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life in concert

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15.08.2003
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life in concert

Fremde, wilde Hände zerren an meinem Pullover. Und Frank an meinem Arm, durch die Hände hindurch, nach backstage. In backstage gibt es nur Frank und mich. Keine Hände, die reißen, und keine lauten Stimmen außer Franks.

Frank ist nervös. Er geht auf und ab, schreit sein Telefon an, schaut besorgt zu mir, schreit Stefanie an, sie soll was zu trinken bringen. Stefanie bringt. Sie schleicht um Frank und das Telefon herum und stellt ein Bier auf den Tisch. Mir drückt sie ein Glas Saft in die Hände und flüchtet. Frank schlägt den Hörer auf den Schreibtisch, läuft im Slalom um Tisch und Stuhl. Bemerkt mich und gibt mir die Geige. „Üb mal was.“ Ich gehe ins Nebenzimmer. Spanne den Bogen. Schwinge ihn über die Saiten. Stefanie lauscht vor der Glastür. Der Bogen fliegt, ich führe die Töne, tanze mit ihnen durch den Raum, der sich mit Farben füllt. Töne schweben durch mich hindurch, durch die Tür und durch Stefanie. Echtes Leben um mich herum. Das Holz zittert, spürt die Kraft, die es befreit. Ich beschleunige, und die Töne schwirren durch den Raum, stoßen an die Wände, finden meine Ohren, durchdringen meinen Körper. Mein Kopf rauscht, der Bogen fliegt.

Frank reißt die Tür auf und zerrt an meiner Schulter. „Mach schon, los, sie warten.“ Schiebt mich zu zwei im Anzug, vor Kameras. Auf „Kamera läuft“ schalten sie ihr Lächeln ein. Bewerfen mich mit Worten. Frank steht im Dunkeln, ich sitze im Licht. Alle Scheinwerfer auf mich. Es blendet, ich schaue auf meine Füße. Mir ist langweilig. Ich mach, als hätte ich sie nicht gehört. Noch mal von vorne. Aus ihren Mündern quellen die Töne, scharf und aggressiv. Ich will eine Geige, mit ihr antworten. Aber Frank wird sicher wütend werden, ich sollte etwas sagen. Sie reißen sich um meine Worte, jubeln. Ich habe sie beachtet, also reden sie weiter, durch mich hindurch, stürzen sich auf meine Antworten. Fragen nicht mehr nach den Tönen, fragen nach Spielen und Familie und Schule. Verabschieden sich. Kamera, Scheinwerfer und Lächeln ausblenden. Aber Frank lächelt noch; mehr Geld für ihn.

Wir essen teuer mit meinen Eltern. Ich bezahle, aber es ist Frank, der den Kellnern mein Geld gibt. Ich zerschneide meine Nudeln, lege sie zu Mustern. Meine Mutter redet auf mich ein. Jeden Tag dasselbe. Ich hör ihr nicht zu. Mein Vater fragt nach dem Geld. Er hat sich eine Uhr gekauft. Er kann jetzt das ganze Jahr einkaufen gehen.

Später in backstage liege ich auf meinem Sofa und schlafe. Die Geige ist bei mir, ich kann ihr Schweigen hören.

Am Abend bin ich dann im Saal, mein Hals ist eng, die Geige ruht auf meiner Schulter, der Bogen schwebt in meiner Hand. Ich spiele mit Orchester die Töne eines anderen, die Geige will nicht, ich muss sie zügeln. Tausend Ohren fangen diese Musik auf, aber ich überhöre sie. Die fremden Töne klingen scharf und weit entfernt. Sie sagen mir nichts. Erst nach der Pause darf die Geige alleine sprechen, sie erzählt mir Märchen, ich fliege mit ihr davon, fort von der Menge, die bei uns schmarotzt. Lasse Frank hinter dem Vorhang mit dem Telefon alleine, winke meinen Eltern zu, die unter mir sitzen. Die Töne werden zu mir und ich zu den Tönen. Sie sprechen zu mir und mit mir. Ich gebe ihnen Formen und Farben. Das Holz singt, und nur ich kann es spüren.

Um elf bin ich im Foyer. Frank trinkt Champagner mit meinem Vater. Die Stimme meiner Mutter kreischt auf mich ein, dringt durch mich hindurch, mein Kopf beschwert sich. Ich nicke und lächle, wenn es blitzt. Die Geige ist im Hotel, aber noch stecken die Töne in den Wänden. Wenn ich die Wand anfasse, schwingen sie durch meine Hände in meinen Bauch, bilden eine Melodie, die nur mir gehört und niemand sonst hören darf.

Mit meiner eigenen Musik im Kopf schlafe ich auf einem Sessel ein.

 

Hallo Anea,
eine wunderschöne Geschichte, die beschreibt, was eine Geigenspielerin fühlt. Aber eine Satire? Da gehört die Geschichte wohl eher nicht hin. Wie gesagt, mir gefällt sie sehr gut, sie ist einfühlsam und phantasievoll geschrieben. Nur eines habe ich nicht verstanden: 'Sie reißen sich auf meine Worte'. Sollte das nicht eher 'um meine Worte' heißen?

Gruß
renate

 

Hallo Renate,

natürlich hast du recht, ich habe die Geschichte versehens falsch gepostet. Und der von dir angesprochene Satz war einst länger, ich habe ihn nur falsch gekürzt. Danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast.

lg Anea

 
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Hilfe?

Könnte das jemand verschieben? Bitte?

 
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Vielen Dank!!!

 

Der Text zeigt ein trauriges Stück Alltag; Alltag eines erfolgreichen Musikers, der jede Bindung an die Welt um ihn verloren hat. In seinem Spiel geht er auf, spricht mit seinem Instrument.

Er ist ein Genie. Vom Publikum geliebt, geradezu körperlich begehrt, zu Interviews geladen. Und das, obwohl ihn die Literatur langweilt, die es ihn spielen hören will. Ihn auch die Interviews langweilen. Die grapschenden Hände, die lauten Stimmen stören.

Sein Gegenüber ist die Geige, der Rest der Umwelt verliert jegliche Beschreibung, jeglichen Charakter. Da sind einige Namen, manche Fakten, keine Gefühle. Die Umwelt wird erlebt, der Protagonist ist nicht Teil von ihr, reagiert in ihr nur.

Der Protagonist erscheint als ein Getriebener, der doch nichts anderes will, als der Welt in seinem Spiel zu entfliehen. Seines Instruments beraubt am Abend, wird die Isolation am deutlichsten; hier ist nur noch der Rückzug ganz in sich selbst möglich.

An manchen Stellen empfand ich die Wahrnehmung des Protagonisten als zu expliziten Hinweis für den Leser, an anderer Stelle mißfielen mir die Formulierungen. Dennoch hat mir der Text gut gefallen.

Vorschläge/ Detailanmerkungen:

  • "In backstage gibt es nur Frank und mich." - Ohne das einleitende "In"
  • "Keine Hände, die reißen, und keine lauten Stimmen außer Franks." - Wie wäre es mit 'Keine reißenden Hände, keine laute Stimmen, nur noch Frank, der in sein Telefon schreit'
  • "sie soll was zu trinken bringen." - 'etwas zu trinken'
  • "und stellt das Bier auf den Tisch. Mir drückt sie Saft in die Hände und flüchtet." - 'und stellt ein Bier auf den Tisch, dann drückt sie mir ein Glas Orangensaft in die Hand und flüchtet.' ("das Bier" klingt etwas zu aufdringlich; die Implikationen sind deutlich: Frank darf Bier trinken, der Star muß sich gesund ernähren, keinen Alkohol, kein Genuß. Stefanie fürchtet sich vor Frank, nicht vor dem Protagonisten. M.E. sollte das aber etwas nebensächlicher erzählt werden.)
  • "Stefanie lauscht vor der Glastür." - Vielleicht: 'Ich habe die Augen geschlossen, doch ich weiß, daß Stefanie vor der Tür lauschen wird.' Zudem sind Glastüren für ein Studio der Akustik wegen kaum vorstellbar.
  • "Mach schon, los, sie warten." - Finde ich zu deutlich. Wie wäre es mit: 'Er legt mir seine Hand (auf die Schulter/ den Kopf/ um die Taille) und sagt: "Es ist Zeit, Schatz. Wir müssen."'
  • "Ich mach, als hätte ich sie nicht gehört." - 'Ich tue, als'
  • "Ich will eine Geige, mit ihr antworten. Aber Franks Blick hetzt, ich soll was sagen." - Vielleicht: 'Würden sie es verstehen, wenn ich ihnen mit meiner Geige antwortete? Ich weiß um Franks Blick, auch wenn ich ihn nicht sehen kann (schließlich ist der Protagonist ja im Scheinwerferlicht, Frank im Dunkeln), sein Blick sagt: "Reiße Dich zusammen, Schatz, sag etwas."'
  • "Aber Frank lächelt noch; mehr Geld für ihn." - Viel zu deutlich, wie wäre es mit: 'Frank ist zufrieden mit mir, es wird eine gute Presse.'
  • "Ich zahle, aber es ist Frank, der den Kellnern mein Geld gibt." - 'bezahle'; warum nicht einfach: 'Frank bezahlt mit meinem Geld'?
  • "Mein Vater fragt nach dem Geld. Er hat sich eine Uhr gekauft. Er kann jetzt das ganze Jahr einkaufen gehen." - zu deutlich, weshalb nicht: 'Mein Vater hat sich eine neue Uhr gekauft. Er freut sich darüber, daß er jetzt das ganze Jahr über einkaufen kann.'
  • "Ich spiele mit Orchester die Töne eines anderen, die Geige will nicht, ich muss sie zügeln." - "will nicht" vs. "zügeln"?
  • "Die fremden Töne klingen scharf und weit entfernt. Sie sagen mir nichts." - "scharf" wiederholt sich, statt "sagen mir nichts" vielleicht 'sprechen nicht zu mir'
  • "fort von der Menge, die bei uns schmarotzt." - zu deutlich
  • "winke meinen Eltern zu, die unter mir sitzen." - vielleicht: 'dort unten sitzen'?
  • "Die Töne werden zu mir und ich zu den Tönen." - mißfällt mir, vielleicht etwas mit 'wir werden eins'
  • "Mit meiner eigenen Musik im Kopf schlafe auf einem Sessel ein." - fehlt ein 'ich'; vielleicht auch 'schlafe ich im Sessel ein'

Entschuldige bitte, daß die Liste dann doch so lang geworden ist.

 
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Find ich toll, wenn so alte Texte wieder ausgegraben werden :) Vielen Dank fürs Finden und fürs Lesen!

Die lange Liste stört mich überhaupt nicht - über einige der Punkte werde ich nochmal nachdenken, einiges auf jeden Fall übernehmen. Aber Frank ist der Manager, nicht der Freund des Musikers. Und dieser ist noch recht jung - eins der sogenannten "Wunderkinder", vielleicht zwölf, dreizehn Jahre alt ("Fragen nicht mehr nach den Tönen, fragen nach Spielen und Familie und Schule.")- daher erklären sich auch einige der angemerkten Punkte, manchmal habe ich bewusst etwas kindlich formuliert.
Deine Interpretation (die ich dir nicht ausreden mag, auf die ich nur gar nicht gekommen bin) ist trotzdem stimmig - und passt zum Text. Der Grundgedanke ist derselbe, und ich mag es, wenn mehrere Interpretationen zulässig sind. Es freut mich auch, dass ich die Einsamkeit des Prots vermitteln konnte. Deine Textarbeit werde ich noch einfliessen lassen - dann versuche ich, ihn vielleicht noch offener zu halten.

LG Anea

 

Gut getroffen.
Cbrushers Liste ist bedenkenswert.
Schöner Ausschnitt aus einer "Karriere"
Mir gefiel, dass du die Regeln des Business gut eingefangen hast, ohne zu sehr ins Klischee zu kommen.
Das, worum es geht, auch der Wiederstreit im Künstler sind gut erfasst und wiedergegeben.
Lord

 

Hallo Lord,

erstmal vielen Dank fürs Lesen und deine lobenden Worte :bounce:
Jou, die Liste werde ich auf jeden Fall berücksichtigen - cbrucher hat mich wirklich angeregt, hier noch etwas mehr zu machen. Ich bin grad am überarbeiten. Ich werde es aber im zweiten Text auch nicht deutlich machen, wer Frank ist.

Liebe Grüße,
Anea

 
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Hi anea,

so langsam wirst du zu meiner lieblingsautorin hier auf der seite. ich mag deine art zu schreiben sehr, sehr gern. Ist jetzt die dritte geschichte, die ich von dir lese, und alle fand ich gut ("mein freund leo" habe ich empfohlen, um die geschichte beneide ich dich richtig, zudem noch deine moderne tragödie, die mir sprachlich sehr zusagt, inhaltlich jedoch nicht so sehr wie deine anderen geschichten, weil sie mir irgendwie unfertiger und weniger durchdacht vorkommt. aber das ist ein anderes thema.).
die hier find eich klasse. du hast gefühl für sprache und schaffst es, mich direkt anzusprechen. deine texte berühren mich, und das kommt nicht allzu oft vor.
*schleim* aber, was soll's, ist halt so.
diese geschichte hier ist sehr einfühlsam, traurig und trotzdem nicht schwülstig. das gefällt mir. außerdem hast du ein händchen für gute schlusssätze!

freue mich darauf, mehr von dir zu lesen.

beeindruckte grüße...sebastian

 

Hallo svg,

:bounce: Vielen Dank für deinen Kommentar!
Du musst dich aber auch nicht grad verstecken...

Die Schlussätze sind eine Leidenschaft von mir :hmm: ... aber ob du's glaubst oder nicht, ich kann auch viel Müll produzieren. Mein Papierkorb (der reale und der auf dem PC) ist fast immer voll :D

Liebe Grüße,
Anea

 
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life in concert (überarbeitete Version)

Fremde, wilde Hände zerren an meinem Pullover. Und Frank an meinem Arm, durch die Hände hindurch, nach backstage. In backstage gibt es nur Frank und mich. Keine Hände, die reißen, und keine lauten Stimmen außer Franks. Nicht mal meine Eltern dürfen mit. Frank sagt, sie stören mich, aber er sagt es immer nur leise. Recht hat er trotzdem.

Heute ist Frank besonders nervös. Er geht auf und ab, schreit sein Telefon an, schaut besorgt zu mir, schreit Stefanie an, sie soll was zu trinken bringen. Stefanie bringt. Sie schleicht um Frank und das Telefon herum und stellt ein Bier auf den Tisch. Mir drückt sie ein Glas Saft in die Hände und flüchtet. Frank schlägt den Hörer auf den Schreibtisch, läuft im Slalom um Tisch und Stuhl. Bemerkt mich und gibt mir die Geige. „Üb mal was.“ Ich gehe ins Nebenzimmer. Spanne den Bogen. Schwinge ihn über die Saiten. Stefanie lauscht vor der Glastür. Der Bogen schwebt, meine Finger fliegen über die Saiten. Ich ganz allein führe die Töne und tanze mit ihnen durch den Raum, der sich mit Farben füllt. Meine Klänge schweben durch mich hindurch, durch die Tür und durch Stefanie. Echtes Leben um mich herum. Das Holz zittert, spürt die Kraft, die es befreit. Ich beschleunige, und die Töne schwirren durch den Raum, stoßen an die Wände, finden meine Ohren, durchdringen meinen Körper. Mein Kopf rauscht, der Bogen fliegt.

Frank reißt plötzlich die Tür auf und zerrt an meiner Schulter. „Genug jetzt. Mach schon, komm mit, los jetzt, sie warten doch auf dich.“ Schiebt mich zu zwei im Anzug, vor Kameras. Auf „Kamera läuft“ schalten sie ihr Lächeln ein. Bewerfen mich mit Worten. Frank steht im Dunkeln, ich sitze im Licht. Alle Scheinwerfer auf mich. Es blendet, ich schaue auf meine Füße. Mir ist langweilig. Ich mach, als hätte ich sie nicht gehört. Noch mal von vorne. Aus ihren Mündern quellen die Töne, scharf und aggressiv. Mir fehlt meine Geige, ich will mit ihr antworten. Aber Frank wird sicher wütend werden, wenn ich wieder nur still bin, ich sollte etwas sagen. Na dann. Sie reißen sich um meine Worte und jubeln. Ich habe sie beachtet, endlich, also reden sie weiter und durch mich hindurch, stürzen sich auf meine Antworten wie Haie auf Beute. Fragen nicht mehr nach den Tönen, fragen nach Spielen und Familie und Schule. Langweilig. Verabschieden sich endlich. Kamera, Scheinwerfer und Lächeln ausblenden. Frank lächelt jetzt; mehr Geld für ihn.

Wir essen teuer mit meinen Eltern. Ich bezahle, aber es ist Frank, der den Kellnern mein Geld gibt. Ich zerschneide meine Nudeln, lege sie zu Mustern. Meine Mutter redet auf mich ein. Jeden Tag dasselbe. Ich hör ihr nicht zu. Mein Vater fragt nach dem Geld. Davon redet er immer. Er hat sich wieder eine Uhr gekauft. Soll er doch das ganze Jahr einkaufen gehen.

Später in backstage liege ich auf meinem Sofa und schlafe. Die Geige ist bei mir, ich kann ihr Schweigen hören.

Am Abend bin ich dann im Saal, mein Hals ist eng, die Geige ruht auf meiner Schulter, ich halte mich an ihr fest, der Bogen schwebt in meiner Hand. Ich muss mit Orchester die Töne eines anderen spielen, die Geige will nicht, ich muss sie zügeln. Tausend Ohren fangen unsere Musik auf, aber ich überhöre sie. Die fremden Töne klingen scharf und weit entfernt. Sie sagen mir nichts. Erst nach der Pause darf die Geige alleine sprechen, sie erzählt mir Märchen, ich fliege mit ihr davon, fort von der Menge, die bei uns schmarotzt. Lasse Frank hinter dem Vorhang mit seinem Telefon alleine, winke meinen Eltern zu, die unter mir sitzen. Die Töne werden zu mir und ich zu den Tönen. Sie sprechen zu mir und mit mir. Ich gebe ihnen Formen und Farben. Das Holz singt, und nur ich kann es spüren. Ich allein.

Um elf bin ich im Foyer. Frank trinkt Champagner mit meinem Vater. Die Stimme meiner Mutter kreischt auf mich ein, dringt durch mich hindurch, mein Kopf beschwert sich. Ich nicke und lächle, wenn es blitzt, es blitzt ständig. Die Geige ist im Hotel, aber noch stecken die Töne in den Wänden. Wenn ich die Wand anfasse, schwingen sie durch meine Hände in meinen Bauch, formen eine Melodie, die nur mir gehört und niemand sonst hören darf.

Mit meiner eigenen Musik im Kopf schlafe ich auf einem Sessel ein.

 

Hallo Anea,

mir hat die Geschichte wirklich gut gefallen. Sie lässt sich angenehm flüssig lesen und vermittelt einen guten Einblick in das Empfinden dieser Geigenspielerin. Ihr liebevolles Verhältnis zur Geige, und das entgegengesetzte Verhältnis zum ganzen "Business", hast du sehr schön umgesetzt.

Ansonsten kann ich auch nicht viel mehr sagen als meine Vorredner :)

Liebe Grüsse,

Kpt. Ahab

 

Schöne und sensible Geschichte:-). Du bedienst dich einfühlsamer Bilder. Ich als ehemaliger Geigenspieler finde sie gut:-). Ich war zwar nie ein Wunderkind, aber sehr schön empfunden!!
Hier kann ich Groper mal nicht zustimmen. Triebfeder ist in jungen Jahren der Druck der Eltern, nicht der Traum nach Anerkennung und Ruhm. Diese Motivation kann sich erst nach deutlichen Erfolgen oder in fortgeschrittenem Alter entwickeln. Bis dahin muss er Disziplin aber schon längst gelernt haben - von den Eltern. Mit dem Zusatz, dass Genies meistens eher in sich gekehrt sind, finde ich diese Geschichte sehr schlüssig. Aber das ist eigentlich auch völlig egal. Bei mir im Orchester hat so ein Genie gespielt. Er war mal genau das andere extrem. Die ganze Zeit Party gemacht, immer auf Kontra, etc. Daher sollte man nur überlegen, ob es logisch ist. Das ist es, ohne Frage!

Von mir gibs ein :thumbsup:

 

Tja, wie es scheint, hast du aber ja ne ziemliche Ahnung von Kindern. Das mit dem in sich gekehrt sein, lassen wir mal so stehen. Aber vielleicht liest du auch mal meine Kritik richtig und merkst, dass mein Hauptargument ist, dass man nicht verallgemeinern sollte. Denn in diesem Gebiet wird man Beweise für sowohl meine als auch deine Argumente finden. Auch wenn du mir natürlich gleich schreiben wirst, dass du das nicht im Sinn hast, kommt es bei dir ein bisschen so rüber.

 

Hey Jungs, nicht streiten bitte...

@ groper: Im Text steht nicht explizit, dass der Prot weiblich ist, das war mir wichtig... seltsamerweise gehen alle davon aus, dass man als weiblicher Autor bei solchen Texten immer eine weibliche Hauptperson im Blick hat (siehe Leo) - ich dachte beim Schreiben nämlich an einen Jungen, der auch noch etwas trotzig sein kann... vielleicht hängt dein Bild auch deshalb schief, weil du das irgendwie doch mitbekommen hast? Wär ja fast ein Wunder...
Für mich war es wichtig zu zeigen, wie sehr man in sich selbst versinken kann. Viele großen genies brauchen nur sich selbst und sind damit glücklich - wenn der Prot älter wird, kauft er sich vielleicht eine Waldhütte und lebt dort alleine mit der Geige, wer weiß... aber noch sind da die Eltern, die ihn antreiben und zwingen, noch kann er nicht entscheiden. Im Bezug auf die Liebe, die gesucht wird, erscheint mir mein eigener Prot manchmal fast autistisch, ohne das beabsichtigt zu haben, viel zu in sich gekehrt, viel zu allein im Innern, ohne jeden Drang nach außen. Für mich ist es auch eine Geschichte über Isolation, nicht nur über Musik - das ganze spielt da so ineinander.

@ Tommy: Ich kenne auch beide Extreme dieser Genies. Ich spiele selber Cello (aber meine Protagonisten meistens Geige)... Hier kam es mir auf die Isolation an, die war wichtig, und der Trubel drumrum mit der Musik sowas wie der Rahmen. Vielleicht begründet eins das andere, vielleicht ist aber auch beides nur Zufall. Die Geschichte ist mir beim Schreiben ein bisschen aus der Hand gegelitten, hat sich verselbstständigt, jetzt muss ich sie schon selber interpretieren... Welch Schande, wenn nicht mal der Autor noch weiß, was die Geschichte jetzt ist... :shy:

Vielleicht können wir uns drauf einigen, dass alle Kinder nach Liebe suchen, für den Jungen/dieses Mädchen hier ist die Musik jedoch das Maß, nicht die Anerkennnung... er/sie hat vielleicht erkannt, dass die menschliche Liebe nie so schön sein kann wie seine/ihre Musik... oder vielleicht ist das Kind auch einfach schon emotional verkrüppelt, und mir kam es darauf auch an; da bin ich mir selbst ja nicht mehr sicher. Ihr habt beide Recht, aber die Liebe kann hier das Kriterium nicht sein, weil der Prot sie nicht will und nicht sucht... tut mir leid, wenn das stört, aber so soll es sein...

vielen Dank fürs Lesen und fürs Lob, @ Kpt. Ahab...

liebe Grüße,

Anea

 

achwo, wir streiten net. Ich hab aber glaube ich noch nie ein Thema gesehen, bei dem wir einer Meinung waren :D

In backstage gibt es nur Frank und mich.
Auf Grund dieses Satzes und was danach kommt, dachte ich, dass er/sie weiblich ist. Dieser Satz hat so ein bisschen Beziehungscharakter.

lg

Thomas

 

Nur mal so aus Interesse. Woher kennst du dich damit so gut aus? Wohnt in kleiner Solist in dir? :Pfeif:
Klar muss sich ein Solist zur Geltung bringen. Alle schauen auf ihn! Aber dadurch, dass der introvertierte mit seiner Geige, mit der Musik, eins wird und sehr sensibel auf sie reagiert, kann er sich mögl. viel natürlicher präsentieren, als einer, der extrovertiert ist und genau weiß, was er abzuliefern hat.

 
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Da stimme ich Tommy zu... auch wenn in mir kein Solist wohnt (ich hab ihn zumindest noch nicht gefunden). Es sind die Eltern, die ihm zum Solisten machen, und es ist das Kind, dessen einziger Lebensinhalt seine Musik ist... (er ist nicht autistisch, nur isoliert). Und Kinder müssen sich noch nicht so wie Erwachsene aus der Masse hervorheben, Wunderkinder sind fast automatisch etwas besonderes und werden zu Wunderkindern gemacht, sie erschaffen sich nicht selbst, das wird ihnen auferlegt oder aufgedrängt...
Es ist das Talent, dass den Solisten hier von anderen seiner Art unterscheidet - das ist wie beim Sport, es gibt viele sehr gute, aber nur wenige ragen aus der Masse heraus... und die haben die Konkurrenz ihres Alters oft schon hinter sich gelassen. Zumindest als Kinder. Erst als Erwachsene werden sie wieder gefordert sein, erst dann erwacht die Konkurrenz, wenn die Älteren, weniger Talentierten mit mehr Erfahrung plötzlich besser sind. Es gibt viele, die bei Jugend musiziert gewinnen, aber nur wenige, die von der Presse zu Wunderkindern gemacht werden.

Feindschaft und Überheblichkeit - ich halt's eher für Unverständnis und Mangel an Interesse, oder für Trotz... aber als eine solche Reaktion auf Eltern und Umwelt wär's sicher auch möglich. Unfähigkeit zur Sozialisation könnte man es nennen, kommt ja auch gehäuft bei überdurchschnittlich Intelligenten Menschen oft vor...

liebe Grüße,
Anea

 

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