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Ludwig der Schlächter
Ludwig war Fleischer. Er liebte das Fleischertum. So schnetzelte er Tag ein, Tag aus in der Fleischerei. Am liebsten zerlegte er Schweine, da bei denen so richtig viele Gedärme usw. rauskamen, ziemlich spannend, so ein Erlebnis. Doch die Arbeit eines Knochenhauers war auch sehr anstrengend und Ludwig hatte sogar Phasen, in denen er depressiv gestimmt war, weil er schon viele, unschuldige Tiere schlachtete. Ludwig war auch ein leidenschaftlicher Fleischfresser. Er ass bestimmt 2kg Geschlachtetes am Tag. Er hatte das Glück, dass er vom Betrieb immer die Resten bekam. Na ja, das waren nicht gerade die besten, aber er war zufrieden damit.
Ludwig, der Selcher machte sich an einem Mittwoch zur Arbeit. Er konnte noch nicht wissen, dass dieser Tag ein schicksalhafter werden wird. So schicksalhaft wie der Tag werden wird, so warm war es auch. Auf der Schlankbank lag bereits ein junges Ferkel, dass bereit war, ausgenommen zu werden. Ludwig stellte sich davor, legte seine Schürze an, hob das Messer und plötzlich: „Nein tu das nicht!“, rief das Schweinchen empört. Ludwig schossen die Tränen in die Augen. Er kam sich richtig brutal und rücksichtlose vor. „Oh Gott, du kleines, süsses Schweinchen. Du hast Recht. Ich werde mich dir erbarmen, aber mein Chef darf es nicht merken.“,flüsterte Ludwig dem Schweinchen völlig aufgelöst zu. „Ok... grunz.“,antwortete das Schweinchen. Die beiden verabredeten sich beim Hinterausgang. Das Schweinchen sagte: “Wie kannst du nur so viele, unschuldige Tiere umbringen. Du tötest täglich Hunderte von Tieren und jungen Schweinchen. Zum allem dazu verschlingst du eine Unmenge an Schweinefleisch. Wenn du je wieder Fleisch isst, dann werden wir dich bestrafen.“ Nach dieser Moralpredigt sauste das kleine Ferkel grunzend, aber happy davon. Ludwig war völlig perplex. Er war so beschäftigt mit dem Geschehenen, dass er sofort nach Hause musste. Am Abend beschloss er seine Leben zu ändern: Er schmiss den Job als Wurster hin und wurde zu einem strengen Vegetarier; sozusagen zum Anhänger der pflanzlicher Nahrung. Das kleine Ferkel hatte Ludwig tatsächlich verändert: Er würde vom bösen Metzler zum liebevollen Rohköstler. Er fühlte sich richtig gut, wie ein neu geborener Mann, voller Elan und Tatendrang. Er wollte die Welt retten und Fleischessern den Gar ausmachen.
Seine Schlächterkollegen fanden seine Wandlung gar nicht toll, daher beschlossen sie, ihm heimlich ein Stück Schweinefleisch ins Essen zu jubeln, damit er wieder auf den Geschmack kommt. So verabredeten sie sich mit Ludwig, dem ehemaligen Arbeitskollegen und Fleischhacker in einem Restaurant. Nachdem die Runde ihre Essenbestellung aufgab, schlich Kurt, ein einstiger Arbeitskollege, in die Küche um etwas Schweinsleber unter den Salat zu mischen. Erstaunlicherweise gelang ihm dies sehr gut. Versteckt unter dem Salat sah es aus wie Tofu. Ludwig verspiess den angeblichen Vegi-Salatteller. Und plötzlich: „Oh gott, ihr Schweine habt mir Schwein untergejubelt.“ Ludwig war entsetzt und zerstört am Boden zugleich. Bevor noch irgendein Schlächterkollege reagieren konnte öffnete sich ein schwarzes Loch über dem Tisch der Runde. Ludwig wurde auf der Stelle aufgesaugt und an einem unbekannten Ort wieder ausgespuckt.
Ludwig war bestimmt eine Stunde lang bewusstlos gewesen, danach wachte er langsam auf und sagte: „Oh gott, wo bin ich?“ Er sah sich um und erblickte eine karge Vulkanlandschaft. Komischerweise war der Himmel ganz trüb, aber er fühlte sich geblendet. Der Körnerfreak fühlte einen kalten Luftzug. Erst jetzt bemerkte er, dass er gefesselt auf einem riesigen Holztisch war. Plötzlich ein ohrenbetäubender Lärm. „Oh Gott“, dachte sich Ludwig, „was passiert?“ Er dreht seinen Kopf auf die linke Seite und was er guckte, war beängstigend: fünf, mindestens drei Meter Lange Schweine die aufrecht in Richtung Ludwig liefen. Ihm stockte der Atem. Ohne ein Laut von sich zu geben, sezten sich die Ferkel an den Tisch auf welchem Ludwig gefesselt war. Sie waren wirklich gigantisch. Sie nahmen ihr Besteck und begannen Ludwig zu häuten, sowie Ludwig früher ihre Artgenossen gehäutet hatte. Mit dem kleinen Unterschied, dass Ludwig noch am leben war – schrecklich. Der Rest war so fürchterlich, dass man ihn besser nicht beschreibt. Aber auf jedem Fall wurde Ludwig von den rachsüchtigen Ferkeln gefressen. Und die Moral der Geschichte: Was du täglich tötest, dat rächt sich bei Gelegenheit.