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Lust der Scham der Lust

sim

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13.04.2003
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Lust der Scham der Lust

Drei Worte: »Bitte verpiss dich!«
So stand er vor mir, sah mich durch die kleinen Schlitze, zu denen er seine Augen zusammengezogen hatte, an, ballte die Hände neben seinen Oberschenkeln zu Fäusten.
Er hatte einen Ständer und die Eichel glänzte violett durch den Vorsaft. Er bebte vor Erregung und doch sagte er diese drei Worte: »Bitte verpiss dich!«
Nicht nur das Wort Bitte irritierte mich. Zwei alte Männer, beide so um die fünfzig, hockten genervt, gelangweilt und ebenso erigiert auf unserem Bett, der eine am Fuß-, der andere am Kopfende. Und beide waren gerade dabei gewesen, Kevin im Walzertakt zu penetrieren, als ich in die Wohnung kam. Einer in den Mund, der andere in den Anus. Kevin hatte ausgesehen wie ein Hund, der sich auf den Rücken gelegt und alle Viere von sich gestreckt hat, damit man ihm den Bauch krault. Doch die Männer haben ihn nicht gestreichelt, nur penetriert, während sie sich dabei vor seinen Augen routiniert und gefühllos küssten, bis sie mich wahrnahmen und von ihm abließen.
Kevin war, sowie er mich entdeckt hatte, aufgesprungen und auf mich zugelaufen, nicht um sich zu entschuldigen, nicht um etwas zu erklären, sondern nur, um Schlimmeres zu verhindern, was immer auch dies sein könnte.
»Bitte verpiss dich!«
Mich irritierten die Spuren von Exkrementen auf seiner Haut, die Schatten von Erniedrigung und Demütigung, am meisten aber irritierte mich sein Blick.
Die zusammengezogenen Augen strahlten gleichzeitig befriedigt und flehend. Seine Stimme klang stockend und eindringlich. Sein Mund zuckte, als wollte Kevin ein Lächeln unterdrücken, das mich provozieren würde. Und gleichzeitig lag tiefes Entsetzen über allem.
»Bitte verpiss dich! Wenigstens noch für eine Stunde. Dann ist alles wieder wie es war.«
»Wie stellst du dir das vor?«
»Bitte!«
»In Ordnung.«


Ich hielt mich nie für eifersüchtig, wir hatten eine offene Partnerschaft vereinbart, die bisher nie auf die Probe gestellt wurde. Und doch hatte ich wie jeder schon ab und zu theoretisch die Möglichkeiten durchgespielt.
Zu oft sah man in Filmen diese Situation Inflagranti, um von hypothetischen Überlegungen verschont zu bleiben. Wie würde ich mich wohl verhalten?
Ich hatte gedacht, mein Herz bliebe stehen, wenigstens für eine Minute. Ich hatte mir vorgestellt, in einen Taumel zu geraten, in einem Strudel zu verschwinden wie Wasser aus der Badewanne. Ich hatte gehofft, cool zu bleiben und zu fragen, ob ich mitmachen könnte.
Doch das, was ich wirklich in meiner Unruhe spürte, hatte ich nicht erwartet: Liebe und Erbarmen.
Ein Blick auf die Uhr, einer in das flehend leuchtende Gesicht, eine Drehung und die Schritte durch die Tür, das schlechte Gewissen, zu früh gekommen zu sein und ihn überrascht zu haben.
Das Herz klopfte zu schnell für Langeweile, der Regen war nicht stark genug, um mich in ein Café oder eine Kneipe zu setzen und die Gedanken zu Espresso oder Bier und zwanzig Zigaretten kreisen zu lassen.
Ich wusste nicht, wohin ich ging, die Nässe schien auf mir zu verdunsten. Es gab keine Ampel, keinen Baum, kein Auto, nicht einmal Asphalt und Gehwegplatten. Es gab keinen Fußgänger, kein Kinderlachen, kein Geräusch, keine Farbe. Es gab nur Gedanken wie Mücken, doch so schnell, dass ich nicht einen davon blutig in den Händen sah, wenn ich klatsche. Ich ging, als ob mich jemand jagen oder zur Eile treiben würde, lief, als könnte ich etwas verpassen, versuchte mich zu langsamen Schritten zu zwingen, sie zu zählen, damit ich nur bei jedem fünfzigsten auf die Uhr schaute. Fünfzig Schritte – drei Minuten. Beim nächsten Mal mussten es vier sein. Idiotische Rekorde für mich selbst, um die Grübeleien zu verscheuchen, bis ich endlich wieder in die Wohnung konnte.
Nicht blutig an meinen Händen, sondern juckend in meinem Hirn hafteten Fragen, als hätten es Mücken aus dem Schwarm geschafft, mich mit Warums zu stechen.
Stich.
Die Männer boten alles, was ich nicht konnte. Sie waren korpulent, widerlich behaart, jedenfalls am Körper. Der eine hatte eine Glatze, der andere lächerlich blond gefärbtes Haar, das nicht zu den Falten und groben Poren in seinem Gesicht passte. Sie waren mindestens doppelt so alt wie Kevin oder ich.
Stich.
Warum bei uns, nicht in irgendeinem Bett in einem Hotel oder bei den Männern? Er hatte doch damit rechnen müssen, dass es mal schief geht. Oder war ich seine Versicherung für den Fall, dass es schiefgeht?
Stich.
Wir hatten doch Spaß, nie hat Kevin sich beschwert, ihm würde bei mir etwas fehlen, nie hat er mich um härtere Gangart gebeten. Habe ich übersehen, dass er mir etwas vorspielte? Ich konnte seine Orgasmen doch spüren, ich habe sie gesehen, wenn ich ihm das Kondom abzog und es entsorgte.
Stich.
Ich hatte mir nur eingebildet, ihn zu kennen. Was wusste ich über ihn oder was gab es noch, das ich nicht über ihn wusste? Seine Eltern waren doch nett, hatten mich als Schwiegersohn ins Herz geschlossen, mit uns gelacht und gescherzt. Haben sie ihn geschlagen oder missbraucht? Ich hatte immer gedacht, er erzählte nichts über seine Kindheit, weil es nichts zu erzählen gab.


Sechs Minuten für fünfzig Schritte, das war mein Rekord. Langsamer habe ich es nicht geschafft.
Schweigend verfolgte Kevin meine Wege durch die Wohnung. Er hatte geduscht. Sein Haar war noch feucht, in seinem Bademantel saß er auf dem Sofa. Aus dem Bad hörte ich die Waschmaschine. Das Bett war frisch bezogen.
Stich.
Alle zwei Tage wechselte er die Bettwäsche. Ich hatte es immer für einen Tick gehalten.
Die Küche war aufgeräumt, alles Geschirr abgewaschen. Es lief keine Musik, der Fernseher blieb dunkel und stumm. Die Welt tobte draußen, bei uns hatte sie keinen Einlass.
Keiner der Stiche ließ sich in Worte fassen. Ich wollte, Kevin suchte Erklärungen, doch uns fehlten die Fragen.
Ich konnte mich nicht zu ihm setzen. Wenn ich schummelte, schaffte ich die fünfzig Schritte in zehn Minuten, aber dazu musste ich vor dem Fenster stehen bleiben und das Leben betrachten.
»Ich wollte nie, dass du mich so siehst.« Seine Stimme klang trotzig, fast wie ein Vorwurf.
»Hast du dich wenigstens geschützt?«
»Was hältst du von mir?«
Ich versuchte, den Stolz in seinem Gesicht zu finden, den ich immer an ihm geliebt hatte.
»Es war ja offensichtlich alles falsch, was ich bisher über dich gedacht habe.«
Ich brauchte nur drei Minuten, auch wenn mir die Zeit viel länger vorkam. Es war bescheuert, dauernd auf die Uhr zu schauen, als hätte ich noch etwas vor, als würde es irgendetwas ändern, dass die Welt sich weiterdrehte.
»Wenn du willst, kannst du mich auch mal so benutzen. Aber es wäre das Ende für uns.« Herausfordernd mahnte sein Ton mich an unsere Abmachung. »Vielleicht ist es das ja sowieso.«
Ich wage es, ihn anzusehen, zehn Schritte, die ich zu ihm gehen könnte.
Stich.
Wie werde ich ihn sehen, wenn ich ihn wieder berühre? Kann ich das Bild geil glänzender Unterwürfigkeit aus den Augen verbannen, die Kot- und Urinspuren wegdenken, die hechelnde Zunge?
Ich bleibe beim Fenster stehen.
»Andere können es mit Liebe verbinden. Ich schaffe es nicht. Darum habe ich es dir nicht gesagt. Mich macht es nur geil. Ich spritze ab, wenn sie mich vollsauen und wie Dreck behandeln, aber danach verachte ich sie dafür, wie Tiere über mich herzufallen.«
Vier Minuten, in denen ich vom Fenster zur Küchentür wanderte, ins Bad schaute und schwieg. »Ich möchte dich nicht so benutzen, Kevin«, sagte ich endlich. »Ich kann dich nicht einfach rammeln. Weder hätte ich Lust dazu noch könnte ich dir hinterher in die Augen sehen.«
Stich.
Die Augen. Ich vermied sie doch auch jetzt, seine Augen. Ich hatte Angst vor dem Ausdruck nackter Ekstase. Er stand auf, folgte mir, versuchte mich festzuhalten. »Bleib endlich stehen!« An den Schultern drückte er mich aufs Sofa, kniete sich auf mich und hielt mich fest. Der Bademantel hatte sich geöffnet, ich sah seine haarlose Brust, seinen flachen Bauch, die Rippen, seinen Herzschlag. Ich sah, was ich liebte, was mich sonst scharf machte und seinen schlaffen Schwanz.
Stich.
Ich sah die Erniedrigung, den Schmutz auf seinem Körper, die Spuren devoter Lust.
»Nicht, Kevin.« Ich hatte mir immer eingebildet, es würde mir nichts ausmachen, ich könnte ihn lieben, ohne ihm seine Freiheit zu nehmen. Ich hatte geglaubt, ich wäre tolerant den Spielarten gegenüber. Und jetzt wusste ich nicht, war es Liebe oder Mitleid, was ich empfand. Ich hatte Angst, ihn zu verlieren.
»In Ordnung«, sagte er. Es war kein Trotz, kein Stolz mehr in der Stimme. Er schluckte, stand auf und ging in die Küche. Ich hörte die Kühlschranktür klappen und folgte ihm.
»Fang jetzt nicht an, mich zu verwöhnen«, sagte ich. »Wenn, kochen wir gemeinsam.«
Er nickte, holte zwei Paprikaschoten aus dem Gemüsefach und legte sie auf den Tisch.
Wir setzten uns einander gegenüber, er schnitt die Paprika, ich die Peperoni und die Zwiebeln. So hatte ich einen Grund für die Tränen.
»Liebst du mich?«, fragte er.
»Ja.«
»Hältst du es aus? Ich weiß nicht, ob ich darauf verzichten kann. Aber auf dich möchte ich nicht verzichten.«
Wie gern hätte ich die Stärke gehabt, ja zu sagen. Doch ich saß über das Schneidebrett gebeugt, rieb mir die Finger mit dem Peperonisaft in die Augen und sah ihn nicht an.
»Ich weiß es nicht. Im Moment weiß ich gar nichts. Wie kommt es, dass es dich so anmacht?« Ich druckste herum, hob meinen Kopf, sah die Wärme in seinem Gesicht und die bange Frage, ob ich bleiben würde. »Wurdest du mal ...?«
Er schüttelte den Kopf. »Jedem anderen hätte ich die Frage übel genommen. Aber nein. Es bedarf keines Traumas für solche Fantasien.« Ein Stück Paprika fiel ihm auf den nackten Bauch, er hielt es mir hin. Ich öffnete automatisch den Mund, damit er mich füttern konnte. Das war eine Fantasie, die wir oft auslebten. Uns mit Nahrung zu dekorieren, die wir uns von den Körpern leckten.
Kevin lächelte. »Du hältst es aus.«
»Ich weiß es wirklich nicht. Aber ich möchte dich auch nicht verlieren. Ich wünschte, ich wäre nicht zu früh gekommen.«

 

Hallo ihr Lieben,

ursprünglich habe ich diese Geschichte für die Humor Unterrubrik "Kurz und gut" für das Monatshthema "Drei" begonnen.
Allerdings ist sie nicht im Mindesten komisch geworden, passt dort also nicht hin. Geblieben ist das Konzept mit drei Teilen, deren Wortanzahl sich jeweils durch drei teilen lässt.
Ob die Geschichte nun romantisch oder erotisch ist, mögen andere beurteilen. Ich fand es die passende Rubrik.

Lieben Gruß, sim

 

Hi Sim,

dieses kurz&gut scheint kreative Impulse zu geben, quer durch alle Rubriken. So finde ich Rainers Beitrag eher zu "Horror" gehörig, und meine eigene angefangene Geschichte tendiert mehr zu "Alltag". Aber es ist spannend, weil ich jetzt bewusst über Stilunterschiede nachdenke und mich noch nicht entschieden habe. Wie du aber selbst schreibst: deine ist nicht im Mindesten komisch, und das ist auch gut so.

Denn so wie sie ist, finde ich deine Geschichte stimmig und tiefgründig. Stilistisch gefielen mir die wiederkehrenden Muster ("Stich" und das Spiel mit den Schritten). Beide Charaktere sind glaubwürdig rübergebracht, sind nachvollziehbar, und zusammen mit der Liebe zwischen ihnen ergibt sich das Dilemma. Kein eindeutig Schuldiger, nur Leid. Ja, hat mich berührt.

ich könnte ihn lieben, ohne ihm seine Freiheit zu nehmen. Ich hatte geglaubt, ich sei tolerant den Spielarten gegenüber.
müsste da nicht wäre hin, weil es ja nicht zutrifft?

Gruß, Elisha

 

Hallo sim!

Das hat man davon, wenn man auf gut Glück mal eben ne Geschichte anklickt - manchmal ist es dann schon fast gruselig, wie sehr sie einen berührt, genau in diesem Moment, gerade so, als sollte man genau das genau jetzt lesen...

So ging es mir mit dieser Geschichte hier. Sie ... stimmt irgendwie. Fühlt sich sehr wahr an, weil sie einfach nur die Dinge zeigt, wie sie sind - und weil sie auf eine sehr schlichte aber wirkungsvolle Weise etwas erzählt, das die meisten sicher kennen und nachvollziehen können und das niemals einfacher wird, egal wie oft es uns begegnet: Was tun wir, wenn ein Mensch, den wir lieben, Dinge tut, die wir nicht verstehen? Die uns weh tun? Wenn wir plötzlich vor die Frage gestellt werden: Wie stark ist meine Liebe wirklich? Wieviel kann ich ertragen?

Die sehr authentische und unprätentiöse Art, mit der du das hier schilderst, trifft genau deswegen umso tiefer. Weil das Leben manchmal oder vielleicht auch viel zu oft genau so ist: Schmerzhaft, ohne große Worte und beinahe banal in der Wahl der Szenerie. Die "großen Dramen" ereignen sich im wirklichen Leben in unaufgeräumten Küchen und verqualmten Wohnzimmern und werden von Akteuren mit ungekämmten Haaren und verweinten Augen in schlichten, stotternden Worten vorgetragen. Nur die Gefühle, der Schmerz, all das ist echt, und die Geschichte lässt genau diesen Raum, damit der Leser dort seine eigenen Gefühle einfügen kann, ohne dass sie dabei von Emotionswortlawinen seitens der Geschichte gegängelt werden. Das funktioniert zumindst bei mir hervorragend.

Soll heißen: Kudos für diesen Text - Trefffer, versenkt! ;)

Gruß,
Horni

 
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Hi Elisha,

ja, vor allem das Thema "Drei" scheint in seiner Schlichtheit viele Assoziationen wachzurufen, obgleich der flotte Dreier bestimmt eine beliebte davon ist. ;)
Thematisch hatte ich natürlich Angst. Insofern hat mich dein Beitrag beruhigt. Schön, dass dir die Geschichte gefallen hat.

Hallo Horni,

prima, dass ich getroffen habe, auch wenn es vielleicht schmerzhaft ist. Aber das sind die Leser von mir ja gewohnt.
Ich musste mich gerade in den Dialogen immer bremsen. Mir wären so viele glatt geschliffene dazu eingefallen, dramatisch gesteigert und es war schwer, sie zu unterdrücken. Es scheint mir gelungen zu sein.

Vielen Dank und lieben Gruß euch beiden.
sim

edit: Deine Anmerkung stimmt natürlich, Elisha. Jetzt muss ich mir irgendwie noch zwei Wörter finden, die in diesen Absatz passen oder ein anderes, das ich streichen kann. ;)

 

Puh, sim! Erst am Ende der Geschichte merkte ich, dass ich ziemlich lange den Atem angehalten hatte.

Ende offen. Werden sie es schaffen, jemals wieder unvoreingenommen miteinander umzugehen? Wird der Ich-Erzähler bei jedem Sex mit Kevin ein Teufelchen auf der Schulter sitzen haben, das ihm einflüstert: "Du bist zu zahm, zu langweilig für ihn"? Hätte die Situation vermieden werden können?

"Redet miteinander über eure Phantasien!", heißt es immer in der einschlägigen Beratungsliteratur bzw. wenn über solche Konflikte gesprochen wird. Aber was nutzt das, wenn Phantasien nicht deckungsgleich sind bzw. die Erfüllung eines Wunsches vom anderen ein Verhalten erfordert, das dieser nicht mit seiner Persönlichkeit in Einklang kriegt.

Der Ich-Erzähler hätte seinem Geliebten die Wunschrolle nur vortäuschen können - zu beiderseitigem Frust. Es gibt keine Patentlösung für das Problem, Liebe und Geilheit verlaufen nicht parallel wie Bahnschienen.

Auch mir gefällt die Art, wie du deinen Prot auf den Beziehungs-GAU reagieren lässt: hilflos, sprachlos, planlos. Weil sie realistisch ist. Kaum jemand kriegt den unheimlich starken Othello-Abgang hin. Die Flucht in ganz alltägliches Verhalten gibt wenigstens ein kleines Stück Sicherheit.

Ich hatte lange nichts mehr von dir gelesen, sim. Mir scheint, deine Schreibe ist "härter" geworden, kompromissloser, komprimierter. Das mag ich. *lächel*

Aber meckern muss ich dennoch ein wenig:

...mich in Kaffee oder eine Kneipe zu setzen und die Gedanken zu Espresso oder Bier und zwanzig Zigaretten kreisen zu lassen.

Da hakt es. Du meinst vielleicht "mich in ein Café oder eine Kneipe zu setzen..."

Außerdem stört mich der Titel ein wenig, ohne dass ich eine Alternative wüsste. Vielleicht umdrehen, also "Lust der Scham"?

Aber sonst: auch von mir douze points. ;-)

Chica

 

Tag Sim,

ein sehr interessantes und auch "zweischneidiges" Thema, an das du dich hier wagst.

Natürlich - möchte man sagen - sollte wahre Liebe solche Dinge überstehen. Dass man Akzeptieren kann, wenn der Partner mit anderen Menschen etwas auslebt, dass man ihm selbst nicht geben kann. Dass man den Unterschied wahrnimmt, zwischen Liebe und Lust und die Grenze zwischen beidem ziehen kann, wenn es denn erforderlich ist.

Gleichzeitig erreicht man jedoch auch bei sich selbst Grenzen - Grenzen dessen, was man noch akzeptieren könnte und was so viel Raum im Kopf einnehmen würde, dass man keinen gemeinsame Zukunft mehr sieht. So viel, dass man den Partner darauf reduziert und vergisst, dass ihn diese Sache nicht zu einem anderen Menschen macht.
Wer sich verändert, ist man selbst.

Schön finde ich, dass du das Ende offen lässt und nur ein paar Ansätze lieferst, die zeigen wie es weitergehen könnte (oder auch nicht). Das offene Ende war auch insofern stimmig, dass die Beiden vermutlich selbst noch nicht wissen wie es weitergeht und ob sie das überstehen. Zeit wird es in jedem Fall brauchen.

Das Schlagwort fand ich persönlich nicht so toll. Deine Geschichte war so intensiv geschrieben, dass es der zusätzlichen Intensivierung durch das Schlagwort nicht bedarf. Aber das ist sicherlich Geschmackssache.

"Gefallen" ist für eine Geschicht wie diese sicherlich das falsche Wort, aber sie hat mich sehr berührt.

Gruß, Fleur

 
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Hallo sim,
Da ist sie ja ...

Das Herz klopfte zu schnell für Langeweile, der Regen war nicht stark genug, mich in Kaffee oder eine Kneipe zu setzen und die Gedanken zu Espresso oder Bier und zwanzig Zigaretten kreisen zu lassen.

Im Kaffee möchte ich auch nicht sitzen :D
Ich wusste nicht, wohin, ging, doch die Nässe schien auf mir zu verdunsten.

Zeichensetzung ist bei mir Gefühl
Das sagt mir :
Ich wusste nicht(Komma weg) wohin, ging, doch die Nässe schien auf mir zu verdunsten.
Das doch verstehe ich nicht. Wäre ein und nicht besser? Und schien klingt irgendwie auch so behelfsmäßig formuliert.

Idiotische Rekorde mit mir selbst, um die Gedanken zu vertreiben, bis ich endlich wieder in die Wohnung konnte.

Die "Gedanken" werden oft wiederholt. Mir gefällt der Satz auch nicht.
vertreiben würde ich ersetzen mit verscheuchen, weil man die Mücken, mit den du die Gedanken gleichsetzt auch eher verscheucht, als vertreibt.
Vertreiben hat etwas Erfolgversprechendes, Verscheuchen hat nach meinem Sprachgefühl etwas von vergebener Mühe.

Vorschlag: Idiotische Eigenrekorde versuchte ich aufzustellen, um die bohrenden Fragen aus meinem Kopf zu verscheuchen.


Wenn ich schummelte, schaffte ich die fünfzig Schritte in zehn Minuten, aber dazu musste ich vor dem Fenster stehen bleiben und das Leben betrachten.
Ich bin hier gestolpert. Gehört der Satz dahin? Überhaupt haben mich die Schritte während des Gesprächs gestört. Vor der Begenung, vor der Aussprache waren sie für mich stimmig. Danach nicht mehr.

Auf alle Fälle kurzweiliges Lesevergnügen :D

Lieben Gruß Goldene Dame

 

Hallo Chica,

wenn es die richtige Lösung gäbe, wäre sie schmerzhaft. Denn selbst Kevin sagt ja, dass er seinen Freund nicht lieben könnte, würde der ihm die sexuellen Wünsche erfüllen. Der einzige Weg scheint die Freiheit, die das akzeptiert und ihm seine Lust lässt. Aber wer von uns ist schon in der Lage zu teilen?
Beim "Kaffeesatz" bin ich über die Bearbeitung gestolpert, alsich vermeiden wollte, dass er im Café Kaffee trinkt. Aber jetzt habe ich es geschafft. ;)
Im Grunde hätte ich den Titel in beide Richtungen gewollt, denn er ist in der Geschichte für beide Richtungen stimmig.
Ob ich kompromissloser und härter geworden bin, weiß ich gar nicht. Müsste ich mal drauf achten. ;)

Vielen Dank für die douze points.

Hallo Fleur,

ja, man verändert sich selbst. Mein Prot sieht die Spuren der Demütigung noch auf dem frisch geduschten Körper. Und es gibt keine stimmige Antwort für die eigenen Grenzen, das macht es so schwer und so schmerzhaft.
Leider weiß ich nicht, was du mit Schlagwort meinst. Ich habe extra vermieden, einen Titel mit "Ficken" zu wählen.

Hallo Goldene Dame,

der Kaffeesatz ist jetzt ein Cafésatz, die Nässe habe ich auch verändert und ein paar Gedanken verscheucht. ;)
Die Schritte aber wird mein Prot beibehalten. Er ist einfach der Mensch, der Unruhe in Bewegung umsetzt.

Euch allen Dreien vielen Dank und liebe Grüße, sim

 

Hi sim,

Idiotische Rekorde mit mir selbst,

Sorry, gefällt mir immer noch nicht. ;):hmm:
Einen Rekord stellt man auf, oder bricht man, oder unterliegt ihm. Es gibt Rekordergebnisse, Rekordzahlen, Rekordversuche, es ist rekordverdächtig, eine Rekordmarke zu setzen, wäre mein Ziel.
Ich habe mit Peter in einer Rekordzeit das Rennen gewonnen. Ja
Ich habe mit mir selbst einen Rekord errungen? :confused:
Wenn ich aber meinen Rekord breche, bleibe ich Weltmeister.

GD

 

Hi Nacht

ich finde die ganze tiefe in deiner geschichte überhaupt nicht: ich verstehe die situation, die problematik, aber was ist daran so besonders, dass du es mir erzählst?
Das Besondere ist, dass der Protogonist liebt. Jedenfalls meinte zu lieben. ;)

 

Hallo sim,

nachdem du mir die Geschichte gestern schon angekündigt hattest, war ich umso mehr auf sie gespannt.

Stilitisch gibt es wie immer nichts zu kritisieren. Hat mir super gefallen, durch die Anfangsszene ist man sofort mitten im geschehen und von da an bin ich an deine Worten kleben geblieben, ich musste einfach weiter lesen. Super.

Das Unverständnis des Ich-Erzählers, seine Enttäuschung, das Warum hast du sehr schön rausgestellt. Er kann und will es einfach nicht verstehen. Das der Schluss offen ist gefällt mir. So kann sich jeder das Ende zusammenreimen, wie er es gerne hätte, auch wenn in meinen Gedanken die Beziehung der beiden beendet ist. Weiß nicht, ob du den Leser nicht ein wenig in diese Richtung drängst. Zumindest ist es mir so vorgekommen.

Der Geschichte ist voller Kraft und Gefühl, wirklich klasse.

Das einzig negative das mir aufgefallen ist war der Charakter Kevin. Schließe mich da Nachtschatten an. Mir erschien er in erster Linie trotzig, böse und genervt erwischt worden zu sein. Das er ein Ende der Beziehung fürchtet kommt mMn nicht deutlich rüber. Vllt wolltest du, dass auch nicht, aber ich denke schon das Kevin sich auch davor fürchtet, dass die Beziehung zu Ende geht. Da hätte ich mir schon noch ein wenig mehr in diese Richtung gewünscht.

Aber alles in allem eine sehr schöne Geschichte!

lg neukerchemer

 
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Hallo Nachtschatten,

du musstest auch deshalb ein bisschen auf meine Antwort warten, weil ich über viele Dinge noch einmal nachdenken muss.

bei "drei worte" denkt man normalerweise an das "ich liebe dich".
genau.
wenn du den kontrast, dass es eben ein verpiss dich anstatt ein ich liebe dich ist, wolltest, hättest du es klarer machen müssen.
nein, gerade nicht den Kontrast. Die Verbindung.
erster satz ok, zweiter murks. er bebte vor erregung? vor allem passt das zum anschließenden bild, das du danach aufbaust, überhaupt nicht. und "doch sagte er diese drei worte" ist klischee. "doch" und "er" einfach weg, wäre doch viel einfacher.
Das ist zum Beispiel so ein Satz, bei dem ich nicht ohne nachzudenken, deine Überlegungen einfach abweisen wollte, denn es muss einen Grund haben, dass du die bebende Erregung unpassend findest. Allerdings ist hier ja einiges unpassend, recht gezielt, da Kevins Gefühle in diesem Moment sehr ambivalent sind. Er wird aus einer sexuellen Erregung gerissen, ist sauer darüber wie jemand, der dem Kühlschrank die Schuld gibt, wenn er dagegentritt, wollte von dem Mann, den er liebt nie so gesehen werden, hat Verlustangst.
Der Grund seiner Erregung und der Grund seiner Erektion ist noch nicht genannt. Die Widerspruch ausdrückeden Wörter "und doch sagte er" beziehen sich hier also darauf, dass Leser hier noch denken müssen, sie hätten etwas mit dem Erzähler zu tun.
kein starkes bild dafür, was abgegangen ist.
Da magst du mir mangelnde Konsequenz vorwerfen, ich wollte an dieser Stelle nicht durch ein zu hartes Bild provozieren.
so wie kevin ist und danach ist, kann ich ihn mir mit irgendeinem irritierenden blick gar nicht vorstellen. er wirkte auf mich eher locker.
Da wäre für mich hilfreich, wodurch er auf dich locker wirkt, denn daran müsste ich etwas ändern.
keine ahnung wie das aussehen soll, ganz ehrlich.
schade. Glaub mir, wenn ich diese Ambivalenz anders beschreibe, wird es lang und weilig.
wo und wie äußert sich das? sowas ist doch keine beschreibung
auch hier. Es ist keine Beschreibung, da gebe ich dir recht. Es ist ein Gefühl des Icherzählers, das ihn bewegt, der Bitte von Kevin nachzukommen und zu gehen.
hier beginnst du zu erzählen. und das ist langweilig. du musst dir des bruches in sachen spannung hier bewusst sein: die szene vorher ist ganz spannend, und dann fängst du an trockene sätze zu erzählen. da bricht sie ganz stark ein, die geschichte
Das und auch den nächsten Absatz habe ich lange überlegt, schon beim Schreiben und noch einmal, bevor ich die Geschichte gepostet habe. Ich habe es ohne und mit dieser Passage versucht, immer wieder gedacht, okay, davon könnte auch vieles in den Dialog zwischen den beiden, aber dann wäre es so ein geschliffener Hollywooddialog geworden. Und ohne diese Überleitung in der Erzählform kam es mir zu abrupt.
Auch widerspreche ich dir. Der Absatz sagt etwas über den Charakter aus. Die meisten hätten schon an dieser Stelle die Tür zugeknallt, wären sauer gewesen, hätten eher die beiden Männer aus der Wohnung gejagt oder gleich alle drei.
hier ganz ok, geht so durch.
wie großzügig ;) *g*
hättest du daraus ein bild gemacht. oder nicht so alltägliches verwendet. keine sau achtet auf ampeln nach so einer situation, ist doch klar. finde ich nicht besonders genug um es zu erzählen.
wäre aber eine in diesem Falle nicht passende Paradoxie gewesen. Eben weil ihm nichts auffällt, kann er nur das Alltägliche verwenden. "Kein Hundehaufen, in den ich getreten bin" wäre vielleicht origineller gewesen, aber hieße auch, normalerweise tritt er immer in einen.
hier leider wieder nur bildloses blabla. schade
nein, sehr bewusst. Denn mein Prot macht sich zwar Gedanken, stellt sich Fragen, hätte ich hier aber ein starkes Bild verwendet, wäre es mir zu dominant geworden. Die an Kevin beschriebene sexuelle Präferenz ist von diesen Vorurteilen begleitet. Je schwächer diese Passage ist, desto deutlich wird, dass es Voruteile sind. Es ist also ein Aufbau zu der Aussage, dass es keiner Traumatisierungen bedarf.
alles gut bis auf das letzte "trotz". sag doch einfach er findet den stolz nicht, das wirkt viel genauer als eine neue beschreibung, unter der man sich nicht viel vorstellen kann.
Auch einer der Punkte, bei denen ich unsicher bin. Einerseits hast du recht, andererseites empfindest du Kevin ja jetzt schon als locker in der Situation. Wenn ich den Trotz hier streiche könnte er noch lockerer werden.
was soll die szene in der küche?
Möglichkeiten andeuten, dass es weitergehen könnte.
die charaktere kommen mir nicht nahe, weil du teilweise ins leere beschreibst ("Doch das, was ich wirklich in meiner Unruhe spürte, hatte ich nicht erwartet: Liebe und Erbarmen.") und es nichts besonderes, ausser die sexuelle neigung kevins, zu hören gibt.
dazu kann ich nur auf die Antworten von Jynx und Horni verweisen.
sim, ich habe ein anderes verständnis von literatur als du, das merken wir immer wieder, aber auch diese meinung von mir kann dir helfen, dinge differenzierter zu sehen.
Das unterschiedliche Verständnis drückt sich in erster Linie dadurch aus, dass ich es für ungeschickt halte, jeden Satz zum Highlight zu machen. Ich möchte ja niemanden erschlagen. ;)
Und natürlich hilft mir deine Meinung, wie kommst du auf die Idee, das noch mal betonen zu müssen? Oder was bringt dich zu der Auffassung, mir fehle es an Differrenzierung (das sollten wir allerdings wohl besser per PN oder im Chat klären)?
Deine Kritik am Titel hängt letztlich damit zusammen, dass Kevins Scham bei dir nicht ankommt. Das hast du zwar einige Male wiederholt, aber leider bin ich nicht schlau daraus geworden. Langes Schweigen zwischen den Sätzen und selbst die forsche Art, in der er agiert, wenn er dem Icherzähler zum Beispiel anbietet, ihn auch zu benutzen, obwohl er es selbst nicht will, sind Äußerungen von Scham. Sie spielt sich nicht immer im Verstecken ab, sondern manchmal auch in der "Prostitution".

Auf alle Fälle vielen Dank fürs Lesen und für deine Kritik.

Hallo Goldene Dame,

okay, ich verstehe was du meinst, habe es noch mal umgestellt.

Wenn ich aber meinen Rekord breche, bleibe ich Weltmeister.
Ja, natürlich. Die Rekorde sind absolut sinnlos, wie alles, was man tut, um Zeit totzuschlagen.

Hi neukerchemer,

Das einzig negative das mir aufgefallen ist war der Charakter Kevin. Schließe mich da Nachtschatten an. Mir erschien er in erster Linie trotzig, böse und genervt erwischt worden zu sein.
Ist das nicht eine natürliche Reaktion, wenn etwas offenbar wird, was man verstecken möchte? Frontaler Gegenangriff gerade aus Angst heraus?

Schön, dass es dir ansonsten gefallen hat.

Hallo Jynx,

was Liebe erträgt ist ja auch individuell unterschiedlich. Und bei manchen wird es zu ihrem Glück auch nie auf die Probe gestellt.

Auch wenn es eine sehr berührend individuelle Situation ist, wird sie durch deine Schreibe zu etwas allgemeinem.
Vielen Dank :)


Mein Dank gilt natürlich allen.

Liebe Grüßes, sim

 

Es gibt da einen Satz, der es fast zu einem Sprichwort gebracht hat: Sex muß schmutzig sein, wenn es gut sein soll. Und auf diesem Gebiet hat der Ich-Erzähler eindeutig versagt, gab seinem Freund Kevin nicht, was dieser brauchte. Gut, Kevin sagte nichts von seinen Bedürfnissen, angeblich weil er sich schämen würde für seine Art, Sex zu genießen, aber das ist eher eine Schutzbehauptung.

Denn dieser Kevin denkt wie der Prot: Sex zwischen den Liebenden hat so rein zu sein, wie die Liebe. So jedenfalls denkt die große Mehrheit, und das ist die Norm - wenigstens hier wollen die beiden Schwulen sie erfüllen. Diese Beziehung wird scheitern wie alle anderen, in denen es die Trennung Liebe und Sex nicht gibt. Denn Liebe ist egoistisch und possessiv: Sie will nicht teilen, sie will den anderen ganz.

Es gibt nur ganz wenige, die in der Lage sind, Sex unabhängig von Liebe zu sehen, die meisten verlangen Treue, die fast ausschließlich sexuell gesehen wird, selbst in diesen Dingen liberal denkende sagen: Du kannst dich rumtreiben wie du willst, aber ficken ist nicht drin!

So ist dieser Kevin, der es aus irgendwelchen unwichtigen Gründen härter und schmutziger mag, darauf angewiesen, einen gleichgesinnten oder einen sehr toleranten Partner zu finden. Das wird schwierig werden, doch der Anfang ist gemacht: Jetzt weiß auch der Prot, sein Liebhaber, was gespielt wird, und es wird an den beiden sein, zu erkennen, daß Liebe und Geilheit nicht parallel verlaufen, um hier ein richtiges Wort von Chica zu verwenden, oder sie eben zu vereinen, was allerdings an den Normvorstellungen der beiden wahrscheinlich scheitern wird, zumal sich da zwei Masochisten zusammengefunden haben, wenn ich’s richtig gelesen habe.

Das Ausschweifende, sim, bei dir sonst häufig anzutreffen, ist dieser Geschichte fremd. Sie ist komprimiert auf das Wesentliche, so daß ich beim Lesen keine Zeit hatte, auf Mängel zu achten, na ja, 2 oder 3 sind mir trotzdem aufgefallen:

So stand er vor mir, sah mich durch die kleinen Schlitze, zu denen er seine Augen zusammengezogen hatte, an, ballte die Hände neben seinen Oberschenkeln zu Fäusten.
Obwohl grammatikalisch korrekt, ist dieser Satz holprig – wegen des dazwischen geschobenen „an“. Besser wäre es vielleicht:Er stand vor mir und sah mich an durch die kleinen Schlitze, zu denen er seine Augen zusammengezogen hatte. Seine Hände ballte er neben seinen Oberschenkeln zu Fäusten. Und er hatte einen Ständer.


… sondern nur, um Schlimmeres zu verhindern, was immer auch schlimmer sein könnte.
Hier vielleicht besser: , was immer dies auch sein könnte.

Stich.
Ich weiß, du hast dies als Stilmittel eingesetzt – die Wiederholung sollte es bringen. Doch mich hat dieses Wort gestört, denn so wie es eingesetzt ist, wirkt es wie ein Signal an den Leser: Schau, das hat jetzt wehgetan! Und jetzt wieder! Sieh, der Prot leidet! Dies ist unnötig – man erkennt das auch so.

Nichtsdestotrotz ist diese Geschichte eine der besten von dir.

Dion

 

Hi sim

Er bebte vor Erregung. und doch sagte er diese drei Worte:

ich hätte mir gewünscht, dass du diese Geschichte so erzählen wolltest und es auch getan hättest. Denn sie benötigt mehr Platz für so ein Thema. Und auch das du Wörter zählen musstest, weil du es so wolltest, merkt man irgendwie.
Ich kenn das nur zu gut von mir selbst: Seit 2 Jahren arbeite ich an einer Geschichte, die 15 heißt, und jeder Satz soll 15 Wörter zählen. Ich verzweifele daran, da die Intensität schlicht verloren geht.
Und das lese ich auch hier, finde ich, etwas heraus, auch wenn du es schon sehr gut hinbekommen hast. Hättest du es nicht erwähnt, ich weiß nicht, ob ich es gemerkt hätte, aber doch fragte ich mich beim Lesen schon, was hier anders ist, rein von den Satzverbindungen her. Genaue Stellen kann ich leider nicht nennen.

Ansonsten ist es die typische Inflagranti Geschichte, nur hast du die "Krassheit" erhöht, mit Männern und penetrieren und was man sonst so alles im Internet findet.

Was bei mir als Frage zurückbleibt, ist die Überlegung, ob deine Prot es schlimmer gefunden hätte, wenn er es mit 2 Frauen getrieben hätte. Denn ich glaube schon. So kann sie es wirklich als Abnormalie betrachten.


lieben Gruß

 

Hi Dion,

erstmal vielen Dank für Analyse und Interpretation. Im Spannungsfeld fühle ich mich gut verstanden. :)
Die Gründe, warum es jemand gerne härter mag, finde ich auch völlig unwichtig, es ist also eine kleine Inkonsequenz der Geschichte, dass ich auf diese Unwichtigkeit erst hinweisen muss. Den bestehenden Vorurteilen sei's gedankt.
Zwei Masochisten sind es wohl nur, wenn man die emotionale Leidensbereitschaft des Icherzählers betrachtet. Beim Sex mag er die 69 und kleine Spielereien mit Nahrungsmitteln. ;)
Deinen ersten Einwand kann ich nachvollziehen, das werde ich noch umstellen.
Beim zweiten hatte ich "schlimmer" absichtlich wiederholt, den Einwand kann ich allerdings auch nachvollziehen.
Beim dritten Einwand ist offensichtlich die assoziative Kraft der Redewendung "Stich ins Herz" zu stark und überlagert die Mücken über die diese Wiederholung aufgebaut ist. Denn es geht dabei weniger um Schmerz als um die Fragen und Gedanken, die er zu fassen bekommt. Und Mückensticke jucken doch nur. ;)
Aber bei der Stärke der Assoziation von Schmerz muss ich das in der Tat noch mal überdenken.

Nichtsdestotrotz ist diese Geschichte eine der besten von dir
Danke.

Hallo Aris,

Und auch das du Wörter zählen musstest, weil du es so wolltest, merkt man irgendwie.
nein, das kann keine Entschuldigung sein. Ich habe die Wörter erst gezählt, als ich fertig war. Und der Teiler von Drei ist so gering, dass es sich dann ja lediglich um ein oder zwei Wörter handeln muss, die hinzugefügt oder gestrichen werden. Und nach den ersten Überarbeitungen hier, habe ich gar nicht mehr gezählt, stimmt also bestimmt gar nicht mehr.

Wenn ich dich richtig verstehe, hättest du die Geschichte gern ausschweifender und länger.
Meine Prot ist übrigens männlich, sonst könnte sie schlecht von Kevins Eltern als Schwiegersohn akzeptiert werden (um mal eine der von Nachti als überflüssig bezeichneten Stellen zu zitieren).
In sofern erübrigt sich die Frage, ob er es schlimmer gefunden hätte, wenn sein Freund es mit zwei Frauen getrieben hätte. Es hätte sich immer um eine Spielart der Sexualität gehandelt, die er ihm nicht bieten könnte.
Als Abnomalie kommt diese Spielart hoffentlich nicht raus. Sie ist ungewöhnlich, sicher nicht jedermanns Sache, aber durchaus verbreitet.

Euch beiden vielen Dank fürs Lesen und für eure Gedanken. :)

Lieben Gruß, sim

 

Dann erübrigt sich meine ganze Kritik, sim. Ich hätte eine Fau als Prot aber interssanter gefunden, weil vielleicht auch noch schwiriger umzusetzen.

Sprachlich merke ich halt eine gewisse Zurückhaltung, die ich damit erklären wollte. Vielleicht wolltest du dich unnötig kurz fassen.

Gute Geschichte trotzdem.

 

Heftige Geschiche, Sim. Habe sie jetzt zum 2. Mal gelesen, und fühle mich immer noch nicht im Stande, ein sinnvolle Kritik zu schrieben. Die wird noch kommen, bislang wirkt sie aber noch zu sehr auf mich.
Richtig starkes Stück, was dir da gelungen ist, und was ich noch ne Weile mit mir rumtragen werde.

Gruß Sebastian

 

Hallo sim,

Er bebte vor Erregung. und doch sagte er diese drei Worte:
Nach dem Punkt groß schreiben, oder eher ein Komma benutzen.

Die zusammengezogenen Augen strahlten gleichzeitig befriedigt und flehten mich an.
Unglücklich formuliert:
Die zusammengezogenen Augen strahlten gleichzeitig befriedigt und flehend.

versuchte mich zu langsamen Schritten zu zwingen, sie zu zählen, damit ich nur alle fünfzig auf die Uhr schaute.
Hier ist es erst nicht so klar, was mit den fünfzig gemeint ist. Um eine Wortwiederholung zu verhindern ließe sich folgendes machen:
versuchte mich zu langsamem Gehen zu zwingen, meine Schritte zu zählen, damit ich nur jeden fünfzigsten auf die Uhr schaute.

Ich versuche, den Stolz in seinem Gesicht zu finden, den ich immer an ihm geliebt habe.
Muß ins Perfekt, der Satz.

»Ich kann dich nicht einfach rammeln. Weder hätte ich Lust dazu noch könnte ich dir hinterher in die Augen sehen.
Da fehlt sowas: «

Ich öffnete automatisch den Mund, damit er es mir hineinstecken konnte.
Da gibt es doch sicher ein schöneres Wort als „hineinstecken“.

Hat mir auch gefallen. Irgendwie erweitert sich mein Horizont durch deine Geschichten immer weiter. An so eine Eifersuchts- und Problemkonstellation hab ich echt noch nie gedacht... Ich mag besonders das ende und die Frage, wie weit jemand in einer Beziehung bereit ist zu gehen. Kann man sowohl auf Kevin wie den Erzähler anwenden. Ist Kevin bereit, auf seine Sexspielchen zu verzichten, weil es seinen Partner offentsichtlich wehtut? Ist der Erzähler auf der anderen Seite bereit, diesen Schmerz auszuhalten? Beziehungen zerbrechen oft schon an weit weniger...

Eike

 

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