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Menschenlichter

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20.10.2006
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Menschenlichter

Ein roter Schatten wirft sich über mich, hält mich fest. Dass er von dem einzigen Baum im Wald kommt, hätte ich nicht gedacht.
Ich streife umher, fliege von Ast zu Ast; aber ich kann nichts sehen.
Die Vorstellung, ich wäre in einer Höhle, bringt mich zum Lachen.
Eigentlich bereue ich, dass ich so weit weggegangen bin. Vielleicht holt mich jemand, wenn es soweit ist.
Langsam fängt es an zu schneien, schwarze Flocken von kalter Verachtung berühren mich. Am Arm zieht mich die Liebe, weit in die Dunkelheit.
Es riecht hier leicht nach Liliengewächsen. Obwohl es die hier nicht geben kann, werde ich mir immer sicherer. Warme Glühbirnen empfangen mich, der Schnee schmilzt.
Irgendwann höre ich den Tag. Er klingt fröhlich und aufgeweckt. Hinter der nächsten Kurve erkenne ich ihn. Die Straße ist leer, aber hier tobt das Leben.
Ich denke, ich bin zu Hause.
Möglicherweise ist es auch einfach nur viel zu bunt hier.

 

Hallo Nachtregen,

Möglicherweise ist es auch einfach nur viel zu bunt hier.
Nina Hagen lässt grüßen.

Dein Text ist für mich Kopfkino eines Prots, der breit ist.
Eine Kurzgeschichte kann ich in deinem Text leider nicht entdecken.

Trotdem einen lieben Gruß
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Nachtregen,

Willkommen auf kg.de!

Ehrlich gesagt, habe ich deine Geschichte mindestens sechsmal gelesen, und trotzdem habe ich das Gefühl, nichts verstanden zu haben. Im Gegenteil: mit jedem Mal kommen neue Gedanken und Assoziationen, die du mittels deiner bildhaften Ausdrücke in mir erweckst, hinzu. Der Text wird trotz seiner Kürze stets verwirrender. Ich vermute, dass der Ich-Erzähler mit einer fremden Frau in einem Auto Halt in einem Waldgebiet macht. Er ist auf der Suche nach Wärme und Geborgenheit. Der rote Schatten, die Liebe, die am Arm zieht, der Duft der Liliengewächse und der schmelzende Schnee sind subtile Hinweise auf Sex. Auf dem Rückweg scheint der Ich-Erzähler befreit, erholt und frohgemut zu sein. Keine Ahnung, ob ich damit richtig liege. Das hängt mit deinem kryptischen Schreibstil zusammen - was kein Vorwurf sein soll. Offensichtlich glaubt sich der Ich-Erzähler in ein Tier verwandelt, als er umherstreift und von Ast zu Ast fliegt. Möglicherweise liege ich hier aber ebenso falsch.

Der Titel lässt mich an Menschen als Lichter in einer Welt voller Dunkelheit denken. Erst durch die Liebe können sie sich gegenseitig erhellen. Selbst wenn es verbotene, außereheliche Liebe ist. Daher eventuell die Rubrik »Gesellschaft«, oder?

Einige Anmerkungen noch:

fliege von Ast zu Ast; aber ich kann nichts sehen
- Besser: Punkt statt Semikolon

schwarze Flocken von kalter Verachtung
- klingt mE zu gestelzt

Möglicherweise ist es auch einfach nur viel zu bunt hier
- Warum nicht »Vielleicht«?

Viel Spaß noch auf kg.de!

LG,
moonaY

 

Also erst mal danke danke für die Kommentare.

@Bernadette: Wenn das für dich so wie bekifft klingt, dann ist das schlecht, hat absolut nichts mit Drogen zu tun.

@ moonay: Na nich schlecht (deine Intention). Ehrlich gesagt fänd ich es jetz schlecht die genaue Intention, zumindest die, die ich mir dazu dachte, preiszugeben. Dann wär die Geschichte nicht mehr spannend und regt auch kaum zum Nachdenken an. Da sie ja auch kritisch der Gesellschaft gegenüber steht. Du bist auf jeden Fall nah dran, insoweit dachte ich eher an eine Frau als lyrisches Ich, was aber nichts zur Sache tut (hab ich nach nochmaligen Durchlesen festgestellt). Allerdings kann man den Text auch ganz anders interpretieren, eher ins Tragische (da wär die Frau wichtig als Erzähler)...

Der Titel lässt mich an Menschen als Lichter in einer Welt voller Dunkelheit denken. Erst durch die Liebe können sie sich gegenseitig erhellen.
Das finde ich richtig gut...ist jetzt nicht sehr wichtig ob Liebe, Zuwendung oder Respekt, Ähnliches halt.

Außerdem: mit dem Semikolon, haste Recht. Punkt wär besser.
Bei der kalten Verachtung war ich auch nich ganz zufrieden.
Aber letzteres weiß ich nicht, ich wollte keine Wortwiederholung am Anfang von Sätzen ("Vielleicht holt mich jemand..."...

Ok, das wars.

 

Nochmal,

@Bernadette: Wenn das für dich so wie bekifft klingt, dann ist das schlecht, hat absolut nichts mit Drogen zu tun.

Dieser letzte Satz hat mich leider voll auf diese Schiene gebracht, vielleicht war es auch etwas zu spät am Abend, um sich auf solch einen Text einzulassen :hmm: . Ich guck ihn mir die Tage nochmal in Ruhe an.
Von mir auch noch ein herzliches Willkommen hier auf kg.de :).

 

Ich habe vergessen zu sagen, dass ja das lyrische Ich am Ende einsam ist. Hat auch nicht viel mit der Liebe zwischen Mann und Frau zu tun... gut reicht erstma.

 

Hallo,
Muss man das denn so konkret analysieren? Ich muss sagen, ich mag die Geschichte sehr, obwohl es kein einheitliches Bild gibt. Oder vielleicht deswegen? "Der einzige Baum im Wald"
Zum Beispiel das finde ich sehr gelungen. (Vielleicht eine literarische Antwort zu "Man sieht den Wald vor Bäumen nicht?")

Die Straße ist leer, aber hier tobt das Leben

Zum Beispiel das. Da kann es doch so viele Möglichtkeiten geben, wie das gemeint ist. Und das ist doch gerade die Kunst.

Und das Ende zeigt für mich, dass "Zu Hause" an sich für das lyrische Ich wenig Wert besitzt. Denn 1. Es weiß nicht mal so genau, wo das ist und
2. Vielleicht fühlt es sich nur deshalb zu Hause, weil es zu bunt ist. Zu bunt für seinen Geschmack.

Ja, und so weiter

Grüße der Ignorant!

 

Nachtregen schrieb:
Ich habe vergessen zu sagen, dass ja das lyrische Ich am Ende einsam ist. Hat auch nicht viel mit der Liebe zwischen Mann und Frau zu tun... gut reicht erstma.
Lyrisches Ich? Haben wir es hier etwa mit einem Gedicht, lyrischer Prosa oder prosaischer Lyrik zu tun?
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hallo nachtregen

tja, sorry, aber mit dem kann ich genau soviel anfangen wie deinen letzten text.
ich stehe nicht so drauf jeden pups, als etwas weltbewegendes zu interpretieren. deine ideen, diese ganzen banale dinge zu verschlüsseln macht dir vllt spaß, mich lässt es eher als leserin verwirrend zurück. und ich habe eigentlich wenig lust mir gedanken darüber zu machen, was eine frau/ein kerl (ich nehme mal die interpretation von moonay) im wald mit seinem partner macht. wenn ich einen text lese, möchte ich auf etwas hingewiesen werden, aber nicht mit großem rätsel raten oder großes interpretieren und dann kommt doch noch was völlig anderes raus. nein, ich möchte einen text lesen, der mir etwas sagt, worüber ich mir dann gedanken machen kann. so, ich hoffe, ich konnte dir ansatzweise erklären, worum es mir geht.
aber natürlich habe ich mir ungewollt/unbewusst trotzdem gedanken zu deinem text gemacht, während ich das las.
ich habe weniger an sex gedacht, mehr an das leben, den tod und die seele. vllt kommt das davon, weil es menschenlichter heißt und die seele oft symbolisch als licht dargestellt wird. ich denke an einen menschen, der seine seele los lässt. sie wandert umher. wandert durch die zeit.< durch sein leben und am ende kommt vllt die seele zurück in seinem körper und er hat möglicherweise neue erkenntnisse gewonnen.

das ist aber glaub ich viel zu weit hergeholt und damit, als du sagtest, dass es dramatisch wäre, wenn es eine frau ist, dann ist meine interpretation völlig falsch.

cu J:baddevil:

 

Nein, Interpretationen können für mich bei so einem verschlüsselten Text nicht falsch sein.
Ich finde deine Idee sehr gut...auch stark ähnlich meiner. Sogar sehr...

Ist schön, dass du dir trotzdem ungewollt Gedanken gemacht hast. Das war eigentlich ja Sinn und Zweck. Dass du aber so eine große Abneigung gegen verschlüsselte Texte hast, ist schade. Aber trotzdem konntest du ungewollt was interpretieren. Das hätte ich nicht gedacht.

Also ich hatte nicht ein Liebespärchen und Sex im Kopf. Eher so wie du sagtest, Seele, Leben, Tod...
Absolut gar nicht zu weit hergeholt...es ist trotzdem dramatisch. Durch vor allem schlechte Einflüsse im Leben (einschlägige schlechte Momente)...

na wie auch immer.

Danke für deine Meinung, meine nächste Geschichte wird länger und längst nicht so verschlüsselt. Mal sehen, falls du sie liest, was du dazu sagst. Ich wäre auf deine Meinung, Kritik, was auch immer, sehr gespannt...

 

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