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Marie-Laures Geburt

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14.11.2006
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Marie-Laures Geburt

Jonathan stand da, mitten im Kreissaal, hielt seine frisch geborene Tochter im Arm und liess sie an seinem Finger nuckeln, während er auf die Schwester wartete, die Babymilch bringen wollte. Nach all der Aufregung und wirren Hektik war es nun seltsam ruhig im Raum. Die Angst, die Alarmiertheit, das verzweifelte „Sein-Bestes-Geben“ hat sich erstaunlich schnell in Niedergedrücktheit verwandelt. Wie eine Glühbirne, die noch einmal hell aufleuchtet, bevor sie erlischt.

„Hier“, sagte die Schwester leise und drückte Jonathan eine körperwarme Schnullerflasche mit einer weissen Flüssigkeit in die Hand. Behutsam zog er den Finger mit einem leisen Plopp aus dem winzigen, zahnlosen Mund und schob stattdessen den Gummiaufsatz der Flasche hinein. Gierig begann das kleine Ding zu trinken.

„Ihre erste Mahlzeit“, sagte Jonathan leise und schaffte es, zu lächeln. Glück und Trauer waren die überwältigendsten Gefühle und beide überfluteten ihn jetzt in voller Stärke. Das erlebt wohl auch nicht jeder, dachte er benommen, gleichzeitig der traurigste und der glücklichste Mensch auf Erden zu sein. Er schniefte und die Tränen liefen ihm über die Wangen; er konnte sich nicht entscheiden, ob er lachen oder weinen sollte; oder ob er vor Glück oder vor Trauer weinen sollte. Das Resultat war ein Gemisch, bei dem von allem etwas dabei war.

Die Schwester, die neben ihm stehen geblieben war, legte ihm behutsam die Hand auf die Schulter. Die Hebamme, der Arzt, ein Pfleger und noch eine Schwester standen betroffen da. Marianne hatten sie mit einem weissen Tuch abgedeckt. Die Schwester schniefte, der Pfleger rieb sich die Augen und der Arzt verbarg seufzend das Gesicht in den Händen. Schliesslich blickte er auf, kam einen Schritt auf Jonathan zu und legte ihm tröstend die Hand auf die noch freie Schulter.
„Es tut uns allen sehr Leid, Herr Pucchelli“, sagte er mit belegter, für einmal nicht so raumfüllender Stimme. „Es haben alle ihr Bestes gegeben, das versichere ich ihnen. Aber die Natur hat es einfach nicht so gewollt.“
„Schon gut, ich…“, brachte Jonathan mit halb erstickter Stimme zwischen zwei Schluchzern hervor. „Es geht schon…“

„Wollen Sie sich setzen?“, Die Schwester dirigierte ihn zu einem Stuhl und er setzte sich, sorgsam darauf achtend, die Stösse auf seine kleine Tochter abzudämpfen, die inzwischen schon das halbe Fläschchen leer getrunken hatte. „Im Sitzen geht es besser zu…“, ein unsicheres Lächeln huschte über ihr Gesicht „…stillen?“
„Danke für den Tipp“, schniefte Jonathan und lächelte tapfer zurück. Während er dasass und dem winzigen Menschlein zusah, wie es die künstliche Babymilch in sich hineinsog und dabei die Händchen fest zu Fäusten zusammenballte, klang die Gefühlsflut langsam ab. Es fühlte sich an, wie wenn man nach einem heftigen Unwetter in der Sonne stand und langsam trocknete.

Marianne, die erste und einzige, die ihn geliebt hatte; die erste und einzige, die ihn geküsst hatte; die erste und einzige, die ein Kind von ihm bekommen hatte – nach all diesen ersten und einzigen Malen ist sie nun einfach gegangen, als hätte sie exakt dafür gelebt. Jonathan seufzte zittrig und betrachtete seine Tochter. Während sie emsig das Fläschchen leerte, gab der Arzt ein paar gedämpfte Anweisungen, worauf einer nach dem anderen aus dem Kreissaal verschwand, bis nur noch der Arzt und die Schwester, die Milch gebracht hatte, blieben.

„Muss ich jetzt…?“ Jonathan sah hilfesuchend zu der Schwester hinüber, als das Fläschchen leer war. Die Schwester lächelte.
„Einfach an die Brust halten, so dass sie über die Schulter sehen kann, vorsichtig etwas klopfen“, sie machte die Bewegung mit den Händen vor, „eigentlich genau so, wie man es immer sieht. Jonathan befolgte ihre Anweisungen und brachte die Kleine vorsichtig in die richtige Position.
„Sie können sie ruhig etwas fester halten, Säuglinge sind zäher als sie aussehen – wie Gummi“, erklärte sie und lachte.
„Gut zu wissen“, meinte Jonathan, während er seiner Tochter sanft auf den Rücken klopfte.

Der Arzt zog sich einen Stuhl heran und setzte sich Jonathan gegenüber hin.
„Also, Herr Pucchelli“, begann er. „Erstmal, wie fühlen sie sich?“
„Das ist schwer zu beschreiben…“, überlegte Jonathan und horchte aufmerksam in sich hinein. „Irgendwie wie nach einem Dauerlauf. Nur dass ich anstatt zu laufen ge… gefühlt habe – irgendwie erschöpft, aber erleichtert und doch zu keiner Bewegung mehr fähig…“
„Aber Sie denken, Sie werden… das… verkraften?“, fragte der Arzt. Jonathan verspürte jäh wieder den Drang, zu weinen, beim Gedanken an Marianne, allerdings nickte er entschlossen.
„Werde ich. Ich bin…“, er lächelte schniefend und warf der Schwester einen Blick zu, „…zäher als ich aussehe.“
„Sie sind wirklich tapfer“, meinte der Arzt anerkennend. „Aber falls Sie Hilfe brauchen, wir haben gute Seelsorger, die sich gern um Sie kümmern würden. Und wenn Sie Hilfe mit dem Baby brauchen – Madeleine steht Ihnen mit Rat und Tat zur Seite.“ Er deutete auf die Schwester, die daraufhin Jonathan ermutigend anlächelte.

„Und nun zu ein paar organisatorischen Sachen mit dem Baby“, fuhr der Arzt fort und holte einige Unterlagen hervor. „Ich habe hier die Geburtsurkunde und mir fehlt noch ein Name für das Mädchen…“
„Marie-Laure“, sagte Jonathan ohne zu zögern. Es war der Name, den er mit Marianne ausgemacht hatte – gerade vor ein paar Tagen hatten sie sich darauf geeinigt. Während er den Namen nannte, stieg ein wunderbares Gefühl in ihm hoch wie eine Rakete: Er war Vater! Dieses kleine Ding, das er da gegen seine Brust drückte war tatsächlich seine Tochter. Seine und Mariannes Tochter Marie-Laure. Seine Freude wurde einzig von dem Gedanken gedämpft, dass Marianne nun nicht mehr dabei war.

Der Arzt schrieb den Namen auf das Formular und fuhr dann fort: „Gut! Nun, wir würden die kleine Marie-Laure gerne noch ein, zwei Tage hier behalten und beobachten, wie sie sich entwickelt. Normalerweise behalten wir die Mutter ebenso lange da, weil sie sich sowieso noch von der Geburt erholen muss… Aber, na ja, Sie… Sie sind schliesslich der Vater… Natürlich kümmern wir uns gerne um das Kind, aber es wäre natürlich gut, wenn Sie es besuchen würden, damit es eine Bindung zu Ihnen aufbauen kann… Wenn Sie wollen, können Sie auch hier bleiben. Wir finden bestimmt ein Bett für Sie…“

Und so kam es, dass Jonathan als Mann, der sich dauerhaft in der Babyabteilung aufhielt, innerhalb dieser zwei Tage zu einer kleinen Attraktion wurde. Trotz des Arztgeheimnisses verbreitete sich die tragische Geschichte um die kleine Marie-Laure unweigerlich und Schwestern, Putzfrauen, werdende und frischgebackene Mütter standen ihm gleichsam bei. In dieser Gesellschaft lernte er zudem rasch den Umgang mit Säuglingen, denn jede fühlte sich als Frau mit Mutterinstinkten verpflichtet, ihm, als in dieser Hinsicht hilflosen Vater, zu helfen.

Das war die Geschichte von Marie.Laures Geburt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Mindli,

zunächst mein Gesamteindruck: Eine Geschichte, die wirklich zu Herzen geht. Weckt Emotionen und läßt sich flüssig lesen.

Dann ein paar Textfehler:

Es fühlte sich an, wie wenn man nach einem heftigen Unwetter in der Sonne stand und langsam trocknete.
Aua!

... bis nur noch der Arzt und die Schwester, die Milch gebracht hatte, blieben.
"die Schwester, die die Milch gebracht hatte" Oder war das Absicht?

Das war die Geschichte von Marie.Laures Geburt.
"Marie-Laures"

Dann zum Inhalt:

Nach meinem subjektiven Empfinden, ist der "Freudeanteil" im Vergleich zum "Traueranteil" zu hoch. Wenn ich das mehrfache "erste und einzige" zugrunde lege, dann würde ich einen größeren Schmerz erwarten. Ich würde z.B. erwarten, daß er Marianne, die dieses Geschenk an ihn mit dem Leben bezahlt hat, nochmal sehen will, daß er seiner kleinen Tochter nochmal seine Mutter zeigen will, daß er beginnt der kleinen Marie-Laure, obwohl sie ja noch gar nichts verstehen kann, etwas über ihre Mutter, so wie er sie kannte und liebte, zu erzählen.

Mich persönlich interessiert auch immer die Frage, was eigentlich passiert ist? Warum ist Marianne bei der Geburt gestorben? War es von vorne herein eine Risikogeburt oder ist etwas unvorhergesehenes passiert? (Wenn es völlig unvorbereitet war, dann gilt mein vorhergehender Absatz um so mehr.) Aber ich vermute, daß Du das bewußt ausgeklammert hast, weil es vom Kern ablenken würde. Und das ist auch OK. - Ich bin nur so ein Typ, der das immer ganz genau wissen will. ;-)

„Im Sitzen geht es besser zu…“, ein unsicheres Lächeln huschte über ihr Gesicht „…stillen?“
Das war die einzige Stelle, an der ich "naja" dachte. Das "stillen" hätten sich wohl die meisten Schwestern verkniffen. Die Wunde ist schon groß genug. Klingt für mich nicht ganz realistisch und war der einzige Punkt, an dem ich einen Bruch in der sonst so gefühlvollen Darstellung empfand.

Könnte mir die KG übrigens sehr gut als Auftakt einer Novelle vorstellen.

Es grüßt

Richard_K

 

HI!

Wow, die Kg ist wirklich targisch und bewegend, gut umgesetzt und gut geschrieben Auch mal etwas anderes von der Handlung her, so etwas Nachdenkliches...
Gut mehr will ich dazu auch gar nicht mehr sagen, sehr gute Kg.

MFG Steeerie

 

Hihi!:D

Danke, dass ihr meine erste, hier veröffentlichte Geschichte gelesen habt! Es gibt nichts, was ich mit grösserem Interesse lese, als Kommentare zu meinen "Werken".;)

Zu Richard_K:

"Könnte mir die KG übrigens sehr gut als Auftakt einer Novelle vorstellen."

Diese Geschichte war ursprünglich als erstes Kapitel der Lebensgeschichte von Marie-Laure gedacht. Aber für längere Geschichten fehlt mir eben noch die Ausdauer...:shy:

Nochmals vielen Dank für die Kritik!

Grüsse, Mindli

 

Hallo Mindli,

hab mir mal deine Geschichte herausgepickt, einfach so wahllos im Alltag gestöbert (lag wahrscheinlich am Titel).

Ja - sie ist recht tragisch und emotional umgesetzt. Läßt sich auch so lesen.
Besonders gefallen mir die einfühlsamen Dialoge, sie wirken nicht gekünstelt und völlig natürlich.
Warum Jonathan trotz allem so gefaßt ist, kann unterschiedliche Ursachen habe, z. B. das Wunder "seine Tochter", die durch ihre Geburt für den ersten Moment die eigentliche Tragödie etwas überdeckt. Das hast du auch versucht zu vermitteln. Die böse Erwachung kommt ja oft erst später.

Etwas Textkram habe ich noch.

Aufregung und wirren Hektik war es nun
nach Hektik Komma
im Arm und liess sie
und ließ sie
"Hier", sagte die Schwester
hier würde ich vielleicht "Hier bitte", sagte ... schreiben, klingt mittfühlender für die Schwester.
mit einer weissen Flüssigkeit
mit einer weißen Flüssigkeit
das kleine Ding zu trinken.
Ding könnte durch Wesen ersetzt werden, klingt menschlicher.
Marianne hatten sie mit einem weissen Tuch abgedeckt.
Marianne lag unter einem weißes Tuch. - ist aber Geschmackssache
"Wollen sie sich setzten?", Die Schwester
setzen?" hier Komma weg Die Schwester
das halbe Fläschchen leer getrunken hatte.
da es kurz nach der Geburt ist, trinkt ein Neugeborenes gerade mal 10 bis 30 Gramm Milch. So kleine Flaschen gibt es nicht. Das werden die wenigsten noch in Erinnerung haben. Halte mich jetzt aber nicht für übertrieben pinkelig, wenn es keiner weiter merkt, kannst du es auch so lassen.:) Meine Kinder sind noch klein, deshalb bin ich darüber gestolpert.
erholen muss... Aber... na ja, Sie... sie sind schließlich der Vater... Natürlich kümmern wir
erholen muß ... Aber ... naja, sie ... sind - hier fehlen, wie auch an anderen Textstellen, die Leerzeichen.

Habe die Geschichte gern gelesen.:)

Liebe Grüße
Goldis

 

Hallo Goldis!

Entschuldige die Doppel-s Fehler! Ich bin Schweizerin und da wir diesen Buchstaben in der schweizerischen Grammatik nicht brauchen, kenne ich diese Regeln nicht. Ich schreibe halt schweizerisch;)

Danke fürs Lesen!
Gruss, Mindli

 

Hallo Mindli,

eine seltene Thematik, trotz all der Schicksalsschläge, die hier im Forum beschrieben werden. Die Umsetzung ist gelungen, ohne Tränendrüsendrückerei näherst du dich diesem schwierigen Thema.

„Die Hebamme, der Arzt, ein Pfleger und noch eine Schwester standen betroffen da. Marianne hatten sie mit einem weissen Tuch abgedeckt.“

- Das ist treffend formuliert, klassisches Show don´t tell - ohne den Tod zu erwähnen, weiß man, was passiert ist. (Vielleicht das „noch“ weglassen, kann so aufgefasst werden, als wäre schon eine Schwester erwähnt).

„Im Sitzen geht es besser zu…“, ein unsicheres Lächeln huschte über ihr Gesicht „…stillen?“


Diese Situation ist so richtig menschlich - die Verlegenheit, das eigentlich unpassende Lächeln, gut getroffen.

„Marianne, die erste und einzige, die ihn geliebt hatte; die erste und einzige, die ihn geküsst hatte; die erste und einzige, die ein Kind von ihm bekommen hatte – nach all diesen ersten und einzigen Malen ist sie nun einfach gegangen, als hätte sie exakt dafür gelebt.“

Geschickt eingesetzte Wiederholung, kommt in den Metaphernthread!


Im letzten Absatz fehlt mir ein Hinweis auf die Trauer, die schließlich nicht plötzlich verschwunden ist.


Änderungsvorschläge:

„Es tut uns allen sehr Leid, Herr Pucchelli“, sagte er mit belegter, für einmal nicht so raumfüllender Stimme

- auf einmal nicht (mehr) so


„Es tut uns allen sehr Leid, Herr Pucchelli“, sagte er mit belegter, für einmal nicht so raumfüllender Stimme. „Es haben alle ihr Bestes gegeben, das versichere ich ihnen

- Alle haben ihr Bestes (um den gleichen Satzanfang zu vermeiden).

„Schon gut, ich…“, brachte Jonathan mit halb erstickter Stimme zwischen zwei Schluchzern hervor. „Es geht schon…“

- schon …“

die Stösse auf seine kleine Tochter abzudämpfen, die inzwischen schon das halbe Fläschchen leer getrunken hatte. „Im Sitzen geht es besser zu…“, ein unsicheres Lächeln huschte über ihr Gesicht „…stillen?“

- meinst du mit „es“ das Kind oder das Stillen? `Im Sitzen kann man leichter …´


sie machte die Bewegung mit den Händen vor, „eigentlich genau so, wie man es immer sieht. Jonathan

- sieht.“


Das war die Geschichte von Marie.Laures Geburt.

- Marie-Laures


Gerne gelesen,

l G,

Woltochinon

 

Hallo Mindli,

mich hat die Geschichte trotz all ihrer Tragik nicht berührt.
Da sind zum einen die Dialoge, die mir zu bemüht sind.
Die Trauer finde ich sehr en passant erzählt. Ich glaube nicht, dass das Glück über den gerade geborenen Menschen über die Trauer des gerade verstorbenen Menschen hinweghilft, nicht zu diesem Zeitpunkt. Später vielleicht oder wahrscheinlich schon. Ich glaube, dass in dem Moment der Zwiespalt in einem Menschen so groß ist, dass er schier darüber wahnsinnig werden könnte, nämlich einerseits das Kind vorbehaltslos anzunehmen und andererseits die Trauer zuzulassen. Es muß ein grauenhaftes Schicksal sein und das ist für mich nicht rübergekommen.

Die Angst, die Alarmiertheit, das verzweifelte „Sein-Bestes-Geben“ hat sich erstaunlich schnell in Niedergedrücktheit verwandelt. Wie eine Glühbirne, die noch einmal hell aufleuchtet, bevor sie erlischt.
es muß das schiere Entsetzen, die nackte Angst gewesen sein, aber doch nicht erstaunliche Niedergedrücktheit. Die Metapher mit der Glühbirne finde ich auch schwach.
Das Resultat war ein Gemisch, bei dem von allem etwas dabei war.
finde ich sehr wischi-waschi
„Es tut uns allen sehr Leid, Herr Pucchelli“, sagte er mit belegter, für einmal nicht so raumfüllender Stimme. „Es haben alle ihr Bestes gegeben, das versichere ich ihnen. Aber die Natur hat es einfach nicht so gewollt.“

Hat der Arzt Angst, dass man seine Berufshaftpflicht wegen eventuellem Pfusch in Anspruch nehmen will? Oder ist es die Hilflosigkeit des Arztes? Die kommt für mich nicht rchtig rüber.

künstliche Babymilch

wenn schon, dann künstliche Muttermilch.

„Und nun zu ein paar organisatorischen Sachen mit dem Baby“, fuhr der Arzt fort und holte einige Unterlagen hervor. „Ich habe hier die Geburtsurkunde und mir fehlt noch ein Name für das Mädchen…“

Abgesehen davon, dass der Arzt keine Geburtsurkunde ausstellt, hätte bei so einem Satz der Arzt sich nicht wundern dürfen, wenn Jonathan das dringende Bedürfniss gehabt hätte ihm eins reinzuschlagen.

Seine Freude wurde einzig von dem Gedanken gedämpft, dass Marianne nun nicht mehr dabei war.

Ihr Tod dämpft nur seine Gedanken?

Und so kam es, dass Jonathan als Mann, der sich dauerhaft in der Babyabteilung aufhielt, innerhalb dieser zwei Tage zu einer kleinen Attraktion wurde.

Babyabteilung? Kann man da welche kaufen? Entbindungsstation, Gynäkologische Abteilung, vielleicht noch Wöchnerinnenstation (obwohl zu veraltet) aber nicht Babystation. Na ja und wer findet, dass ein Mann, der gerade Vater geworden ist und dabei seine Frau verloren hat eine Attraktion darstellt...ich weiß nicht...

In dieser Gesellschaft lernte er zudem rasch den Umgang mit Säuglingen, denn jede fühlte sich als Frau mit Mutterinstinkten verpflichtet, ihm, als in dieser Hinsicht hilflosen Vater, zu helfen.

Was für ein Klischee! Ein frisch gebackener Vater ist heute nicht mehr hilfloser als eine frisch gebackene Mutter!


Der Schluß ist mir viel zu Friede-Freude-Eierkuchen.

Sorry für die harsche Kritik, aber das ist das, was ich dabei empfunden habe.

Liebe Grüße
Katinka

 

Schon gut!:D
Nur gelobt werden ist langweilig und macht eitel. Danke für die Ehrlichkeit!
(Ich habe mich schon gefragt, ob da denn nie einer oder eine kommen würde, der die Geschichte nicht gefällt)

lg Mindli

 

@ KathinkaH

Zitat:
In dieser Gesellschaft lernte er zudem rasch den Umgang mit Säuglingen, denn jede fühlte sich als Frau mit Mutterinstinkten verpflichtet, ihm, als in dieser Hinsicht hilflosen Vater, zu helfen.


Was für ein Klischee! Ein frisch gebackener Vater ist heute nicht mehr hilfloser als eine frisch gebackene Mutter!

Das ist so ein Problem: Es ist ein Klischee, es gäbe keine Klischees.


@ Mindli
(Meinen ersten Kommentar hast du vielleicht übersehen?)

 

Hallo Mindli,

ich bin ja auch noch ganz neu hier, schreibe Dir aber gerne auch meine Gedanken zu Deiner Geschichte.

Erstmal finde ich die Idee sehr gut und auch sprachlich gut umgesetzt, aber emotional noch ausbaufähig. Die ganze ruhig dahinplätschernde Atmo im Kreißsaal trifft vermutlich nie und nimmer den Kern der Sache. Wenn eine Frau heute bei der Geburt stirbt, dann entschläft sie nicht einfach so, da muss es extreme Komplikationen gegeben haben, die auch den Mann gefühlsmäßig stark aufwühlen. Der Übergang von Trauer zu Carpe Diem ist viel zu glatt. Naja, ich hab sie mal geliebt, aber jetzt geht das Leben eben weiter. So kommt es bei mir an.

Ich bezweifle auch, dass man ihm das Kind in so einer Situation einfach seelenruhig auf dem Arm lässt und das dann auch keinen Rabbatz macht *grins*

Ich hätte es vielleicht ein wenig anders angepackt. Der Mann könnte sich seinem Kind in all seiner Trauer in vielen kleinen Situationen nähern und uns an seinem ständigen Gefühlsaufruhr teilnehmen lassen.

Liebe Grüße
Melisane

 

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