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Maler am Morgen

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18.08.2006
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Maler am Morgen

Es ist sehr früh als die Sonnenstrahlen sich ihren Weg durch die Jalousien ins Schlafzimmer suchen. Ein angenehmes Dämmerlicht breitet sich im Raum aus. Auch die Vögel sind schon wach. Durch das geöffnete Fenster hört der Mann ihr Zwitschern und Trällern im Garten. Sein alter, grauer Hund brummt im Schlaf. Die Welt ist friedlich und ruhig. Leise, vorsichtig, so dass er seine Frau nicht weckt, zieht er die Schublade seines Nachtschränkchens auf. Aus der hintersten Ecke befördert er einen dicken, abgegriffenen Zeichenblock. Die Seiten rascheln beim Blättern. Menschen jeglichen Alters mit meist traurigen, melancholischen Gesichtern ziehen an ihm vorbei. Ein Fachwerkhaus, etwas windschief, ein verlassenes Barockschloss, ein einsamer Hund, eine Reihe knorriger, blattloser Bäume. Er weiß nicht, wie viele bemalte Seiten es sind, als er schließlich ein jungfräuliches Blatt aufschlägt. Der abgegriffene Bleistift beginnt sogleich wie von selbst über das Papier zu huschen. Als bald wild und unkontrolliert fast schon wütend, dann wieder zaghaft und leise krakelt und kritzelt der Stift in seiner Hand. Von Zeit zu Zeit sieht er zu seiner Frau hinüber. Dann hält er inne, wirft einen letzten, prüfenden Blick auf seine Arbeit, klappt den Block zu und legt ihn sorgfältig zurück ins Nachtkästchen.

Er hat längst das Haus verlassen, als seine Frau das Werk in Händen hält. Ihre Augen sind vor Schreck geweitet, als sie erkennt, dass sie selbst es ist, die er da gezeichnet hat. Leicht nach vorne gebeugt steht sie da mit dem Skizzenblock ihres Mannes in der Hand. Er hat ihr nicht geschmeichelt. Das strähnige, viel zu dünne Haar, die kleinen Brüste, die breiten Hüften und nicht zuletzt der teuflische, ja fast besessene Blick, der auf dem Zeichenblock heftet. Das ist keine spielerische Neckerei. Es spricht nichts von Liebe oder Vertrautheit. Er hat sich endlich Luft gemacht.

 

Hi Threefoursixty,

erst mal herzlich Willkommen auf Kg.de

Sprachlich habe ich an deinem Erstlingswert nichts zu bemängeln.

Inhaltlich war mir das Ganz aber viel zu dürftig. Der erste Absatz ist nur eine Stituationsbeschreibung, was eigentilch überhautp nicht schlimm ist. Aber wo bleibt dann die Geschichte?

Gut, der Mann malt sie, nicht sehr vorteilhaft, da er sie offenbar nicht liebt.

Die Geschichte enthält mir zu viel Interpretationsspielraum.

Hat er sie jemals geliebt? Warum liebt er sie nicht mehr? Warum kann die Frau, das überhaupt nur an einer Zeichnung festmachen...

Der Ansatz ist nicht schlecht, du solltest deine Geschichte aber noch meiner Meinung nach mit wesentlich mehr Handlung füllen.

lg neukerchemer

 

Hi neukerchemer,

vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, meine Geschichte zu lesen. Dass sehr viel Interpretationsspielraum vorhanden ist, ist richtig. Ist aber gewollt. Ist es nicht ein besonderer Reiz, sich die Geschichte des Mannes und der Frau selbst zu erfinden, zu erdenken? Man kann darüber nachdenken, jeder wird zu differenzierten Ansichten kommen. Aber vielleicht hast Du recht, wenn ich mehr Handlung dazugeben sollte. Ist ein Versuch gewesen...

Grüsse

Threefoursixty

 

Hallo Threefoursixty,

ich muss mich Neukerchemer anschliessen.

Inhaltlich bleibt zu viel offen. Du schreibst zwar in deiner Antwort, dass das so gewollt ist - mich lässt es trotzdem sehr unzufrieden zurück. So wie die Geschichte dasteht könnte man ungefähr eintausend Sachen hineininterpretieren und dahinter geht die Geschichte für mich, ehrlich gesagt, verloren.

Wenn ich davon ausgehe, dass deine Geschichte kaum Handlung erhält, so erscheint mir die Situationsbeschreibung im Vergleich dazu viel zu kurz.

Es ist sehr früh als die Sonnenstrahlen sich ihren Weg durch die Jalousien ins Schlafzimmer suchen. Ein angenehmes Dämmerlicht breitet sich im Raum aus. Auch die Vögel sind schon wach. Durch das geöffnete Fenster hört der Mann ihr Zwitschern und Trällern im Garten. Sein alter, grauer Hund brummt im Schlaf. Die Welt ist friedlich und ruhig.

Besonders diese Passage empfinde ich für die Geschichte als unwichtig. Was möchtest du dem Leser damit sagen?

Lieben Gruß, Bella

 

Hi Bella

Ich wollte, dass der Leser die noch friedliche Stimmung am Morgen, also dann wenn die Hauptfigur die Gelegenheit hat, seine persönliche Krisenbewältigung zu vollführen, darstellen. Aber sicherlich hast Du recht, wenn diese Beschreibung hier im Verhältnis zu lange ist.

 

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