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Meine Unabhängigkeit
Heute ist ein grässlicher Tag. Der Computer hat schon wieder seinen Geist aufgegeben, schert sich nicht um Termine. Unser Kopierer hinterlässt graue Streifen auf dem von mir geschriebenen Text. Dann mein Chef, mit seinen abwertenden Bemerkungen. Kälteeinbruch ... mein Auto springt nicht an. Ich lasse mich zum Bahnhof bringen, ein Nachtzug fährt noch.
Der Zug ist fast leer, ein spärlich erleuchtetes, einsames Abteil erwartet meinen müden Körper. Jetzt nur ruhen, das monotone Rattern der Räder, dunkle Fensterbilder, erlösende Unabhängigkeit ... ... ... nichts wollen ... nichts müssen ... nichts müssen ... nichts wollen ...
War ich eingeschlafen? Ich bin nicht mehr allein im Abteil. Mein Gegenüber kommt mir bekannt vor, dieses Gesicht ... sehr jung ... vertraut ... was sagt er?
Ja, ich kenne ihn von früher, der Mann hat die gleiche Stimme wie ich.
„Du hast es nie glauben können, du warst uneinsichtig: Auch du bist zum Verdrängen geboren. Die ersten Schreie, allein, ohne Mutter. Die große Enttäuschung aufgrund einer nicht erwiderten Liebe. Der Verlust täglicher Freude bei der Erkenntnis des über allem schwebenden, schwarzen Schattens. Und deine Siege? Meistens bedeuteten sie eine Niederlage für einen anderen Menschen. Deine Weisheit? Immer nur Halbwissen.
Trauere nicht, Verdränge - und lebe!“
Ich fühle mich hier wohl. Ihr müsst euch nicht bemühen. Diese Tür soll geschlossen bleiben. Ja, so, wie es ist, ist es gut. Mein Ziel habe ich erreicht.
Lokales
Der vermutlich autistische Mann, der vor zwei Wochen im Bahnhof von F. aufgefunden wurde, ist heute in die Obhut eines Pflegeheims übergeben worden.
Für s.e