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Manche, die haben halt gar nichts

CoK

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24.08.2020
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Manche, die haben halt gar nichts

Der Mann im abgetragenen Mantel nimmt eine Wasserflasche aus seiner großen Umhängetasche und schüttet einen Schluck daraus in den Mülleimer. Misstrauisch schaut er durch den Einwurf. Er steckt den Arm in den Behälter und durchwühlt den Inhalt.
Ich vermute, er hat sich einmal die Finger verbrannt, es gibt Raucher, die ihre Kippen, ohne sie vorher auszudrücken, in den Eimer werfen. Ich beobachte ihn, frage mich, was hat diesen Mann dazu gebracht, im Müll herumzuwühlen? Wann hat er sein Schamgefühl, seine Hemmungen verloren? Er zieht die Hand wieder aus dem Abfallbehälter. Hebt den Kopf, schaut in meine Richtung, unsere Blicke treffen sich. Es ist nicht er, der peinlich berührt, den Kopf senkt. Er hat nichts gefunden, geht weiter.
Vorbei an meiner kleinen Verkaufshütte, weiter durch den verschneiten Weihnachtsmarkt.

Da ist die kleine, alte Frau mit ihrer großen, bunt geblümten Einkaufstasche. Sie schiebt einen Gehwagen vor sich her. Es ist der Abfallbehälter vor H&M, an dem sie stehen bleibt. Mit einem Schlüssel öffnet sie ihn, sucht in dem Wohlstandsmüll nach Pfandflaschen.
Ich schaue in meine Tasche, da muss doch noch irgendwo eine leere PET-Flasche sein.
Lächelnd grüße ich die Frau und gebe sie ihr.
"Danke, das ist aber nett."
„Ich habe Sie schon oft gesehen und mich gefragt, warum Sie einen Schlüssel für den Behälter haben?“
Sie lächelt zurück, und ihr Blick sucht meine Augen, als sie zu erzählen beginnt. „Wissen Sie, ich sammle diese Flaschen nicht für mich, ich sammle sie fürs Hospiz. Am Ende des Monats bringe ich mein Pfandgeld dorthin."
„Warum behalten Sie das Geld nicht für sich?“
„Für mich?" Warum sollte ich es behalten?" Ich bekomme eine Witwenrente, das reicht, mehr brauche ich nicht. Das Hospiz aber braucht Spendengelder. Die Schwestern dort sind nett und nehmen sich Zeit für die Patienten."
Ihre Augen füllen sich mit Tränen und leise sagt sie: „Mein Mann ist da gestorben. Ich hab ihn jeden Tag besucht und den Schwestern geholfen. So kann ich jetzt noch etwas tun. Die Pflegerinnen können das Geld gut für die Leute brauchen, die nicht so viel haben. Ihnen einen Schlafanzug oder mal was zum Naschen kaufen. Jetzt, an Weihnachten auch mal ein kleines Geschenk." Sie hebt die Schultern, lässt sie wie von einer Last nach unten gedrückt wieder fallen. „Manche, die haben halt gar nichts.“
Sorgsam schließt sie den Abfalleimer ab. „Auf Wiedersehen!“
Sie schiebt ihr Wägelchen weiter.

Jeden Abend steht ein junger Mann am Kinderkarussell. Er singt die Kinderlieder mit, abgehackt, laut, unverständlich. Begleitet von einem taumelnden Tanz vor und zurück im Rhythmus der Musik.
Er unterbricht seine Bewegungen, spricht Passanten an. Während er eine imaginäre Zigarette zwischen Zeige- und Ringfinger zum Mund führt, bettelt er. Glück gehabt. Ein Raucher spendet ihm Zigarette und Feuer. Lächelnd und lange, inhaliert er den Rauch. Wühlt im Abfalleimer nach Pfandflaschen. Ohne Angst vor einem Diebstahl, stellt er die beiden gefundenen Flaschen vor einem Schaufenster ab. Er kommt zu mir.
„Ha… ha… hast du du sch....sch… schon WEI hh nachtss pätzchen gebacken?“ Ich muss mich sehr anstrengen, um ihn zu verstehen.
„Ja!" Ich lächle ihn an.
Er antwortet mit einem strahlenden Lächeln.
Ich sehe an dem jungen Mann vorbei und erkenne eine Pfandflaschensammlerin, die hastig die beiden Flaschen in ihre Plastiktüte steckt.
Er folgt meinem Blick, dreht sich ebenfalls um. Ein lautes, langgezogenes, unartikuliertes Schreien begleitet ihn, als er auf die Frau zustürmt.
Wie erstarrt steht sie da, die Plastiktüte mit beiden Händen fest an ihre Brust gedrückt. Er zerrt an der Tüte, will seine Flaschen zurück.
„Es sind nicht deine Flaschen!“, versucht die Frau ihm zu erklären.
Sie will fliehen, doch der Mann zerrt sie an der Tasche zurück. Schlägt nach ihr. „Böse Diebin!" Er reißt an den Flaschen.
Glühweintrinker an runden Tischen beobachten die Szene.
Eine Verkäuferin aus dem nahen Geschäft will der alten Frau helfen, versucht sie in den zu Laden ziehen.
Der Junge ist stärker, wehrt sich dagegen, hält die Tasche fest. Schlägt wieder nach der Frau. Die schützend das Gesicht abwendet. Ich nehme einen Euro aus der Kasse, laufe zu dem jungen Mann und streckte ihm das Geld hin. Das ist für die Pfandflaschen, aber jetzt lass die Frau in Ruhe.“
Mit groß aufgerissenen Augen blickt er mich an. Es dauert eine Weile, bis er versteht. Dann greift er nach dem Euro, geht zurück ans Kinderkarussell.
Und ich höre ihn, mit seinem unverständlichen Singsang, taumelnd vor und zurück: „Kleine Kerze leuchte.“singen
Ein Mann kommt auf mich zu, auf seiner Jacke steht ORDNUNGSAMT.
„Stört der Behinderte die Kinder, belästigt er Sie?"
„Nein, es ist alles gut.“

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @CoK, diese Geschichte hat mich sehr berührt. Du hast wirklich eine Gabe, deine Beobachtungen so aufzuschreiben, dass man sie auch vor Augen hat.
Es gibt nur Eins, was mich gestört hat:

„Stört der Behinderte die Kinder, belästigt er Sie?"
Der Name "Behinderte" und der Annahme das er Prota und Kinder belästigen könnte, bestätigt m.E. ein Klischee, dass behinderte Menschen wertlos und lästig sind. Das finde ich schade.
Oder aber, vielleicht bin ich auch ein wenig empfindlich, dem Wort "behindert" gegenüber ;).

Aber ich könnte mir eventuell noch eine wirkungsvolleres Ende vorstellen.

Ich habe die Geschichte sonst gerne gelesen!

herzliche Grüße,
Schwerhörig

 

Hallo @Schwerhörig

Ich freue mich, das dir meine Geschichte gefallen hat.

Der Name "Behinderte" und der Annahme das er Prota und Kinder belästigen könnte, bestätigt m.E. ein Klischee, dass behinderte Menschen wertlos und lästig sind. Das finde ich schade.
So ist es traurig aber wahr. Ebenso wie der Ordnungsbeamte meiner Geschichte den Mann mit Beeinträchtigungen am liebsten weggeschickt hätte.

Er wollte Macht demonstrieren.

Lieber Gruß CoK

 

Hallo @CoK,

Alles klar! Solche Leute gibt's!
Sollte der Ordnungsbeamte vielleicht doch lieber einen Glas Glühwein trinken ;).

Lieber Gruß,
Schwerhörig

 

Liebe @CoK

ich habe Deine Geschichte gern gelesen. Sie beschreibt die Realität. Wir alle haben so etwas schon einmal gesehen und uns vielleicht selbst gefragt, warum ein Mensch obdachlos wurde. Ich finde es schön, dass Du dieses Thema aufgreifst. Du schreibst flüssig, ich kann mir alles gut vorstellen, bin nah an den Protagonisten dran.

Ein paar Kleinigkeiten sind mir aufgefallen:

Ich beobachte ihn wie ein Voyeur, frage mich, was hat diesen Mann dazu gebracht, im Müll herum zu wühlen?

herumzuwühlen

Er zieht die Hand wieder aus dem Abfallbehälter.
Hebt den Kopf, schaut in meine Richtung, unsere Blicke treffen sich.

Er zieht die Hand wieder aus dem Abfallbehälter, hebt den Kopf, schaut in meine Richtung. Unsere Blicke treffen sich.

Es ist der Abfallbehälter vor H &M, an dem sie stehen bleibt.

H&M

Seine Bewegungen unterbrechend, spricht er Passanten an. Bettelnd, eine imaginäre Zigarette zwischen Zeige- und Ringfinger zum Mund führend. Glück gehabt, ein Raucher spendet ihm Zigarette und Feuer. Genussvoll den Rauch inhalierend, wühlt er im Abfalleimer nach Pfandflaschen. Sorglos stellt er die beiden gefundenen Flaschen vor einem Schaufenster ab und kommt zu mir. Ich muss mich sehr anstrengen, um ihn zu verstehen.
„Ha, ha hast du du sch....sch schon WEI hh nachtss pätzchen gebacken.“
„Ja!" Ich lächle ihn an.

Ich würde eher aktiv schreiben.
Vorschlag:
Er unterbricht seine Bewegungen, spricht Passanten an. Während er eine imaginäre Zigarette zwischen Zeige- und Ringfinger zum Mund führt, bettelt er. Glück gehabt! Ein Raucher spendet ihm Zigarette und Feuer. Genussvoll inhaliert er den Rauch, wühlt im Abfalleimer nach Pfandflaschen.

... und kommt zu mir. "Ha, ha hast du du sch...sch WEI hh nachtss plätzchen gebacken?"
Ich muss mich sehr anstrengen, um ihn zu verstehen. "Ja!", erwidere ich mit einem Lächeln.

Die hastig die beiden vor dem Schaufenster stehenden PET Flaschen in ihre Plastiktüte packt.

PET-Flaschen

Meinem erstaunten Blick folgend, dreht auch er sich um, und ein lautes, wehes, unartikuliertes Schreien begleitet ihn, als er auf die erschrockene Frau zustürmt.

Auch hier würde ich aktiv schreiben.
Vorschlag:
Er folgt meinem erstaunten Blick, dreht sich ebenfalls um, während ein lautes, wehes, unartikuliertes Schreien in begleitet, als er auf ...

Sie will fliehen, doch der Mann zieht sie an der Tasche zurück. Schlägt nach ihr, sie ist böse, eine Diebin. Er reißt an den Flaschen.

Sie will fliehen, doch er zerrt sie an der Tasche zurück, schlägt nach ihr. Sie ist böse, eine Diebin. Er reißt an den Flaschen.

Eine Verkäuferin aus dem nahen Geschäft will der alten Frau helfen, versucht sie in den Laden ziehen.
Der Junge ist stärker, zieht an der Tasche mit den Flaschen.

Wortwiederholung.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Abend,
Silvita

 

Salü @CoK,

früher gab es ja den Beruf des Stadtschreibers - in wenigen Städten auch heute noch (für ausgesuchte Persönlichkeiten) - und den hast du jetzt inne. Eine Standardszene aus urbanen Siedlungen. Weltweit. Nun, hier ist es Deutschland. Es gibt das Ordnungsamt - für mich eines der Wörter des Jahrhunderts.

Viele von uns haben diese und verwandte Szenen schon beobachtet - aber nichts getan. Ich wäre froh, die Menschen lernten etwas daraus. Die Begriffe "behindert" und "belästigen" kenne ich aus nicht wenigen Begegnungen dieser Art. So krass wie zu meinen Zivildienstzeiten 1984/85 ist es nicht mehr, aber noch deutlich sichtbar und vielleicht nicht mehr so krass, weil eher gedacht als gesagt.

Schreibmäßig bist du auf einem guten Weg. Einem sehr guten. Bleib dran. Es ist wichtig, der Gesellschaft immer wieder den Spiegel vorzuhalten. Auch wenn es hier im kleinen Rahmen ist, aber wer weiß, vielleicht machst du bald irgendwo Lesungen und schmeißt den Menschen die Worte vor die Füße, so dass sie endlich mal drüber stolpern und nachdenken.

Griasle
Morphin

 

Liebe @Silvita

Es gefällt mir, dass du meine Geschichte gern gelesen hast.
Vielen Dank für deine Korrekturen, ich habe sie aufgegriffen und meinen Text verbessert.

herumzuwühlen
Das sind so die Wörter die mein Schreibprogramm anders schreibt. Bin froh das du es besser weißt. Danke.
Er zieht die Hand wieder aus dem Abfallbehälter, hebt den Kopf, schaut in meine Richtung. Unsere Blicke treffen sich.
Ich habe den Satz verlängert.
Ich würde eher aktiv schreiben.
Vorschlag:
Er unterbricht seine Bewegungen, spricht Passanten an. Während er eine imaginäre Zigarette zwischen Zeige- und Ringfinger zum Mund führt, bettelt er. Glück gehabt! Ein Raucher spendet ihm Zigarette und Feuer. Genussvoll inhaliert er den Rauch, wühlt im Abfalleimer nach Pfandflaschen.
Du hast recht aktiv klingt besser.

Eine Verkäuferin aus dem nahen Geschäft will der alten Frau helfen, versucht sie in den Laden ziehen.
Der Junge ist stärker, zieht an der Tasche mit den Flaschen.

Wortwiederholung
Ich habe es jetzt anders geschrieben.

Ich freue mich wenn du meine Geschichten liest und mir auch hilfst.

Liebe Grüße von der schwäbischen Alb.
CoK

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @CoK,

es hat "Spaß" gemacht, deine Geschichte zu lesen. Deine Beschreibungen sind sehr lebhaft und real, du erzeugst klare Bilder im lesenden Kopf.

Den ersten Satz würde ich weglassen, da es ja auch der Titel ist und ich es besser finde, wenn der Satz etwas versteckter mitten im Text vorkommt (was er ja auch tut) .

Eine Verkäuferin aus dem nahen Geschäft will der alten Frau helfen, versucht sie in den Laden ziehen.
Fehlt da nicht ein "zu"?
Also: ...in den Laden zu ziehen.

Es dauerte eine Weile, bis er versteht.
Es muss "dauert" sein, da Gegenwart.

Das Ende fand ich etwas abrupt. Hätte gern noch weitergelesen.

Gute Nacht wünscht
rainsen

 

Lieber @rainsen

ich freue mich sehr, dass du meine Geschichte so aufmerksam gelesen hast.
Du hast natürlich recht. Der erste Satz muss nicht doppelt stehen.

Es muss "dauert" sein, da Gegenwart
Ja.
Fehlt da nicht ein "zu"?
Also: ...in den Laden zu ziehen
Ja, hast du auch Recht. Verbessert.

Das Ende fand ich etwas abrupt. Hätte gern noch weitergelesen.

Weißt du, ich bin noch nicht der lange Geschichten Schreiber. Für meine Verhältnisse war die Geschichte schon ziemlich lang.
Auch etwas das ich üben möchte.

Toll, toll, du hast sie gerne gelesen und sogar gewünscht, sie möge länger sein.
Das finde ich so schön.

Ich wünsche dir einen schönen Tag
Liebe Grüße
CoK

 

Liebe @CoK,

ich find ja deine Themenwahl sehr gut (auch bei deiner letzten Geschichte hat sie mir gefallen) und ich hab auch das Gefühl, dass es dir wichtig ist, Missstände aufzuzeigen und für die Menschen einzustehen, die keine Lobby haben. Dafür kassiert du schon mal Pluspunkte von mir.
Allerdings glaube ich, dass die Geschichte viel stärker wäre, wenn du die Message etwas "subtiler" verpacken würdest. Z.B. das im Müll wühlen. Es taucht bei der ersten Person und bei der letzten Person als Beschreibung auf. Mir ist das zu dick aufgetragen. Kann sein, dass es regionale Unterschiede gibt, aber hier im Norden von Deutschland steht auf ganz vielen Mülleimern "Pfand gehört daneben" und die meisten halten sich daran und stellen die leeren Flaschen neben die Eimer. Auch wenn das Bild bei euch anders sein sollte, wäre mir zweimal im Müll wühlen, too much.

Bei den ersten beiden Schicksalen fehlt dir in meinen Augen auch ein Konflikt. Es ist eher eine Momentaufnahme, die Personen machen keine Entwicklung durch. Bei der Beschreibung des Mannes bleibt bei mir nach der Lektüre nicht viel hängen, weil das Besondere fehlt. Es ist hier in der Großstadt leider ein bekanntes Bild und die meisten Menschen haben sich daran gewöhnt.

DIe Idee, dass die Frau Flaschen sammelt, um das Geld ans Hospiz zu spenden, in dem ihr Mann gestorben ist, finde ich ganz originell. Aber sie hat hier auch keine Widerstände zu überwinden. Die GEschichte von der Frau ist glaube ich zu sehr auf die Vergangenheit ausgerichtet. Aus der Grundidee könntest du mehr machen.

Vom Schreibstil liest sich das grds. flüssig, aber schau mal, ob du die Fülle von Adjektiven und Adverben brauchst. Ab und an ist es mir auch zu erklärend. Aber insgesamt hab ich das gerne gelesen und ich finde, dass du eine gute Beobachtungsgabe hast.

Viele Grüße
Aurelia

 

Liebe @Aurelia

ich freue mich, das du meine Geschichte gelesen und kommentiert hast.

ich hab auch das Gefühl, dass es dir wichtig ist, Missstände aufzuzeigen und für die Menschen einzustehen, die keine Lobby haben.
Ja, das stimmt.
Ich mag Menschen und ich interessiere mich für sie. Gerade für die, die es schwer haben.
Kann sein, dass es regionale Unterschiede gibt, aber hier im Norden von Deutschland steht auf ganz vielen Mülleimern "Pfand gehört daneben" und die meisten halten sich daran und stellen die leeren Flaschen neben die Eimer.
Ich habe hier bei uns noch keinen Abfalleimer gesehen, auf dem steht: Pfand gehört daneben. Finde die Idee aber sehr gut.
ei den ersten beiden Schicksalen fehlt dir in meinen Augen auch ein Konflikt.
Stimmt.
Vom Schreibstil liest sich das grds. flüssig, aber schau mal, ob du die Fülle von Adjektiven und Adverben brauchst. Ab und an ist es mir auch zu erklärend.
Vielleicht kannst du mir schreiben, welche Adjektive und Adverben du meinst .
Wo ich zu erklärend wirke?

Ich wünsche dir einen schönen Tag
Liebe Grüße
CoK

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @AWM

Danke fürs lesen und Kommentieren.

Zuerst fand ich den ersten Satz schlecht. Dann habe ich meine Meinung geändert. Der erste Satz ist so banal, dass er eben doch neugierig macht, was es mit diesem Abfalleimer auf sich hat.
Schön, dass dir mein erster Satz doch noch gefallen hat.

Show don´t tell. Das kannst du besser. Zieh uns doch gleich in die Szene hinein, statt das in diesem nüchternen Satz zu erzählen. stattfinden ist auch ein ganz schwaches Verb.
Ich habe es geändert.
Schnee, der in großen Flocken alles in ein freundliches, winterliches Weiß einhüllt, sorgt für weihnachtliche Stimmung auf dem kleinen Markt.
Ich denke, du hast das wirklich beobachtet und das finde ich gut, dass du ein Auge für solche Dinge hast. Trotzdem wundert es mich, weil er durch Wasser ja vieles kaputtmachen kann,
Das ist ihm nicht wichtig, er sammelt nur Pfandflaschen.
Nein, die Prota beobachtet ihn nicht wie ein Voyeur. Das ist sexuell
Ich hab’s gestrichen.
Ist es ein anderer Abfallbehälter oder schreibst du hier einfach konkreter um welches Kaufhaus es sich handelt?
Ja, ich bin konkreter geworden.
Du nutzt generell zu viele Adverbien und Adjektive. Das liest sich nicht schön und ist immer tell. Es ist immer eine Abkürzung. Man fragt sich: Wie sieht das aus wenn jemand traurig die Schultern fallen lässt? Kann man das auch fröhlich machen? Ich würde hier das "traurig" einfach streichen.
Ich habe es gestrichen und beschrieben wie es für mich traurig aussieht.
Genussvoll, sorglos: Entweder ganz streichen oder eben zeigen, wie es aussieht wenn jemand sorglos Flaschen abstellt
Beschrieben
Auch hier das "neugierige". Das braucht es nicht.
Gestrichen
Zudem solltest du dir Gedanken machen, was für deine Erzählerin in diesem Moment wichtig ist. Warum ist es z.B. in dieser Situation wichtig, wahrzunehmen, dass die Tische rund sind?
Wenn ich das Bild vor mir sehe, sind sie rund. Ich finde es nicht schön zu schreiben: Glühweintrinker beobachten an Tischen die Szene.
Vielleicht aber ist es so, dass diese Glühweintrinker sich immer im Kreis bewegen ...

Ich freue mich dass dir meine Geschichte insgesamt gefallen hat.

Lieber Gruß
CoK

 

„Kleine Kerze leuchte.“

Es ist gut, dass von solchen Dingen wie hier von Dir, erzählt wird,

liebe CoK,

und es wird vllt. den einen oder die andere geben, die durch die

mittelalterlichen Hausfronten
ermutigt den Hammer hervorholt in dem Argument, dass es uns nie so gut ging wie heute – um so schlimmer für die unfreiwilligen Repräsentanten der „Dritten“ Welt vor unserer Haustür oder – ganz weit weg und im Schweigen verstummt – der Amazonasindianer, dessen letzte Rückzugsgebiete abgefackelt werden für den Sojaanbau für den weltweiten Export. Da fragt man sich, ob Brasilien nicht direkt vor unserer Haustür beginnt, wenn mal wieder ein buchstäblicher „Penner“ wie nebenbei abgefackelt wird.

Als ich noch drei Paare nebst Kind in einem kommune-ähnlichen, drei Stockwerk hohen Altbau durchziehen konnte, lebte in der direkten Nachbarschaft der Eisenbahner- und Bergarbeitersiedlung (die Deputat-Kohle der moderner eingerichteten Bergarbeiter erhielten wir für die drei Kohleöfen für einen Spottpreis) eine ältere Frau (wahrscheinlich verwitwet) und ihr Sohn, die sich auch mit gesammelten Pfandflaschen über Wasser hielten.

Da waren unsere ihr überlassenen leeren Kästen Bier sicherlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

In den zwölf Jahren als Vorsitzender einer Mitarbeitervertretung und einige Jahre als Schwerbehindertenvertreter weiß ich, wie selbst in einem katholischen Krankenhaus mit behinderten Beschäftigten umgegangen wird. Alles andere als caritativ. Sie dienen, die Quote einzuhalten und Ausgleichsabgaben zu vermeiden. Übrigens beantwortete ich nach der letztgenannten Wahl die saublöde Frage des stellv. Verwaltungsvorstandes, wo ich denn behindert sei, mit, „ich hab wie Sie nur einen rechten Arm“, und ließ ihn stehen.

Aber zu Deinem Text – nackter Naturalismus!, sag ich mal - und da ich ja durch meine Vorredner mich durchgewühlt hab, fände ich (KOnjunktief II!) eine MIschung aus aktiv und passiv interessant ... Ich schau mal morgen ... Bleibt ein buchstäbliches Flüsken

Der Abfalleimer hat sein Publikum. Solches, das etwas hineinwirftKOMMA und auch Menschen, die etwas herausholen.
Komma, weil der Relativsatz „das etwas …“ zu Ende ist und der elliptische Hauptsatz fortgesetzt wird mit dem „und“

Bis bald

Friedel

 

Guten Morgen @Friedrichard

Ich freue mich immer wenn du bei mir vorbeischaust. Es ist meist viel, was ich mir mitnehmen kann.

dass es uns nie so gut ging wie heute – um so schlimmer für die unfreiwilligen Repräsentanten der „Dritten“ Welt vor unserer Haustür oder – ganz weit weg und im Schweigen verstummt – der Amazonasindianer, dessen letzte Rückzugsgebiete abgefackelt werden für den Sojaanbau für den weltweiten Export. Da fragt man sich, ob Brasilien nicht direkt vor unserer Haustür beginnt, wenn mal wieder ein buchstäblicher „Penner“ wie nebenbei abgefackelt wird.
Ja.
Übrigens beantwortete ich nach der letztgenannten Wahl die saublöde Frage des stellv. Verwaltungsvorstandes, wo ich denn behindert sei, mit, „ich hab wie Sie nur einen rechten Arm“, und ließ ihn stehen.
Es mag wohl die größte Behinderung sein, keine körperliche Behinderung zu haben. Ich denke vielen Menschen geht es zu gut. Empathie, Altruismus, jedes Mitgefühl ist verkümmert.

Komma, weil der Relativsatz „das etwas …“ zu Ende ist und der elliptische Hauptsatz fortgesetzt wird mit dem „und“
Komma gesetzt.

Lieben Dank und hab einen schönen Tag.
Liebe Grüße
CoK

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @CoK,

Vielleicht kannst du mir schreiben, welche Adjektive und Adverben du meinst .
Wo ich zu erklärend wirke?

Ich geb dir mal ein paar Beispiele (fettgedruckt) und hoffe, dass es dadurch nachvollziehbarer wird, was ich meine.

Freundlich grüße ich die Frau und gebe sie ihr.
Erstaunt blickt sie mich an. "Danke, das ist aber nett."
„Ich habe Sie schon oft gesehen und mich gefragt, warum Sie einen Schlüssel für den Behälter haben?“
Ein verschmitztes Lächeln umspielt ihre Lippen und freundlich ist ihr Blick, als sie zu erzählen beginnt. „Wissen Sie, ich sammle diese Flaschen nicht für mich, ich sammle sie fürs Hospiz. Am Ende des Monats bringe ich mein Pfandgeld dorthin."
„Warum behalten Sie das Geld nicht für sich?“
„Für mich?", verständnislos blickt sie mich an.

Wie grüßt man freundlich? Wie sieht ihr Gesicht aus, wenn sie erstaunt blickt?
Auch Redebegleitsätzen, die die Aussage, die du im Dialog transportieren willst, noch mal deutlich erklären, sind in meinen Augen überflüssig. Bei deinem Beispiel wird mir durch das Fragezeichen und auch durch den Verlauf des Dialogs schon klar, worauf du abzielst, daher könntest du das streichen.

Liebe Grüße
Aurelia

Nachtrag: Hab ich vergessen zu erwähnen: Das kursive würde ich auch streichen. Mir würde "das Geld" besser gefallen ...

 

Liebe @Aurelia

ganz lieben Dank für deine Erklärung. Ich habe es hier im Forum schon öfters gelesen, Show don´t tell. Auch AWM hat mich darauf aufmerksam gemacht.
Ich werde mich bemühen in Zukunft besser darauf zu achten und diese Adverbien und Adjektive zu vermeiden.
Ich habe den Text korrigiert.

Ich wünsche dir einen schönen Tag
Liebe Grüße
CoK

 

Liebe @CoK!
Gegenbesuch :)

Beim ersten Lesen des Textes dachte ich: Huch CoK war hier in Saarbrücken... Wobei diese Seite Saarbrückens vermutlich überall in Deutschland genau so zu finden ist. Von daher: Gut eingefangen.

In der kleinen Gasse mit dem Kopfsteinpflaster und den mittelalterlichen Hausfronten steht an einem Kaufhaus ein Abfalleimer
Ich bin mehrmals über den Satz gestolpert und ich hätte fast nicht weitergelesen. Irgendwie zu verschachtelt, find ich.

Vielleicht: Der Abfalleimer steht ...

Wann hat er sein Schamgefühl und seine Hemmungen verloren? Er zieht die Hand wieder aus dem Abfallbehälter, hebt den Kopf, schaut in meine Richtung, unsere Blicke treffen sich. Es ist nicht er, der, peinlich berührt, den Kopf senkt.
Das find ich toll beschrieben. Ich fühle mich auch erwischt.
Mit einem Schlüssel öffnet sie ihn, sucht in dem Wohlstandsmüll nach Pfandflaschen.
Wohlstandsmüll find ich zu erklärend.
„Warum behalten Sie das Geld nicht für sich?“
„Für mich?" „Warum sollte ich es behalten? Ich bekomme eine Witwenrente, das reicht, mehr brauche ich nicht.
Die gute alte Witwe ist mir eine Spur zu betont bescheiden. Aber Geschmackssache.
Ohne Angst vor einem Diebstahl, stellt er die beiden gefundenen Flaschen vor einem Schaufenster ab und kommt zu mir.
Hier hattest du vorher wohl sorglos stehen, gell? Ohne Angst vor einem Diebstahl finde ich jetzt wiederum komisch... wie man`s macht ... ;)
mit einem schütteln ihres Kopfes
Mit einem Schütteln ihres Kopfes?

Alles in allem eine schöne Idee für eine Geschichte.
Nur ein kleiner Eindruck und Grüße vom Lotterlieschen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Lotterlieschen

lieben Dank für deinen Gegenbesuch.

Ich bin mehrmals über den Satz gestolpert und ich hätte fast nicht weitergelesen. Irgendwie zu verschachtelt, find ich.
Abfalleimer sollte nicht mein erstes Wort sein. Ich hatte darüber nachgedacht.(Man sieht sie erst wenn man nach ihnen sucht) Du hast recht, es gibt schönere und bessere Sätze.
Wohlstandsmüll find ich zu erklärend.
Ja, aber das Wort Müll und Abfall habe ich schon öfters verwendet und ich wollte nicht immer das gleiche schreiben.
Hier hattest du vorher wohl sorglos stehen, gell? Ohne Angst vor einem Diebstahl finde ich jetzt wiederum komisch... wie man`s macht ... ;)
Stimmt.
Mit einem Schütteln ihres Kopfes
Hier hatte ich „erstaunt" stehen. Das wollte ich nun beschreiben mit dem öffnen des Mundes und dem schütteln des Kopfes. Okay, ich denke noch mal darüber nach.

Danke fürs Lesen und deinen Eindruck.
Einen schönen Sonntagabend wünsche ich dir.
Liebe Grüße
CoK

 

Liebe @CoK,
hier in Köln gehen die Pfandflaschensammelnden im Sommer zu den Leuten, die draußen in Parks hocken und warten, bis die ausgetrunken haben, um denen die Flaschen abzunehmen, so groß ist die Konkurrenz. Traurige Realität im reichen Deutschland, wo niemand durch das soziale Netz fliegen sollte, soweit die Theorie. Zum Text:

Anfangs wäre vielleicht ein Hinweis gut, was die Ich-Erzählerin dort in Nähe des Mülleimers den ganzen Tag tut. Weshalb kann sie das beobachten? Ist sie vielleicht eine Verkäuferin, z.B. in einer Bäckerei, oder hat sie einen Obststand in der Fußgängerzone? Das würde erklären, warum sie das im Blick hat.

In der kleinen Gasse mit dem Kopfsteinpflaster und den mittelalterlichen Hausfronten steht an einem Kaufhaus ein Abfalleimer
Du könntest direkt mit dem Mann mittleren Alters einsteigen. Mit Handlung.

Der Mann im abgetragenen Mantel nahm eine Wasserflasche aus seinem Beutel und schüttete einen Schluck Wasser in den Mülleimer. Er fegte mit einem Handschuh den Schnee vom Rand. Misstrauisch schaute er durch den Einwurf und roch an der Öffnung, bevor er den Arm in den Behälter steckte und den Inhalt durchwühlte.

Und schon bist du mittendrin, nur mal so als Beispiel.

Der Abfalleimer hat sein Publikum.
Klingt so, als würde der Mülleimer etwas vorführen. Nimm doch Besucher, dann hast Du das weg.

Jeden Abend steht ein junger, behinderter Mann am Kinderkarussell.
Heute spricht man nicht mehr von den "Behinderten", weil das durch die Reduzierung auf ein einzelnes Merkmal stigmatisiert. Besser "Menschen mit Behinderung".
Hier könntest du das glatt streichen, weil durch deine gute Beschreibung des Verhaltens das Merkmal deutlich wird.
Am Ende hingegen, in der wörtlichen Rede, ist es in Ordnung, weil es nicht unwahrscheinlich ist, dass der Mensch vom Ordnungsamt so spricht.

Ha, ha hast du du sch....sch schon WEI hh nachtss pätzchen gebacken?
Würde ich etwas glätten: Ha...ha...hast du du sch...sch...schon Weih...nachts...plätzchen gebacken?

Schlägt nach ihr, sie ist böse, eine Diebin. Er reißt an den Flaschen.
Perspektivwechsel, du gehst aus der Beschreibung durch die Erzählerin raus in den Mann, lass ihn das doch laut aussprechen "Böse Diebin!" und das Problem ist gelöst.

ein lautes, langgezogenes, unartikuliertes Schreien begleitet ihn
unartikuliert passt für mich nicht so ganz, heißt ja "nicht in klare Worte gefasst" und das ist ein Schrei meistens.

Ein Mann kommt auf mich zu, auf seiner Jacke steht ORDNUNGSAMT.
Würde Ordnungsamt klein schreiben.

Gerne gelesen, ich finde deine Themen klasse, Peace, l2f

 

Hallo @linktofink

mir hat dein Anfang so gut gefallen, dass ich ihn übernommen habe.
Ich hoffe das ist okay für dich. Nur in einen Beutel würde ein Flaschensammler nicht viele leere Flaschen hinein bekommen. Ich bin bei meiner großen Tragetasche geblieben.

Klingt so, als würde der Mülleimer etwas vorführen. Nimm doch Besucher, dann hast Du das weg.
Das ist dann ganz weggefallen.
Heute spricht man nicht mehr von den "Behinderten", weil das durch die Reduzierung auf ein einzelnes Merkmal stigmatisiert. Besser "Menschen mit Behinderung".
Hier könntest du das glatt streichen, weil durch deine gute Beschreibung des Verhaltens das Merkmal deutlich wird.
Ja, ich weiß nicht warum ich nicht selber darauf gekommen bin.
Du hast natürlich vollkommen recht.
Würde ich etwas glätten: Ha...ha...hast du du sch...sch...schon Weih...nachts...plätzchen gebacken
Perspektivwechsel, du gehst aus der Beschreibung durch die Erzählerin raus in den Mann, lass ihn das doch laut aussprechen "Böse Diebin!" und das Problem ist gelöst.
Habe ich so gemacht. Klasse, gute Idee.

unartikuliert passt für mich nicht so ganz, heißt ja "nicht in klare Worte gefasst" und das ist ein Schrei meistens.
Wenn ich schreie, kann man das trotzdem noch verstehen was ich schreie. Bei ihm nicht, deshalb unartikuliert. (Denke ich, aber vielleicht hast auch du recht.)
Würde Ordnungsamt klein schreiben
Es steht genauso in Großbuchstaben, auf den Jacken vom Ordnungsamt. Deshalb habe ich es auch so geschrieben.

Ich freue mich, dass du meine Geschichte gelesen, kommentiert und verbessert hast.

Liebe Grüße
CoK

 

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