Was ist neu

MEW Bd. 23 ff. wi€der (ge)lesen

Zuletzt bearbeitet:

Hoppla, da geht's ja zu wie auf der Marxistischen Grundschulung 1967 f., die mit einem Hausverbot im "Wiener Wald" endete, weil der liebe Friedel den freien Unternehmer und Pächter von einer Tafel Schokolade befreite, pardon: enteignete ... Aber natürlich hatbarnhelm Recht (und das kommt ja auch im Muttertext zur Sprache)

Aber - um nicht allzu bierernst zu werden, was mir eh nicht liegt - wir haben die Ursache für den Untergang des Römischen Reiches aufgedeckt - nicht etwa wegen der überwiegend arianischen oder "heidnischen" marodierenden und wandernden gotischen Völker ...
:

Dion schreibt:
... seit dem römischen Kaiser Theodosius I. (347-395), der die katholische Auffassung des Christentum zur einzig richtigen erklärte und alle anderen Konfessionen/Religionen verbot.
Was ja auch stimmt. Aber wie der Teufel so will, kommt mir das folgende Zitat unter:

"Wer sein ganzes Sein und Leben zu einer Vorschule des Himmels macht, kann am Irdischen nicht das Interesse haben, das der Staat von seinen Bürgern fordert. ... Der Katholik erkennt aber Gott und seine Einrichtung, die Kirche, als das Absolute an und kann sich also nie ohne inneren Vorbehalt auf den Boden des Staats stellen. Dieser Widerspruch ist unlösbar. Selbst der katholische Staat muß sich für den Katholiken der Kirche, unterordnen, oder der Katholik zerfällt mit ihm ..."
Aus: Friedrich Engels: Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen, in: MEW Bd. 1, S, 449

 

Engels schrieb:
Der Katholik erkennt aber Gott und seine Einrichtung, die Kirche, als das Absolute an und kann sich also nie ohne inneren Vorbehalt auf den Boden des Staats stellen. Dieser Widerspruch ist unlösbar. ..."

Und wenn’s dann doch mal hakelt, gibt es die vortreffliche Möglichkeit von Beichte und Absolution.:D

 

Hallo Friedrichard und barnhelm,

schöne Diskussion in memoriam. Warum fällt mir hierzu „Die Fastnachtsbeichte“ von Zuckmayer ein? Ach ja, die närrischen Tage ...

‚S goht dagege
wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Ah, ich will jetzt nicht mit meinem katholischen Zeugs nerven - aber eine kurze Bemerkung auf die klugen Einlassungen von Barnhelm sind okay, nicht wahr?
@ Barnhelm
Ich finde, Du hast die Essenz von Marx sehr richtig kurz zusammengefasst - man hat als Einzelner gar nicht die Option, sich seinen Gesetzmäßigkeiten zu entziehen, es gibt kein richtiges Leben im falschen. Das ist ja genau das Unheimliche, das Marx so augenöffnend beschrieben hat: Die Menschen erfinden ein System und dieses System bestimmt dann die Regeln, wonach die Menschen sich zu richten haben. Das ist die große Gemeinsamkeit von Kapitalismus und Katholizismus (wobei für mich der christliche Glaube keine Erfindung, sondern eine "Offenbarung" ist, was aber in diesem Kontext nichts zur Sache tut).
Okay, und jetzt zu Deiner Frage, warum ich dem Katholizismus eine gewisse "Immunisierungskraft" zutraue (allerdings nur begrenzt - tatsächlich hat der Neoliberalismus ja auf allen Feldern gewonnen):
Womit wir es ja immer schon, seit 1989 aber massiv zu tun haben, ist eine "Ausweitung der Kampfzone". Muss ich jetzt nicht lange ausführen - wir werden Ich-AGs, die sich auf Facebook und Co zunehmend narzisstisch vermarkten. Hinzu kommt die Globalisierung, deren (nicht eingehaltenes) Versprechen an Länder mit einer anderen Kultur lautet: Schmeisst Euere alten Strukturen auf den Müll, modernisiert euch, werdet wie wir! Das Muster ist immer das Gleiche: Alles, was nicht kapitalistisch ist, wird kapitalistisch gemacht (die Auflösung der Klassen, die Abdankung der Religion, die Ausgestaltung von Liebesverhältnissen etc.)
Die große Immunisierungskraft des Katholizismus besteht nun darin, den Menschen zu sagen, dass ihr Wert nicht abhängt von ihrer wirtschaftlichen Performance; dass es also etwas gibt, was sich dem Diktat des Kapitalismus entzieht. Dein Wert als Mensch hängt nicht davon ab, wie viele Likes du hast, wie kreativ du für dein Unternehmen arbeitest (als Unternehmer im Unternehmen) und ob du die richtigen Produkte konsumierst, die dich als erfolgreich und/oder Kenner der gesellschaftliches Codes ausweisen). Für den Kapitalismus sind gläubige Menschen, für die das eigene Ego nicht die oberste und einzige Instanz ist, Gift.
Und zu Deinem Hinweis, dass die Kirche doch meist auf der Seite der Mächtigen war: ja, das ist natürlich nicht ganz falsch. Aber das Christentum NUR an seinen Würdenträgern zu messen, ist genauso ungerecht wie den Marxismus zu verdammen, weil in seinem Namen ungeheuerliche Verbrechen begangen worden sind. Entscheidend ist: Das Christentum (und alle anderen Religionen) vermitteln ein völliges anderes Menschenbild als der Neoliberalismus.
Und ganz zum Schluss: Ich bin übrigens weder Kommunist noch Marx-Experte. Ich habe Ökonomie studiert und bin Anhänger des deutschen Ordoliberalismus (Eucken, Erhard), also eher konservativ. Sehr wohl aber bin ich der Meinung, dass der Kapitalismus gerade völlig aus den Fugen zu geraten droht - und unter dem Stichwort "digitale Transformation" einer zynischen und inhumanen Entwicklung das Wort geredet wird.
So weit, so gut,
viele Grüße
Jürgen Hoffmann

 

Die große Immunisierungskraft des Katholizismus besteht darin, den Menschen zu sagen, dass ihr Wert nicht abhängt von ihrer wirtschaftlichen Performance; dass es also etwas gibt, was sich dem Diktat des Kapitalismus entzieht. Für den Kapitalismus sind solche Menschen natürlichen Gräuel.
Ja, das (Markierte) wird wohl auch den kleinen katholischen Leuten in den katholischen Ländern Lateinamerikas gesagt werden. Nur führt das leider nicht dazu, dass es dort weniger Raubtierkapitalismus, weniger Ausbeutung, weniger Enteignungen als anderswo auf der Erde gibt. Eher mehr. Der Unterschied liegt wohl darin, dass die Menschen mit dem Wissen um ihren ‚eigentlichen Wert' ihre Ausbeutungssituation gelassener hinnehmen. Und da wären wir dann wieder bei Großvater Marx.

Tut mir leid, lieber JPHoffmann, solange du mir kein konkretes Beispiel gibst, wie diese Immunisierungskraft als Mittel gegen den aggressiven Kapitalismus wirkt und konkret aussieht, kann ich deiner Argumentation leider nicht folgen.

 

barnhelm
Komm, Barnhelm, wie konkret möchtest Du es denn? Soll ich Dir die Namen von Menschen nennen? Den "Mechanismus der Immunisierung" habe ich ja kurz beschrieben.

Es gibt zwei Ebenen:

Die eine Ebene sind die realen Machtverhältnisse - und da hat der Neoliberalismus komplett gewonnen. Fast überall. Ich bin der Letzte, der behauptet, dass die katholische Kirche noch irgendeine zentrale Rolle spielt (im Gegensatz zum Islam).

Die andere Ebene ist "der Mensch". Die Theorie, dass immer mehr Bereiche des Lebens der kapitalistischen Logik folgen, ist ja nun nicht meine Privat-Theorie, sondern ein viel diskutiertes Thema. Natürlich kann man das auch anders sehen. Ich persönlich halte die aktuelle Entwicklung ("Erfinde dich neu!", "Sei disruptiv!"), die vom Silicon Valley aus zu so etwas wie ein neues Paradigma in unserer Gesellschaft wird, für ein schlagendes Beispiel für die Kolonisierung der menschlichen Seele. Ich weiß, dass das ziemlich altväterlich klingt, aber für mich ist die zunehmende Brutalisierung öffentlicher Diskurse und eine fortschreitende Entsolidarisierung eine logische Folge der Ökonomisierung aller Lebensbereiche, die der gute alte Marx so verblüffend hellsichtig vor vielen, vielen Jahren beschrieben hat.

Ich kann durchaus verstehen, wenn man den Katholizismus als Feind empfindet - aber er ist dann eben ein dem Wesen nach völlig anderer Feind als der Neoliberalismus, darauf würde ich dann schon bestehen.

Noch ein kurzes Wort zu "Opium fürs Volk": Es mag ja tatsächlich so sein, dass die Religion insofern funktional für den Kapitalismus ist, als er die Menschen davon abhält, aufzubegehren. Aber das hat sich seit dem Manchester-Kapitalismus ja nun grundlegend geändert: Es geht nicht mehr um brave Arbeitskräfte, sondern um agile Mitstreiter, die alle Sieger sein wollen und nicht nur brave Arbeitskräfte.

So, das war's dann aber jetzt wirklich mit meinen Verteidigungsreden für die katholische Kirche...

Gruß
Jürgen Hoffmann

 
Zuletzt bearbeitet:

Bevor's ausufert und tatsächlich zu nem Seminar wird nur noch ganz kurz auf die grundlegende Leistung protestantischen Kirchen für die volle Entwicklung des Kapitalismus, Luthers Lehre von der Gnade, die einem ohne besondere Leistung gewährt wird, und dem Obrigkeitsdenken frönt, und der Prädestinationslehre der Reformierten, die das kleine Holland zur Weltmacht werden ließ. Vielleicht raff ich mich noch mal auf und beacker Max Webers "protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus"
und David Riemans "Lonely Crowd".

Den Rest wird die Digitalisierung schaffen zum Wohle der wenigen top on the hill ... und es wird kein Reich der Feriheit sein ...

Vgl. hierzu "Arbeit, Konsum und Freiheit - Schiller - Marcuse - Lanier" zum 50. des "Eindimensonalen Menschen", hierorts unter:
https://www.wortkrieger.de/showthre...rcuse-Lanier-%84Der-eindimensionale-Mensch%93

Friedel

 

- man hat als Einzelner gar nicht die Option, sich seinen Gesetzmäßigkeiten zu entziehen, …
Schmarrn: Die Gesellschaft besteht doch aus Einzelnen. Wo wären wir, wenn alle so denken würden? Nach dir immer noch in der Steinzeit, weil die ja auch ihre Gesetzmäßigkeit hatte.


Hinzu kommt die Globalisierung, deren (nicht eingehaltenes) Versprechen an Länder mit einer anderen Kultur lautet: Schmeisst Euere alten Strukturen auf den Müll, modernisiert euch, werdet wie wir! Das Muster ist immer das Gleiche: Alles, was nicht kapitalistisch ist, wird kapitalistisch gemacht (die Auflösung der Klassen, die Abdankung der Religion, die Ausgestaltung von Liebesverhältnissen etc.)
Das ist die typische Vorgehensweise bei der Methode: Die anderen sind schuld, wenn ich es zu nichts gebracht habe.

Die Wahrheit ist: Die Menschen wollen Kapitalismus, weil alle anderen Systeme bzw. Ideologien bisher gescheitert sind. Sie sind gescheitert, weil der Mensch ein Egoist ist, der sich nur dann kooperativ bzw. gemeinschaftsdienlich verhält, wenn es ihm nutzt.


Die große Immunisierungskraft des Katholizismus besteht nun darin, den Menschen zu sagen, dass ihr Wert nicht abhängt von ihrer wirtschaftlichen Performance; dass es also etwas gibt, was sich dem Diktat des Kapitalismus entzieht.
Quatsch: Katholizismus tröstet die Verlierer des wirtschaftlichen Wettbewerbs mit der Aussicht auf ein besseres Leben im Jenseits.


Und zu Deinem Hinweis, dass die Kirche doch meist auf der Seite der Mächtigen war: ja, das ist natürlich nicht ganz falsch. Aber das Christentum NUR an seinen Würdenträgern zu messen, ist genauso ungerecht wie den Marxismus zu verdammen, weil in seinem Namen ungeheuerliche Verbrechen begangen worden sind.
Falsch: Nicht in Namen des Christentums bzw. des Marxismus sind Verbrechen begangen worden, sondern von der Religion bzw. Ideologie, die diesen Namen tragen. Warum? Weil eine Religion/Ideologie menschengemacht ist. Oder anders gesagt: Eine Religion/Ideologie besteht aus Menschen – ohne Menschen, die an eine Religion/Ideoligie glauben, gäbe es sie nicht. Und damit auch nicht die Verbrechen, die aufgrund dieses Glaubens begangen worden sind.


Sehr wohl aber bin ich der Meinung, dass der Kapitalismus gerade völlig aus den Fugen zu geraten droht - und unter dem Stichwort "digitale Transformation" einer zynischen und inhumanen Entwicklung das Wort geredet wird.
Dem kann ich zustimmen. Und das wird so weiter gehen, bis es für die Mehrzahl der Menschen unerträglich wird. Aber momentan und für die nahe Zukunft sieht es nicht so aus.


Die eine Ebene sind die realen Machtverhältnisse - und da hat der Neoliberalismus komplett gewonnen.
Ja – und man muss sich fragen, woher kommt dieser Erfolg.


Die Theorie, dass immer mehr Bereiche des Lebens der kapitalistischen Logik folgen, ist ja nun nicht meine Privat-Theorie, sondern ein viel diskutiertes Thema.
Dafür gibt es eine einfache Erklärung: Die kapitalistische Logik hat sich als anziehender erwiesen als alle anderen bisher.


Ich persönlich halte die aktuelle Entwicklung ("Erfinde dich neu!", "Sei disruptiv!"), die vom Silicon Valley aus zu so etwas wie ein neues Paradigma in unserer Gesellschaft wird, für ein schlagendes Beispiel für die Kolonisierung der menschlichen Seele.
Kolonisierung der menschlicher Seele? Mann, der Mensch hat doch von Anbeginn an nichts anderes gedacht, als gut zu leben – und sei es auf Kosten anderer. Der Kapitalismus ist einfach die Fortsetzung der Sklaverei und der Leibeigenschaft, beides Wirtschaftssysteme, die jahrhundertelang erfolgreich waren. Was nach dem Kapitalismus folgt, weiß kein Mensch – wer behauptet, er wüsste das, lügt oder gibt sich einer Illusion hin.


Es mag ja tatsächlich so sein, dass die Religion insofern funktional für den Kapitalismus ist, als er die Menschen davon abhält, aufzubegehren. Aber das hat sich seit dem Manchester-Kapitalismus ja nun grundlegend geändert: Es geht nicht mehr um brave Arbeitskräfte, sondern um agile Mitstreiter, die alle Sieger sein wollen und nicht nur brave Arbeitskräfte.
Schmarrn. Kapitalismus funktioniert nicht im luftleeren Raum, sondern im hier und jetzt. Dazu braucht er nicht nur Arbeitskräfte, sondern auch und vor allem Käufer. Um die Massenproduktion aufrechterhalten zu können, braucht man auch eine Masse an Käufern, die er mit Geld ausstatten muss. Das und nur das lässt die Maschinerie namens Kapitalismus weiterlaufen. Daher sind die Löhne der Massen nach unten genauso begrenzt wie die nach oben – die letzteren wegen der Kosten.

 
Zuletzt bearbeitet:

Dion
Wow, das war deutlich: "Schmarrn!"
Irgendwie scheinen meine Texte und Kommentare hier gar nicht gut anzukommen. Da strecke ich jetzt erst einmal die Waffen...

 

wieselmausschrieb gestern

Hallo @Friedrichard und @barnhelm,

schöne Diskussion in memoriam. Warum fällt mir hierzu „Die Fastnachtsbeichte“ von Zuckmayer ein? Ach ja, die närrischen Tage ...

und Recht hat sie.

Denn "Das Kapital" wie Pikettys "Kapital des 21. Jahrhunderts" sind keine religionskritischen, sondern ökonomische Meisterwerke, die die Nationalökonomie als historische Wissenschaft begreifen und eine Warnung an die Eliten aussprechen, die - wie kann es auch anders sein - mit dem Verlust von Klassenbewusstsein und Solidarität und Nächstenliebe - wieselmaus hat ja in ihrem Beitrag zum Challenge gezeigt und ich hab sie in der Flüchtlingshilfe erlebt, dass es sie noch gibt, nix verschwindet halt so ganz - und der Vereinzelung/-einsamung und dem Single-Haushalt als vermeintlichen Ort der höchsten Glückseligkeit und Freiheit.
Dem Oberen Zehntausend sind Proleten genehmer als Proletarier, die Verrohung ist gewollt. Man muss nur die Väter des Neoliberalismus kennen, und schon weiß man, was zu erwarten ist. Friedman (der das Wort von der "natürlichen" Arbeitslosigkeit geprägt hat) aus Chicago wirkt dabei unauffälliger als Fritz Hayek, der mit dem NS-Regime kokettiert hat. Kein Wunder, das Nationalbolschewisten wieder mitreden, Reichsbürger daran gehen, eine eigene Armee zu schaffen. Als ich vor Jahr und Tag an meinem alten Fahrtenmesser kratzte, kam unter der Lilie des Bundes Deutscher Pfadfinder das Hakenkreuz hervor.

Piketty wie Marx betreiben auch keine Psychologie, schon gar keine Individualpsychologie.
JPHoffmann schrieb gestern

• @Dion
Wow, das war deutlich: "Schmarrn!"
Irgendwie scheinen meine Texte und Kommentare hier gar nicht gut anzukommen. Da strecke ich jetzt erst einmal die Waffen...

Kein Grund zu resignieren, lieber Jürgen, da musstu und - ich bin sicher - da kommstu durch!

Und zum Abschluss noch ein Hinweis, der mir und allen Beteiligten zu denken geben sollte:

Mir ist die Floskel von Religion als "Opium fürs Volk" in die Tastatur gesprungen und sie wurde aufgenommen. In der Einleitung zur Hegelschen Rechtsphilosophie heißt es aber "Opium des Volkes", Genitivbildung, eben dem Kasus, der Besitz anzeigt, "fürs Volk" wirkt wie eine Spende, Gnade für den kleinen Mann- Und wer wollte schon die Bolschewiki wieder aufleben lassen? "Fürs Volk" kommt uns von Lenin ...

C'est la vie!

Tschüss und bis bald

Friedel

 

Morgen hat Karl Marx Geburtstag (200.) und vor drei Tagen, Dienstag, 1. Mai 2018,. verstarb Elmar Altvater, dessen Studie "Das Ende des Kapitalismus, wie wir ihn kennen" - eine aktuelle Ergänzung der MEW 23 ff., kurz "Das Kapital", in dem bescheidenen Beitrag hierorts eine wertvolle Ergänzung ist. Elmar Altvater befasste sich vor allem mit den Folgen für die Umwelt durch die kapitalistische Wirtschaft, die uns ja nicht erst mit dem Kindergarten - sofern Ältern einen Platz gefunden haben - begleitet. Den Raubbau an Seele und Umwelt beschreibt Altvater als Folge der Profitorientierung. Er zeigt im Ergebnis seiner Forschung(en) eine positive Perspektive im Genossenschaftssystem. Er gehörte dem Beirat von Attac an.

Das Marx mehr konnte, als Schlüsse aus aktueller politischer Ökonomie und der Wirtschaftsgeschichte zu ziehen, mag die kürzeste Fassung der Thesen zu Feuerbach geben:

"Darum lasst uns alles wagen,
Nimmer rasten, nimmer ruhn,
Nur nicht dumpf so gar nichts sagen
Und so gar nichts woll'n und tun.

Nur nicht brütend hingegangen,
Ängstlich in dem niedern Joch,
Denn das Sehen und Verlangen
Und die Tat, die bleibt uns doch!"
Karl Marx, angepasst an die neuere
deutsche Rechtschreibung durch mich​

 

Das Marx mehr konnte, als Schlüsse aus aktueller politischer Ökonomie und der Wirtschaftsgeschichte zu ziehen, ...
Ja, er konnte mehr: Er schwängerte z.B. seine Hausangestellte, den Sohn Frederick aber, den sie gebar, erkannte er nicht an, wohl aber seine jüngste Tochter Jenny, die ihn ihren Halbbruder nannte.

Mit anderen Worten: Er kritisierte Kapitalismus und die Bourgeoisie, benahm sich selbst aber selbst genauso wie jene. Und die, die an seine Lehre glaubten, benahmen sich genauso, sobald sie an die Macht kamen, während sie diejenigen, die sie regierten, schuften ließen wie zuvor Marx seine Hausangestellte.

 

Danke für diesen aufklärerischen Beitrag, Dion!

Aber: Träum ich oder wach ich? Der Gott des Weines, Dion[ysos] als Kleinbürger und Bakchant? Haben die Bacchantinnen #too entdeckt? Wie sonst kann ich mir das erklären


von mir
Das Marx mehr konnte, als Schlüsse aus aktueller politischer Ökonomie und der Wirtschaftsgeschichte zu ziehen, ...
Dion
Ja, er konnte mehr: Er schwängerte z.B. seine Hausangestellte, den Sohn Frederick aber, den sie gebar, erkannte er nicht an, wohl aber seine jüngste Tochter Jenny, die ihn ihren Halbbruder nannte.

Mit anderen Worten: Er kritisierte Kapitalismus und die Bourgeoisie, benahm sich selbst aber selbst genauso wie jene. Und die, die an seine Lehre glaubten, benahmen sich genauso, sobald sie an die Macht kamen, während sie diejenigen, die sie regierten, schuften ließen wie zuvor Marx seine Hausangestellte.


Wusste gar nicht, dass der Gott des Weines, der nun wahrlich kein Kostverächter war, kleinbürgerliche, ja spießige Tendenzen aufweist, obwohl er doch zuvor heftig die Gene und biologische Zwänge besungen hat

Am 20.08.2011 scchrieb Dion an Manuela K.:

In der Natur, deren Teil auch der Mensch ist, gibt es keine Gendefekte, sondern nur Genveränderungen, die sich vererben oder verschwinden. Es ist klar, dass nur solche Genveränderungen „überleben“, die die Angepasstheit des Individuums an seine Umgebung zumindest nicht mindern.

Alles Lebendige ist die Frucht solcher Genveränderungen, also auch der Mensch. Wie er jetzt ist, kann uns vielleicht nicht gefallen, aber wir haben keinen anderen – alle Versuche, einen neuen Menschen zu schaffen, sind bisher an seiner Biologie gescheitert.

Das sollte uns nicht wundern, schließlich ist auch der (jüdische, christliche und islamische) Gott an seinem Werk Mensch gescheitert - trotz mehrmaliger Reparaturversuche.


und zuvor schon:

19.08.2011, 19:33 Dion

Marx war ein Kind seiner Zeit, deswegen hat er nicht am Menschen gezweifelt, sondern nur sein Handeln kritisiert. Er dachte, man könnte den Menschen verändern, wenn man ihm nur die Gelegenheit dazu gäbe.

Aber in Jahrmillionen erworbenen Gene lassen sich nicht so ohne weiteres verändern, denn zu Evolution gehört nicht nur die (zufällige) Veränderung, sondern auch die Selektion. Wenn die nicht da ist, ist alles (künstliches) Verändern nutzlos. Wobei ich nicht sagen will, dass die Selektion nicht da wäre. Sie war natürlich immer da, aber sie selektierte immer nach den gleichen Prinzipien: Überleben tut, wer besser an die jeweils herrschenden Umgebung angepasst ist als andere.

Und das sind im Kapitalismus, Kommunismus, Demokratie und Diktatur immer die gleichen: Intelligenten Menschen, die Vorsorge getroffen, sprich Reichtümer angehäuft haben. Sie überleben nicht nur jede Revolution, sie sind binnen kürzester Zeit wieder führend in der Gesellschaft und können sich wie ehedem aus den Fleischtöpfen der Nation bedienen.

Man muss sich nur in die Geschichte der Menschheit anschauen, um zu diesem Schluss zu kommen.


Ah ja ... Auschwitz entschuldigt wie's Ausschwitzen von Angstschweiß, sind halt die Gene ...

Gut Nacht!

 

Wusste gar nicht, dass der Gott des Weines, der nun wahrlich kein Kostverächter war, kleinbürgerliche, ja spießige Tendenzen aufweist, obwohl er doch zuvor heftig die Gene und biologische Zwänge besungen hat …
Eben weil es Gene gibt, gibt es auch kaum Menschen, die biologische Zwänge überwinden können. Marx konnte es nachweislich nicht, deswegen wehre ich mich dagegen, in ihm einen Heiligen zu sehen, der angebetet gehört, wie der ganze Ostblock es jahrzehntelang getan hatte. Und mancher seiner Jünger im Westen auch.
Anstelle der Bibel mussten sie Das Kapital lesen und an seinen Autor glauben. Sie nannten und nennen sich deswegen Marxisten – und waren und sind kein Deut besser als diejenigen, die Bibel lasen und lesen und sich Christen nannten und nennen.
Darauf hinzuweisen hat nichts mit Kleinbürgerlichkeit oder gar Spießigkeit zu tun, sondern mit der Erkenntnis, dass die Biologie stärker ist als diese hehre Ideen, die bisher nichts als Feuer und Schwert, Tod und Totschlag gebracht haben.

 

Marx war ein Rassist und Antisemit und ein ausgemachtes Arschloch. Teile meiner Familie haben jahrelang unter dem real existierenden Sozialismus gelitten. Deswegen bin ich heute ausgemachter Anti-Kommunist. Marx wie Guevara und all die anderen tollen Helden der Revolution waren nichts weiter als pyschopathische Massenmörder.

 
Zuletzt bearbeitet:

Dion
Eben weil es Gene gibt, gibt es auch kaum Menschen, die biologische Zwänge überwinden können. Marx konnte es nachweislich nicht, deswegen wehre ich mich dagegen, in ihm einen Heiligen zu sehen, der angebetet gehört, wie der ganze Ostblock es jahrzehntelang getan hatte. Und mancher seiner Jünger im Westen auch.
Anstelle der Bibel mussten sie Das Kapital lesen und an seinen Autor glauben. Sie nannten und nennen sich deswegen Marxisten – und waren und sind kein Deut besser als diejenigen, die Bibel lasen und lesen und sich Christen nannten und nennen.
Darauf hinzuweisen hat nichts mit Kleinbürgerlichkeit oder gar Spießigkeit zu tun, sondern mit der Erkenntnis, dass die Biologie stärker ist als diese hehre Ideen, die bisher nichts als Feuer und Schwert, Tod und Totschlag gebracht haben.

Liebster Dion,

was hat nun Deine Tratsch-im-Treppenhaus-würdige Denunziation der Fruchtbarkeit des "Mohrs" (so Marx' Spitzname) mit seiner theoretischen Arbeit zu tun? M. W. trifft seine Analyse des Kapitalismus selbst auf den heutigen Finanzmarkt zu, also nur mit Buchgeld als besonderer Ware.

Achja, ich vergess, Du bist und wirst von Deinen Genen gezwungen ... sei mal nicht so willenlos! Mal eigenen Willen zeigen - ich weiß, Du kannst das, wird Mutti sagen.

Marx war ein Rassist und Antisemit und ein ausgemachtes Arschloch. Teile meiner Familie haben jahrelang unter dem real existierenden Sozialismus gelitten. Deswegen bin ich heute ausgemachter Anti-Kommunist. Marx wie Guevara und all die anderen tollen Helden der Revolution waren nichts weiter als pyschopathische Massenmörder.

Lieber Jimmy,

ich wüsste nun nicht, dass der Nazarener oder auch nur Paulus, der eigentliche Gründer des "Christentums" mit der Kirchenpolitik der Missionierung (die an sich durch Wort und Beispiel erfolgen sollte) durch Kreuzzüge zu tun hat und genauso wenig, wie der Nazarener ein "Christ" war, war Marx ein "Marxist" (und nebenbei: Engels auch nicht). Man wird sicherlich in preußischen Staatsarchiven - als Vorläufer der DDR - Aufzeichnungen der IM und berufsmäßigen Spitzel finden, von denen bekannt ist, dass Marx sie gastfreundlich in seiner wahrlich nicht großbürgerlichen Wohnung empfing - lange Zeit ahnungslos oder sich verstellend, wer weiß das schon so genau.

Der Deutsche hat ein gewisses Talent, andere zu bespitzeln, wobei die meisten Spitzel ihr Wissen vorzeitig breittreten - und sei's lautstark im Treppenhaus.

Woher hastu Dein so präzises Wissen?

Dass Marx Kind seiner Zeit war (wie wir beide unserer sind) sollte kein Geheimnis sein - und dass seine Familie von der mosaischen in die evangelische Konfession aus geradezu beruflichen Gründen wechseln musste, spricht erst Mal gegen Antisemitismus, der sich dem Namen nach sogar gegen die semitische Sprachfamilie insgesamt richten müsste (vielleicht arbeiten ja manche inzwischen daran ...). Oder solltestu den Satz, Religion sei Opium des Volkes, für antisemitisch halten?

Es tut mir leid, dass Deine Familie unterm real existierenden Sozialismus leiden musste, aber eine gar nicht kleine Zahl von Dumpfbacken sehnt sich heutigentags nach vergangenen Zuständen ...

Aber wie hat Marx so trefflich an anderer Stelle geschrieben, wenn sich alles irgendwie wiederholt. Das zweite Mal als Treppenwitz. Als Vorbild diente ihm dabei der Putsch des 3. Napoleon, dessen Typ in Putin, Trump, Erdogan, Orban u. a. fröhlich Wiederkunft feiert.

Wollen wir hoffen, dass Beerde nicht eines Tages gauländisch wirkt oder gar zum Storchennest wird.

Friedel

 

was hat nun Deine Tratsch-im-Treppenhaus-würdige Denunziation der Fruchtbarkeit des "Mohrs" (so Marx' Spitzname) mit seiner theoretischen Arbeit zu tun?
Der Mensch ist ein Ganzes, ihn in edle und unedle Teile aufteilen zu wollen ist nichts als Geschichtsklitterung. Darin waren die im Osten Meister und haben folgerichtig das Unedle (z.B. Schwängerung der Hausangestellten) zum Staatgeheimnis erklärt und so der Wissenschaft entziehen wollen, was im Osten auch gelang.

ich wüsste nun nicht, dass der Nazarener oder auch nur Paulus, der eigentliche Gründer des "Christentums" mit der Kirchenpolitik der Missionierung (die an sich durch Wort und Beispiel erfolgen sollte) durch Kreuzzüge zu tun hat …
Mit solchen hohlen Worten kannst du vielleicht andere hinters Licht führen, Friedel, aber mich nicht, denn zumindest der Nazarener wusste ganz genau, was seine Lehre bewirken würde: Gewandt an seine Jünger, die er zum Missionieren sandte, sagte er: Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. (Matthäus 10,34)

 
Zuletzt bearbeitet:

Mit solchen hohlen Worten kannst du vielleicht andere hinters Licht führen, Friedel, aber mich nicht, denn zumindest der Nazarener wusste ganz genau, was seine Lehre bewirken würde: Gewandt an seine Jünger, die er zum Missionieren sandte, sagte er: Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. (Matthäus 10,34)

Oh man, auf vaddadach eingestellt kommt Dein "Scha(r)f"sinn darauf, Metaphern buchstäblich zu nehmen. Oder wie sonst sollte man interpretieren, dass seine Lehre Familien zerreißen werde - wird der Schwertträger Vater, Mutter, Schwester, Bruder den Kopf abhauen? Warum geschieht bei der Gefangennahme bekloppterweise (Joh. 18, 3 - 13.) dergleichen wie folgt:

"Als nun Judas die Schar der Soldaten mit sich genommen hatte und Knechte der Hohenpriester und Pharisäer, kommt er dahin mit Fackeln, Lampen und mit Waffen. ... Nun hatte Simon Petrus ein Schwert und zog es und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Und der Knecht hieß Malchus. Da sprach Jesus zu Petrus: Steck das Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir der Vater gegeben hat?"

Ein Schwert auf Seiten der Zwölf (J. + elf Jünger) gegen Waffen der Legionäre der Besatzungsmacht + der Knechte der Priesterschaft.

Welch eine Widerstandskraft, welch eine alle Macht auf Erden bedrohende reelle Gefahr!

Den fantastischen Abschnitt, dass dem M. das Ohr wieder angefügt wurde, will eine mittelohrentzündungsgeschädigte halbtaube Nuss vor dem Zeitalter der kunststöfflichen Implantate heute noch nicht glauben (Petrus hat wahrscheinlich, ungeübt im Scherterkampf, wie Fischer/Angler nun mal sind, danebengehauen), vielleicht will er auch nur nach einem halben Jahrhundert oder mehr sich dem Fortschritt verweigern, wer weiß das schon - außer ihm, der sich sogar weigert, einen Führerschein zu machen, weil genug Blut in seiner Heimaterde durch Führer vergossen wurde und wird, jedes Jahr mehr als durch Terror und andere Gewaltverbrechen.

Der Straßenverkehr als Hort der Gesundheit und für freie Bürger.

Ich knie nieder vorm Altar des großen Dionysos und leiste Abbitte, nicht den wahren GröFaZ am Kreuz erkannt zu haben und bitte tausend Mal um Verzeihung, Dich allein, lieber Dion, hinters Licht geführt haben zu wollen. Asche auf mein Haupt! Ich geh in mich und werde ein freiwilliges Jahr im Gesundheitsunwesen verbringen, unbezahlt, dass den geldgierigen angestellten Lumpen endlich die Unbe-schwert-heit genommen werde. Immerhin hab ich an der Umwandlung des Patienten zum Konsumenten durch Einführung des scharfen Schwertes der Kostenrechnung - zuvor der Dopik, was nicht verschwiegen werden soll - beigetragen.

Warmherzige Samariter sind halt eine aussterbende Gattung.

Wie kann man beim Thema Kapitalismus so weit abdriften?
Du solltest eine Anstellung bei der Bundesregierung suchen und Wirtschafts- zu Glaubensfragen machen. Ach Gott, das hat der Konsumismus ja schon geschafft ...

Luja, sag ich wie der Dienstbote Alois, frohlocke und singe Hosinna.

Friedel

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom