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Mein Freund Benjamin

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18.01.2004
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Mein Freund Benjamin

Mein Freund

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Lisa stolzierte den schmalen Weg zum Eingang des Kindergartens entlang. Ihre blonden Zöpfe tanzten fröhlich hin und her. Immer wieder drehte sie sich um und winkte ihrer Mutter zu. Sie saß im Auto und beobachtete wie ihre kleine Tochter den letzten Rest des Kindergartenweges allein zurücklegte. Zurückwinkend dachte sie darüber nach, wie gut es war, nach Eimsbüttel zu ziehen.
Eimsbüttel, ein Stadtteil von Hamburg. Ein Viertel, in dem Menschen aus allen sozialen Schichten ein Zuhause gefunden hatten. Auch viele Ausländer lebten hier. Und die kleine Lisa hatte so die Möglichkeit, eine gesunde Einstellung zu ausländischen Mitbürgern zu entwickeln.
Lisa, die sich schon groß fühlte, fünf Jahre war sie alt, bestand darauf, allein in den Kindergarten zu gehen. Als Lisa in ihre Gruppe kam, stand ein kleiner Junge in der Spielecke und sah sich interessiert um. Er war heute das erste Mal da. Die anderen Kinder beachteten ihn zunächst kaum. In der allmorgendlichen Begrüßungsrunde stellte Frau Hohlbaum, die Betreuerin, den Neuen vor. Sie war zwar nicht gerade begeistert, dass schon wieder ein ausländisches Kind in ihre Gruppe gesteckt wurde, aber sie konnte es nicht wirklich ändern. Wenn es so weiter ging, dann gab es bald mehr ausländische als deutsche Kinder in der Eisbärengruppe. Er hieß Lebo und war vor einiger Zeit mit seinen Eltern aus Johannisburg hierher gezogen. Die Kinder waren neugierig geworden, weil er so anders aussah und einen seltsamen Namen hatte. Namen wie Kaya, Ismail und Ali kannten sie schon, aber den Namen Lebo hatte noch keiner von ihnen gehört.
Es war ein aufregender Tag und alle wollten mit dem Neuen spielen.
Am Abend erzählte Lisa ihrer Mutter, dass sie einen neuen Freund hätte. Dann wollte sie unbedingt wissen, ob sie am nächsten Tag wieder in den Kindergarten dürfe und Lebo dann auch ganz sicher wieder da sein würde. Die kleine Lisa konnte vor Aufregung kaum einschlafen.
Am folgenden Tag konnte sie nicht schnell genug in den Kindergarten kommen und lief den schmalen Weg zum Eingang hinauf. Als sie die Eisbärengruppe betrat, war es sehr laut. Lisa war heute die letzte, alle anderen Kinder waren schon da. Ein paar Kinder tanzten um den Neuen herum und sangen“ "Doofer, doofer Neger, geh zurück in den Urwald"!“ Andere Kinder riefen Worte wie "Negerkuss, Bimbo, Nigger"!" Der kleine Lebo stand stocksteif in der Mitte und rührte sich nicht. Frau Hohlbaum war in ein Gespräch mit einer Kollegin vertieft und ignorierte den kleinen Tumult. Lisa verstand gar nicht, was da vor sich ging. Nach einigem Zögern entschied sie, sich den tanzenden Kindern singend anzuschließen. Denn das waren die Kinder, mit denen sie sonst auch immer spielte. Im Laufe des Tages fingen einige Kinder an, Lebo zu schubsen und keiner wollte mit ihm spielen. Auch Lisa nicht.
Sie hätte ja eigentlich Lust gehabt, traute sich aber nicht. Als die Kinder draußen spielen durften, wurde der kleine Lebo sogar getreten und geschubst. Es gab einige Jungen, die sich einen Spaß daraus machten, auf Lebo einzudreschen. Er versuchte sich zu wehren, doch die anderen Jungs waren stärker. Lisa gefiel das gar nicht. Sie hoffte, dass ihre Mama bald käme um sie abzuholen. Die Betreuerin kümmerte sich nicht weiter um das Geschehen. So hatten die Kinder die Möglichkeit, sämtliche Schimpftiraden die sie von Zuhause mitgebracht hatten, auf den kleinen Jungen los zu lassen.
Lisa sah, dass Katrin, auch ein Kind aus der Eisbärengruppe, allein auf einer Bank saß und ging zu ihr. „Du Katrin, warum spielen die Kinder nicht mit Lebo? Warum verhauen sie ihn“. Katrin, schon sechs Jahre alt, erklärte Lisa altklug: Weil er ein Neger ist. Mit Negern darf ich auch nicht spielen, hat meine Mama gesagt. Die sind schmutzig und böse!
„Ach so, ja, dann will ich auch nicht mehr mit Lebo spielen.“
Am Nachmittag auf dem Heimweg fragte Lisas Mutter, ob sie denn schön mit Lebo gespielt hätte. Lisa saß hinten im Auto und schwieg.
Zuhause angekommen, nahm Lisas Mutter ihre kleine Tochter auf den Schoß und versuchte in Erfahrung zu bringen was vorgefallen war. Lisa kuschelte sich ganz eng an ihre Mutter und weinte. „Mama ich will nicht mehr in den Kindergarten!“
„Warum denn nicht, ich denke, du hast einen neuen Freund, mit dem du spielen möchtest?“
Lisa wand sich aus der Umarmung ihrer Mutter. „Nein, ich habe keinen neuen Freund, ich mag Lebo nicht, der ist ein Neger und ich will nicht mit Negern spielen, die sind schmutzig und böse!“ Lisa stampfte energisch mit ihren Füßen auf.
„Aber Lisa, wie kommst du denn darauf? Das stimmt doch nicht, wer erzählt denn so etwas?“ "Außerdem sagt man nicht Neger, das ist ein Schimpfwort!"
„Aber die anderen Kinder wollen auch nicht mit ihm spielen. Ich will nicht mit einem Neger spielen. Ich gehe nicht mehr in den Kindergarten.“
Langsam beruhigte Lisa sich wieder. Ihre Mutter war wie vor den Kopf geschlagen. Sie überlegte noch, wie sie ihrem Kind deutlich machen konnte, dass es Unrecht war, einen Menschen nach seiner Hautfarbe zu beurteilen, als Lisa vergnügt fragte: „Du Mama, darf ich heute noch mit Benjamin spielen?“ Benjamin war Lisas Sandkastenliebe. Sie gingen nicht in den selben Kindergarten, nutzten aber jede Möglichkeit, um miteinander zu spielen.
Die Mutter sah Lisa verstört an. „Mit Benjamin willst du spielen? Du weißt aber, dass Benjamin genauso ein farbiges Kind ist wie Lebo, oder?“
Lisa baute sich vor ihrer Mutter auf, die Hände in die Taille gestützt und blickte ihre Mutter kopfschüttelnd an:
„Aber Mama, Benjamin ist doch kein Neger, Benjamin ist mein Freund!“

 

Hallo carrie ...

Zu Deiner Geschichte habe ich eine geteilte Meinung.
Die Thematik finde ich gut und das Kinder "Fremden" gegenüber manchmal so reagieren stimmt auch.
Aber eine Erzieherin würde nie so handeln wie in Deiner Geschichte. Allein schon weil sie dadurch ihre Aufsichtspflicht verletzen würde und sich so strafbar machen würde. Und das ist lediglich der rechtliche Grund.
Kinder sind allerdings von ihrer Entwicklung normalerweise so eingestellt, dass sie keine Unterschiede zwischen Hautfarbe u.a. machen. Dies liegt dann meistens an der Erziehung der Eltern.
Erzieher, vor allem wenn sie in einem Kindergarten arbeiten, der, so wie du sagst, in einem Stadtteil liegt, in dem verschiedene Nationalitäten zu finden sind, sind sehr darauf bedacht, so etwas zum Thema zu machen. Sie klären die Kinder also früh genug auf.
Die Mutter, die ja darauf bedacht ist, Lisa zu erklären, dass Lebo nicht anders ist, würde wohl dann auch kaum mit dem Satz "Ich denke du willst nicht mit farbigen Kindern spielen?" antworten.

Was mir wiederum gut an Deiner Geschichte gefallen hat, ist, dass deutlich wird, dass Lisa gar nicht weiß was sie eigentlich sagt.
Sie wird allein durch die anderen Kinder und auch durch die Erzieherin beeinflusst, die es nicht schlimm findet, was dort passiert. (Was ich für unmöglich halte).
Gut hätte ich es wie gesagt gefunden, wenn es etwas deutlicher wird, dass die Kinder von ihren Eltern beeinflusst werden, denn KInder entwickeln diese Ansichten nicht von allein.

Abgesehen davon hat mir Deine Geschichte aber gut gefallen, aber ausbaufähig ist sie dennoch. ;)

Liebe Grüße
kleine Nacht

 

Hallo kleineNacht,
erstmal danke fürs lesen.
Okay, das mit der Erzieherin ist etwas überspitzt, sehe ich ein. (Nur leider ist die Realität ab und zu annähernd so)

Gut hätte ich es wie gesagt gefunden, wenn es etwas deutlicher wird, dass die Kinder von ihren Eltern beeinflusst werden, denn KInder entwickeln diese Ansichten nicht von allein.

Genau das ist der Sinn meiner Geschichte. Und ich dachte, dass ich es auch deutlich gemacht habe. Zum einen dadurch, dass sich die Stimmung Lebo gegenüber erst am 2.Tag ändert(Schimpftiraden die die Kinder von Zuhause mitgebracht haben) und zum 2. dadurch, dass ich am Anfang der KG erzählt habe, dass es für Lisa eine gute Möglichkeit aus der Sicht der Mutter ist, dass sie eine gesunde Einstellung zu ausländischen Mitbürgern bekommt.
glg
carrie

 

Hallo carrie,

gut gemeint ist leider nicht immer auch gut. Deiner Geschichte ist leider schon von Beginn an die politisch korrekte Absicht anzumerken, dadurch wird sie durchschaubar und leider auch wenig spannend.

Vor allem funktioniert sie aber so nicht, denn es ist kaum vorstellbar, dass gleich alle Pädagogen nicht auf die Fremdenfeindlichkeit der anderen Kinder reagieren, schon gar nicht in einem Stadtteil wie Hamburg Eimsbüttel. Dazu denken auch die Pädagogen zu politisch korrekt, selbst in einer schillverseuchten Atmosphäre. Nicht einmal unser zum Glück geschasste Innensenator würde seine vorhandenen Ausländerfeindlichkeit so plump äußern, wie es die Kinder tun. Fünfjährige wiederholen, wie du richtig geschrieben hast, was sie Zuhause hören. Die einzige Vorstellung, woher sie das Vokabular ihrer Ablehnung Lebo gegenüber haben könnten, wäre der samstagliche Besuch im Fußballstadion, wo entsprechende Sprüche leider tatsächlich noch zur Tagesordnung gehören (Damit möchte ich keinesweg alle Fußballfans zu latenten Rassisten erklären).

Ausländerfeindlichkeit findet heute verseckter statt. Deine Geschichte wäre wenn, eine Kindergeschichte, wenn auch eine mit recht erhobenem Zeigefinger. Für eine gesellschaftliche Auseinanderesetzung reicht sie nicht.

Trotzdem einen lieben Gruß, sim

 

Lieber sim,
1. geht es hier um eine Erzieherin,
2. Muß ich dir sagen, dass ich es leider besser weiß, Fremdenfeindlichkeit ist nicht versteckter sondern wird auch z.B an Schulen ganz offen von einzelnen Lehrern (z.B.in Eimsbüttel)ausgesprochen.
In dieser Geschichte geht es mir darum (siehe letzten Satz), dass Kinder Hautfarbe gar nicht wahrnehmen, wenn sie nicht darauf gestoßen werden. (Diese Geschichte wurde mir von einer Verwandten erzählt, die ein Mischlingskind hat.
Ich weiß daher auch, dass dieses Kind auf Grund seiner dunklen Hautfarbe angefeindet wird, kriminalisiert wird und von einigen Menschen ausgeschlossen wird.
Ich beschäftige mich schon lange Jahre mit dieser Thematik und weiß, da wo keine Lobby ist, wird Ausländerfeindlichkeit ganz offen gelebt und ausgeübt.
Bezüglich der Pädagogen ist mir klar, dass es Einzelfälle sind, die so handeln, aber es gibt sie. Und ganz ehrlich, wir, die wir nicht direkt betroffen sind, machen doch meistens die Augen zu wenns drauf ankommt, auch wenn wir uns sonst damit rühmen, dass wir nichts gegen Ausländer haben.
Ich wollte hier auch keine spannende Geschichte schreiben sondern nur aufzeigen, wie verlogen unsere Gesellschaft ist!!!
Trotzdem auch von mir einen lieben Gruß
carrie

 

Hallo carrie noch mal,

deine Intention hatte ich verstanden, ich bezweifle auch nicht, dass es reaktionäre Pädagogen gibt, die ihren Ressentiments freien Lauf lassen.
In der von dir geschilderten Situation müssen ja aber gleich alle Pädagogen wegschauen. Auch stellst du es so dar, dass ale Kinder bis auf Lisa zu Hause das Gleiche zu Hören bekommen. Wahrscheinlicher ist, finde ich, dass ein oder zwei Kinder mit solchem Chor anfangen, sich anderedran beteiligen, weil sie es witzig finden, und einige wenige, wie Lisa, Angst haben, sich gegen die Masse zu stellen.
Lisa scheint mir nicht logisch beschrieben zu sein. Sie agiert im Kindergarten aus Angst. Zuhasue muss sie doch aber keine Angst mehr haben. Warum wiederholt sie da das Geplapper der anderen? Im Kindergarten fand sie es noch schlimm, weil sie sich nicht gegen alle stellen wollte, daheim erzählt sie aber, es wäre schlimm gewesen, weil Lebo da war.
Nun ist es nicht so, dass ich von einer fühnfjährigen diesbezüglich Logik erwarte, oder das Verständnis eines Erwachsenen, aber meist können Kinder zu Hause noch recht gut erinnern, was sie wirklich schlimm gefunden haben.

Mein Problem mit deiner Geschichte ist also nicht ihre Intention, sondern der spürbar missionarische Eifer, mit dem sie vorgetragen wurde.

Lieben Gruß, sim

 

Hi carri,

Tja, das ist ein Thema!

Hätte ich die Geschichte von dir, vor fünfzehn Jahren gelesen, hätte ich auch empört geantwortet: "Nein, niemals würde ein Erzieher/rin so handeln."

Doch vor einigen Jahren hatte ich ein ähnliches Erlebnis.
Ich holte meinen Sohn aus der Grundschule ab und bemerkte, dass auf dem Schulhof vier oder fünf Kinder auf ein anderes Kind einprügelten. Der Junge (kein Farbiger) lag auf dem Boden, versuchte sich mit den Armen zu schützen und wimmerte.Ich versuchte mit Worten, die prügelnden Kinder von ihrem handeln abzubringen. Doch sie schienen mich garnicht zu bemerken. Zwei Lehrer standen nur einige Schritte entfernt, unterhielten sich und taten, als würden sie nichts bemerken.
Ich ging zu ihnen und fragte ob sie nicht eingreifen wollten. Daraufhin schauten sie ausdruckslos auf die Szene und einer von ihnen sagte: "Ach, das ist der...
na, der hat mal ne Tracht Prügel verdient.
Fassungslos über diese Ansicht, versuchte ich selber die Prügelnden von dem am Boden liegendem Kind weg zu ziehen. Erst als ich durch das Gemenge, selbst eins auf die Nase bekam, schritten die Lehrer ein.

Also bitte, soviel zur Aufsichtspflicht und politisch korrektem Denken.
Pädagogen sind eben auch nur Menschen.Natürlich gibt es auch Lehrer und ich hoffe die Mehrzahl davon, die anders reagiert hätten. Ich hoffe auch, dass nicht nur aus politischer Korrektheit, sondern viel mehr aus der Achtung vor dem Menschen so gehandelt wird.

Ich finde die Ansicht von - Kleine Nacht -, dass die Kinder von den Eltern doch aufgeklärt würden, sehr lobenswert. Nur leider hören gerade Kinder, viel lieber auf das was die Freunde sagen. Denn wäre es anders, gäbe es nicht von Jahr zu Jahr mehr Gewalt in den Schulen. (Der Kindergarten ist ist ja nur der Anfang)

sim meint: Für eine gesellschaftliche Auseinandersetzung reicht deine Geschichte nicht.

Sehe ich anders, wir sind doch schon mitten drin.
Ich habe täglich mit Menschen zu tuen, darunter auch Pädagogen. Einige Lehrpersonen sagen, dass ihnen manchmal keine andere Möglichkeit bleibt, als einfach nicht hin zu schauen, weil sie der Lage nicht mehr Herr werden.(Betrifft allerdings nicht den Kindergarten) Doch wie schon gesagt, das Übel fängt ja irgendwo an.

sim meint: Lisa reagiert im Kindergarten aus Angst,
muß sie doch zu Hause nicht.

Nein, muß sie nicht. Tut sie aber, weil ihr kleines Herz die neue Erfahrung noch nicht verarbeitet hat.
In ihrem Unterbewußtsein stellt sie sich die Frage: Was ist richtig, was Mami sagt oder die Kinder?
So sehe ich das und könnte auch noch einiges mehr dazu sagen, doch ich denke, ich habe schon genug gesagt.

Trotzdem noch was zu - Kleine Nacht -
Zitat aus der KG: Ich denke du willst nicht mit
farbigen Kindern spielen.

Die Mutter hätte auch sagen können: "Du Lisa, Benjamin ist auch ein farbiges Kind."
Ich denke der Sinn dieser Aussage wäre gleich gewesen.

Also carri, ich glaube schon das deine KG in Gesellschaft passt. Sicher hat sim mehr Erfahrung, doch bei gefühlsmäßigen Erfassungen, liegen Männer und Frauen bekanntlich weit auseinander. (Oft, nicht immer)
Nicht böse gemeint sim.

lg coleratio

 

Hallo carrie zum dritten und hallo coleratio.

Doch vor einigen Jahren hatte ich ein ähnliches Erlebnis.
Ich holte meinen Sohn aus der Grundschule ab und bemerkte, dass auf dem Schulhof vier oder fünf Kinder auf ein anderes Kind einprügelten. Der Junge (kein Farbiger) lag auf dem Boden, versuchte sich mit den Armen zu schützen und wimmerte.Ich versuchte mit Worten, die prügelnden Kinder von ihrem handeln abzubringen. Doch sie schienen mich garnicht zu bemerken. Zwei Lehrer standen nur einige Schritte entfernt, unterhielten sich und taten, als würden sie nichts bemerken.
Wäre das der Plot gewesen, hätte ich sofort meine Zustimmung erteilt. :)
Eine ähnliche Auseinandersetzung hatte ich nämlich für meine Geschichte "Und was ist mit deinem Vater?", in der ich auch Lehrer zusehen ließ, während ein achtjähriger Junge verprügelt wurde. Ich bezweifle keinesfalls, dass das in Schulen nicht nur möglich ist, sondern sogar geschieht.
carries Geschichte spielt aber in einem Kindergarten und der einzige Grund für das Verhalten ist die Hautfarbe des Jungen. Er ist erst den zweiten Tag dort und die Erzieher hatten noch keine Chance, Ressentiments gegen ihn aufzubauen.
Ich bezweifle auch nicht, dass es unter Pädagogen ausgemachte Rassisten gibt, dann hätte das aber für mein Gefühl deutlicher als durch Wegsehen auch im sonstigen Kontext beschrieben sein müssen, etwa bei der Vorstellung Lebos.
sim meint: Lisa reagiert im Kindergarten aus Angst,
muß sie doch zu Hause nicht.

Nein, muß sie nicht. Tut sie aber, weil ihr kleines Herz die neue Erfahrung noch nicht verarbeitet hat.
In ihrem Unterbewußtsein stellt sie sich die Frage: Was ist richtig, was Mami sagt oder die Kinder?

Da gebe ich dir grundsätzlich recht, gehe ich aber von einer stabilen Mutter-Kind Beziehnung aus, erlebe ich Kinder direkter in ihren Fragen zu solchen Konflikten. Deine Sichtweise hätte eine genauere Beschreibung dieser Beziehung erfordert.
Gerade, wenn Lisa ihre Mutter bisher als Person erlebt hat, die eben nichts gegen die Freundschaft zu Benjamin hat, die ihr politisch korrekte Inhalte vermittelt, würde Angst doch eher dazu führen, dass sie sich daheim wieder der Meinung der Mutter anpasst, anstatt der im Brustton der Überzeugung zu erklären, dass sie "nicht mehr mit Negern" spielt.
Sicher hat sim mehr Erfahrung,
glaube ich nicht. ;)
und selbst wenn, schütz sie nciht vor Fehlern und Fehleinschätzungen. ;)

Lieben Gruß, sim

 

Hallo carrie,

hm, hab' eine Weile überlegt, ob ich mich hier einmischen sollte und wollte es erst lassen. Jetzt kann ich meinen Mund doch nicht halten ;)

Die Geschichte an sich und das Thema gefallen mir. Ich hätte mir ein wenig mehr Einblick in Lisas Gedanken gewünscht, als sie sieht, wie die anderen Kinder Lebo ärgern. Ich glaube, da hättest du eine menge draus machen können. Und, auch wenn es schon gesagt wurde, finde auch ich die Reaktion des Mädchens bei ihrer Mutter nicht logisch. Ich denke, wenn sie geweint hätte, weil die anderen Kinder Lebo verprügeln, wäre es besser gewesen. Vor allem, weil sie ja vorher zu der Erzieherin gelaufen war, um Lebo zu helfen.
Nur so ein kleiner Gedanke von mir.

Zur Stadtteildiskussion nur ganz kurz;
hier (in Eimsbüttel) gibt es tatsächlich eine menge Kulturen, die aufeinandertreffen. Ich will nicht behaupten, dass sowas hier nicht vorkommt (ja, ich erlebe manchmal sogar Menschen, die mit mir sprechen, als wäre ich taub, nur für den Fall, ich würde sie nicht verstehen :D ). Aber würde die Geschichte in einem Stadtteil in HH- Finkenwerder spielen z. B., wäre das Verhalten der Kinder fast noch etwas glaubwürdiger. Nicht, dass ich den Stadtteil schlechtmachen will, aber ich habe auch da schon gelebt und der (soziale) Unterschied zu Eimsbüttel ist doch auffallend.

So, genug eingemischt :D , wie schon gesagt, hat mir ansonsten gut gefallen.

Liebe Grüße,
gori

 

Hallo Carrie,
eine Geschichte, die unter die Haut geht.
Es ist Gott sei Dank kein Alltag, aber leider kommt es vor, dass auch Erzieherinnen ihre eigene Einstellung nicht verbergen. Habe ich selbst schon erlebt.

Was mich jedoch wirklich beeindruckt hat an deiner Geschichte ist folgender Satz:
-------------------------------------------------------
Nach einigem zögern entschied sie, sich den tanzenden Kindern singend anzuschließen. Denn das waren die Kinder, mit denen sie sonst auch immer spielte.
-------------------------------------------------------
Da kommt es, zumindest für mich, so deutlich rüber, dass ihr gar nicht bewusst ist, was sie da macht.

Lieben Gruß
Angela

 

Hi sim,
mit dir "streitet" es sich sehr angenehm. Ich danke dir für deine Mühe, aber irgendwie hast du mich nicht so recht überzeugt. Ich lasse mir aber Alles nochmals durch den Kopf gehen!

Er ist erst den zweiten Tag dort und die Erzieher hatten noch keine Chance, Ressentiments gegen ihn aufzubauen.
Ich hoffe, du stimmst mir zu, wenn ich behaupte, dass es hier um Gleichgültigkeit der Erzieherin geht. (Ich beziehe mich in dieser Geschichte die ganze Zeit nur auf eine Erzieherin!)Das mit der Vorstellung Lebos überlege ich mir auch nochmal.
Zu deinem letzten Absatz:
Glaubst du wirklich, dass Kinder so schnell in der Lage sind, alles umzusetzen was sie erlebt haben. Lisa steht meiner Meinung zu dem Zeitpunkt noch unter dem Einfluss des Erlebten und ist verwirrt und irritiert. Aber auch hier denke ich nochmal darüber nach bzw. schreibe es anders.
Ich danke dir für deine Mühe und hoffe, du liest trotzdem weiter meine Geschichten.

Hi gori,
danke für's einmischen !! Deine Anregungen kann ich nachvollziehen und werde mir darüber Gedanken machen. Die Sache mit dem Stadtteil ist grundsätzlich richtig glaube ich und vielleicht habe ich die Geschichte in einem falschen Stadtteil plaziert. Finkenwerder gefällt mir persönlich aber von der Idee nicht so gut. Mal sehen!

Hi Angela, danke für deinen lieben Worte und der Darstellung, was dir deutlich gemacht hat, dass Lisa gar nicht bewußt ist, was sie da macht. Irgendwie habe ich das Gefühl, wir sprechen die gleiche Sprache.

Hi coleratio,
über deinen Kommentar habe ich mich sehr gefreut. Du hast mit deinem kleinen Erlebnis meine Geschichte unterstützt und das finde ich nett von dir. Auch deine Bestätigung, die Geschichte ist hier richtig, tut mir gut.
Also Euch allen lieben Dank und glg

carrie

 

Hi carrie,

Hi sim,
mit dir "streitet" es sich sehr angenehm.
Danke, dabei mag ich gar nicht streiten. ;)
Glaubst du wirklich, dass Kinder so schnell in der Lage sind, alles umzusetzen was sie erlebt haben.
Nein, das glaube ich eben nicht, darum ja mein Einwand. ;)
Lisa steht meiner Meinung zu dem Zeitpunkt noch unter dem Einfluss des Erlebten und ist verwirrt und irritiert.
Genau und erlebt hat sie nach deiner Geschichte folgendes.
Lisa verstand gar nicht, was da vor sich ging. Nach einigem zögern entschied sie, sich den tanzenden Kindern singend anzuschließen.
Ich finde es schön, wie du ihr Zögern darstellst. Da hat Angela recht. Das Gespür ihrer Verwirrung sagt ihr aber, da ist etwas nicht in Ordnung. Dass sie sich trotzdem anschließt ist nachzuvollziehen.
keiner wollte mit ihm spielen. Auch Lisa nicht.
Sie hätte ja eigentlich Lust gehabt, traute sich aber nicht.
Sie würde gern, sie traut sich nicht, sie versteht aber immer noch nicht, was die anderen Kinder gegen ihn haben. Sie will nur nicht Außenseiterin sein.
Es gab einige Jungen, die sich einen Spaß daraus machten, auf Lebo einzudreschen. Er versuchte sich zu wehren, doch die anderen Jungs waren stärker. Lisa gefiel das gar nicht.
Sie beteiligt sich nicht daran und es gefällt ihr nciht, was da passiert. Sie geht sogar zu der Erzieherin. Sie nimmt also zum ersten Mal in Kauf, sich gegen ihre Freunde zu stellen.
Lisa gefiel das gar nicht. Sie hoffte, das ihre Mama bald kam um sie abzuholen.
Weswegen hofft sie, dass ihre Mama kommt? Weil es ihr nicht gefällt, dass die anderen Kinder Lebo schubsen und treten. Weil es sie verwirrt, dass ihre Freunde so gemein zu Leo sind. Sie hat also durchaus ein Gespür dafür, was ihr nicht gefällt. (grammatisch korrekt wäre übrigens ..., dass ihre Mama bald käme, um ...)
Am Abend kuschelte Lisa sich ganz eng an ihre Mutter und weinte. „Mama ich will nicht mehr in den Kindergarten!“
fünfjährige Kinder haben natürlich mehrere Möglichkeiten, auf etwas sie überfordendes zu reagieren. Dass diese Reaktion erst am Abend kommt, ist mE zu spät, wenn die Mutter sie abholt. Entweder ist sie auffällig still, dann würde die Mutter fragen, was los ist, jedenfalls so, wie du die Beziehung beschrieben hast. Die andere Möglichkeit, wäre, sie würde gleich auf dem Nachhauseweg damit rausplatzen, weil sie so unter dem Eindruck des Erlebten steht. Eine von beiden Möglichkeiten solltest du nutzen.
Wichtiger ist aber die Begründung von Lisa.
„Nein, ich habe keinen neuen Freund, ich mag Lebo nicht, der ist ein Neger und ich will nicht mit Negern spielen!“
So wie ich es verstanden habe, bringt Lisa das Wort Neger gar nicht mit der Hautfarbe von von Lebo in Verbindung. Sie weiß schlichtweg nicht, was das Wort überhaupt bedeutet. Die Aussage steht aber im Widerspruch zu dem, was sie vorher in sich "erlebt" hat. Genau deshalb glaube ich nicht, dass sie der Mutter diese Begründung geben würde, sondern dass sie erzählen würde, was passiert ist, inklusive der Entrüstung über die Erzieherin, die ihr nicht geholfen hat. Gerade weil sie genau darüber verwirrt ist.

Ich danke dir für deine Mühe und hoffe, du liest trotzdem weiter meine Geschichten.
Klar :)

Lieben Gruß, sim

 

Hallo sim,
okay, okay, jetzt hast du auch mich überzeugt, dass du recht hast mit deinen Einwänden. Ich werde sie beherzigen und die Geschichte entsprechend ändern.
Liebe Grüße
carrie :anstoss: :rolleyes:

 

Hallo carrie,

ich freu mich drauf, die Änderungen zu lesen. :)

Lieben Gruß, sim

 

Hallo sim,
habe den Text geändert, hoffe du bist jetzt zufriedener mit der Geschichte. Wenn nicht, dann streiten wir uns halt wieder;)
glg
carrie

 

Hallo carrie,

ja so ist es in sich rund und nachvollziehbar. :)
Es wird zwar nicht ganz klar, warum Lisa nicht wenigstens mal fragt, was ein Neger ist, wenn die das Wort schon nicht kennt, aber es wird deutlich, dass es für sie überhaupt keine rassistische Bedeutung hat.

Ein paar Erbsenzählerbemerkungen habe ich trotzdem noch. ;)

Sie war zwar nicht gerade begeistert, dass schon wieder ein ausländisches Kind in ihre Gruppe gesteckt wurde. Wenn es so weiter ging, dann gab es bald mehr ausländische als deutsche Kinder in der Eisbärengruppe, aber sie konnte es nicht wirklich ändern.
hier möche ich dir gern eine Umstelung vorschlagen.
Sie war zwar nicht gerade begeistert, dass schon wieder ein ausländisches Kind in ihre Gruppe gesteckt wurde, aber sie konnte es nicht wirklich ändern. Wenn es so weiter ging, dann gab es bald mehr ausländische als deutsche Kinder in der Eisbärengruppe. Der Neue hieß Lebo und ...
Ein paar Kinder tanzten um den Neuen herum und sangen“ doofer, doofer Neger, geh zurück in den Urwald!“
sangen: "doofer ... Urwald!"
Andere Kinder riefen Worte wie Negerkuss, Bimbo, Nigger!“
Andere Kinder riefen Worte wie "Negerkuss, Bimbo, Nigger!“
Nach einigem zögern entschied sie
Zögern

Lieben Gruß, sim

 

Hallo carrie,

die Geschichte hat durch die Veränderungen gewonnen, obwohl ich noch überlege, was deinen Schluss angeht. Verzeih' mir, wenn ich jetzt vielleicht falsch gelesen habe, aber das Wort "Farbiger" taucht doch erst am Ende auf, im Zusammenhang mit Benjamin, oder?
Woher weiß dann Lisa, dass ein "Farbiger" gleichzusetzen ist mit einem "Neger"? Sie ist ja erst fünf und ich denke nicht, dass im dem Alter schon dieses Wissen da ist.
Wie gesagt, vielleicht habe ich das auch nur überlesen ;).

Liebe Grüße,
gori

 

Hi sim,
habe die KG nochmal geändert! Fehler sind beseitigt und Erklärung für "Neger" ist auch eingebaut.
Hoffe, du bist jetzt zufrieden :( sonst gibts Streit!!!(lächel)

Hi gori,
danke fürs lesen und du hast recht, mit deinem letzten Satz. Habe es geändert. Freut mich, das auch du findest, dass die KG durch die Änderungen gewonnen hat. (Sim mal bitte wegguck) Ich finde es mittlerweile auch (aber nicht weitersagen).
glg und danke für die Tipps
carrie

 

Hallo Carrie,

Hoffe, du bist jetzt zufrieden
bitte nicht böse sein, ich bin leider nicht ganz zufrieden, aber ich erkläre dir gern warum.
"Außerdem sagt man nicht Neger, das ist ein Schimpfwort für Menschen mit einer anderen Hautfarbe als wir sie haben. Lisa, Lebo ist kein Neger, Lebo ist ein farbiges Kind, deshalb ist er aber nicht anders als die anderen Kinder!"
Der Satz ist erstens ein bisschen arg moralisch, was ich aber noch mehr bedaure, ist, dass du dir damit deine eigenen Aussage kaputt gemacht hast. Die war ja gerade, dass Lisa gar keinen Unterschied nach der Hautfarbe macht. Es war also gut, das sie nicht wusste, dass sich das Wort auf die Hautfarbe bezieht.
Ich fände es besser, wenn sie jemanden, der das Wort benutzt, fragt, was es bedeutet, und keine (befriedigende) Antwort bekommt. Sie könnte zum Beispiel das Mädchen im Kindergarten fragen.
(Sim mal bitte wegguck)

Ich habe nichts gesehen. ;)

Lieben Gruß, sim

 

Hi sim,
Satz wieder gestrichen (teilweise jedenfalls). Hab mich jetzt entschieden, den Rest so stehen zu lassen wie er ist!!! Oder hast du noch etwas gefunden worüber wir uns streiten können? :)
glg
carrie

 

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