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Lust der Scham der Lust

sim

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13.04.2003
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Lust der Scham der Lust

Drei Worte: »Bitte verpiss dich!«
So stand er vor mir, sah mich durch die kleinen Schlitze, zu denen er seine Augen zusammengezogen hatte, an, ballte die Hände neben seinen Oberschenkeln zu Fäusten.
Er hatte einen Ständer und die Eichel glänzte violett durch den Vorsaft. Er bebte vor Erregung und doch sagte er diese drei Worte: »Bitte verpiss dich!«
Nicht nur das Wort Bitte irritierte mich. Zwei alte Männer, beide so um die fünfzig, hockten genervt, gelangweilt und ebenso erigiert auf unserem Bett, der eine am Fuß-, der andere am Kopfende. Und beide waren gerade dabei gewesen, Kevin im Walzertakt zu penetrieren, als ich in die Wohnung kam. Einer in den Mund, der andere in den Anus. Kevin hatte ausgesehen wie ein Hund, der sich auf den Rücken gelegt und alle Viere von sich gestreckt hat, damit man ihm den Bauch krault. Doch die Männer haben ihn nicht gestreichelt, nur penetriert, während sie sich dabei vor seinen Augen routiniert und gefühllos küssten, bis sie mich wahrnahmen und von ihm abließen.
Kevin war, sowie er mich entdeckt hatte, aufgesprungen und auf mich zugelaufen, nicht um sich zu entschuldigen, nicht um etwas zu erklären, sondern nur, um Schlimmeres zu verhindern, was immer auch dies sein könnte.
»Bitte verpiss dich!«
Mich irritierten die Spuren von Exkrementen auf seiner Haut, die Schatten von Erniedrigung und Demütigung, am meisten aber irritierte mich sein Blick.
Die zusammengezogenen Augen strahlten gleichzeitig befriedigt und flehend. Seine Stimme klang stockend und eindringlich. Sein Mund zuckte, als wollte Kevin ein Lächeln unterdrücken, das mich provozieren würde. Und gleichzeitig lag tiefes Entsetzen über allem.
»Bitte verpiss dich! Wenigstens noch für eine Stunde. Dann ist alles wieder wie es war.«
»Wie stellst du dir das vor?«
»Bitte!«
»In Ordnung.«


Ich hielt mich nie für eifersüchtig, wir hatten eine offene Partnerschaft vereinbart, die bisher nie auf die Probe gestellt wurde. Und doch hatte ich wie jeder schon ab und zu theoretisch die Möglichkeiten durchgespielt.
Zu oft sah man in Filmen diese Situation Inflagranti, um von hypothetischen Überlegungen verschont zu bleiben. Wie würde ich mich wohl verhalten?
Ich hatte gedacht, mein Herz bliebe stehen, wenigstens für eine Minute. Ich hatte mir vorgestellt, in einen Taumel zu geraten, in einem Strudel zu verschwinden wie Wasser aus der Badewanne. Ich hatte gehofft, cool zu bleiben und zu fragen, ob ich mitmachen könnte.
Doch das, was ich wirklich in meiner Unruhe spürte, hatte ich nicht erwartet: Liebe und Erbarmen.
Ein Blick auf die Uhr, einer in das flehend leuchtende Gesicht, eine Drehung und die Schritte durch die Tür, das schlechte Gewissen, zu früh gekommen zu sein und ihn überrascht zu haben.
Das Herz klopfte zu schnell für Langeweile, der Regen war nicht stark genug, um mich in ein Café oder eine Kneipe zu setzen und die Gedanken zu Espresso oder Bier und zwanzig Zigaretten kreisen zu lassen.
Ich wusste nicht, wohin ich ging, die Nässe schien auf mir zu verdunsten. Es gab keine Ampel, keinen Baum, kein Auto, nicht einmal Asphalt und Gehwegplatten. Es gab keinen Fußgänger, kein Kinderlachen, kein Geräusch, keine Farbe. Es gab nur Gedanken wie Mücken, doch so schnell, dass ich nicht einen davon blutig in den Händen sah, wenn ich klatsche. Ich ging, als ob mich jemand jagen oder zur Eile treiben würde, lief, als könnte ich etwas verpassen, versuchte mich zu langsamen Schritten zu zwingen, sie zu zählen, damit ich nur bei jedem fünfzigsten auf die Uhr schaute. Fünfzig Schritte – drei Minuten. Beim nächsten Mal mussten es vier sein. Idiotische Rekorde für mich selbst, um die Grübeleien zu verscheuchen, bis ich endlich wieder in die Wohnung konnte.
Nicht blutig an meinen Händen, sondern juckend in meinem Hirn hafteten Fragen, als hätten es Mücken aus dem Schwarm geschafft, mich mit Warums zu stechen.
Stich.
Die Männer boten alles, was ich nicht konnte. Sie waren korpulent, widerlich behaart, jedenfalls am Körper. Der eine hatte eine Glatze, der andere lächerlich blond gefärbtes Haar, das nicht zu den Falten und groben Poren in seinem Gesicht passte. Sie waren mindestens doppelt so alt wie Kevin oder ich.
Stich.
Warum bei uns, nicht in irgendeinem Bett in einem Hotel oder bei den Männern? Er hatte doch damit rechnen müssen, dass es mal schief geht. Oder war ich seine Versicherung für den Fall, dass es schiefgeht?
Stich.
Wir hatten doch Spaß, nie hat Kevin sich beschwert, ihm würde bei mir etwas fehlen, nie hat er mich um härtere Gangart gebeten. Habe ich übersehen, dass er mir etwas vorspielte? Ich konnte seine Orgasmen doch spüren, ich habe sie gesehen, wenn ich ihm das Kondom abzog und es entsorgte.
Stich.
Ich hatte mir nur eingebildet, ihn zu kennen. Was wusste ich über ihn oder was gab es noch, das ich nicht über ihn wusste? Seine Eltern waren doch nett, hatten mich als Schwiegersohn ins Herz geschlossen, mit uns gelacht und gescherzt. Haben sie ihn geschlagen oder missbraucht? Ich hatte immer gedacht, er erzählte nichts über seine Kindheit, weil es nichts zu erzählen gab.


Sechs Minuten für fünfzig Schritte, das war mein Rekord. Langsamer habe ich es nicht geschafft.
Schweigend verfolgte Kevin meine Wege durch die Wohnung. Er hatte geduscht. Sein Haar war noch feucht, in seinem Bademantel saß er auf dem Sofa. Aus dem Bad hörte ich die Waschmaschine. Das Bett war frisch bezogen.
Stich.
Alle zwei Tage wechselte er die Bettwäsche. Ich hatte es immer für einen Tick gehalten.
Die Küche war aufgeräumt, alles Geschirr abgewaschen. Es lief keine Musik, der Fernseher blieb dunkel und stumm. Die Welt tobte draußen, bei uns hatte sie keinen Einlass.
Keiner der Stiche ließ sich in Worte fassen. Ich wollte, Kevin suchte Erklärungen, doch uns fehlten die Fragen.
Ich konnte mich nicht zu ihm setzen. Wenn ich schummelte, schaffte ich die fünfzig Schritte in zehn Minuten, aber dazu musste ich vor dem Fenster stehen bleiben und das Leben betrachten.
»Ich wollte nie, dass du mich so siehst.« Seine Stimme klang trotzig, fast wie ein Vorwurf.
»Hast du dich wenigstens geschützt?«
»Was hältst du von mir?«
Ich versuchte, den Stolz in seinem Gesicht zu finden, den ich immer an ihm geliebt hatte.
»Es war ja offensichtlich alles falsch, was ich bisher über dich gedacht habe.«
Ich brauchte nur drei Minuten, auch wenn mir die Zeit viel länger vorkam. Es war bescheuert, dauernd auf die Uhr zu schauen, als hätte ich noch etwas vor, als würde es irgendetwas ändern, dass die Welt sich weiterdrehte.
»Wenn du willst, kannst du mich auch mal so benutzen. Aber es wäre das Ende für uns.« Herausfordernd mahnte sein Ton mich an unsere Abmachung. »Vielleicht ist es das ja sowieso.«
Ich wage es, ihn anzusehen, zehn Schritte, die ich zu ihm gehen könnte.
Stich.
Wie werde ich ihn sehen, wenn ich ihn wieder berühre? Kann ich das Bild geil glänzender Unterwürfigkeit aus den Augen verbannen, die Kot- und Urinspuren wegdenken, die hechelnde Zunge?
Ich bleibe beim Fenster stehen.
»Andere können es mit Liebe verbinden. Ich schaffe es nicht. Darum habe ich es dir nicht gesagt. Mich macht es nur geil. Ich spritze ab, wenn sie mich vollsauen und wie Dreck behandeln, aber danach verachte ich sie dafür, wie Tiere über mich herzufallen.«
Vier Minuten, in denen ich vom Fenster zur Küchentür wanderte, ins Bad schaute und schwieg. »Ich möchte dich nicht so benutzen, Kevin«, sagte ich endlich. »Ich kann dich nicht einfach rammeln. Weder hätte ich Lust dazu noch könnte ich dir hinterher in die Augen sehen.«
Stich.
Die Augen. Ich vermied sie doch auch jetzt, seine Augen. Ich hatte Angst vor dem Ausdruck nackter Ekstase. Er stand auf, folgte mir, versuchte mich festzuhalten. »Bleib endlich stehen!« An den Schultern drückte er mich aufs Sofa, kniete sich auf mich und hielt mich fest. Der Bademantel hatte sich geöffnet, ich sah seine haarlose Brust, seinen flachen Bauch, die Rippen, seinen Herzschlag. Ich sah, was ich liebte, was mich sonst scharf machte und seinen schlaffen Schwanz.
Stich.
Ich sah die Erniedrigung, den Schmutz auf seinem Körper, die Spuren devoter Lust.
»Nicht, Kevin.« Ich hatte mir immer eingebildet, es würde mir nichts ausmachen, ich könnte ihn lieben, ohne ihm seine Freiheit zu nehmen. Ich hatte geglaubt, ich wäre tolerant den Spielarten gegenüber. Und jetzt wusste ich nicht, war es Liebe oder Mitleid, was ich empfand. Ich hatte Angst, ihn zu verlieren.
»In Ordnung«, sagte er. Es war kein Trotz, kein Stolz mehr in der Stimme. Er schluckte, stand auf und ging in die Küche. Ich hörte die Kühlschranktür klappen und folgte ihm.
»Fang jetzt nicht an, mich zu verwöhnen«, sagte ich. »Wenn, kochen wir gemeinsam.«
Er nickte, holte zwei Paprikaschoten aus dem Gemüsefach und legte sie auf den Tisch.
Wir setzten uns einander gegenüber, er schnitt die Paprika, ich die Peperoni und die Zwiebeln. So hatte ich einen Grund für die Tränen.
»Liebst du mich?«, fragte er.
»Ja.«
»Hältst du es aus? Ich weiß nicht, ob ich darauf verzichten kann. Aber auf dich möchte ich nicht verzichten.«
Wie gern hätte ich die Stärke gehabt, ja zu sagen. Doch ich saß über das Schneidebrett gebeugt, rieb mir die Finger mit dem Peperonisaft in die Augen und sah ihn nicht an.
»Ich weiß es nicht. Im Moment weiß ich gar nichts. Wie kommt es, dass es dich so anmacht?« Ich druckste herum, hob meinen Kopf, sah die Wärme in seinem Gesicht und die bange Frage, ob ich bleiben würde. »Wurdest du mal ...?«
Er schüttelte den Kopf. »Jedem anderen hätte ich die Frage übel genommen. Aber nein. Es bedarf keines Traumas für solche Fantasien.« Ein Stück Paprika fiel ihm auf den nackten Bauch, er hielt es mir hin. Ich öffnete automatisch den Mund, damit er mich füttern konnte. Das war eine Fantasie, die wir oft auslebten. Uns mit Nahrung zu dekorieren, die wir uns von den Körpern leckten.
Kevin lächelte. »Du hältst es aus.«
»Ich weiß es wirklich nicht. Aber ich möchte dich auch nicht verlieren. Ich wünschte, ich wäre nicht zu früh gekommen.«

 
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Hallo sim,

dass du zunächst mit diesem Stoff eine eher lustige Geschichte vorhattest, hat – wie ich finde – noch Spuren in deinem Text hinterlassen. So kommt mir am Anfang der Absatz:

„Nur das Wort Bitte irritierte mich…“ bis zu „damit man ihm den Bauch krault“ eher wie eine ironisch-spöttisch-distanzierte Betrachtung vor, der stilistisch zu dem was folgt ein wenig die Bindung fehlt. Es liegt zum einen in der Art, wie du die Situation beschreibst, ich meine, welche Worte du benutzt, um das zu tun. „Walzertakt“ und das Beispiel mit dem Hund, der auf dem Rücken liegt und sich das Bäuchlein kraulen lässt wirken echt absurd-belustigend und erschweren mir als Leser, der ich gerade mit dem Prot zusammen überrascht diese Szene erlebe, den emotionalen Einstieg in die Geschichte, der dann im weiteren Verlauf aber immer wichtiger wird.

Du nimmst also gleich nach der Beschreibung der "Betrugs"-Szene eine Weichenstellung in eine andere Richtung vor, ich habe das irgendwie als kleinen Bruch empfunden, die erst doch eher distanzierte und zum Teil spöttische Beschreibung des agierenden Trios und dann das gefühlsmäßige Dilemma, das danach kommt.

In dem Zusammenspiel Prot/Kevin spielst du dein Können voll aus, gut geschrieben und mit wunderbaren Formulierungen („Mücken, die mit Warums stechen, echt klasse!).

Gestört haben mich beim ersten Lesen die Unterbrechungen mit dem Wörtchen „Stich“, wohl wissend, dass du diese Störung genau so geplant hast. Du wolltest es nicht bei der Metapher belassen, sondern mich als Leser an den Stichmomenten spürbar teilnehmen lassen. Ich habe den Text dann noch einmal ohne die „Stiche“ gelesen und gebe nachträglich zu – ja, sie machen tatsächlich Sinn.

Für mich sind die beiden Hauptakteure in ihrem Verhalten etwas zu "übermenschlich" geraten, ich glaube, dass solche Extremsituationen zwischen Partnern in der Regel nicht so gimpflich und kultiviert ablaufen. Schön und treffend natürlich die Stelle, dass man zunächst unfähig ist, überhaupt Worte zu finden, um Fragen zu formulieren. Aber ich denke, das würde dann gerade in einer größeren emotionalen Bandbreite ablaufen.

Mit dieser stillen und leisen Version lässt du natürlich die Erwartung der Leser schön ins Leere laufen, verkneifst dir theatralische Wutausbrüche, Tränen, Mord- und Selbstmorddrohungen und Tassen, die an Wänden zerschmettern.

Gut, diese ganze bekannt Palette hätte ich auch nicht erwartet, aber ein Hauch mehr Leidenschaft im Handeln und dem Dialog, einen Tick mehr Verzweifelung hätte sicher nicht geschadet. Mir ist das Verhalten beider etwas zu unterkühlt, zu sachlich und sie gehen ohne viel geredet/geklärt zu haben sogleich zu gemeinsamer Küchenarbeit über. Nun kannst du dagegenhalten, dass sie vor lauter Unfähigkeit, sich über die Sache auseinanderzusetzen, erst mal an hilflos-verzweifelt an vertraute alltägliche Routine klammern, um überhaupt wieder einen gemeinsamen Boden unter den Füßen zu bekommen. Aber auf mich, der es noch nie so erlebt hat, dafür aber schon einigen Gegenständen ausweichen musste und viel Heftiges in dieser Richtung erlebte, wirkt deine Szene des relativ sachlichen Meinungsaustausches der beiden Prots „danach“ etwas sehr nüchtern.

Es geht ja eigentlich auch nicht um Betrug. Es geht ja um die Frage, ob es sexuelle Begierden gibt, die man mit dem Partner nicht nur nicht ausleben kann sondern auch gar nicht mit ihm ausleben will.
Weil es nicht zu der Beziehung passt. Weil man ihn schützen will, vor den eigenen Abgründen der Begierde. Weil man es nicht möen würde, wenn ihm dies auch gefiele. Möglicherweise kommt es deshalb nicht zu wilden Eifersuchtsszenen, weil den Jungs das schon irgendwie klar geworden ist? Wer weiß?

Du siehst, die Geschichte hinterlässt eine Menge Gedankenspiele beim Leser – so soll es sein.

Grüße von Rick

 

Hallo Aris,

ach nein, erübrigt sich nicht, denn natürlich ist es von mich für Interessen, wenn die Figur trotz eines Hinweises als Weiblich ankommt.
Unnötug kurz wollte ich mich nicht fassen, eher wollte ich das Klischee schwuler Dramaqueens umgehen. ;)

Hallo Sebastian,

liest sich, als hätte ich getroffen. :)


Hallo Sternensegler,

nee, der Punkt gehört da natürlich nicht hin. Flehen habe ich nach deiner Anregung umgestellt, bei den Schritten habe ich zwar etwas verändert, aber nicht deine Möglichkeit übernommen.
Der Satz, den du im Perfekt haben möchtest, ist doch im Perfekt. Und für die Gegenwart ist der Perfekt 1 mE richtig. Ich lasse mich da aber gern belehren.

Schön, das es dir auch gefallen hat. Horizonterweiterung ist natürlich ein schöner Aspekt, den belehrenden klammere ich dabei jetzt mal aus. ;)
Ja, die Frage nach den Grenzen und der Bereitschaft stellt sich natürlich für beide Partner.

Hallo Rick,

du bist ein aufmerksamer Beobachter. Der erste Absatz ist tatsächlich recht narrativ. Das entsteht zum einen daraus, dass ich es als eher lustige Geschichte begonnen hatte, zum anderen auch aus der Vorgabe "Drei", die ich dahingehend umsetzen wollte, die drei Absätze unterschiedlich zu erzählen. Der zweite ist ja eher narrativ, der dritte eher als Dialog gehalten. Als Form hätte das natürlich keinen Wert, wenn ich es nicht auch inhaltlich begründen könnte. Mir war es wichtig, diese Prägung der Sexualität so zu beschreiben, dass sie nicht durch Deftigkeit unnötig provoziert. Durch die ironische Distanz konnte ich die wenig melodramatische Haltung zum Ende hin vorbereiten. Gleichzeitig wechseln wir oft in die ironische Betrachtung, wenn wir Dinge nicht zu nah an uns heranlassen wollen. Das Dilemma bleibt so natürlich bestehen.

Ich habe den Text dann noch einmal ohne die „Stiche“ gelesen und gebe nachträglich zu – ja, sie machen tatsächlich Sinn
Das ist witzig, denn nach Dions Hinweis habe ich das auch getan und festgestellt, sie würden mir fehlen, wenn sie nicht da wären.
Für mich sind die beiden Hauptakteure in ihrem Verhalten etwas zu "übermenschlich" geraten
Hier bin ich erstaunt, das diese Anmerkung erst von dir kommt. Andererseits liegt gerade hier unabhängig von meiner persönlichen Präferenz der große Vorteil, diese Geschichte unter Schwulen spielen zu lassen. Der sexuelle Seitensprung scheint mir sehr viel weniger tabuisiert als unter heterosexuellen Paaren, sexuell offene Partnerschaften scheinen mir verbreiteter zu sein. Die Bemerkung Chicas, dass Liebe und Geilheit nicht immer synchron verlaufen scheint mehr gelebt zu werden, oft sucht man einfach Sexualpartner nach persönlichen Vorlieben.
Andererseits besteht an diesem Punkt Nachbesserungsbedarf, denn es sollte schon deutlich werden, dass der relativ sachliche Meinungsaustausch von heftigen nach innen gewandten Gefühlen begleitet ist, sie sich bei Kevin eben in Trotz äußern sollten.
Es geht ja eigentlich auch nicht um Betrug. Es geht ja um die Frage, ob es sexuelle Begierden gibt, die man mit dem Partner nicht nur nicht ausleben kann sondern auch gar nicht mit ihm ausleben will.
Weil es nicht zu der Beziehung passt. Weil man ihn schützen will, vor den eigenen Abgründen der Begierde.
Genau deshalb hae ich auf die heftige Eifersucht verzichtet. Man könnte natürlich fragen, ob nicht im Vorenthalten eigener Bedürfnisse schon ein Betrug liegt, im Schutz des Partners vor den eigenen Abgründen der Begierde eine Entmündigung?

Auf die Gedankenspiele kam es mir an. :)

Hallo Wolf-Michael,

Mehr Gedanken hätte ich als zu belehrend empfunden. Ich habe mich da gezielt zurückgehalten.
Die Dimensionen von "alles" sind uns glaube ich oft nicht bewusst.
Und was meinen Prot dazu bringt, eine Stunde, umherzulaufen, meine ich geschrieben zu haben. "Liebe und Erbarmen", so pathetisch sich das auch anhört. Psychologisch kommt sicher auch Verlustangst durch.
Auf alle Fälle scheine ich heftige Gefühle in dir ausgelöst zu haben. Zum Glück bist du nur sauer auf meine Protagonisten. ;)

Euch allen vielen Dank fürs Lesen und einen lieben Gruß, sim

 
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Hallo Sim,

deine Geschichte beschäftigt mich und ich möchte meine Meinung dazu äußern. Zu Kritisieren habe ich nichts, ich fand sie rundherum gelungen. Sprachlich sehr gut, der Spannungsaufbau perfekt. Diese Sache mit dem 'Stich' fand ich für den Spannungsaufbau gut. Ich habe förmlich gewartet, ob die Stiche noch 'tiefer' gehen!
Ich habe selten eine Geschichte gelesen, die zwingt, sich nach einigen Dingen zu hinterfragen. Wie z.B. die Frage der sexuellen Fantasien und wie man damit umgeht. Dein Prot wurde darauf gestoßen, er hat die Konfrontation nicht gesucht. Hätte er die Wahl gehabt, bin ich mir nicht sicher, ob er hätte wirklich alles wissen wollen. Er war zufrieden oder sogar noch mehr, er war glücklich.
Sicher, das ist jetzt meine Meinung. Aber ich frage mich oft, muss man seinem Partner alles erzählen, anvertrauen? Wo bleibt die Spannung, wenn ich weiß, wie mein Partner in der jeweiligen Situation reagiert? Und lebt Sexualität nicht von Spannung? Einer schrieb, dass in Eheberatungen oft empfohlen wird, seine Fantasien zu sagen. Ist das wirklich ratsam? Erschreckt man nicht eher den Partner, wenn man ihm seine, vielleicht nicht 0815-Fantasien erzählt? Wäre es da nicht besser, auf Bewährtes zurückzugreifen? Diese Fragen lösten deine Geschichte in mir aus.
Dieses ...was, wäre wenn... das dein Prot in Gedanken ablaufen lässt, nachdem er von dieser Situation überrascht wurde, dieses ....wie würde ich reagieren.....das er im Vorfeld, ohne zwingenden Grund, durchgespielt hat, das hast du sehr gut dargestellt. Theorie und Praxis, in den seltensten Fällen stimmen sie überein. Und auch die Lösung fand ich angemessen, diesen Spielraum der Fantasie, den du mir damit überlässt. Für mich war gut nachvollziehbar, dass sie sich routinierten Dingen überlassen, keine großen Szenen stattfanden.
Sehr gerne gelesen und im Nachhinein gegrübelt,

Jurewa

 

Es gibt da einen Satz, der es fast zu einem Sprichwort gebracht hat: Sex muß schmutzig sein, wenn es gut sein soll. Und auf diesem Gebiet hat der Ich-Erzähler eindeutig versagt,...

Hier muss ich noch mal einhaken, auch wenn das u.U. ein wenig off topic führt.
Muss Sex wirklich schmutzig sein, wenn er gut sein soll? Meines Wissens stammt das Zitat von Woody Allen, und der ist als a) US-Bürger, b) Intellektueller und c) bekennender Neurotiker wohl nicht uneingeschränkt die Koryphäe in Sachen guter Sex. ;-)

Spaß beiseite. Auch sims Prot lässt zwischen den Zeilen durchschimmern, dass er sich als Versager fühlt, weil er seinem Geliebten nicht den geheimsten Wunsch erfüllen kann, nämlich den nach "Versautheit".

Drückt die Klassifikation "sauberer Sex" vs. "versauter" nicht eigentlich totale Verklemmtheit aus? Zumindest ist sie Zeichen dafür, dass klerikal-autoritäre Sexualmaßstäbe in den Köpfen der Leute, die "Versautheit" preisen und womöglich stolz auf ihre eigene sind, noch sehr aktiv sind, sonst würde sie Sex gar nicht an solch einem absoluten Maßstab messen, sondern nur daran, was ihnen persönlich gefällt und Lust, Ekstase und Erfüllung und intensive Nähe mit ihrem Partner bringt.

Das ist für mich guter Sex. Auf der Basis dieser Betrachtungsweise kann (jetzt mal aus einer hetero-weiblichen Sicht aus gesprochen) die Frau, die am liebsten Missionar im Dunkeln liebt, den tausendmal intensiveren Orgasmus haben als die Geschlechtsgenossin, die einen Schwanz im Mund, einen im Hintern und einen in der Möse hat, und zwar gleichzeitig.

Es ist gut, dass die Anhänger von "sextremeren" Pratiken heute nicht mehr automatisch Bannfluch befürchten müssen, wenn es zu einem frei- oder unfreiwilligen Outing kommt. Nur ist es leider heute so, dass sich Frauen (und sicher auch Männer) zuweilen geradezu schämen, wenn ihnen "StiNo-Sex" (stink-normal, also Stecker in Dose in diversen Positionen und Situationen, ergänzt durch orale/manuelle Features und ein wenig Spielzeug) vollauf reicht. Und wenn das so ist, dann ist m.E. entschieden was falsch im erotischen Staate Dänemark. :-)

Nochmals 'tschuldigung für die unliterarische Eskapade, sim!

Ganz herzlich...

Chica

 

Chica schrieb:
Nur ist es leider heute so, dass sich Frauen (und sicher auch Männer) zuweilen geradezu schämen, wenn ihnen "StiNo-Sex" (stink-normal, also Stecker in Dose in diversen Positionen und Situationen, ergänzt durch orale/manuelle Features und ein wenig Spielzeug) vollauf reicht. Und wenn das so ist, dann ist m.E. entschieden was falsch im erotischen Staate Dänemark. :-)
Bin durchaus deiner Meinung, Chica – jeder sollte nach seiner Façon selig werden. Nur sind der Prot und sein Kompagnon in dieser Geschichte so auf Normalität bedacht (sie lieben sich und führen eine Art Ehe mit Treueerwarten), daß der eine lieber ein Doppelleben führt als dem Partner zu sagen, was er noch zu seinem vollkommenen Glück braucht. Das hat nichts mit Versautheit zu tun, sondern höchstens mit ihrer Erziehung, die sie zwingt, Intimes nicht auszusprechen, wenn sie der Meinung sind, diese entspräche nicht den Erwartungen des anderen bzw. des einen selbst.

Und diese Erwartungen sind so mannigfaltig wie das Leben, da gibt es von Missionär aufwärts alles, was ein Mensch sich ausdenken kann – und darüber hinaus Dinge, auf die einer erst stößt, nachdem er 20 oder mehr Jahre seines Lebens frustriert verlebte, bloß weil er/sie nicht wußte, daß es so etwas geben kann! Welch eine Befreiung! Welche Freude, wenn so ein Mensch erfährt, er ist nicht allein mit seinen - oft nur diffusen bzw. nicht mal richtig artikulierten – Wünschen: So wie ihn gibt es zu Tausenden und Hunderttausenden auf dieser Welt.

Freilich, es gibt auch Leute, die sich nach Anderen richten und blaue! Glasdildos kaufen* oder plötzlich SM-Ähnliches praktizieren, nur weil das gerade in sein soll. Und nun stellen sie fest, daß das alles so toll auch nicht ist – kein Wunder, sie tun es nicht aus innerem Antrieb! – und geben den Medien die Schuld, weil sie sie auf die Idee gebracht haben.

Dion

* war gerade im Sex-Laden für Damen (Ladies First, München) und die Inhaberin bestätigte mir auf Anfrage, die blauen Dildos gehen schon seit längerem außerordentlich gut, aber es gebe auch andere aus durchsichtigen Hartglas. Sie hat sie an prominenten Stelle auf Samt postiert, ich sage euch, die Dinger funkelten wie Swarowskischmuck, manche erinnerten von der Machart her an Muranoglas, nur habe ich leider vergessen, was sie kosten – aber das werde ich nächste Woche nachholen, habe eh noch kein passendes Weihnachtsgeschenk. :D

 

Hallo Jurewa,

es freut mich, so viele Gedanken in dir ausgelöst zu haben. Vielen Dank für das große Lob. :)

Hallo Chica,

die unliterarische Eskapade hat ja etwas mit der Geschichte zu tun. Ich wollte weder die eine noch die andere Spielart moralisch bewerten. Ich denke, in dieser Grundfrage stimmen wir und auch Dion überein. :)
Ich bin allerdings nicht sicher, ob die Anhänger sextremerer Praktiken wirklich keinen Bannstrahl befürchten müssen. Ich verspüre da eher eine Ambivalenz. Auf der einen Seite sind sie schon seit Jahren sogar in den täglichen Mittagstalkshows, Gerichtsshows, etc. Thema, auf der anderen Seite obliegt ihnen der Reiz des Exotischen. Es kommt wohl auch auf das Umfeld an. Ob man in den Kleingartenvereinen beim Grillen an Sommerabenden offen und neugierig darüber spricht, weiß ich nicht. In anderen Umfeldern aber kann es schon Druck auslösen, neugierig alles ausprobieren zu müssen, da man sonst schließlich verklemmt und spießig dastehen könnte. Der Zwang, nicht "spießig" sein zu wollen, führt einen natürlich oft genauso von den eigenen Bedürfnissen fort, wie die Kasteiung, es nicht ausprobieren zu dürfen.

Hallo Dion,

über deinen ersten Absatz an chica habe ich lange nachgedacht. Zunächst wollte ich widersprechen, da ich die Erziehung ja aus der Geschichte raushalten wollte.
Aber in dem Kontext, den du verwendest, hast du natürlich Recht. Denn selbst, wenn Kevin diese Form der Sexualität nicht mit seinem Partner teilen möchte oder kann, hätte er es bei einem offenen Umgang mit ihm natürlich klären und sich und ihm die Überraschungssituation dadurch ersparen können. Das hat natürlich auch etwas mit Ängsten, mit anerzogenen moralischen Werten oder mit Klima seines Umfelds zu tun.

Lieben Gruß und vielen Dank euch Dreien,
sim

 

Nicht blutig in meinen Händen, sondern juckend in meinem Hirn hafteten Fragen, als hätten es Mücken aus dem Schwarm geschafft, mich mit Warums zu stechen.
Da muss ich Nachtschatten zustimmen: Grandios.Einfach nur genial.
Die ganze Geschichte ist absolut schlüssig und Emotionen werden gut rübergebracht. Du hast es tatsächlich geschafft so ein Thema in Worte zu fassen. Das einzige, was mich stört ist das offene Ende. Ich hätte mir schon eine Lösung erhofft.

mfg Mauseohr

 

Hallo Mauseohr,

sie sitzen zusammen und retten sich in den Alltag. Keine entgültige Entscheidung vielleicht, aber keine Trennung. Das Ende ist offen, aber es ist eines angedeutet.

Vor allem aber vielen Dank für dein Lob und fürs Lesen.

Lieben Gruß, sim

 
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Lieber sim!

Ein starkes Thema, das Du da anpackst, und lesen läßt sich die Geschichte gewohnt gut.
Aber irgendwie paßt in der Geschichte für mich gefühlsmäßig manches nicht zusammen. Einmal Anatomisches: Du schreibst erst, »Kevin hatte ausgesehen wie ein Hund«, das assoziiert im ersten Moment eine ganz andere Stellung, als Du sie dann weiterbeschreibst: »der sich auf den Rücken gelegt und alle Viere von sich gestreckt hat«. Er liegt also am Rücken, dazu »penetrieren« die anderen beiden ihn in Mund und Anus. Wie sie das aber tun, und sich dabei auch noch küssen, ist mir ein Rätsel – meiner Meinung nach kann das so nicht passen. Wärst Du beim Hund geblieben, also er auf allen Vieren, dann würde das funktionieren (wobei sie sich dann zwar küssen könnten, aber nicht vor seinen Augen - also irgendwie paßt das in keiner Konstellation).
Aber egal wie er liegt, während beide in ihm stecken kann er auch nur schwer so plötzlich aufspringen, als er den Protagonisten entdeckt (wie sieht er ihn eigentlich, während der eine seinen Schwanz in seinen Mund hält?).
Das Zweite ist wirklich mehr gefühlsmäßig: Ich finde nicht hinein in Deinen Protagonisten, weil er einerseits, vor allem ausgedrückt durch das ständige Gehen, wütend und hektisch ist, andererseits aber in der Auseinandersetzung selbst eher ruhig und vernünftig ist, gar »Liebe und Erbarmen« spürt. – Vielleicht legst Du hier ein bisschen zu viel Gewicht auf die Beschreibung des Schritte- und Minutenzählens, und zu wenig auf seine dabei verspürten Gefühle? Du erzählst von seinen Überlegungen vorher, wie es wäre, wenn so eine Situation auftauchte, aber wie es ihm in Konfrontation mit den Gegebenheiten, die ja seine Phantasie etwas übersteigen, geht, kommt mir zu kurz, da ist hauptsächlich dieses Gehen und ein paar Fragen – für die Situation aber zu wenige und zu wenig tiefgehend, meiner Meinung nach. Ist es nicht zum Beispiel erschwerend, daß es regelmäßig im gemeinsamen Bett stattfindet? Ich kann mir jedenfalls vorstellen, daß das leichter zu verkraften wäre, wenn Kevin dafür woanders hingehen würde, aber die Überlegung kommt gar nicht vor, auch nicht, warum Kevin es denn im eigenen Bett gemacht hat, wenn er doch nicht wollte, daß der Protagonsit ihn entdeckt. Abgesehen vom Betrug: Empfindet der Protagonist es nicht auch als Verletzung der Privatsphäre, wenn jeden zweiten Tag jemand in der Wohnung, in der er wohnt (ob es nun seine ist oder nicht) und sogar in seinem Bett ist, von dem er nichts weiß? Bei mir wurde in der alten Wohnung einmal eingebrochen – ich denke, das Gefühl muß so ähnlich sein, und damit fällt für mich die Möglichkeit, es als Kevins Sache, die mit dem Protagonisten selbst eigentlich nichts zu tun hat, abzutun. – Da hätte ich schon gerne gewußt, wie Dein Protagonist damit umgeht, mehr als nur ein »Stich« und seinen Willen, es auszuhalten, damit ich mir das vielleicht doch vorstellen kann.
Unwahrscheinlich finde ich auch, daß Kevin nach einer Aktion mit Kot und Urin nur die Überzüge wechseln muß – oder der Protagonist hätte das längst riechen müssen … :shy:

wenn ich ihm das Kondom abzog und es entsorgte
Die Erwähnung des Kondoms und auch die spätere Frage, ob Kevin sich wenigstens geschützt hätte, finde ich sehr lobenswert. Warum Kevin allerdings mit »Was hältst du von mir?« reagiert, ist mir schon wieder ein Rätsel. Einerseits wirkt die Frage angesichts der Umstände irgendwie komisch (als könnte man von einem Partner, den man mit zwei alten Männern im eigenen Bett vorfindet, ja eigentlich nur das Beste denken, aber das kontert ja eh auch der Protagonst), andererseits deutest Du ja durch die Verwendung von Kondomen einen vernünftig denkenden Menschen an, und der würde doch seinem Partner zumindest diese Frage zugestehen, oder nicht? Ich kritisiere das nicht wegen meiner mehr oder weniger moralischen Haltung, sondern weil es mir den Charakter nicht stimmig erscheinen läßt. Und hatte er, als er angepinkelt wurde (zugleich Spuren von Schmerz, also mögliche offene Wunden!), ein Ganzkörperpräservativ an? ;-)

Insgesamt finde ich also das Thema schon mal gut aufgegriffen, aber (noch) unbefriedigend ausgearbeitet, es bleiben mir zu viele Fragen offen, die für mich eigentlich die Essenz der Geschichte ausmachen würden, also deren Beantwortung mich gerade interessieren würde. Vielleicht helfen Dir meine Fragen und Einwände ja weiter. :)

Beantwortet finde ich allerdings die Frage, ob der Protagonist es letztlich aushalten wird:

Ein Stück Paprika fiel ihm auf den nackten Bauch, er hielt es mir hin. Ich öffnete automatisch den Mund, damit er mich füttern konnte. Das war eine Fantasie, die wir oft auslebten. Uns mit Nahrung zu dekorieren, die wir uns von den Körpern leckten.
Kevin lächelte. »Du hältst es aus.«
Weil ihm da nicht vor dem Paprika graust, der auf Kevins Bauch lag, deshalb weiß Kevin, daß der Protagonist es aushalten wird. Sie sind deutlich am Weg der Versöhnung, aber dazwischen fehlt mir einiges. ;)

Der Rest wieder der Reihe nach:

»die Eichel glänzte violett durch den Vorsaft.«
– im ersten Moment klang das so, als würde sie wegen dem Vorsaft violett glänzen, würde das also irgendwie umbauen, z. B. die violette Eichel glänzte durch den Vorsaft.

»habe mir nie Gedanken gemacht, dass Kevin mich betrügen könnte.«
– hier wäre ich mehr für ein »ob« statt dem »dass«

»Ich hatte mir vorgestellt, in einen Taumel zu geraten, aufgesogen zu verschwinden wie Wasser aus der Badewanne.«
– das paßt nicht, aufgesogen würde Wasser zum Beispiel von einem Handtuch, aus der Badewanne wird es weg- oder abgesogen; das »zu verschwinden« paßt aber in der Form gar nicht dazu, evtl. »weggesogen zu werden wie Wasser aus der Badewanne«, damit ist das Verschwinden ja ohnehin gegeben: Nachdem das Wasser weggesogen wurde, ist es weg. ;)

»Ein Blick auf die Uhr, einer in das flehend leuchtende Gesicht, eine Drehung und die Schritte durch die Tür, ein schlechtes Gewissen, zu früh gekommen zu sein«
– das »ein« vorm schlechten Gewissen würde ich wegnehmen

»Nicht blutig in meinen Händen, sondern juckend in meinem Hirn hafteten Fragen,«
an meinen Händen, den Rest würde ich so ändern: sondern juckend in meinem Hirn blieben Fragen haften,

»Sie waren mindestens doppelt so alt wie Kevin oder ich.«
– schöner fände ich: Sie waren mindestens so alt wie Kevin und ich gemeinsam.

»nie hat Kevin sich beschwert, dass ihm bei mir etwas fehlte, nie hat er mich um härtere Gangart gebeten. Habe ich übersehen, dass er mir etwas vorspielte?«
– das erste dass könntest Du leicht vermeiden: es würde ihm bei mir etwas fehlen

»Wenn du willst, kannst du mich auch mal so benutzen. Aber es wäre das Ende für uns. Aber vielleicht ist es das ja sowieso.«
– beim zweiten und dritten Lesen hatte ich keine Probleme mehr, aber beim ersten Mal war mir nicht gleich klar, wer hier der Sprecher ist.

Tut mir leid, daß ich Dich diesmal nicht so loben konnte :crying: – aber vielleicht wirds ja noch, und wenn nicht, dann sicher bei der nächsten Geschichte. :)

Alles Liebe,
Susi :)

 

Liebe Häferl,

zunächst einmal vielen Dank für deine Mühe.
Ich hoffe, es reicht, zu sagen, dass die Penetration wie ich sie beschrieben habe, möglich ist. Anderenfalls müsste ich nach Bildern suchen, welche die Möglichkeit dieser Stellung eindeutig belegen.
Natürlich kann er schwer aufspringen, während die beiden Männer in ihm stecken, sie müssen sich dazu schon lösen. Das dürfte kein Problem sein, sie sehen den unerwarteten Vierten ja schließlich auch. Ich denke, es ist ebenfalls nicht notwendig, das extra zu beschreiben.
Alle Fragen kreisen noch in meinem Prot. Da gibt es das Bild mit den Mücken und das Bild mit den Schritten, die keine Wut und keine Hekitk darstellen, sondern das, als was sie beschrieben sind. Zeit abzählen, bis er nach Hause kann und ein klärendes Gespräch führen. Vielleicht hat er zu dieser Zeit sogar noch vor, alles klinisch und im schönsten Hollywooddialog auszufechten mit einer Klärung am Ende. Aber so läuft das Leben nicht. Man ist sprachlos und muss trotzdem weiter machen. Man kann nicht mal in Gedanken formulieren, was einem durch den Kopf geht. Und wenn man es kann, hat man den Satz vergessen eher er zu Ende gedacht ist.
Im Gehen liegt genau diese Unruhe, genauer, der Versuch, sie zu zähmen, sie in eine Form zu zwingen.
Die Überlegung, wie es für den Prot wäre, wenn es an einem anderen Ort stattgefunden hätte, kann gar nicht vorkommen, dann hätte er sie nicht entdeckt.
Die Überlegung, ob er sich nicht auch um den Schutz, den seine Wohnung ihn bisher geboten hat, betrogen sieht, ist allerdings naheliegend, da gebe ich dir recht. Sie könnte aber höchstens als ein weiterer Stich eingebaut werden.
Auch muss ich die Gedanken zu anfang modifizieren, nicht von betrug schreiben, sondern von vereinbarter offneer Partnerschaft, die bisher nie auf die Probe gestellt wurde.
Wenn kevin das bett so häufig wechselt, wird sich mein Prot nicht drum kümmern müssen. Es dürfte also relativ einfach zu für ihn zu bewerkstelligen sein, dabei entsprechende Schutzmatten unter das Bettlagen zu legen. Gestank muss also nicht notwendigerweise eine Rolle spielen.
Die Frage "wie denkst du von mir?" würde Kevin seinem Partner unter anderen Umständen sicherlich zugestehen, aber die meisten seiner Aussagen sind ja vom trotz des Ertappten begleitet. Ich finde die Gegenfrage unter diesen Umständen völlig plausibel.
Von Wunden, gar blutigen, ist im Text nicht die Rede, nicht einmal von Schlägen. Nur von Exkrementen und Penetration. Kevin steht darauf, sich erniedrigen und ein bisschen wie Dreck behandeln zu lassen, das schließt nicht zwangsläufig Schläge mit ein. Die Spielart "Dirty" auch nicht.
Die einzelnen Anmerkungen gehe ich morgen durch und ändere dann auch.

Lieben Gruß und noch einmal vielen Dank, sim

 

Lieber sim!

Natürlich kann er schwer aufspringen, während die beiden Männer in ihm stecken, sie müssen sich dazu schon lösen. Das dürfte kein Problem sein, sie sehen den unerwarteten Vierten ja schließlich auch. Ich denke, es ist ebenfalls nicht notwendig, das extra zu beschreiben.
Gerade das hat mich aber irritiert und war der Grund, warum ich dann die ganze Stellung noch einmal genauer gelesen habe, über die ich erst eher oberflächlich drübergelesen habe. Zu der Stellung selbst schick ich Dir später noch eine Mail.

das Bild mit den Schritten, die keine Wut und keine Hekitk darstellen, sondern das, als was sie beschrieben sind. Zeit abzählen, bis er nach Hause kann und ein klärendes Gespräch führen.
Für mich kommt es nicht rüber, daß da keine Wut ist. Dieses Gehen verbinde ich automatisch mit Wut, weil ich es nur von wütenden Menschen kenne, die versuchen, sich damit zu beruhigen, und so las ich auch das Minutenzählen. Daß er sich also mehr beruhigt, je länger er für die Schrittanzahl braucht. Wenn da keine Wut oder ähnliches sein soll, müßtest Du das meiner Meinung nach schon deutlicher machen.

Die Überlegung, wie es für den Prot wäre, wenn es an einem anderen Ort stattgefunden hätte, kann gar nicht vorkommen, dann hätte er sie nicht entdeckt.
Könnte theoretisch schon, als Gedanke oder direkt an Kevin gerichtet: Warum mußte es in unserem Bett sein? Ist aber nicht so wichtig, war nur ein Beispiel für den Wunsch nach mehr Tiefgang. Daß die Geschichte nicht funktionieren würde, wenn Kevin es woanders gemacht hätte, ist schon klar.

Die Überlegung, ob er sich nicht auch um den Schutz, den seine Wohnung ihn bisher geboten hat, betrogen sieht, ist allerdings naheliegend, da gebe ich dir recht. Sie könnte aber höchstens als ein weiterer Stich eingebaut werden.
Das hab ich Dir ja ganz unterschlagen: Die Stiche an sich haben mir sehr gut gefallen, und gegen weitere hätte ich gar nichts, so sie doch dem Tiefgang nützlich wären. ;)

Von Wunden, gar blutigen, ist im Text nicht die Rede, nicht einmal von Schlägen.
Dann solltest Du es nicht mir als Leser überlassen, mir darunter etwas vorzustellen ...
Mich irritierten die Spuren von Schmerz ... auf seiner Haut
... sondern es konkreter beschreiben. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Liebe Häferl,

Für mich kommt es nicht rüber, daß da keine Wut ist. Dieses Gehen verbinde ich automatisch mit Wut
Ja, so liest jeder seine eigenen Erfahrungen und Züge in eine Geschichte und das ist auch gut so. Zur Wut würde aber gehören, dass die Stiche anklagender sind. Mein Prot denkt ja in keinem seiner Stiche an sich.
Ansonsten habe ich jetzt vorsichtig geändert.

Lieben Gruß, sim

 

Ja, so liest jeder seine eigenen Erfahrungen und Züge in eine Geschichte und das ist auch gut so.
Mein "Züge" sind das nicht, deshalb fand ich ja auch nicht in Deinen Protagonisten hinein. Ich verstehe solche Menschen nicht, die glauben, es würde irgendetwas besser, wenn sie weg- oder herumrennen. An der Stelle Deines Protagonisten hätte ich geschaut, daß ich einen Freund besuchen kann oder so.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo sim,

ich lese die vielen Kommentare jetzt nicht durch, so kann es natürlich sein, ich wiederhole mich.

Er hatte einen Ständer und die Eichel glänzte violett durch den Vorsaft. Er bebte vor Erregung und doch sagte er diese drei Worte: »Bitte verpiss dich!«
Absicht?

»Bitte verpiss dich! Wenigstens noch für eine Stunde. Dann ist alles wieder wie es war.«
Peng. Welch banale Worte. Das kann erst lange nachher richtig wirken. Vielleicht wenigstens das Bett?
Ich hatte gehofft, cool zu bleiben und zu fragen, ob ich mitmachen könnte.
Ich bin wirklich kein Zeitenspezialist. Erklär mir mal bitte, wieso es nicht könne sein darf. Das würde ich hier nach Bauch wählen.

Wie werde ich ihn sehen, wenn ich ihn wieder berühre? Kann ich das Bild geil glänzender Unterwürfigkeit aus den Augen verbannen, die Kot und Urinspuren wegdenken, die hechelnde Zunge?
Kot- und Urinspuren

Die Stiche haben mir gefallen, das hat sich gut eingefügt. Diese Schritte- und Zeitzählerei hingegen erfordert vom Leser schon etwas mehr Mitdenkerei. Ich bin dem, ehrlich gestanden, beim ersten Lesen nicht nachgegangen, weil ich das von Mathefreaks kenne, die da so totale verquerte Spielchen draus machen, da hatte ich keine Lust drauf und wollte erstmal wissen, was denn weiter passiert.

Inhaltlich eine heftige Situation: Aber ich denke, dass die einzige Lösung sein wird, es auszuprobieren, ob es noch weiter geht. Wenn der Ich-Erzähler beim Sex mit seinem Freund jedesmal diese Szene vor Augen hat und sich nicht damit abfindet, wird es wohl über kurz oder lang einschneidende Probleme geben. Wird er nicht jedesmal einen Stich im Herzen haben, wenn die Bettwäsche wieder frisch gewechselt ist und seine Ausgehzeiten (seis auch durch Arbeit) ganz anders einschätzen, bewerten?

Jaja, diese freie Beziehungen, theoretisch immer wunderbar, bis man entdeckt, dass der Partner etwas aus dem Ruder läuft. Den Zwiespalt des Prot hast du sehr gut dargestellt, man spürt, dass er in diesem Moment selber nicht weiß, wie es weitergehen soll.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo bernadette,

Die beiden mit "Er" beginnenden Sätze sind tatsächlich Absicht, vielleicht aus Unvermögen, aber alle Versuche der Umstellung haben mich nicht überzeugt.

Peng. Welch banale Worte. Das kann erst lange nachher richtig wirken. Vielleicht wenigstens das Bett?
Das verstehe ich nicht. Es muss ja auch nicht gleich wirken.
Ich bin wirklich kein Zeitenspezialist. Erklär mir mal bitte, wieso es nicht könne sein darf.
Ich bin auch kein Spezialist für Tempi. Hier muss mE der Konjunktiv 2 genutzt werden, da der Satz im Perfekt beginnt.

Die Schritte finde ich gar nicht so mathematisch, aber es ist schon richtig, sie fordern ein bisschen, sind schon recht abstrakt.

Ja, mein Prot wird wahrscheinlich die Bettwäsche, die Zeiten unterwegs anders bewerten. wir können dem Paar nur das Beste wünschen.

Danke fürs Lesen und fürs Lob und einen lieben Gruß, sim

 

Hi sim,

hat etwas gedauert, aber hier der versprochene etwas fundierter beitrag zu geschichte.
fakt ist, eigentlich kann ich gar nicht viel mehr sagen, weil ich sie immer noch verstörend gut finde.

finde die ausgangssituation spannend, gerade auch deshalb, weil ich persönlich die reaktion deines prot. gar nicht nachvollziehen kann, aber gerade diese mischung aus schock, demut, verständnis, unverständnis und zorn macht sie sehr stark.

das offene ende ist hier konsequent.

wie gesagt, so fundiert ist das jetzt gar nicht. aber du hast bei mir nen treffer gelandet.
keine schöne geschichte, aber eine die nachwirkt.

gruß, svg

 

Hallo svg,

einen Treffer gelandet zu haben, freut mich natürlich, erst recht, wenn er nachwirkt.

Vielen Dank und lieben Gruß, sim

 

Hi sim,

die Story hat mir sehr gut gefallen, ein Blick in allzu menschliche Abgründe - und mit einem Mal ist alles anders, und jemand, den man über Jahre im Kern zu kennen geglaubt hatte, erscheint plötzlich ganz anders. Man wird mit dem Schatten konfrontiert, und jetzt muß man sehen, ob man es schafft, den zu integrieren und trotz allem in Kontakt zu bleiben.

Gestört hat mich eine Kleinigkeit, aber offenbar recht individuell, ist bisher von niemand sonst benannt worden:

"Ein Stück Paprika fiel ihm auf den nackten Bauch ..."

Da hatte ich unmittelbar das Bild vor Augen, daß der Gute in der Horizontalen liegt, und mußte mich dann erst nochmal versichern, daß er ja eigentlich sitzt. Wäre es ihm in den Schoß gefallen, wäre ich wohl nicht darüber gestolpert.

Viele Grüße,
Michael

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo michabln,

ich bin wirklich nicht sooo dick, aber wenn ich bequem auf einem Stuhl sitze, fällt schon mal was auf den Bauch, statt in den Schoß. Dabei wäre der doch auch für sexuelle Anspielung deutlich reizbarer gewesen. ;)

Schön, dass dir die Geschichte gefallen hat.
Vielen Dank und lieben Gruß, sim

 

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