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Milchjungenrechnung

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15.03.2008
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Milchjungenrechnung

Als ich Lisa das erste Mal sah, hätte ich nie gedacht, dass sie im Bunde ist mit dunklen Mächten: Strahlendes Lächeln, blitzende Augen, weiße Haut. Doch sie ist mehr als man sieht, als wäre sie von dunkler Materie erfüllt.
Woher sonst diese Anziehungskraft auf Gefühl und Gedanke? Ich hielt mich für einen rundum zufriedenen Menschen. Bis sie auftauchte. Seitdem fehlt mir jemand, den ich vorher gar nicht kannte.

Jetzt kriegt mein Alleinsein so Phasen, in denen es mit langem Gesicht, das Kinn auf die Hand gestützt, lange Seufzer macht und laut überlegt, sich in Einsamkeit umtaufen zu lassen. Das ist ein Druckmittel, mehr noch, ein Erpressungsversuch. Einspruch!, denke ich - nicht mit mir. Nicht in mir! Aber so richtig bin ich nicht mehr Herr im Haus. Mein Alleinsein will ihr Alleinsein zum Spielkameraden haben. Das scheint auf den ersten Blick nicht verhandelbar.

Da fällt mir ein, dass mal einer was darüber geschrieben hat. Also einer von vielen, aber dieser Eine hat daraus eine Gleichung gemacht. Lautet: Alleinsein² = Einsamkeit. Um die zu lösen reicht der Verstand, da kann das Alleinsein ruhig weiter jammern.

Ich überlege, wie es wäre, Alleinsein² durch zwei zu teilen. Hm. Wenn man fairerweise in der Mitte teilte, bekäme man Allei und nsein. Das klingt erstmal bescheiden. Man müsste irgendwie All und einssein draus machen können! Also etwas gröber teilen, mit beiden Augen zugedrückt sozusagen – da hätten ja auch beide mehr, als von Allei und nsein. Aber woher das zweite s nehmen? Mal sehen. Daraus will ich was machen, das stell ich mir als Tagesaufgabe. Eine der kosmischen Fragen zu beantworten, die immer mal wieder auf der Tagesordnung stehen.
Einsamkeit ist ein bisschen wie die Hintergrundstrahlung des Urknalls - sie umgibt uns alle, aber normalerweise fällt sie nicht auf. Man braucht nur keine so feinen Sensoren, um sie wahrzunehmen, weil sie ziemlich aufdringlich ist, wenn sie doch mal in Erscheinung tritt.
Wenn die Frage geknackt ist, schreib ich die Antwort auf, falte das Blatt zum Flieger und lass ihn segeln – wers findet, darfs behalten.

Das vibrierende Mobiltelefon kündigt Lisa an. Bin in zehn Minuten da!, schreibt sie. Kaum Zeit, sich Wasser ins Gesicht zu werfen und Kaffee zu machen. Lisa liebt Milchkaffee mit Zimtschaum, hauptsächlich wohl um die Krone abzulöffeln. Der Kaffee ist häufig schon kalt, wenn sie mit nachpulvern und naschen fertig ist.

Bei mir wird der Kaffee türkisch zubereitet, das hab ich ihr gleich beim ersten Besuch gesagt – aber es gibt einen Haferkeks dazu. Sie fand das nicht so richtig witzig. Hat mich trotzdem auf ein prächtiges Essen eingeladen. An dem Abend gab es jedoch nur mit Käse belegtes Schwarzbrot und Alsterwasser. Ich hab schon verstanden, was sie mir damit sagen wollte, lobte aber den saftigen Brotteig und den cremigen Käse, als ob es nichts besseres gäbe. Sie bedankte sich mit aufrichtig erfreutem Gesicht, als ob sie das Korn selbst gepflanzt und den Käse aus eigener Milch gemacht hätte. Beim nächsten Mal revanchierte sie sich mit vielen Haferkeks-Komplimenten. Ihr schien der Zimtschaumverzicht leichter zu gelingen, als mir die Gewöhnung ans Brausebier. Das hing mir von Mal zu Mal mehr aus dem Hals. Bald kaufte ich dieses schnaufende Ungetüm. Das kann alles, was Kaffee im Namen trägt. Seitdem kriegt Lisa ihren Milchkaffee mit Zimtschaumkrone. Aber keinen Haferkeks dazu.

Die Türklingel. "Ich bins, Lisa!", sagt sie.
"Oh!", sage ich, "Komm rein!"

Sie läuft mit Affenzahn und riesiger Lautstärke die Treppen hoch, kommt schon um die Ecke getobt, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Das Gesicht bis zur Nase vom Schal vermummt. Unter der Mütze luschern ein paar Strähnen hervor. Nur ihre roten Wangen sind zu sehen und die Augen. Die blitzen schon wieder frech bis übermütig. In der Stimmung erinnert Lisa mich stets an Pippilotta, obwohl sie überhaupt nicht wie die Langstrumpf aussieht. Das belebt mich jedesmal, Lisa zu sehen. Das ist wie das Tauchbad nach der Sauna, nur wärmer und eher angenehm als schockig. Aber auch auf einmal.

Sie zerstrubbelt meine Haare und sagt, dass sie jetzt ein richtiges Frühstück bräuchte. "Frische Brötchen!", sagt sie und zeigt auf eine Bäckertüte, aus der es dampft.
"Hereinspaziert", sage ich. Als sie mich passiert, versuche ich ihr einen Kuss auf die Wange zu geben, treffe aber nur den Schal, dann ist sie schon vorbei. Und ich habe Flusen am Mund! Ihrer Gravitation folgend blicke ich Lisa nach, und stelle mir vor, wie wir uns küssen, wobei ihr Mund ein schwarzes Loch ist, das mich verschluckt. Kopf, Oberkörper, zuletzt sieht man die Sohlen meiner Sneakers. Nachdem auch die weggesaugt sind, stößt sie einen mickrigen Energieblitz auf.
"Jetzt Frühstücken!", rufe ich. "Dass du ein studentisches Lotterleben führst, weißt du aber, ja? Es ist fast zehn!"
"Ach", sagt sie, "wieder aus dem Bett gefallen?"
"Nutze den Tag!", antworte ich und rutsche auf Socken über das Parkett zum Radio. Acid Jazz. Dann Kaffee trinken, eine Orange pressen, Gala durchblättern, Brötchen schmieren, über ein altes Klatschmaul lästern, mehr Kaffee, ein kurzes Tänzchen, Brötchen essen, Horoskope vorlesen, Orangensaft trinken.

"Herbstspaziergang?", fragt sie, das leere Saftglas in der Hand. Ich nicke. "Genehmigt!" Hemd aus, Unterhemd an, Hemd wieder an, Pullover rüber, rein in Herbstmantel und Schuhe. Lisa wartet schon. Trotz der komplizierten Schalkonstruktion. "Trödelhannes", sagt sie, "wenn ich so langsam wär, würd ich auch zwei Stunden eher aufstehen."
"Gibts das? Ich steh so früh auf, um wichtige Sachen zu machen!"

Herbstspaziergang. Wir gehen über blätterbedeckte Bürgersteige, manchmal berührt ihr Arm meinen, das find ich gut, und sie erzählt vom Bundesvision Song Contest. Wer aufgetreten ist und wie die ausgesehen und gesungen haben. Mitten auf dem Fußweg macht sie jeden einzelnen Musiker einer vierköpfigen Band nach. Manchmal reicht ihr Sprache einfach nicht, das ist Umgebungsunabhängig. Sie bläst ihre Wangen auf und trompetet, rockt an Luftschlagzeug und -gitarre und singt ohne Stimme in ein imaginäres Mikrofon.
Zum Schluss fasst sie sich ans Herz und singt mit stimmloser Inbrunst die letzte Zeile. "Großartig!", sage ich, "denen hat Bohlen bestimmt den ersten Preis gegeben, oder?"
"Quatsch, sollt 'ne Satire sein! Außerdem ist das nicht Bohlen sondern Raab. Bohlen ist DSDS."

"Hör mal", sage ich auf dem Rückweg. "Alleinsein² = Einsamkeit sagt jemand ... da hab ich mir gedacht! ... als Lösungsvorschlag ... wie wäre es, Alleinsein einfach durch zwei zu teilen?"
Lisa sieht mich an, den Kopf wiegend, sie wirkt nicht überzeugt. Ich lege nach. "Man müsste nur noch ein s irgendwo herkriegen, dann hätte man das einssein, das ist doch was richtig Gutes! Und ein All gibts dazu! Damit lässt sich bestimmt auch was anfangen. Natürlich kann man es dann nicht in der Mitte teilen, aber zwei Hälften wären es schon."
"Wenn etwas potenziert ist", sagt sie, "lässt es sich nicht einfach dividieren. Man muss erst die Wurzel aus Einsamkeit ziehen", grinste sie. "Dann kann man durch zwei teilen."

 
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Ok Kubus,

Beschreibungen und Geschichte stark! Allgemein gern gelesen.

Lisa liebt Milchkaffee mit Zimtschaum, hauptsächlich wohl um die Krone abzulöffeln. Der Kaffee ist häufig schon kalt, wenn sie mit nachpulvern und naschen fertig ist.

Sowas ist stark. Da verliebt man sich glatt in deine Lisa. Wichtig für die Charakterentwicklung. Mir wäre natürlich eine Arte-Doku am Ende lieber gewesen, da war ich dann schon ein wenig enttäuscht von der lieben Lisa, aber ok ist ja dein Charakter :)

Deswegen schreibe ich täglich was starkes auf, falte das Blatt zum Flieger und lass ihn segeln. Wers findet, darfs behalten.

Finde ich auch gut. Der Satz definiert deinen Männlichen Charakter. Der Rest kommt für mich nicht so rüber. Dazu später mehr.

Dann Kaffee trinken, eine Orange pressen, Gala durchblättern, Brötchen schmieren, über ein altes Klatschmaul lästern, mehr Kaffee, ein kurzes Tänzchen, Brötchen essen, Horoskope vorlesen, Orangensaft trinken.

Da war die Stimmung da. Der Satz eigtl auch gut, aber meiner Meinung nach zu unpersönlich. Irgendeine Interaktion der Charaktere außer banales Lästern wäre da schön. (sehr individuelle Meinung hier)

Alleinsein² = Einsamkeit

Ok, eigentlich finde ich den Aufzug der KG gut. Aber nur das Treffen des Paares wirkt für mich authentisch. Deren Beziehung ist echt. Der Absatz mit dem Freund in Wien sagt finde ich weder viel über den einen noch über den anderen Charakter aus und das Wort "Wien" fällt zu oft.
Auch die Gedichtskiste ist etwas aus dem Kontext gerissen (wenn die Lisa-Begegnung der Fokus sein soll).
Ich verstehe glaub ich schon, was du für einen Prot. erzeugen wolltest, muss aber sagen, dass ich ihn nicht sonderlich überzeugend finde. Außer den oben genannten Satz kommt da alles etwas schwammig rüber. Also den Charakter etwas zurechtfeilen vllt :)?
Führe zB. detailgetreuer aus warum er diese Papierflieger-Aktion bringt. Was motiviert ihn allgemein. Oder bleibt einfach bei deiner Paar-Begegnung. Ich finde da kann man schon viel zeigen, machst du ja auch.

Insgesamt wirkt die Einleitung etwas zufällig und wird in der restlichen Geschichte eher nebensächlich behandelt. Auch auf die Naivität (oder was willst du mit Milchbubenrechnung andeuten) gehst du ja nicht wirklich weiter ein. So weit so gut.

Passt auf alle Fälle perfekt in die Kategorie Alltag.

grüße,

nikonotiz

 

Hi nikonotiz

das milchmädchenhafte an der Rechnung sollte eigentlich mit dem Schlusssatz nochmal rauskommen: Er hat die ganze Zeit vergessen, dass man die Wurzel eines potenzierten Wortes ziehen muss, bevor man es legal durch zwei teilen kann. Das ist schon der Aufhänger, dieses Gedankenspiel steht im Fokus, drumrum passiert ja wirklich noch einiges, das ich entweder weglassen oder kürzen könnte. Das mit Wien und der Kaffeemaschine bspw. Aber ich finde kleine Abstecher links und rechts von der Stringenz nicht so verkehrt. Also ich denke da schon drüber nach, auch während des Schreibens, weil mir das immer wieder angekreidet wird. Stichwort schwammiger Charrie. Bei der Charakterisierung sollten einfach zwei Figuren entstehen, denen man nachdenken über diese Gleichung abnimmt. Hm, seine Anti-Narzissmus-Show kann wahrscheinlich weg. Aber diese lyrischen Kiste schlägt den assoziativen Bogen zum Vers, um den es geht.

Mir wäre natürlich eine Arte-Doku am Ende lieber gewesen, da war ich dann schon ein wenig enttäuscht von der lieben Lisa, aber ok ist ja dein Charakter

Und beim Frühstück Literaturen lesen? Das Populäre bricht die Elfenbeinturm-Atmosphäre etwas.

Führe zB. detailgetreuer aus warum er diese Papierflieger-Aktion bringt. Was motiviert ihn allgemein.

Der erzählt doch schon was drüber. Das müsste dann echt anders angelegt werden.

Passt auf alle Fälle perfekt in die Kategorie Alltag.

Hey!;)

Danke für stark² und die kritische Rückmeldung. Ich guck mal morgen, ob und was ich kicke.

Grüße
Kubus

 

Hey Kubus,

Wie eine richtige Gleichung kommt es mir jedoch auch nicht vor. Klingt auf jeden Fall zugig.

Irgendwie lässt sich dieser Satz für mich auch auf die Geschichte übertragen. Weil, ich finde den Zusammenhang zwischen seiner Milchjungenrechnung und dem Milchkaffee löffelnden Mädchen nicht. Also zwischen dem Rahmen des Alleinsein/Einsamkeit und der Beziehung. So einsam scheinen mir die beiden da nicht zu sein. Aber vielleicht geht es auch gar nicht darum und Du breitest über viel Raum einen Wesenszug Deines Prots aus.
Das er denkt, er macht sich da wichtige Gedanken, die er mit Papierflugzeugen in die Welt schickt, die aber nicht wirklich weit fliegen und schneller abstürzen, als man eigentlich will. Und meist sowieso nicht aufgehoben werden, sondern zu einem Fall für die Stadtreinigung werden. Das Motiv finde ich übrigens sehr hübsch - diese pseudophilosophischen Flugzeuge.
Da gibt es noch mehr hübsche Dinge - diese Kaffeemaschinenmetapher. Die habe ich das erste Mal bei yours gelesen und da mochte ich die auch schon.

Was mich stört ist der Einstieg. Weil er die Erwartungen auf etwas ganz anderes lenkt, als was Du dann bietest. Jedenfalls habe ich die ganze Zeit nach der Verbindung gesucht und keine gefunden, was ja auch an mir liegen kann und dann steht die Geschichte ja auch unter Seltsam - was ich auch nicht verstehe. Also, was hier Seltsam ist. Und weil Du wer bist, der sich sehr viele Gedanken zu seinen Geschichten macht, liegt es wohl an mir.

... über das manchmal halbtrockene Bett der kanalisierten Wien durch die Stadt zu spazieren.

?

Bei mir wird der Kaffee türkisch zubereitet, das hab' ich ihr gleich beim ersten Besuch gesagt - als Ausgleich lege ich aber immer einen Haferkeks dazu.

legte

Aber irgendwas wird mit ihr nicht stimmen, sonst hätt' sie mich nicht genommen. Das finde ich schon noch heraus.

:) Fragen die die Welt nicht braucht. Was hat er denn von der Antwort? Dann stimmt sie nicht mehr. So sieht es doch aus.

Schön zu lesen, nur bekomme ich das Puzzle nicht zusammengesetzt, was mich ärgert, weil ich doch Puzzlegeschichten so mag :heul:.

Beste Grüße Fliege

 

Hallo Kubus!

Ich mochte Lisa, die ist wirklich süß, und mit der würde ich auch gerne Kaffee trinken. Der Protagonist wirkt dagegen leider fast ein bisschen farblos, als hättest du nicht so sehr Lust auf ihn gehabt, sondern mehr auf Lisa.

Das ist schade, da man ja alles durch seine Augen erlebt.

Eigentlich fängst du ja erst bei der Kaffeeszene mit der Charakterisierung an. Was vorher kommt, diese Gleichung da, das war mir eigentlich alles egal, und das ist der Hauptkritikpunkt: Der Text ist zu unausgewogen. Am Anfang führst du das Thema ein, diese Gleichung. Dann gibts da den Freund, das Buch, Wien, den Dichter, wieder die Gleichung, und dann ruft Lisa an.

Wäre es ein Bild, würde ich sagen: Ich weiß nicht, wo ich hinschauen soll.

Ich würde den ganzen Anfang streichen und gleich damit anfangen:

Das vibrierende Mobiltelefon kündigt Lisa an. Sie will in ungefähr zehn Minuten da sein, schreibt sie. Kaum Zeit, sich Wasser ins Gesicht zu werfen und Kaffee zu kochen. Lisa liebt Milchkaffee mit Zimtschaum, hauptsächlich wohl um die Krone abzulöffeln. Der Kaffee ist häufig schon kalt, wenn sie mit nachpulvern und naschen fertig ist.

Und die Gleichung anschließend einführen. Vielleicht liegt das Buch auf dem Frühstückstisch? Und er erinnert sich an die Gleichung, während Lisa ihm irgendwelches dummes Frauenzeug erzählt, von Serien, von der Freundin, die schwanger ist, was auch immer. Und die Gleichung lässt ihn nicht los, auch den Spaziergang über, und am Ende fragt er sie und erkennt, dass er ja nicht teilen kann, sondern die Wurzel aus dem Übel ziehen muss. Oder so.

Ich verstehe auch das Thema nicht wirklich. Er ist ja nicht einsam. Bis auf die Gleichung hat er keinen Bezug zum Thema Einsamkeit, oder? Das passt mir aber nicht ins Bild. Wie rote Rosen zur Beerdigung, das wirkt einfach nicht.

Lass ihn einsam sein, vielleicht, und mit Lisa ist er nicht wirklich zusammen. Die treffen sich nur ab und zu, und er denkt über diese Gleichung nach. Lisa will was von ihm, aber er will nicht, vielleicht hat er diverse Beziehungstraumatas oder was auch immer, und will jetzt diese Einsamkeit loswerden. Dabei hilft ihm die Gleichung. Er denkt, er muss etwas teilen, damit es besser wird, und sagt das Lisa. Lisa lacht nur und sagt: Einsamkeit kann man nicht teilen, man muss die Wurzel raus ziehen.

Und dann lädt er sie auf nen Kaffee ein, von mir aus.

Okay, das ist melodramatisch, geb ich ja zu, aber es wäre eine Geschichte, in der das Motiv die Handlung trägt.

Vielleicht hab ich deinen Text aber einfach auch nicht richtig verstanden. :)

Fliege schrieb:
Da gibt es noch mehr hübsche Dinge - diese Kaffeemaschinenmetapher. Die habe ich das erste Mal bei yours gelesen und da mochte ich die auch schon.

... das war wohl in "Das ist Liebe", oder? Da hab ichs aber von feirefiz gecopywritet. :)

yours

 
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Guten Tag,

die Grundidee mit der Gleichung ist reizend und hat Potential. Der Titel ist auch sehr schoen. Zum Rest schliesse ich mich ausnahmsweise mal froehlich der Allgemeinheit an, weil Du Dich ja noch straeubst: Dieser Einstieg gefaellt mir auch nicht. Nicht nur sagt er mir nichts sonderlich Interessantes ueber den Protagonisten, er zerstoert mir auch die Zweiheitsblase auf unangenehme Weise. Was sollen denn bitte Robert und Mario da drinne, die auch sonst voellig irrelevant sind? Ich finde, der Held muesste da alleine in seiner Hoehle hausen und von aussen kommt da gar nix rein bis auf Lisa. Kannst ihm ja andere Morgenaktivitaeten auf den Leib schreiben, die sein Denkertum charakterisieren. Lisa hingegen ist deutlich charaktrerisiert, wenn auch fuer meinen Geschmack etwas niedlich geraten. Was man natuerlich schon daran erkennt, dass yours sie super findet. :D

Ich bin ja sowieso nicht der Schönste, weiß gar nicht, wie ich an dieses Mädchen geraten konnte. Aber irgendwas wird mit ihr nicht stimmen, sonst hätt' sie mich nicht genommen.
Ha! Also bis dahin war mir gar nicht klar, dass sie ihn ueberhaupt genommen hat, denn diese Begruessung ist keinstenfalls eine Paarbegruessung. Das Strubbeln durchs Haar ist die Geste eines Maedchens, das mit einem Jungen spielt, von dem sie weiss, dass er sie liebt. Und der verunglueckte Kuss auf die Wange ist eben das traurige Gegenstueck des ungluecklich Verliebten dazu. Aber keine schlechte Grundlage fuer das Gespraech ueber die Gleichung. Wie yours schon richtig sagte, fehlt da bei vollendetem Liebesglueck n bisschen der Witz.

Der Machtkampf um Kaffee und Gaensewein (falls das dasselbe wie Alsterwasser ist) gefaellt mir gut, aber den Abschnitt mit der verstockten Wassermaschine finde ich zu lang. Zumal dieses Kaffeemaschinenmonster ja echt ein abgegriffenes Motiv ist. Das hatte ich ja selbst schon aus Ovids Metamorphosen geklaut.

als ob sie das Korn selbst gepflanzt und den Käse aus eigener Milch gemacht hätte
Brrr, Muttermilchkaese
Ansonsten rate ich Dir nochmal nachdruecklich substantivierte Adjektive und Verben grosszuschreiben.

lg,
fiz

Ach so: wie Herr Kolleritsch auf dem Geroellweg geht ist natuerlich huebsch - kannst Du das nicht einfach dem Dichter der Gleichung unterstellen? Dann wuerde es doch runder. Und aus Wien vom Mario muss das Buch doch echt nicht kommen.

Und noch: In Seltsam hat es eigentlich nichts verloren.

 

Find ich ja toll, dass sich hier so eine fröhliche Allgemeinheit versammelt hat, echt, auch wenn der Anlass eine Verschwörung ist: Was ihr da anregt, sind ja keine Änderungen, sondern eine Amputation! Es ist übrigens ziemlich seltsam, über die Lösbarkeit einer Gleichung zu philosophieren, die aus Worten besteht. Seltsam ist auch, wer das nicht so sieht. ;)

Ich hab mir mal was notiert: Robert und Mario kicken, das Kaffeemaschinenmonster, Wien & Co. Dann wärs straffer. Und die Geschichte so schreiben, dass die beiden nicht zusammen sind, er das aber gern hätte. Das würde plausibel machen, warum er über diesen Vers nachdenkt. Der letzte Punkt ist mir sympathisch, da müsste ich nur einen Satz ändern. Klingt insgesamt trotzdem verdächtig nach Arbeit.

hey fiz

er zerstoert mir auch die Zweiheitsblase auf unangenehme Weise.

Ja. Eigentlich braucht die Geschichte nur den Jungen, sie und diesen Vers.

Der Machtkampf um Kaffee und Gaensewein (falls das dasselbe wie Alsterwasser ist) gefaellt mir gut, aber den Abschnitt mit der verstockten Wassermaschine finde ich zu lang.

Alsterwasser ist mit Brause gestrecktes Bier. Aber der Abschnitt ist gar nicht lang! (Danke)

Das Strubbeln durchs Haar ist die Geste eines Maedchens, das mit einem Jungen spielt, von dem sie weiss, dass er sie liebt. Und der verunglueckte Kuss auf die Wange ist eben das traurige Gegenstueck des ungluecklich Verliebten dazu.

Ehrlich gesagt macht mich das nicht sehr glücklich, dass du den Figuren einen anderen Beziehungsstatus zuweist als von mir gedacht, aber die Begründung wirkt überzeugend. Und für die Geschichte wärs gut.

Das hatte ich ja selbst schon aus Ovids Metamorphosen geklaut.

Schäm dich. ;)

Brrr, Muttermilchkaese

Dachte schon das findet niemand. Kann man so oder so sehen oder so.

Ansonsten rate ich Dir nochmal nachdruecklich substantivierte Adjektive und Verben grosszuschreiben.

Haha. Na gut. Ich versuch mal den Blick nachzuschärfen.

Ach so: wie Herr Kolleritsch auf dem Geroellweg geht ist natuerlich huebsch - kannst Du das nicht einfach dem Dichter der Gleichung unterstellen?

Hm, klingt nach nem Fall für die Literaturpolizei. Vielleicht in einer wagemutigen Stunde. Merken würds wahrscheinlich keiner, wer liest schon Lyrik.

He yours

Der Protagonist wirkt dagegen leider fast ein bisschen farblos, als hättest du nicht so sehr Lust auf ihn gehabt, sondern mehr auf Lisa.

Hehe, schon möglich. Mit meinem Ich-Erzähler ist man sich ja fast einig. Farblos, schwammig ... Ich fand den viel cooler charakterisiert als Lisa, mit seiner Spiegelshow, dem Papierflieger und zB diesem kurzen Gedanken, wie er an Lisa geraten konnte. Dieser alberne Kampf um die Kaffeemaschine. Tja.

Ich mochte Lisa, die ist wirklich süß, und mit der würde ich auch gerne Kaffee trinken.

Aber nicht beschweren, wenn du dich mit so einer Maschine rumschlagen musst. ;)

Einsamkeit kann man nicht teilen, man muss die Wurzel raus ziehen.

Das klingt schon mal richtig gut. Obwohl Einsamkeit ja nicht potenziert ist.
So melodramatisch find ich das gar nicht, bis auf Beziehungstrauma natürlich, das schon.

... das war wohl in "Das ist Liebe", oder? Da hab ichs aber von feirefiz gecopywritet.

Ich weiß gar nicht, ob ich das bei dir oder feirefiz gelesen habe. Auf jeden Fall habe ich kurz darauf diese störrische Maschine getroffen und das Zimtschaum löffelnde Mädchen.

Vielleicht hab ich deinen Text aber einfach auch nicht richtig verstanden.

Das ist sehr freundlich von euch, Fliege meinte ja auch was ähnliches. Ich seh mich da aber eher als Schreiber für verantwortlich, den Spagat zwischen kryptisch und auf dem Tablett serviert hinzukriegen. Hat den Vorteil, dass man selbst was ändern kann.

Hi Fliege

Aber vielleicht geht es auch gar nicht darum und Du breitest über viel Raum einen Wesenszug Deines Prots aus.

Dass er drüber nachdenkt, charakterisiert ihn schon mit. Trotzdem gehts mir primär um die Gleichung, aber wenn der nicht einsam ist, geht die Glaubwürdigkeit flöten.

Und meist sowieso nicht aufgehoben werden, sondern zu einem Fall für die Stadtreinigung werden.

Oder jemand findets doch und findets dufte.

Und weil Du wer bist, der sich sehr viele Gedanken zu seinen Geschichten macht, liegt es wohl an mir.

Na, sooo lange denke ich darüber nicht nach. Sonst wär das hier stringenter geworden. Behaupte ich mal. :D

über das manchmal halbtrockene Bett der kanalisierten Wien durch die Stadt zu spazieren.

Die Wien ist auch ein gefangener Fluss. Da kann man über Gitter nach unten klettern, wenn niedriger Wasserstand ist, und da rumlaufen.

Fragen die die Welt nicht braucht. Was hat er denn von der Antwort? Dann stimmt sie nicht mehr. So sieht es doch aus.

Ich finde diesen Gedanken eigentlich ganz hübsch für meinen lieben, döseligen Helden. Diese fröhliche Selbstdemontage.

Danke euch - wenn die Geschichte geliftet ist, push ich den Faden.

Machts gut!

Kubus

 

So, das Warten hat endlich ein Ende. ;) Die Geschichte ist fertig! Es ist aber kein Lifting geworden, sondern eine Totaloperation. Bin eigentlich der Meinung, dass alle Glieder an die richtigen Stellen des Textkörpers gepappt sind und hoffe natürlich, kein Frankensteinmonster erschaffen zu haben.

Beste Grüße
Kubus

 

Tach Kubus,

entdecke diese Rubrik diese Tage und sie gefällt mir immer besser. Wobei Deine Geschichte sicher auch bei Romantik gut aufgehoben wäre..


Schreib Dir ein paar Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind, vielleicht kannste ja was mit anfangen:

Als ich Lisa das erste Mal sah, hätte ich nie gedacht, dass sie im Bunde ist mit dunklen Mächten: Strahlendes Lächeln, blitzende Augen, weiße Haut. Doch sie ist mehr als man sieht, als wäre sie von dunkler Materie erfüllt.

die ersten Sätze fand ich nicht perfekt, obwohl ich die Idee mag.

im Bunde steht mit dunklen Mächten? (auch weil Du ja ein paar Worte später schon wieder ein „ist“ hast)

Doch sie ist mehr als man sieht, als wäre sie von dunkler Materie erfüllt.

Hm, auch bei dem Satz war ich mir nicht sicher, ob ich ihn mögen kann. Hatte erst überlegt: ganz streichen? Aber nehme an, Du willst die dunkle Materie wegen dem Naturwissenschaftenspiel…

Schreib Dir diese kleinen Eindrücke nur, weil es ja die ersten Sätze der Geschichte sind und darum wichtig wichtig!

Jetzt kriegt mein Alleinsein so Phasen, in denen es mit langem Gesicht, das Kinn auf die Hand gestützt, lange Seufzer macht und laut überlegt, sich in Einsamkeit umtaufen zu lassen.

Das mochte ich sehr

luschern ein paar Strähnen hervor; und eher angenehm als schockig

Zu luschern und schockig hätte ich etwas kritisches geschrieben, wenn es die erste Geschichte gewesen wäre, die ich von Dir lese. Aber langsam lerne ich, dass Du das magst, diese kleinen Wortneuschöpfungen oder Wortausgrabungen und wenn man das weiß, wird es zu Deinem Stil, der mir gefällt.

Sie zerstrubbelt meine Haare und sagt, dass sie jetzt ein richtiges Frühstück bräuchte. "Frische Brötchen!", sagt sie und zeigt auf eine Bäckertüte, aus der es dampft.
"Hereinspaziert", sage ich. Als sie mich passiert, versuche ich ihr einen Kuss auf die Wange zu geben, treffe aber nur den Schal, dann ist sie schon vorbei.

Das „Hereinspaziert“ finde ich komisch, da sie ihm ja schon die Haare wuschelt und es ein bisschen gestelzt klingt. Ich würde das "Hereinspaziert", sage ich. komplett weglassen.


Insgesamt habe ich die Geschichte sehr gerne gelesen. Zwei Menschen, die offenbar gar nicht zusammenpassen, sich trotzdem anziehen und Dein verwirrter Prot versucht sich wissenschaftlich diesem Wunder anzunähern und wird noch verwirrter… Schön!


P.S. Hab jetzt noch die Kommentare überflogen und sehe, dass es sich gerade um eine neue Version handelt, bei der viel rausgeflogen ist (Wien! Was machte Wien in dem Text :) )
Ich kenne ihn nur so, wie er jetzt ist und für mich funktioniert er (abgesehen von den Kleinigkeiten, die ich Dir oben geschrieben habe) sehr gut!!

 

Wieder eine kleine Fingerübung und zur Erholung,

lieber Kubus,

nicht so gewichtig wie der Kreuztanz. Sozusagen’n Häppchen für zwischendurch, wo der Leser seine Überlegenheit übern Icherzähler versprühen kann. Aber: Wenn

Alleinsein² = Einsamkeit
hat der Icherzähler nicht irgendwie recht, wenn er trotz seiner mathematischen Unbedarftheit, empfiehlt, das potenzierte Alleinsein zu teilen, um der Einsamkeit zu entrinnen? (wie ja auch der Volksmund lustige Verdrehungen bringt: geteiltes Leid ist ja kein doppeltes, geteilte Freude aber wohl: volkstüml. Mathe). Dass Kolleritsch und Wien verschollen sind (Freitag mein ich sie gesehen zu haben, aber eher flüchtig) - naja.

Aufgefallen ist mir nur der Infinitivsatz, zu dem der Duden gerne ein Komma beibehält:

… mit Zimtschaum, hauptsächlich wohlKOMMA um die Krone abzulöffeln.

Gruß

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

He Friedel

wo der Leser seine Überlegenheit übern Icherzähler versprühen kann.
So habe ich das bisher nicht gesehen - dann leistete er Aufbauarbeit! Der ist mir aber bei der Überarbeitung ehrlich gesagt etwas entglitten.

hat der Icherzähler nicht irgendwie recht, wenn er trotz seiner mathematischen Unbedarftheit, empfiehlt, das potenzierte Alleinsein zu teilen, um der Einsamkeit zu entrinnen?

Klar! Mit ihrer Hilfe geht die Rechnung dann ja auch auf. Ähem, so Pi mal Daumen......

Grüße

Hallo T

Wobei Deine Geschichte sicher auch bei Romantik gut aufgehoben wäre..

Jaja, oder in irgendeiner anderen Rubrik außer Seltsam, was? ;)

die ersten Sätze fand ich nicht perfekt, obwohl ich die Idee mag.

Die sind schrecklich banal. Dunkle Mächte, na ja, als Gegenpol zu weiß, strahlend usw. Na ja.

Aber nehme an, Du willst die dunkle Materie wegen dem Naturwissenschaftenspiel…

Weils nicht nur ums Einssein geht, sondern auch ums All!

Schreib Dir diese kleinen Eindrücke nur, weil es ja die ersten Sätze der Geschichte sind und darum wichtig wichtig!

Sehe ich auch so. Außerdem hast du teils Sachen gepickt, die mich eh störten - vor allem der Anfang ist Mist. Da bin ich jetzt sicher.

Aber langsam lerne ich, dass Du das magst, diese kleinen Wortneuschöpfungen oder Wortausgrabungen und wenn man das weiß, wird es zu Deinem Stil, der mir gefällt.

Huch. Das wär mir gar nicht aufgefallen. Dabei habe ich letztens gerade altbackene Formulierungen kritisiert. Da sollt ich mir vllt mal an die eigene Nase fassen oder umdenken. (Und danke)

Ich würde das "Hereinspaziert", sage ich. komplett weglassen.

Ohne das wirkt der Absatz auf mich nicht so flüssig, mir fehlte der Übergang.

Dein verwirrter Prot versucht sich wissenschaftlich diesem Wunder anzunähern und wird noch verwirrter… Schön!

Wunder ist schön gesagt. Ja, Verstand und Gefühl - wahrscheinlich werden die Verwirrungen erst aufhören, wenn die DNA der Liebe endlich entschlüsselt ist.:D

Ich kenne ihn nur so, wie er jetzt ist und für mich funktioniert er (abgesehen von den Kleinigkeiten, die ich Dir oben geschrieben habe) sehr gut!!

Ah, interessant! Aus Wien kam das Buch eines Dichters per Kriechpost, von so einem sehr ernst wirkenden Romantiker, und dadurch kam mein Held, der damals noch mit Lisa zusammen war, auf die Idee, Alleinsein² = Einsamkeit durch zwei zu teilen, um der Allgemeinheit was Gutes zu tun.

Danke euch fürs Schreiben

Auf Wiederlesen

 

Hallo Kubus,

hast du die Geshcichte noch mal frisiert?
Meine, als ich sie zum ersten mal angeklickt habe, ging sie anders los. Vielleicht hat mich das gestört gehabt, vielleicht war ich einfach nicht in der Stimmung, aber jetzt zumindest hat mir deine Geschichte wirklich sehr gefallen. Das, was du von Lisa zeigst, macht die Sehnsucht deines Prots für mich glaubhaft. Da ist tänzelnde Energie, Leichtigkeit, die ansteckt, aber eben schwer festzuhalten ist.
Insgesamt sehr sauber geschrieben. Außer der Einstiegssatz, der ist irgendwie schwerfällig. Dabei könnte der eine so tolle hookline sein. Ist er auch jetzt schon, aber er flutscht nicht so, wie er könnte.
Was mir auch gefällt, ist, dass das ich das Ende auch nicht traurig lesen muss. Immerhin weiß Lisa, was zu tun ist, um die Gleichung zu lösen :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hey Kubus!

Also jetzt gefällts mir auch sehr. :) Ich würd nur am Ende nicht die Wurzel aus der Einsamkeit ziehen (das klingt so weise), sondern das alles bisschen grinsender machen.

"Man muss die Wurzel aus Einsamkeit ziehen", sagte sie und grinste.

So irgendwie. Dann ists nicht so pathetisch.

Aber insgesamt hat der Frisör hier sehr viel Unnötiges weggeschnitten. Hat der Geschichte gutgetan!

Bis bald,

yours

 

Moin yours

Ich pass den Letzten gleich an. Soll sie grinsen, das wäre fluffiger. Ich hab ein paar Minuten an dem Satz rumgeschrieben und den dann irgendwann gelassen, weil ich nicht weggekriegt hab, was mich störte. Tolle Ideen, danke dafür!

Hallo weltenläufer

hast du die Geshcichte noch mal frisiert?

Frisiert zu sagen wäre untertrieben.....

Ja, der Einstiegssatz, ich wollte nicht gleich in die Vollen gehen, mit diesem ganzen Astro-Zeugs, aber dieser Helldunkelgegensatz ist wohl eine viel zu hohe Limbostange.

Das, was du von Lisa zeigst, macht die Sehnsucht deines Prots für mich glaubhaft. Da ist tänzelnde Energie, Leichtigkeit, die ansteckt, aber eben schwer festzuhalten ist.

Willst du die Geschichte kaufen? :D Du könntest eine Kussszene oder so reinschreiben. Aber fein, dass Lisa überzeugt. Die scheint ja bei fast jedem anzukommen, das überrascht mich etwas. Ich finde (fand) meinen Erzähler viel interessanter, hach ja. Das Ende endere ich gleich noch zu bisschen fluffiger. Und nur traurig sind nur Sachen, bei denen man den Witz noch nicht gefunden hat!

Danke fürs Vorbeischauen

Grüße aus dem Norden!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Kubus,

hm, ich weiß nicht so recht.
Im Prinzip steckt da eine ganz nette Alltags-Geschichte drin, und so würde ich sie auch aufziehen. D.h. ich würde

Jetzt kriegt mein Alleinsein so Phasen, in denen es mit langem Gesicht, das Kinn auf die Hand gestützt, lange Seufzer macht und laut überlegt, sich in Einsamkeit umtaufen zu lassen. Das ist ein Druckmittel, mehr noch, ein Erpressungsversuch. Einspruch!, denke ich - nicht mit mir. Nicht in mir! Aber so richtig bin ich nicht mehr Herr im Haus. Mein Alleinsein will ihr Alleinsein zum Spielkameraden haben. Das scheint auf den ersten Blick nicht verhandelbar.

Da fällt mir ein, dass mal einer was darüber geschrieben hat. Also einer von vielen, aber dieser Eine hat daraus eine Gleichung gemacht. Lautet: Alleinsein² = Einsamkeit. Um die zu lösen reicht der Verstand, da kann das Alleinsein ruhig weiter jammern.

Ich überlege, wie es wäre, Alleinsein² durch zwei zu teilen. Hm. Wenn man fairerweise in der Mitte teilte, bekäme man Allei und nsein. Das klingt erstmal bescheiden. Man müsste irgendwie All und einssein draus machen können! Also etwas gröber teilen, mit beiden Augen zugedrückt sozusagen – da hätten ja auch beide mehr, als von Allei und nsein. Aber woher das zweite s nehmen? Mal sehen. Daraus will ich was machen, das stell ich mir als Tagesaufgabe. Eine der kosmischen Fragen zu beantworten, die immer mal wieder auf der Tagesordnung stehen.
Einsamkeit ist ein bisschen wie die Hintergrundstrahlung des Urknalls - sie umgibt uns alle, aber normalerweise fällt sie nicht auf. Man braucht nur keine so feinen Sensoren, um sie wahrzunehmen, weil sie ziemlich aufdringlich ist, wenn sie doch mal in Erscheinung tritt.
Wenn die Frage geknackt ist, schreib ich die Antwort auf, falte das Blatt zum Flieger und lass ihn segeln – wers findet, darfs behalten.

und
"Hör mal", sage ich auf dem Rückweg. "Alleinsein² = Einsamkeit sagt jemand ... da hab ich mir gedacht! ... als Lösungsvorschlag ... wie wäre es, Alleinsein einfach durch zwei zu teilen?"
Lisa sieht mich an, den Kopf wiegend, sie wirkt nicht überzeugt. Ich lege nach. "Man müsste nur noch ein s irgendwo herkriegen, dann hätte man das einssein, das ist doch was richtig Gutes! Und ein All gibts dazu! Damit lässt sich bestimmt auch was anfangen. Natürlich kann man es dann nicht in der Mitte teilen, aber zwei Hälften wären es schon."
"Wenn etwas potenziert ist", sagt sie, "lässt es sich nicht einfach dividieren. Man muss erst die Wurzel aus Einsamkeit ziehen", grinste sie. "Dann kann man durch zwei teilen."
rausnehmen und in etwas Gewöhnlicheres umändern.

Den ersten Part fand ich einfach zu lang und war durch ihn leicht ermüdet. Da dachte ich schon: okay, den schlag ich vor zu streichen.
Dann kam das Ende, das das wieder aufgreift. Im Prinzip gut, aber der erste Part wird dadurch nicht prägnanter, und das Ende hat mich jetzt auch nicht so vom Hocker gehauen.

Also, wahrscheinlich klaue ich der Geschichte dadurch einen Großteil ihres Geistes, aber für mich würde das eher besser als normale Alltags-Geschichte ohne komische Gleichungssachen funktionieren.
Oder das Ganze viel kleiner machen, kürzen und prägnanter machen, dass das nicht so viel Raum einnimmt, denn das soll ja eher eine unkoventionelle Annäherungsgeschichte und keine philosophische Abhandlung übers Alleinsein sein, richtig? ;)

Die Szenen, wo sie dann zusammen was gemacht haben, haben mir aber gut gefallen, die waren schön leicht.

Kleine Anmerkung zum Schluss:

Sie läuft mit Affenzahn und riesiger Lautstärke die Treppen hoch,
riesige Lautstärke? Lautstärke kann hoch sein, aber riesig? Bin ich jedenfalls drüber gestolpert.

Viele Grüße,
Maeuser

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Maeuser

Ich bin für Vorschläge glaub ich offen und habe diesen einst wild mäandernden Textfluss schon arg kanalisiert. Aber ohne die Gleichung wäre der quasi trockengelegt.

Nimm du doch den Text und bastel die Gleichungsstellen zu etwas Gewöhnlicherem um, schreib eine Version aus Lisas Perspektive - so als Milchmädchenrechnung ohne Gleichung. Dann können wir einen Link zu der Geschichte hier setzen und abstimmen lassen, welche cooler schöner niedlicher ist.

denn das soll ja eher eine unkoventionelle Annäherungsgeschichte und keine philosophische Abhandlung übers Alleinsein sein, richtig?

Oder hättest du dir als Nietzscheleser so eine Abhandlung vllt sogar gewünscht? Das ist jetzt halt der Text, der vor dir liegt, den habe ich bisher nicht etikettiert. Und die anhand der Gleichung verhandelte Alleinsein-Einsamkeits-Thematik schwebt doch gar nicht in großer philosophischer Höhe.

Die Szenen, wo sie dann zusammen was gemacht haben, haben mir aber gut gefallen, die waren schön leicht.

Schön!

riesige Lautstärke? Lautstärke kann hoch sein, aber riesig? Bin ich jedenfalls drüber gestolpert.

Wie großer Lärm.

Danke für Feedback und Querdenken, auch wenn ich in dem Fall nicht folge

Viele Grüße
Kubus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi,

und habe diesen einst wild mäandernden Textfluss schon arg kanalisiert.
Ja - ich kenne nur diese Version.

Aber ohne die Gleichung wäre der quasi trockengelegt.
Jo, hab ich ja gesagt; wär dann eine Alltagsgeschichte.

Nimm du doch den Text und bastel die Gleichungsstellen zu etwas Gewöhnlicherem um, schreib eine Version aus Lisas Perspektive -
Nö, ich schreibe meine eigenen Geschichten.

Und die anhand der Gleichung verhandelte Alleinsein-Einsamkeits-Thematik schwebt doch gar nicht in großer philosophischer Höhe.
In diese Richtung kritisiere ich das ja auch. Das ist nichts besonders Tolles, Neues, Innovatives; diese Gleichungssache ist ein netter Einfall, nimmt aber m.E. in dieser eh recht kurzen Geschichte einfach zuviel Raum ein. Jeder weiß: Einsamkeit doof; Zweisamkeit besser. Da muss ja dann nicht absätzelang drüber geschwurbelt werden.
Das war jetzt überspitzt.
Und daher ist halt meine Meinung: kürzen oder ganz raus.
Du willst das nicht - okay, dann halt nicht. ;) Wollte dir nur mitteilen, wie ich das sehe..

Danke für Feedback und Querdenken, auch wenn ich in dem Fall nicht folge
Kein Problem.

Viele Grüße,
Maeuser

 

In deinem ersten Komm, Maeuser, steht es: dass der Geist der Geschichte flöten ginge, wenn man die Gleichung streichen würde. Das ist der Punkt, du hast es doch begriffen. Was soll jetzt das Gelaber?

Jeder weiß: Einsamkeit doof; Zweisamkeit besser.

Erzähl das mal einem Säulenheiligen oder einer Zwangsverheirateten! :D

Bis dann
Kubus

 

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