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Mädchenglut

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21.04.2014
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Mädchenglut

Natürlich kenne ich die Geschichten von den Versenkten im See. Jeder hier kennt die. Wir jagen uns gerne einen Schrecken ein beim Schwimmen, stupsen mit Stöcken nach tretenden Beinen und kreischen, wenn wir selbst was abkriegen.
Vor ein paar hundert Jahren gab's 'ne Menge Wasserproben vor Ort. Ich hab' von dieser Magd gelesen, die mit ihrem Herrn und Meister gefickt hat; einem Bauern, den Hof gibt's noch heute. Die Bäuerin fand's heraus, also zeigte sie die Frau an und bezichtigte sie der Hexerei, was der Typ dann bezeugte. Klar, sie hatte ihn verzaubert, was sonst, schließlich war der Mann ja Katholik, also band man ihr die Daumen mit den Großzehen zusammen und schmiss sie in den See.

Mein Vater ist verbrannt, weil er sturzbetrunken im Bett geraucht hat. Bei irgendeiner Schlampe aus der Stadt, die gleich mit abgefackelt ist. So hat's mir zumindest meine Mutter erzählt. Ist schon lange her.
Vor Kurzem meinte sie, sie wäre glücklich mit ihm gewesen, bis ich auf die Welt gekommen bin.
»Und was soll das heißen?«
»Wir waren jung, reisten um die Welt.« Mutter lächelte. »Er hat fotografiert, war richtig gut. Rucksack, Kamera, ich mit Notizbuch, und los.« Sie sah auf die Zimmerpflanze mit den fettgrünen Blättern. »Dann vielleicht ein Buch, Diavorträge, um Geld für den nächsten Trip zu machen. Oder eine Strandbar eröffnen ...«
»Bis ich kam«, sagte ich.
»Sophie, Schätzchen«, sie strich mir übers Haar und sah mir in die Augen, »nicht immer alles falsch verstehen.«
Wir umarmten uns, dann setzte ich mich in den Schneidersitz und spielte an meinen Socken herum. Beschwor ein Bild in mir herbei: Ein Mann ohne Gesicht, im schwarzen Anzug, mit Schulterpolstern aus Blei und einer Aktentasche in der Hand.

Manchmal denke ich an die Scheiterhaufen, die dort aufgetürmt wurden, wo heute der Grillplatz ist. Schräg gegenüber der Gerichtseiche, die so alt ist, dass sie kaum mehr ihre Äste tragen kann.
Würstchen zu brutzeln, wo einst Frauen um ihr Leben gebrüllt haben, ist, na ja, heftig, finde ich. Aber das will ja eh niemand hören und wer weiß schon, was sich dort abgespielt hat, außer mir.
Andere finden es spooky, Nadine zum Beispiel, aber ich liebe die Hexengeschichten vom Ort, und manchmal, wenn ich lange genug mein Gesicht im Spiegel betrachte, wird mein braunes Haar zu rotem, bekommt meine Nase einen Höcker und ich muss lachen, ganz hexenhaft schrill, bis Mutter aus der Küche wettert: »Bist du jetzt völlig durch?«

*​

Das Feuer knistert und ich fliege durch die Nacht, Sterne glitzern wie Pailletten über mir, dann falle ich. Das kalte Wasser reißt mich aus einem Traum, der niemals enden soll. Während ich zurück ans Ufer schwimme, segelt Gregor johlend durch die Luft und klatscht mit dem Rücken voran in den See. Nadine sitzt auf einem Ast, Joe wirft ihr das Tau nach oben, aber sie fängt es nicht gleich, sagt: »Ich trau' mich nicht!«
»Komm schon. Ist saugeil, Nadine!«, rufe ich und trockne mich ab. Dann gibt sie sich einen Ruck, das Seil jetzt in Händen, und schwingt kreischend dem Wasser entgegen. Doch sie lässt nicht los, pendelt zurück, Joe in die Arme. Ich pruste los und Gregor ebenso, der klatschnass zu unserem Platz watschelt und sich trocken rubbelt. »Was war das denn?«, sagt er.

Der Ruf eines Vogels, irgendwo im Dunkel. Unser Lagerfeuer schießt Funken in die Nacht. Ich zucke zusammen, nehme einen Schluck Apfelkorn und lausche dem Sprechgesang der Frösche. Mir ist kalt, ich umarme mich selbst, reibe mir die Schultern und rücke näher zur Hitze. Die kleiner werdenden Flammenzungen spiegeln sich in Joes glasigen Augen.
»Hört ihr auch das Zischen verbrennender Leiber?«, sage ich. »Wenn die Haut aufplatzt und ...«
»Lass gut sein«, sagt Nadine. »Nicht schon wieder Horrorgeschichten.«
»Das sind keine Geschichten!«
»Muahaha«, macht Gregor, das letzte a zieht er in die Länge, Joe grinst nur vor sich hin.
»Kommt schon, mir ist langweilig.«
»Halt einfach die Klappe, Sophie, genieß mal die Ruhe!« Nadine wirkt genervt, Gregor lacht. »Du bist schon 'ne Nummer«, sagt er zu mir und zieht Nadine näher zu sich ran, küsst sie auf den Mund. Sie macht Anstalten, ihn wegzustoßen, gibt den Widerstand aber schnell wieder auf. Ich sehe ihre rosa Zunge aufblitzen, bevor sie verschlungen wird. Gregors Hand findet einen Weg unter ihr Shirt, sie stöhnt erstickt. Ich hasse sie! Beide! Starre wie gebannt hin und mir bleibt beinahe das Herz stehen, als mich was an der Schulter zupft.
»Ich hau ab«, sagt Joe. »Kommst du mit?« So wie er es sagt, mit diesem Lächeln im Gesicht, wird mir schlecht.
»Ich bleib noch.«
»Sicher?« Er nickt in Richtung Liebespaar. »Wir könnten es uns auch bequem machen, ein Stückchen weiter weg vielleicht.«
»Du spinnst wohl«, zische ich.
Er lacht, sagt: »Dann nicht«, und raschelt schon durchs Gebüsch, bleibt aber noch mal stehen. »Sophie ...«
»Was denn?«
»Ich ..., egal. Ciao.«
Ich nicke nur, dann ist er weg.

Nadine und Gregor kichern, ein Funkeln in den Augen. Er taxiert mich, lächelt, schiebt dann ein Bein über Nadine und drückt sie zu Boden. Ich sehe, wie ihre Hände über seinen Rücken wandern, wie sie dabei Falten in das Shirt reiben, wie sie ... ach, ich schnappe mir die Flasche, gehe ans Ufer und zähle die Sterne.
Irgendwann der letzte Schluck, und der war zu viel. Ich spüre, wie sich das süße Zeug nach oben kämpft, vermengt mit Säure, und kotze alles aus. »Nadine!«, rufe ich gequält. »Wir gehen!«

*​

Der Mittwoch ist mein Lieblingstag. Am Abend zuvor wechsle ich immer die Bettwäsche. Ist die Schule aus, lernen wir zusammen. Und anschließend genießen wir unsere Mädelszeit. Meine Mutter hat mir ein Abo zum Geburtstag geschenkt und Nadine und ich stürzen uns seit beinahe einem Jahr auf Fotostorys, Promiklatsch und Dumme-Jungen-Fragen.
Meine Mutter, nie ist sie da, immer am Arbeiten, aber ich muss zugeben, ihr Geschenk hat ins Schwarze getroffen, auch wenn wir eigentlich viel zu alt für so was sind.
»Habt ihr es schon mal gemacht?«
»Was?« Nadine legt die Illustrierte ab und starrt mich an.
»Habt ihr miteinander ... geschlafen? Neulich am See ...« Ich versuche, beiläufig zu klingen. »Du bist doch noch zu Gregor.«
»Geht dich das was an?« Ihre Wangen blühen auf.
»Nadine?«
Sie lacht jetzt. »Okay«, sagt sie, »ja, wir haben schon miteinander geschlafen. Zufrieden?«
»Hast du mir gar nicht erzählt.« Ich wälze mich zu ihr, drehe Knötchen in mein Haar. »Und?«, frage ich. »Wie ist es?«
Nadine legt sich auf die Seite, wir sehen uns tief in die Augen. Sie riecht nach Nivea. Wie sich ihr Brustkorb bewegt, ihr Kehlkopf hebt und senkt ...
»Es ist total schön mit ihm.«
»Wie berührt er dich?«
»Er ist ... zärtlich.«
»Zeig mir, was er macht.«
»Was?«
Ich nehme ihre Hand und lege sie mir auf die Brust.
»Nein«, sagt sie und zieht sie weg.
Ich greife erneut nach ihr, packe kräftig zu und ziehe sie mir in den Schritt. »Fasst er dich auch da an, Nadine?«
»Du spinnst wohl!«, schreit sie, reißt sich los und scheuert mir eine.

Hexen hüten Schätze. Tiegelchen und Fläschchen voller geheimnisvoller Tinkturen. Kräuter und Pulver und verbotene Bücher mit Sprüchen und teuflischem Wissen nennen sie ihr Eigen. Meinen Schatz bewahre ich in einem Holzkästchen auf, das ich selbst bemalt habe. Rot wie Blut und schwarz wie Krähenfedern. Ich ziehe die Schublade unterm Bett hervor, wühle mich nach hinten, durch Berge von Schlüpfern und viel zu klein gewordener Socken. Da ist es ja! Das Zahlenschloss klemmt schon wieder, ich gehe in die Küche und träufele Öl auf das blöde Ding. Reibe mir die Hände an der Jeans ab und ärgere mich über die Flecken darauf. Egal, ich will nicht, dass die Briefe fettig werden. Auch nicht das Haargummi – es riecht nicht mehr nach ihr! –, und schon gar nicht die karierten Zettelchen, Dutzende davon, fein säuberlich gestapelt. Magische Formeln, Versprechen, heimliche Gedanken.
Heute Abend am See? Den hab' ich gesucht! Ich glätte mit dem Handrücken die Falten im Papier, fahre mit dem Finger die Worte nach, sehe Nadine, eine Sitzreihe vor mir, wie sie ein Stückchen aus dem Collegeblock reißt, die Frage schreibt, und mir den Zettel nach hinten gibt. Ihr verschwörerisches Lächeln, ganz kurz nur, dann, als wäre nichts, den Blick wieder nach vorne gerichtet.

War klar, dass er kommt. Gregor hat die Handschrift erkannt, auch wenn sie nicht für ihn bestimmt war, sondern für mich! Lange vor ihm! Noch bevor er alles durcheinandergebracht hat. Er sitzt auf der Bank unter der Gerichtseiche und raucht.
»Hey«, sage ich.
»Sophie?« Er spricht es Soffi aus. Nicht schön, nicht französisch, nicht Sophie.
»Jepp.«
»Und Nadine? Ich dachte, sie wär übers Wochenende ...«
»Bei ihren Großeltern. Ist sie auch.«
»Ähm ... und das? Was soll das?« Er kramt den Zettel aus der Tasche und hält ihn mir entgegen. »Ich soll herkommen«, sagt er und steckt ihn wieder ein.
»Keine Ahnung. Verarsche. Vielleicht will sie nicht, dass du auf die Party gehst.«
Gregor nimmt einen Zug – die Falte zwischen den Brauen wird tiefer – und schaut zum See. Die Abendsonne hat einen roten Teppich aufs Wasser gemalt. Enten schlagen mit den Flügeln auf die Oberfläche, hetzen einander, halb fliegend, halb rennend.
»Vielleicht will sie einfach nur, dass du an sie denkst.«
Er schüttelt den Kopf und bläst Rauch durch die Nase.
»Oder dass du keinen Blödsinn anstellst.« Mehr fällt mir nicht ein. »Kann ich auch eine haben?« Ich nehme mir eine Zigarette aus der zerbeulten Gauloises-Schachtel neben ihm und setze mich.
Gregor greift sich in die Hose, fummelt ein Zippo raus und gibt mir Feuer. »Ihr hattet Streit, stimmt's?«
»Wieso?«
»Nadine hat gesagt: Hey, die ist total durchgeknallt!« Er lacht und schnippt die aufgerauchte Kippe weg. »Total durchgeknallt«, wiederholt er, reißt dabei die Augen auf und fuchtelt theatralisch durch die Luft. »Was war denn?«
»Wir verstehen uns wieder.«
Er nickt und angelt sich die nächste Zigarette aus der Schachtel. »Kommst du auch auf die Party heute?«
»Klar«, sage ich.
»Da wird sich Joe aber freuen«, sagt er und grinst.
Mir sticht Rauch in die Augen, ich kneife sie zusammen, reibe mir die Tränen weg und sage: »Okay. Und warum das?«
»Komm schon, hast du nichts bemerkt?«
Die Luft drückt bleiern, wir rauchen, moderiger Geruch vom See dringt zu uns rüber.
»Komische Aktion. Das mit Nadine«, sagt er.
Ich ersticke die Zigarette unter meiner Sandale, lege eine Hand auf Gregors Oberschenkel. Lasse sie dort liegen, für einen Moment, einen Augenaufschlag lang. »Wir sehen uns dann heute Abend, ja?« Den Stummel werfe ich in die tote Feuerstätte vor uns. »Ich bring was Selbstgebrautes mit«, sage ich und stehe auf.
»Das Rezept von deiner Oma? Fuck!« Gregor lacht wieder.
»Das Zeug hat's in sich, hab's vor zwei Wochen angesetzt.« Ich zwinkere ihm zu und schnalze mit der Zunge.
»Alles klar«, sagt er gedehnt und ich sehe, dass sich was in seinem Blick verändert hat.
»Ach, übrigens ... der Streit. Es ging dabei um dich.«
Die Idee, davonzurennen, gefällt mir. Ich drehe mich kurz um, lächele. Wie ein Fragezeichen hockt er da, und während ich ihn noch im Rücken spüre, verzieht sich mein Gesicht zu einem Grinsen, wird mein braunes Haar zu rotem und meine Nase bekommt einen Höcker.

*​

»Freut mich, dass du gekommen bist!« Joe streicht sich die Haare nach hinten. »Nichts gegen Nadine, ist aber echt mal schön, dich alleine zu treffen!« Ganz außer Atem ist er, Schweiß glänzt auf seiner Stirn.
»Alleine?« Ich sehe mich um und rümpfe die Nase.
Joe lacht. »Ja, okay, alleine nicht unbedingt. Ich meine ... du weißt schon ...«
Irgendjemand hat die Anlage hochgedreht. »Ist Gregor auch da?« Ich hebe die Stimme über die von Eddie Vedder, der gerade zu seinem I'm still alive ansetzt.
»Gregor? Hab ihn noch nicht gesehen.«
Den Rucksack stelle ich zwischen uns ab, mein ganzer Rücken ist feucht, ich zupfe an meinem Top und wedele ein paar aufdringliche Mücken weg.
»Siehst toll aus«, sagt Joe, dann geht mit einem Mal die Musik aus, manche lachen, andere motzen. »Scheiß Ding«, sagt er und läuft Richtung Generator, der bald wieder zu knattern beginnt.

»Noch 'n Schluck?«
»Scheiße«, sagt Gregor, nimmt mir die Flasche aus der Hand, hebt sie hoch und betrachtet sie von unten. »Haben wir das ganze Zeug leergesoffen?«
»Noch ist was drin«, sage ich.
»Nicht mehr lange.« Er setzt an und saugt den letzten Tropfen aus dem Flaschenhals. »Hast mich total abgefüllt, weißt du das?«
Ich lege meine Hand auf sein Knie, lächele mein bezauberndstes Hexenlächeln und taste mich seinen Oberschenkel entlang. Das Gelächter und die Musik in der Ferne werden leiser, als flögen wir davon. Weit weg. Aber wir sitzen hier. Ganz in der Nähe.
»Hey!«, sagt er und packt wie ein Schraubstock zu. Aber er löst sogleich den Druck. Ich reibe ihn zwischen den Beinen, seine Hand liegt noch auf meiner, aber er lässt mich machen, und ich spüre, was mit ihm passiert, spüre auch bald die andere Hand auf meiner Brust und die nach Gauloises und Schnaps schmeckende Zunge, die er in mich schiebt. Dann liegen wir hinter dem Baumstamm, auf dem wir eben noch saßen. Ich bin erregt, mehr nicht. Bin eine Hexe, Hexen wollen wissen. Das ist alles.
Er knöpft mir die Jeans auf, stopft mir die Zunge weiter in den Mund und die Hand in meine Hose. Er ist schwer, ich bekomme kaum Luft, will ihn wegdrücken, hauche: »Warte.« Aber er wartet nicht und für einen Augenblick verkrampft sich alles, ich drehe den Kopf zur Seite, Luft, ich brauche Luft und ich zwänge meine Hände unter seine Schultern und drücke so fest ich kann. »Warte«, sage ich und der Mühlstein über mir wird leicht. Ich weiß in diesem Moment nicht mehr, wie weit ich gehen soll, und doch greife ich in die Tasche und zaubere ein Kondom hervor. Strähnen hängen in seiner Stirn, ich rieche scharfen Schweiß. Der Mund ist halb geöffnet, verzieht sich zu einem Grinsen. Gregor zerrt mir ungestüm Hose und Schlüpfer runter, fädelt mein linkes Bein hindurch und hinterlässt einen Hosenklumpen am rechten. Der Boden fühlt sich kalt an. Nadeln piksen meinen Hintern. Ich rieche Rauch vom Lagerfeuer. Gregor kniet vor mir, rollt den Gummi über und ich schließe die Augen und denke an Nadine. Zärtlich hat sie gesagt. Er ist ... zärtlich. Mir tut er weh, ich stöhne nicht aus Lust, ich bin die Magd, die macht, was Herr und Meister ihr befielt.
Irgendwann ist es vorbei. Ich spüre ihn noch brennend in mir, aber er bewegt sich nicht mehr. Sein Atem wird ruhiger, meiner gleicht sich an.
»Verdammtes Arschloch!«
Gregor rollt von mir runter und wir sehen Joe vor uns stehen. Gregor springt auf und zieht sich die Hosen hüpfend hoch, das Kondom baumelt hin und her. Joe schubst und Gregor fällt. »Was soll der Scheiß?«, ruft er und Joe wirft sich auf ihn, schreit wieder: »Du blödes Arschloch!«.
Ich ziehe mich an, schnappe mir den Rucksack und renne los.

*​

Niemand spricht mit mir, sie weichen mir aus, schlagen Bögen, bevor sie an mir vorbeigehen. Alle an meiner Schule machen das, zumindest alle, die mich kennen, aber auch die, die mich nicht kennen. Sie wissen es oder ahnen, wer ich bin, was ich bin, schon immer gewesen bin.
Während ich hier am See sitze, die Eiche im Rücken, male ich mir einen schwarzen Fleck auf den Unterarm. Aus dem Fleck wird ein Herz, schwarz wie Krähenfedern. Ich nehme den Nagel in die Hand und hoffe, dass sie kommt.
Und sie wird kommen. Das weiß ich.

Sie steht vor mir, die schöne Klägerin, der erste weibliche Inquisitor der Geschichte.
»Ich werde mich nicht entschuldigen«, sage ich.
Nadine antwortet nicht, fixiert mich nur, die Arme verschränkt, die Haare zusammengebunden wie ein Tau.
»Willst du, dass ich büße!« Ich stehe auf, keine zwei Armlängen von ihr entfernt und halte den Nagel fest umklammert. »Hm? Willst du das?«
Ein Lächeln nur, ein höhnisches Grinsen.
Ich drücke mir den Nagel in den Unterarm, dort, wo mein Hexenmal gewachsen ist. Verziehe keine Miene. Nadines Blick ist nun nicht mehr so fest, ein leichtes Zucken, aber sie sieht nicht hin, nicht auf das, was warm über die Haut zu fließen beginnt.
»Verstehst du es jetzt!«, schreie ich.
»O Gott.« Sie dreht sich um, schüttelt den Kopf und sagt: »Du tust mir einfach nur leid.«
»Bleib stehen!« Doch sie bleibt nicht stehen, also krame ich das Fläschchen aus dem Rucksack. »Bleib stehn!« Schon ist sie beim Gebüsch und ich schreie so laut ich kann ihren Namen, so laut, dass man ihn im ganzen Ort hören wird, auf der ganzen Welt, und Nadine zuckt zusammen, dreht sich um und sieht, dass das Fläschchen aus Metall ist, dass das Feuerzeugbenzin ist, mit dem ich mir die Beine bespritze und dabei lache, hexenhaft schrill. »Erkennst du es?«, rufe ich, werfe die Metallflasche zu Boden und halte Gregors Feuerzeug in Händen. Ich drehe am Rädchen und es flammt auf. »Erkennst du's?«
»Du bist krank, weißt du das!«
Sie kehrt mir wieder den Rücken zu und ich lasse das Zippo fallen, höre dieses Geräusch, das ich schon immer geliebt habe. Dieses Wusch und als ich losrenne, wuscht es noch lauter und ich denke an meinen Vater, an die Schlampe aus der Stadt, fühle Nadines Blicke im Rücken, höre, wie sie mir nachruft, während ich mich in die Fluten stürze und schwimme und schwimme so schnell ich kann, so weit ich kann, bis die Lungen brennen.
»Sophie!«, ruft sie. Niemand spricht es so schön aus wie du, Nadine. Niemand.

Ganz klein ist sie geworden, dort am Ufer, von der Eiche zu ihrer Linken umrahmt. Sie fuchtelt mit den Armen, ruft erneut nach mir und ein warmes Kribbeln durchzieht mich und ich schwebe und kann nicht anders, als zu lächeln. Und das Wasser liebkost mich mit kühlen Fingern, überall. Ich lasse mich fallen. Unter mir nur Dunkelheit, über mir zucken Blitze aus Sonnenlicht, und Luftbläschen funkeln wie Perlen auf dem Weg nach oben. Ich schließe die Augen, höre das Pochen in meinem Kopf. Schneller, schneller. Trommelschläge auf einem Sklavenschiff. Ich ziehe die Beine an, versuche die Zehen zu packen und das Wasser dreht mich und dreht sich selbst in unsichtbaren Wirbeln. Dann halte ich sie fest umschlungen und irgendetwas zieht an mir wie an einem Griff, und als ich die Augen öffne, werde ich geblendet. Die Wasseroberfläche ist nah, es trennt uns nur noch ein Häutchen, das ich jetzt durchsteche, und Luft füllt meine Lungen. Brennend heiße Luft.

 

Hola @hell,

durch Deinen neuen Avatar ist es jetzt so richtig hell geworden, und ich weiß endlich, welches ‚hell’ gemeint ist. Ich glaube aber nicht, dass mir Dein Text nur wegen der neuen Beleuchtung so gut gefällt – er ist auch Ia geschrieben.

Wenn Du gestattest, zitiere ich ein wenig:

Vor ein paar hundert Jahren gab's 'ne Menge Wasserproben vor Ort.
Selbstverständlich denke ich an Wasserproben, die über die Qualität Aufschluss geben sollen – aber vor paar hundert Jahren? (Der Groschen ist aber noch gefallen:shy:).
Mein Vater ist verbrannt, weil er sturzbetrunken im Bett geraucht hat. Bei irgendeiner Schlampe aus der Stadt, die gleich mit abgefackelt ist.
Die junge Dame bemüht sich, wie eine Räuberbraut zu sprechen. Ist das die richtige Rolle für sie?
Dann kommt der Mutter-Tochter-Dialog; wie ihr Vater ums Leben kam, weiß sie schon lange:
So hat's mir zumindest Mutter erzählt. Ist schon lange her.
Also dürfte sie’s schon verdaut haben – aber da irre ich wohl.
... spielte an meinen Socken herum. Beschwor ein Bild in mir: ein Mann ohne Gesicht, im schwarzen Anzug, mit Schulterpolstern aus Blei und einer Aktentasche in der Hand.
Wie in aller Welt beschwöre ich ein Bild in mir? Keine Ahnung, wie so etwas geht. Für mein Sprachgefühl wäre für diese Szene ein anderes Wort geeigneter.
Aber ‚die Schulterpolster aus Blei’ sind klasse!
„ ... du bist und warst das Beste, was mir passiert ist, und ich bin froh, dass es dich gibt.“
Das sagt die Mutter, doch die sagt auch:
»Bist du jetzt völlig durch?«
Das klingt ziemlich gereizt – so redet man, kurz bevor der Eimer überläuft. Also schmort da irgendwas ...?
Sterne glitzern wie Paletten über mir, ...
Euro-Paletten, nehme ich an?
Unser Lagerfeuer schießt Funken in die Nacht.
Jeder kennt’s, doch nicht jeder kann’s so gut ausdrücken:thumbsup:.

... nehme einen Schluck Apfelkorn und lausche dem Sprechgesang der Frösche.
Sophie lauscht dem Sprechgesang ... ?
Wie gefühlsselig! Weiter oben redet sie von ‚Abfackeln’ – also doch verkappte Hexe?
... rücke näher zur Hitze vor mir hin.
Das rattert beim Lesen.
... schnappe mir die Flasche, gehe ans Ufer und zähle die Sterne und die Striemen an meinen Armen. Feinste Linien, wahre Zeugen, längst verheilt.
Weiterlesen!
Der Mittwoch ist mein Lieblingstag. Abends zuvor wechsele ich immer die Bettwäsche.
Herrlich, diese frischen Laken! Ich verstehe nur nicht wozu:hmm:.
Hexen hüten Schätze. In Tigelchen und Fläschchen voller geheimnisvoller Tinkturen.
Hier hakt es. ‚Hüten Schätze’ – und wo? In Tiegelchen und Fläschchen geht’s nicht – die sind schon voller Tinkturen.
Ich ziehe die Schublade unterem Bett hervor, ...
... durch Schlüpferberge und viel zu klein gewordener Socken.
Durch Berge von Schlüpfern und zu klein gewordener Socken
oder
... durch Schlüpferberge und zu klein gewordenen Socken.
... ich gehe in die Küche und träufele anschließend Rapsöl auf das blöde Ding.
... ich hole etwas Öl aus der Küche und ...
, dutzende davon, ...

Lieber hell, zum restlichen Text möchte ich auch noch etwas sagen, doch jetzt mach ich – mit Blick auf die Uhr – erst mal Schluss.

Bis später!
José

 

Hey @AWM,

super, was du mir hinterlassen hast, lieben Dank schon mal an dieser Stelle!

An ein paar Stellen hast du Wörter drin, die für mich nicht zu deiner Protagonistin passen. Hier ist es "wassertretende Beine". Das finde ich umständlich und unjugendlich.
Hab' ich hier beherzigt, ein Strampeln daraus gemacht.

die so altersschwach dahinvegetiert, dass sie kaum mehr ihre Äste halten kann.
Vielleicht besser: ... tragen kann.
Gekauft.

Sterne glitzern wie Paletten über mir
Pailletten
:lol:

gleichfalls" kann weg. Finde ich überflüssig und passt für mich nicht zur Sprache deiner Prota.
...
"vor mir hin" würde ich streichen.
Weg damit. Mit beidem.

»Halt einfach die Klappe, Sophie, und genieß mal die Ruhe!« Nadine wirkt genervt
Nadine wirkt genervt" finde ich überflüssig. Das sagt ja schon der Dialog.
Überlege ich mir noch was. Da wollte nicht einfach nur 'ne Inquit-Formel hinpappen. Hast aber natürlich recht, AWM.

Ab hier kürze ich mal ab. Ich meine, ich habe alle anderen Vorschläge von dir eingewoben oder den Rotstift gezückt.

Und jetzt zum Vergnügen:

Das war es auch schon. Dein Text hat mir wie gesagt sehr gut gefallen, vor allem wegen den toll gezeichneten Charakteren. Sprachlich war es auch schön
:)


Vielen Dank, AWM, dein wertvoller Komm hat mir sehr geholfen!
Besten Dank für deine Zeit, Gedanken und so. Du weißt schon.

Gruß

hell

 
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Unser Lagerfeuer schießt Funken in die Nacht. Ich zucke zusammen, nehme einen Schluck Apfelkorn und lausche dem Sprechgesang der Frösche.

„Hexen“ verführen und werden doch gelegentlich recht „hässlich“ dargestellt. Dabei passt die Wortherkunft – ahd. „hagzis/ hag(a)zus(sa)“, mhd. „hecse / hesse“ zu der Verführerin, die dann aber auf Zaun und deutlicher „Hecke“ reitet – dem Hag, der Einfriedung – oft eine Hecke. Die Dämonisierung der ehemals weisen Frauen – die alles andere als ohne Einfluss in der antiken Welt waren – beginnt mit der kirchlichen Organisation. Entgegen der heutigen Ansicht stellt der Duden noch einen Rückgriff auf die hier vergessene Tradition zurück, indem er darauf hinweist Bestandteil wohl verwandt mit norwegisch mundartlich tysja = Elfe“ (Duden.de, Stichwort „Hexe“),

Hell,

und am meisten verwundert hat mich, dass das jugendliche Personal der erzählten Geschichte entgegen offiziellen Trends – raucht. Wie dem auch sei, mir gefällt der jugendliche Ton, hätt‘ dann aber auch noch ein paar Flusen mit Stand

Gestern um 19:46
, Doppelnennungen sind also wahrscheinlich (vllt. sogar Variationen möglich).

Mein Vater ist verbrannt, weil er sturzbetrunken im Bett geraucht hat. Bei irgendeiner Schlampe aus der Stadt, die gleich mit abgefackelt ist.
Nur zur Orientierung, eigentlich für die Schlampe passiv, sie wurde (gleich) mit abgefackelt. Und dann hat‘s ja auch noch Frau Mutter erzählt ... Wahrscheinlich also Schuld der Schlampe ... wer weiß das schon so richtig in delikaten Anglegenheiten

Beschwor ein Bild in mir: ein Mann ohne Gesicht, im schwarzen Anzug, mit Schulterpolstern aus Blei und einer Aktentasche in der Hand.
Besser „Ein Mann ...“ majuskulös "ein"- Ich seh beide Teile als gleichwertige Ellipsen, also Sätze an.
Beim eigenen Korrekturlesen fällt mir der Bindestrich/Gedankenstrich als Alternative zum Doppelpunkt ein, der ja die Großschreibung erzwingt

Der Ruf eines VogelsKOMMA irgendwo im Dunkel
wie zuvor id „im Dunkeln“, Dativ

Mir ist kalt, ich umarme mich selbst, reibe mir die Schultern und rücke näher zur Hitze vor mir hin.
„Hin“ kann auf jeden Fall weg, das „näher“ zeigt es ja schon an, dass unsere kleine Hexe nicht wegrückt ...

Abends zuvor wechsele ich immer die Bettwäsche.
„Abends“ ist eigentlich ein adverbiell erstarrter Genitiv, wo doch der restliche Satz den Dativ, „am Abend zuvor“ erwarten lässt. Nun gibt‘s auch die Wendung „tags zuvor“, die nicht so ungewohnt wirkt. Also kann „abends zuvor“ schon mal nicht ganz falsch sein.
Aber eigentlich folgt den Adverben „abends ...“ wie „tags zuvor“ ein weiteres Adverb - „zuvor“. Sozusagen ein adverbiales Treffen ...

Ich ziehe die Schublade unterem Bett hervor, wühle mich nach hinten, durch Schlüpferberge und viel zu klein gewordener Socken.
„unter dem“ oder „unterm“, die „Schlüpferberge“ solltestu wegen der Socken spalten, etwa „Berge von Schlüpfern und … Socken.“

..., und schon gar nicht die karierten Zettelchen, dutzende davon, fein säuberlich gestapelt.
Dutzende

Er lacht und schnippt die aufgerauchte Kippe weg.
Ich bin da kein Fachmann, aber ist eine Kippe nicht grunsätzlich aufgeraucht?

Das Mädchen, das ich liebe, der Junge, der sie liebtKOMMA und Joe, der wohl was für mich empfindet.
Relativsatz zum Jungen zu Ende

.

Dieses Wusch und als ich losrenneKOMMA wuscht es noch lauter und ich denke …

Ganz klein ist sie geworden, dort am Ufer, von der Eiche zu ihrer Linken umrahmt.
„umrahmt“ bedeutet eigentlich rund + um, wäre also bestenfalls "links" oder "rechts" gerahmt. Besser begrenzt, gerahmt, gestützt oder geschmückt oder so. Ein Synonym zu umrahmen verbietet sich ja geradezu ...

Sie fuchtelt mit den Armen, ruft erneut nach mir und ein warmes Kribbeln durchzieht mich und ich schwebe und kann nicht anders, als zu lächeln.
Der Infinitv geht hier auch, oder sogar eleganter ohne „zu“ und das Komma wäre auch futsch

Ich ziehe die Beine an, versuche die Zehen zu packen, und das Wasser dreht mich und dreht sich selbst in unsichtbaren Wirbeln.
Das zwote Komma (… packen, und …) kann weg, denn der Infinitiv ist ein ganz normales, wenn auch komplexes Prädikat („packen versuchen“), womit es zur bloßen Aufzählung gleichrangiger Satzteile (anziehen, packen versuchen, sich drehen) gerät

Keine FRage,
gern gelesen vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @hell,

nach gehabtem Schlummer fühle ich mich gestärkt fürs Finale. Für mich ein harter Brocken – wahrscheinlich sollte ich mich um einfachere Texte kümmern.
Es gibt einen doppelten Boden, nur fehlen mir klare(re) Bilder. Ein leichter Groll steigt auf, weil der Autor (tatsächlich oder in meiner Einbildung) die Sache unnötig verkomplizifiziert hat. Ich verdächtige Dich sogar, durch Vernebelung ein höheres Niveau inszenieren zu wollen.
Ich hatte dieses kleine Problem schon mit ‚Monstrinho’, weil mir Träume-Medikamente-Krankheiten (auch psychische) als Bestandteil eines Plots ein Greuel sind, aber das ist selbstverständlich Privatsache. Dass Sophie durch’n Wind ist, scheint auch klar – nur beschleicht mich das ungute Gefühl, diese (Kranken)-Geschichte nicht zu verstehen, weil ich die Symptome nicht deuten kann.
Also werde ich mir noch paar Worte zu Deinem Schreiben erlauben:

Hexen hüten Schätze. In Tigelchen und Fläschchen voller geheimnisvoller Tinkturen.
Vielleicht: Hexen hüten Schätze – geheimnisvolle Tinkturen in Tiegelchen und Fläschchen.
Heute Abend am See? Den hab' ich gesucht! Ich glätte mit dem Handrücken die Falten im Papier, fahre mit dem Finger die Worte nach, sehe Nadine, eine Sitzreihe vor mir, wie sie ein Stückchen aus dem Collegeblock reißt, die Frage schreibt, und mir den Zettel nach hinten gibt. Ihr verschwörerisches Lächeln, ganz kurz nur, dann, als wäre nichts, den Blick wieder nach vorne gerichtet, zur Tafel hin.
War klar, dass er kommt. Gregor hat die Handschrift erkannt, auch wenn sie nicht für ihn bestimmt war, sondern für mich! Lange vor ihm! Noch bevor er alles durcheinandergebracht hat.
Durcheinandergebracht hat er’s. Mir hat er damit keinen Gefallen getan, ich muss das alles aufdröseln - oder ich lass es.
Er schaut auf die feinen Striche, die meine Arme zieren. »Ihr hattet Streit, stimmt's?«
Ich kann nicht folgen. War das Nadine, ist Sophie eine Ritzerin, war’s der Vater? Offenbar ist mir dieser Text zu undurchsichtig – und ich zu einfach gestrickt.
... mache einen Klicklaut.
‚Klicklaut’ ist furchtbar.
Wie ein Fragezeichen hockt er da, und während ich ihn noch heiß im Nacken spüre, ...
Das Kursive verstehe ich nicht. Die reden und rauchen und ... ? Im Nacken? Doch hiervon abgesehen: Ich hab’s nicht einfach mit Deiner Geschichte.
Bei einem Menü würde ich sagen, dass alles auf hohem Niveau stattgefunden hat; viel Arbeit und Aufwand wurden eingebracht, handwerklich erste Sahne. Es wären keine dreizehn Gänge nötig gewesen, zumal das Thema in sehr engem Rahmen durchdekliniert wurde. Es wird geredet, geraucht, getrunken und gegrapscht oder so. Der Text ist sehr lang und wird/wirkt dann eintönig. Mir hat das Lesen der letzten Partien – trotz lobenswerter Schreibarbeit Deinerseits – nicht viel Freude gemacht, zu viele Details ermüden irgendwann.
Das kommt auch davon, dass ich nebenbei Detektivarbeit leisten muss: Okay, die Sophie hat ihren besoffenen Vater angezündet – oder wie sie sagt ‚abgefackelt’; die Schlampe gleich mit (um ihrer Mutter willen – was weiß denn ich – oder nur aus Verrücktheit?). ‚Mädchenglut’ hat nichts Rächendes, aber geheime Vieldeutigkeit.
Gut und schön, trotzdem fehlt mir was. Plump gesagt, dass die grüne Minna vorfährt und Sophie einkassiert – gerne auch etwas Raffinierteres.
Du wirst bewusst darauf verzichtet haben, und der letzte Abschnitt ist grandios geschrieben – das zu lesen ist wirklich ein Vergnügen!
Auf jeden Fall würde ich Deine Art zu schreiben als professionell bezeichnen, beeindruckt bin ich allemal.
Noch was Schönes zum Schluss:
... die Haare zusammengebunden wie ein Tau.
Weltklasse!
‚Mädchenglut’
Der Titel ebenfalls!

Ich wünsche Dir eine Menge Kommentatoren, die Deine Geschichte in vollen Zügen genießen konnten und das auch sagen.
Beste Grüße!
José

PS: I'm still allive

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola José,

schön, dass du mit an Bord bist.

zu Teil I:

Mein Vater ist verbrannt, weil er sturzbetrunken im Bett geraucht hat. Bei irgendeiner Schlampe aus der Stadt, die gleich mit abgefackelt ist.
Die junge Dame bemüht sich, wie eine Räuberbraut zu sprechen. Ist das die richtige Rolle für sie?
Dann kommt der Mutter-Tochter-Dialog; wie ihr Vater ums Leben kam, weiß sie schon lange:
So hat's mir zumindest Mutter erzählt. Ist schon lange her.
Also dürfte sie’s schon verdaut haben – aber da irre ich wohl.
Ich weiß nicht, wenn du die Schlampe meinst, das hat ja die Mutter gesagt; selbst wenn die es mit anderen Worten gesagt haben sollte, finde ich trotzdem, dass es zur Prota passt. Ich denke mal weiter darüber nach.
Dass sie überhaupt von ihrem Vater erzählt, bringt ja schon was zum Ausdruck, finde ich. Könnte man so was wirklich einfach verdauen? Dass so was immer wieder mal hochkommt, finde ich nicht abwegig.

... spielte an meinen Socken herum. Beschwor ein Bild in mir: ein Mann ohne Gesicht, im schwarzen Anzug, mit Schulterpolstern aus Blei und einer Aktentasche in der Hand.
Wie in aller Welt beschwöre ich ein Bild in mir? Keine Ahnung, wie so etwas geht. Für mein Sprachgefühl wäre für diese Szene ein anderes Wort geeigneter.
Aber ‚die Schulterpolster aus Blei’ sind klasse!
Die Prota liebt es nun mal mystisch, sie erzählt das einfach so. Passt für mich.
Ist aber 'ne billige Ausrede, ich weiß :D.

»Bist du jetzt völlig durch?«
Das klingt ziemlich gereizt – so redet man, kurz bevor der Eimer überläuft. Also schmort da irgendwas ...?
Ich denke schon, ja, aber auch wenn nicht ... Mit Kids in dem Alter schmort immer wieder mal was (durch), nicht?

Euro-Paletten, nehme ich an?
Da musste ich wirklich lachen. Ich hake das als einer meiner witzigsten Schnitzer ab. Danke!

Sophie lauscht dem Sprechgesang ... ?
Wie gefühlsselig! Weiter oben redet sie von ‚Abfackeln’
In dem Alter liegt doch so viel sehr dicht beieinander. Viel Widersprüchliches auch. Auch sprachlich, meine ich.

... rücke näher zur Hitze vor mir hin.
Das rattert beim Lesen.
Jetzt hoffentlich weniger. Danke.

Herrlich, diese frischen Laken! Ich verstehe nur nicht wozu.
Sie macht's sich und Nadine einfach schön. Soll das Besondere unterstreichen. Sie liegen ja auch zusammen im Bett.

Durch Berge von Schlüpfern und zu klein gewordener Socken
oder
... durch Schlüpferberge und zu klein gewordenen Socken.
Kauf ich.

Zu Teil II:

Es gibt einen doppelten Boden, nur fehlen mir klare(re) Bilder. Ein leichter Groll steigt auf, weil der Autor (tatsächlich oder in meiner Einbildung) die Sache unnötig verkomplizifiziert hat. Ich verdächtige Dich sogar, durch Vernebelung ein höheres Niveau inszenieren zu wollen.
Ich gebe zu, ich mag es rätselhaft, allerdings wollte ich hier weder einen doppelten Boden noch etwas vernebeln. Klar, es stecken ein paar Hinweise im Text, der soll aber nicht mehr, als eine komplizierte Prota in kompliziertem Alter selbst ihre Geschichte erzählen lassen.
Höheres Niveau inszenieren ... Ne, José, ich glaube, jede Geschichte kann in einem Satz erzählt werden, wenngleich der dieser kaum gerecht werden wird.

Dass Sophie durch’n Wind ist, scheint auch klar – nur beschleicht mich das ungute Gefühl, diese (Kranken)-Geschichte nicht zu verstehen, weil ich die Symptome nicht deuten kann.
Ich kann verstehen, dass das abschreckt. Sollte aber auch keine Krankengeschichte werden, ich erwarte auch von Lesern nicht, dass sie zum Psychologen/ Psychiater werden, der sich jetzt eine Diagnose abringt. Kann man die Geschichte nicht auch anders lesen? Hm, ich überdenke den Punkt mal kritisch, José, danke fürs Benennen. Vielleicht sollte ich etwas runterfahren, gerade weil ich recht spät ein paar Dinge angepappt habe. Nehme ich eventuell auch wieder raus.

War klar, dass er kommt. Gregor hat die Handschrift erkannt, auch wenn sie nicht für ihn bestimmt war, sondern für mich! Lange vor ihm! Noch bevor er alles durcheinandergebracht hat.
Durcheinandergebracht hat er’s. Mir hat er damit keinen Gefallen getan, ich muss das alles aufdröseln - oder ich lass es.
Hm, guter Punkt, ist vielleicht wirklich zu undeutlich.

Er schaut auf die feinen Striche, die meine Arme zieren. »Ihr hattet Streit, stimmt's?«
Ich kann nicht folgen. War das Nadine, ist Sophie eine Ritzerin, war’s der Vater? Offenbar ist mir dieser Text zu undurchsichtig – und ich zu einfach gestrickt.
Überdenke ich. Und nein, zu einfach gestrickt bist du mit Sicherheit nicht, José.

Wie ein Fragezeichen hockt er da, und während ich ihn noch heiß im Nacken spüre, ...
Das Kursive verstehe ich nicht. Die reden und rauchen und ... ? Im Nacken? Doch hiervon abgesehen
Sie wendet ihm ja den Rücken zu. Ist vielleicht ein wenig abgedroschen, aber kennst du das nicht auch? Zu spüren, dass man dir nachsieht, dass sich da was "heiß" anfühlt?

Wie im Hamsterrad, pardon, hell – doch der Text ist sehr lang und wird/wirkt dann eintönig. Mir hat das Lesen der letzten Partien – trotz lobenswerter Schreibarbeit Deinerseits – nicht viel Freude gemacht, zu viele Details ermüden irgendwann.
Ja, schade, ist irgendwie auch vernichtend. Nehme ich natürlich so hin, klar.

Das kommt auch davon, dass ich nebenbei Detektivarbeit leisten muss: Okay, die Sophie hat ihren besoffenen Vater angezündet – oder wie sie sagt ‚abgefackelt’; die Schlampe gleich mit (um ihrer Mutter willen – was weiß denn ich – oder nur aus Verrücktheit?). ‚Mädchenglut’ hat nichts Rächendes, aber geheime Vieldeutigkeit.
Ich wollte weder andeuten, dass sie ihren Vater abgefackelt hat noch dessen Schlampe.
Steht das irgendwo? Für mich ist das nicht mehr, als Background, der mir aber wichtig ist. Ein nicht verarbeitetes Trauma, wenn du so willst.

Du wirst bewusst darauf verzichtet haben, und der letzte Abschnitt ist grandios geschrieben – das zu lesen ist wirklich ein Vergnügen!
Auf jeden Fall würde ich Deine Art zu schreiben als professionell bezeichnen, beeindruckt bin ich allemal.
Ist wie Peitsche und Zuckerbrot :D.

Ja, José, Wechselbad der Gefühle für mich. Ist natürlich schade, dass dich der Text nicht abholen konnte. Deine Erklärungen dazu sind sehr hilfreich für mich, die werden mir noch weiter zu denken geben. Mal sehen, was draus wird.

Vielen lieben Dank für deinen Besuch, hat mich wirklich sehr gefreut, dass du dir die Zeit dazu genommen hast (gleich zweimal :)).

Gruß

hell


Hey @Friedrichard,

am meisten verwundert hat mich, dass das jugendliche Personal der erzählten Geschichte entgegen offiziellen Trends – raucht.
Haha, ja, Friedel, ich weiß, du kämpfst immer wieder gerne gegen rauchende Protagonisten an. Verortest du den Text in meine Jugendzeit, wäre es ein Kampf gegen Windmühlen. Und heute? Ich hab' irgendwo gelesen, dass wieder vermehrt zu Tabak gegriffen wird, kann aber auch falsch sein.

Wie dem auch sei, mir gefällt der jugendliche Ton
Das freut mich schon mal :).

Beschwor ein Bild in mir: ein Mann ohne Gesicht, im schwarzen Anzug, mit Schulterpolstern aus Blei und einer Aktentasche in der Hand.
Besser „Ein Mann ...“ majuskulös "ein"- Ich seh beide Teile als gleichwertige Ellipsen, also Sätze an.
Geändert, danke.

Mir ist kalt, ich umarme mich selbst, reibe mir die Schultern und rücke näher zur Hitze vor mir hin.
„Hin“ kann auf jeden Fall weg, das „näher“ zeigt es ja schon an, dass unsere kleine Hexe nicht wegrückt
Jepp, stimmt.

Abends zuvor wechsele ich immer die Bettwäsche.
„Abends“ ist eigentlich ein adverbiell erstarrter Genitiv, wo doch der restliche Satz den Dativ, „am Abend zuvor“ erwarten lässt.
Leuchtet ein, danke.

„unter dem“ oder „unterm“, die „Schlüpferberge“ solltestu wegen der Socken spalten, etwa „Berge von Schlüpfern und … Socken.
Auch das.

Er lacht und schnippt die aufgerauchte Kippe weg.
Ich bin da kein Fachmann, aber ist eine Kippe nicht grunsätzlich aufgeraucht?
Ne, kenne ich eher derart: Haste mal ne Kippe? Und nie wollten sie was Aufgerauchtes :).

„umrahmt“ bedeutet eigentlich rund + um, wäre also bestenfalls "links" oder "rechts" gerahmt. Besser begrenzt, gerahmt, gestützt oder geschmückt oder so. Ein Synonym zu umrahmen verbietet sich ja geradezu ...
Darüber grübele ich noch, hast schon recht, nur kaue ich noch auf einer möglichen Alternative rum. Mal sehen.

Sie fuchtelt mit den Armen, ruft erneut nach mir und ein warmes Kribbeln durchzieht mich und ich schwebe und kann nicht anders, als zu lächeln.
Der Infinitv geht hier auch, oder sogar eleganter ohne „zu“ und das Komma wäre auch futsch
Auch da kaue ich mir noch einen ab. Der Rhythmus ist es, den ich will.

Danke auch für die anderen Flusen bzw. Kommata.

Keine FRage,
gern gelesen
Und das habe ich natürlich auch nicht überlesen :)!


Friedel, wie immer ein sehr hilfreicher und erhellender Kommentar!
Hab' mich sehr darüber gefreut, lieben Dank dafür!

Gruß

hell

 

Hallöchen @hell, ich habe deinen Text und die zugehörigen Kommentare gelesen und ich muss ehrlicherweise zugeben, beides mit Faszination und Begeisterung.
Leider muss ich mich auch direkt bei dir entschuldigen aber ich kann dir gar Nicht genau sagen, wieso mich dein Text so eingesaugt hat.
Ich gebe zu, oft fange ich eine Geschichte an zu lesen, scrolle irgendwann zum Ende und überlege ob ich den Haufen Wörter wirklich lesen will oder nicht, ist ab und an auch eine Zeitfrage und ja, ich weiß, diese Vorgehensweise ist nicht die feine Englische Art.
Bei deinem Text habe ich nicht bis zum Ende gescrollt und musste nicht nachdenken ob ich ihn lesen will oder nicht. Er hat mich einfach direkt gepackt.
Ob es nun an der mystischen Sprache liegt, an dem netten Einstieg mit den Hexenverbrennungen oder an der Tatsache das du deine Geschichte in kleinen Häppchen servierst und ich einfach neugierig bin, was diese junge, etwas verrückte Damen zu sagen hat. Ein bisschen wuselig ist sie schon und an manchen Stellen musste ich auch nochmal laut lesen und das wirklich richtig zu verstehen, was da passiert. Bei der Stelle mit Gregor und dem Rauchen und Nadine bei ihren Großeltern bin ich allerdings doch nicht ganz mitgekommen, Vielleicht kommt das beim zweiten Mal lesen. Denn das werde ich jetzt tun und die noch ein paar Häppchen servieren die mir positiv wie negativ aufgefallen sind

strampelten
heißt es nicht strampelnde Beine ? weil die willst ja auch die strampelnden Beine hinaus und willst nicht jemandem sagen, dass da Beine strampelten, oder ?
sie wäre glücklich mit ihm gewesen, bis ich auf die Welt gekommen bin.
»Sophie, Schätzchen«, sie strich mir übers Haar, sah mir fest in die Augen, »du bist und warst das Beste, was mir passiert ist, und ich bin froh, dass es dich gibt. Nicht immer alles falsch verstehen!«
an dieser Stelle fehlte mir beim Ersten lesen der Zusammenhang, wieso sie danach nicht mehr glücklich war, aber wer kennt es nicht. Es ist alles geil, man kann tun und lassen was man will, seine Phantasien und Träume ausleben und dann bindet ein Kind einen an Verpflichtungen und sein Leben ändert sich komplett, gerade bei solchen Lebemännern wie Sophies Vater wundert es einen dann auch nicht mehr, dass die Ehe den Bach runter ging. Mütter haben da ja immer noch diese anderen Gefühle für das Kind was sie neun Monate mit sich rum getragen haben.
Beim zweiten Lesen also völlig in Ordnung, hier gewisse Details einfach dem Leser zu überlassen.
Wir umarmten uns, dann setzte ich mich in den Schneidersitz und spielte an meinen Socken herum. Beschwor ein Bild in mir: Ein Mann ohne Gesicht, im schwarzen Anzug, mit Schulterpolstern aus Blei und einer Aktentasche in der Hand.
Ich schließe hierraus, das ihr Vater einen Job hatte wo er Anzug und Aktentasche brauchte, daher das Bild des Mannes ohne Gesicht (wenn er verbrannt ist, wird er auch nicht mehr viel davon haben) das mit den Schulterpolster aus Bleib wird mir, im Gegensatz zu @josefelipe nicht klar, was das bedeuten soll.
und manchmal, wenn ich lange genug mein rundes Gesicht im Spiegel betrachte, wird mein braunes Haar zu rotem, bekommt meine Nase einen Höcker und ich muss lachen, ganz hexenhaft schrill, bis Mutter aus der Küche donnert: »Bist du jetzt völlig durch?«
klasse!!!
Das Feuer knistert und ich fliege durch die Nacht, Sterne glitzern wie Pailletten über mir, dann falle ich. Das kalte Wasser reißt mich aus einem Traum, der niemals enden soll.
1. Die Hexenverbrennung im Übergang durch das knisternde Feuer nochmal zu erwähnen find ich super, davon abgesehen spielt Feuer ja eh eine größere Rolle in der Geschichte wie ich finde. Feuer, Wasser und Hexen. Ich glaube wohl kaum an Zufall, das sie bei dem Blick ins Lagerfeuer oder beim beobachten der Wellten gedankenversunken wird, wo es doch beides Elemente sind die für Hexen nicht unbedingt was gutes bedeutet haben, da kann man schon mal wehmütig werden.
2. hat mich diese Stelle ein wenig irritiert, weil ich erst dachte es wäre ein Traum, dann dachte ich, sie hätte am Strand gelegen und jemande hätte sie abrupt ins Wasser geworfen, dann hab ich weiter gelesen und dachte, dass sie sich wahrscheinlich auch mit dem Tau geschwungen hat aber was soll dann das mit dem Traum bedeuten? Kannst du mir da bitte Helfen?
sich in Joes glasigen Augen wider.
das wieder ist mMe nach überflüssig. Hab es beim Lesen eben weg gelassen und es klang gleich gefälliger.
»Hört ihr auch das Zischen verbrennender Leiber?«, sage ich. »Wenn die Haut aufplatzt und ...«
»Lass gut sein«, sagt Nadine. »Nicht schon wieder Horrorgeschichten.«
»Das sind keine Geschichten!«
Wenn man den ganzen Text kennt, bekommt diese Stelle irgendwie einen bedrohlichen Beigeschmack... so von wegen keine Geschichte :eek:
»Halt einfach die Klappe, Sophie, und genieß mal die Ruhe!«
das und ist für mich über
glühende Kohlen in den Augen.
nochmal klasse !!


An dieser Stelle muss ich erneut Entschuldigen, mir läuft die Zeit davon, ich werde meinen Kommentar leider zu einem anderen Zeitpunkt weiter ausführen.
Ich lehne mich jetzt aber einfach mal weit aus dem Fenster und merkt an das ganz viel Negatives nicht mehr kommen dürfte, nur noch stellen die mir gut gefallen haben.

Schönes Ding, wirklich :-)

liebe, noch nicht vollständige Grüße
Shey :-)

 

Hallo @hell,

ich schreibe dir erstmal meine pingeligen Gedanken zu ein paar Textstellen – die anderen Kommentare habe ich nach dem Lesen überflogen – und dann, wie mir deine Geschichte insgesamt gefallen hat. Aber es geht so in die Richtung hier: :bounce:

Natürlich kenne ich die Geschichten von den Versenkten im See. Jeder hier kennt die. Wir jagen uns gegenseitig immer einen Schrecken ein beim Schwimmen,

Später weiß dann niemand von den Hexenprozessen:

wo einst Frauen um ihr Leben gebrüllt haben, ist, na ja, heftig, finde ich. Aber das will ja eh niemand hören und wer weiß schon, was sich dort abgespielt hat, außer mir.
Andere finden es spooky, Nadine zum Beispiel, aber ich liebe die Hexengeschichten vom Ort,

Das kann ich auch nicht richtig glauben, dass sie die lokale Geschichte nicht im Unterricht behandeln und nur Sophie es aus alten, vergilbten, eingestaubten Wikieinträgen hat.

Vor ein paar hundert Jahren gab's 'ne Menge Wasserproben vor Ort.

Da du die Hexen erst hinterher erwähnst, blieb ich an der Stelle hängen und dachte an pH-Wert und Badeseequalität. Vllt bringst du die Hexen früher? Z.B.:

„Vor ein paar hundert Jahren gab's vor Ort 'ne Menge Hexenprozesse mit Wasserproben.“

Klar, sie hatte ihn verzaubert, was sonst, schließlich war der Mann ja Katholik, also band man ihr die Daumen mit den Großzehen zusammen und schmiss sie in den See.

Du könntest auch mehrere Sätze daraus machen: „Klar, sie hatte ihn verzaubert. Was sonst? Schließlich war der Mann ja Katholik. Die Daumen mit den großen Zehen zusammen gebunden, schmiss man sie in den See.“

Der Tonfall: ist schon jugendlich. Mir ist es am Anfang deiner Geschichte aber zu flapsig und übertrieben flach. Im weiteren Text passt das besser für mich.


So hat's mir zumindest Mutter erzählt.

„meine Mutter“ fände ich weniger steif.

Beschwor ein Bild in mir: Ein Mann ohne Gesicht, im schwarzen Anzug, mit Schulterpolstern aus Blei und einer Aktentasche in der Hand.

Ein Bild beschwören? Herbeibeschwören, oder?

Die Schulterpolster aus Blei klingen toll. Aber über das Bild muss ich nachgrübeln: Polster heben optisch die Schultern, das Blei beschwert sie. Der Vater nahm der Familie wegen den verhassten Bürojob an und fühlte sich dadurch erdrückt?

Das Feuer knistert und ich fliege durch die Nacht, Sterne glitzern wie Pailletten über mir, dann falle ich. Das kalte Wasser reißt mich aus einem Traum, der niemals enden soll. Während ich zurück ans Ufer schwimme, segelt Gregor johlend durch die Luft und klatscht mit dem Rücken voran in den See. Nadine sitzt auf einem Ast, Joe wirft ihr schon das Tau nach oben, aber sie fängt es nicht gleich, sagt: »Ich trau' mich nicht!«

Mega! Wie sich Traumwelt und Badeausflug geschmeidig vermischen. :herz:

Nadine und Gregor kichern, glühende Kohlen in den Augen. Er taxiert mich, lächelt, schiebt dann ein Bein über Nadine und drückt sie schließlich wieder zu Boden.

Warum wieder? In der Szene saßen sie bis jetzt.

Der Mittwoch ist mein Lieblingstag. Am Abend zuvor wechsele ich immer die Bettwäsche. Ist die Schule endlich aus, lernen wir zusammen. Und anschließend genießen wir unsere Mädelszeit. Meine Mutter hat mir ein Abo zum Geburtstag geschenkt und Nadine und ich stürzen uns gemeinsam seit beinahe einem Jahr auf Fotostorys, Promiklatsch und Dumme-Jungen-Fragen.

Sophies Ausdrucksweise(Wortwahl und Satzaufbau) hier, ist schon ziemlich gegensätzlich zu der am Geschichtenanfang. Vllt. ließe sich das noch etwas anpassen.

Tigelchen und Fläschchen voller geheimnisvoller Tinkturen.

Tiegelchen.

Meinen Schatz bewahre ich in einem Holzkästchen auf,

… Ich ziehe die Schublade unterm Bett hervor, wühle mich nach hinten, durch Berge von Schlüpfern und viel zu klein gewordener Socken. Da ist er[es]ja!


Den Bezug zu dem Holzkästchen fände ich besser.

Ihr verschwörerisches Lächeln, ganz kurz nur, dann, als wäre nichts, den Blick wieder nach vorne gerichtet, zur Tafel hin.

Erscheint mir überflüssig.

Gregor nimmt einen Zug – die Falte zwischen den Brauen wird merklich tiefer – und schaut zum See.

Das hier auch. Vllt. sogar der ganze Einschub?

Die Luft drückt bleiern, wir rauchen, moderiger Geruch vom See dringt zu uns durch.

Wieder Blei? „… zu uns rüber“?

Und dahinter ist nichts weiter als das, was allen Männern bleibt, wenn die Maske fällt. Etwas Rohes, Dummes, Berechenbares. Und was Unberechenbares, zugegeben.

Ich mag diesen Widerspruch mit gleicher Wortwahl nicht. Die Aussage macht für mich auch keinen großen Sinn.

Fun fact: in deinem Text wird 10x gelächelt und 5x gegrinst. :D

Das Gelächter und die Musik in der Ferne werden immer leiser, als flögen wir davon. Weit weg. Aber wir sitzen hier. Ganz in der Nähe.

Ich verstehe nicht, warum du sie damit so schroff zurückholst.

Ich bin erregt, mehr nicht. Bin eine Hexe, Hexen wollen wissen. Das ist alles.

Top! Hey Sophie, wer hat hier das Packeis in sich?

Gregor kniet vor mir, sein Glied pulsiert, rollt den Gummi darüber

Das ist so eine häufig gelesene Beschreibung. Ich find dieses Bild immer etwas …befremdlich. „Das Gummi“, außerhalb von Österreich. Hehe. :p

Joe schubst und Gregor fällt. »Was soll der Scheiß!«, ruft er und Joe wirft sich auf ihn, schreit wieder: »Du blödes Arschloch!«.

»Was soll der Scheiß[Fragezeichen]«, fände ich stimmiger.

schlagen Bögen, bevor sie an mir vorbeigehen. Alle an meiner Schule machen das, zumindest alle, die mich kennen, aber auch die, die mich nicht kennen. Sie wissen es oder ahnen, wer ich bin, was ich bin, schon immer gewesen bin. Sie schlagen auch Bögen um sich selbst. Das Mädchen, das ich liebe, der Junge, der sie liebt, und Joe, der wohl was für mich empfindet.

Durch die erwähnten fremden Schüler, ist der Bezug von „Sie schlagen auch Bögen um sich selbst.“ schief, meine ich.

Sie antwortet nicht, fixiert mich nur, die Arme über Kreuz gelegt,

„Über Kreuz gelegt“ ist mir zu dicht an der anderen Kirchenthematik dran. Vllt. schlicht„…, die Arme verschränkt, …“?

Streng sieht sie aus, meine Inquisitorin.

Hm. Der Begriff kommt zweimal dicht hintereinander.

»Du bist völlig durch« Sie dreht sich um, schüttelt den Kopf

Gleiche Wortwahl wie Sophies Mutter. Ist das Absicht?

Ich ziehe die Beine an, versuche die Zehen zu packen

Oh, wie bei der Wasserprobe. Super! :thumbsup:

Die Wasseroberfläche ist nah, es trennt uns nur noch ein Häutchen,

Das auch! :herz:

Brennend heiße Luft.

Haah. Da muss ich auch erstmals tief Luft holen. Schöner Schlussakkord, einer für mich sehr gelungenen Geschichte! Der Spannungsbogen ist top. Deine Figuren wirken super authentisch auf mich. Ich nehme Sophie das alles ab, auch ohne genaue Diagnose und Hintergrunderklärung. Und ich mag die Ellipsen und Schlenker zur Hexerei und Sophies Hexenpersönlichkeit, die die Handlung durchziehen. Wie gesagt, die Ausdrucksweise im Text ist mMn noch nicht ganz homogen. Aber das ist Gemecker auf hohem Niveau.

Sehr gern gelesen, hell!
Viele Grüße
wegen

 

Hi @hell

ach, so zuverlässig. ;) Wie immer eine tolle Story von dir!! So cool, dieses ganze Hexenthema, da bin ich voll dabei!

Mädchenglut

Top-Titel, das kannst du auch super. Wirkt so mysteriös, gleichzeitig irgendwie gewalttätig. :thumbsup: Vor allem gibt er ein gutes Gefühl dafür, was für eine Art Text einen erwarten wird. Zumal der Titel voll eingelöst wird.

Natürlich kenne ich die Geschichten von den Versenkten im See.

Sehr guter erster Satz. Entwickelt sofort Tempo und öffnet Fragen, die man als Leser sofort beantwortet haben möchte.

Ein Mann ohne Gesicht, im schwarzen Anzug, mit Schulterpolstern aus Blei und einer Aktentasche in der Hand.
Würstchen zu brutzeln, wo einst Frauen um ihr Leben gebrüllt haben, ist, na ja, heftig, finde ich.

Beides auch großartig, ich liebe die Kontraste. Sehr gut, wie du auch sie als Charakter zeichnest, mit ihrer morbiden Vorliebe Hexenverbrennung und ihrer Pyromanie.

Das Feuer knistert und ich fliege durch die Nacht, Sterne glitzern wie Pailletten über mir, dann falle ich.

Das ist soooo gut! Ehrlich mal. Ich hab die Stelle dreimal gelesen, ich mag dieses Gedankenspiel einfach, das man als Leser hat, wenn man diese Stelle liest, denn logischerweise denkt man zuerst, sie fliegt tatsächlich, als selbsternannte Hexe. Dann wird klar, dass sie sich vom Seil in den See fallen lässt. Und der Satz an sich, auch mega, vor allem durch dieses »...dann falle ich.« am Ende. :herz:

Nadine und Gregor kichern, glühende Kohlen in den Augen.

Das ist die erste Stelle, die ich nicht so mag. Ich weiß nicht, das ist warscheinlich eher persönlicher Geschmack, aber mir gab es das Bild mit den Augen, die als glühende Kohlen dargestellt werden viel zu oft. :( Ich weiß, wir sehen die Geschichte ja aus der Perspektive von Sophie und die liebt ja diese Hexentypischen Dinge, aber ich glaube, da würdest du vielleicht noch einen anderen Vergleich finden, der irgendwie weniger verbraucht ist. :( Klar, das mit dem Feuer passt natürlich super zum Rest der Geschichte, aber vielleicht kann man ja eine andere Feuer-Analogie finden. ;)

Feinste Linien, wahre Zeugen, längst verheilt.

Super! Mehr muss man nicht sagen, um zu zeigen, wie es um ihr Seelenheil bestellt ist. Sie ist eine Außenseiterin, eine traumatisierte, verschrobene Träumerin.

Sie riecht nach Nivea. Wie sich ihr Brustkorb bewegt, ihr Kehlkopf hebt und senkt ...

Toll, weil es ungewöhnliche Beobachtungen für eine Frau sind, die eine Frau beschreibt. Und deswegen auch so stark.

Rot wie Blut und schwarz wie Krähenfedern.

Hier geht's mir auch so wie zuvor. Klar, ich verstehe, warum du diese Bilder genommen hast. Das sind die typischen Hexensachen, rotes Blut, schwarze Federn, Mond, Raben, Glut. Aber ich finde der Rest deiner Geschichte wirkt so modern und cool und klingt mehr wie ein Neo-Goth-Märchen, da stören mich diese supertypischen Vergleiche einfach. Die stechen im originellen Rest so sehr raus. ;) Kann es ist rot wie Mohn und schwarz wie Schlangenhaut sein? Oder Granatapfelrot und schwarz wie Schiefer?

Keine Ahnung, das sind auch blöde Ideen, aber du verstehst bestimmt, was ich meine. ;) Ich kann aber auch total verstehen, wenn du sagst, du willst, das diese Vergleiche bleiben, denn sie machen ja tatsächlich Sinn im Kopf der Protagonistin. :xxlmad:

»Sophie?« Er spricht es Soffi aus. Nicht schön, nicht französisch, nicht Sophie.

Toll. :herz:

Enten schlagen mit den Flügeln auf die Oberfläche, hetzen einander, halb fliegend, halb rennend.

Richtig gut.

Diese blauen Augen. Nadine sagt, sie sähen aus wie Schwimmbecken, in die sie gerne eintauchen würde. Ich sehe nur Kälte in ihnen. Eis. Aber das Eis wird transparent, beginnt zu schmelzen.

Haha, naja, wie gesagt, siehe oben. ;)Hier find ich's noch ein wenig störender, weil die »blauen Eisaugen« noch viel überholter sind, als die Feueraugen. Und wenn, dann würde ich echt nur bei den Feuerbildern bleiben. Kann es vielleicht einfach kalte Asche sein? Ein Lagerfeuer am Morgen? Ganz ohne Wärme? Nur so als Idee. ;) Verstehe mich echt nicht falsch, aber da bin ich grad ein wenig leidenschaftlich, weil mir der Rest deiner Story so gut gefällt, das mich persönlich diese typischen Fantasy-Augen-Vergleiche einfach rausreißen. Und das muss ich vermeiden! :p

Aber er löst sogleich den Druck, das Packeis seiner Augen ist Kohlen gewichen. Glut.

Hier auch, wie gesagt. ;D

Ich bin erregt, mehr nicht. Bin eine Hexe, Hexen wollen wissen. Das ist alles.

Super.

Ich ziehe die Beine an, versuche die Zehen zu packen und das Wasser dreht mich und dreht sich selbst in unsichtbaren Wirbeln. Dann halte ich sie fest umschlungen und irgendetwas zieht an mir wie an einem Griff, und als ich die Augen öffne, werde ich geblendet. Die Wasseroberfläche ist nah, es trennt uns nur noch ein Häutchen, das ich jetzt durchsteche, und Luft füllt meine Lungen. Brennend heiße Luft.

Und das Ende ist das allerbeste. Wie elegant zu den Bogen wieder zur Wasserprobe schließt, ist echt toll. Sie steigt auf, so wie jeder Körper aufsteigen würde, wenn man ins Wasser springt. Aber gleichzeitig bedeutet es für sie, das sie weiter in ihrem Glauben leben kann, eine Hexe zu sein. Richtig richtig gut. :bounce:

Hab's unheimlich gern gelesen und werd's auch nochmal lesen ... auch mit Eis- und Feueraugen und den Rabenfedern. ;)

Danke dir und viele liebe Grüße, PP

 

Guten Morgen @hell, so dann wollen wir den Kommentar mal zu Ende bringen, gestern hat es leider nicht mehr geklappt.

. Ich kotze alles aus.
alles aus ist an der Stelle überflüssig. Ich glaube man kann nicht halb Kotzen :-)
gemeinsam seit beinahe einem Jahr auf Fotostorys,
muss vor das seit vielleicht ein Komma?
seit beinahe einem Jahr auf Fotostorys, Promiklatsch und Dumme-Jungen-Fragen.
Meine Mutter, nie ist sie da, immer am Arbeiten, aber ich muss zugeben, ihr Geschenk hat ins Schwarze getroffen, auch wenn wir eigentlich viel zu alt für so was sind.
sie ist halt trotzdem nur ein Teenager :-) Sehr schön
Nadine legt sich auf die Seite, wir sehen uns tief in die Augen. Sie riecht nach Nivea. Wie sich ihr Brustkorb bewegt, ihr Kehlkopf hebt und senkt ...
an dieser Stelle war mir klar, dass sie Eifersüchtig auf Gregor ist, solche Beschreibungen stellt man nur an, wenn ein Mensch einem mehr als wichtig ist.
Wie man nachher schön zu sehen bekommt, sollte man eine HExe nicht verärgern oder Eifersüchtig machen.
Egal, ich will nicht, dass die Briefe fettig werden. Auch nicht das Haargummi – es riecht nicht mehr nach ihr! –, und schon gar nicht die karierten Zettelchen, Dutzende davon, fein säuberlich gestapelt. Magische Formeln, Versprechen, heimliche Gedanken.
Ich schwanke zwischen Teenieschwärmerei (Zettelchen, Haargummi, riecht nicht mehr nach ihr) und Besessenheit von Nadine, da ich Sophie (Rauchen, Alkohol) zu alt halte, für diese typischen "oh gott er hat meine Hand angefasst, jetzt wasche ich mich nie wieder"- Momente.
War klar, dass er kommt. Gregor hat die Handschrift erkannt, auch wenn sie nicht für ihn bestimmt war, sondern für mich! Lange vor ihm! Noch bevor er alles durcheinandergebracht hat. Er sitzt auf der Bank unter der Gerichtseiche und raucht.
so diese Stelle meinte ich in meinem ersten Kommentar.
Jetzt wird mir wieder klar, das Abstand und eine erholsame Nacht manchmal wunder wirken und sollte mir das für meine Geschichten selbst auch mal zu Herzen nehmen.
Natürlich hat Sophie ihn mit dem Zettel zum See gelockt um die Situation auf der Party ab zu checken, dass mir das nicht gestern schon aufgefallen ist :-)
wie gesagt legt dich nie mit einer eifersüchtigen Hexen an.
Die Abendsonne hat einen roten Teppich aufs Wasser gemalt. Enten schlagen mit den Flügeln auf die Oberfläche, hetzen einander, halb fliegend, halb rennend.
Top!
Er schaut auf die feinen Striche, die meine Arme zieren. »Ihr hattet Streit, stimmt's?«
Hier bin ich auch einmal gestolpert, weil man automatisch den Streit mit den Narben auf dem Arm in verbindung bringt, als hätte Nadine sie gekratzt oder so, dabei hatte das eine ja nichts mit dem anderen zu tun. Er schaut einfach nur drauf und fragt dann wegen dem Streit den Nadine erwähnt hat.
Trotzdem finde ich das ein bisschen konfus.
ch zwinkere ihm zu, mache einen Klicklaut.
Klicklaut klingt komisch, wie es mit "ich zwinker ihm zu, schnalze mit der Zunge"?
Wie ein Fragezeichen hockt er da, und während ich ihn noch heiß im Nacken spüre, verzieht sich mein Gesicht zu einem Grinsen, wird mein braunes Haar zu rotem und meine Nase bekommt einen Höcker.
super :-)
Diese blauen Augen. Nadine sagt, sie sähen aus wie Schwimmbecken, in die sie gerne eintauchen würde. Ich sehe nur Kälte in ihnen. Eis. Aber das Eis wird transparent, beginnt zu schmelzen. Mehr und mehr, Schluck für Schluck. Und dahinter ist nichts weiter als das, was allen Männern bleibt, wenn die Maske fällt. Etwas Rohes, Dummes, Berechenbares. Und was Unberechenbares, zugegeben. Aber Gregor ist noch ein halbes Kind, daran verbrenne ich mich schon nicht.
Hier brauchte ich wohl auch eine Nacht und den Bogen zu kriegen, beim ersten Lesen habe ich mich gefragt, wie sie von Joes Augen auf Finger verbrennen bei Gregor kommt und wieso Nadine gerne in Joes Augen eintauchen will, wenn sie doch mit Gregor zusammen ist.
Jetzt hab ich es dann auch verstanden :-)
Aber er löst sogleich den Druck, das Packeis seiner Augen ist Kohlen gewichen. Glut.
find ich gut, spannt gleich den Bogen zu dem Abend mit Nadine und Joe am Feuer beim See, auf der einen Seite weiß man also was passieren wird, auf der anderen Seite hofft man, dass einer, Nadine zu liebe doch noch die Kurve bekommt.
, Luft, ich brauche Luft und ich zwänge meine Hände unter seine Schultern und drücke so fest ich kann.
eins von beiden würde ich raus nehmen.
»Warte«, sage ich
kurzes Aufatmen, sie macht offensichtlich doch das richtig und widersteht dem Drang sich an Nadine für ihre Schmerzen zu rächen.
und doch greife ich in die Tasche und zaubere ein Kondom hervor.
oder auch nicht. Doch lieber die Variante, wenn du mir weh tust, weil du einen anderen Liebst, dann tuh ich dir eben auch weh, zeige dir wie es ist, wenn der Mensch den man liebt einen betrügt.
ich stöhne nicht aus Lust, ich bin die Magd, die macht, was Herr und Meister ihr befielt.
Super Bogen zum Anfang der Geschichte.
Sie schlagen auch Bögen um sich selbst. Das Mädchen, das ich liebe, der Junge, der sie liebt, und Joe, der wohl was für mich empfindet.
Sie schlagen Bögen um sich selbst? Meinst du Nadine, Gregor und Joe gehen nicht nur ihr aus dem Weg sondern auch sich gegenseitig auch ? Macht ja Sinn. Nadine ist sauer auf Gregor, weil er sie Betrügt hat. Joe ist sauer auf Gregor, weil er Sophie gevögelt hat, obwohl er wusste das Joe was für sie empfindet und Gregor.... ja, geht Gregor aktiv aus dem weg, also auch den anderen beiden und nicht nur Sophie oder wird es nur umgangen, weil er der Arsch in der Situation ist? Wahnsinnig gut dargestellt, finde ich
»Du bist völlig durch«
wurde ja schon angemerkt, das es die selben Worte sie, wie die von Sophies Mutter. Ich fände für Nadine die Worte "Du bist doch krank" oder "Du bist doch völlig krank" passender.
»Du bist krank, weißt du das!«
okay dadurch das es später nochmal kommt, passt es oben natürlich nicht mehr.
Wie wäre es also stattdesswen mit
"Du bist doch Wahnsinnig"? also oben bei dem ersten Ausruf von Nadine.
»Sophie!«, ruft sie. Niemand spricht es so schön aus wie du, Nadine. Niemand.
Ich finde es schön, das Nadine trotz allem zu ihrer Freundin steht,
Sie fuchtelt mit den Armen, ruft erneut nach mir
und sich Sorgen macht und nicht einfach nach Hause geht und dieses traumatisierten, exzentrischen Teenager sich und dem See überlässt.
Unter mir nur Dunkelheit, über mir zucken Blitze aus Sonnenlicht, und Luftbläschen funkeln wie Perlen auf dem Weg nach oben
Gefällt mir
Die Wasseroberfläche ist nah, es trennt uns nur noch ein Häutchen, das ich jetzt durchsteche, und Luft füllt meine Lungen. Brennend heiße Luft.
und auch das ist wahnsinnig gut, das sagte die anderen ja auch Schon.

Lieber hell, ich bin auch nach einer Nacht drüber schlafen immer noch hell (:rotfl:)auf begeistert von deiner Geschichte.
Du schaffst es, in einem wahnsinnig ruhigen und ernstem Tonfall, die Gefühle einer hoffnungslos verliebten, traumatisierten Teenagerin einzufangen und dadurch die Bedrohlichkeit nur unterschwellig mitschwingen zu lassen.
Die Art und Weise, wie du uns Sophies Geisteszustand näher bringst, fast beiläufig und nebenbei, obwohl er der Mittelpunkt der Geschichte ist, ist einfach klasse.
Ich habe die Geschichte auch beim zweiten Mal wahnsinnig gerne gelesen und werde sie mit Sicherheit auch noch einmal lesen und dann bin ich mal gespannt, was ich sonst noch so entdecke.

Danke für diese tolle Story :-)

begeisterte Grüße
Shey :-)

 

Hey @Shey :),

Leider muss ich mich auch direkt bei dir entschuldigen aber ich kann dir gar Nicht genau sagen, wieso mich dein Text so eingesaugt hat.
Na! Du hast doch eine Menge angemerkt, und außerdem: entschuldigen und eingesaugt passen einfach nicht zusammen :). Finde es einfach großartig, wenn dich die Geschichte gefangen nehmen konnte!

strampelten
heißt es nicht strampelnde Beine ? weil die willst ja auch die strampelnden Beine hinaus und willst nicht jemandem sagen, dass da Beine strampelten, oder ?
Das passiert, wenn ich schnell was ergänzen, schnell einen Hinweis übernehmen möchte. Schnellschuss eben. Also, für die Zukunft - an mich gerichtet jetzt: Erst zielen, dann feuern!
Danke für den Hinweis, Shey.

wieso sie danach nicht mehr glücklich war, aber wer kennt es nicht. Es ist alles geil, man kann tun und lassen was man will, seine Phantasien und Träume ausleben und dann bindet ein Kind einen an Verpflichtungen und sein Leben ändert sich komplett
Wir wissen ja nicht, ob sie nicht mehr glücklich ist, wenngleich das auch so ein Grundkonflikt ist. Kinder bereichern, aber sie nehmen auch was, klar. Zudem durchläuft das jetzt alles einen Wahrnehmungsfilter, nämlich den von Sophie, die ja die Geschichte erzählt.

Ich schließe hierraus, das ihr Vater einen Job hatte wo er Anzug und Aktentasche brauchte, daher das Bild des Mannes ohne Gesicht (wenn er verbrannt ist, wird er auch nicht mehr viel davon haben) das mit den Schulterpolster aus Bleib wird mir, im Gegensatz zu @josefelipe nicht klar, was das bedeuten soll.
Vielleicht erinnert sie sich auch nicht mehr daran, wie er mal ausgesehen hat, der vom Weltenbummler zum Aktenmann gewordene Vater, dessen Schultern für Sophie so niedergedrückt erscheinen. Für Sophie - in ihrem Alter - sicherlich eine schlimme Vorstellung, dass er so spießigen Dingen nachgehen musste, einfach weil Sophie nun da war.

1. Die Hexenverbrennung im Übergang durch das knisternde Feuer nochmal zu erwähnen find ich super, davon abgesehen spielt Feuer ja eh eine größere Rolle in der Geschichte wie ich finde. Feuer, Wasser und Hexen. Ich glaube wohl kaum an Zufall, das sie bei dem Blick ins Lagerfeuer oder beim beobachten der Wellten gedankenversunken wird, wo es doch beides Elemente sind die für Hexen nicht unbedingt was gutes bedeutet haben, da kann man schon mal wehmütig werden.
2. hat mich diese Stelle ein wenig irritiert, weil ich erst dachte es wäre ein Traum, dann dachte ich, sie hätte am Strand gelegen und jemande hätte sie abrupt ins Wasser geworfen, dann hab ich weiter gelesen und dachte, dass sie sich wahrscheinlich auch mit dem Tau geschwungen hat aber was soll dann das mit dem Traum bedeuten? Kannst du mir da bitte Helfen?
Na ja, ich dachte eher an einen Traum, der wachen Auges geträumt wird. Der Traum vom Fliegen wie eine Hexe sozusagen. Aber ich hab' da ein bisschen mit Erwartungen gespielt auch, um sie dann zu brechen.

sich in Joes glasigen Augen wider.
das wieder ist mMe nach überflüssig. Hab es beim Lesen eben weg gelassen und es klang gleich gefälliger.
Hab's gestrichen, danke.

»Hört ihr auch das Zischen verbrennender Leiber?«, sage ich. »Wenn die Haut aufplatzt und ...«
»Lass gut sein«, sagt Nadine. »Nicht schon wieder Horrorgeschichten.«
»Das sind keine Geschichten!«
Wenn man den ganzen Text kennt, bekommt diese Stelle irgendwie einen bedrohlichen Beigeschmack... so von wegen keine Geschichte
Schön, dass dir das auffällt. Ich versuche mich immer wieder gerne an ... ähm ... verstecktem Foreshadowing, der sich dann im Nachgang entfalten soll. Klingt irgendwie paradox, ich weiß :).

»Halt einfach die Klappe, Sophie, und genieß mal die Ruhe!«
das und ist für mich über
Danke, dass du mir den Rotstift leihst. Gestrichen.

Ich kotze alles aus.
alles aus ist an der Stelle überflüssig. Ich glaube man kann nicht halb Kotzen :-)
Darüber muss ich nachdenken. Alles bezieht sich ja auf den Apfelkorn und die Säure, zudem will ich den Rhythmus (noch) nicht zerstören.

gemeinsam seit beinahe einem Jahr auf Fotostorys,
muss vor das seit vielleicht ein Komma?
Ich meine nicht, nein.

Egal, ich will nicht, dass die Briefe fettig werden. Auch nicht das Haargummi – es riecht nicht mehr nach ihr! –, und schon gar nicht die karierten Zettelchen, Dutzende davon, fein säuberlich gestapelt. Magische Formeln, Versprechen, heimliche Gedanken.
Ich schwanke zwischen Teenieschwärmerei (Zettelchen, Haargummi, riecht nicht mehr nach ihr) und Besessenheit von Nadine, da ich Sophie (Rauchen, Alkohol) zu alt halte, für diese typischen "oh gott er hat meine Hand angefasst, jetzt wasche ich mich nie wieder"- Momente.
Ja, schwanke ruhig, finde ich eigentlich ganz passend :).

War klar, dass er kommt. Gregor hat die Handschrift erkannt, auch wenn sie nicht für ihn bestimmt war, sondern für mich! Lange vor ihm! Noch bevor er alles durcheinandergebracht hat. Er sitzt auf der Bank unter der Gerichtseiche und raucht.
so diese Stelle meinte ich in meinem ersten Kommentar.
Jetzt wird mir wieder klar, das Abstand und eine erholsame Nacht manchmal wunder wirken und sollte mir das für meine Geschichten selbst auch mal zu Herzen nehmen.
Natürlich hat Sophie ihn mit dem Zettel zum See gelockt um die Situation auf der Party ab zu checken, dass mir das nicht gestern schon aufgefallen ist :-)
Schön, dass dir das jetzt klar wird. Andererseits ist es schon auch ein guter Hinweis gewesen, vielleicht muss ich da deutlicher werden.

Er schaut auf die feinen Striche, die meine Arme zieren. »Ihr hattet Streit, stimmt's?«
Hier bin ich auch einmal gestolpert, weil man automatisch den Streit mit den Narben auf dem Arm in verbindung bringt, als hätte Nadine sie gekratzt oder so, dabei hatte das eine ja nichts mit dem anderen zu tun. Er schaut einfach nur drauf und fragt dann wegen dem Streit den Nadine erwähnt hat.
Auch ein guter Hinweis, danke. Gerade wegen des Streits auch. Ich hab mal das Adjektiv geändert, vielleicht muss ich da aber noch mehr machen. Mal sehen.

Klicklaut klingt komisch, wie es mit "ich zwinker ihm zu, schnalze mit der Zunge"?
Hab's mal geändert.

Aber er löst sogleich den Druck, das Packeis seiner Augen ist Kohlen gewichen. Glut.
find ich gut, spannt gleich den Bogen zu dem Abend mit Nadine und Joe am Feuer beim See, auf der einen Seite weiß man also was passieren wird
ich stöhne nicht aus Lust, ich bin die Magd, die macht, was Herr und Meister ihr befielt.
Super Bogen zum Anfang der Geschichte.
Freut mich.

Macht ja Sinn. Nadine ist sauer auf Gregor, weil er sie Betrügt hat. Joe ist sauer auf Gregor, weil er Sophie gevögelt hat, obwohl er wusste das Joe was für sie empfindet und Gregor.... ja, geht Gregor aktiv aus dem weg, also auch den anderen beiden und nicht nur Sophie oder wird es nur umgangen, weil er der Arsch in der Situation ist? Wahnsinnig gut dargestellt, finde ich
Und dennoch ist es (erst mal) raus. Vielleicht taucht es etwas abgeändert später wieder auf. Mal sehen.

»Du bist völlig durch«
wurde ja schon angemerkt, das es die selben Worte sie, wie die von Sophies Mutter.
Ja, das war auch Absicht. Ist mir jetzt aber auch too much. Ich hab's geändert.

Lieber hell, ich bin auch nach einer Nacht drüber schlafen immer noch hell (:rotfl:)auf begeistert von deiner Geschichte.
Du schaffst es, in einem wahnsinnig ruhigen und ernstem Tonfall, die Gefühle einer hoffnungslos verliebten, traumatisierten Teenagerin einzufangen und dadurch die Bedrohlichkeit nur unterschwellig mitschwingen zu lassen.
Die Art und Weise, wie du uns Sophies Geisteszustand näher bringst, fast beiläufig und nebenbei, obwohl er der Mittelpunkt der Geschichte ist, ist einfach klasse.
Ich habe die Geschichte auch beim zweiten Mal wahnsinnig gerne gelesen und werde sie mit Sicherheit auch noch einmal lesen und dann bin ich mal gespannt, was ich sonst noch so entdecke.
Ich zitiere das jetzt mal, einfach deswegen, weil es sich so gut anfühlt, wenn ich es lese.

:shy:

Liebe Shey, hab' mich sehr über deinen hilfreichen und schönen Kommentar gefreut. Hast mir mehrmals ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.
Schönen Dank!

Gruß

hell

 

Hallo @hell

Wir wissen ja nicht, ob sie nicht mehr glücklich ist,
naja du schreibst ja
Vor Kurzem meinte sie, sie wäre glücklich mit ihm gewesen, bis ich auf die Welt gekommen bin.
natürlich kann sie nachher immernoch glücklich gewesen sein, ein Kind bereichert ja schon aber eben vielleicht nicht mehr mit ihm so wie sie es vorher waren und wenn er einen bleiernden Eindruck bei Sophie hintrlassen hat, kann es kein glücklicher Vater gewesen sein.
Na ja, ich dachte eher an einen Traum, der wachen Auges geträumt wird. Der Traum vom Fliegen wie eine Hexe sozusagen. Aber ich hab' da ein bisschen mit Erwartungen gespielt auch, um sie dann zu brechen.
Alles klar, jetzt wird logisch :-) danke
Ja, schwanke ruhig, finde ich eigentlich ganz passend :).
war auch nicht als Kritik gemein, nur für den Fall das es falsch rüber gekommen ist.
Auch ein guter Hinweis, danke. Gerade wegen des Streits auch. Ich hab mal das Adjektiv geändert, vielleicht muss ich da aber noch mehr machen. Mal sehen.
mhh hat für mich leider noch keinen unterschied gemacht. Ja die Linien sind jetzt blass und nicht mehr fein aber auch das ändert leider nichts daran das man die Narben mit dem Streit in Verbindung bringt.
Wie wäre es mit
"er schaute auf die blassen Linien, die meinen Arm zieren.
"Nadine hat mir von eurem Streit erzählt, meinte du wärst völlig durchgeknallt gewesen.""

irgendwie so, verrät nicht viel mehr, aber ich finde der Zusammenhang wird aus einander gerissen.

Niemand spricht mit mir, sie weichen mir aus, schlagen Bögen, bevor sie an mir vorbeigehen. Alle an meiner Schule machen das, zumindest alle, die mich kennen, aber auch die, die mich nicht kennen. Sie wissen es oder ahnen, wer ich bin, was ich bin, schon immer gewesen bin.
viel besser :-)
»O Mann.« Sie dreht sich um, schüttelt den Kopf und sagt: »Du tust mir einfach nur leid.«
auch das ist besser geworden.

Hast mir mehrmals ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.
das freut mich, gern geschehen und völlig verdient.

Liebe Grüße
Shey:-)

 

Hey @wegen,

ich schreibe dir erstmal meine pingeligen Gedanken zu ein paar Textstellen
Immer her damit.
Aber es geht so in die Richtung hier: :bounce:
So schlimm kann's ja nicht werden :D.

wo einst Frauen um ihr Leben gebrüllt haben, ist, na ja, heftig, finde ich. Aber das will ja eh niemand hören und wer weiß schon, was sich dort abgespielt hat, außer mir.
Andere finden es spooky, Nadine zum Beispiel, aber ich liebe die Hexengeschichten vom Ort,
Das kann ich auch nicht richtig glauben, dass sie die lokale Geschichte nicht im Unterricht behandeln und nur Sophie es aus alten, vergilbten, eingestaubten Wikieinträgen hat.
Ja, verstehe den Punkt. Ob man das jetzt unbedingt im Unterricht durchkauen würde, bezweifele ich. In der Grundschule möglicherweise, allerdings wohl nicht so ein Thema ...
Denke ich mal an die Schulzeit zurück, gab's da nicht viel Raum für Inquisition oder Lokalgeschichte.
Zwei sog. "Gerichtseichen" stehen übrigens ganz in der Nähe meines Wohnortes. Kaum einer weiß davon, auch nicht, dass sie mal mehr als Bäume waren, geschweige denn, was da alles verhandelt wurde ... Gibt auch keine Wiki-Artikel davon, da muss man schon tiefer graben.

Andererseits weiß man einfach, dass es Hexenverbrennungen bsp. in Freiburg gab. Fragt man aber, wo die Scheiterhaufen waren, wird man kaum Antwort erhalten. Außer man fragt die Freaks :D.

Vor ein paar hundert Jahren gab's 'ne Menge Wasserproben vor Ort.
Da du die Hexen erst hinterher erwähnst, blieb ich an der Stelle hängen und dachte an pH-Wert und Badeseequalität. Vllt bringst du die Hexen früher?
Darüber brüte ich noch.

Klar, sie hatte ihn verzaubert, was sonst, schließlich war der Mann ja Katholik, also band man ihr die Daumen mit den Großzehen zusammen und schmiss sie in den See.
Du könntest auch mehrere Sätze daraus machen: „Klar, sie hatte ihn verzaubert. Was sonst? Schließlich war der Mann ja Katholik. Die Daumen mit den großen Zehen zusammen gebunden, schmiss man sie in den See.“

Der Tonfall: ist schon jugendlich. Mir ist es am Anfang deiner Geschichte aber zu flapsig und übertrieben flach. Im weiteren Text passt das besser für mich.

Auch das schaue ich mir noch mal an, wegen. Noch will ich sie so atemlos plappern lassen. Kann sich ändern.

So hat's mir zumindest Mutter erzählt.
„meine Mutter“ fände ich weniger steif.
Kauf ich.

Beschwor ein Bild in mir: Ein Mann ohne Gesicht, im schwarzen Anzug, mit Schulterpolstern aus Blei und einer Aktentasche in der Hand.
Ein Bild beschwören? Herbeibeschwören, oder?
Auch das.

Die Schulterpolster aus Blei klingen toll. Aber über das Bild muss ich nachgrübeln: Polster heben optisch die Schultern, das Blei beschwert sie. Der Vater nahm der Familie wegen den verhassten Bürojob an und fühlte sich dadurch erdrückt?
Ja, so in etwa dachte ich mir das. Ist vielleicht nicht ganz sauber, vom Bild her, blöd auch, wenn das raushaut, klar, wobei dir die Frage erlaubt ist, sollte dich nur nicht im Lesefluss stören. Ich dachte halt an so was wie Antipolster. Also das, was seine Schultern heben sollte, macht genau das Gegenteil. Also im übertragenem Sinne auch. Ich denke aber darüber nach, danke wegen. Finde es echt gut, dass du mir 'ne Menge zum Nachdenken gibst! Schmeiße all das mal ins Wasser und schaue, ob es wieder nach oben steigt :).

Nadine und Gregor kichern, glühende Kohlen in den Augen. Er taxiert mich, lächelt, schiebt dann ein Bein über Nadine und drückt sie schließlich wieder zu Boden.
Warum wieder? In der Szene saßen sie bis jetzt.
Ist ein Überbleibsel, stand mal was davor. Hab's gestrichen, auch das jetzt. Danke.

Der Mittwoch ist mein Lieblingstag. Am Abend zuvor wechsele ich immer die Bettwäsche. Ist die Schule endlich aus, lernen wir zusammen. Und anschließend genießen wir unsere Mädelszeit. Meine Mutter hat mir ein Abo zum Geburtstag geschenkt und Nadine und ich stürzen uns gemeinsam seit beinahe einem Jahr auf Fotostorys, Promiklatsch und Dumme-Jungen-Fragen.
Sophies Ausdrucksweise(Wortwahl und Satzaufbau) hier, ist schon ziemlich gegensätzlich zu der am Geschichtenanfang. Vllt. ließe sich das noch etwas anpassen.
Hm, auch hier wieder. Ich brauche ein bisschen Zeit, um das zu überdenken. Danke für den Anstoß.

Meinen Schatz bewahre ich in einem Holzkästchen auf,

… Ich ziehe die Schublade unterm Bett hervor, wühle mich nach hinten, durch Berge von Schlüpfern und viel zu klein gewordener Socken. Da ist er[es]ja!

Den Bezug zu dem Holzkästchen fände ich besser.
D'accord.

Ihr verschwörerisches Lächeln, ganz kurz nur, dann, als wäre nichts, den Blick wieder nach vorne gerichtet, zur Tafel hin.
Erscheint mir überflüssig.
Stimmt.
Die Luft drückt bleiern, wir rauchen, moderiger Geruch vom See dringt zu uns durch.
Wieder Blei? „… zu uns rüber“?
Überlege ich mir noch.
Und dahinter ist nichts weiter als das, was allen Männern bleibt, wenn die Maske fällt. Etwas Rohes, Dummes, Berechenbares. Und was Unberechenbares, zugegeben.
Ich mag diesen Widerspruch mit gleicher Wortwahl nicht. Die Aussage macht für mich auch keinen großen Sinn.
Würde ich gerne stehen lassen. Das soll so ein bisschen Gefahr, Zweifel, mögliche Selbstüberschätzung zum Ausdruck bringen. Ich könnte auch noch mehr hineininterpretieren. Also einfach deswegen bleibt es wohl, weil ich so viel hineininterpretieren könnte :).

Fun fact: in deinem Text wird 10x gelächelt und 5x gegrinst.
Haha, ja. Ist beinahe widersprüchlich und erinnert mich an einen Artikel, den ich irgendwo gelesen habe. Kurt Sutter behauptet darin sinngemäß, dass es in keinem Film und keiner Serie so viele weinende Männer zu sehen gäbe, als in Sons of Anarchy :D.
Abgesehen davon, ja, vielleicht sollte ich etwas runterschrauben. Danke fürs Zählen :)!

Das Gelächter und die Musik in der Ferne werden immer leiser, als flögen wir davon. Weit weg. Aber wir sitzen hier. Ganz in der Nähe.
Ich verstehe nicht, warum du sie damit so schroff zurückholst.
Ich breche einfach immer wieder gerne.

Gregor kniet vor mir, sein Glied pulsiert, rollt den Gummi darüber
Das ist so eine häufig gelesene Beschreibung. Ich find dieses Bild immer etwas …befremdlich. „DasGummi“, außerhalb von Österreich. :p
Onkel Duden meint, beides geht. Maskulin klingt's mir gefälliger - und passender :p.

Joe schubst und Gregor fällt. »Was soll der Scheiß!«, ruft er und Joe wirft sich auf ihn, schreit wieder: »Du blödes Arschloch!«.
»Was soll der Scheiß[Fragezeichen]«, fände ich stimmiger.
Jepp.

schlagen Bögen
, bevor sie an mir vorbeigehen. Alle an meiner Schule machen das, zumindest alle, die mich kennen, aber auch die, die mich nicht kennen. Sie wissen es oder ahnen, wer ich bin, was ich bin, schon immer gewesen bin. Sie schlagen auch Bögen um sich selbst. Das Mädchen, das ich liebe, der Junge, der sie liebt, und Joe, der wohl was für mich empfindet.
Durch die erwähnten fremden Schüler, ist der Bezug von „Sie schlagen auch Bögen um sich selbst.“ schief, meine ich.
Ist (vorerst) raus.

Sie antwortet nicht, fixiert mich nur, die Arme über Kreuz gelegt,
„Über Kreuz gelegt“ ist mir zu dicht an der anderen Kirchenthematik dran. Vllt. schlicht„…, die Arme verschränkt, …“?
Stimmt, too much.

Streng sieht sie aus, meine Inquisitorin.
Hm. Der Begriff kommt zweimal dicht hintereinander.
Nicht mehr.

»Du bist völlig durch« Sie dreht sich um, schüttelt den Kopf
Gleiche Wortwahl wie Sophies Mutter. Ist das Absicht?
Ja, hab's jetzt aber auch absichtlich geändert.

Haah. Da muss ich auch erstmals tief Luft holen. Schöner Schlussakkord, einer für mich sehr gelungenen Geschichte! Der Spannungsbogen ist top. Deine Figuren wirken super authentisch auf mich. Ich nehme Sophie das alles ab, auch ohne genaue Diagnose und Hintergrunderklärung. Und ich mag die Ellipsen und Schlenker zur Hexerei und Sophies Hexenpersönlichkeit, die die Handlung durchziehen.
Wie schön, freue mich sehr über dein Feedback!

Liebe wegen, danke dir sehr herzlich für den konstruktiven Kommentar, der nachwirkt und mich zwingt, mir das eine oder andere noch mal genauer anzusehen, der es aber zugleich schafft, mir den Tag zu versüßen.

Gruß

hell

 

Moin

Würstchen zu brutzeln, wo einst Frauen um ihr Leben gebrüllt haben, ist, na ja, heftig, finde ich.

Hätte ohne diese Erklärung besser gewirkt, glaube ich.

»Fasst er dich auch da an, Nadine?«
»Du spinnst wohl!«, schreit sie, reißt sich los und scheuert mir eine.

Stark.

Okay. Und warum das?«
»Komm schon, hast du nichts bemerkt?«
»Keine Ahnung.«

Das ist mir etwas zu Sitcom-mäßig.

was allen Männern bleibt, wenn die Maske fällt.

Die Wendung mit der Maske ist ein bisschen ausgelutscht, oder?

Gregor kniet vor mir, sein Glied pulsiert,

Das Wort "pulsieren" klin

»Willst du, dass ich büße!«

(Scheiß Technik)

Fortsetzung:

Gregor kniet vor mir, sein Glied pulsiert,

Das Wort "pulsieren" klingt in dem Zusammenhang nach Erotik-Trash. Es kommt einem schon bekannt vor. Nichts gegen Trash-Anspielungen, die scheinen mir nur nicht zur Geschichte zu passen.

Insgesamt fand ich's ganz gut.

FG

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo hell

Ich habe die anderen Kommentare nicht gelesen, sorry, falls sich etwas doppelt.

Wir jagen uns gegenseitig immer einen Schrecken ein beim Schwimmen, stupsen mit Stöcken nach strampelnden Beinen, kreischen und fuchteln wie wild herum, wenn wir selbst was abkriegen.
Der Satz will mir nicht so recht gefallen. Fangen wir hinten an: Das "selbst" scheint mir entbehrlich, das "wie wild" ist überflüssig und floskelhaft, "einen Schrecken einjagen" und "beim Schwimmen" zu substantiviert, und das "immer" würde ich auch gerne loswerden. Bin aber nicht sicher, ob das alles geht.
Vor ein paar hundert Jahren gab's 'ne Menge Wasserproben vor Ort.
Kann weg, weil du das bereits lokalisiert hast, und weil es ja diese Wasserproben überall in Europa gegeben hat.
Ich hab' von dieser Magd gelesen, die mit ihrem Herrn und Meister gefickt hat; einem Bauern, den Hof gibt's noch heute.
Guter Rhythmus, der Übergang vom Bauern zum Hof, den es noch heute gibt, finde ich klasse.
Die Bäuerin fand's heraus, also zeigte sie die Frau an und bezichtigte sie der Hexerei, was der Typ dann bezeugte.
Das klingt nach hell, nicht nach der Erzählerin. "zeigte ... an" kann weg, das ist nicht wichtig. "sagte, sie sei eine Hexe" fände ich passender, dann mag auch das "bezeugte" stehen bleiben. Oder aber was Saloppes?
Vor Kurzem meinte sie, sie wäre glücklich mit ihm gewesen, bis ich auf die Welt gekommen bin.
Müsste das nicht "sei" heissen? Ist ja nicht irrealis. Der Wechsel zum Indikativ passt dann aber zur Erzählstimme, wie ich finde.
»du bist und warst das Beste, was mir passiert ist, und ich bin froh, dass es dich gibt. Nicht immer alles falsch verstehen!«
Ups. Und plötzlich lese ich eine Seifenoper? Würde ich streichen, das "nicht immer alles falsch verstehen" reicht m.E. völlig.
Beschwor ein Bild in mir herbei:
Ist das Absicht? Ein Bild beschwört man ja herauf. Aber Hexen, ja, die schwören natürlich herbei. Sehr clever, genial, bin ich zu sagen geneigt. :thumbsup:
Manchmal denke ich an den Scheiterhaufen, der dort aufgetürmt wurde, wo heute der Grillplatz ist.
War mehr als einer, oder?
Schräg gegenüber der Gerichtseiche, die so altersschwach dahinvegetiert, dass sie kaum mehr ihre Äste tragen kann.
Ist mir wieder zu sehr Autor. "die so alt ist, dass" läse sich für mich glaubhafter.
aber ich liebe die Hexengeschichten vom Ort, und manchmal, wenn ich lange genug mein rundes Gesicht im Spiegel betrachte, wird mein braunes Haar zu rotem, bekommt meine Nase einen Höcker und ich muss lachen, ganz hexenhaft schrill, bis Mutter aus der Küche donnert: »Bist du jetzt völlig durch?«
Cool!
Das Feuer knistert und ich fliege durch die Nacht, Sterne glitzern wie Pailletten über mir, dann falle ich.
Hehe, sehr schön gemacht. Danach muss ich als Leser das Bild anpassen.
Das kalte Wasser reißt mich aus einem Traum, der niemals enden soll.
Ich stolpere. Eigentlich müsste es heissen: "der niemals hätte enden sollen", aber das ist umständlich, ich seh schon. Aber eben, das passt nicht so ganz.
Nadine sitzt auf einem Ast, Joe wirft ihr schon das Tau nach oben, aber sie fängt es nicht gleich, sagt: »Ich trau' mich nicht!«
Das "schon" ist entbehrlich. Und dass ständig auf das "und" verzichtet wird, auch wenn es den Rhythmus des Satzes zerstört, halte ich für eine Unsitte. ;)
Gregor johlend durch die Luft und klatscht mit dem Rücken voran in den See. Nadine sitzt auf einem Ast, Joe wirft ihr schon das Tau nach oben, aber sie fängt es nicht gleich, sagt: »Ich trau' mich nicht!«
»Komm schon. Ist saugeil, Nadine!«, rufe ich und trockne mich ab. Dann gibt sie sich einen Ruck, das Seil jetzt in Händen, und schwingt kreischend dem Wasser entgegen. Doch sie lässt nicht los, sondern pendelt zurück, Joe in die Arme, der laut auflacht. Auch ich pruste los und Gregor ebenso, der klatschnass zu unserem Platz watschelt und sich trocken rubbelt.
Akustischer Overkill. Und dann irgendwie zu niedlich, da würde ich etwas zurückfahren mit watscheln und klatschen und rubbeln.
Ich sehe ihre rosa Zunge aufblitzen, bevor sie verschlungen wird.
Bereits nach diesem ersten Hinweis war mir klar, dass sie auf Nadine steht. Gut gemacht!
Er nickt in Richtung Liebespaar. »Wir könnten es uns auch bequem machen, ein Stückchen weiter weg vielleicht.«
Muss nicht kursiv, wie ich finde. Ich würde auch das "auch" weglassen. So hölzern kann der doch nicht sein.
Er lacht, sagt:
"Er lacht und sagt" klingt tausendmal natürlicher in meinen Ohren. Will es nur erwähnt haben. :)
Ich sehe, wie ihre Hände über seinen Rücken wandern, wie sie dabei Falten in das Shirt reiben, wie sie ... ach, ich schnappe mir die Flasche
Coole Stelle, ich würde aber das "ach" streichen, das Girl lebt ja nicht im seufzenden achtzehnten Jahrhundert.
gehe ans Ufer und zähle die Sterne und die Striemen an meinen Armen. Feinste Linien, wahre Zeugen, längst verheilt.
Was ist die Lichtquelle? Und, ehrlich gesagt, ich fand das an dieser Stelle etwas aufgesetzt. Du erwähnst das später nochmal, dort finde ich das erzähltechnisch besser gelöst, weil du den Blick einer anderen Person aufgreifst, das wirkt viel natürlicher.
Am Abend zuvor wechsele ich immer die Bettwäsche.
"wechsle" finde ich eleganter.
und Nadine und ich stürzen uns gemeinsam seit beinahe einem Jahr auf Fotostorys, Promiklatsch und Dumme-Jungen-Fragen.
Der Satz klingt nicht gut. Du willst wohl betonen, dass die beiden Mädchen nicht je eine Zeitschrift für sich lesen, aber ich bin mir nicht sicher, ob es das braucht.
auch wenn wir eigentlich viel zu alt für so was sind.
Kann weg.
»Du spinnst wohl!«, schreit sie, reißt sich los und scheuert mir eine.
Geschmackssache, aber das ist mir zu heftig. Und zwar so heftig, dass sich die Wirkung fast schon wieder abschwächt. Ein sachliches Sorry, aber du hast sie wohl nicht mehr alle, zusammen mit einer bestimmten und klaren Geste wäre doch fast noch verletzender, nicht? Ich würde da auf Understatement setzen.
wühle mich nach hinten, durch Berge von Schlüpfern und viel zu klein gewordener Socken.
Kann weg.
Magische Formeln, Versprechen, heimliche Gedanken.
Bin unschlüssig, aber vielleicht könnte da auch ein Beispiel noch was mehr Farbe rein bringen.
»Und Nadine? Ich dachte, sie wär übers Wochenende ...«
Da komm ich nicht mit. Er kann das ja nicht wirklich denken, ansonsten wäre er ja nicht gekommen, um sie zu treffen. Oder hab ich was falsch verstanden?
»Ähm ... und was soll das? Sie hat mir doch geschrieben ...«
Dialogzeilen, die ein "doch" enthalten, sind mir immer suspekt. Würde er das sagen? Könnte er nicht einfach den Zettel rauskramen und es bei einem Was-Soll-Das belassen?
Vielleicht will sie nicht, dass du auf die Party gehst.«
Welche Party?
die Falte zwischen den Brauen wird merklich tiefer
Offenbar, sonst hätte sie es nicht bemerkt. ;)
Enten schlagen mit den Flügeln auf die Oberfläche, hetzen einander, halb fliegend, halb rennend.
Schön!
»Ach, egal. Wir verstehen uns wieder.«
Du tendierst dazu, die Dialoge zu sauber zu schreiben, werfe ich dir mal vor die Füsse. Da wird jede Frage sofort beantwortet, immer schön ja gesagt und erst danach mal gelogen oder abgelenkt. Da könntest du vielleicht etwas mehr Dreck reinbringen, zum Beispiel hier, wenn du das "Ach, egal" einfach streichst.
»Kommst du auch auf die Party heute?«
»Klar«, sage ich.
»Da wird sich Joe aber freuen«, sagt er und grinst.
Mir sticht Rauch in die Augen, ich kneife sie zusammen, reibe mir die Tränen weg und sage: »Okay. Und warum das?«
»Komm schon, hast du nichts bemerkt?«
»Keine Ahnung.«
Das mal als Beispiel für einen solchen cleanen Dialog.
und sehe ihm tief in die Augen.
Klischee, weg damit.
»Das Rezept von deiner Oma? Fuck!« Gregor lacht wieder.
»Ja, das Zeug hat's in sich, hab's vor zwei Wochen angesetzt.«
Wieder. Wenn du das korrekte "Ja" weglässt, hast du den Dialog schon etwas unsauberer gemacht, was mir besser gefallen würde.
ich zupfe an meinem ärmellosen Top und wedele ein paar aufdringliche Mücken weg.
"wedle" finde ich eleganter.
Diese blauen Augen. Nadine sagt, sie sähen aus wie Schwimmbecken, in die sie gerne eintauchen würde. Ich sehe nur Kälte in ihnen. Eis. Aber das Eis wird transparent, beginnt zu schmelzen. Mehr und mehr, Schluck für Schluck. Und dahinter ist nichts weiter als das, was allen Männern bleibt, wenn die Maske fällt. Etwas Rohes, Dummes, Berechenbares. Und was Unberechenbares, zugegeben. Aber Gregor ist noch ein halbes Kind, daran verbrenne ich mich schon nicht.
Die einzige Passage, die mir nicht gefällt. Zu reflektiert, zu viel Abgestandenes wie blaue Augen, Kälte und Maske und bla. Das braucht der Text nicht, meines Erachtens.
Das Gelächter und die Musik in der Ferne werden immer leiser, als flögen wir davon. Weit weg.
Kann weg.
Ich bin erregt, mehr nicht. Bin eine Hexe, Hexen wollen wissen. Das ist alles.
Ja! Hier passt die Reflexion. Weil sie knapp ist und weil sie frisch ist und weil sie das zentrale Motiv des Textes aufgreift.
Mir tut er weh, ich stöhne nicht aus Lust, ich bin die Magd, die macht, was Herr und Meister ihr befielt.
Sehr schön!
»Ich werde mich nicht entschuldigen, Nadine«, sage ich.
Sie antwortet nicht,
Ich kenne eignetlich niemanden, der in Gesprächen den Namen des anderen nennt, hell. Würde ich streichen und dann *Nadine" statt "Sie" im nächsten Satz.
Verziehe keine Mine.
Na ja, explosiv ist sie ja, die Gute. Aber so explosiv dann doch auch wieder nicht. ;)
»Verstehst du es jetzt, Nadine!«, schreie ich.
Würde ich streichen.
Schon ist sie beim Gebüsch und ich schreie so laut ich kann ihren Namen, so laut, dass man ihn im ganzen Ort hören wird, auf der ganzen Welt, und Nadine zuckt zusammen, dreht sich um und sieht, dass das Fläschchen aus Metall ist, dass das Feuerzeugbenzin ist, mit dem ich mir die Beine bespritze und dabei lache, hexenhaft schrill.
Wunderbar!
fühle Nadines Blicke im Rücken, höre wie sie mir nachruft,
Komma nach "höre"
Ich lasse mich fallen, wir werden eins.
Etwas abgestanden, finde ich.

Sehr schöner Text, lieber hell. Ich habe ja eine kleine Lesekrise und kriege fast keinen Text mehr runter, aber den hier habe ich wirklich sehr gerne und in einem Zug gelesen. Interessante Erzählerin. Die Nebenfiguren haben nicht besonders scharfe Konturen, vor allem Nadine nicht, aber das schadet dem Text in meinen Augen nicht wirklich. Gute Erzählsprache. Gute Beobachtungen und Details. Der Plot ist nicht wahnsinnig komplex und originell. Aber auch das schadet dem Text nicht, denn das wird durch die besondere Erzählerin mehr als wett gemacht und aufgefangen. Obwohl ich an einigen wenigen Stellen geschrieben habe, dass da etwas Autor durchschimmert, finde ich es eine der grössten Stärken des Textes, dass du dich in diese Figur hineingefühlt hast und mir einen Einblick in eine schräge aber faszinierende Gedanken- und Gefühlswelt eröffnest. Das ist es, was ich von Fiktion erwarte.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hey @PlaceboParadise,

Wie immer eine tolle Story von dir!! So cool, dieses ganze Hexenthema, da bin ich voll dabei!
Das freut mich schon mal.

Aber ich will jetzt gar nicht alles zitieren, was dir positiv aufgefallen ist, sondern konzentriere mich mal hauptsächlich auf die Dinge, die dir weniger zugesagt haben.
Aber eins ist natürlich klar: Mensch! Natürlich ist das alles runter wie Öl, klar :)!

Ich weiß nicht, das ist warscheinlich eher persönlicher Geschmack, aber mir gab es das Bild mit den Augen, die als glühende Kohlen dargestellt werden viel zu oft. :( Ich weiß, wir sehen die Geschichte ja aus der Perspektive von Sophie und die liebt ja diese Hexentypischen Dinge, aber ich glaube, da würdest du vielleicht noch einen anderen Vergleich finden, der irgendwie weniger verbraucht ist. :( Klar, das mit dem Feuer passt natürlich super zum Rest der Geschichte, aber vielleicht kann man ja eine andere Feuer-Analogie finden. ;)
Verstehe ich. Tatsächlich hab' ich die Elemente aufgreifen wollen, die mir zum Hexenthema - aus Sicht eines Mädels, das bestimmt 'ne Menge Fantsaybücher verschlungen hat (auch Klischee, ich weiß :)) - passend erscheinen. Ähnlich wie man Elfen, Orks, Zombies, whatever in ein immer neues Kleid packt.
Aber ich ändere das noch (hab ich schon - denke da aber noch weiter drüber nach).

Feinste Linien, wahre Zeugen, längst verheilt.
Super! Mehr muss man nicht sagen, um zu zeigen, wie es um ihr Seelenheil bestellt ist. Sie ist eine Außenseiterin, eine traumatisierte, verschrobene Träumerin.
Und doch hab ich das wieder rausgenommen. Diese Linien, auch in Folge dann, habe ich sehr spät im Text verankert; nachträglich quasi. Mal sehen.

Sie riecht nach Nivea. Wie sich ihr Brustkorb bewegt, ihr Kehlkopf hebt und senkt ...
Toll, weil es ungewöhnliche Beobachtungen für eine Frau sind, die eine Frau beschreibt. Und deswegen auch so stark.
Vermutlich, weil sie von einem Mann beschrieben wurden :D.

Rot wie Blut und schwarz wie Krähenfedern.
Hier geht's mir auch so wie zuvor. Klar, ich verstehe, warum du diese Bilder genommen hast. Das sind die typischen Hexensachen, rotes Blut, schwarze Federn, Mond, Raben, Glut.
Genau, aber ich fahre da noch weiter runter. Hab' damit schon begonnen.

Keine Ahnung, das sind auch blöde Ideen, aber du verstehst bestimmt, was ich meine. ;) Ich kann aber auch total verstehen, wenn du sagst, du willst, das diese Vergleiche bleiben, denn sie machen ja tatsächlich Sinn im Kopf der Protagonistin. :xxlmad:
Ja, ich versteh das. Bin ich dran.

Diese blauen Augen. Nadine sagt, sie sähen aus wie Schwimmbecken, in die sie gerne eintauchen würde. Ich sehe nur Kälte in ihnen. Eis. Aber das Eis wird transparent, beginnt zu schmelzen.
Haha, naja, wie gesagt, siehe oben.
Ist vorerst raus. Ganz clean will ich es aber nicht, weil eben ein Teen erzählt.

Und das Ende ist das allerbeste. Wie elegant zu den Bogen wieder zur Wasserprobe schließt, ist echt toll. Sie steigt auf, so wie jeder Körper aufsteigen würde, wenn man ins Wasser springt. Aber gleichzeitig bedeutet es für sie, das sie weiter in ihrem Glauben leben kann, eine Hexe zu sein. Richtig richtig gut. :bounce:

Hab's unheimlich gern gelesen und werd's auch nochmal lesen ... auch mit Eis- und Feueraugen und den Rabenfedern.

Dein Komm hat mich nicht nur gefreut, er hat auch was Angestoßen.

Lieben Dank, PP, für diesen konstruktiven Wohlfühlkomm!
Schön, dass du dir die Zeit dafür genommen hast, hat mich unheimlich gefreut :).

Gruß

hell


Hey @Peter Enis,

Würstchen zu brutzeln, wo einst Frauen um ihr Leben gebrüllt haben, ist, na ja, heftig, finde ich.
Hätte ohne diese Erklärung besser gewirkt, glaube ich.
Schaue ich mir noch mal kritisch an. Danke.

»Fasst er dich auch da an, Nadine?«
»Du spinnst wohl!«, schreit sie, reißt sich los und scheuert mir eine.
Stark.
Danke.

Okay. Und warum das?«
»Komm schon, hast du nichts bemerkt?«
»Keine Ahnung.«
Das ist mir etwas zu Sitcom-mäßig.
Hab' da schon was geändert. Vielleicht später noch mehr, mal sehen.

was allen Männern bleibt, wenn die Maske fällt.
Die Wendung mit der Maske ist ein bisschen ausgelutscht, oder?
Ist raus.

Gregor kniet vor mir, sein Glied pulsiert,
Das Wort "pulsieren" klingt in dem Zusammenhang nach Erotik-Trash. Es kommt einem schon bekannt vor. Nichts gegen Trash-Anspielungen, die scheinen mir nur nicht zur Geschichte zu passen.
Zumindest hat es diesen Beigeschmack, ja, irgendwie schon. Hab's geändert, danke.

Insgesamt fand ich's ganz gut.
:)

Vielen Dank für deine Zeit, deine Gedanken, für die Auseinandersetzung mit meinem Text, FG. Freut mich wirklich, dass du mit an Bord bist.

Gruß

hell

 

Lieber @hell,

zunächst erstmal Gratulation zur Empfehlung für diese wunderbare Geschichte – und wie du an dem wunderbar vermutlich schon erkennst: Mich hast du auch gepackt damit! :thumbsup: Die Story und ihr Sound entwickeln einen Sog, der einen von Beginn an reinzieht, drinnen hält, und erst am Ende wieder zum Luftholen an die Oberfläche entlässt. Sehr gelungen!

So, nun hatte ich mir gestern schon alle Zitate rausgezogen, zu denen ich etwas sagen wollte, dann hat es aber zeitlich doch nicht geklappt mit dem Kommentieren :rolleyes:, und nun hast du in der Zwischenzeit wohl schon einiges geändert. Deshalb habe ich nun gar nicht sooo viel anzumerken, und ich hoffe, es kommt nichts bereits Überholtes, ich gebe mir Mühe …

Natürlich kenne ich die Geschichten von den Versenkten im See.
Das ist wirklich ein Einstieg, der neugierig macht!
um Geld für den nächstes Trip zu machen
nächsten
Rucksack, Kamera, ich mit Notizbuch und los
Komma nach Notizbuch?
Beschwor ein Bild in mir herbei
heraufbeschwören klingt irgendwie geläufiger ...
und manchmal, wenn ich lange genug mein rundes Gesicht im Spiegel betrachte, wird mein braunes Haar zu rotem, bekommt meine Nase einen Höcker und ich muss lachen, ganz hexenhaft schrill
Ja, klasse! :xxlmad:
bis Mutter aus der Küche donnert: »Bist du jetzt völlig durch?«
donnern passt mMn nicht recht zur Mutter, da stelle ich mir eher einen massigen, großen Mann vor, Vllt. wettert oder brüllt? Und “völlig durch” ist mir so richtig auch nicht geläufig, wahrscheinlich ist das ja regional unterschiedlich, ich kenne “völlig durch den Wind “, oder eben "durchgeknallt". Aber falsch ist es sicher nicht.
Das Feuer knistert und ich fliege durch die Nacht, Sterne glitzern wie Pailletten über mir, dann falle ich. Das kalte Wasser reißt mich aus einem Traum, der niemals enden soll. Während ich zurück ans Ufer schwimme, segelt Gregor johlend durch die Luft und klatscht mit dem Rücken voran in den See.
Das ist wirklich perfekt, da man zunächst annimmt, es ist eben nur so eine Träumerei, aber dann fliegt sie wirklich durch die Nacht und bastelt sich aus der Realität einen Traum.
Doch sie lässt nicht los, sondern pendelt zurück,
Das sondern brauchst du eigentlich nicht: Sie pendelt zurück – fertig. Zerstört sonst auch etwas den Rythmus.
lausche dem Sprechgesang der Frösche.
Wie schön! :herz:
»Kommst du mit?« So wie er es sagt, mit diesem Lächeln im Gesicht, wird mir schlecht.
Auch super eingefangen, das Gefühl!
Nadine und Gregor kichern, ein Glitzern in den Augen.
Die Stelle hatte ich mir schon markiert, als es noch glühende Kohlen waren, da wollte ich auch meckern, aber nun, von dem Glitzern, bin ich auch nicht so ganz Fan, das klingt für mich eher harmlos, so nach guter Fee … Vllt. Funkeln? Auch etwas abgedroschen, ich merk’s schon, aber vllt. fällt dir ja noch was selten Feuriges ein ...
Reibe mir dann die Hände an der Jeans ab
Braucht es mMn nicht, das dann
»Und Nadine? Ich dachte, sie wär übers Wochenende ...«
»Bei ihren Großeltern. Ist sie auch. Sie wollte dich nur verarschen.«
Ja, ist schon `ne echte kleine Hexe
Eddi Vedder
Eddie
Mir tut er weh, ich stöhne nicht aus Lust, ich bin die Magd, die macht, was Herr und Meister ihr befielt.
Klasse!
… Schlampe aus der Stadt, fühle Nadines Blicke im Rücken, höre wie sie mir nachruft, während ich mich in die Fluten stürze und schwimme und schwimme so schnell ich kann, so weit ich kann, bis die Lungen brennen.
Noch ein der vielen schönen Stellen, die mich einfach auch aufgrund der Erzählstimme faszinieren.
»Sophie!«, ruft sie. Niemand spricht es so schön aus wie du, Nadine. Niemand.
Wunderbar!
Die Wasseroberfläche ist nah, es trennt uns nur noch ein Häutchen, das ich jetzt durchsteche, und Luft füllt meine Lungen. Brennend heiße Luft.
Ja, und auch der Schluss ist perfekt!

Ich habe jetzt beim Durchgehen meiner gestern markierten Zitate gemerkt, dass du wirklich schon sehr viel geändert hast, eben gerade bei diesen Klischeebildern, und ich finde, das macht die Geschichte noch viel besser, als sie eh schon war. Mir haben auch deine letzten Stories gefallen, einfach, weil sie super erzählt waren, aber mit dieser hier kann ich persönlich inhaltlich noch mehr anfangen, und ja: Wow!

Liebe Grüße von Raindog

:thumbsup:

 

Hallo @hell,
hab die Kommentare noch nicht gelesen, nur die Geschichte, und die hat mir total gut gefallen. Von Anfang an wurde ich tiefer und tiefer in diesen Hexenkessel gesogen. Informationen über Soffis (sehr schönes Detail übrigens) Innenleben und Vergangenheit werden geschickt eingeflochten, sodass ich gut mitgehen konnte und sie nicht nur als herzloses Miststück wahrgenommen habe. Hier zum Beispiel:

Vor Kurzem meinte sie, sie wäre glücklich mit ihm gewesen, bis ich auf die Welt gekommen bin.
Na nett.

»Sophie, Schätzchen«, sie strich mir übers Haar und sah mir in die Augen, »nicht immer alles falsch verstehen!«
Jaja :rolleyes:.
Diese Szene mit der Mutter ist für mich eine wunderbare Schlüsselszene, durch die ich Sophies Persönlichkeit sofort fassen kann. Und auch die der Mutter. Geschickt wird Sophie manipuliert, unterschwellig wächst das Gefühl, sie sei Schuld am Tod ihres Vaters. Die beiden waren ja sooo glücklich, bis sie kam, und dann ist er mit der Schlampe aus der Stadt durchgebrannt. Im wahrsten Sinne. Aber natürlich hat sie alles wieder nur falsch verstanden. Kein Wunder, dass sie verwirrt ist, und wenn ich mir den restlichen Alltag zwischen den beiden vorstelle - wenn die Mutter dann mal da ist -, tun sich Abgründe auf.

mein rundes Gesicht
Das runde Gesicht find ich etwas unrund. Hier habe ich den Eindruck, der Autor will mir nur klarmachen, wie Sophie aussieht. Ich finde, das könntest du geschickter einbinden, vielleicht in Sophies Gedanken über sich, also, dass sie ihr Gesicht nicht mag oder durch die Form ganz besonders hexenhaft empfindet z.B.

Doch sie lässt nicht los, sondern pendelt zurück, Joe in die Arme, der laut auflacht. Auch ich pruste los und Gregor ebenso, der …
Das doppelte der klang etwas unelegant in meinen Ohren.

Das Feuer knistert und ich fliege durch die Nacht, Sterne glitzern wie Pailletten über mir, dann falle ich.
Wunderschöne doppeldeutige Beschreibung. Oder dreifachdeutig. Einmal springt sie ins Wasser, dann reitet sie auf dem Hexenbesen und wie es in ihr aussieht, erfahre ich auch. :thumbsup:

Enten schlagen mit den Flügeln auf die Oberfläche, hetzen einander, halb fliegend, halb rennend.
Schönes melancholisches Bild.

Gregor greift sich in die Hose,
Das Bild ist schief für mich. Noch greift er ja nur nach dem Feuerzeug, also würde ich eher Hosentasche schreiben.

während ich ihn noch heiß im Nacken spüre
Das habe ich nicht verstanden. Wieso spürt sie ihn heiß im Nacken? Wahrscheinlich meintest du seine heißen Blicke, aber das wäre zu abgedroschen, aber heiß im Nacken trifft es mMn nicht.

ärmellosen Top
Ist ein Top nicht immer ärmellos?

Ich bin erregt, mehr nicht. Bin eine Hexe, Hexen wollen wissen. Das ist alles.
Das widerspricht sich mMn. Gut, sie ist jetzt nicht Feuer&Flamme für ihn, aber immerhin erregt und wollen wissen klingt für mich nach gar keiner Erregung sondern nach kühlem Forscherdrang. Wobei - jetzt, wo ich das schreibe, verstehe ich, glaub ich, schon, wie das gemeint sein soll. Sie ist neugierig und gespannt, aber erregt klingt eben so, als hätte sie echt Bock auf ihn und will nicht bloß wissen.

Irgendwann ist es vorbei.
Ist vielleicht nicht so wichtig für den Text, aber hier habe ich das Blut vermisst, weil ich davon ausgegangen bin, dass Sophie noch Jungfrau war.

Alle an meiner Schule machen das, zumindest alle, die mich kennen, aber auch die, die mich nicht kennen.
Der Satz klingt schief, obwohl ich mir andererseits vorstellen kann, dass Sophie mir das gerade genau so erzählt. Wie sie immer mehr zwischen den Extremen zerreißt. Trotzdem finde ich die Aussage etwas gewöhnungsbedürftig.
Aber das sind alles nur Kleinigkeiten, denn insgesamt hat mich die Geschichte eben total gepackt, die verschieden Ebenen, die Figurenzeichnung, die Atmosphäre. Ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht.
Sehr gern gelesen.

Viele Grüße, Chai

 

Hey hell,

ich habe die Geschichte soo gern gelesen. Echt eine schöne Adoleszensstory. Habe die Kommentare jetzt nur überflogen und ich muss sagen, dass die Rabenfedern für mich total gut ins Bild von Sophie passen. Wie alt ist die? 15? Die muss sich ja erst ihre eigene Wirklichkeit zurechtbasteln und die baut darauf auf, was sie kennt, und was kennt sie? Filme, Bücher - Klischees :D. Und es ist ja auch das Alter der Extreme. Himmelhochjauchenzend oder zu Tode betrübt. Kaum was dazwischen. Irgendwie fängt die Geschichte für mich genau das ein. Ich gebe Dir mal einen Leseeindruck, mehr kann ich nicht liefern :).

Natürlich kenne ich die Geschichten von den Versenkten im See. Jeder hier kennt die.
Toller Einstieg!

Wir jagen uns gerne einen Schrecken ein beim Schwimmen, stupsen mit Stöcken nach strampelnden Beinen und kreischen, wenn wir selbst was abkriegen.
Die ganzen S-Wörter machen es nicht unbedingt einfacher, den Satz zu entwirren. Der ist nur halbgut.

»Sophie, Schätzchen«, sie strich mir übers Haar und sah mir in die Augen, »nicht immer alles falsch verstehen!«
Nice!

Manchmal denke ich an die Scheiterhaufen, die dort aufgetürmt wurden, wo heute der Grillplatz ist. Schräg gegenüber der Gerichtseiche, die so alt ist, dass sie kaum mehr ihre Äste tragen kann.
Würstchen zu brutzeln, wo einst Frauen um ihr Leben gebrüllt haben, ...
Autsch.

... Sterne glitzern wie Pailletten über mir, ....
Schönes Bild.

»Ich hau ab«, sagt Joe. »Kommst du mit?« So wie er es sagt, mit diesem Lächeln im Gesicht, wird mir schlecht.
»Ich bleib noch.«
Hier dachte ich: krass. Wer guckt den da gern zu? Da keimte so die erste Ahnung in mir auf.

Der Mittwoch ist mein Lieblingstag. Am Abend zuvor wechsle ich immer die Bettwäsche. Ist die Schule aus, lernen wir zusammen. Und anschließend genießen wir unsere Mädelszeit.
Mit frischer Bettwäsche. Okay.

»Zeig mir, was er macht.«
»Was?«
Ich nehme ihre Hand und lege sie mir auf die Brust.
»Nein«, sagt sie und zieht sie weg.
Ich greife erneut nach ihr, packe kräftig zu und ziehe sie mir in den Schritt. »Fasst er dich auch da an, Nadine?«
»Du spinnst wohl!«, schreit sie, reißt sich los und scheuert mir eine.
Dilemma, Dilemma, Dilemma. Tja, wenn die Freundin nicht auf die Freundin steht.

Reibe mir die Hände an der Jeans ab und ärgere mich über die Flecken darauf. Egal, ich will nicht, dass die Briefe fettig werden. Auch nicht das Haargummi – es riecht nicht mehr nach ihr! –, und schon gar nicht die karierten Zettelchen, Dutzende davon, fein säuberlich gestapelt. Magische Formeln, Versprechen, heimliche Gedanken.
Ich mags total gern.

War klar, dass er kommt. Gregor hat die Handschrift erkannt, auch wenn sie nicht für ihn bestimmt war, sondern für mich! Lange vor ihm! Noch bevor er alles durcheinandergebracht hat.
Ja, sie mag ihn nicht. Er hat, was sie will.

Ich ersticke die Zigarette unter meiner Sandale, lege eine Hand auf Gregors Oberschenkel. Lasse sie dort liegen, für einen Moment, einen Augenaufschlag lang.
Oha. Dahin geht also die Reise.

»Hey!«, sagt er und packt wie ein Schraubstock zu. Aber er löst sogleich den Druck. Ich reibe ihn zwischen den Beinen, seine Hand liegt noch auf meiner, aber er lässt mich gewähren, ich spüre, was mit ihm passiert, spüre auch bald die andere Hand auf meiner Brust und die nach Gauloises und Schnaps schmeckende Zunge, die er in mich schiebt. Dann liegen wir hinter dem Baumstamm, auf dem wir eben noch saßen. Ich bin erregt, mehr nicht. Bin eine Hexe, Hexen wollen wissen. Das ist alles.
Wissen und zerstören, denke ich so.

Sie wissen es oder ahnen, wer ich bin, was ich bin, schon immer gewesen bin.
Hexe? Die, die mit dem Freund der Freundin vögelt? Homosexuell? Alles drin in dem Satz.

Ich drücke mir den Nagel in den Unterarm, dort, wo mein Hexenmal gewachsen ist. Verziehe keine Miene. Nadines Blick ist nun nicht mehr so fest, ein leichtes Zucken, aber sie sieht nicht hin, nicht auf das, was warm über die Haut zu fließen beginnt.
»Verstehst du es jetzt!«, schreie ich.
Diese kleinen Dramaqueens!

»Sophie!«, ruft sie. Niemand spricht es so schön aus wie du, Nadine. Niemand.
Ach je, die Ärmste.

Feine Geschichte. Das Hexenmotiv hat es mir angetan, ich glaub, davon lebt die Geschichte auch zu einem großen Teil. Ist schön eingewebt. Kritik hab ich keine im Gepäck. Sorry. Musste mit Leben :D.

Beste Grüße, Fliege

 

Hey @Peeperkorn,

Wir jagen uns gegenseitig immer einen Schrecken ein beim Schwimmen, stupsen mit Stöcken nach strampelnden Beinen, kreischen und fuchteln wie wild herum, wenn wir selbst was abkriegen.
Der Satz will mir nicht so recht gefallen. Fangen wir hinten an: Das "selbst" scheint mir entbehrlich, das "wie wild" ist überflüssig und floskelhaft, "einen Schrecken einjagen" und "beim Schwimmen" zu substantiviert, und das "immer" würde ich auch gerne loswerden. Bin aber nicht sicher, ob das alles geht.
Ich hab' schon mal bisschen was geändert, denke aber weiter darüber nach.
Vor ein paar hundert Jahren gab's 'ne Menge Wasserproben vor Ort.
Kann weg, weil du das bereits lokalisiert hast, und weil es ja diese Wasserproben überall in Europa gegeben hat.
Hm, ja, verstehe schon, aber ich möchte hier einfach keinen Allgemeinplatz.

Die Bäuerin fand's heraus, also zeigte sie die Frau an und bezichtigte sie der Hexerei, was der Typ dann bezeugte.
Das klingt nach hell, nicht nach der Erzählerin. "zeigte ... an" kann weg, das ist nicht wichtig. "sagte, sie sei eine Hexe" fände ich passender, dann mag auch das "bezeugte" stehen bleiben. Oder aber was Saloppes?
Hm, ich weiß nicht, Konjunktiv (I) wollte ich möglichst vermeiden, mMn passt der einfach nicht so gut zur Jugendsprache. Muss da noch bisschen darüber nachdenken. Allzu clean darf die Sprache für mein Gefühl einfach nicht werden.

Vor Kurzem meinte sie, sie wäre glücklich mit ihm gewesen, bis ich auf die Welt gekommen bin.
Müsste das nicht "sei" heissen? Ist ja nicht irrealis. Der Wechsel zum Indikativ passt dann aber zur Erzählstimme, wie ich finde.
Wie schon oben geschrieben. Welche Jugendliche würde sagen: "... sei glücklich gewesen"? Ich lasse das mal so (unsauber).

»du bist und warst das Beste, was mir passiert ist, und ich bin froh, dass es dich gibt. Nicht immer alles falsch verstehen!«
Ups. Und plötzlich lese ich eine Seifenoper? Würde ich streichen, das "nicht immer alles falsch verstehen" reicht m.E. völlig.
Stimmt, ist raus.

Beschwor ein Bild in mir herbei:
Ist das Absicht? Ein Bild beschwört man ja herauf. Aber Hexen, ja, die schwören natürlich herbei. Sehr clever, genial, bin ich zu sagen geneigt. :thumbsup:
Das Lob leite ich mal unmittelbar an @wegen weiter :).

Manchmal denke ich an den Scheiterhaufen, der dort aufgetürmt wurde, wo heute der Grillplatz ist.
War mehr als einer, oder?
Stimmt.

Schräg gegenüber der Gerichtseiche, die so altersschwach dahinvegetiert, dass sie kaum mehr ihre Äste tragen kann.
Ist mir wieder zu sehr Autor. "die so alt ist, dass" läse sich für mich glaubhafter.
Auch das.

Das kalte Wasser reißt mich aus einem Traum, der niemals enden soll.
Ich stolpere. Eigentlich müsste es heissen: "der niemals hätte enden sollen", aber das ist umständlich, ich seh schon. Aber eben, das passt nicht so ganz.
Verstehe ich, lasse ich aber (vorerst).

Nadine sitzt auf einem Ast, Joe wirft ihr schon das Tau nach oben, aber sie fängt es nicht gleich, sagt: »Ich trau' mich nicht!«
Das "schon" ist entbehrlich. Und dass ständig auf das "und" verzichtet wird, auch wenn es den Rhythmus des Satzes zerstört, halte ich für eine Unsitte. ;)
"Schon" ist raus, aber die Unsitte mag ich zuweilen einfach :).

Gregor johlend durch die Luft und klatscht mit dem Rücken voran in den See. Nadine sitzt auf einem Ast, Joe wirft ihr schon das Tau nach oben, aber sie fängt es nicht gleich, sagt: »Ich trau' mich nicht!«
»Komm schon. Ist saugeil, Nadine!«, rufe ich und trockne mich ab. Dann gibt sie sich einen Ruck, das Seil jetzt in Händen, und schwingt kreischend dem Wasser entgegen. Doch sie lässt nicht los, sondern pendelt zurück, Joe in die Arme, der laut auflacht. Auch ich pruste los und Gregor ebenso, der klatschnass zu unserem Platz watschelt und sich trocken rubbelt.
Erweitern ...
Akustischer Overkill. Und dann irgendwie zu niedlich, da würde ich etwas zurückfahren mit watscheln und klatschen und rubbeln.
Ich hab' einfach diese junge Erzählerin im Kopf - halb erwachsen, halb Kind. Hier ist sie mehr das Mädchen, hab' aber mal ein bisschen runtergefahren an der Stelle. Ist vielleicht too much, ja.

Er nickt in Richtung Liebespaar. »Wir könnten es uns auch bequem machen, ein Stückchen weiter weg vielleicht.«
Muss nicht kursiv, wie ich finde. Ich würde auch das "auch" weglassen. So hölzern kann der doch nicht sein.
Ich würde ihn als unbeholfen charakterisieren, aber das Liebespaar steht nicht mehr kursiv.

Er lacht, sagt:
"Er lacht und sagt" klingt tausendmal natürlicher in meinen Ohren. Will es nur erwähnt haben. :)
Okay :D. Ich gehe mal kritisch mit mir ins Gericht.

Ich sehe, wie ihre Hände über seinen Rücken wandern, wie sie dabei Falten in das Shirt reiben, wie sie ... ach, ich schnappe mir die Flasche
Coole Stelle, ich würde aber das "ach" streichen, das Girl lebt ja nicht im seufzenden achtzehnten Jahrhundert.
Für mich ein modernes "Ach", ein genervtes. So à la "Ach Komm/ Ach was" oder so. Ich finde, das geht schon.

gehe ans Ufer und zähle die Sterne und die Striemen an meinen Armen. Feinste Linien, wahre Zeugen, längst verheilt.
Was ist die Lichtquelle? Und, ehrlich gesagt, ich fand das an dieser Stelle etwas aufgesetzt. Du erwähnst das später nochmal, dort finde ich das erzähltechnisch besser gelöst, weil du den Blick einer anderen Person aufgreifst, das wirkt viel natürlicher.
Ich hab' das weiter oben schon geschrieben, diese Striemensachen habe ich quasi im Nachgang eingewoben. Die sind mittlerweile wieder raus.

Am Abend zuvor wechsele ich immer die Bettwäsche.
"wechsle" finde ich eleganter.
Jepp, danke.

und Nadine und ich stürzen uns gemeinsam seit beinahe einem Jahr auf Fotostorys, Promiklatsch und Dumme-Jungen-Fragen.
Der Satz klingt nicht gut. Du willst wohl betonen, dass die beiden Mädchen nicht je eine Zeitschrift für sich lesen, aber ich bin mir nicht sicher, ob es das braucht.
Braucht's nicht, stimmt.

auch wenn wir eigentlich viel zu alt für so was sind.
Kann weg.
Für mich passt's hier einfach zur Erzählerin. Wie schon geschrieben: Allzu clean möchte ich den Text nicht.

»Du spinnst wohl!«, schreit sie, reißt sich los und scheuert mir eine.
Geschmackssache, aber das ist mir zu heftig. Und zwar so heftig, dass sich die Wirkung fast schon wieder abschwächt. Ein sachliches Sorry, aber du hast sie wohl nicht mehr alle, zusammen mit einer bestimmten und klaren Geste wäre doch fast noch verletzender, nicht?
Ja, vielleicht, aber auch irgendwie zu abgeklärt, zu erwachsen. Ich setze mal auf's Heftige, das Sachliche will ich hier einfach nicht.

wühle mich nach hinten, durch Berge von Schlüpfern und viel zu klein gewordener Socken.
Kann weg.
Hm, auch davon trenne ich mich (noch) nicht. Die Sophie spricht einfach so zu mir - aber ich frage nach.

Magische Formeln, Versprechen, heimliche Gedanken.
Bin unschlüssig, aber vielleicht könnte da auch ein Beispiel noch was mehr Farbe rein bringen.
Überdenke ich, wenngleich mir das Triple wohl reicht. Weiß nicht, da steht ja schon 'ne Menge in dem Absatz, fürchte, da zu überladen.

»Ähm ... und was soll das? Sie hat mir doch geschrieben ...«
Dialogzeilen, die ein "doch" enthalten, sind mir immer suspekt. Würde er das sagen? Könnte er nicht einfach den Zettel rauskramen und es bei einem Was-Soll-Das belassen?
Das merke ich mir. Kann ich verstehen. Hab's mal geändert.

die Falte zwischen den Brauen wird merklich tiefer
Offenbar, sonst hätte sie es nicht bemerkt.
Ist raus.

»Ach, egal. Wir verstehen uns wieder.«
Du tendierst dazu, die Dialoge zu sauber zu schreiben, werfe ich dir mal vor die Füsse.
Merke ich mir ebenso, darauf werde ich mich überprüfen. Auch den Text, hab' da jetzt schon bisschen was geändert.

und sehe ihm tief in die Augen.
Klischee, weg damit.
Ist weg, danke.

ich zupfe an meinem ärmellosen Top und wedele ein paar aufdringliche Mücken weg.
"wedle" finde ich eleganter.
Stimmt.

Die einzige Passage, die mir nicht gefällt. Zu reflektiert, zu viel Abgestandenes wie blaue Augen, Kälte und Maske und bla. Das braucht der Text nicht, meines Erachtens.
Ja, bist nicht der erste, dem die sauer aufgestoßen ist. Die Passage ist Geschichte.

Das Gelächter und die Musik in der Ferne werden immer leiser, als flögen wir davon. Weit weg.
Kann weg.
Und ist weg.

»Ich werde mich nicht entschuldigen, Nadine«, sage ich.
Sie antwortet nicht,
Ich kenne eignetlich niemanden, der in Gesprächen den Namen des anderen nennt, hell. Würde ich streichen und dann *Nadine" statt "Sie" im nächsten Satz.
Ich schon, bin selbst so ein Exemplar :silly: :D, hab's aber geändert.

Verziehe keine Mine.
Na ja, explosiv ist sie ja, die Gute. Aber so explosiv dann doch auch wieder nicht. ;)
Au weia :D.

»Verstehst du es jetzt, Nadine!«, schreie ich.
Würde ich streichen.
Ja, noch ist Farbe im Rotstift.

Ich lasse mich fallen, wir werden eins.
Etwas abgestanden, finde ich.
Abgestanden gewesen.

Sehr schöner Text, lieber hell. Ich habe ja eine kleine Lesekrise und kriege fast keinen Text mehr runter, aber den hier habe ich wirklich sehr gerne und in einem Zug gelesen. Interessante Erzählerin. Die Nebenfiguren haben nicht besonders scharfe Konturen, vor allem Nadine nicht, aber das schadet dem Text in meinen Augen nicht wirklich. Gute Erzählsprache. Gute Beobachtungen und Details. Der Plot ist nicht wahnsinnig komplex und originell. Aber auch das schadet dem Text nicht, denn das wird durch die besondere Erzählerin mehr als wett gemacht und aufgefangen. Obwohl ich an einigen wenigen Stellen geschrieben habe, dass da etwas Autor durchschimmert, finde ich es eine der grössten Stärken des Textes, dass du dich in diese Figur hineingefühlt hast und mir einen Einblick in eine schräge aber faszinierende Gedanken- und Gefühlswelt eröffnest. Das ist es, was ich von Fiktion erwarte.
Das freut mich unheimlich, Peeperkorn!

Toll, dass du dich meinem Text gewidmet hast, und das trotz Lesekrise. Ich freue mich immer, deinen Namen unter (meinen) Texten stehen zu sehen, ist immer unheimlich konstruktiv und gibt eine Menge Denkanstöße.
Vielen Dank, lieber Peepekorn!

Gruß

hell

 

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