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Meine Berufung
An meine Geburt kann ich mich noch genau erinnern, die langsame, zögerliche Trennung vom warmen, beschützenden mütterlichen Organ. Das erste Erblicken der neuen, mir kahl erscheinenden Welt, es war ein vibrierender, übersinnlicher Augenblick für mich. Nun, nachdem ich zu stattlicher Größe gewachsen bin, kann ich nur mehr mit Wehmut daran zurückdenken, wie wohl behütet ich mich im Mutterleib fühlte. Manchmal habe ich das Gefühl, ich hätte mein Leben lang in ihr bleiben sollen... Ab und zu erschreckt mich dieser Gedanke.
Nichts desto trotz hatte ich eine wunderschöne Kindheit. Schon als junger Hüpfer, stellte ich meine Kollegen bei diversen Wettkämpfen in den Schatten, immer war ich der Erste, der schnellste. Möglicherweise ist dies ja der Grund, warum ich mich nun hier befinde und nicht irgendein x-beliebiger anderer. Tjaja, man muss eben wissen, wohin man will im Leben, ich wette, viele würden nun mit mir tauschen wollen.
Lang habe ich auf mein Ziel hingearbeitet, es war ein unglaublich zäher Weg bis hierher. Andere hätten vielleicht schon kapituliert, aber ich habe mir immer und immer wieder selbst zugeflüstert: „Du weißt was du erreichen willst, deshalb arbeite daraufhin und schaff` es!“. Dieser Spruch hat mich schon seit jeher motiviert und er funktioniert immer noch. Ich kann es kaum fassen, das ich nun vor der Erfüllung der Berufung meines Lebens stehe.
Aber wie dem auch sei, nun ist es soweit, ich kann die Dame schon erblicken, die mich nun zu einem nahezu magischen Treffen erwartet. Lieblich grinst sie gen Himmel, unwissend welch Glück ihr in kürzester Zeit widerfahren wird. Um Punkt 11:23 Uhr werden wir zusammentreffen, ich bin wie jedes Mal pünktlich auf die Sekunde. Ein paar Momente noch, dann hab ich’s geschafft. Leb wohl, du schöne Welt, ich sag nun Adè! Und...Mutter, hörst du mich? Vielleicht sehen wir uns ja bald wieder...
Um Punkt 11:23 Uhr schien ein warmer, angenehmer Sonnenstrahl auf das wunderschöne, grazienhafte Haupthaar einer jungen Dame, der allerdings nach wenigen Sekunden wieder in der Mittagshitze verblasste.