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Misstrauen

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03.01.2005
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Misstrauen

Es war bereits dunkel als Greg das Dorf erreichte. Wenige hundert Meter vor dem Ortseingangsschild lag ein totes Reh. Er hätte es als Omen deuten können, einfach weiterfahren müssen, stattdessen parkte er am Straßenrand.
Als sie sich das letzte Mal sahen, vor genau zwei Wochen, fuhren sie gemeinsam zum Baden. Sie fuhr gern mit ihm, fühlte sich stark an seiner Seite, er wollte auch stark sein.
Der Verdacht, etwas könnte mit ihr nicht stimmen, hatte sich schleichend aufgebaut. Vor drei Tagen bekam er die Zeilen, die ihr Wiedersehen in weite Ferne rückten. Er dachte noch, es seien die Umstände: Hannah arbeitete seit einem Monat in einem Heim für Suchtkranke. Natürlich wäre es nur vorübergehend, aber selbst wenn es nur ein Jahr gewesen wäre, er konnte nicht begreifen, dass sie ihre Selbstfindung, wie sie es nannte, am anderen Ende der Welt betrieb.
Noch weniger verstand er, dass sie das Wochenende über blieb. Sie wollte sich einleben, schrieb sie, und er fühlte sich aufgespießt, schlief kaum noch. Dann kamen diese Gedanken: Du musst wollen, fordern, kämpfen! Er hatte sich den Wagen seines Bruders genommen ohne zu fragen. Mit etwas Glück würde es keiner merken und tanken musste er eh. Er wollte sie nicht wecken, also drehte er die Lehne zurück und versuchte zu schlafen.
Sie waren nicht lange ein Paar. Es ist nicht mal klar ob sie überhaupt ein Paar waren. Es gab etwas, dass sie verband, dass sie über den Rest der Menschheit hinaushob, ihre Verbindung besonders und einzigartig machte. Sie waren füreinander gemacht. Er unterdrückte die Träne und schaltete das Radio ein. Dann dachte er an die Batterie und schaltete es wieder aus. Schleppend verging die Zeit.
Wann wäre der beste Zeitpunkt? Er sollte sie nicht wecken, aber er konnte nicht warten. Es gab einen anderen Grund für ihre Absage. Am Telefon klang sie nicht wie ein gestresster Mitarbeiter, sie klang traurig, deprimiert. Wenn ihr in dieser Stimmung ein 'Kurgast' etwas anböte, würde sie ablehnen? Wenn ihr jemand wehtat, würde sie sich wehren können? Sie brauchte ihn doch. Er musste sie retten!
Gegen sieben Uhr hatte er genug vom Grübeln. Er stieg aus und lief zu ihrer Wohnung. Nervös klingelte er. Sie ließ sich mit dem Öffnen Zeit. Dann, als sie ihn sah, erschrak sie, erschrak er und sie warf die Tür zu. In diesem kurzen Moment sah er ihre Augenringe, ihr zerzaustes Haar. Sie öffnete erneut und ließ ihn rein. Ein beißender Geruch lag im Zimmer. Er hielt es für Alkohol. „Hast du getrunken?“ – „Das ist von dem Haarzeug. Ich hab Schuppenflechte, weißt du doch.“ Er setzte sich auf ihr Bett und starrte auf den hellroten Teppich. Sie war in Ordnung. Er war gekommen, um sie zu retten und jetzt war sie in Ordnung. „Du Held.“ murmelte sie nur und streichelte mitleidig seine Schulter.

 

Hallo Tribun,

konfus, dachte ich mir auch nach dem zweiten Durchlesen, ist diese Geschichte.
Das Reh - der Wagen, den er ungefragt genommen hatte - alles ohne Hintergrund, so bleibt es mir völlig verschlossen, was du damit andeuten willst.
Er sitzt erst im Wagen, dann klopft er an ihre Tür, sie scheint in einem Heim für Suchtkranke zu arbeiten und trinkt selber - Gedankensprünge in deiner Schreibe, denen ich nicht folgen kann.
Ein Mann, der lieben will und der Frau nicht traut, weil er Ahnungen hat und sich nicht sicher ist?
Dreimal gelesen. Nun wird es etwas klarer. Aber für die Kürze, die du bietest, bringst du für mich zuviel nebenbei rein, was ablenkt.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hi,

Danke für die Anmerkungen. Ich hab ein paar Ergänzungen gemacht, aber nur wenig. Muss noch mal etwas genauer drüber nachdenken.
Das Bild von ihr sollte stark verzerrt sein durch das Misstrauen, dass er ihr entgegenbringt. Ihr geht es eigentlich gut, nur er macht sie für sich schlecht, damit sie ihn braucht, auch wenn das nicht der Fall ist.
Das Omen sollte darauf hinweisen, dass er sich mit seinem Verhalten schadet.
Im Großen und Ganzen scheint es nicht rüberzukommen, aber wie gesagt, ich denk weiter darüber nach.

 

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