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Mama Terra

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06.06.2020
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Mama Terra

Vor sehr langer Zeit musste Mama Terra zum Arzt gehen, da es ihr fürchterlich schlecht ging. Ihre Kinder bezahlten all ihre Operationskosten für sie und unterstützten sie wo sie nur konnten. Terra fehlten einfach zu viele Organe um gesund zu sein, denn ihre Lunge war scheußlich dreckig und verstaubt, sie wurde operiert und aufgeschnitten; das schwierigste Problem jedoch war seit jeher, dass sie unaufhörlich arbeiten musste, denn sie musste für ihre Kinder sorgen, sie waschen, versorgen und bespaßen.

Da ihr Zustand von Zeit zu Zeit immer schlechter wurde, musste sie eines Tages ins Krankenhaus gebracht werden, um ihr blankes Leben zu retten. Zusammen mit dem Menschen kamen sie vor dem eisigen Betonpalast an, der schaurig in der Höhe baumelte und seine Macht demonstrierte. An seinen kahlen Wänden hingen Plakate wie „Save the planet“ oder „Zusammen gegen den Klimawandel“, die zerfleddert in der Höhe im Winde flatterten. Als beide ankamen, da freute sich Terra, dass sie nicht allein den düsteren Ort betreten musste, sondern ihren lieben Menschen bei sich hatte. Der Chirurg im weißen Pelzmantel empfing beide mit einer gewissen rationalen Kälte.

Ziemlich schnell lag Terra auch schon auf dem OP-Tisch und wurde in den schwammigen Abgrund der Träume geschickt, indem sie narkotisiert wurde. Kaum war sie entglitten, da begann ein Gespräch zwischen dem Menschen und dem Arzt.

„Was wäre denn heute der gewünschte Eingriff?“, eröffnete der Arzt.

„Nun, ich denke mal, dass das Eis in ihrem Blut von großem Wert ist. Zusammen mit meinem Geschäftspartner sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir das Eis in ihrem Körper ohne großes Risiko extrahieren können. Dadurch käme es zwar zu Überhitzungen, denen vermögen wir jedoch einiges entgegenzuhalten.“

„Wie sie wünschen. Für diesen hochgradig komplexen Eingriff sollten wir über den Preis reden!“, warnte der Arzt besorgt.

„Schon gut, schon gut! Nehmen sie was sie als angemessen ansehen. Ist mir ziemlich egal. Da schau doch einmal jemand her – die Investoren haben schon ihre Anteile gekauft und das nötige Geld überwiesen! Perfekt! Hey! Legen Sie heute auch noch los, oder machen Sie Urlaub?!“

Leicht kopfschüttelnd legte er auch den Menschen auf den OP-Tisch und begann ihn einschlafen zu lassen. Jetzt lagen Terra und Mensch nebeneinander unter dem Messer. Beim Menschen wurde ein Bein und eine Hand entfernt, wobei dass gesamte Blut bei Terra gefiltert wurde und dabei etwa zwei Liter Kühlflüssigkeit herauskamen, was bei Terra dazu führte, dass man förmlich die Farbe entweichen sehen konnte, sie würde nicht mehr lange in solch einem Zustand leben können.

Nach einigen Stunden waren die Eingriffe vorüber und Terra, wie auch Mensch, wurden in ein Doppelzimmer verlegt. Terra begann ihre Augenlieder ein wenig zu öffnen, die schwer wie Metall zu sein schienen. Ihr Blick wanderte durch das Zimmer, in dem nun viele Freunde und Verwandte standen und besorgt dreinblickten.

Ihr Mann Mars begann besorgt und schmerzvoll Terra gut zuzureden, ihr Hoffnung zu schenken, ihr wieder etwas Lebensfarbe ins Gesicht zu zaubern.

„Mein Liebling! Ich bin in jedem Augenblick für dich da, deine Schönheit und Pracht wird für mich ewiglich so sein, wie am ersten Tag unserer beiden Leben. Ich habe dich unendlich lieb! Gemeinsam können wir das schon irgendwie hinbekommen. Aber jetzt erhol dich erst einmal ein wenig.“

Den Kopf fürsorglich etwas zur Seite gekippt grinste er Terra an, wobei ihm eine kleine durchsichtige Perle die Wange hinabrollte und auf den Boden des verdreckten Krankenhauses aufprallte.

Terras Schwester Venus näherte sich nun dem Bett. In ihrem Gesicht war Schock und Schmerz, der ganz tief in ihrem Inneren loderte und brannte.

„O je! Was haben die nur mit dir gemacht! Du bist ja ganz blass! O nein, o nein, das darf einfach nicht wahr sein!“

Venus hielt ihre Tränen nicht mehr zurück und verdeckte ihre Grimasse mit ihren Händen, das Schluchzen wurde dumpfer. Sie verdeckte ihr gesamtes Gesicht, nicht aus Scham, sondern vielmehr aus Rücksicht ihrer Schwester gegenüber, die sie nicht so nah am Zusammenbruch sehen solle. Der Schmerz wandelte sich in Hass gegen den Menschen, der kurz darauf ebenfalls erwachte.

„Schämt euch! Allesamt! Ihr egoistischen Monster! Ihr Mörder und grausamen Zerstörer! Schämt euch, schämt euch, verschwindet einfach!“

Sie wurde fürsorglich in den Arm genommen, Mars hielt Venus fest im Arm und gab ihr Stärke und Stabilität, äußerlich, wie auch innerlich. Zusammen entfernten sie sich ein wenig vom Krankenbett.

Der Mensch erwachte und begann lauthals zu schreien.

„Ahhhhh! Schau mich an! O nein! Was ist passiert! Ich bin nur noch ein verstümmelter Brocken Fleisch! Scheiße – Verdammt – du verfluchtes Schwein von Arzt, was hast du mit mir gemacht!“

In Schock und Schmerz hörte man nur noch entsetztes Schreien und Schluchzen, die Trauer der Familienangehörigen wurde durch den Hass und die Beschuldigungen des Menschen übertönt, der jeden und alles verfluchte und am liebsten eigenhändig töten wollte. Alle ignorierten das Geplärre des Menschen und gingen wieder auf Terra zu, die bleich und rot unterlaufene, glasig kalte Augen in ihrem Schädel trug.

Opa Neptun näherte sich langsam dem Bett und vergoss mehrere Tränen auf einmal.

„Ach du liebes Kind! Was ist nur mit dir geschehen! Konnten sie dir nicht helfen?“, schlotterte Opa Neptun gebrochen, und sprach weiter an den Arzt gerichtet, „konnten Sie ihr denn überhaupt nicht helfen?“

Der Arzt senkte seinen Kopf nach unten und antwortete, „nein, tut uns allen sehr leid. Dennoch war der Eingriff nicht umsonst, denn wir konnten erfolgreich das gesamte Kühlmittel aus ihrem Blutkreislauf entnehmen und noch dazu erfolgreich eine Niere entfernen.“

Die Tränen des Opas wurden zahlreicher und größer. Opa Neptun kniff sich mit zwei Fingern die Augen zusammen, wodurch ein großer Schwall Tränen über die faltigen und alten weisen Wangen flossen. Daraufhin fuhr er sich durch sein grauses und fein gesätes Haar hindurch und gesellte sich zu Venus und Mars, die am anderen Ende des Zimmers Platz genommen hatten.

Daraufhin ging ich langsamen Schrittes auf das Bett zu. Als Terra mich erblickte, wurde ihr ein winziges Lächeln auf das Gesicht gezaubert, ihre schweren Augen kniffen sich ein wenig zusammen, was einige der schönsten Falten warf, die es im Universum überhaupt gab. Ich setzte mich zu ihr aufs Bett und umfasste ihre Hand.

„Hey Terra, du schaust bezaubernd aus“, diese ironisch gemeinte Lüge meinerseits ließ sie einmal kurz kichern, „ach! ich wünschte ich könnte etwas für dich tun, dir irgendwie helfen, dich unterstützen. Deinen Zerfall zu sehen und dein Leid aus nächster Nähe mitzuverfolgen ist das Schlimmste, das ich mir vorstellen könnte. Du stirbst vor meinen Augen, sie wollen zu mir und zu Mars! Dass du weggeworfen wirst wie ein Stück Dreck, das hast du einfach nicht verdient!“

Auf die Qualen der Familie und ihrer Freunde reagierte Terra nicht schmerzlich, oder ebenfalls traurig, nein, sie begann liebevoll zu flüstern, auch wenn ihre Stimme schwach und zittrig klang.

„Ach Kinder! Ihr Menschen seid einfach kleine Kinder und versteht noch nicht das große Ganze. Ich helfe euch, selbst wenn es meinen Untergang bedeuten müsste!“

Das weinerliche Gekreische des Menschen hatte abrupt aufgehört, als Terra zu sprechen begann. Der Mensch drehte seinen Kopf etwas zur Seite, in Richtung Terra.

„Dir geht es schon wieder besser? Das freut mich sehr. Ich habe dich auch so lieb, wie du es gerade wunderschön gesagt hast. Ich liebe dich auch von ganzem Herzen Mama!“, sagte der Mensch in fröhlicher Stimme.

Plötzlich wandte sich der Mensch an den Chirurgen und sagte, „ehm Doktor! Bitte entnehmen Sie noch schnell etwas von der Leber, man kann ja nie wissen, ob man so etwas vielleicht mal brauchen kann!“

Der Arzt nickte und forderte mich auf, dass ich doch bitte zur Seite treten solle, was ich auch in Kürze tun würde, nachdem ich mich von Terra verabschiedet hatte. Ich neigte mich über ihr Gesicht und gab ihr einen Kuss auf die Stirn und drückte ihre Hand dabei fest und entschlossen, für sie als Stärkung.

Zum Abschied flüsterte ich Terra zu: „Eines Tages meine Terra – eines Tages werden wir wieder vereint sein, zusammen tanzen und uns freuen, wir können wieder die Stille und die Wärme der Sonne genießen, wir werden wieder in unserer Ruhe und Pracht freudig lachen. Irgendwann Terra – irgendwann.“

Ich fügte noch hinzu: „Werden sie es irgendwann begreifen, dass sie dich brauchen? Ich glaube nicht.“

Terra hingegen hob ihren Kopf leicht und hauchte mir ins Ohr: „Vielleicht niemals alle, jedoch viele werden es. Viele werden es begreifen und eifrig vorangehen, um die Welt zu verändern! Luna – habe etwas vertrauen.“

 

Hola @Laevus,

könnte Dein Nick nicht hoffnungsvoller ausfallen?
Oder ist das reine Koketterie, weil man weiß, was man auf der Pfanne hat und die anderen in Schnappatmung verfallen, wenn ihre geringschätzigen Erwartungen um tausend Prozent übertroffen werden? Mal gucken.

LAE: Ihre Kinder bezahlten all ihre Operationskosten für sie und unterstützten sie wo sie nur konnten.
Vorschlag: Ihre Kinder bezahlten ihre Operationskosten und unterstützten …….

LAE: Terra fehlten einfach zu viele Organe um gesund zu sein, …
Hab immer gedacht, schon wenn mir ein Organ fehlte, wäre ich nicht ganz gesund. Na ja.

LAE: … denn ihre Lunge war scheußlich dreckig und verstaubt, …
Eine verheerende Diagnose. Hat das der Doktor so gesagt?


LAE: Da ihr Zustand von Zeit zu Zeit immer schlechter wurde, musste sie eines Tages ins Krankenhaus gebracht werden, um ihr blankes Leben zu retten.
Das Fette klingt nicht schön, kannste streichen, auch weil ‚immer‘ das schon ausdrückt. Und das Durchgestrichene ist nur ein Vorschlag, denn weswegen sonst kommt ein Mensch oder Planet ins Krankenhaus?

LAE: Opa Neptun näherte sich langsam dem Bett und vergoss mehrere Tränen auf einmal.
Salzwasser, nehme ich an?
Wäre aber auch mit Süßwasser ein großer Spaß. Selten so gelacht, der ganze Bauch war eine Falte. Wie auch hier:
LAE: Für diesen hochgradig komplexen Eingriff sollten wir über den Preis reden!“, warnte der Arzt besorgt.
Punktgenau.

LAE: … auf den Boden des verdreckten Krankenhauses aufprallte.
Lieber Herrliebe Autorin, dachten Sie, die Krankenhäuser wurden zur Erhöhung des Hygienestandards privatisiert?

LAE: Der Arzt senkte seinen Kopf nach unten …
Bislang hab ich einen einzigen gesehen, der den Kopf nach oben senkte – aber der stand auf dem Kopf.

LAE: Die Tränen des Opas wurden zahlreicher und größer.
Das hat mMn mit der Polschmelze zu tun.

LAE: … über die faltigen und alten weisen Wangen flossen.
… weißen Wangen, denn klug können sie ja nicht sein?

LAE: Daraufhin fuhr er sich durch sein grauses und fein gesätes Haar hindurch …
Das ist der Punkt, an dem ich mich vor lauter Lachen nicht mehr auf meinem Eames-Sessel halten konnte. (Es hätte auch ein anderer Sessel sein können, doch dieser von Eames war irrsinnig teuer, zum Sitzen).

„ehm Doktor! Bitte entnehmen Sie noch schnell etwas von der Leber, man kann ja nie wissen, ob man so etwas vielleicht mal brauchen kann!“
Das hängt sehr von der Lebensführung ab.

Und dann, zum Ende hin, noch einmal die Großmut der geschundenen Terra!
Das hat mich ergriffen, ich greife neben mich – doch da ist niemand. Verdammt! Warum muss ich immer in diesen Momenten allein vor dem Screen sitzen!
Ich schaue, noch immer frustriert, auf die tags – und es brate mir einer einen Storch: SATIRE!
Ich hätt mir‘s denken können.

Es gibt einige Fehler im Text, doch bei Satire ist das nicht so wichtig.
Ganz im Gegenteil – das macht diesen Text noch gehaltvoller.

Große Klasse, lieber Laevus!
Und beste Grüße
José

p.s.
Du hast ja noch, wie ich gerade sehe, einen zweiten Text eingestellt, die Patrouille, – und der hat mich echt umgehauen.

Egal, ob es jetzt zu früh oder zu spät ist – ein alter Herr darf Schlafstörungen haben – auf jeden Fall muss ich dazu etwas sagen.

Die ‚Mama Terra‘ hab ich nicht so ernst genommen, war ja eh Satire. Aber gut gefallen hat sie mir auf jeden Fall. Ich hatte auch so ein Gefühl, dass es unpassend sei, vergessene Kommas anzukreiden, weil Dein Schreibstil etwas Urtümliches hat, etwas Anarchisches, Ungekünsteltes.

Und jetzt, bei ‚Patrouille‘ gerate ich regelrecht ins Schwärmen.
Das ist einfach herrlich, so einen währschaften, wahrhaftigen groben und doch feinen Text lesen zu können. Ich denke an van Goghs Bilder – die scheinen eher mit Fingernägeln in Farbe gekratzt als mit Pinsel gemalt zu sein.

Lieber Laevus, Dein Nick trifft es nicht. Eher würde ich sagen: Du hast es drauf!
Und bitte lass Dich nicht becircen von ‚Schöngeistern‘ und Neunmalneunklugen. Du bist Alleininhaber dieser wunderbaren Mischung aus urig und feinsinnig.

Im Forum – ah, beinahe hätte ich es vergessen!: Willkommen, Willkommen! - gibt es eine gewisse Vorstellung, wie eine Kurzgeschichte auszusehen hat, was sie beinhalten muss, in etwa. Das werden Dir die Kommentatoren wohl auch darlegen.

Ganz bestimmt könntest Du, natürlich nicht mit dem Hobel, eher mit feiner Feile, Deinen Text noch schöner machen, aber bitte äußerst behutsam! Wie schnell ist ein urtümlicher Charakter versaut, wenn man nicht aufpasst.

Hoffentlich befinden sich noch einige Perlen in Deiner Hosentasche und Du hast – wenn wir alle applaudieren – auch Bock, weitere Perlen zu fabrizieren.

Beeindruckt wie selten
José

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @josefelipe,

ich freue mich sehr, dass dir meine Geschichten gefallen haben und du sie genossen hast.

Gleichzeitig bin ich aber auch von deinem Schwärmen überwältigt und weiß daher nicht so recht, was ich antworten soll. Ich hoffe sehr, dass du mir das nachsiehst.

Tatsächlich habe ich noch ein paar Geschichten auf Lager und werde sie im Laufe der Zeit hochladen, da ich das Forum nicht "vollspammen" möchte.

Auf jeden Fall bedanke ich mich herzlichst für deine Tipps und dein Feedback.

Dankerfüllt
Laevus

 

Hi @Laevus,

ich kann mich dem Lob meines Vorredners nicht so ganz anschließen. Die Grundidee finde ich ganz okay, kann man so machen.

Mein Hauptproblem mit dem Text ist allerdings, dass du die Pointe im Titel sowie im ersten Satz sofort auflöst, indem du der Figur diesen relativ eindeutigen Namen gibst. Für mich macht das, von der Textstruktur her, nicht so wirklich Sinn.

Vielleicht würde der Text mehr Spannung erzeugen, wenn du am Anfang den Anschein aufrecht erhältst, dass es sich um eine normale Person handelt und das erst nach und nach auflöst.

Hoffe, du kannst mit dem Kommentar etwas anfangen.

Klamm

 

Hi @Klamm,

danke für dein Feedback.

Ich verstehe, was du sagen möchtest. Aber in gewisser Weise fand ich, dass diese Information durchaus für das Verständnis des Textes von Nöten ist. Dass die Spannung dadurch gedrückt wird stimmt, aber für mich war das freilich notwendig, ansonsten steigt man zu früh aus, um zu verstehen, wie man die Chiffre der Personae Dramatis entschlüsseln kann.

Trotzdem vielen Dank für deinen aufschlussreichen Kommentar.
Laevus

 

»Erde! Rief ich, du bist zur Witwe geworden,
Dürftig und kinderlos lebst du in langsamer Zeit.
Nichts zu erzeugen und nichts zu pflegen in sorgender Liebe,
Alternd im Kinde sich nicht wiederzusehn, ist der Tod.«
Hölderlin, aus „de(m) Wanderer“​

Daraufhin fuhr er sich durch sein grauses und fein gesätes Haar hindurch und gesellte sich zu Venus und Mars, die am anderen Ende des Zimmers Platz genommen hatten,

ein Satz,

textreicher Laevus,

über den ich stunden-, was sag ich, ein lebenlang nachdenken werde – oder doch besser nicht. Ja, war denn Hölderlin (oder auch nur einer seiner Freunde wie Hegel und Schelling) Satiriker?, wirstu dich fragen.
Wohl eher nicht, selbst wenn man Schillers Maxime »Satirisch ist der Dichter, wenn er die Entfernung von der Natur und den Widerspruch der Wirklichkeit mit dem Ideale (in der Wirkung auf das Gemüt kommt beides auf eins hinaus) zu seinem Gegenstande macht. Dies kann er aber sowohl ernsthaft und mit Affekt, als scherzhaft und mit Heiterkeit ausführen, je nachdem er entweder im Gebiete des Willens oder im Gebiete des Verstandes verweilt. Jenes geschieht durch die strafende oder pathetische, dieses durch die scherzhafte Satire«* zum Maßstab nimmt. Und wenn Du das jetzt für Satire hältst, so werde ich Dir nicht widersprechen. Und nach Tucholsky darf Satire alles – also auch schlecht sein!,

und damit herzlich willkommen hierorts!

Humor ist schon schwierig – weil mehr als das eher dümmliche und spießige „wenn man trotzdem lacht“ und Satire setzt noch eins drauf, erfordert nicht nur austeilende Ironie, sondern auch Selbstironie. Da wir uns gerade erst begegnen und kennenlernen, vermag ich nicht zu beurteilen, ob der eher kindliche Sound Deiner „Satire“ ironisch sein soll oder nicht. Und Dein Gebiss scheint auch nicht das beste zu sein. Beißend ist der Text eher nicht, als hättestu Dein Gebiss vergessen bzw. gar keines - Gottsei es zu danken, denn so kann es auch nicht vergessen werden.

Ich schätze Dich für relativ jung ein und als Opfer des Schreibenlernens nach Gehör. Warum? Die Fehlerquote ist für einen solch kurzen Text extrem … unter Freunden oder Bekannten mag der Vortrag gelingen – das gesprochene Wort ist flüchtig – kaum der Zunge entflogen gehts zum einen Ohr hinein, gelegentlich zum andern wieder hinaus, um beide Male zu verklingen. Schriftlich eingefangen offenbart sich jede Schwäche.

Ihre Kinder bezahlten all ihre Operationskosten für sie und unterstützten sieKOMMA wo sie nur konnten.
War Mutter Erde nicht sozialversichert?, frag ich mich. Klar, Hausarbeit. Taucht bestenfalls rudimentär in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung auf.

Aber wichtiger ist: Der „Relativsatz“ wird eigentlich schon in frühester Grundschulzeit gelehrt als eine der einfachsten Übungen ...

Terra fehlten einfach zu viele OrganeKOMMA um gesund zu sein, denn …
Infinitivsatz!

„Wie sie wünschen. ...
Mal nutztu die Höflichkeitsform, mal eben – wie hier – wieder nicht.
Gibt‘s da einen Grund für? Wie zB Konzentratiosschwäche?

Terra begann ihre Augenlieder ein wenig zu öffnen, die schwer ...
Verwechselung von „Lied“ und „Augenlid“, das eine kann man singen, das andere reiben

„Mein Liebling! Ich bin in jedem Augenblick für dich da, …
Warum so umständlich, wo‘s das gleichbedeutende „immer“ gibt?

Den Kopf fürsorglich etwas zur Seite gekipptKOMMA grinste er Terra an, wobei …

Sie verdeckte ihr gesamtes Gesicht, nicht aus Scham, sondern vielmehr aus Rücksicht ihrer Schwester gegenüber, die sie nicht so nah am Zusammenbruch sehen solle.
Warum der Zeitenwechsel (verdeckte … solle) oder der Wechsel in Konj. I, der indirekten Rede („solle“)?

Der Schmerz wandelte sich in Hass gegen den Menschen, der kurz darauf ebenfalls erwachte.

„Schämt euch! Allesamt! Ihr egoistischen Monster! Ihr Mörder und grausamen Zerstörer! Schämt euch, schämt euch, verschwindet einfach!“

„Ahhhhh! Schau mich an! O nein!
Wie spricht man vier „h“s aus, wenn lautschriftlich [a:] rauskommt?
Gönne eines dem „O“

„Ach du liebes Kind! Was ist nur mit dir geschehen! Konnten sie dir nicht helfen?“, schlotterte Opa Neptun gebrochen, und sprach weiter an den Arzt gerichtet, „konnten Sie ihr denn überhaupt nicht helfen?“
Ist „schlottern“ nicht eher körperlich als sprachlich bedingt?
„gebrochen“ könnte aber auch ein Hinweis auf Stottern abgeben.
Also Verwechselung von „schlottern“ mit „stottern“?

Als Terra mich erblickte, wurde ihr ein winziges Lächeln auf das Gesicht gezaubert, ihre schweren Augen kniffen sich ein wenig zusammen, was einige der schönsten Falten warf, die es im Universum überhaupt gab.
Das scherzt gewaltig, wenn Augen sich kneifen! Augen „arbeiten“ selbständig – nervöse Zuckungen? Kneift nicht eher „sie“, Mama Terra, die Augen zusammen?

Auf die Qualen der Familie und ihrer Freunde reagierte Terra nicht schmerzlichKOMMA weg oder ebenfalls traurig, nein, sie begann liebevoll zu flüstern, auch wenn ihre Stimme schwach und zittrig klang.

Und doch gibt‘s eine kleine Utopie, wenn es heißt
Zum Abschied flüsterte ich Terra zu: „Eines Tages meine Terra – eines Tages werden wir wieder vereint sein, zusammen tanzen und uns freuen, wir können wieder die Stille und die Wärme der Sonne genießen, wir werden wieder in unserer Ruhe und Pracht freudig lachen. Irgendwann Terra – irgendwann.“

Aber es wird wohl Utopie bleiben und das Anthropozän das kürzeste Erdzeitalter werden ...

Jetzt juckt's mich, Deinen mathematischen Titel zu besuchen

Friedel

* https://www.lernhelfer.de/sites/default/files/lexicon/pdf/BWS-DEU1-0556-03.pdf
(angepasst an die neuere deutsche Rechtschreibung durch mich)

 

Hallo @Laevus

ich habe nicht verstanden, wen oder was Deine Satire letztendlich aufs Korn nehmen will. Soll der Text Klima- und Umweltdemonstranten veräppeln? Den Planeten selbst wirst Du hoffentlich nicht zur Zielscheibe des Spottes erwählt haben.
Ich musste die ganze Zeit an manche Plakate denken, die besorgte Bürger im letzten Jahr B. C. vor den Kameras schwenkten, als Beleg für die eigne Kreativität. So in Richtung: "Wir haben keine zweite Erde".

Es könnte auch sein, dass mich der Satire-Hinweis in die Irre führte, und es sich vielmehr um eine Parabel handelt. Dann wäre der Anspruch des Textes, Problembewusstsein bei Lesern zu wecken. Das gelingt nicht sehr gut. Es findet sich keine Ursachenanalyse oder Lösungsansatz bei dieser Analogie.

Viele werden es begreifen und eifrig vorangehen, um die Welt zu verändern!
Was soll wer begreifen und wie soll die Welt verändert werden? Das sind Allerweltsphrasen, die keinen Wert enthalten. Leider bildet dieses Geraune im Nebel ziemlich gut den Zustand der realen Klimaschutzbewegung ab.

Schönen Gruß!
Kellerkind

 

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