suchen, der nicht weis wer er ist, wohin er will. ?
Vielleicht, denkt sie, ist es leichter aufhören zu suchen, aufhören zu warten. Aber was würde sie dann tun?
Sie beobachtet die Wassertropfen. Nicht wie sie aus dem Wasserhahn kommen, sondern wie sie kleine verzweigte Rinnsale bilden in denen man Bilder erkennen kann, lebendige Bilder. Doch die verschwinden ehe man sie sich einprägen kann.
Vielleicht ist so das Leben.