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Marie

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09.06.2010
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Marie

Es ist immer morgens und meistens neblig, wenn ich mich mit Marie treffe. Selbstverständlich liegt eine gewisse Heimlichkeit in unseren Begegnungen. Keiner von uns verliert darüber ein Wort.
Das erste Mal, dass ich Marie traf, war an einem Freitag – solche Dinge geschehen immer an einem Freitag. Sie lag an meinem Weg und ich konnte nicht umhin, als bei ihr stehen zu bleiben.
Ich meine, Niemand kann an ihr vorbeigehen, ohne ihre Schönheit bewundern zu müssen. Obgleich sie nicht den Idealen von heute entspricht – oder gerade deshalb. Marie ist dem Schlankheitswahn nicht verfallen, im Gegenteil. Weit lädt sie ihre Hüften aus, kaum dass man an ihr vorbeikam.
Der Kopfschmuck ist von heller Farbe, eine Mischung von blond und weiß, voll bedeckt flattert er im Wind. Ihr Antlitz geschnitzter Stil und Würde und im Bewusstsein von sich selbst. In der Bewegung teilt sie die Wogen des Lebens.
Kurz, ich liebe sie.
Der scharfe Zeitgenosse mag einwenden: Ihr Makel ist, dass sie nicht spricht. Doch hierzu sage ich: Nein! Ein Fehler ist dies nicht. Viele Worte täten besser daran, nie gesagt worden zu sein.
Ein Grund, warum ich zu ihr aufsehe. Ein anderer ist, dass sie so großgewachsen ist – von meinem Standpunkt aus. Manchmal verlässt sie mich, liegt tage-, ja wochenlang nicht an meinem Weg. Dann fühle ich mich alleine, verloren gar.
In solcher Zeit treibe ich meine Gedanken zu ihr. Sie macht mich süchtig – sehnsüchtig. Wenn sie zurück kehrt, bin ich da, sie zu empfangen. Spinnenfäden gleich wirft sie ihre Taue aus. Männer schwitzen unter ihrem Blick.
Jedes Mal stehe ich an der Pier und staune: Marie ist das schönste Schiff im Hafen.

 

Ha ha, Adem.

Ich lach mich tot. :)

Schade, dass ich den letzten Satz zuerst gelesen habe, oder eigentlich eher gut, denn dann konnte ich den Rest einfach überfliegen.

Weißt du, es wäre ja nett, mal so eine Ode an ein Boot zu schreiben, dann könnte man die tropfenden Taue erwähnen, die sich um die Poller wickeln, die Salzkruste, die das Metall bedeckt und die ewig klebrigen Hände, die man davon bekommt.
Man könnte über die Wellen schreiben, die einen sanft in den Schlaf schaukeln, wenn man sich in der Wärme der Kajüte an sein Kissen schmust. Von dem Geruch der Holzvertäfelung, hinter dessen Maserung man schon als Kind ein mystisches Geheimnis vermutet hatte und man könnte den alten Röhrenfernseher erwähnen, dessen Bild alle paar Minuten durchläuft und der das bevorzugt bei Kussszenen macht, wenn man ein Mädchen mitgebracht hat und gemeinsam Titanic schaut.

More drama, baby! :)

Du schreibst lediglich:

Das erste Mal, dass ich Marie traf, war an einem Freitag – solche Dinge geschehen immer an einem Freitag. Sie lag an meinem Weg und ich konnte nicht umhin, als bei ihr stehen zu bleiben.

Und ich frage mich: Warum? Ich will wissen, was daran toll ist.

Ich meine, Niemand kann an ihr vorbeigehen, ohne ihre Schönheit bewundern zu müssen. Obgleich sie nicht den Idealen von heute entspricht – oder gerade deshalb.

Warum? Wie schaut sie aus? Was sind die Ideale von heute?

Marie ist dem Schlankheitswahn nicht verfallen, im Gegenteil. Weit lädt sie ihre Hüften aus, kaum dass man an ihr vorbeikam.

Das ist endlich mal ein Bild. :)

Ihr Antlitz geschnitzter Stil und Würde und im Bewusstsein von sich selbst.

Wenn man zuviel schraubt, überdreht man.

Also - ich fands fad. Wirklich. Wenigstens ist es kurz.

Bis bald!

yours

 

Hallo yours!

Danke fürs Lesen.

Wenigstens ist es kurz.

Hey, dass ist mein Satz!

Ich liebe kurze Geschichten, aber ich gebe zu, sie dürfen neben der Kürze gern Würze haben. Im Grunde hätte ich auch selbst darauf kommen können. Ich setz mich noch dieses Jahr dabei und gebe Marie mehr Gestalt, ohne zu verraten.

Den letzten Satz lass ich weg. (Damit du ihn nicht noch mal als erstes liest.)

Hallo JoBlack!

Treffender und kürzer hätte man es nicht formulieren können. Neben den von yours geforderten Bildern müsste ein Konflikt/eine Story dazu.


Danke für eure Kritik. Sie hilft mir.

Gruß

Adem

P.S. Allerdings fürchte ich, wird die Geschichte dann länger werden.

 
Zuletzt bearbeitet:

Moikka Adem,

die Idee ist niedlich und einige Formulierungen auch, aber das ist mir eindeutig (noch) viel zu duenn. Ein paar Eindruecke, die mir in die Länge gezogen scheinen, um die Pointe zu verzögern. Der Text wuerde sich aber lohnen, ihn auszubauen.

Was mir daran nicht gefällt, sind die teils doch sehr verqueren Formulierungen, die schon ahnen lassen, dass das kein 'normales' Mädel ist. Und wenn die Geschichte nicht stilistisch/sprachlich fuer sich selbst stehen kann, nutzt die schönste Pointe nix. Guck mal:

Sie lag an meinem Weg
Weit lädt sie ihre Hüften aus, kaum dass man an ihr vorbeikam.
Der Kopfschmuck ist von heller Farbe, eine Mischung von blond und weiß, voll bedeckt flattert er im Wind. Ihr Antlitz geschnitzter Stil und Würde und im Bewusstsein von sich selbst.
Somit ist der Zweck und die potentielle Schönheit des Textes verschenkt. Hier fragt man sich doch schon lange, um was, wenn nicht um eine Frau offenbar, es sich handelt, und huddelt ueber den Rest nur so drueber.

Ab hier

Der scharfe Zeitgenosse mag einwenden: Ihr Makel ist, dass sie nicht spricht. Doch hierzu sage ich: Nein! Ein Fehler ist dies nicht. Viele Worte täten besser daran, nie gesagt worden zu sein.
wechselst Du in den Stil des fruehen 19. Jahrhunderts. Ich wuerde Dir dringend ans Herz zu legen, den einheitlich zu verwenden (an sich passt er sehr gut zum Thema). Das nämlich z.B. beisst sich heftig damit:
Es ist immer morgens und meistens neblig, wenn ich mich mit Marie treffe. (...) Keiner von uns verliert darüber ein Wort.
Das erste Mal, dass ich Marie traf, war an einem Freitag – solche Dinge geschehen immer an einem Freitag.
Es ist immer morgens und meistens neblig, wenn ich mich mit Marie treffe. Selbstverständlich liegt eine gewisse Heimlichkeit in unseren Begegnungen.
Treffe ich Marie, ist es meist an einem nebeligen Morgen / ein nebeliger Morgen. Und stets liegt eine gewisse Heimlichkeit in unseren Begegnungen. Wuerde ich altmodischer und zum Einstieg eleganter finden (oder sowas Ähnliches halt).


Kuerze in einer KG finde ich auch wunderbar, aber bitte keine erweiterten Scherze anbieten, sondern es sollte schon eine Geschichte erzählt werden. KGs sind noch Texte bis zu 100 Seiten, solange sie formell der Gattung entsprechen - also bitte nicht so mit Platz geizen, wenn sich diese story nicht in 20 Zeilen erzählen lassen will!

Mach was draus, einen Text, der auch ohne das Ende (das dann tatsächlich richtig ueberraschen sollte) funktioniert, der den 'Personen' mehr Spielraum gibt, und uns in den plot zieht. Nur Gedanken in einer KG zu präsentieren kommt mir immer so teeniehaft vor - auch wenn sich hier das Motiv zum Glueck unterscheidet.

Herzlichst,
Katla

 

Hallo Katla!

Danke fürs Lesen und den ausführlichen Kommentar!

Der Gedanke mit der antiken Sprache gefällt mir. Ich werde den Text alternativ umschreiben.
Danke für die Anregungen.

LG nach Suomi

Adem

 

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