Meine Reise
Ich sitze im Zug, sehe die wundervoll winterliche Landschaft an mir vorbeiziehen, es liegt so viel Schnee wie schon seit Jahren nicht mehr. Das letzte Mal in meinen Kindheitserinnerungen. Das Jahr ist bald zu Ende.Während ich die Häuser betrachte, die weißen Bäume, die Spaziergänger mit ihren Hunden, die Kinder die spielen, denke ich an Zuhause.
Ich stelle mir vor, wie du schon auf mich wartest, sehnsüchtigst ständig auf die Uhr blickst, dir vorstellst wie ich jeden Moment, früher als erwartet, durch die Tür komme. Ich male mir aus, wie du uns Essen vorbereitet hast, als kleine Überraschung, um mir eine Freude zu bereiten, weil du weißt, dass ich eine anstrengende und aufreibende Reise hinter mir habe. Du hast den Kühlschrank gefüllt. Vor lauter Hunger hast du viel zu viel gekauft. Du hast mich vermisst und musstest ständig an mich denken, da hast du alles was ich gerne mag eingepackt, du wolltest mir zeigen wie aufmerksam du sein kannst. Eben genau was ich an dir liebe. Die Wohnung riecht nach dir, nach uns, die Duftkerzen sind an, eben genau die, die ich so liebe. Du empfängst mich schon im Flur, du hast die Tür gehört. Du umarmst mich, küsst mich, fragst mich, wie meine Reise war. Du freust dich so sehr mich zu sehen, du strahlst, wie ich, über das ganze Gesicht. Du nimmst mir meine schweren Taschen ab, sagst ich solle es mir gemütlich machen, du würdest dich schon um alles kümmern.
Langsam rollt der Zug in den Bahnhof ein. Hier ist es grau. Nur die kleinen Schneehügel an den Straßenrändern deuten auf den Winter hin, richtig spürbar ist dagegen die Kälte. Voll bepackt eile ich durch die Bahnhofshalle Richtung Taxistand, ich will nicht auch noch Bus fahren. Ich sehe gestresste Menschen hektisch durch die Stadt eilen. Eine Mutter zerrt ihr schreiendes Kind hinter sich her, es hat keine Lust mehr weiter zu gehen. Die Häuser sind noch dekoriert, aber es liegt kein süßer Duft mehr in der Luft. Ich bezahle den Taxifahrer, bedanke mich, schnappe meine Sachen. Als ich den Schlüssel ins Schloss stecke, denke ich nochmal an meine Reise. Ich mache die Tür auf, es ist kalt. Ich hatte die Heizung etwas runter gedreht. Meine Topfpflanze ist verwelkt. Ich bring meine Sachen in die Küche, der Kühlschrank ist leer wie mein Magen. Ich drehe die Heizung auf, packe alles aus, und kümmere mich um die Wäsche. Ich mache meine Musik an, und meine Duftkerzen, die, die ich so liebe.