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Mein Leben
Mein Leben
Manchmal überlege ich, ob ich überhaupt lebe. Ob das nicht ein Missverständnis ist.
Ich hab mir als Kind immer vorgestellt, ich wäre ein Baby, dem sie das alles nur vorspielen. Und manchmal kommt es mir so vor, als ob sie das Baby nur verarschen würden.
Mein Leben ist ein kleines Chaos. Nicht nur mein Leben, sondern auch mein Aussehen, alles was um mich herum ist. Mein Zimmer eingeschlossen. Es passt nicht zusammen.
Ich kann eigentlich ziemlich gut singen, aber es passt nicht dazu, dieses Etwas von einem plumpen Ding, das da auf der Bühne steht und seinen Mund auf und zu macht.
Ich lerne in der Schule gut, aber sie passen nicht dazu, diese Momente, in denen ich es einfach nicht verstehe.
Ich habe schöne, große Augen. Ich habe schöne Haare. Ich habe einen großen, vollen Mund. Aber das alles passt nicht mit dem Rest zusammen.
Meine Schwester war immer eine meiner besten Freundinnen. Aber ich habe die Momente gehasst, wenn Mama dabei war. Neben Tina war ich Luft. Und auch sie war so anders. Aber ich habe es in Kauf genommen. Heuer, 2002, bin ich nur noch Luft. Für beide.
Ich denke mir jedes Mal, wenn wir mit dem Auto fahren, warum wir keinen Unfall haben können. Es wäre toll, einmal inmitten von all den Leuten zu sein, denen ich oft so wurscht bin. Endlich würden mal alle merken, dass ich auch noch da bin.
Freunde
Lisa. Sie ist eigentlich meine beste Freundin. Aber, um es nett auszudrücken, sie ist nicht die Hellste und kann manchmal eine ziemliche Tussi sein. Sie ist eine Egoistin, eben ein Einzelkind. Aber ich möchte mir die Scherereien ersparen, die ich hätte, wenn ich mich mit ihr zerstreiten würde.
Vera. Sie ist eigentlich eine sehr gute Freundin. Aber ihre beste Freundin ist eine ähnliche Egoistin wie Lisa. Lisa, Vera und ich wollten einmal so ein Dreiergespann machen. Das hat aber nicht geklappt. Immer, wenn Lisa mich eifersüchtig machen will, geht sie zu Vera und lacht dann über Dinge, die sie zusammen gemacht haben. Aber soll ich dir was sagen? Ich bin nicht eifersüchtig. Mir ist es sowas von egal.
Lisa H. Lisa2 ist eine seltsame Freundin. Manchmal ist sie nicht mehr als eine Bekannte und manchmal kann man wieder so gut mit ihr reden. Aber sie ist anstrengend mit ihrer kindischen Art.
Tja, ich glaube das waren sie, meine Freunde, die mir auch was bedeuten. Aloisia ist nett. Katrin ist nett. Manninger mag mich nicht. Jungs sowieso nicht.
Angst
Ich habe vor vielem Angst. Vor Höhe zum Beispiel. Ich habe immer Angst, irgendwo reinzufallen, zu stürzen.
Wenn ich als Kind geträumt habe, habe ich oft geträumt, wo runterzufallen, reinzustürzen. Und wenn ich gut geträumt habe, träumte ich, zu fliegen.
Vielleicht habe ich Angst vor der Höhe, weil ich Angst habe, zu versagen, einfach irgendwo reinzukommen, was ich gar nicht will. Einfach abzustürzen. Mit dem Ton. Mit meinen Noten. Man ist so schnell ganz unten.
Ich habe Angst, anderen Menschen nicht zu gefallen. Ich denke ständig, was die anderen Leute wohl von mir denken. Ich kann auch nicht mit dem Gedanken leben, dass mich jemand nicht mag. Dabei ist das bei vielen der Fall. Ich habe ständig ein schlechtes Gewissen gegenüber anderen.
Ich habe Angst vor anderen Jugendlichen, wenn ich alleine bin. Wenn ich alleine baden gehen soll zu den Bekannten meiner Mutter und die ganzen kleinen Jugendbanden sehe, wird mir so unwohl, dass ich am liebsten sofort abhauen würde.
Wünsche
Ich wünsche mir, in meinem Leben nie zu versagen.
Ich wünsche mir, endlich einen Freund zu finden, der mich gerne hat und mit dem ich glücklich bin.
Ich wünsche mir, mein Aussehen verändern zu können.
Sind das nicht die typischen Wünsche einer 15- Jährigen? Bin ich doch einfach nur ein pubertärer depressiver Teenie? Als ich im Volkschulalter war, war ich selbstbewusst, hübsch, beliebt, ja, ich war sogar „verheiratet“.
Ich habe mir immer eingebildet, alles würde gut, wenn man nur fest genug daran glaubt. Seit dem Tod meiner Oma glaub ich es nicht mehr.
Lügen
Ich kann mich noch erinnern, als ich im Kindergarten ein Mädchen kennen lernte, das ein paar Lügen erzählte, die nicht stimmen konnten. Ich kam auch auf den Geschmack und fing auch damit an. Ich habe bis heute nicht damit aufgehört.
In der ersten Klasse Hauptschule (in Deutschland 5. Klasse) habe ich zusammen mit Lisa2 eine große Lügengeschichte aufgetischt, dass sie einen Onkel hätte mit einer Ranch und vielen Pferden in Amerika und dass ich voltigieren würde, usw. Einfach so.
Ich kann mich auch erinnern, dass ich immer gesagt habe, ich hätte meine Periode schon, obwohl das nicht gestimmt hat.
Ich habe vor einigen Wochen eine Segeltour mit meiner Schwester und ihren Freunden mitgemacht. Auf der Rückreise dachte Ich über Lisa nach. Und dass sie gemeint hatte, ich müsste doch diesen Sommer mal geküsst werden. Alle haben das schon hinter sich, nur ich noch nicht. Ich habe mir dann eine Geschichte ausgedacht, dass ich einen liierten 32- Jährigen namens Gerry geküsst hätte. Ich war auf einmal wieder dabei, was ich sehr genossen habe.
WARUM MACH ICH DAS?
Das Ende
Ich überlege oft, wie mein Ende sein wird. Wie oft schon habe ich über Selbstmord nachgedacht? Hunderte Male. Aber was bringt das?
Selbstmordopfer denken, dass sie mit ihrem Tod weißgottwas bewegen. Das alle weinen werden. Aber nach Wochen ist es im Bekanntenkreis vergessen. Nach Monaten im Freundeskreis. Und nach Jahren im Verwandtenkreis. Also was sollte es bringen?
Das Ende wird irgendwann kommen. Wenn es soweit ist, auch bei mir. Und zwar dann durch meine eigene Hand, wenn ich mir selbst den Gefallen tun möchte.