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Liebesbrief an einen Freund

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15.12.2004
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Liebesbrief an einen Freund

"Was hast du da, Anna Lena?"
"Passt mit eurem Ball auf, nicht, dass ihr noch die Scheiben einschlagt!"

Die Dielen der Terrasse knarrten, als die Kinder darüber tobten.

"Anna Lena, was ist das dort?"
"Das sind Vitamine!"
"Dürfen wir auch welche haben?"
"Oh nein, das ist nichts für euch, geht lieber spielen!"
"Magst du nicht mit uns spielen?"
"Tut mir leid, ich hab hier noch zu tun, später vielleicht!"

Die Kinder rannten zurück zur Wiese und warfen sich gegenseitig den Ball zu. Das Sonnenlicht spiegelte sich im Wasser des nahe liegenden Sees. Konzentriert beugte sich Anna Lena über das Stück Papier, was vor ihr auf dem Tisch lag.

>> Lieber Mike,​

ich habe lange darüber nachgedacht, bis ich beschlossen habe, dir zu schreiben. <<​

Ein gellender Schrei drang Anna Lena durch die Ohren. Die beiden Kinder hatten sich dem See genähert und bespritzten sich gegenseitig mit Wasser. Anna Lena beobachtete sie eine Weile.

>> Ich denke, dass ich dir noch einige Dinge sagen muss, bevor wir uns nie wieder sehen.<<​

Nachdenklich schweifte ihr Blick über die weite Gartenlandschaft. Es wehte eine leichte Brise, aber die Sonne stand hoch am Himmel und keine einzige Wolke war zu sehen.

>> In meinem ganzen Leben habe ich noch nie einen Menschen kennen gelernt, von dem ich dachte, er könnte derjenige sein, der für mich bestimmt ist, für mich ganz allein. Bis ich dich getroffen habe. <<​

"Schau dich doch mal an, wie du aussiehst!!!"

Anna Lena zuckte zusammen. Der Kugelschreiber glitt ihr aus der Hand.

Sie hob den Kopf und sah die Kinder auf der Wiese tollen. Ein Lächeln huschte ihr übers Gesicht, als sie sah, dass die Beiden sich über und über mit Schlamm bespritzt hatten. Erleichtert atmete sie auf. Sie nahm den Stift auf und schrieb weiter.

>> So etwas wie Seelenverwandtschaft gibt es wahrscheinlich gar nicht, aber zumindest hatte ich das Gefühl, dass wir es sind.​
Trotzdem zerreißt es mir fast das Herz, wenn ich nicht mit dir sprechen, oder dich einfach nur sehen kann. <<​

"Hallo Kinder, Anna Lena!"

Anna Lena fuhr herum.

"Oh, du bist es, entschuldige, ich hab dich gar nicht bemerkt."

Anna Lena schloss hastig die Tasche mit den Vitaminen darin.

"Haben die Kinder dir das Leben schwer gemacht?"
"Oh nein, ich komme schon klar. Sie sind nur etwas schmutzig. Ich denke, sie könnten ein Bad vertragen!"

"Mama, Mama, ....!"
"Hey, na ihr beiden Dreckspatzen! Euch geht es gut, was? Jetzt aber ab mit euch in die Wanne, damit ihr heute Abend wieder schick seid. Geht schon mal vor, ich muss noch kurz mit Anna Lena sprechen!"

Die Kinder rissen sich aus den Armen ihrer Mutter und stürmten ins Haus.

"Sie sind bezaubernd."

Anna Lena sah ihnen lächelnd nach.

"Ja, das sind sie.
Hör mal, Anna Lena, wir sind heute Abend zum Essen mit Freunden verabredet. Mir wäre es lieb, wenn ich das Haus nicht unbedingt alleine lassen müsste. Wäre es vielleicht möglich, dass du solange hier bleibst, bis wir wieder da sind?"
"Ja, natürlich. Ich habe hier auch noch etwas zu tun. Das geht schon in Ordnung."
"Gut, ich danke dir. Ich kümmere mich dann mal um die Kleinen."

Sie klopfte Anna Lena auf die Schultern und ging ins Haus zurück.

>> Alles, was ich mir gewünscht habe, war, dass du mich in die Arme nimmst, mich festhältst, küsst, doch irgendwann erkannte ich, dass das nicht passieren wird.​
Ich habe versucht, nur eine gute Freundin für dich zu sein. Am Anfang ging das auch sehr gut, aber mit der Zeit musste ich erkennen, dass das so nicht funktioniert.​
Alleine der Gedanke, dich mit jemand anderem zu sehen, bringt mich fast um.<<​

"Anna Lena, wir werden jetzt gehen!"
"Oh, ...ja, ... ich wünsche euch viel Spaß!"
"Vielen Dank! Etwas zu Essen ist im Kühlschrank, wenn du möchtest! Machs gut!"

Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss. Anna Lena war allein. Ein letztes Mal beugte sie sich über das Blatt Papier.

>> Ich kann das Gefühl nicht ertragen, dir niemals so nah zu sein, wie ich es mir wünsche. Ich denke, es ist das Beste, wenn wir uns nicht mehr sehen.​

Ich habe dir mein Herz geschenkt. Ich möchte es nicht zurück. Es gehört dir, für immer!​

Deine Anna Lena <<​

Anna Lena legte den Stift beiseite, faltete das Blatt Papier zusammen und steckte es in einen Umschlag. Ich großen Buchstaben schrieb sie MIKE darauf.

Anna Lena erhob sich von ihrem Stuhl und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer, öffnete die Hausbar und sah hinein. Einen Unterschied in den Flaschen, sah sie nur am Etikett, aber das andere war ihr auch nicht so wichtig. Sie nahm sich irgendeine und ging zurück zur Terrasse.

Die Sonne war beinahe hinter dem Horizont verschwunden. Das Licht spiegelte sich nur noch schwach im Wasser des Sees.

Anna Lena holte die Tabletten aus ihrer Tasche und legte sie auf den Tisch. Sie nahm einen Schluck aus der Flasche. Ihr Blick richtete sich starr hinaus in die einbrechende Dunkelheit.

Leise rollte eine Träne über ihre Wange. Sie griff nach einer der Tabletten, schob sie sich in den Mund und spülte sie hinunter. Eine nach der anderen folgte.

Anna Lena erhob sich von ihrem Stuhl und bahnte sich den Weg zum See.

Sie liebte es, schwimmen zu gehen.

 

So, das ist dann mal mein Erstlingswerk. Weitere Kommentare erspare ich mir erstmal.

Viel Spass beim Lesen!

 

Willkommen auf KG.DE, Valentina!

Der Text spiegelt realistisch die Seelenwelt eines Mädchens in der Pubertät wieder.
Zum Glück passiert das in der Realität nicht so oft, auch wenn es das natürlich grundsätzlich tut.
Damit, dass du nicht beschrieben hast, wie sie stirbt hast du den Leser zwar nicht gefordert, da es ja klar war, aber es immerhin nicht gesagt.
Das ist schonmal gut, aber du kannst natürlich mehr Tiefe, mehr Interpreatationsspielraum, mehr Andeutungen, mehr Symbolik, mehr Metaphern reinbringen.

Als erste Geschichte wirklich garnicht schlecht...
Schreib weiter!

MfG,
Hancock

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Valentina,

zunächst einmal herzlich willkommen bei uns.
Die eingeschobenen Zeilen des Briefes könntest du deutlicher machen, wenn du auf den Zeileneinschub und die >> << verzichtest, und sie stattdessen kursiv setzt.
Leider hat mir deine Geschichte nicht gefallen.
Mal abgesehen von der unglaublichen Rücksichtslosigkeit deiner Protagonistin, sich ausgerechnet auf dem Anwesen der Familie das Leben zu nehmen, für die sie die Kinder hütet, fehlt eine Angabe, wieso sie es ausgerechnet dort tut.
Dann ist Suizid in etwas so romantisch und erotisch wie der Tritt eines Elefanten.
Ok, der Kerl liebt sie nicht. Das tut weh. Das passiert aber zehntausenden von Männern und Frauen täglich, ohne, dass sie sich deshalb gleich umbringen. Was macht also deine Protagonistin zu einer Ausnahme? Warum ist ihre Frustrationstoleranz so gering, dass sie sich deshalb gleich so rücksichtslos und für die Kinder traumatisierend umbringt?
Daran hapert deine Geschichte leider. Viele haben, wenn sie nicht zurückgeliebt werden, den Gedanken, nicht mehr weiterleben zu wollen. Es muss aber etwas hinzukommen, damit sie daraus auch eine Tat machen.

Lieben Gruß, sim

 

@ sim:
Wie ich schon sagte, ist es nicht realistisch, aber genau das, was in den Köpfen der Mädchen immer wieder vorgeht.
Ich glaube es soll auch genau das heißen, es geht nicht um etwas was einem einmal passiert in dieser Geschichte, sondern um etwas was 'allen' 'ständig' nicht passiert, aber in den Köpfen herumspukt.
Außerdem denke ich, dass das Mädchen wohl so eingestellt ist, dass es ihr mehr oder weniger egal ist, was nach ihrem Tod ist, nur will sie ihrem Angebeteten nochmal so richtig eins reinwürgen (halb unterbewusst)...

Außerdem sollte man Frischlinge nicht so demotivieren...

 

Hancock schrieb:
Außerdem sollte man Frischlinge nicht so demotivieren...

Wer eine, wie hier, durchaus freundliche und konstruktive Kritik nicht vertragen kann, taugt nicht zum Schreiben. Natürliche Auslese nennt man das ;)

 

Galaxy schrieb:
Wer eine, wie hier, durchaus freundliche und konstruktive Kritik (...)
Wer gerne bei Mods schleimt gehört zum Ausgelesenen. o.O
^^

 

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