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Miss Landens Morgenblüte

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27.02.2013
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Miss Landens Morgenblüte

Ben Kretlow
Miss Landens Morgenblüte

Mitch legte den Hörer auf, nahm einen letzten, hastigen Zug von dem Zigarettenstummel,
den er die letzten vier Minuten in seiner rechten Hand unbeachtet abbrennen ließ, bevor
er ihn im überfüllten Aschenbecher ausdrückte und sich mit der selbigen Hand
gedankenverloren über die Stirn strich, um ihre Nummer letztendlich doch erneut zu
wählen.
“Hast du ihm gesagt, dass er ja pünktlich hier sein soll?“, fing Mitch das Gespräch sofort
an, als hätte er gar nicht zuvor aufgelegt.
“Ja, habe ich, Mitch!“, wisperte sie fast unverständlich zurück.
“Carol, das ist wichtig. Er muss pünktlich hier sein“, konnte Mitch die Anspannung in seiner
Stimme nicht zurückhalten.
“Er wird da sein, Liebling, auf die Minute genau. Du solltest meinen Worten mehr Achtung
schenken und dich nicht unnötig in Rage bringen“, gab Carol ihm leicht aufgebracht zu
verstehen, zugleich versuchend, ihn zu beruhigen. Er war ein hoffnungsloser Neurotiker.
Seine Stimme brachte nichts mehr heraus. Drei Sekunden ewiger Stille lagen zwischen den
beiden.
“Mitch?“, unterbrach Carol fragend sein Schweigen, bevor er aus seinen Gedanken
zurückfand, um, ohne ein weiteres Wort rauszubekommen, aufzulegen.
Der nervöse Kerl war mittlerweile drei Tage in diesem dunklen, schlicht gehaltenen
Hotelzimmer, das er nur bei Nacht verließ, um sich im kleinen Eckladen, der
vierundzwanzig Stunden geöffnet hatte, billige Soda, Whiskey, schlechte Snacks, zwei
Schachteln Kippen für den Tag sowie die jeweils aktuelle Ausgabe der New York Post zu
kaufen. Diese drei Tage und Nächte schienen ihm bereits wie eine jahrelange,
hoffnungslose Routine. Er war halt seit je her nie ein geduldiger Zeitgenosse.
Mitch sah und empfing niemanden und wurde auch nie von irgendeiner Seele irgendwo
unterwegs gesehen. Aus gutem Grund hielt er sich so bedeckt. Hier würde ihn niemand
finden, niemand von diesen Assgeiern, die ihm auf die Schliche kommen wollten,
versicherte er Carol: “Eher finden mich die Russen als diese verdammten Schwachköpfe
von Banditen.“
Mitch stand plötzlich vom harten, abgefetzten Holzstuhl auf und ging hinüber zum Fenster,
strich die Gardinen zur Seite, nur die alte Tischlampe leuchtete in dem miefigen Zimmer. Es
regnete in Strömen, kein Auto war auf der Straße unterwegs und keiner dieser üblichen
Nachtschwärmer und Trinker aus den Bars zu sehen, die sonst mit gut gefülltem Kopf nach
Hause schlendern. Niemand. Nichts.
Null Uhr zweiundvierzig, die Uhr tickte in dieser geräuschlosen Atmosphäre unendlich laut,
bemerkte der noch recht jung wirkende Mann, während er zurück zum schmalen
Schreibtisch ging, auf dem die Lampe mal schwächer, mal stärker leuchtete; die
Glühbirne macht es wohl nicht mehr lang, dachte er sich, während er sich wieder setzte,
noch einmal zum abgeschotteten Fenster blickte, dann zum Telefon vor ihm, bevor seine
Augen flüchtig über die vergilbte Bibel huschten, die in solchen abgewrackten Hotels in
jedem Zimmer in Übermaßen vorhanden zu sein schien, um schlussendlich zurück auf den
alten Apparat zu schauen und den Telefonhörer zu greifen. Er wählte ihre Nummer und
beugte sich nach vorn.
Carol saß neben Isabelle und Lynn auf ihrer Couch, ganz angeregt plaudernd und sich
amüsierend; die Stunden vergaßen sie total. Sie nutzte sein Fernsein, um einen ihrer
altberüchtigten Frauenabende zu lancieren, die immer bis hinein in den Morgen gingen.
Mitch schätzte das nie besonders und konnte ihre Freundinnen nicht leiden, weshalb er
nicht wissen sollte, dass sie in ihrem Haus nach Ewigkeiten diese kleine Gesellschaft hielten.
Isabelle und Lynn sollten keinen Mucks von sich geben, während das Telefon klingelte,
wobei sie nicht wussten, warum Mitch nicht in der Stadt war (er war kein Reisetyp) und was
Carols Heimlichtuerei am Telefon sollte, als sie erneut den Hörer hob, ihren linken
Zeigefinger vor den Lippen in Richtung der beiden Frauen hielt, aber darüber im selben
Augenblick schmunzelnd, dass beide vergeblich leise tappend in die Küche
verschwanden, um ihre Gläser nachzuschenken.
“Wann wollte er losfahren?“, fragte Mitch gleich drauf los, ohne ihre liebe Begrüßung zu
beachten, geschweige denn zu erwidern.
“Muss schon auf dem Weg sein“, gab Carol kurz zurück, während sie in Richtung Küche
blickte, von wo aus sie das Gelächter ihrer Freundinnen vernahm, in der Hoffnung, sie
kämen nicht mit Trompeten und Konfetti zurück ins Wohnzimmer gestürmt.
“Muss schon auf dem Weg sein?“, gab Mitch unkontrolliert von sich, ohne Funken von
Beherrschung.
“Hey Freundchen“, ergriff Carol nun das Wort und verzichtete einen Moment auf ihre
flüsternde Diskretion, “nicht in diesem Ton, ja? Er ist auf dem Weg, glaube mir doch ein
verfluchtes Mal! Es soll mit dem Teufel zugehen, wenn er nicht jeden Moment an deiner Tür
klopft und dir seine hässliche Flosse reicht, verstanden?“
“Okay, hör mir bitte zu“, ruderte Mitch ein wenig zurück: “Ich ruf dich später an, wenn er
wieder fort ist und das verdammte Zeug hoffentlich dabei hatte. Dieses Päckchen wird uns
reich machen. In Europa werden sie uns den Arsch für dieses Pulver der Ekstase küssen,
diese Weißnasen!“
“Mach das“, bemerkte Carol knapp, noch immer verärgert, während sie plötzlich zur
Küchentür sah, durch die just in jenem Moment Isabelle und Lynn lachend mit den
nachgefüllten Gläsern traten, und auflegen musste.
“Und wie geht es Mr. Oberspießer Mitchell Landen?“, flachste Isabelle neckisch und
augenzwinkernd, während Lynn Carols Heimlichtuerei am Telefon nachäffte:
“Ja, Mitch... Flüster, flüster... Ja, ja, fass mir an die Füße, Darling.“ Alle drei lachten
schallend auf, als es bei Mitch, auf die Minute genau ein Uhr, an der Tür klopfte und er zur
selben hektisch rüber sprintete und sie öffnete, völlig überrascht, wen er tatsächlich vor
sich sah und wie ihm plötzlich geschehen sollte.
“Carol, wie kommt es auf einmal, dass du nach all den Monaten gerade heute wieder für
uns Zeit hast?“, plauderte Isabelle drauf los, nachdem es sich die Frauen auf der weichen
Couch wieder gemütlich gemacht hatten.
Carol schaute verschmitzt auf das Glas in ihren Händen, lächelte erleichtert, während sie
zu einem befreienden Schluck ansetzte, um schließlich vollkommen bei Sinnen zu erwidern:
“Ach, wisst ihr...“, ihr Schmunzeln blitzte funkelnd durch: “Er kommt nie wieder nach Haus.“

Geschrieben am Dienstag – Februar 26, 2013.
© 2013 by Lovechild Entertain[/LEFT]ment. Alle Rechte vorbehalten.

 

Servus Ben Kretlow,

Mitch, Carol, viele Zigaretten, die New York Post, ein schäbiges Hotelzimmer und billiger Fusel, Nacht, strömender Regen und Andeutungen, dass irgendein krummes Ding läuft …
Die Häufung all dieser aus der einschlägigen Literatur und den entsprechenden Filmen bekannten Versatzstücke ließ mich die Geschichte einigermaßen skeptisch lesen. Sehr schnell nämlich kam mir der Verdacht, dass du mir hier nicht eine individuelle, originäre Geschichte bietest, sondern den eher bemühten, epigonenhaften Versuch, eine coole Gangsterstory zu schreiben.

Für mein Gefühl misslingt dir der Versuch. Die Handlung ist weder originell noch besonders spannend, du verzettelst dich in dem Bemühen, eine stimmige Atmosphäre aufzubauen, setzt dabei aber vorwiegend auf altbekannte Klischees. Der abgewetzte Stuhl, die menschenleere Straße, der billige Whiskey, diese verdammten Schwachköpfe von Banditen. Fast kommt es mir vor, als hättest du eine Liste abgearbeitet, die du dir beim Anschauen eines Films geschrieben hast.
Aber die für mich weit größere Schwäche des Textes ist die Sprache. Die ist für mein Empfinden dem Sujet einfach nicht gewachsen.

Der Text erstickt förmlich an der Überfülle von Partikeln, Adverbien und Adjektiven in den seltsamsten Kombinationen:

um ihre Nummer letztendlich doch erneut zu wählen.

fast unverständlich

leicht aufgebracht … zugleich versuchend,

seit je her nie


usw., und eigenartigen Sprachbildern die nicht funktionieren:

Drei Sekunden ewiger Stille

die Uhr tickte in dieser geräuschlosen Atmosphäre unendlich laut,


bevor seine Augen flüchtig über die vergilbte Bibel huschten, die in solchen abgewrackten Hotels in jedem Zimmer in Übermaßen vorhanden zu sein schien,

Wie viele Bibeln müssen in einem Zimmer sein, um von Übermaßen sprechen zu können?

Isabelle und Lynn sollten keinen Mucks von sich geben, während das Telefon klingelte,

Um das Klingeln nicht zu übertönen?

als sie erneut den Hörer hob, ihren linken Zeigefinger vor den Lippen in Richtung der beiden Frauen hielt, aber darüber im selben Augenblick schmunzelnd, dass beide vergeblich leise tappend in die Küche erschwanden, um ihre Gläser nachzuschenken.

Was macht sie mit ihrem Zeigefinger und warum? Worüber schmunzelt sie und warum schmunzelt sie?
Das ist alles so missverständlich und, ja, irgendwie schlampig formuliert.

Dann gibt’s noch den einen und den anderen Tempusfehler, gleich im ersten Absatz z.B. bräuchte es an einer Stelle den Plusquamperfekt, usw.

Sei ehrlich, Ben, wie oft hast du die Geschichte vor dem Posten selbst gelesen?
Da sind dermaßen viele Holprigkeiten drin, die einem schon beim ersten Korrekturlesen auffallen müssten.

Du bist zweifellos sprachgewandt, du bemühst dich um einen originellen Stil, du hast ganz augenscheinlich Spaß am Schreiben. Deine Texte allerdings könnten um einiges gewinnen, vermute ich, würdest du sie nicht unmittelbar nach dem Verfassen ins Forum stellen.
Lasse sie ein paar Tage liegen und versuche dann, sie mit ein wenig Distanz und selbstkritisch noch einmal zu überarbeiten, mit dem Rotstift in der Hand, rigoros, ratzfatz.

offshore

 

EDIT: Meine Antwort hat sich mit der von offshore überschnitten, ich lasse es trotzdem stehen, auch wenn viele Dinge "doppelt" genannt sind

Hallo Ben

Willkommen bei kurzgeschichten.de.

Erstmal was zur Formatierung: Da sind eine Menge unnötige Zeilenumbrüche in deinem Text. Schau mal nur den ersten Satz an:

Mitch legte den Hörer auf, nahm einen letzten, hastigen Zug von dem Zigarettenstummel,[UMBRUCH]
den er die letzten vier Minuten in seiner rechten Hand unbeachtet abbrennen ließ, bevor[UMBRUCH]
er ihn im überfüllten Aschenbecher ausdrückte und sich mit der selbigen Hand[UMBRUCH]
gedankenverloren über die Stirn strich, um ihre Nummer letztendlich doch erneut zu[UMBRUCH]
wählen.

Die können alle raus. Typischerweise passiert das, wenn du den Text entweder hier direkt ins Eingabefenster oder in einem Texteditor schreibst. Am besten nimmst du ein Textverarbeitungsprogramm wie den Writer von OpenOffice oder Word von MS, schreibst Fliesstext und kopierst das dann am Ende hier rein. Sieht viel besser aus ohne die ganzen unnötigen Umbrüche.

Zum Text, da fang ich gleich wieder mit dem ersten Satz an:

Mitch legte den Hörer auf, nahm einen letzten, hastigen Zug von dem Zigarettenstummel,
den er die letzten vier Minuten in seiner rechten Hand unbeachtet abbrennen ließ, bevor
er ihn im überfüllten Aschenbecher ausdrückte und sich mit der selbigen Hand
gedankenverloren über die Stirn strich, um ihre Nummer letztendlich doch erneut zu
wählen.

Der erste Satz in einer Kurzgeschichte dient normalerweise dazu, die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich zu ziehen. Viele lesen auch nur die ersten zwei, drei Sätze, und wenn die Geschichte sie dann nicht packt, klicken sie zum nächsten Text.

Dein erster Satz ist viel zu lang für das, was er aussagt. Wenn man nur mal die Füllwörter und überflüssigen Adjektive weglässt, wird er schon kürzer:

Mitch legte den Hörer auf, nahm einen letzten Zug von dem Zigarettenstummel, bevor er ihn ausdrückte und sich über die Stirn strich, um ihre Nummer erneut zu wählen.

Ich hab nur Wörter gestrichen, und der Informationsgehalt ist derselbe. Gerade in einer Kurzgeschichte ist es wichtig, auf den Punkt zu kommen. Natürlich kann man den Satz noch schöner schreiben, so würde ich bspw. nur "Zigarette" nehmen, weil man sich schon denken kann, dass es ein Stummel ist, wenn er sie danach ausdrückt.

Allgemein strotzt der Text vor überflüssigen Worten. Schau mal dieses Beispiel an:

“Ja, habe ich, Mitch!“, wisperte sie fast unverständlich zurück.

Die letzten drei Worte solltest du gnadenlos streichen. "fast unverständlich", was soll das bedeuten? Dass sie leise spricht? Das sagt schon das Wort "wispern". Und wieso wispert sie "zurück"? Sie wispert nur, fertig. Klingt viel knackiger, finde ich.

“Carol, das ist wichtig. Er muss pünktlich hier sein“, konnte Mitch die Anspannung in seiner
Stimme nicht zurückhalten.

Ich finde den Übergang zwischen der direkten Rede und dem restlichen Satz nicht so glücklich. Ich würde die direkte Rede mit einem Punkt abschliessen und danach einen neuen Hauptsatz schreiben. Wenn du die so verbindest, würde ich eher ein "sagte er" oder "antwortete er" oder ähnliches erwarten (und es ist nicht verkehrt, beide inflationär zu gebrauchen - an solchen Stellen muss man sich nicht gross verkünsteln, das klingt dann auch schnell lächerlich).

Einige Formulierungen finde ich dann auch nicht so glücklich:

Seine Stimme brachte nichts mehr heraus. Drei Sekunden ewiger Stille lagen zwischen den
beiden.

"Die Stimme brachte nichts mehr heraus" - klingt doch komisch, oder? Er brachte nichts mehr heraus. Oder: Seine Stimme versagte. Auch der nächste Satz, "Drei Sekunden ewiger Stille" - das widerspricht sich doch. Drei Sekunden sind nicht ewig. Besser wäre dann hier: "Eine gefühlte Ewigkeit" oder ähnliches.

Insgesamt wirkt der Text auf mich unbeholfen. Da sind auch einige Fehler drin, was die Zeiten angeht. Ich rate dir, wenn du am Ball bleiben willst, allgemein viel zu lesen und auch auf der Seite hier fleissig andere Geschichten zu lesen und zu kommentieren. Ein Grossteil davon ist Handwerk, das man lernen kann.

Eines noch: Ein gesellschaftliches Thema konnte ich hier nicht herauslesen. Es klingt mir nach einem Auftragsmord (?), also ich sehe den Text eher in Spannung / Krimi. Selber verschieben kannst du nicht, aber wenn du sagst, wo er hin soll, übernimmt das ein Moderator.

Viele Grüsse und noch viel Spass hier,
Schwups

 

Hallo Ben

Du hast es mir als Leser nicht ganz einfach gemacht, in deine erste Geschichte einzusteigen. Der Titel ist auffallend, mein Blick blieb daran hangen. Doch die beiden ersten Worte liegen phonetisch nahe bei misslungen, eine ungeschickte Assoziation von mir war, die aber aufkam. Der erste Satz präsentiert sich dann in überdimensionierter Länge. Wenn er von besonderer Bedeutung und elementar für die Geschichte wäre, könnte ich darin vielleicht Sinn vermuten. So hatte ich aber nur den Eindruck, du habest in der Eile nicht mehrere Sätze bilden wollen.
Als Beispiel nachfolgend etwas entschlackt und in lesefreundliche Sätze gefügt, verliert es nichts an der Hektik des Protagonisten, wäre mir als Leser als Einstieg aber ansprechender:

Mitch legte den Hörer auf und nahm einen hastigen Zug von der Zigarette, die in den letzten Minuten in seiner Hand unbeachtet abbrannte. Er drückte den Stummel im überfüllten Aschenbecher aus. Gedankenverloren strich er sich mit der Hand über die Stirn und wählte ihre Nummer erneut.​

“Carol, das ist wichtig. Er muss pünktlich hier sein“, konnte Mitch die Anspannung in seiner Stimme nicht zurückhalten.

Das Fettgedruckte erscheint mir überflüssig, da der Appell schon aus den gesprochenen Sätzen hervorgeht. Auch ist die Anspannung wohl nicht nur in seiner Stimme, sondern in seinem ganzen Wesen.

Er war ein hoffnungsloser Neurotiker. Seine Stimme brachte nichts mehr heraus. Drei Sekunden ewiger Stille lagen zwischen den beiden.

Wer ist es, der Mitch als Neurotiker betrachtet? Carol, die vorgehend gesprochen hat oder die Erzählstimme?
Ganz dringend solltest du an den notwendigen Stellen im Text Absätze (Leerzeile) einbauen und nach einem Sprecherwechsel unmissverständlich einen Zeilenwechsel. So wie es da steht, zögere ich als Leser immer wieder, wem ich diese Sätze jetzt zuordnen soll.

“Mitch?“, unterbrach Carol fragend sein Schweigen, bevor er aus seinen Gedanken zurückfand, um, ohne ein weiteres Wort rauszubekommen, aufzulegen.

Das ist nicht nur unnötig kompliziert zu lesen, sondern auch wirr. In einem Satz bindest du die Handlungen von beiden ein. Es lässt sich doch einfach und klar formulieren, etwa so:

“Mitch?“, unterbrach Carol fragend sein Schweigen, bevor er aus seinen Gedanken zurückfand.
Er legte, ohne ein weiteres Wort rauszubekommen, auf.​

Null Uhr zweiundvierzig, die Uhr tickte in dieser geräuschlosen Atmosphäre unendlich laut, bemerkte der noch recht jung wirkende Mann, während er zurück zum schmalen Schreibtisch ging, auf dem die Lampe mal schwächer, mal stärker leuchtete; die Glühbirne macht es wohl nicht mehr lang, dachte er sich, während er sich wieder setzte, noch einmal zum abgeschotteten Fenster blickte, dann zum Telefon vor ihm, bevor seine Augen flüchtig über die vergilbte Bibel huschten, die in solchen abgewrackten Hotels in jedem Zimmer in Übermaßen vorhanden zu sein schien, um schlussendlich zurück auf den alten Apparat zu schauen und den Telefonhörer zu greifen.

99 Worte, nach 35 wenigstens gnadenvoll ein Semikolon. Worin siehst du den Sinn solch monströser Satzbildungen? Abgesehen davon, dass es unnütz füllende Aussagen drin hat, deren Wegfall für die Geschichte keine Minderung wäre, verkörpert es den Protagonisten dadurch nicht als gehetzten Neurotiker. Solches muss sich in seiner Denkweise und seinem Verhalten, aber in knappen Sätzen manifestieren. Als Leser werde ich so völlig erschlagen.

Carol saß neben Isabelle und Lynn auf ihrer Couch, ganz angeregt plaudernd und sich amüsierend; die Stunden vergaßen sie total.

Das ganz kann wegfallen und statt Stunden wäre Zeit hierbei die bessere Wortwahl.

Alle drei lachten schallend auf, als es bei Mitch, auf die Minute genau ein Uhr, an der Tür klopfte und er zur selben hektisch rüber sprintete und sie öffnete, völlig überrascht, wen er tatsächlich vor sich sah und wie ihm plötzlich geschehen sollte.

Lachten die drei Frauen auf, weil es bei Mitch, weitentfernt an die Türe klopfte? Überleg mal, warum du dies nicht auf solche Art in einem Satz zusammenbinden kannst. Würde für ein bestimmtes Wort während stehen, könnte ich es zur Not noch nachvollziehen. Aber auch dann, besser zwei Sätze. Ein wunder Punkt scheint mir auch die Zeitform, mit dem der Satz endet.

Die Geschichte vermochte mich nicht so recht zu überzeugen, obwohl sie mit einer sanften Pointe endet. Es ist viel angefüllt in diese Zeit, die er wartet, doch nicht direkt mit Spannung besetzt. Bringe den Text doch in ein ordentliches Format und überlege dir, was nur Füllsel sind. Vielleicht lässt sich durch Gedanken von ihm, die seine Wesensart mehr hervorheben, schon noch einiges steigern.

Ein Copyright am Schluss brauchst du nicht zu setzen, dies ist in den Regeln der KG.de für den Autor stipuliert.

Soweit mein Eindruck als Leser. Aber lass dich nicht entmutigen, arbeite daran und bedenke, wie es der Leser wahrnimmt.

Schöne Grüsse

Anakreon

 
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Hallo ihr Lieben,

erst einmal muss ich mich bedanken bei euch, dass ihr euch die Zeit genommen habt, auf meinen ersten Beitrag auf dieser Seite zu antworten. Ich war gestern Abend, als ich mich registrierte, erst skeptisch, ob man als "Neuankömmling" hier beachtet werden würde, aber diese Sorge war augenscheinlich vollkommen umsonst :-)
Ich habe mich echt gefreut, von euch ein bestimmtes Feedback zu bekommen. Keine Sorge, ich bin nicht nachtragend oder beleidigt aufgrund der Kritik, die ihr an dem Inhalt sowie an der Sprache/den Sprachbildern, den Aufbau der Geschichte sowie die Grammatik geäußert habt. Mir bedeutet das sehr viel, dass ihr mir anhand dieser Geschichte gezeigt habt, worin meine Schwächen liegen, was an bestimmten Reizpunkten in der Erzählung fehlte und wo viel Überflüssiges die Handlung aufblähte, was ihr mir schlüssig erklären konntet und ich nachvollziehen kann.
"Miss Landens Morgenblüte" ist erst die dritte Kurzgeschichte, die ich schrieb. Bisher habe ich "nur" Lyrik geschrieben und einige eBooks bereits erfolgreich veröffentlichen können. Da ich mich in der Lyrik am wohlsten fühle und am sichersten aufgehoben bin, war das Geschichten-Schreiben bisher nicht in meinem Fokus, obwohl man a) mit Gedichten natürlich auch eine Geschichte erzählt, und b) ich immer davon träumte, Leser mit "richtigen" (Kurz-)Geschichten begeistern und fesseln zu können, aber traute mich bis halt bei wenigen Ausnahmen nicht direkt daran. Deswegen entwarf ich diese Geschichte und war frohen Mutes, etwas, worauf man aufbauen kann, geschaffen zu haben. Meine zwei ersten Geschichten sind Kindergeschichten aus dem Jahr 2010. Ich bin wirklich dankbar über eure Kritik, über eure klasse Anregungen, sowohl das negativ Empfundene als auch das positiv Genannte. Das motiviert mich. Ich denke, ich werde die Geschichte noch einmal überarbeiten (müssen für mich) und sie hier neu reinstellen, möglicherweise ist dann bereits schon eine Besserung erkennbar! :-)

Vielen Dank, dass ihr mich so gut hier aufgenommen habt!

Viele Grüße, BK

 

Hallo Ben,

Ich denke, ich werde die Geschichte noch einmal überarbeiten (müssen für mich) und sie hier neu reinstellen, möglicherweise ist dann bereits schon eine Besserung erkennbar! :-)

Du kannst sie auch trotz Überarbeitung hier stehen lassen, das ist bei uns üblich. Zusätzliche Bemerkungen kommen normalerweise in einen Extrathread, nicht direkt unter den Text.
Ich habe bei deiner Antwort einen Link entfernt, dafür gibt es das Profil, in dem du so etwas verlinken kannst.

Viele Grüße
bernadette

 

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